World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Das Poesiealbum

von Franzi

Kapitel 1

Mulders Part (1)





Samstag Abend

In einem kleinen Kellerbüro

In Washington D.C.



Morgen werde ich den Tag allein rumbringen müssen. Scully wollte unbedingt wieder einmal ausspannen. Ich konnte nichts dagegen tun, ich habe sie mit den krankesten Fällen, die es gibt, gelockt, mit einem Cabrio, und sogar mit einem Becher Vanilleeis. Doch keine Chance, ich muß sie wirklich überfordert haben.

Aber sie hat mir versprochen etwas da zu lassen, etwas... persönliches.

Also bin ich gespannt auf dem Weg in mein Reich im Untergrund, wie es Byers immer so treffend bezeichnet.

Ich sperre die Türe auf und bin gespannter als ein Junge der sein erstes Bier trinken darf. Ich öffne die Tür einen Spalt breit, nichts zu sehen. Ich gehe hinein, immer noch nichts.

Hat sie mich gelinkt? War es einer ihrer Scully-jokes?

Manchmal hat die Frau wirklich seltsame Anwandlungen, wie damals in Dallas.

Doch halt! Was war das?

Auf einem Stapel, wie ich jetzt zu meiner Schmach erkennen muß, Playboys, liegt ein kleines Buch.

Es ist außen lila und die Machart kommt mir bekannt vor.

Ich öffne es und werde unwillkürlich in meine Kindheit zurückversetzt.

Auf der ersten Seite steht krakelig, aber unverkennbar in Scullys Schrift:



Liebe Leute, groß und klein

Schreibt mir in mein Album rein.

Reißt mir kein Blatt heraus sonst ist’s mit der Freundschaft aus

Dana S.



Ein Poesiealbum! Scully hat mir ihr Poesiealbum gegeben. Es ist schon alt, die Seiten lösen sich langsam aus der Bindung, aber es scheint trotzdem so unberührt.

Ich stecke es gerührt in meinen Mantel, schalte das Licht aus und fahre in meine Wohnung.

Abends kommt Alien 3, doch etwas läßt mir keine Ruhe.

Mein Blick gleitet über meine spärliche Möblierung und bleibt auf meinem Garderobenständer hängen.

Dort hängt mein Mantel, ich raffe mich auf und hole das kleine Buch heraus.

Ich blättere es vorsichtig durch. Viele Zeichnungen, Gedichte, Sprüche und Wünsche.

Und schon muß ich wieder an früher denken. Ich hatte niemals ein Poesiealbum, mein Dad meinte, so etwas sei nur etwas für Mädchen.

Samantha hatte eines, sie hatte es zu ihrem 7. Geburtstag bekommen und sie ließ natürlich als erstes ihre beste Freundin, Betty, reinschreiben. Ich war nur ihre zweite Wahl, ich kann mich erinnern wie sauer ich damals war, eine dumme Freundin ihrem Bruder vorzuziehen, das konnte nur Samantha Mulder fertig bringen. Als sie mich dann endlich bat auch hinein zu schreiben, schrieb ich einen schweinischen Spruch hinein, dessen Bedeutung ich erst viele Jahre später erfuhr. Dafür erntete ich aber auch drei Tage volle Ignoranz ihrerseits und eine Woche Hausarrest.

Sie hat es mir noch lange vorgeworfen, komisch, bis ich Scullys Buch in der Hand gehalten habe, habe ich nicht mehr daran gedacht.

Die ganze Aktion war nicht sehr nett von mir gewesen, aber ich wurde nicht oft um so etwas gebeten.

Die meisten Leute haben sich schon bevor ich richtig seltsam wurde von mir distanziert. Also wurde mir so eine Gelegenheit nicht oft geboten, wie eben jetzt.

Scully hatte es mir bestimmt aus Spaß gegeben, aber Scully macht nichts unbedacht. Sie denkt sich bei allem irgend etwas, was auch immer es sein mag....

Mit diesen Gedanken kommt der erlösende Schlaf und der Fernseher spielt eine Gutenachtmusik für meine Fische.

Am nächsten Morgen bin ich bei einem Ufotreffen. Scullys Album möchte ich aus einem unbestimmten doch starken Gefühl nicht alleine lassen, doch ich könnte es verlieren und dann wäre mein Tod sicher, also hoffe ich auf die Wachsamkeit meiner Fische.

Nach unendlichen Ufotheorien und Weltuntergangsvorstellungen komme ich froh wieder zu Hause zu sein zurück. Das Album ist noch da, die Fische bekommen zur Belohnung ihr Futter.

Nach chinesischem Essen mit einem Film aus der Videothek komme ich wieder ins Grübeln.

Da ich weder jemals ein Poesiealbum hatte, noch oft die Ehre in eines zu schreiben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich etwas Originelles schreibe verschwindend gering, um es besser auszudrücken, nicht vorhanden.

Doch was soll ich tun? Scully erwartet sich etwas von mir.

Du hast sie schon oft genug enttäuscht, Mulder. Warum sollte es dieses Mal anders sein?

Tönt eine Stimme in meinem Kopf.

Nein, gerade deshalb nicht! Scully soll sich einmal auf mich verlassen können.

Ich will ihr beweisen wie tief unsere Freundschaft ist, vielleicht wollte sie das selbe, konnte sich nur nicht anders ausdrücken …

Doch dazu sollte ich mir erst einmal selbst im klaren darüber sein für wie tief ich unsere Beziehung empfinde.

Beziehung? Höhnt es in meinem Kopf.

Ihr habt ja nicht mal eine feste Freundschaft, wohl eher eine Zwangspartnerschaft.

Ich stelle diese Stimme aus und überlege fest.

Scully und ich, wir haben so viel durchgemacht, und trotzdem können wir uns noch sehen.

Das ist wahre Freundschaft!

Ich will ausdrücken wie viel sie mir bedeutet. Doch ich war noch nie gut mit Worten… ich mache lieber Witze, die sie verletzen könnten.

Von unserem ersten Fall an wußte ich, dass sie etwas besonderes war.

Als sie im strömenden Regen eine Erklärung von mir gefordert hat, als sie mir danach blind in gefolgt ist…

"Es ist alles eine Frage des Vertrauens …"

Vertrauen...Das hat sie immer getan, als man ihr einen anderen Arbeitsplatz angeboten hatte, nachdem man sie entführt und ihr das was sie zu einer Frau machte genommen hatte, jedes Mal wenn ich eine neue Theorie über Samanthas Verschwinden aufgestellt habe, stand sie an meiner Seite.

Wie oft hatte sie schon viel mehr als nur ihren Job riskiert?

Ihr Leben? Wenn ich irgendeinem kranken oder mutiertem Killer nachgejagt bin.

Sie war da als mein Vater von mir gegangen ist, meine Mutter….. sie war die ganze Nacht bei mir.

Und weiß Gott sie hat genug Probleme.

Bill hält ihr jetzt Standpauken, egal ob durchs Telefon oder wenn sie sich wieder einmal blicken läßt, über Schweinehunde usw., es interessiert mich nicht, aber ich zerstöre ihre Familie. Das interessiert mich allerdings.

Doch will sie es nicht so?

Hatte Bill Recht?

Verteidigt sie mich vielleicht nur aus Mitleid?

Nein! Scully glaubt mir! Ich muß ihr einfach etwas bedeuten.

Wie hätte sie es sonst so lang ausgehalten?
Sie wußte doch von unsrem ersten Fall an, dass die X-Akten nicht gerade karrierefördernd sind.

Wir sind ganz klar Freunde, eine Beziehung? Psychisch bestimmt, das andere kann ja noch kommen..

Aber wenn ich jetzt alles kaputt mache, wird es dazu wohl nie kommen.

Ich liebe sie …

Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass ich mein Leben lang fast nur mit Leuten verkehrt habe, die ich nicht leiden konnte, da gab es dieses Problem gar nicht.

Auch mit den Frauen… ich bin in gewisser Weise von der Natur begünstigt worden, es gibt nur weniges an meinem Äußeren auszusetzen…Ich hatte nie ein Problem ein Date zu bekommen, meist sind die Frauen von alleine gekommen, doch nicht Scully.

Sie hat den Stil einer Königin, manchmal fühle ich mich minderwertig neben ihr….ich weiß gar nicht wie sie so einen niedrigen Menschen neben sich ertragen kann, doch wenn ihre kristallklaren Augen zu mir herauf strahlen, dann ist alles vergessen.

Auch Diana hatte die Initiative ergriffen, sonst wären wir niemals zusammengewesen.

Wenn Scully wüßte, dass rot zu meinen Favoriten gehört …. Würde das etwas ändern?

Scully hat zwei Gesichter:



· das eine ist kalt und rational, es weist mich ab wenn ihre Tochter stirbt, es bringt sie dazu schnell wegzugehen wenn wir uns näher kommen, es hat immer etwas an mir auszusetzen



· das andere ist warm und herzlich, es tröstet mich, läßt sich von mir trösten und lacht das heitere Scully Lachen.



Ich muß das erste umgehen um auf das zweite zu stoßen und sie endgültig beide zu besitzen.

Also blättere ich in dem kleinen Album und suche mir eine Stelle, gar nicht so einfach, Scully muß ein beliebtes Mädchen gewesen sein.... eine Braut...

Bis ich endlich eine freie Doppelseite in der Mitte finde.

Und so mache ich mich an die Arbeit...



...



Ob es ihr wohl gefällt?





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Geliebt zu werden kann eine Strafe sein.

Nicht wissen, ob man geliebt wird, ist Folter.

- Robert Lembke-



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