World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Fürsten der Nacht

von Devra Lee Campbell

Kapitel 1

London / England / 23:11

Auf den Straßen war nicht mehr viel los, kaum fuhren Autos oder waren Spaziergänger anzutreffen. Nur ein frisch verliebtes Pärchen kuschelte sich auf einer Parkbank gemütlich aneinander, als Fox Mulder seinen Mietwagen vor einer kleinen Bar abstellte. Die Nächte waren bereits kühler geworden, da sich der Sommer dem Ende neigte und schon viele bunte Blätter die langen Alleen schmückten. Der smarte FBI-Agent blieb noch eine kleine Weile in seinem Wagen sitzen und starrte zum Nachthimmel hinauf. Wie gern hätte er doch seine Partnerin mit nach London genommen, und die Chance gehabt, mit ihr in diesem Moment die Dunkelheit und das Funkeln der Sterne genießen zu können. Vermutlich würde sie gerade in ihrem Apartment sitzen und ebenfalls diese Nacht in ihrer ganzen Schönheit bewundern. Vielleicht hatte sie sich auch mit ihrer neuen Freundin Nicole Smith verabredet, ihrer besten Freundin, wohlgleich sie im Moment die einzige Freundin war, die Scully noch hatte. Ihre Freunde hatten sich einer nach dem anderen von ihr abgewandt seit sie mit Spooky Mulder zusammenarbeitete und ihn verbal gegenüber den anderen Agenten verteidigte.

Seit Scully ihre Freundin vor einem halben Jahr zum ersten Mal im Flur getroffen hatte - Nicole war gerade in das Apartment nebenan eingezogen - verstanden sie sich blendend. Mulder war sogar ein wenig eifersüchtig auf Nici, da er das Gefühl hatte, Scully würde ihn durch ihre verrückte Freundin vernachlässigen, und irgendwie schien er damit nicht ganz im Unrecht zu sein. Viel zu oft trieb sie sich an Feierabenden mit Nici in Bars herum und beachtete ihn privat kaum noch. Er fühlte sich als wäre er abgelöst worden, und Scully entfremdete sich von ihm.
Wie auch immer, nun trennte sie ein riesiger Ozean, und sie hatte ihren längst fälligen Urlaub angetreten.
Mulder war nach England gereist, da einer uralten Legende zur Folge in einer bestimmten Vollmondnacht, die Nacht der Fürsten des Blutes, Vampire aus ihrem tausendjährigen Schlaf erwachen sollten, um Unheil und Tod über die Menschheit zu bringen, die sie einst verflucht hatte. Vor zwei Wochen, so glaubte Mulder, hatte sich diese Vollmondnacht zugetragen. Seither geschahen in London merkwürdige Morde, wobei den Opfern ihr gesamtes Blut entzogen worden war. Mulder glaubte fest an die Legende, und da Skinner ihn anderweitig nicht brauchen konnte, schickte er ihn nach England, damit er der Sache auf den Grund ginge. Egal ob seine Fälle mit Außerirdischen, Mutanten oder anderen Phänomenen zu tun hatte, Mulder versuche sie alle zu lösen, und so hatte er sich nach England aufgemacht, um auch diese X-Akte abschließen zu können.
Der frische Nachtwind streifte Mulders Gesicht, nachdem er seinen Mietwagen verlasen hatte. Dann öffnete er die Glastür der Bar und trat ein. Als er sich ein wenig umsah, erblickte er eine junge, attraktive Frau mit langen roten Locken allein an einem Tisch sitzend. Sie starrte in ihr Glas, das mit einer transparenten Flüssigkeit gefüllt war, und schien ihre Umwelt kaum wahrzunehmen. "Hey, wenn Sie noch länger so traurig in ihr Glas starren machen Sie mich abgrundtief unglücklich. Erwarten Sie noch jemanden oder darf ich mich setzen?" Erst jetzt hatte die Frau mit den Sommersprossen ihn bemerkt und blickte ihn verdutzt an. Ein scheues Lächeln huschte über ihre Lippen und sie antwortete ein wenig überrascht: "Ja, natürlich. Ein wenig Gesellschaft wird mir bestimmt nicht schaden." "Danke. Dürfte ich vielleicht auch erfahren, wer die hübsche Lady hinter diesem netten Lächeln ist?" Diese Frau, sie hatte einen Ausdruck in ihren Augen, den Mulder noch nie zuvor gesehen hatte. Jeder Mensch besitzt ein Glitzern in seinen Augen, das sein tiefstes Innere, seine Seele spiegelt. Doch dieser Frau fehlte der Ausdruck, so als hätte sie nie gelebt, als wären all ihre Gefühle, Erlebnisse und ihre Erinnerungen loschen. Ihre Augen vermissten diesen Glanz, der nur bei Toten fehlte. Sie starrten ihn an, schienen seine Gedanken zu lesen und durchbohrten ihn wie ein Speer. "Vivienne Cole. Und wer sind Sie?" "Fox Mulder. Wie eine Einheimische hören Sie sich nicht gerade an. Woher kommen Sie?" "Ich bin sozusagen überall und doch nirgendwo, bin immer unterwegs, weil ich sehr viel reise. Aber eigentlich bin ich schon von hier, bin hier geboren worden, falls man das überhaupt so nennen kann. Verschiedene Länder gewöhnten mir diesen Dialekt an. Lassen Sie mich raten, Sie kommen aus Washington? Entweder sind Sie Anwalt, Jura-Student oder arbeiten im Weißen Haus?" "Washington könnte stimmen, aber ich bin FBI-Agent und meine Arbeit hat mich hierher verschlagen." "Und woran arbeiten Sie? "Ich jage." "Was jagen Sie? Einen Serienkiller, Dieb, Spion?" "Nein," Mulder nippte ein wenig an seinem Whisky und fuhr kühl fort, "Vampire." "Moment mal, wollen Sie mich verarschen? Vampire, ja ganz bestimmt, und Außerirdische bevölkern die Erde." "Daran hab ich nie gezweifelt. Ich gehöre sozusagen einer Spezialeinheit des FBI an. Jeder, der mich kennt, hat was an mir auszusetzen und meine früheren Kollegen gaben mir sogar den Spitznamen Spooky. Meine Vorgesetzten hassen mich und meine seltsamen Theorien hängen meiner Partnerin schon zum Hals heraus. Warum sollte ich mir die Mühe machen Sie zu verarschen?" "Sind Sie mit ihr hergekommen?" "Nein, sie ist in Washington geblieben." "Wissen Sie, Spooky, hier wird es mir zu langweilig. Gehen wir doch wo anders hin. Ich kenne da einen ganz tollen Nachtclub. Ich hab viele Freunde dort, und ich bin mir sicher, dass es jemandem wie Ihnen nicht schwer fallen wird, sich dort wohl zu fühlen." Dann bezahlten sie und verließen die Bar. "Lange bist du noch nicht hier, Spooky, oder?" "Ja, erst seit zwei Tagen." >>Und nicht ein Mal hat Scully angerufen.
Rezensionen