World of X

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Strength

von XS

Chapter 2

II


"Scully?"
Leise, fast wie ein Zischen drang eine Stimme an ihr Ohr.
"Mmm, mm", ein Murmeln entwich ihrer Kehle.
"Scully, sind Sie wach?"
Jetzt war die Stimme lauter und deutlich zu erkennen. Es handelte sich um Mulder’s Stimme, die nahe bei ihr zu sein schien. Mulder mußte irgendwo in diesem Raum sein. Da sie die eine Hälfte relativ gut überblicken konnte, mußte sich Mulder hinter ihr befinden.
"Ja, ich bin wach."
Das hatte sie zwar sagen wollen, aber nachdem das *Ja*, das auch schon nur ein Flüstern gewesen war, über ihre Lippen gekommen war, erstarb ihre Stimme und nur noch heißer Atem strömte aus ihrer Lunge.
"Scully, können Sie sich bewegen?"
Ohne eine Antwort ihrerseits abzuwarten, fuhr Mulder fort.
"Links von Ihnen liegt ein Schlüssel. Ich bin hier hinten mit Handschellen angekettet. Sie müssen versuchen den Schlüssel zu mir zu schieben."
Mit aller Macht mußte Scully sich konzentrieren, um nicht einfach nur Mulder’s Worten zu lauschen, sondern um auch den Sinn, der hinter den Worten stand, zu begreifen.
Dann konzentrierte sie sich darauf, festzustellen, wo sich ihre Hand befand. Natürlich lag diese nicht irgendwo in diesem Raum herum, aber sie hatte kein Gefühl mehr darin, so daß sie nicht einmal fühlte, wo genau ihr Arm lag.
Langsam und vorsichtig bewegte sie ihren linken Arm. Ihre Hand rutschte schwerfällig von ihrem Körper hinunter und glitt auf den Boden. Glücklicherweise bereitete es ihr keine Schmerzen, den Arm zu bewegen. Sie tastete sich weiter nach links vor, bis sie schließlich einen metallenen Gegenstand unter ihrem Arm fühlte. Vorsichtig hob sie ihren Ellenbogen an und bewegte ihre Hand auf den Schlüssel zu. Endlich fühlte sie das kalte Metall in ihrer Handfläche und umschloß es fest, als wäre es der Rettungsring, den ein Ertrinkender krampfhaft umklammert. Die Kälte des Metalls spürte sie jedoch kaum, da sich ihre Hand mindestens auf die Temperatur des Schlüssels abgekühlt hatte.
"Gut. ... Und jetzt versuchen Sie ihn in meine Richtung zu schieben oder zu werfen..."
Scully zögerte.
*In welche Richtung denn? Und wenn sie Mulder verfehlte, könnte es lange dauern, bis sie sich wieder soweit erholt hatte, um ihn von den Handschellen zu befreien. Außerdem hatte sie vermutlich nicht die Kraft, den Schlüssel zu werfen oder aber, vermutete sie, würde ein weiterer Schmerz unerbittlich ihren Kopf durchbohren, wodurch sie vermutlich ein weiteres Mal das Bewußtsein verlor.*
"Scully?" seine Stimme klang ängstlich. Zögernd. Als ob er zwar erfahren wollte, was los sei, aber sich andererseits auch vor der Antwort fürchtete.
"Ja, ich bin wach", beruhigte sie ihn; zwar noch immer mit schwacher Stimme, aber jetzt war es leichter zu antworten, als zuvor. Sie schluckte und befeuchtete ein weiteres Mal ihre Lippen.
"Mulder", begann sie leise.
"Ja? Haben Sie Schmerzen?", erkundigte dieser sich ängstlich.
"Es, ... es ist nur mein Kopf. Sobald ich mich bewege, scheint es, ... scheint es, als ob er gleich zerspringt. Und ich ... ich weiß nicht, ob ich Ihnen den Schlüssel zuwerfen kann. Ich kann mich nicht aufrichten."
Erschöpft atmete Scully aus und wieder ein.
"In Ordnung! Versuchen Sie einfach den Schlüssel nach hinten zu schieben. Ich glaube, ich kann ihn dann erreichen. Ich habe hier relativ viel Bewegungsfreiheit."
Scully nickte. Wieder durchzuckte der Schmerz ihren Körper und sie hielt abrupt inne. Sie bewegte den Schlüssel noch einmal in ihrer Hand. Noch einmal einen tiefen Atemzug nehmen. Dann holte sie aus und schleuderte den Schlüssel nach hinten. Obwohl sie absichtlich nicht zu weit ausgeholt hatte, um keine weiteren Schmerzen zu verursachen, spürte sie nun einen anderen Schmerz, der von ihrer Nierengegend ausging. Dieser Schmerz war glücklicherweise nicht so stechend und leichter auszuhalten.
Sie hörte, wie das Metall über den Boden scheuerte und schließlich nicht weit von ihr entfernt liegenblieb. Dann konnte sie Mulder hören, der sich auf den Schlüssel zubewegte. Ein leises Kratzen seiner Schuhe und ein noch leiseres Wischen seiner Kleidung auf dem Boden. Das alles wurde von dem noch immer stetig ansteigendem Heulen des Windes untermalt.
Scully zog ihren Arm wieder in eine bequemere Lage.
Jetzt hörte sie ein metallenes Kratzen, als Mulder vermutlich mit einem Schuh den Schlüssel zu sich heranzog.
Scully schloß die Augen. Sie konnte ohnehin nichts beobachten und das grelle Licht der Sonne, das noch immer auf ihr Gesicht fiel tat ihren Augen weh. Es wäre so schön und einfach gewesen jetzt einzuschlafen. Aber vorher wollte sie zumindest wissen, was passiert war; wie sie hergekommen war.
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