World of X

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Strength

von XS

Chapter 13

XIII


Mulder bedauerte, daß dieser Moment sich nicht ausgebreitet hatte, um sie ihrer jetzigen Situation länger hatte entfliehen lassen zu können. Aber er war bereits für diesen kurzen, magischen, ja friedlichen Moment dankbar. Ja, es war wirklich ein Moment wahren Friedens gewesen. Er hatte über nichts nachgedacht, das sein Gewissen hätte trüben können. All die Gedanken, die er sich sonst über die Regierung und die Verschwörung, machte, waren einfach... ja, sie waren einfach spurlos verschwunden. Wirklich spurlos. Nicht der kleinste Rest hatte auch nur den Hauch einer Trübung auf seinem Gefühl, sich einfach nur gut und zufrieden zu fühlen, hinterlassen. Aber nicht nur die Tatsache, daß er während dieser Augenblicke einmal seine Sorgen ablegen konnte, ließ ihn diese Momente genießen, so kurz sie auch waren. Nein. In diesen Augenblicken war er scheinbar eins mit Scully. Auch wenn er ihr dies nicht sagen könnte, weil es sich einfach merkwürdig anhörte. Es war wirklich so. In diesen Momenten waren sie miteinander verbunden, so daß er nicht nur erahnte, was sie gerade empfand, sondern er teilte diese Empfindungen mit ihr, so wie auch sie die seinigen empfinden konnte. Dadurch waren sie eins. Und dieses Gefühl, eins mit ihr zu sein, hatte eine beinahe berauschende Wirkung, die aber ebenso schnell wieder verging.
Ein anderer Aspekt, der dieses Gefühl vielleicht noch verstärkte, war das, was er erblickte, wenn er sie in solchen Momenten ansah.
Ihre Augen waren blau, so unendlich blau wie der Himmel. So strahlend blau wie der Himmel an einem wunderschönen Sommertag. So strahlend und leuchtend wie der Ozean, in dessen Wasser sich das Licht bricht und reflektiert wird. So unendlich tief, wie ein Brunnen, in den man einen Stein wirft und dessen Aufprall im Wasser man niemals wahrnahm. So atemberaubend schön...
Ihr Lächeln war bezaubernd, wie der Zauber eines Märchens, der einen beim ersten Hören gefangennimmt und nicht mehr losläßt. So strahlend wie die Sterne, die am Himmel leuchteten; die ihre ganze Leuchtkraft aus den letzten Energiereserven geschöpft hatten, nur um zu explodieren... und vielleicht nur, um das Strahlen eines Lächelns beschreiben zu können. Ein Lächeln, das alles glücklichen Ereignisse ausdrücken konnte: Weihnachten, Geburtstage,... Liebe... so atemberaubend schön...
Doch dieses Gefühl der Verbundenheit war bereits wieder verflogen und Mulder mußte seine Gedanken beinahe gewaltsam von seinen Erinnerungen losreißen, um sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. Er öffnete die erstbeste Kiste, die vor ihm stand und griff ziellos und vor allem blindlings hinein, denn er konnte so gut wie nichts erkennen. In Gedanken verfluchte er sich dafür, seine Taschenlampe achtlos in den Rucksack geworfen zu haben, anstatt sie in seiner Jacke zu verstauen. Aber wer hätte denn auch ahnen können, daß diese Typen sie überwältigen und ihnen die Rucksäcke abnehmen würden.
Vorsichtig tastete er den Gegenstand, auf den er am Boden der Kiste gestoßen war, ab. Wer wußte schließlich, welches verrückte Zeug diese Kerle schmuggelten? Doch seine Vorsicht war glücklicherweise überflüssig. Er wußte zwar noch immer nicht, um was es sich genau handelte, aber er hatte doch erkennen können, daß es sich um nichts Gefährliches handelte. Langsam hob er den Gegenstand hoch und betrachtete es im Zwielicht des Dachbodens. In seinen Händen hielt er eine Ledermappe; vermutlich braunes Leder, doch das konnte er nicht erkennen. Was er aber sofort wußte, war die Tatsache, daß es sich um eine neuwertige Mappe handeln mußte, da ihm der vertraute und starke Geruch neuen Leders in die Nase stieg. Er betrachtete die Mappe nicht länger, sondern schlug sie neugierig auf, um schnellst möglich deren Inhalt inspizieren zu können. Ein dicker Stapel Blätter war in die Mappe eingeheftet, wobei der Stapel nur im ersten Moment sehr dick erschien. Doch als Mulder das erste Blatt berührte, spürte er, daß dieses Blatt, sowie auch jedes andere, in einer Schutzhülle verstaut war. Vielleicht handelte es sich um wichtige Akten, die kopiert oder entwendet worden waren, so daß diese bestmöglich geschützt werden mußten, falls sie für einen größeren Zeitraum zwischenlagern mußten. Mulder brannte darauf, die Akten durchzublättern, um sie wenigstens zu überfliegen, aber die Dunkelheit auf dem Dachboden hinderte ihn daran. Und das Licht, das von unten heraufschien, reichte auch nicht aus, um irgend etwas erkennen zu können.
Also schloß er die Mappe wieder und wandte sich Scully zu, indem er einige Schritte auf sie zuging.
"Haben Sie schon etwas gefunden?", sprach diese ihn an, ohne das Durchstöbern der Kisten zu unterbrechen.
"Vielleicht, ich bin mir noch nicht sicher", antwortete Mulder zögernd, "Ich habe einige Akten gefunden, die ich mir unten mal genauer ansehen werde. Und was ist mit Ihnen? Haben Sie schon etwas gefunden?"
"Das Paradies", erklärte Scully einfach und hielt einen Gegenstand hoch, den Mulder bei dem dämmrigen Licht nicht sofort erkannte, "jedenfalls für unseren zigarettenrauchenden Freund."
Einhergehend mit diesen Worten erkannte Mulder die Stange Zigaretten, die Scully in der Hand hielt. Er warf ihr ein flüchtiges Lächeln zu und stieg vorsichtig die Leiter hinunter. Er konnte noch einige Sekunden einen Blick auf sie werfen, in denen er sich dabei ertappte, daß er sie nicht nur zufällig ansah sondern sie schon beinahe anstarrte. Heftig kniff er die Augen zu und schalt sich selber für sein Benehmen. Andererseits hatte er während seines Starrens bemerkt, daß Scully noch immer leicht zitterte. Sie versuchte es zwar zu verbergen und zu überspielen, aber es gelang ihr nicht vollständig.
Mulder seufzte innerlich ein wenig auf. Sie konnte einfach nicht zugeben, daß ihr noch immer kalt war, daß sie noch immer krank war. Krank genug, um eigentlich im Bett zu bleiben.
Schließlich erreichte Mulder das Ende der Leiter und näherte sich dem Kamin, um genug Licht für die Dokumente zu haben.
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