World of X

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Anticipate The Unforeseen

von XS

Chapter 5

Parkhaus/ Margaret Lane

Ein unauffälliger Kleinbus, der in einem dunklen Blau gehalten war, parkte auf der vorletzten Etage. Er befand sich genau über der Stelle, an der die Kamera der Entführer angebracht worden war. Obwohl der Wagen von außen einen unscheinbaren Eindruck machte, war er im Inneren bis zur Decke mit allen möglichen, für einen Laien unidentifizierbaren, technischen Geräten ausgestattet. Der rückseitige Teil des Wagens war nicht einsehbar, da dort keine Fenster vorhanden waren. So konnten die Lone Gunmen ungestört arbeiten. Sie hatten sogar vorsichtshalber die vorderen Fenster mit Karton verdeckt.

Während Langly und Byers vor einem Monitor saßen, sprachen sie über ein Mikrofon mit Frohike.

„Frohike, wie weit bist Du?“, fragte Langly, während er auf einen dunklen Bildschirm starrte. Ein starkes Rauschen folgte dieser Frage, aber ansonsten blieb es in der Leitung still.

„Frohike...“, begann Langly abermals, als er durch eine, durch den Funk seltsam verzerrte Stimme, unterbrochen wurde.

„Ja, ja. Immer mit der Ruhe. Ich hab‘s gleich geschafft“, tönte Frohike’s Stimme aus den Lautsprechern, wobei ein durch Anstrengung verursachtes Keuchen zu hören war. Plötzlich flackerte der Monitor, vor dem Langly saß, auf. Doch das Flackern dauerte nur wenige Sekunden, danach wurde der Monitor wieder dunkel und nur eine leichte Spiegelung von Langly, Byers und den Geräten an der rückwärtigen Seite des Wagens war zu sehen. Jetzt mischte sich Byers ein: „Frohike, es war bereits ein kurzes Flackern von einem Bild zu sehen, aber dann blieb der Bildschirm schwarz. Du hast doch nicht etwa einen Kurzschluß verursacht?“

„Nein“, kämpfte sich Frohike’s Stimme mürrisch durch das Rauschen., „ich bin nur abgerutscht, aber gleich ist es soweit.“

Der Satz war noch nicht vollständig verklungen, als zum zweiten Mal der Monitor aufflammte. Doch diesmal war das Bild, das darauf zu sehen war, klar und ohne Störung.

„Ist schon etwas zu sehen?“, fragte Frohike gleich darauf zuversichtlich.

„Ja, es ist alles deutlich zu erkennen“, erwiderte Byers bestätigend, „Du kannst jetzt wieder zurückkommen.“

„In Ordnung“, antwortete Frohike, der nur noch schlecht durch das Rauschen zu verstehen war. Dann brach das Rauschen ganz ab. Frohike hatte den Kontakt unterbrochen. Langly und Byers starrten den Monitor an. Klar und deutlich konnten sie jetzt einen halbkreisförmigen Teil des untersten Parkdecks überblicken. Dieser Teil zog sich bis zu dem Parkscheinautomaten hin. Die Lone Gunmen hatten es geschafft die Kamera, welche die Entführer dort angebracht hatten, anzuzapfen.


Scully’s Wohnung

Während Scully auf dem Sofa saß und gedankenverloren immer wieder die CD- ROM von einer Hand in die andere Hand wandern ließ, war es diesmal Mulder, der nervös auf und ab ging. „Mulder...“, begann Scully, während sie auf ihre Hände starrte, die unentwegt die CD- ROM drehten und wendeten. Mulder blieb stehen und sah zu ihr hinüber.

„...ich weiß nicht, ob wir das Richtige tun. Was ist, wenn etwas schiefgeht oder bereits schiefgegangen ist? Sie hätten sich doch längst melden müssen.“

Scully’s Stimme klang ängstlich und Mulder vermutete, daß er einen ebenso ängstlichen Gesichtsausdruck sehen würde, wenn er Scully ansah. Aber sein Blick wurde beinahe magnetisch von der CD angezogen, die ständig von Scully’s rechten zur linken Hand wechselte. Hin und her. Hin und her. Mulder öffnete gerade den Mund, um sie zu beruhigen und versuchte außerdem gewaltsam den Blick von der CD zu lösen, als plötzlich ein schrilles Läuten die entstandene Stille, auch wenn sie nur einen winzigen Augenblick gedauert hatte, zerriß. Hätte Mulder es geschafft, seinen Blick von der CD zu trennen, so hätte er nicht mit ansehen können, wie Scully’s Hände beim ersten Ton des Läutens vor Schreck innehielten und sich verkrampften. Zwar nur für einen Bruchteil einer Sekunde, aber dieser Moment reichte aus, um die CD aus dem Takt zu bringen. Mulder beobachtete, wie die CD wieder von der linken zur rechten Hand trudelte. Aber sie hatte von der linken Hand keinen Schwung bekommen, weil genau zur Zeit der Berührung das Läuten eingesetzt hatte. Es schien, als ob sie für einen Moment in der Luft schwebte, bevor sie begann zwischen den Händen von Scully, die nur wenige Zentimeter entfernt waren, auf den Boden zuzusteuern. Mulder wollte eine Warnung ausstoßen, aber es passierte so schnell, daß sein Gehirn die Daten, die seine Augen gerade lieferten, noch nicht vollständig verarbeitet zu haben schien, um eine Reaktion auslösen zu können. Aber Scully hatte sich vom ersten Schreck wieder erholt. In einem Reflex griff die rechte Hand nach unten und verfehlte die CD um Haaresbreite. Beinahe. Doch ein weiterer Reflex ließ Scully’s Hand noch ein Stück weiter nach unten schnellen, wodurch sie die CD doch noch mit den Fingerspitzen erwischte. Langsam hob Scully sie hoch und legte sie behutsam auf den Tisch. Kalter Schweiß, Angstschweiß, stand ihr auf der Stirn, was Mulder nach einem Blick in ihr Gesicht feststellte. Außerdem sah er, wie Scully’s Augen vor Schreck weit aufgerissen waren. Darüber, ob es der Schreck über das plötzliche Läuten oder der Schock über den Beinahe- Verlust der CD, die das Leben ihrer Mutter repräsentierte, war, der Scully’s Gesichtsausdruck erklärte, hatte Mulder keine Zeit nachzudenken. Er wurde durch ein weiteres Läuten aus seinem tranceähnlichen Zustand befördert. Tatsächlich handelte es sich erst um das zweite Läuten, aber diese Szene war ihm so lang vorgekommen, daß er sich darüber wunderte. Mulder hatte sich ebenfalls verkrampft, aber erst jetzt wurde ihm bewußt, daß die CD vermutlich gar nicht am Boden zerschellt wäre. Also entspannte er sich wieder, soweit es in dieser Situation überhaupt möglich war.

Scully war nun auch bewußt geworden, daß ihre Angst völlig umsonst gewesen war. Erschöpft lehnte sie sich zurück. Als es das dritte Mal schellte, kramte Mulder sein Funktelefon aus der Tasche und beendete, endlich, das nervtötende Klingeln, das beinahe eine Katastrophe hervorgerufen hätte.

„Mulder“, meldete er sich und hörte dann einen Moment lang der Person am anderen Ende zu, bevor er nickte: „Danke, Leute. Ihr habt was gut bei mir.“

Anschließend schaltete er das Telefon aus und sah Scully an, die sich langsam wieder von dem Schreck erholte.

„Sie haben es geschafft die Kamera anzuzapfen und können jetzt auch das Bild beliebig manipulieren.“

Mulder machte eine kurze Pause, „...aber es läßt sich nicht zurückverfolgen, wohin die Leitungen der Kamera führen.“

Scully nickte. Dann schaute sie auf die Uhr. Ein Stirnrunzeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie konnte kaum glauben, was sie sah und war im ersten Moment überzeugt davon, daß ihre Uhr stehengeblieben war. Doch sie hatte den Gedanken noch nicht vollständig zu Ende geführt, da wußte sie bereits, daß das nicht der Fall war. Erst in etwa zehn Stunden würde das Warten ein Ende nehmen.

„Aber das Warten auf was?“, fragte sie sich, „auf ein gutes oder schlechtes Ende?“

Sie wollte den Gedanken nicht beenden, weil sie nicht wahrhaben wollte, wohin dieser führen konnte. Das würde sie noch früh genug erfahren. Mulder hatte inzwischen neben ihr Platz genommen. Scully spürte, wie ihre Augen plötzlich anfingen zu schmerzen. Sie wußte, daß das eine Folge davon war, daß sie die letzte Nacht schlecht und wenig geschlafen hatte. Sie schloß sie.

„Vielleicht sollten Sie versuchen noch ein wenig zu schlafen. Sie sollten diese Nacht ausgeruht sein“, schlug Mulder vor. Wieder nickte Scully zustimmend. Auch wenn sie nicht schlafen konnte, so würde es ihr wenigstens möglich sein, sich auszuruhen.

„Ich lasse Sie dann jetzt alleine“, begann Mulder und fügte nach einer Pause hinzu, „Heute Abend werde ich dann rechtzeitig vorbeikommen.“

„Ja“, stimmte Scully zu und öffnete ihre Augen wieder und sah Mulder nach, der sich bereits zum Gehen gewandt hatte.

„Mulder?“, hielt sie ihn auf.

Mit einem fragenden Gesichtsausdruck drehte sich dieser zu ihr um.

„Würden Sie die CD mitnehmen? Ich denke, sie ist bei Ihnen sicherer aufgehoben.“

Mulder nickte: „Natürlich, wenn Sie sich dabei wohler fühlen.“

Mulder nahm die CD vom Tisch und verstaute sie behutsam in seiner Manteltasche.

„Danke, ...für alles“, sagte Scully und lächelte ihm flüchtig zu. Mulder sah sie ebenfalls kurz lächelnd an. Dann verabschiedete er sich und verließ Scully’s Wohnung. Noch einige Sekunden, nachdem Mulder gegangen war, saß Scully mit geschlossenen Augen auf dem Sofa. Erst dann konnte sie sich dazu aufraffen, aufzustehen.


23:21 Uhr

Dunkelheit umhüllte die Stadt. Aber es schien so, als ob die Stadt eine Art Schutzring gegen die Dunkelheit aufgebaut hätte. Einen Schutzring aus Licht. Tausende von Lichtern erhellten die Nacht, so daß man fast denken konnte es wäre noch heller Tag. Obwohl es beinahe Mitternacht war und das Wochenende noch weit entfernt zu liegen schien, waren die Straßen belebt. Diese Stadt schien anscheinend nie zu schlafen. Aber es war dennoch nicht allzu überfüllt, so daß noch immer ein relativ leichtes Durchkommen möglich war. Schließlich erreichten Mulder und Scully das Parkhaus an der Margaret-Lane. Während Mulder den Wagen weiter ins Innere des Parkhauses lenkte, warf er einen kurzen Blick auf den Beifahrersitz. Auf diesem saß Scully, sichtlich nervös und verkrampft. Nach einer weiteren Etage stellte Mulder den Wagen in eine der zahlreichen Parklücken ab. Einige Sekunden verstrichen, ohne daß etwas gesagt wurde. Wieder schaute Mulder zu Scully hinüber und lächelte ihr aufmunternd zu. Diese brachte als Antwort nur ein kurzes und karges Lächeln zustande. Wieder spürte sie ein flaues Gefühl in der Magengegend. Schließlich verließen sie den Wagen und gingen weiter in die Parkgarage hinein. Mulder trug die Aktentasche, in der sich die CD befand. Als sie die vorletzte Etage erreichten, erkannten sie zwar den Wagen, in dem die Lone Gunmen ihr Quartier eingerichtet hatten, aber sie gingen gleichgültig, ohne eine Miene zu verziehen, daran vorbei. Bedrohlich rückte die Kurve mit jedem Schritt näher. Nervös steckte Scully ihre Hände in die Taschen ihres Mantels, um das leichte Zittern verbergen zu können. Viel zu schnell, wie sie es empfand, erreichten sie die Ecke. Mulder merkte, wie Scully’s Schritte zaghafter wurden, je näher sie ihrem Ziel kamen. Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und flüsterte in ihr Ohr: „Wir werden es schaffen.“

Beinahe unmerklich deutete Scully ein Nicken an. Zusammen mit Mulder betrat sie die letzte Etage. Nur drei Besitzer hatten ihre Autos über Nacht in der untersten Etage abgestellt. Auf der linken Seite befand sich ein hellblauer Pickup, der seine besten Jahre anscheinend bereits hinter sich hatte. Ein paar Meter weiter stand, ebenfalls an der linken Seite, ein dunkelroter Ford, der, im krassen Kontrast zum Pickup, gerade aus der Fabrik gerollt zu sein schien. Der letzte Wagen befand sich auf der rechten Seite, und, um genau zu sein, stand er direkt auf dem Parkplatz, der sich vor der versteckten Kamera befand. Es handelte sich hierbei um einen Sedan. Auf dem schwarzglänzenden, von einer leichten Staubschicht überzogenem Heck, prangten die Worte ‚Flower Power‘ sowie einige Blumen. Während beide Agenten weiter den Gang entlang gingen und Mulder auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen, seine Blicke über die Wagen streifen ließ, hallten ihre Schritte laut durch den fast leeren Raum. Der Parkscheinautomat war nur noch wenige Meter entfernt. Schließlich standen sie ihm direkt gegenüber. Mulder nahm die Aktentasche in die andere Hand und bückte sich, um sie direkt neben den Automaten zu stellen. Dann richtete er sich wieder auf und wandte sich Scully zu, die mit hängenden Schultern dastand. Fragend sah er sie an, doch sie schüttelte leicht den Kopf, zum Zeichen, daß alles in Ordnung war. Dann drehte sie sich um und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren, dicht gefolgt von Mulder, der nach wenigen Schritten zu ihr aufschloß. Endlich erreichten sie das Ende der Etage und betraten das nächste Parkdeck.


Im Wagen der Lone Gunmen

Dicht gedrängt saßen die Lone Gunmen um einen Monitor herum, der das unterste Parkdeck zeigte. Gerade waren Mulder und Scully das zweite Mal durch das Bild gelaufen. Jetzt schien das Bild stillzustehen. Nichts rührte sich und kein Geräusch war zu hören. Plötzlich wurde die Stille durch ein kraftvolles, aber nicht zu lautes Klopfen unterbrochen. Alle Gunmen hoben erschrocken und ruckartig die Köpfe. Sie sahen sich bedeutungsvoll an, woraufhin Byers nach einem kurzen Blick durch einen winzigen Spalt, der sich in der Abdeckung am vorderen Fenster befand, die Tür öffnete. Ohne eine Reaktion, eine Begrüßung oder eine Aufforderung einzutreten, abzuwarten, betrat Mulder gefolgt von Scully den Wagen. Hinter ihnen schloß Byers wieder behutsam die Tür.

„Wofür ist denn der Monitor?“, fragte Mulder sofort und deutete auf den Monitor, der in einer anderen Ecke des Wagens stand. Frohike drehte sich um und beugte sich zur gegenüberliegenden Ablage und nahm etwas auf. Es war so eng in diesem rollenden Abladeplatz für Computer, daß man praktisch alles von einer Stelle in der Mitte des Wagens erreichen konnte. Frohike wandte sich jetzt wieder Mulder zu und drückte ihm den Gegenstand in die Hand.

„Danke“, sagte Mulder erfreut, erklärte dann aber mit enttäuschter Miene, „aber ich habe doch erst in ein paar Monaten Geburtstag.“

Frohike verdrehte scheinbar genervt die Augen.

„Dafür ist der Monitor“, sagte er dann lakonisch. Nun betrachtete Mulder aufmerksam den Gegenstand, der in seiner Hand lag. Auch Scully beugte sich ein wenig vor und spähte über Mulder’s Schulter, um einen Blick darauf erhaschen zu können. Es handelte sich um eine kleine tragbare Kamera, ähnlich jener, die im Parkhaus angebracht war. Nur dieses Modell war so konzipiert, daß es von einer Person auf dem Kopf getragen werden konnte. Der Betrachter, der sich die gesendeten Daten ansah, konnte genau das sehen, was auch der Träger gerade betrachtete. Um den vermutlich folgenden, skeptischen Fragen Scully’s vorzubeugen, erklärte Frohike dann: „Die Kamera sendet verschlüsselte Daten aus, die dieser Computer“, er machte eine lasche Handbewegung in die andere Ecke des Wagens, wobei er hoffte auf den Monitor und den dazugehörigen Computer zu deuten, „mit Hilfe einer speziellen Software, wieder in ein vollständiges Bild umwandeln kann. Sie sind absichtlich verschlüsselt, um ein unerwünschtes Einsehen anderer zu verhindern.“

„Und falls eine Kamera beschädigt werden sollte“, fügte Langly hinzu und zog eine weitere Kamera hervor, „haben wir die Möglichkeit zwischen beiden Kameras hin- und herzuschalten.“

„Und was ist mit Mikros?“, erkundigte sich Mulder.

„Wir konnten nur diese ziemlich miserablen Mikros besorgen, nicht in der Qualität, die wir gewohnt sind, aber wir hoffen, daß es ausreicht“, erklärte Frohike mit einem Achselzucken. Mulder nickte: „Es muß ganz einfach ausreichen.“

Und dann nach einer Pause, in der er zu überlegen schien, fügte er hinzu, „Also gut, Jungs, verkabelt uns.“


Nach wenigen Minuten standen Mulder und Scully wieder außerhalb des Wagens. Scully zog ihre Kleidung glatt, um die schußsichere Weste, die sie ebenfalls gerade angelegt hatten, in die richtige Position zu bringen. Mulder musterte Scully.

„Hey Scully, Sie müssen nur positiv denken“, ermunterte er sie, oder versuchte es wenigstens. Scully brachte nur ein klägliches Lächeln zustande.

„Sind Sie bereit?“

„Mulder“, begann sie langsam und leise. Sie sagte es in einer Art, die Mulder schon so oft gehört hatte. Er wußte, was das zu bedeuten hatte und was jetzt vermutlich folgen würde. Scully begann immer dann genau mit diesem Wort und vor allem mit dieser Art von Betonung, wenn sie etwas bedrückte und sie ihm ihre Zweifel mitteilen wollte. Jetzt fuhr sie, nachdem Mulder dies alles durch den Kopf gegangen war, fort.

„...ich bin mir nicht sicher, ob wir dies wirklich tun sollten. Ich meine, selbst wenn wir Erfolg haben sollten, wer garantiert uns, daß wir die CD unversehrt wiederbekommen? Und deshalb weiß ich nicht, ob das Risiko dann gerechtfertigt ist.“

„Aber es ist auch so das Risiko vorhanden, daß wir nicht einmal wissen, wie die Entführer auf die Übergabe reagieren. Vielleicht werden sie immer mehr fordern, wenn wir ihnen jetzt nicht Einhalt gebieten.“

Scully verstand, was er meinte, aber dennoch war sie noch immer nicht überzeugt.

„Es wird alles gutgehen“, startete Mulder einen neuen Versuch, „denken sie nur an Agent Mitchell’s Traum.“

Scully lächelte ein wenig verzerrt.

„Wir sind jetzt besser als jeder andere auf das vorbereitet, was uns erwartet.“

Sie wollte ihm glauben und seiner Einschätzung vertrauen, also nickte sie leicht. Aber ihr war trotzdem nicht wohl in ihrer Haut und ein ungutes Gefühl der Vorahnung beschlich sie. Mit einem energischen Schritt nach vorne, hoffte sie dieses abschütteln zu können.

„Wir gehen jetzt los, also haltet euch bereit“, gab Mulder ins Mikrofon Bescheid. Jetzt, nachdem er die Bestätigung der Lone Gunmen dafür bekommen hatte, daß sie alles verstanden hatten, folgte er Scully. Als beide Agenten zum wiederholten Male an diesem Tage an der Biegung zur untersten Etage standen, holte Scully tief Luft.

„Seid ihr da drinnen so weit?“, fragte Mulder gedämpft. Ein Rauschen ertönte und mit extrem metallisch klingender Stimme konnte man Frohike durch das statische Rauschen hindurch sprechen hören: „Wir haben die Endlos- Schleife für die Überwachungskamera fertiggestellt. Ihr könnt jetzt aufbrechen.“

„In Ordnung“, erwiderte Mulder nur. Dann sah er Scully an, während diese zu ihm hinüberblickte. Aufmunternd nickte er ihr zu und auch Scully deutete ein zustimmendes Nicken an, indem sie leicht den Kopf senkte: „Jetzt geht es wohl los.“

Langsam, um keine unnötigen Geräusche zu verursachen, gingen sie die Etage hinunter. Scully’s Blick war fest auf die Tür gerichtet. Beinahe wie hypnotisiert starrte sie diese an. Ab und zu schweifte ihr Blick jedoch ab, um dann, wenige Zentimeter höher, nervös an der darüberliegenden Kamera hängen­zubleiben. Mulder war aber ebenso nervös wie Scully. Unruhig glitten seine Blicke über die Wände und blieben längere Zeit in unübersichtlichen Ecken und Winkeln hängen. Er hoffte, daß die Entführer nur die Überwachungskamera angebracht, und nicht noch zusätzlich eine Wache postiert hatten. Je näher sie der Tür kamen, welche die Wahrheit liefern sollte, desto nervöser wurde Scully. Sie rechnete jeden Moment damit, starke Schmerzen in der Magengegend zu bekommen, da sich nach der Aufregung der letzten Tage eigentlich schon ein Magengeschwür hätte bilden müssen. Schließlich stoppten sie einige Meter vor der Tür. Obwohl Mulder kurz ihre Hand nahm und sie sanft drückte, mußte sie ihren Beinen befehlen weiterzugehen.

„Wir gehen jetzt rein“, sagte Mulder leise ins Mikrofon, als zusätzliche Bestätigung zur Kamera, während er bereits eine Hand auf den Türknauf gelegt hatte. Dann zog er mit der anderen Hand einen Dietrich aus der Manteltasche. Ein leises Klicken verriet, daß die Tür nun nicht mehr verschlossen war. Vorsichtig und langsam zog Mulder die Tür auf und lugte durch den entstehenden Spalt. Da er nichts Auffälliges entdecken konnten, zog er die Tür weiter auf, so daß sie kurz darauf weit offen stand. Mulder und Scully betraten dann den vor ihnen liegenden Raum. Leise schloß Mulder die Tür hinter sich und verstaute den Dietrich sicher in den unendlichen Weiten seiner Tasche. Vor den beiden Agenten lag ein heller Gang, der sich aber nicht weit erstreckte. Nur zwei Türen zweigten von dem Hauptgang ab, so wie es auf dem Plan des Parkhauses zu sehen gewesen war. Nebeneinander liefen Scully und Mulder den Gang entlang und steuerten auf die Stahltür zu, die sich hinter einer Biegung an dessen Ende befand. Aus seiner Manteltasche zog Mulder nun ein weiteres Mal den Dietrich. Leise stocherte er damit im Schloß herum. Nach einem fast unhörbaren Zurückschnappen des Schlosses, entfernte Mulder den Dietrich wieder aus dem Schloß. Scully tat einen tiefen Atemzug und betrachtete ihre vor Nervosität verkrampften Hände. Dann zog Mulder mit einiger Anstrengung die schwere Tür auf und beide Agenten betraten den nächsten Raum. Scully ging voraus und sah sich vorsichtig um, doch der vor ihnen liegende Gang war leer. Laut hallte plötzlich das Zuschlagen der Stahltür von den Wänden des Ganges, wobei Scully kaum merklich zusammenzuckte. Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie erstarren.

„Mulder...“, begann sie leise.

„Ja, ...das ist unheimlich, nicht wahr?“, erwiderte er flüsternd mit fragendem Unterton. Scully nickte leicht. Ein Frösteln lief durch ihren Körper. Der Gang, der vor ihnen lag, war wirklich unheimlich. Er war nicht besonders lang, vielleicht reichte er zehn oder fünfzehn Meter weiter in die Tiefen der Parkgarage hinein. Am Ende dieses Ganges befand sich eine scharfe Biegung nach rechts, so daß der restliche Teil davon nicht zu überblicken war. Doch das merkwürdige waren die Wände. Man hatte das Gefühl sich in einer Grotte zu befinden. Die Wände und die Decke bestanden aus grauem Felsgestein, der einige Unebenheiten aufwies. Nur der Boden vermittelte den Eindruck, daß man sich noch in einem Kellergewölbe und nicht irgendwo in der Wildnis aufhielt.

„Es... sieht genau aus, ...wie ...“, Scully stockte. Sie traute sich fast gar nicht das über die Lippen zu bringen, was ihr auf der Zunge lag.

„...wie Agent Mitchell es erzählt hat“, vollendete Mulder den Satz.

„Ja, ...aber wie ist das möglich?“, flüsterte Scully ungläubig zurück. Mulder gab keine Antwort, sondern schob sich an der noch immer verblüfften Scully vorbei und ging vorsichtig ein paar Schritte den Gang entlang. Scully blieb zwar stehen, doch sie verfolgte ihn mit ihren Blicken.

„Sehen Sie sich das an, Scully“, forderte Mulder sie auf, wobei in seiner Stimme Aufregung und Staunen mitschwang. Scully machte einige Schritte auf ihn zu. Als sie neben ihm stand sah sie, was Mulder’s Aufmerksamkeit erregt hatte. Eine graue Steintür war in die ebenso grau gehaltene Felswand eingelassen. Sie war so gut an die Felswände angepaßt, daß man sie leicht übersehen konnte. Ein altmodischer Riegel erregte Scully’s Interesse. Er paßte nicht zur Umgebung und war einfach zu auffällig. Mulder streckte seine Hand aus und war gerade im Begriff den Riegel zu öffnen, als Scully ihre Hand auf seinen Arm legte und diesen zurückzog. Mulder wandte den Kopf und blickte genau in Scully’s angsterfüllte Augen.

„Tun Sie’s nicht“, sagten diesen Augen. Mulder ließ seine Hand sinken. Es war eigentlich mehr ein Reflex gewesen, daß er hinter die Tür hatte sehen wollen. Jetzt, wo er sich bewußt wurde, was beinahe nur durch seinen Reflex und seine Neugier hätte passieren können, überkam ihn ein mulmiges Gefühl. Wieder einmal hatte Scully ihn vor einer großen Torheit bewahrt. Sie wandte ihr Gesicht ab und machte einen Schritt vorwärts Dann blickte sie sich noch einmal um. Mulder hatte sich jetzt ebenfalls von der Tür abgewandt. Beruhigt setzte Scully ihren Weg in den Gang fort. Mulder folgte ihr. Kurz bevor der Gang im rechten Winkel abbog, verlangsamte Scully ihren Schritt und blieb schließlich stehen. Sie wartete, bis Mulder zu ihr aufgeschlossen hatte.

„Und was nun?“, flüsterte sie in sein Ohr, wobei sie sich zu ihm hinüberbeugte. Mulder senkte seinen Kopf, so daß seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten. Er setzte gerade zu einem Vorschlag an, als etwas sein Interesse auf sich zog. Also zog nur ein leichter Lufthauch an Scully’s Ohr vorbei. Dieser verursachte ein unangenehmes Kribbeln, so daß Scully den Kopf abwenden mußte. Sie beobachtete jetzt Mulder, der sich gerade bückte und eine, ihrer Meinung nach unscheinbare, Stelle am Boden betrachtete. Mit einer Handbewegung bedeutete Mulder ihr, näher zu kommen, wobei er den Blick nicht vom Boden abwandte. Scully beugte sich zu ihm hinunter und wisperte: „Was ist denn?“

Mulder deutete auf eine Stelle etwas oberhalb des Boden. Gerade setzte Scully dazu an, zu fragen, was er denn nun genau entdeckt habe, da sie keine Besonderheit entdecken konnte, als auch sie das sah, was Mulder’s Aufmerksamkeit erregt hatte. Nur wenn man im richtigen Winkel zu diesem Gegenstand stand und direkt darauf schaute, erkannte man ihn. Es handelte sich um einen hauchdünnen Faden, der wenige Zentimeter über dem Boden von einer Wand zur anderen gespannt war. Es schien, als ob ein einziger Lufthauch ausreichen würde, um den Faden zerreißen zu lassen.

„Was glauben Sie wofür das ist?“, hauchte Scully verwundert in Mulder’s Richtung. Erst jetzt löste sie den Blick und betrachtete Mulder von der Seite, während sie auf eine Antwort wartete. Ihr ging in diesem Moment vieles durch den Kopf. Einerseits forschte sie nach Möglichkeiten, die ihr den Verwendungszweck dieses Fadens offenbaren würden. Aber andererseits hatte sie schon eine ziemlich offensichtliche Erklärung gefunden, die sie jedoch verdrängte. Hinzu kam, daß sie sich fragte, wie es möglich gewesen war, daß Laura Mitchell dies alles geträumt hatte.

„Es könnte alles mögliche sein“, unterbrach Mulder ihren Gedankengang. Scully scheuchte die Gedanken fort und konzentrierte sich auf das, was Mulder sagte.

„...aber die einfachste Möglichkeit herauszufinden, was genau dieser Faden bewirkt, ist... ihn auszulösen.“

Mulder sah Scully abwartend an, als ob er ihre Meinung dazu hören wollte. Doch bevor sie dazu hätte ansetzen können, hatte Mulder sich bereits wieder aufgerichtet. Er ging in einem Bogen an Scully vorbei, um an die andere Seite der Wand zu gelangen. Dann drückte er sich an diese und beugte sich, genug Abstand zwischen sich und dem Faden lassend, nach vorne. Er mußte sich nur ein kleines Stück neigen, um in den hinter der Biegung liegenden Abschnitt des Ganges sehen zu können. So bestand keine Gefahr, daß er das Gleichgewicht verlieren könnte. Nach wenigen Sekunden hatte Mulder sich wieder einen sicheren Stand verschafft.

„Konnten Sie etwas Auffälliges entdecken?“, fragte Scully neugierig. Mulder schüttelte den Kopf.

„Nein, aber vielleicht können wir damit etwas anfangen“, erwiderte er, während sein Blick auf einen Punkt hinter Scully gerichtet war. Im gleichen Moment drängte er sich an Scully vorbei, die er sanft zur Seite schob und die ihm verdutzt nachschaute. Nach wenigen Schritten bückte er sich. Er hatte eine in die Wand eingelassene Öffnung, vor der sich weiße Gitterstäbe befanden, erreicht. Einen Moment lang hantierte er an der Öffnung herum und zog schließlich ein Stück Pappe heraus und kam damit auf Scully zu.

„Gehen Sie in Deckung, Scully, ich versuche jetzt den Mechanismus auszulösen.“

Obwohl Scully bei diesem Gedanken kein gutes Gefühl hatte, hauchte sie ein leises: „Ja“ und ging ein paar Schritte zurück in den Gang. Dann beobachtete sie Mulder, der sich abermals zu dem Faden niederbeugte, wobei er den Abstand so groß wie möglich hielt. Er legte sich flach auf den Boden und streckte die Hand, in der sich das Stück Pappe befand, langsam aus. Kurz bevor er den Mechanismus auslöste, blickte er noch einmal zurück, um sich zu versichern, daß alles in Ordnung war und Scully sich weit genug zurückgezogen hatte. Diese drückte sich an die Wand und nickte Mulder zu, der sich daraufhin wieder nach vorne wandte. Langsam streckte Mulder weiter den Arm aus. Scully konnte von ihrer Position aus nicht erkennen, wann Mulder den Faden durchtrennen würde, also hielt sie angespannt den Atem an.

Auch die Lone Gunmen saßen gebannt vor dem Monitor und verfolgten aufmerksam, was sich in diesem Augenblick dort unten abspielte. Plötzlich war ein dumpfes Krachen zu hören, dem ein kurzes und leises Zischen folgte. Unmittelbar danach flog ein Gegenstand von rechts kommend durch die Luft und schlug mit einem lauten und dröhnendem Poltern gegen die linke Wand. Scully zuckte zusammen und preßte sich instinktiv noch fester gegen die Wand. Auch Mulder hatte die Arme über dem Kopf verschränkt, um diesen vor eventuell herunterfallenden Gegenständen zu schützen. Einige Sekunden war kein Laut zu vernehmen, so daß Scully und Mulder davon ausgingen, daß ihnen keine Gefahr mehr drohte. Langsam richtete Scully sich wieder auf.

„Oh, Mann. Bin ich froh, daß ich nicht da unten bin“, stieß Langly erleichtert hervor. Auch die Lone Gunmen waren erschrocken zusammengezuckt, als plötzlich das laute Poltern den Wagen erfüllt hatte, und das, obwohl sie sich noch nicht einmal in der Nähe des Geschehens befanden. Nun beobachteten sie, wie Scully langsam auf Mulder zuging, der sich gerade wieder aufrichtete.

„Alles in Ordnung?“

„Mir ist nichts passiert“, versicherte er. Fasziniert betrachtete Scully den Gegenstand, der sich in der Wand verkeilt hatte.

„Vielleicht sollten wir zuerst überprüfen, ob noch weitere Fäden gespannt sind“, schlug Mulder vor, der ebenso neugierig darauf war, den Gegenstand zu untersuchen, wie Scully.

„Ja“, nickte diese zustimmend, „daran habe ich nicht gedacht.“

Sorgfältig suchten beide die Wände vor der Biegung nach weiteren Fallen ab. Schließlich war es Mulder, der sich zuerst erhob und sich die Hose abklopfte. Nicht, weil Schmutz an ihr haftete, sondern aus reiner Gewohnheit. Auch Scully beendete die Suche und folgte Mulder, der bereits interessiert den Gegenstand betrachtete. Aber Scully’s erster Blick ging rechts in den Gang hinein, den sie nun vollständig überblicken konnte. Sie war neugierig, was sich ihr dort für ein Anblick bieten würde. Das erste, was ihr auffiel war ein großes, längliches Loch in der Decke, an dessen Seiten zwei Klappen herunterhangen. Darin hatte sich offensichtlich das Brett befunden, das sich nun in der Wand verkeilt hatte. Mit ihren Augen folgte sie einer dünnen aber stabilen Latte, die von dem Hohlraum an der Decke zum Brett führte. Ihre Augen blieben schließlich an dem vermeintlichen Brett hängen. Es handelte sich tatsächlich um einen hölzernen Gegenstand, aber wie hatte sich dieser in die Steinwand eingraben können? Scully ging einen Schritt nach vorne, um das Brett und die Wand von der Seite betrachten zu können. Erstaunt und erschrocken riß sie die Augen auf. An dem Brett waren in gleichmäßigen Abständen messerscharfe Klingen angebracht worden. Davon hatten sich einige so weit in den Felsen, bei dem es sich offensichtlich um Attrappen handelte, die vermutlich aus Pappmaché und Spanplatten gefertigt waren, gegraben, daß diese kam noch zu identifizieren waren. Scully schluckte. Mit ein wenig Vorstellungsvermögen konnte man sich ausmalen, was aus ihr und Mulder geworden wäre, hätten sie den Faden übersehen. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, so daß sie instinktiv die Arme um ihren Körper schlang. Sie entschied, daß es besser wäre, nicht länger darüber nachzudenken., also wandte sie sich von dem Anblick ab. Mulder hingegen war immer noch fasziniert von dem grausamen Mordinstrument. Scully betrachtete nun den Gang genauer. Die Wände an beiden Seiten schienen zwar genauso wie zuvor aufgebaut zu sein, jedoch waren sie dieses Mal völlig glatt. Trotzdem wirkte es noch immer so, als ob man sich in einer Grotte befand, da die Strukturen von Felsgestein auf die Wände gemalt worden waren. Was nicht in dieses Bild paßte, war ein kleiner Tisch, auf dem sich einige Gegenstände befanden. Eine weiße Vase, die mit einigen bunten Tupfen bemalt war, beherrschte das Bild. Sie war ungewöhnlich groß und stand in der Mitte des Tisches. Außerdem befand sich in ihr eine nicht minder große Sonnenblume, die erst vor kurzem dort hineingestellt worden sein konnte, da sie wie frisch gepflückt aussah. Sie wirkte fehl am Platz, da das leuchtende Gelb der Blätter im starken Kontrast zu den grauen und öde wirkenden Wänden stand. Aus den Augenwinkeln sah Scully eine Bewegung. Mulder schob sich an ihr vorbei, um weiter in den Gang vorzudringen. Plötzlich ging ein leichter Ruck durch seinen Körper und er hielt abrupt inne. Scully’s Hand lag auf seiner Schulter und hielt ihn fest. Sie wartete noch einen Augenblick, ob sie sichergehen konnte, daß Mulder seinen Weg nicht sofort fortsetzte, sobald sie ihre Hand von seiner Schulter nahm. Doch Mulder drehte sich zu ihr um und sie ließ beruhigt ihre Hand sinken. Bevor Mulder eine Frage stellen konnte, setzte Scully bereits zu einer Erklärung an.

„Vielleicht sollten wir auch hier erst prüfen, ob noch weitere Fallen angebracht sind.“

Scully sah ihn prüfend an.

„Ja, Sie haben Recht“, erwiderte Mulder, „obwohl ich nicht glaube, daß in diesem Gang noch weitere Fallen angebracht sind, sollten wir auf Nummer Sicher gehen.“

Damit drehte er sich wieder um, so daß er den Gang überblicken konnte. Langsam suchte er den Boden nach weiteren Fäden ab, während Scully nach anderen Fallen suchte, die sich an den Wänden befinden konnten.

Die Lone Gunmen betrachteten in ihrem Wagen nervös den Monitor. Einerseits wollten sie Scully und Mulder helfen, aber andererseits konnte man ihnen ansehen, daß sie nicht begeistert von dem Gedanken gewesen wären, mit ihnen zu tauschen.

Langsam hatten sich Mulder und Scully den Gang entlanggearbeitet. Schließlich gelangten sie zu der Wand, an der sich der Tisch befand. Sie hatten keine weiteren Fallen entdecken können, was sie innerlich erleichtert aufatmen ließ. Auf der linken Seite des Ganges befand sich jetzt nur noch eine letzte braune Holztür. An dieser war kein Riegel angebracht, sondern man konnte sie durch einen gewöhnlichen Türknauf öffnen.

„Vielleicht sollten wir diese Tür besser verschlossen halten“, meinte Mulder, da er jetzt unentwegt an Laura Mitchell’s Traum denken mußte. Scully nickte, obwohl sie verwirrt war. Was sollten sie denn sonst Mulder’s Meinung nach tun? Umkehren? Das käme für sie nicht in Frage; sie waren jetzt so weit gekommen und waren so viele Risiken eingegangen, daß sie jetzt letztendlich auch ihre Mutter finden wollte. Wer wußte schließlich, ob die Entführer ihr Wort hielten und ihre Mutter wirklich frei ließen.

„Der Meinung bin ich auch...“, begann sie deshalb nur zögernd auf Mulder’s Bemerkung zu antworten, „...aber was sollen wir dann ihrer Meinung nach noch hier unten tun? Es sieht ja anscheinend so aus, als wären wir in eine Sackgasse geraten. Vielleicht haben sich die Entführer auch an einem völlig anderen Ort versteckt?“

Prüfend sah sie Mulder an.

„Aber ich kann jetzt auch nicht aufgeben ...und ich werde nicht aufgeben.“

Erwartungsvoll sah Scully in Mulder’s Gesicht. Dieser nickte. Auch er hatte nicht die Absicht jetzt aufzugeben, obwohl ihnen an dieser Stelle scheinbar nichts anderes übrig blieb. Also begann Mulder, ohne eine Erklärung abzugeben, die Wände abzutasten, als ob er ahnte, daß sie dann ihr Geheimnis preisgeben würden. Nach einigen enttäuschenden Augenblicken, in denen Scully ihn nur skeptisch beobachtete, schlug Mulder wütend und mutlos gegen die Wand, vor der er gerade stand und vor der sich der Tisch befand. Scully hob interessiert den Kopf und auch Mulder betrachtete die Wand jetzt mit interessiertem Blick. Es war nicht nur ein einfaches und kaltes Klatschen zu hören gewesen, sondern statt dessen hatte ein dumpfes und hohles Geräusch den Raum erfüllt. Es mußte sich also ein Hohlraum hinter der Wand befinden. Sofort begann Mulder erneut die Wand abzutasten. Dieses Mal schenkte er seinem Tun mehr Aufmerksamkeit als zuvor. Er suchte nach einem geheimen Schalter, der einen Durchgang zur anderen Seite der Wand freigeben würde.

Scully trat einen Schritt näher und auch sie begann nach einem verstecktem Mechanismus zu suchen. Doch im Gegensatz zu Mulder befaßte sie sich mit dem vor der Wand befindlichen Tisch. Vorsichtig tastete sie die Unterseite des Tisches ab, konnte jedoch nach sorgfältigem Suchen nichts Ungewöhnliches feststellen. Sie richtete sich wieder etwas auf und suchte nun auf der Tischplatte des Tisches nach einem Anhaltspunkt für einen verborgenen Schalter. Sie hob alle Gegenstände hoch oder verschob sie, um auszuschließen, daß diese einen Mechanismus auslösen würden. Schließlich hatte sie sich zu der ungewöhnlich großen Vase mit der noch ungewöhnlicheren Sonnenblume vorgearbeitet. Sie hielt einen Moment lang inne und betrachtete die Sonnenblume, die sich nun aus der Nähe leicht als künstliche Blume identifizieren ließ. Vorsichtig versuchte Scully die Vase zu verschieben, doch sie spürte einen leichten Widerstand. Plötzlich kippte die Vase zur Seite und Scully trat instinktiv einen Schritt zurück, um dem ausfließendem Wasser auszuweichen. Doch überraschenderweise blieb dieses Ereignis aus. Statt dessen war ein lautes Scharren zu hören, das von einem anhaltenden Quietschen begleitet wurde. Diese Geräuschkulisse untermalte ein merkwürdig anzusehendes Schauspiel, das vor Scully’s und Mulder’s Augen ablief. Die gesamte rechte Seite der Wand, vor der Mulder gerade stand, schien sich vorwärts zu bewegen. Mulder stolperte ein paar Schritte zurück. Zur gleichen Zeit setzte sich die linke Seite in die entgegengesetzte Richtung in Bewegung, so daß der Punkt, an dem die Vase gestanden hatte als Achse dieses Drehmechanismus diente. Erstaunt betrachteten Mulder und Scully die Wand, die jetzt einen geheimen Durchgang freigegeben hatte. Es schien so, als ob sie von zwei riesigen schwarzen Augen betrachtet wurden, die durch die Wand getrennt wurden. Außerdem hatte man das unvermeidbare Gefühl, daß jeden Moment eine unheimliche Gestalt aus diesen schwarzen Öffnungen auf einen zugetaumelt kommen müßte. Um sich diesem Gefühl zu entziehen, nahm Scully ihre Taschenlampe in die rechte Hand und leuchtete in die Schwärze, ins Nichts. Nun bot sich ihnen ein beinahe ödes Bild im Gegensatz zu dem, was sie erwartet hatten. Der Gang führte nur noch wenige Meter geradeaus, dann endete er vor einer weiteren grauen Steinwand. Langsam leuchtet Scully die Wände ab, während nun auch Mulder seine Taschenlampe hervorholte. In entgegengesetzter Richtung begann er die Wände abzusuchen. Schließlich trafen sich die beiden Strahlen der Lampen an der linken Wand. Dort befand sich eine weitere Tür, an der kein Sicherheitsschloß angebracht war. Scully wechselte einen Blick mit Mulder.

Dies war die letzte Möglichkeit. Entweder mußten sich der oder die Entführer hier aufhalten oder sie waren noch nicht einmal in der Nähe des Parkhauses. Hinzu kam, daß sie nur einen Versuch hatten. Eine Option ‚Das Spiel neu starten‘ würde es nicht geben. Es mußte jetzt alles bis ins letzte Detail stimmen.

Mulder nickte. Langsam und so leise wie möglich näherten sich beide Agenten der Tür, die in den nächsten Minuten vermutlich über Leben und Tod entscheiden würde. Scully hoffte, daß das Knarren und Quietschen der Wand nicht so laut gewesen war, daß die Person oder Personen, die sich hinter der Tür befanden, gewarnt waren. Flach preßten sich Mulder und Scully rechts und links der Tür an die Wand und hielten ihre Waffen schußbereit. Bevor sie jedoch weitere Schritte unternahmen, um den hinter der Tür liegenden Raum zu stürmen, näherte sich Mulder vorsichtig der Tür und legte ein Ohr daran, um eventuell vorhandene Geräusche auszumachen. Als er jedoch kein Geräusch wahrnahm, beugte er sich zum Schlüsselloch hinunter und versuchte einen Blick ins Innere zu werfen. Von seinem Gesichtsausdruck konnte Scully ablesen, daß auch dieser Versuch fehlgeschlagen war. Sie mußten also ins kalte Wasser springen. Das Unvorhersehbare vorhersehen.

„Genau“, antwortete Mulder mit gedämpfter Stimme auf ihren Gedankengang. Irritiert sah Scully ihn an. Es war ihr gar nicht bewußt gewesen, daß sie laut gedacht hatte.

Mulder begab sich wieder in die Ausgangsposition und holte noch einmal tief Luft, während er einen weiteren Blick mit Scully austauschte. Ihre Nerven waren zum zerreißen gespannt und es bildeten sich kleine Schweißperlen an ihrem Haaransatz. Sie mußte sich die Hände an ihrer Hose abwischen, da auch ihre Handflächen vor Nervosität feucht wurden. Diesmal gab Scully Mulder durch ein Nicken zu verstehen, daß es losgehen konnte, was auch immer sie hinter der Tür erwarten mochte. Da die Tür nicht besonders stabil zu sein schien, nahm Mulder ein wenig Abstand und trat dann heftig dagegen. Daraufhin wurde die Tür krachend gegen die Wand geschleudert, nachdem sie mit einem lauten Splittern des Holzes aus dem Rahmen gerissen worden war.

Mulder’s erster Blick fiel auf eine Gestalt, die in der Mitte des Raumes gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl saß; den Kopf müde nach unten gebeugt. Bei Mulder’s unsanftem Eindringen hatte sie den Kopf gehoben und starrte ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an. Es handelte sich tatsächlich um Scully’s Mutter. Hastig sah Mulder sich in dem nicht allzu großen Raum um. Nur eine einzelne Lampe, in einer Ecke des Raumes, spendete geisterhaft erscheinendes Licht. Gerade ausreichend, um einen einfachen Holztisch, auf dem sich ein Monitor und eine simple Funkanlage befanden, erkennen zu können. Der Monitor zeigte das Bild, das die Kamera in der untersten Etage des Parkhauses übertrug. Es waren sonst keine Einrichtungsgegenstände zu erkennen, bis auf den Stuhl, an den Mrs. Scully gefesselt war. Da die Tür ein wenig in den Raum eingelassen war, lag eine Ecke zu Mulder’s Rechten, die er nicht einsehen konnte. Bevor er sich in diese Richtung wandte, warf er noch einen Blick auf Mrs. Scully. Immer noch hatte sie die Augen vor Schreck weit geöffnet und schien auch sonst sehr beunruhigt und nervös zu sein. All dies spielte sich innerhalb einer Sekunde ab, bevor Mulder sich nach rechts drehte, um auch diesen Teil des Raumes sichern zu können. Als er sich gerade umdrehte, hörte er plötzlich ein Zischen und spürte gleich darauf einen stechenden Schmerz, der von seinem Hinterkopf ausging. Die Dunkelheit der Bewußtlosigkeit schien ihn in ihr dunkles Loch hinabziehen zu wollen. Mulder versuchte mit aller Kraft dagegen anzukämpfen; er versuchte wie ein Ertrinkender mit letzter Kraft die Oberfläche zu erreichen, doch dann schlugen über ihm erbarmungslos die Wogen der Bewußtlosigkeit zusammen und er wurde in dieselbe hinabgezogen.

Scully hatte schräg hinter Mulder, halb von der Wand verborgen, gestanden und mitangesehen, wie dieser die Tür mit einem kräftigen Tritt aufgestoßen hatte. Als sie für einen Bruchteil einer Sekunde ihre Mutter in diesem Raum hatte erkennen können und vor allem, daß diese noch lebte, war ihr ein Stein vom Herzen gefallen. Beinahe wäre sie Hals über Kopf hineingestürzt, um sie in die Arme schließen zu können. Doch gleich darauf hatte sie sich zusammengerissen, damit sie jetzt, da sie so nahe am Ziel waren, keinen unnötigen Fehler machten. Sie hatte sich wieder auf Mulder konzentriert, um ihm gegebenenfalls Deckung geben zu können. Als dieser sich gerade hatte zur Seite drehen wollen, hatte sie einen Schatten von rechts hervorschießen sehen, der Mulder unter Verwendung eines Gegenstands am Kopf traf. Mit einem kurzen Schmerzenslaut war dieser daraufhin zu Boden gegangen.

Die Lone Gunmen kamen sich mittlerweile vor, als würden sie einen Krimi sehen. Einen guten Krimi, bei dem man nicht vorhersagen konnte, was als nächstes passierte. Nur dies war kein Krimi, sondern ‚real life‘. Fast spürte man, wie einer der drei jeden Moment anfangen müßte, nervös an den Fingernägeln zu kauen. Doch plötzlich schreckten alle drei hoch, als Mulder’s Kamera plötzlich schwankte und nach einigen Drehungen nur noch den Boden zeigte. Bevor sie reagieren konnten, um auf Scully’s Kamera umzuschalten, knallten plötzlich zwei Schüsse unmittelbar hintereinander durch die Gänge. Es hallte unglaublich laut von den kahlen Wänden wieder. Selbst im Wagen der Lone Gunmen konnte man die Schüsse in einer unglaublichen Lautstärke vernehmen. Jetzt sahen sich die Lone Gunmen mit erschrockenen Gesichtern an. „Was konnte dort passiert sein?“ Obwohl sie neugierig waren, zu erfahren, was passiert war, hatten sie gleichzeitig Angst davor, die Wahrheit zu erfahren. Schließlich raffte sich Byers dazu auf, von Mulder’s Kameraperspektive auf Scully’s umzuschalten.

Diese zeigte ihnen Scully, die für einen Augenblick erschrocken und verkrampft an der Wand stehenblieb, bis sie erkannte, daß sie selber instinktiv die Schüsse abgefeuert hatte. Jetzt betrachtete sie die beinahe leblose Gestalt, die neben Mulder auf dem Boden lag. Langsam ging sie darauf zu, die Waffe im Anschlag, doch bevor sie sich hinunterbeugte, warf sie noch einen Blick in die rechte hintere Ecke, in der sich jedoch glücklicherweise keine weitere Person befand. Um ganz sicherzugehen, spähte sie noch hinter die Tür. Doch sie hielt es für unwahrscheinlich, daß sich dahinter jemand versteckt hielt, da die Tür mit großer Wucht gegen die Wand geschleudert worden war. Ihr Instinkt hatte sie nicht getäuscht. Der schmale Raum, der sich zwischen Tür und Wand befand, war leer. Schließlich drehte Scully sich zu ihrer Mutter um und begann damit, die Fesseln und den Knebel zu lösen. Als sie endlich befreit war, schloß Scully sie in ihre Arme.

„Ich bin so froh Dich wiederzusehen, Mum“, sagte sie mit zitternder Stimme, während sich ihre Augen mit Tränen füllten.

„Ich auch, Dana. ...Aber ich habe gewußt, daß Du mich finden würdest“, erwiderte Mrs. Scully, ebenfalls mit Tränen in den Augen.

„Mum“, begann Scully nach einer kurzen Pause, während sie sich wieder von dieser löste, „ich muß mich jetzt um Mulder kümmern, okay? Bleib‘ einfach hier sitzen, ich bring’ Dich gleich hier raus.“

Nachdem Margaret mit einem Nicken diese Aussage erwidert hatte, wandte Scully sich Mulder zu, der noch immer bewußtlos, halb an der Wand lehnend, lag.

„Hey, Leute“, sprach Scully ins Mikrofon, während sie Mulder’s Puls überprüfte, der jedoch stark und regelmäßig schlug.

„Ja?“, tönte diesmal Byers fragende Stimme aus den Ohrstöpseln.

„Wie wäre es, wenn ihr einen Krankenwagen und Skinner benachrichtigt?“, schlug sie vor, während sie prüfte, ob Mulder keine Kopfverletzung davongetragen hatte. Aber auch dies schien nicht der Fall zu sein, jedenfalls konnte sie oberflächlich nichts feststellen. Also wandte sie sich erst jetzt dem verwundeten Entführer zu, der schwer atmend auf dem Boden lag.

„Natürlich, das wird erledigt. Brauchen Sie sonst noch Hilfe da drinnen?“, ertönte abermals Byers‘ Stimme.

„Vielleicht können Sie gleich jemanden vom FBI und die Sanitäter herunterschicken, falls Mulder nicht so schnell wieder zu sich kommt.“

„In Ordnung, wir halten dann hier oben die Stellung.“

Scully betrachtete gerade die Einschußwunden in der Herz- und Magengegend des Entführers. Er verlor viel Blut und es schien, als ob auch die Lunge betroffen wäre, da der Entführer nur schwer Luft bekam und gurgelnde Laute von sich gab. Was jedoch am Verwirrendsten war, war der Gesichtsausdruck des Entführers. Obwohl ihm vor Schmerz Schweiß auf der Stirn stand, drückte sein Gesicht ein Gefühl aus, das vollkommen fehl am Platz wirkte. Scully konnte es kaum glauben, aber der Entführer brachte ein Grinsen zustande. Ein überlegenes und fieses Grinsen. Während sie ihm Teile seiner Kleidung auf die Wunde drückte, um die Blutung zu stoppen, sah sie ihn verächtlich an.

„Warum grinsen sie so? Sie haben verloren! Es ist vorbei!“, sagte Scully mit wütendem Unterton.

Vielleicht hatte der Entführer das alles noch nicht begriffen, da er noch unter Schock stand. Doch weiterhin blieb das überhebliche Grinsen auf seinem Gesicht zurück und wurde bei Scully’s Worten sogar noch breiter. Angewidert wandte sie sich ab.

„Mum?“ sprach sie ihre Mutter an, die, noch immer unter Schock stehend, apathisch auf dem Stuhl saß. Mrs. Scully richtete den Blick auf ihre Tochter, die jetzt vor ihr stand.

„Ist alles in Ordnung? Bist Du sicher, daß Du nicht verletzt bist?“

„Nein, nein. Mir geht es gut. Ich möchte nur so schnell wie möglich aus diesem schrecklichen Raum heraus.“

Scully nahm die zitternde Hand ihrer Mutter.

„Ja, ich werde Dich gleich...“, begann sie, doch sie wurde von einem hämischen Gelächter, das eigentlich mehr wie eine Mischung aus Röcheln und Husten klang, unterbrochen. Mit einem geringschätzigem Blick wandte sie sich wieder dem Entführer zu. Als dieser bemerkte, daß er ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, brachte er keuchend und von gurgelnden Lauten unterbrochen: „Sie... sollten... sich... nicht... zu früh... freuen“, heraus.

Mit einem großen Schritt ging Scully auf ihn zu und sah mit einem wütendem und bohrendem Blick von oben auf ihn hinab.

„Was soll das bedeuten?“, fragte sie mit drohendem Unterton und betonte dabei jede Silbe, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Wieder würgte der Entführer ein Lachen hervor.

„Na... sehen... Sie... doch... mal... da vorne..., gleich... unter dem... Tisch.“

Keuchend ließ er seinen Kopf wieder zurück auf den Boden sinken. Scully drehte sich um und ging auf den Tisch zu, auf dem ein Funkgerät und ein Monitor stand, wobei das Funkgerät offenbar funktionsuntüchtig gemacht worden war. Vorsichtig kniete sie nieder und beugte ihren Kopf und Oberkörper so weit hinunter, daß sie die Unterseite der Tischplatte betrachten konnte. Mit weit aufgerissenen Augen und vor Verwunderung geöffneten Mund starrte sie einige Sekunden wie gelähmt auf das Bild, das sich ihr bot.

„Oh mein Gott“, hörte sie eine Stimme sagen, die auch ihre eigene hätte sein können. Doch es handelte sich um Frohike’s erstaunten Ausruf, der direkt in ihr Ohr drang.

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