World of X

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Reality

von XS

Chapter 8

Sie konnte Mulder sehen, wie er zu ihr hinauf sah. Er rief etwas.

„Scully, springen Sie nicht. Sie sind jetzt in Sicherheit!“

*Oh, Mulder! Wenn Sie nur wüssten, was hier los ist. Ich bin noch lange nicht in Sicherheit.*

Verzweifelt sah Scully sich um. Sie suchte nach einer Lösung. Einen Weg aus diesem Irrsinn heraus. Aber statt einer Lösung fiel ihr Blick abermals auf Scott, der noch einen Schritt näher gekommen war. Er streckte gerade eine Hand aus, um sie festzuhalten. Scully hatte kaum Zeit nachzudenken. Alles was sie im Moment wusste, war, dass sie die einzige Möglichkeit zu entkommen wahrnehmen musste. Und diese Möglichkeit hieß springen. Das Sprungtuch würde ihren Fall auffangen.

Und sie sprang. Scott beugte sich gerade vor und streifte ihren Arm. Aber er bekam sie nicht richtig zu fassen.

Scully fiel. Alles ging so schnell. Die Luft rauschte in ihren Ohren und sie konnte die erschreckten Rufe hören, die alle Anwesenden von sich gegeben hatten. Sie drehte sich ungewollt in der Luft. Sie sah die Leute auf der Straße. Mulder. Und dann wieder die Sonne, die so grell schien, dass bunte Punkte vor ihren Augen tanzten. Sie fühlte sich leicht und frei.

Und dann kam der Aufprall. Sie hatte das Sprungtuch erreicht und spürte jetzt deutlich die Schwerkraft. Nichts war von dem Gefühl der Leichtigkeit zurückgeblieben. Sie spürte jetzt nur den Schmerz, der sie durchflutete. Nicht nur die unsanfte Landung, die ihren ganzen Körper betraf, spürte sie. Sie hatte sich in der Luft so gedreht, dass sie mit ihrem Körper auf ihrem rechten Arm gelandet war. Und der Schmerz, der davon ausging, sandte heiße Wellen des Schmerzes durch ihren ganzen Körper. Aber sie wollte sich jetzt nicht darum kümmern. Sie wollte nur weg. Weg, bevor Scott wieder auftauchen konnte.

Sie setzte sich auf. Wieder ein heißer Schmerz und sie stöhnte auf. Zwei Feuerwehrmänner griffen ihr unter die Arme und halfen ihr aufzustehen. Als sie schließlich stand, wollte sie Mulder suchen gehen, aber sie wurde festgehalten. Panik stieg in ihr auf. Was, wenn sie sich Mulder nur eingebildet hatte? Und wenn jetzt gleich Scott vor ihr stehen würde? Sie würde nie wieder aus diesem Krankenhaus entkommen.

Sie wollte sich losreißen, aber einerseits hielten sie zwei Feuerwehrmänner mit eisernem Griff fest und andererseits schmerzte ihr Arm höllisch.

„Lassen Sie mich los, verdammt!“, warf sie den Männern an den Kopf.

Diese sahen sie nur spöttisch grinsend an und hielten sie weiter fest. Doch plötzlich hörte sie eine Stimme durch das Gedränge hindurch, das sich um sie gebildet hatte.

„Lassen Sie mich durch, ich bin FBI-Agent!“

Scullys Herz tat einen Freudensprung, als sie Mulders Stimme erkannte. Sie hatte ihn sich also nicht nur eingebildet. Gespannt sah sie in die Richtung, aus der seine Stimme gekommen war. Nach einigen Sekunden konnte sie eine Hand erkennen, die sich durch die Menschenmassen kämpfte. Schließlich erschien Mulder und wedelte erneut mit seinem Ausweis vor einigen Nasen herum, so dass er schließlich durch die Absperrung gelangte.

„Mulder!“

Scully versuchte sich erneut loszureißen, aber nur ein erneuter Schmerz brannte in ihrem Arm auf. Sie verzog ihr Gesicht vor Schmerzen und schloss die Augen, da alles vor ihren Augen zu verschwimmen drohte. Wie aus weiter Ferne hörte sie Mulder mit den Feuerwehrmännern reden.

„Lassen Sie sie auf der Stelle los. Sie ist FBI-Agentin und meine Partnerin!“

Scully lächelte. Sie hatte es doch gewusst. Sie war seine Partnerin und sie arbeitete fürs FBI. Niemand hatte sie ihrer Überzeugungen berauben können. Sie fühlte, wie der Griff um ihre Arme gelockert wurden und sie öffnete ihre Augen wieder. Mulder stand jetzt direkt vor ihr und hielt sie sanft an der Schulter fest. Er sah ihr direkt in die Augen.

„Dana! Ich bin so froh, dass ich Sie gefunden habe! Geht es Ihnen gut?“

Scully lächelte ihn schwach an.

„Ja, mir geht es gut. Nur mein Arm...“

Mulder betrachtete ihren Arm und sah sie besorgt an.

„Lassen Sie uns ins Krankenhaus gehen. Ihr Arm ist bestimmt gebrochen...“

„Nein!“, protestierte Scully etwas lauter als beabsichtigt, „Nicht dort hinein. Bitte Mulder, nicht in dieses Krankenhaus.“

Sie sah ihn bittend an und Mulder sah etwas in ihren Augen, dass ihn sofort dazu bewegte, ihren Wunsch zu erfüllen. Er zog seinen Mantel aus und legte ihn Scully um, da er sah, wie sie zitterte. Dann legte er einen Arm um ihre Hüfte und sie bahnten sich einen Weg durch die Menschenmenge zu seinem Auto. Er öffnete die Beifahrertür und ließ Scully Platz nehmen. Dann setzte er sich auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und fuhr davon.

Scully lehnte sich in ihrem Sitz zurück und warf einen Blick in den Rückspiegel. Das Krankenhaus wurde immer kleiner. Und plötzlich tauchte Dr. Scott in ihrem Blickfeld auf und warf dem Wagen wütende Blicke hinterher. Scully schloss beruhigt und zufrieden die Augen. Sie war hier bei Mulder in Sicherheit. Scott konnte sie nicht mehr gefangen halten. Sie tastete nach Mulders Hand und drückte sie leicht. Ja, er war hier und das war mit Sicherheit kein Traum.

Nach einigen Minuten hielt Mulder an und Scully öffnete ihre Augen wieder. Er hatte vor dem Trinity Hospital gehalten und sah sie jetzt abwartend an, als wolle er fragen, ob sie bereit sei, in dieses Krankenhaus zu gehen. Scully nickte unmerklich und beantwortete seine unausgesprochene Frage. Mulder stieg aus, ging um das Auto herum und half Scully beim Aussteigen. Wieder legte er einen Arm um ihre Hüfte und gemeinsam gingen sie auf den Eingang des Krankenhauses zu.

„Mulder, bleiben Sie bitte hier.“

Mulder drehte sich zu Scully um. Er hatte Scully in einen Behandlungsraum gebracht und gewartet, bis der Arzt gekommen war. Jetzt wollte er nicht länger stören, aber wenn Scully ihn darum bat, hier zubleiben. Vor allem sah sie ihn mit so durchdringenden Augen an. Sie hatte ihm noch nicht erzählt, was passiert war, aber er wollte sie nicht drängen. Sie würde es ihm früh genug erzählen. Also nickte er nur und nahm auf einem Stuhl Platz. Nach gut zwei Stunden kam Scully zurück, ihren rechten Arm in Gips und sie durfte das Krankenhaus wieder verlassen.

Auf der Fahrt zu Scullys Appartement wurde wieder kein Wort zwischen den beiden FBI-Agenten gewechselt. Erst als Mulder vor ihrer Wohnung hielt, richtete Scully das Wort an ihn.

„Mulder, bleiben Sie noch ein wenig bei mir? Sie müssen mir noch erzählen, wie Sie mich gefunden haben.“

Mulder lächelte: „Sicher. Und Sie müssen mir erzählen, wie Sie überhaupt dort gelandet sind.“

Scully nickte zwar, aber innerlich seufzte sie. Wie sollte sie Mulder erklären, was passiert war, wenn sie es nicht einmal selber genau wusste? Aber sie wollte erst einmal Mulders Version der Geschichte hören. Vielleicht ergaben sich daraus ja noch einige neue Erkenntnisse und sie konnte daraus schlussfolgern, was mit ihr geschehen war.

Auch wenn es nicht mehr nötig gewesen wäre, hatte Mulder wieder einen Arm um Scully gelegt, als sie die Treppe zu ihrem Appartement hinaufstiegen.

Während Scully im Schlafzimmer verschwand um endlich das Krankenhaushemd loszuwerden, kochte Mulder einen starken Kaffee. Schließlich erschien Scully wieder und ließ sich neben Mulder auf dem Sofa nieder. Dankbar nahm sie den heißen Kaffee entgegen und trank gierig einige Schlucke, auch wenn er ihr fast die Zunge verbrannte. Erst jetzt merkte sie, dass sie nicht nur durstig sondern auch hungrig war. Bestätigt wurde sie durch ihren Magen, der ein lautes Knurren hören ließ.

„Möchten Sie, dass ich Ihnen etwas zu essen mache?“, fragte Mulder mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

Scully nickte: „Aber nur, weil mein rechter Arm in Gips ist. Ich weiß ja, wie Sie kochen...“

Mulder sah sie scheinbar empört an: „Was soll das denn heißen? Ich bin der beste Koch im Universum. Selbst die kleinen grauen Männchen wissen von meinen Kochkünsten und sie kommen einmal die Woche vorbei, um meinen berühmten Nudelauflauf zu kosten.“

Scully lächelte. Wahrscheinlich würde er gleich auch noch Elvis erwähnen.

„Und Elvis kommt auch manchmal vorbei. Dana, Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie er auf Nudelauflauf steht.“

Jetzt lachte Scully laut auf.

„Wollen Sie sich etwa über mich lustig machen?“

„Ich? Niemals!“

Aber ihr prustendes Lachen entlarvte sie als Lügnerin. Mulder grinste von einem Ohr zum anderen und wandte sich dann der Küche zu, um seinen berühmten Nudelauflauf herbeizuzaubern.

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