World of X

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Future

von Sonja K

Kapitel 5 - Träume

Seiltänzertraum

Tagverdrossen senkt sich
dichter Schleier namens Nacht.
Die Tropfen, die ans Fenster trommeln
halten mich nicht wach.
Ich tauche ein,
laß all die Traumtanzgeister zu mir rein.

Das Kind ist längst erwachsen
und versteckt sich doch im Mann.
Es läuft die Treppe ständig hoch
und kommt nie oben an.
Jede Stufe ist der nächste Wunsch,
der in Erfüllung geht.
Und das Kind stellt fest,
das ist nicht schön,
und schmaler wird der Weg.

Manche jubeln laut,
manche schreien "Spring!"
Ach, wen kümmert schon die Balance?
Keiner sieht die feinen Angstschweißtropfen,
es bleibt die Flucht in Trance.

Halt mich...
fest!
Damit von mir mehr übrig bleibt
als dieser kleine Rest!

Kennst du den Seiltänzertraum?
Ich stürz ab, doch ich lebe noch.
Dein Netz fängt mich auf.
mitten im Schoß, in deinem Schoß...

Noch höher hinauf.
Das Gleichgewicht zu halten
saugt mich aus.
Oh geht das immer so weiter
bis zum Dessert
beim eigenen Leichenschmaus?
Ich bin im falschen Film
mit völlig falschem Sinn,
schalt ihn ab! - Wo ist der Knopf?
Oh bitte hilf mir, hilf mir!
Wann denn endlich
macht es klick in meinem Kopf?

Weck mich...
Weck mich auf!
Das Schicksal nimmt zwar seinen,
doch du nimmst meinen Lauf!

Kennst du den Seiltänzertraum?
Ich stürz ab, doch ich lebe noch.
Dein Netz fängt mich auf.
mitten im Schoß, in deinem Schoß...

Traumtanztrapez.
Ich stürz ab, doch ich lebe noch.
Ich tauch' mich hinein,
in deinen Schoß, mitten im Schoß...

Am Fenster trommeln immer noch
die Tropfen - Ich bin wach:
Deine kühle Hand hat die Hitze
meiner Stirn verjagt.
Deut mir meinen Traum!
Du kannst es!
Du kennst mich!
Ich lieg in deinem Arm...



”Hey, aufwachen! Also, das ist doch nicht zu glauben; da fahre ich über 200 Kilometer hierher, missachte sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen, um ihn so schnell wie möglich hier rauszuholen, und dann komme ich an, und was ist? Er schläft!”
Mulder schlug die Augen auf und konnte es nicht fassen, dass er tatsächlich Scully an seinem Bett stehen sah. Sie wirkte ein wenig gereizt, aber nicht so, als wolle sie in den nächsten Minuten aus seinem Leben verschwinden.
Langsam dämmerte es ihm: Er mußte geträumt haben. Alles war nur ein Traum gewesen: Die Beziehung zu Dana, das gemeinsame Weihnachtsfest, ihre erste Nacht, Skinners Reaktion, das Baby, das sie verloren hatten...
Erleichterung erfasste Mulder. Er hatte sie nicht verloren; sie stand neben seinem Bett und wartete auf eine Antwort, wie auch immer die Frage gelautet haben mochte.
Mulder sah sie an, glücklich, dass sie da war, bei ihm war, und sagte das erste beste, was ihm einfiel: "Krieg ich einen Kuss?"
Im nächsten Moment hätte er sich für seine Dummheiot ohrfeigen können. Erst verschwand er einfach, weil ihm jemand von einer UFO-Sichtung erzählte, ließ sich von hinten niederschlagen wie ein Anfänger und rief Scully von ihrer Familienfeier weg, um ihn aus dem Krankenhaus zu holen, und dann hatte er nichts besseres zu tun, als irgendeinen Blödsinn zu sagen, der sie mit Sicherheit in Verlegenheit brachte.
Scully sah ihn an und hob erstaunt die Brauen. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Wollte Mulder sie veräppeln? Oder war der Schlag auf seinen Kopf doch härter gewesen, als die Ärzte glaubten?
Ein Blick in seine Augen belehrte sie eines Besseren. In ihnen standen so viele Gefühle: Unsicherheit, Hoffnung, ängstliche Erwartung, totale, bedingungslose Liebe...
Mulder hatte sich ihr geöffnet, ohne es selbst zu wollen. Jetzt lag es an ihr zu entscheiden, wie es weitergehen würde. Sie konnte über seine Bemerkung hinweggehen und sie auf seinen Zustand schieben, oder sie konnte sich seinen - und ihren eigenen - Gefühlen stellen.
Ein weiterer Blick in seine Augen, und Scully traf ihre Entscheidung.
"Ja." sagte sie einfach und beugte sich zu ihm hinab. Ihre Lippen trafen seine; und sie küßte ihn mit einer Sanftheit, die ihm beinehe den Atem nahm. Mulder griff nach ihrem Nacken und zog sie näher zu sich heren, während er ihren Kuss erwiderte, es gleichzeitig gar nicht fassen konnte, dass sie so reagierte.
Er hatte einen Blick in die Zukunft werfen können, hatte gesehen, wie es sein konnte. Jetzt würde er die Zukunft erleben, zusammen mit Dana, und er wusste, diesmal würde alles anders werden...


The End?
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