World of X

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Savoir Vivre

von Foxy

Kapitel 3

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Am nächsten Morgen wachte Scully in aller Herrgottsfrühe auf, weil sie nicht mehr schlafen konnte. Sie wälzte sich eine Zeitlang von einer Seite auf die andere und entschloss sich dann, doch aufzustehen. Sie würde keinen Schlaf mehr finden und da konnte sie genauso gut ihr Garderobe zusammensuchen. Eigentlich war Scully nie ein Mensch gewesen, der viel um modische Accessoires gab oder darum besonders verführerisch auszusehen. Meist mußte ihre Kleidung praktisch und schlicht sein. Zumal es beim FBI Kleidervorschriften gab, die es zu beachten galt. Doch hier und heute war sie im Urlaub und sie wollte schön aussehen. Auch wenn sie wußte, daß es Mulder wahrscheinlich egal sein würde, einen Versuch war es wert. Sie hatte sich gestern Abend, als er gegangen war, noch knapp zwei Stunden den Kopf darüber zerbrochen, was mit ihr los war und ob Mulders Reaktionen nur ihrer überdrehten Urlaubs-Phantasie entsprungen waren. Nach einer Weile kam sie zu dem Schluß, daß sie sich die ganzen Berührungen nicht nur eingebildet haben konnte, und selbst wenn es für Mulder nichts weiter als ein harmloser Urlaubsflirt mit seinem besten Freund war, so konnte sie ja wenigstens mit spielen.

Schnell schlüpfte sie unter der Bettdecke hervor und lief, nur mit dem Nachthemd aus Seide bekleidet zum Schrank. Kritisch beobachtete sie den Inhalt und griff dann nach einer weißen Leinen Shorts und einem schwarzen Top mit Spagettiträgern. Dann kam die schwierigste Frage. Bikini oder Badeanzug?

Nach einigem Zögern entschied sie sich für den bunten Bikini. Sollte Mulder tatsächlich in seiner roten Speedo Badehose auftauchen, würde sie ihm in nichts nachstehen wollen. Und wenn nicht, so konnte sie sich seiner Blicke gewiß sein. Scully mußte lächeln und griff sich mit einem leisen Seufzen an die Stirn. Versuche ich hier wirklich Mulder zu beeindrucken?, fragte sie sich. Es gab nur eine logische Antwort auf diese Frage und Scully wußte nicht genau ob sie ihr gefallen sollte: JA.



Eine knappe Stunde später saß Scully vor dem Hotel auf einer Bank und beobachtete das bunte Treiben, daß schon um diese Uhrzeit herrschte. Die Menschen pilgerten in Scharen an die kleine Bucht, die sich direkt an den Hafen anschloss und wohl zum hundertsten Mal dankte sie Gott, daß sie vor einigen Tagen diese kleine abgeschiedene Bucht entdeckt hatte. Dort gab es nicht viele Besucher und meistens waren es Einheimische, die dort badeten. Es würde perfekt sein.

Sie schloß die Augen und wandte ihr Gesicht der Sonne zu. Es war erst halb elf und doch war die Hitze, die es um die Mittagszeit geben würde, deutlich zu spüren. Plötzlich wurde das grelle Licht, daß hinter ihren geschlossenen Liedern rot glühte verdunkelt und sie blinzelte irritiert. Vor ihr stand Mulder, gekleidet in Kaki-Shorts und ein schreiend buntes Hawaiihemd, daß bis zu seiner Brust aufgeknöpft war. Fehlt nur noch das Goldkettchen, dachte Scully und schmunzelte.

"Guten Morgen schöne Frau!", sagte er und seine Stimme klang tiefer als sonst. Verführerisch.

"Guten Morgen Mulder. Ist ihr Kleiderschrank explodiert?" Sie zupfte an dem Saum des Shirts und bereute es sofort wieder, als sie seinen verletzten Gesichtsausdruck bemerkte.

"Gefällt es ihnen nicht?"

"Doch, doch!", versicherte sie ihm schnell und suchte nach der richtigen Formulierung, um ihre Worte abzuschwächen," Es ist nur - gewöhnungsbedürftig. Normalerweise sehe ich sie in Anzug und Krawatte.", rief sie ihm in Erinnerung und Mulder schien nicht länger gekränkt zu sein.

"Kommen sie?", fragte er und bot ihr seinen Arm an. Scully lächelte, griff nach ihrem weißen Leinenbeutel, den sie nur zu Urlaubsfahrten hervorholte. Sie hakte sich bei ihm ein und gemeinsam gingen zu dem Peugeot, den sie auch noch für diesen Tag gemietet hatten.

Scully hatte Mulder schnell davon überzeugt, daß sie fahren sollte. Sie wollte nicht auch noch eine Begegnung mit den französischen Behörden riskieren. Als sie eine enge Küstenstraße entlang fuhren, zu ihrer rechten immer das Mittelmeer, blickte sie Mulder plötzlich schweigend von der Seite an.

Nach einer Weile wurde Scully nervös.

"Was ist?", fragte sie und warf ihm einen flüchtigen Blick zu.

"Nichts!"

"Sind sie sicher? Sie wissen doch, daß man seinen Partner nicht anlügen soll. Außerdem nimmt der ihnen das auch nicht ab."

"Wie lange kenne wir uns jetzt Scully?", fragte er und Scully wölbte überrascht die Brauen. Woher kam denn das auf einmal?

"Sieben Jahre, Mulder. Warum fragen sie?"

"Sieben Jahre", sagte er mehr zu sich selbst, "warum haben sie mir nie das DU angeboten?"

Das überraschte Scully nun wirklich!

"Ich dachte –", begann sie und kniff ein wenig die Augen zusammen, "ich dachte, daß das nicht nötig wäre. Was sollte ein einzelnes Wort an unserer Beziehung ändern? Ich meine, wir haben soviel zusammen durchgemacht, da klingt das SIE in meinen Ohren wie ein DU. Ich wußte nicht, daß ihnen das so wichtig ist."

"Ich weiß nicht genau. Vielleicht sind es die Ferien. Irgendwie kam es mir auf einmal komisch vor. Würde es sie - dich denn stören?" Mulder musterte sie neugierig.

Scully überlegte einen Moment lang, dann lächelte sie:

„Nein, es wäre schön.“, erwiderte sie.

Mulder lehnte sich zufrieden in seinem Sitz zurück und blickte aus dem Fenster. Auf einmal schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf, der ihm Angst einjagte.

„Du wirst mich doch jetzt nicht Fox nennen wollen, oder? Dann müsse ich das Angebot nämlich schnell wieder rückgängig machen müssen.“

Ein Grinsen breitete sich auf Scullys Lippen aus: „Natürlich werde ich dich Fox nennen. Was denkst Du denn?“ Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu, bevor sie hinzufügte, „Nein, wenn Du das nicht möchtest, tue ich das nicht. Nach sieben Jahren ‚Mulder’ kommt es auf ein oder zwei weitere nicht an.“

„Puh, noch mal Glück gehabt. Das letzte Mal, als ich jemandem das DU angeboten habe, hat sie es zum Anlaß genommen, mich sogar in der Öffentlichkeit mit Fox anzureden.“ Er zog eine Grimasse und Scully lachte.

„Sie?“, fragte sie.

„Naja, Diana.“

„Oh.“ Scullys Lachen verschwand. Sie hatte Diana Fowley vom ersten Tag an, an dem sie das Kellerbüro betreten hatte nicht leiden können und dieses Gefühl war geblieben bis zu dem Tag an dem sie starb. Auf eine bizarre Art hatte Scully Mulders Trauer verstehen können, schließlich waren die beiden mehr als nur gute Freunde gewesen, sie waren Geliebte und obwohl Mulder keine Gefühle mehr für sie hatte, wusste sie, wie weh es tun konnte, einen Menschen der einem einmal viel bedeutet hatte zu verlieren. Auch sie hatte diese Erfahrung machen müssen, damals, als Jack Willis gestorben war.

Diana Fowley war also die letzte Person gewesen, der Mulder das Du angeboten hatte. Das war einige Zeit her und zeigte einmal mehr, dass er eben so wenig ein Privatleben zu besitzen schien, wie sie. Erschreckend!

„Soll das heißen, ich darf dich Fox nenne, wenn wir alleine sind?“ Sie grinste anzüglich.

„Nur im Urlaub.“ Seine Lippen zuckten als er versuchte, dass Lächeln zurückzuhalten. Es gelang ihm nicht ganz.

Scully bog schwungvoll in einen Parkplatz ein und brachte den Peugeot mit quietschenden Reifen zum stehen. Keuchend klammerte Mulder sich an seinen Sicherheitsgurt. „Versuchst du etwa, mich umzubringen?“

„Jetzt sehen sie mal, was ich immer ertragen muß, wenn sie fahren.“

„Es heißt wenn Du fährst, und ich entschuldige mich tausendmal, wenn du das nur nie wieder machst.“

Ohne ein weiteres Wort lächelte sie ihn an, löste den Sicherheitsgurt und stieg aus dem Auto. Sandstein knirschte unter ihren Schuhen und die Sonne brannte vom strahlend blauen Himmel. Scully atmete den würzigen Duft der Pinien die sie umgaben und lauschte auf das überschwängliche Zirpen der Zikaden. Schließlich ließ sie die Wagentür ins Schloß fallen und begab sich zu Mulder, der ihre Taschen aus dem Kofferraum holte.

„Bist du bereit, Cowboy?“, fragte sie übermütig und nahm ihren Beutel entgegen.

„Yeehaa!“, erwiderte Mulder fröhlich und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.

Eine Weile liefen sie schweigend den steinigen Weg entlang und es war nichts zu hören, außer ihrem leicht gepressten Atmen. Die Luft der Mittagszeit stand schwer über der Landschaft und schien in der Ferne heiß zu Flimmern. Steil schlängelte sich der Weg an den steilen Klippen entlang und fiel links tief in das türkisblaue Mittelmeer ab. Die knorrigen Pinien spendeten dürftigen und doch so nötigen Schatten und sowohl Mulder als auch Scully spürten, wie die Hitze ihren Tribut forderte.

„Scully,“, keuchte Mulder schließlich, „habe ich eine Chance um eine Pause zu bitten, ohne dabei wie ein Trottel auszusehen?“

„Anscheinend liegt der letzte Fitnesstest schon etwas zurück.“, erwiderte sie und wischte sich den leichten Schweißfilm von den Stirn, „Es ist nicht mehr weit und ich verspreche dir, die Strapazen lohnen sich. Ich wäre beim ersten Mal auch beinahe umgekehrt. Zum Glück habe ich es nicht getan.“

Mulder ließ ein erschöpftes seufzen hören, setzte aber weiterhin einen Fuß vor den anderen.

Endlich erreichten sie den Gipfel und Mulder stellte fest, dass Scully nicht zuviel versprochen hatte. Das Panorama, dass sich ihnen bot, war atemberaubend. Die schroffen Klippen vielen steil vor ihnen ab, nur hin und wieder wuchsen auf den kahlen Felsvorsprüngen vereinzelte Pinien. Pinien, allgegenwärtig und immer bevölkert von Scharen zirpender Insekten. Das Meer zu ihren Füßen schimmerte türkis in der gleißenden Mittagssonne und wechselte bald die Farbe in dunkles Blau, dass schließlich zu einem tiefen Schwarz wurde, dort, wo das Wasser am tiefsten war. Die Bucht war zum Meer hin offen, doch war der Zugang nicht zu sehen, da die Felsen den Blick versperrten und so machte es den Eindruck, als seien sie vom Rest der Welt abgeschnitten. Mulder deckte vereinzelt Menschen, die sich auf dem beinahe weißen Strand bräunten.

„Wie ....?“, setzte er zu einer Frage an, doch Scully schien es bereits erwartet zu haben, denn sie lächelte und sagte: „Ich habe mich in der ersten Woche viel hier in der Gegend umgesehen und traf in einem kleinen Bistro auf eine junge Frau aus Kanada. Wir kamen ins Gespräch und sie schwärmte von der Abgeschiedenheit und Einzigartigkeit dieses Ortes. Nach unserem Gespräch habe ich mich sofort auf den Weg gemacht und nachdem ich die Klippen emporgeklettert war, habe ich mich verliebt. Ich denke, ich habe noch nie einen schöneren Ort auf der Welt gesehen, als diesen. Das wollte ich mit dir teilen....“

Sie hatte sich zu ihm umgewandt und hatte das Gefühl, Mulder gerade ein wertvolles Stück ihrer Seele offenbart zu haben. Sie war verliebt in diesen Ort, war er ihm doch so ähnlich. Wild und rauh, voller Gefahren und Abgründe. Niemals war man sich sicher, was hinter der nächsten Biegung wartete und oftmals entging man nur knapp dem Absturz in die Tiefe. Aber dieser Fleck Erde war auch sinnlich und sanft. Der Sand am Ufer war weich und warm und vermittelte Geborgenheit und im kühlen, seidigen Wasser konnte man Schutz finden. Nur selten verirrten sich Menschen hierher und dennoch hatte sie sich niemals einsam gefühlt. Es war seltsam, wie viele Parallelen es zu Mulder gab.

„Sollen wir?“, fragte Mulder und weiß in das Tal vor ihnen. Ihm war nicht entgangen, dass ihre Gedanken weit fort waren und der Ausdruck in ihren Augen war ihm nicht neu. In den wenigen Momenten, in denen sie vertraut mit einander sein konnten, ohne Angst haben zu müssen, verletzt zu werden, sah sie ihn so an. Ein weicher Blick, der einen kurzen Augenblick die wahre Scully ans Tageslicht förderte und die Maske der rationalen und beherrschten FBI Agentin zurückließ.

„Gerne.“, stimmte sie zu und vorsichtig machten sie sich an den Abstieg hinunter zum Wasser. Der Weg hinab war wesentlich kürzer als der hinauf und so dauerte es nicht lange und sie erreichten den feinen Strand, der die Bucht auf dieser Seite säumte.

„Es ist traumhaft hier.“, sagte Mulder und lies sein Badehandtuch in den Sand fallen. Er schlüpfte aus seinen Schuhen, streifte Hemd und Shorts ab und lief die wenigen Meter zum Wasser. Bis zu den Knien watete er in das angenehm kühle Naß und blickte sich dann nach Scully um und als er sie langsam auf sich zu kommen sah, konnte er nicht anders, als sie anzustarren. Sie trug einen hellblauen, schlicht geschnittenen Bikini, der ihren Körper nicht länger unter den verschiedenen Laken eines biederen Arbeitskostüms versteckte.

Sie hatte die Strecke zum Wasser mittlerweile hinter sich gebracht und ließ sich mit einem erleichterten Seufzen in die sanften Wellen am Ufer sinken. Das Wasser hatte bereits wenige Meter hinter dem Ufer genug Tiefe und so schwamm sie mit wenigen Zügen hinaus. Schnell schwamm Mulder hinter ihr her und hatte sie bald eingeholt. Er griff nach ihrem rechten Fuß und hielt sie fest. Scully schnappte erschreckt nach Luft und tauchte schließlich unter. Als sie wieder an der Oberfläche auftauchte, japste sie wie ein Fisch auf dem Trockenen.

„Mulder, was zur Hölle....“ Sie sprach nicht zu Ende, sondern stütze sich mit beiden Händen auf seine Schultern und schickte ihn ebenfalls unter Wasser. Doch Mulder war vorbereitet. Er schlang seine Arme um ihre Hüften und als er untertauchte, zog er sie mit. Unter Wasser klammerte sie sich reflexartig an ihn und riß erstaunt die Augen auf. Als Mulder sie zum zweiten Mal unter die Oberfläche gerissen hatte, beschloß Scully, die Gelegenheit auszunutzen und ein wenig die Grenzen auszutesten. Mulder hatte sie so offen angestarrt, das sie der Versuchung einfach nicht widerstehen konnte. So schlang sie ihre Beine um seine Hüften und zog ihn näher an sich heran. Als sie die Augen aufschlug und in sein ernstes Gesicht starrte wusste sie, dass dies mehr als nur ein Spiel war. Es konnte schneller ernst werden, als ihr lieb war und sie frage sich, ob sie die hauchdünne Grenze ihrer Freundschaft bereits überschritten hatten. Da war nichts von dem spielerischen kleinen Jungen in seinen braunen Augen und obwohl das Wasser nicht kalt war, spürte Scully eine Gänsehaut über ihren Rücken jagen. Der flüchtige Moment der Nähe wurde jäh unterbrochen, als Scully sich aus seiner Umklammerung befreien musste, um Luft zu holen. Kurz nach ihr tauchte auch Mulder nach Sauerstoff ringend an der Oberfläche auf.

„Mach das, nie wieder!“, keuchte sie schwer atmend und schickte ein kleine Fontäne Wasser in seine Richtung.

Mulder grinste, „Ich wusste gar nicht, dass du so wasserscheu bist.“

„Ich bin nicht wasserscheu.“, verteidigte sie sich, „Ich kann es nur nicht leiden, wenn man versucht mich umzubringen. Da reagiere ich irgendwie allergisch.“ Wieder bespritzte sie ihn und es endbrante eine kleine Wasserschlacht die schließlich damit endete, dass Mulder ihre Handgelenke packte und sie hinter ihrem Rücken zusammenhielt. Wassertretend und schwer atmend hielten sie sich lachend über Wasser.

„Du bist gefährlich.“, sagte Mulder, sein Mund so nah an ihrem Gesicht, dass sie seinen Atem auf ihren Wangen spüren konnte.

Auf einmal schien de Welt um sie herum still zu stehen. Alle Geräusche und Bewegungen wurde unwichtig und es existierten nur noch Mulders dunkle Augen. Scully spürte, wie seine warmen sanften Hände (Woher hatte dieser Mann nur so sanfte Hände?) über ihren Rücken in die nassen Haare in ihrem Nacken glitten und seine Finger ihre Gesicht umfassten. Seine Daumen zeichneten zärtlich die weichen Bogen ihrer Unterlippe nach und Scullys Herz machte unkontrollierte Sprünge. Die letzten Tage, die sie mit Mulder verbracht hatte schienen ihr plötzlich wie ein Traum zu sein. Immer wieder hatte sie sich gefragt, wo ihre alten Zweifel und Ängste geblieben waren. Normalerweise erstickte sie sämtliche romantische Begegnungen mit Mulder sofort im Keim, um nicht verletzlich zu sein. Viele Menschen hatten Angst, vor der Einsamkeit. Davor, alleine zu sein und ohne einen Menschen, der Trost und Liebe spendete. Seit einigen Jahren war diese Einsamkeit Scullys ständiger Begleiter gewesen, aber sie hatte ihr nie Angst eingejagt. Im Gegenteil. In Mulder hatte sie einen Menschen gefunden, der ihr den Trost und die Stärke bieten konnte, wenn sie sie brauchte. Sie mußte nur die Hand ausstrecken und er war da. Aber sie brauchte ihre Freiheit und Unabhängigkeit und auch die hatte sie in der Beziehung zu ihrem Partner gefunden. Das Gefühl der Einsamkeit war nicht ihr Problem, doch die Angst, verletzlich zu sein saß dafür um so tiefer. Sie wollte nicht schon wieder verletzt werden und sollte sie die Beziehung zu Mulder auf eine neue ebene bringen, wußte sie, daß sie verletzlich werden würde. Unweigerlich würde sie sich ihm öffnen müssen, würde ihre größten Ängste und Zweifel mit ihm teilen müssen.

Und so überrollte sie die alte Angst wie eine Welle und Panik keimte in ihr auf. Wenn sie eine Sekunde länger in diese zärtlichen Augen blicken würde, würde sie all ihr Prinzipien und Grundsätze über Bord werfen und einfach springen.

"Ich - mir wird kalt. Laß uns zurück an den Strand schwimmen." Sie befreite sich hastig aus seiner Umarmung und schwamm mit kräftigen Zügen zurück ans Ufer. Mit bleischweren Beinen und einem Knoten im Magen ging zu ihrem Handtuch und ließ sich darauf nieder. Mit einem resignierenden Seufzen streckte sie sich in der wärmenden Sonne aus und ließ sich von den Strahlen trocknen. Plötzlich schob sich ein Schatten ins Licht und Scully blinzelte verwirrt. Sie wußte wer es war, der ihr die Sonne stahl und sie konnte sich den vorwurfsvollen Blick in seinen Augen lebhaft vorstellen. Sie schirmte ihre Augen gegen das grelle Licht ab und blickte zu ihm auf. Vorhin, als sie zum Wasser gegangen war, hatte sie seine bewundernden Blick genossen und nun war es an ihr, den trainierten Körper ihres Partners zu mustern. Wasser glitzerte in seinen dunklen Haaren und auf seiner muskulösen Brust. Die honiggoldene Haut auf Oberkörper, Armen und Beinen schimmerte seidig weich und in Scully wurde der Wunsch, ihr Fingerspitzen über die seinen makellosen Körper wandern zu lassen, beinahe überwältigend. Er hatte nicht unbedingt das, was man einen Waschbrettbauch nennen würde, aber jedes Gramm Muskeln saß am rechten Fleck und Scully wußte, daß jeder Zentimeter, jeder Millimeter von ihm mit nur einem Wort ihr gehören könnte. Ihr Blick glitt zu den hautengen dunkelblauen Shorts, die er trug.

Er starrte sie einige Sekunden unverwandt an, sagte aber nichts, bevor er sich schließlich auf sein Handtuch legte. Eine Weile herrschte quälende Stille. Schließlich setzte Scully sich auf und begann, ihren Körper mit Sonnenmilch einzureiben. Gleichmäßig verteilte sie die kühle Lotion auf ihrer überhitzten Haut und auf einmal spürte sie seine Nähe. Er mußte direkt hinter ihr knien, denn sie konnte die Hitze seines Körpers auf ihrer Haut kribbeln spüren. Ohne ein Wort nahm er die Sonnenmilch aus ihrer Hand und ließ einen Klecks auf ihren Rücken tropfen. Als sie seine Hände warm auf ihrem Rücken spürte, schloß Scully die Augen und ließ sich einen Moment lang fallen. Seine Fingerspitzen massierten die Creme sanft in die sensible Haut an ihrem Rücken und hinterließen brennende Spuren. Er fuhr über die Konturen ihres Rückrades , zeichnete die gewundene Schlange auf ihrem unteren Rücken nach und glitt wieder hinauf, an ihren Seiten entlang. Seine Finger glitten unter den leichten Baumwollstoff ihres Badeanzugs und berührten flüchtig die Seiten ihrer Brüste. Scully atmete leicht durch geöffnete Lippen und seufzte kaum hörbar, während seine Finger ihre sanfte Massage an ihrem Nacken fortsetzten. An den dünnen Trägern hielt er einen Moment inne, bevor er sie zur Seite streifte und lose an ihrer Seiten hängen ließ. In kreisenden Bewegungen rieb er die Lotion in die weiche Haut ihrer Oberarme und lehnte sich näher zu ihr, bis sein Oberkörper ihren Rücke berührte.

Ihre Haut war durch die Sonne leicht gerötet und dennoch so seidig weich, daß Mulder sich allmählich in dem Gefühl von Haut auf Haut verlor.

Nach endloser Zeit streifte er die Träger wieder über ihre Schultern und ließ seine Hände darauf ruhen. Scully blieb regungslos und mit geschlossenen Augen sitzen. Sie brauchte eine Weile um wieder in die Realität zurück zu finden und ein weit entfernter Teil ihres Gehirns flüsterte beständig - laß es geschehen, es ist so einfach - Und dann spürte sie seine Lippen auf ihrer Haut, direkt über der Beuge in der ihr Hals auf ihre Schulter traf. Der Kuß schien eine Ewigkeit zu dauern und war so leicht, wie der Wind, der durch die Bucht strich. Sie konnte sie Spitze seiner Zunge über die angespannten Muskeln unter ihrer Haut tanzen spüren. Warm, elektrisierend und so verboten. Hitzewellen jagten durch ihren Körper und konzentrierten sich an ihren Hüften, auf denen seine Hände nun ruhten. Sie mußte es beenden, hier und jetzt, sonst würde sie keine Kontrolle mehr über ihr Handeln haben.

"Mulder.... wir.... ich kann nicht. Wir dürfen das nicht.", flüsterte sie doch ihre Muskeln gehorchten ihr nicht mehr und so wandte sie nur ihren Kopf ein wenig zur Seite und atmete weiter durch leicht geöffnete Lippen.

"Ich weiß....", hörte sie seine Stimme weich an ihrem Ohr.
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