World of X

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Elysian Fields

von Amy Schatz

Kapitel 7

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Unionville, Virginia

20. Oktober 2000

Scully's Apartment

13:27 Uhr



Scully lief lächelnd zu Mulder hinüber.

"Mulder, das ist Melissa."

Scully's Stimme holte Mulder aus seinem Trancezustand und er lächelte das kleine Mädchen an. Er war von ihrer Schönheit gefangengenommen, aber am meisten von ihren Augen. Sie waren wie ein Spiegel seiner Seele. Er konnte die Gefühle, die er für diese kleine Wesen empfand, nicht verstehen.

"Schön dich zu treffen, Melissa," sagte er, nicht überrascht, dass Scully sie nach ihrer Schwester benannt hatte. "Hat sie einen zweiten Vornamen, Scully?"

Cassie fasste das als ein Zeichen auf, eine Zeitlang zu verschwinden. Sie wusste alles über den berühmt berüchtigten Mulder, und Dana's Gefühle für ihn. Und sie wusste, welchen Schock Mulder erleiden würde, wenn er sowohl Melissa's Mittelnamen als auch wer er wirklich war erfuhr.

Mulder und Scully hatten nicht einmal bemerkt, dass sie gegangen war.

"Warum setzen wir uns nicht alle, bevor ich das beantworte?" schlug Dana vor, während sie zur Couch hinüberging.

Mulder folgte ihr neugierig. Als alle saßen, stellte Scully Melissa auf den Boden, und das Mädchen trottete hinüber zu ein paar Spielsachen, die in der Ecke lagen.

"Melissa hat heute Geburtstag," erklärte sie ihm in beiläufiger Stimme. "Sie wird heute drei Jahre alt."

Mulder nickte, er wollte dieses Puzzle verstehen, dass er einfach nicht zusammensetzen zu können schien.

"Was hat es mit dieser ganzen Geheimniskrämerei auf sich, Scully? Was ist ihr zweiter Name?"

Sie holte tief Luft. "Sie heißt Melissa....Fox."

Mulder war ein paar Sekunden lang still, aber dann weiteten sich seine Augen. "Ihr Name ist Fox? Warum, Scully?"

"Ich wollte sie nach zwei besonderen Menschen in ihrem Leben nennen."

Mulder lächelte hämisch. "Zwei besondere Menschen? Scully, inwiefern bin ich etwas Besonderes in ihrem Leben?"

Scully lächelte leicht und rief das kleine Mädchen zu sich. Sie reagierte sofort darauf und stand kurze Zeit später vor ihrer Mutter. Scully strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn zurück, genauso wie es Mulder früher bei ihr getan hatte.

"Melissa, weißt du, wer das ist?" fragte sie, wobei sie auf Mulder zeigte.

Mulder schaute Scully geschockt an, blieb aber still.

Melissa nickte und grinste genau wie ihr Vater. "Uh-huh."

"Sagst du's mir bitte?" fragte Scully und hoffte inständig, dass sie es Mulder so am besten mitteilte.

Melissa wurde still, als sie ihren Vater ansah. Bilder, die Scully ihr von ihm gezeigt hatte, schwammen ihr durch den Kopf. Dana hatte sich vorgenommen, ihr jeden Tag ein Foto von ihm zu zeigen und ihr zu sagen, dass das ihr Vater war.

Sie wollte ihre Tochter nicht anlügen.

Melissa wusste sehr genau, wer Mulder war - für sie war das nichts Neues. Seit sie zurückdenken konnte, hatte ihr ihre Mutter immer Bilder von ihm gezeigt und ihr erzählt, dass das ihr Daddy war. Und sie liebte ihn, seit sie zum ersten Mal ein Foto von ihm gesehen hatte, genau wie es Scully gesagt hatte.

"Melissa, wer ist das?" drängte Dana.

Melissa lächelte wieder, ihre Augen leuchteten vor Freude. Es war das einzige Wort, dass sie - außer Liebe - mit Mulder assoziierte.

Sie schaute ihn an und sagte leise, aber doch sicher, "Daddy."



Mulder sah das Mädchen vor ihm an und fühlte sich, als ob die Zeit angehalten hätte, als sich sein Blickfeld verengte und nur Melissa erfasste. Und dann brach eine Welle von Schwindel über ihm zusammen, und er sank mit geschlossenen Augen auf die Couch zurück.

Scully rutschte besorgt näher zu ihm hinüber und legte ihre Hand auf seine Stirn. "Mulder?" Da seine Augen zu waren, konnte sie nicht erkennen, wie er das ganze aufnahm.

Sie wollte gerade noch näher kommen, als Melissa die Couch hoch krabbelte und sich neben ihren Dad kniete. Sie lächelte ihn süß an und berührte seine Wange mit ihren kleinen Fingern. "Daddy? Daddy, wach auf!" sagte sie leise, während sie ihm mit ihrer Hand diese eine sture Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

In dem Moment, wo Melissa zu sprechen angefangen hatte, waren seine haselnussbraunen Augen aufgeflogen und Scully konnte Tränen darin erkennen. Er drückte sich selbst in eine sitzende Position hoch und nahm Melissa's Hand. Er schaute sie lange an, er schaute nur, und zog sie dann langsam in eine starke Umarmung. Das kleine Mädchen kam sofort freiwillig und glücklich in seine Arme - sie hatte schon öfters davon geträumt, von ihrem Vater gehalten zu werden - und Mulder schaute über ihre Schulter hinweg hinüber zu Scully, als Tränen seine Wangen hinunterliefen.

Kurze Zeit später löste sie sich und betrachtete ihren Vater. "Nicht weinen, Daddy."

Mulder lächelte sie an und sagte, "Ich werd's versuchen."

"Warum weint, Daddy?"

Mulder konnte nicht glauben, was er fühlte, wenn sie ihn so nannte. Als er sie angeschaut hatte, hatte er so viel von ihm und Dana in ihrem Gesicht gesehen. Er konnte immer noch nicht richtig glauben, dass sie tatsächlich von ihm war. "Ich weine, weil ich so glücklich bin, dich zu treffen, Melissa."

Scully betrachtete ihn, die Liebe und Zärtlichkeit, die er für ihre Tochter empfand, und sie fragte sich, wie sie je an ihm zweifeln konnte.

Melissa dachte kurz darüber nach und nickte dann, sie war anscheinend mit seiner Antwort zufrieden.

Sie wollte sich schon wieder auf den weg zu ihrem Spielzeug machen, als er sagte, "Alles Gute zum Geburtstag, Melissa. Ich bin froh, dass ich an so einem besonderen Tag hier war."

Sie lächelte ihn an. "Ich auch, Daddy." Dann schlängelte sie sich aus seinen Armen und wandte sich wieder ihren Spielsachen zu. Das hier war kein weltbewegender Augenblick für sie. Sie hatte ja immer gewusst, wer ihr Vater war, und sie hatte schon immer gewusst, dass er eines Tages nach Hause kommen würde.

Wie auch immer, für Mulder war es jedenfalls das Erstaunlichste, das er je gehört hatte. Als er sich die letzten Tränen aus dem Gesicht wischte, drehte er sich zu Scully um und nahm zärtlich ihre Hand in seine. Scully rückte näher zu ihm.

"Scully, wie ist das möglich?"

Scully sah ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an.

"Mulder, erinnerst du dich an diese letzte Nacht in Boston?"

"Ich habe gedacht, wir würden das lieber vergessen," sagte er mit gesenktem Blick.

Scully legte ihre Finger unter sein Kinn und hob es an, sodass er sie ansehen musste. "Mulder, das war die Nacht, in der ich von der Schwangerschaft erfuhr. Ich kam, um dir davon zu erzählen."

Er saugte scharf die Luft ein, denn er war angesichts der Tatsache, dass ihm Scully von dem Baby erzählt *hätte* - wäre die Sache mit Reese nicht passiert -, etwas erschreckt. Er schloss seine Augen. "Oh Gott, Scully. Es tut mir so leid...."

"Nein Mulder, ich bin diejenige, der es leid tut. Wäre ich nicht so eifersüchtig und unsicher gewesen, wäre ich geblieben und hätte versucht, das zu verstehen. Wegen mir hast du drei Jahre vom Leben deiner Tochter verpasst, und ich hasse mich selbst dafür, dir das angetan zu haben," sagte sie, während Tränen in ihren Augen aufstiegen.

Mulder zog sie an sich, denn ihm gefiel das Gefühl, sie wieder in den Armen zu halten. "Nein, Scully, sag das nicht. Du hast das getan, weil du gedacht hast, dass es das beste sei. Wir sind nicht perfekt. Ich kann dir keine Vorwürfe machen, weil du...unsere Tochter...beschützen wolltest," erklärte er und er stockte kurz bei dem Wort 'unsere'. "Ich kann mir schon vorstellen, wie das in dieser Nacht für dich ausgesehen haben muss. Ich hätte mich von Reese nie so manipulieren lassen dürfen."

Sanft berührte sie sein Kinn und sagte, "Lass uns nicht mehr über das sprechen. Es ist vorbei. Ich will es einfach vergessen."

Er nickte und feierte innerlich angesichts der Tatsache, dass Scully ihn wieder anfasste und fragte, "Was machen wir jetzt, Scully?"

Scully drückte sich etwas von ihm weg, wobei sie sich ein paar Tränen wegwischte. "Mulder, es *ist* drei Jahre her und ich weiß nicht, was du für mich empfindest, aber wenn du möchtest, würde ich mich wahnsinnig freuen, wenn du zurückkommen würdest. Ich liebe dich immer noch."

Mulder war jetzt wirklich geschockt. Er hatte sich selbst nicht gestattet, darauf zu hoffen, aber jetzt passierte es tatsächlich. Er grinste. "Wenn ich möchte? Scully, das ist alles was ich will." Er war kurz still, als sie sich ansahen und sich in der Stärke der Verbindung zwischen ihnen verloren - einer Verbindung, die so viel überlebt hatte. Als er wieder sprach, war seine Stimme sanft. "Hast du schon mal was von 'Elysian Fields' gehört, Scully? Es ist ein anderer Name für Himmel, und das ist es für mich, wenn ich bei dir bin. Ich habe noch nie jemanden so geliebt wie dich, alles, was ich je wollte, war mein Leben mit dir zu verbringen. Und jetzt auch mit Melissa."

Scully fühlte sich, als ob er mit seinem Geständnis all ihre Ängste weggeblasen hatte und sie lächelte so, wie sie es in Jahren nicht getan hatte, weil sie sich seiner Liebe jetzt sicher war. Sie streichelte seine Wange mit ihrer Hand. "Ich habe davon geträumt, dass du das auch willst, und jetzt, wo du genau das gesagt hast, ist es ein bisschen schwer, es zu glauben. Aber ich glaube dir *wirklich* und ich liebe dich so sehr."

Dann bewegte sie sich näher zu ihm und ihre Lippen trafen sich, als ob es das erste Mal wäre und die Spannung zwischen den beiden war immer noch da. Der Funke, der nur lebendig wurde, wenn sie zusammen waren. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und Scully ließ ihn eine Zeitlang so weitergehen, weil sie sich einfach nach ihm sehnte.

Als sie sich küssten, schwirrten ihr die Zeilen eines Songs durch den Kopf.



Scully spürte, wie all die Leidenschaft und das Feuer, das schon so viele Jahre zwischen ihnen war, wieder auftauchte und ihre Seele entflammte. Sie wollte, dass es immer so weiterging und sich nie wieder von ihm lösen, aber ihr fiel plötzlich ein, dass da noch ein Dritter im Raum war.

Sie entzog sich ihm und warf einen Blick auf Melissa, die in der Ecke spielte.

"Nicht vor du-weißt-schon-wem," erklärte sie ihm mit leuchtenden Augen.

Mulder wurde rot und blickte zu seiner Tochter. "Ich kann nicht glauben, dass ich eine Tochter habe. Es ist so erstaunlich...Wie kennt sie mich?"

Scully schaute ihn an, diesen Mann, den sie mehr liebte als ihr eigenes Leben, und fragte sich, wie sie ohne ihn ausgekommen war. sagte ihr ihre innere Stimme,

Scully wusste, dass das stimmte. Sie konnte sie Anwesenheit immer schon fühlen - dieses Gefühl von Sicherheit, dass er ihr gab. Aber sie war auch stark genug gewesen, die ganze Schwangerschaft ohne ihn durchzustehen. Jetzt wünschte sie sich, dass er bei ihr gewesen wäre, aber sie *hatte* es allein durchgestanden, und vielleicht hatte sie das zum Besseren hin verändert.

"Sie kennt dich, weil ich ihr jeden Tag seit ihrer Geburt Bilder von dir gezeigt und ihr von dir erzählt habe. Sogar bevor sie geboren wurde habe ich ihr alles über dich erzählt."

Mulder war sprachlos. Der Gedanke daran, dass Scully das tun würde, obwohl er sie so verletzt hatte, sagte so viel aus. "Das hast du wirklich gemacht?"

Sie nickte. "Ich wollte, dass sie weiß, wer ihr Vater ist. Ich wollte, dass sie weiß, was für ein besonderer Mensch du bist."

Mulder berührte sanft die Seite ihres Gesichts. "Scully, das bedeutet mir so viel. Danke."

Sie lächelte und wollte gerade etwas sagen, als Melissa rief, "Mommy?"

Scully grinste Mulder an, als sie seine Reaktion sah, als ihr Kind sie so nannte und antwortete, "Ja?"

"Kann ich ein paar Sonnenkerne haben, bitte, bitte?" fragte sie und nahm zum ersten Mal den Anblick ihrer Eltern zusammen wahr.

Mulder hob seine Augenbraue. "Erzähl mir nicht, dass sie..."

Scully nickte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ja, sie liebt Sonnenblumenkerne."

Mulder spürte, wie das ungeheure Ausmaß dieser Situation erneut über ihn kam und holte tief Luft. "Sie mag Sonnenblumenkerne, genau wie ich..." sagte er ungläubig.

"Und sie hat deine Augen," bestätigte Scully, während sie ihn ansah. "Ich hab das schon immer gewusst."

Mulder war still, als er die Bedeutung dieser Worte in sich sinken ließ. Er sah zu, wie Scully aufstand und in die Küche ging, um ihrer Tochter, ihrer *und* seiner Tochter ihre 'Sonnenkerne' holte und lächelte. Das war alles, dass er jemals in seinem Leben gewollt hatte: bei Scully zu sein. Und jetzt war sogar seine kleine Zusatzphantasie war geworden: eine Familie mit Scully.





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Unionville, Virginia

20. Oktober 2000

Scully's Apartment

22:13 Uhr



Den restlichen Tag hatten sie gemeinsam verbracht. Am Abend redeten sie einfach miteinander, schauten Melissa zu, sie waren einfach zusammen. Sie waren so lange auseinander gewesen, dass dieser ruhige Tag genug war, um sie glücklich zu machen.

Und nun saßen die drei auf der Couch in Scully's Wohnzimmer und schauten aus dem Fenster hinaus in den sternklaren Nachthimmel. Melissa kuschelte zwischen den beiden und Mulder hatte ihr so lange Sternenkonstellationen gezeigt, bis sie eingeschlafen war. Jetzt schnarchte sie ganz leise und als Mulder sie so ansah, spürte er, wie seine Liebe zu ihr alles umschloss.

Er schaute hoch und fand Scully vor, die ihn mit einem warmen Lächeln auf dem Gesicht betrachte.

"Ich liebe sie schon so sehr, und kenne sie noch fast nicht. Danke, dass du sie mich hast treffen lassen," sagte er, während eine Strähne von Melissa's Haar zwischen seine Finger nahm. "Sie ist so wunderschön, Dana. Genau wie du."

Sie blieb zuerst still und berührte einfach seine Wange.

"Und genau wie ihr Daddy..."

Seine Augen nahmen ein leichtes Leuchten an. "Schmeichelei wird dich überall hinbringen, Miss Scully." Und dann flackerte ein seltsames Gefühl, dass Scully nicht erkannte, über sein Gesicht. "Ich würde dich gern Mrs. Mulder nennen..."

Scully konnte auf einmal nicht mehr richtig atmen und ihr war ein bisschen schwindlig. "Du...du was???"

Er lächelte. "Ich denke, du hast mich schon verstanden. Willst du mich heiraten, Scully?" Mulder hielt den Atem an, denn er war sich nicht wirklich sicher, was sie antworten würde.

Scully nahm seine Hand. "Sag' Dana und ich werde darüber nachdenken..."

"Okay...willst du mich heiraten, *Dana*?"

Sie lehnte sich zu ihm hinüber und antwortete, "Es gibt nichts, was ich lieber tun würde."

"Gut, denn es gibt niemanden, den ich lieber fragen würde," sagte er mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht.

Scully nickte und deutete auf ihre schlafende Tochter. "Sie müsste eigentlich schon längst im Bett sein. Macht es dir etwas aus, sie zu tragen?"

Mulder konnte nicht glauben, dass er seine Tochter in ihr Schlafzimmer tragen würde. Er schüttelte den Kopf, hob Melissa Fox sanft in seine Arme hoch und hielt sie nah an seine Brust gedrückt. Sie standen beide auf und gingen zu ihrem Zimmer. Dabei schaute Mulder Scully an, er hatte sie noch nie mehr geliebt wie in diesem Moment.

"Scully, danke, dass du mich angerufen hast und danke...dass du sie Fox genannt hast. Vielleicht funktioniert es besser für sie als für mich."

Scully lächelte und schlang einen Arm um seine Hüfte. "Es wird für alle von uns gut funktionieren."

Als sie ihn ansah, fragte sie sich, was es war, dass sie verband, sogar wenn sie auseinander waren. Sie beschloss, dass es was auch immer es war, einfach akzeptiert und nicht analysiert werden sollte. Das erste Mal in ihrem Leben nahm sie es hin, dass sie *dabei* einfach nur glauben sollte.

Sie hielten vor Melissa's Schlafzimmer an und Scully lehnte sich zu ihm hoch, um ihn noch einmal zu küssen, und dieser Kuss war ein Zeichen für die guten Tage, die in Zukunft kommen würden.

Er schaute zuerst zu seiner Tochter und dann zu Scully hinunter. "Damit könntest du wohl Recht haben."

Damit öffnete Scully die Tür und sie verschwanden in den Raum, endlich zusammen, und endlich als eine Familie.




THE END
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