World of X

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Aus meiner Sicht

von Queequeg2

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Wie kann ich beschreiben was ich fühlte, oder wie ich mich fühlte? Mir fehlte die Zeit um mich zu erinnern. Zeit die absolut notwendig war, um das ganze Ausmaß erkennen zu können. Etwas, was ich mir nicht vorgestellt hatte...



Als ich meine Augen öffnete kam es mir vor, wie eine Ewigkeit, wenn man diese hätte eingrenzen können.

Ein Schmerz durchfuhr meinen Körper, aber es war kein äußerer, sondern vielmehr die Angst vor etwas. Angst, die jede Faser, jeden Sinn und jedes Gefühl in mir in Panik versetzte und meinen Körper zum Aufschreien brachte. Aber dieses Mal wurde mir nicht wehgetan, dieses Mal nicht...

Das helle Licht blendete mich und irgendwie kam es mir bekannt, aber doch irgendwie auch anders vor. Aus den Augenwinkeln erkannte ich zu meiner Rechten eine Silhouette und mein Blick folgte dieser Richtung.

Ich erkannte sie. Scully! Meine Partnerin, mein Freundin und mein einziger Halt.

Ihre Augen gerötet und mit soviel Kummer darin, dass mein Herz sich zusammen zog. War es meinetwegen, aber warum?

Ich erkannte allmählich mein Umfeld... ein Bett, Geräte, Schläuche und der Geruch... ein Krankenhaus!

Eine verzweifelte Scully, was war passiert und was war mir zugestoßen? Erinnerungen kamen, aber wurden gleich darauf durch ihren Blick verbannt.

Ich war noch nicht Herr meiner Sinne und wusste nicht so recht wie, aber ich wollte sie trösten.

Eine Bemerkung von mir und eine Schrecksekunde für sie, aber sie fing an zu lächeln, ja sie lachte sogar. Mein Herz entspannte sich und die Schmerzen wurden schwächer. Nur ihre Nähe zu spüren, ihren Kopf auf meiner Brust liegend, all dies nahm mir die Ängste, welche mich beim schließen der Augen wieder einholen wollten.



Der erste Tag meiner Rückkehr verfolg und ich konnte zum ersten Mal ohne Angst haben zu müssen, einfach wieder einschlafen.

Die nächsten Tage vergingen, man machte Untersuchungen und nur selten sah ich Scully. Ich weiß nicht ob sie mich nicht sehen wollte, oder ob sie nur keine Zeit fand, aber ich blieb die meiste Zeit allein.

Allein mit mir, meinen Erinnerungen die allmählich wieder zurückkehrten und mit denen ich umzugehen lernen musste. Meinem körperlichem Befinden ging es schnell wieder besser, aber meine Psyche hing am Abgrund. Der Druck wurde von Tag zu Tag größer und je mehr ich mich erinnern wollte, um so mehr musste ich Abstand gewinnen.

Fünf Monate waren eine lange Zeit, wo sollte ich zuerst anfangen und wo aufhören? Nicht zu wissen wer man eigentlich nach so einer langen Zeit war, versetzte mich in Panik. Wenn ich nicht selber wusste wer ich war, wie sollten das andere wissen?



Scully brachte mich nach Hause...



Wir hatten die vergangenen Tage nicht über privates gesprochen, sie gab mir die Zeit, die ich so dringend brauchte. Sie schien mich zu verstehen und doch wusste ich ebenfalls, dass wir reden mussten.

Ihr Bauch war mir natürlich nicht entgangen, ganz im Gegenteil und so sehr ich mich versuchte zu freuen, um so mehr geriet mein derzeit „einseitiges“ Gleichgewicht ins Schwanken zu geraten. Ich war in diesem Moment meines Lebens nicht in der Lage Verantwortung zu übernehmen. Und vielleicht sah es wie Gleichgültigkeit aus, aber so war es nicht!

Meine Vergangenheit zu bewältigen war eine Sache und das hatte für mich Vorrang, jedenfalls zu diesem Augenblick. Mich selber erst mal fangen, dass hieß es zu erreichen.

Ich tat ihr weh damals in meiner Wohnung. Anstelle sie ein einziges Mal in meine Arme zu nehmen, sie zu trösten und zu sagen, dass alles gut werden würde, schloss ich Scully aus. Mein Zurückzug hätte früher ihren Kampfgeist geweckt, aber wie ich feststellen musste, war es diesmal anders.

Mir wurde erst sehr spät bewusst wie viel Kraft sie für mich investiert haben musste, auf Kosten ihres Babys und ihrer eigenen Gesundheit.

Ein Teil von mir wollte zurück in mein altes Leben, aber der andere wurde im Schatten meines Beiseins festgehalten und ich konnte ihn erst allmählich loslösen.

In den kommenden Nächten überkam mich meine Vergangenheit, meine Erfahrungen, meine Ängste und Befürchtungen. Sie wurden von mal zu mal schlimmer, aber als der Höhepunkt erreicht wurde, wusste ich warum ich hier war. Ich konnte mich erinnern und diesmal waren es Erinnerungen die zwar schmerzhaft waren, aber mich selber nicht mehr schmerzten. Ich gewann an Lebensqualität und damit auch mein altes Selbstwertgefühl zurück. Ich fing an nicht nur Mensch zu sein, sondern sich auch wie einer zu verhalten. So wie früher...

Zu dem Zeitpunkt hoffte ich, dass noch nichts verloren war. Meinen Beruf nahm ich wieder auf und die anfänglichen Auseinandersetzungen mit meinem neuen Partner wurden beigelegt. Agent Doggett war diesbezüglich nicht nachtragend, auch wenn ich es befürchtet hatte und er völliges Recht dazu gehabt hätte.

Ich hatte mich aufgeführt wie ein Schwein, aber aus dem einzigen Instinkt heraus, den ich während meiner Entführung nicht verloren hatte. Kämpfe, um zu überleben, um dich durchzusetzen. Nicht nachdenken sondern immer auf Angriff schalten.

Dies war aber nur eine kleine Hürde, im Gegensatz zu dem was noch kommen sollte.

Scully!

Ja, auch sie hätte alle Gründe dazu gehabt mich loswerden zu wollen. Zum einen weil ich sie verließ, nur um meinen Glauben an DIE zu untermauern und zum anderen, weil ich mich meiner Verantwortung entzog und mich nicht mit Tatsachen auseinander setzen wollte, die wichtig für uns waren. Aber dieses wollte ich jetzt...

Mein Entsetzen, als ich sie mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihren Sofa sitzen sah, meine ersten Gedanken, die mir plötzlich in den Kopf schossen und mein Verlangen ihr irgendwie helfen zu können. Dieser Moment machte mir mehr als alles andere klar, wie sehr ich sie brauchte und vor allem, wie sehr Scully jemanden brauchte. Vielleicht würde ich die Gelegenheit bekommen dieser jemand sein zu dürfen, aber darüber machte ich mir in diesem Augenblick weniger Gedanken.



Im Krankenhaus ein weiterer Stich ins Herz.



„Sind Sie ihr Mann?“

„Nein...“ Zu mehr kam ich nicht.

Einige Stunden später konnte ich dann endlich zu ihr. Und wieder einmal lag sie in einem Krankenhausbett, so hätte es nicht kommen müssen, davon war ich überzeugt. Ihr Blick und die Freude die darin stand, mich zu sehen...

Ich weiß nicht wie viel Glück einem Menschen widerfahren kann, aber ich hatte wohl ziemlich viel davon. Keine Ahnung darüber, wie ich so etwas wie Scully verdiente, aber glücklich es ihr endlich zeigen zu können, ging ich auf sie zu. Ein kurzes Gespräch, aber sehr warmherzig und dann meine Hand auf ihrem Bauch. Eine Bewegung unter der Bauchoberfläche und ich konnte das kleine Wesen fühlen, das in Dana heranwuchs.

Diesen Moment würde ich nie vergessen, mein Staunen und meine Begeisterung, für etwas das noch nicht einmal auf der Welt war. Ich würde da sein, das versprach ich mir und mit dieser Geste veränderte sich einiges für mich und für uns.

Meine Arbeit wurde zur Nebensache, denn ich wollte nachholen, was ich in den ersten Monaten versäumt hatte. Einfach für sie und das Baby da sein, das wollte ich mir zur Priorität setzen und es gelang mir...



Heute ein ganzes Jahr später bin ich für vieles dankbar, über das ich früher nicht einmal nachgedacht hätte. Ein Job, ein Zuhause und vor allem eine Familie die mich liebt und die ich liebe.

Vor noch nicht einmal zwei Jahren hätte ich nicht sagen können, ob so etwas überhaupt für mich in Betracht gekommen wäre. Jetzt weiß ich, wie sehr sich Menschen ändern können und wie wichtig es ist, dies auch zu tun.



Ende
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