World of X

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Hot Potatoe

von Azar Suerte

Kapitel 1

Diese unbehagliche Stille hing die ganze Zeit auf dem Weg zum Auto über ihnen. Scully konnte sich nicht entscheiden, ob sie verärgert oder verlegen sein sollte, obwohl sie eigentlich mehr durcheinander war als alles andere.

Was genau war da bloß in ihrem Apartment passiert?

Sie schüttelte ihren Kopf um ihn wieder frei zu machen, sich dazu entschließend, dass sie so nicht verweilen konnte. Sie hatten zu arbeiten -- ein „wahrer" Bericht war zu schreiben, nun, da Mulder zurück und der Fall wirklich abgeschlossen war. Das einzige Problem war einen solch objektiven, logischen und vernünftigen Report zu schreiben, wie die, die Skinner von ihr zu bekommen gewohnt war, wenn diese ganze Sache so verdammt frustrierend war.

Sie kochte vor Wut über sich selbst, weil sie nicht bemerkt hatte, dass Eddie nicht Mulder gewesen war. Er war ihr *Partner*, zum Teufel noch mal. Ganz zu schweigen davon, dass sie bereits früher mit solchen Dingen Erfahrung gemacht hatte, die ihr Gedächtnis unverschämter Weise mit Muldermorphosen synchronisiert hatte.
Sie hätte von dem Moment an wissen müssen, dass er nicht ihr Partner war, in dem 'Mulder' den Fall abschließen wollte, aber indem sie ihrer Sturköpfigkeit bezüglich der Unmöglichkeit von van Blundths Gabe erlaubte, sich über ihre Instinkte hinweg zu setzen, ließ sie ihn zurück. Gab ihn auf. Sie hätte nie ohne ihn nach Washington zurückkommen sollen.

Mal ganz davon abgesehen, dass sie beinahe Ed geküsst hätte. Den Mann, der ihren Partner gefangen genommen und seine Identität zu übernehmen versucht hatte -- und sie hatte ihn küssen WOLLEN!

Ein sehr ärgerlicher Teil ihres Bewusstseins musste sie daran erinnern, dass sie zu diesem Zeitpunkt gedacht hatte, es wäre Mulder. Unentschlossen blickte sie zu ihm herüber. Was wäre, wenn er es gewesen wäre? Den Fakt ignorierend, dass Mulder nie mit einer Flasche Wein vor ihrer Tür erschienen und alles über die oberflächlichen Erinnerungen an ihre Kindheit wissen wollen würde, wenn er es getan hätte... hätte sie es zugelassen, dass er sie küsste?
Es schien, als würde Mulder ihre Augen auf sich ruhen fühlen und er drehte sich, um sie anzusehen. Ein verwirrter Ausdruck spülte über sein Gesicht, und sie fühlte eine plötzliche Woge Zorn darüber, das dieses... Ding... die Nerven gehabt hatte, ihm so etwas zu sagen.
Konnte ihr Partner wirklich daran glauben, dass er ein Verlierer war? Ihre Vorstellung rief sich ihre kurze Unterhaltung von vor ein paar Minuten zurück ...

< „Sie sind kein Verlierer!" >
< „Ja, aber ich bin auch kein Eddie van Blundth Junior, nicht wahr?" >

„Stimmt etwas nicht, Scully?"

Ihre Augen trafen die seinen. „Sie haben Recht, Mulder. Sie sind kein Eddie van Blundth. Sie mussten nie versuchen das Leben eines anderen zu übernehmen, um etwas wert zu sein."

Sogar sie war von dem Giftton in ihrer Stimme überrascht. Sie wusste, dass sie sehr verletzend zu einem Mann war, der es schon schwer genug in seinem Leben hatte. Aber das war keine Entschuldigung dafür, was er getan hatte, in die Rollen der Ehemänner dieser Frauen zu schlüpfen... für den Versuch, Mulder zu ersetzen... ihn einen Verlierer zu nennen...

Mulders Augen weiteten sich bei ihren harschen Worten, nicht ganz sicher, was er von ihnen halten sollte. Er antwortete mit dem einzigen Weg, den er kannte, mit einem Witz der einen ursprünglichen Schmerz verbergen sollte - „Also, warum haben Sie mich Sie nie küssen lassen?"

Scully erfror, wieder zurückblickend, mit einem Ausdruck eines totalen Schocks auf ihrem Gesicht. Er war eifersüchtig. Ihr Partner war eifersüchtig auf diesen wieselartigen kleinen Mann, der versucht hatte, sich in sein Leben zu drängen, weil er kein eigenes besaß, das es wert war gelebt zu werden.
Und er war eifersüchtig auf....

„Vielleicht, weil Sie es nie versucht haben!", antwortete sie scharf. Sobald diese Worte ihrem Mund entronnen waren, schrumpfte sie innerlich zusammen. Was hatte sie getan?

Der Ausdruck auf dem Gesicht ihres Partners war der absoluten Erstaunens. Anscheinend hatte er das nie als eine Möglichkeit erwogen. Er hatte nie zu träumen gewagt, dass sie ihn womöglich tatsächlich küssen wollte.
Um die Wahrheit zu sagen, sie auch nicht – zumindest nicht, dass sie sich darüber bewusst gewesen wäre – bis zu jenem Moment, als sie glaubte zu merken, wie er sich zu ihr lehnte und seine Lippen den ihren entgegen brachte...

War es ein Wunder, dass sie in schwer zu verbergender Empörung zurückgesprungen war, als sie bemerkte, dass es nicht er war. Oder, dass sie in der Minute, in der er die Tür eingetreten hatte, wusste, dass der Mann, der sich über sie beugte, nicht ihr Partner gewesen war?

„Wie hätten Sie reagiert, wenn ich es getan hätte?", war seine nächste Frage, immer noch stichelnd, aber plötzlich auch versuchend.

Sie brauchte nur einen Moment, um ihre Antwort zu kennen. Doch war es eine Antwort, die sie ihm nicht geben wollte – nicht in Worten, und nicht bis er bereit war, es anzunehmen.

„Mulder, anstatt zu fragen... warum nutzen Sie nicht irgendwann ihre Chance und probieren es aus?"

Dabei öffnete sie die Autotür, setzte sich und schnallte sich mit dem Sicherheitsgurt an – mit einer Entschlossenheit, die keine Fragen übrig ließ, die Unterhaltung war beendet.

Sein Mund war immer noch ein Stück weit in hoffnungsvoller Überraschung geöffnet, Mulder umkreiste den Wagen und kletterte auf der anderen Seite ins Auto.

Eines Tages... - Er würde diese Chance nur zu nutzen wissen müssen.


-- THE END --
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