World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

When we danced

von Believer

Kapitel 1

Seniorenheim Waldesruh, im Mai
Ein kleines gemütliches Zimmer, Blumen auf dem Fensterbrett, eine Messinguhr schlägt zweimal

„Dana, es ist Besuch für Sie da !“
Die zierliche Frau in dem Schaukelstuhl blickt von ihrer Lektüre auf und die Pflegerin fragend an.
„Besuch ? Ich erwarte niemanden. Wer ist es denn ?“
„Ein junger Mann, der behauptet, dass Sie ihn kennen.“
„So“, sagt die Frau namens Dana und ein Lächeln huscht über ihr apartes, geradezu faltenloses Gesicht.
„Dann schicken Sie ihn herein, Schwester.“
Dana Scully legt das Buch zur Seite.

Er ist groß- das sieht sie, als er den Raum betritt und die Sonne zaubert rote Lichter in sein dunkles kurzes Haar. Auf den ersten Blick kommt er ihr keinesfalls bekannt vor, aber dann sieht sie seine Augen.
„Grundgütiger“, entfährt es ihr und jegliche Farbe weicht aus ihrem Gesicht.
„Dana Scully“, hört sie ihn sagen und als sie kaum merklich nickt,
„hallo, Mom.“
Er wartet nicht auf ihr Angebot, sich zu setzen, zieht sich den Stuhl heran und läßt sich nieder.
„Aber“, beginnt Scully.
„Wie ich dich gefunden habe ? Ich hatte gute Freunde. Ob ich dich verachte, weil du mich abgeschoben hast ? Ich weiß es nicht.“
„William...“
„Man nennt mich Billy.“

BILLY- Nein, sie will ihn nicht so nennen. Der Name hatte diesen Beigeschmack, der Anfang vom Ende zu sein.
Ein flüchtiges Lächeln erscheint auf seinem schmalen Gesicht und in diesem Moment sieht er seinem Vater so ähnlich, dass Scully die Tränen kommen.
„Mom !“ Er sieht sie betroffen an.
„Ist schon gut, ich musste nur gerade an deinen Vater denken, das ist alles.“
„Dad. Ich habe Bilder von ihm gesehen, aber keines mit euch beiden zusammen.“
„Nein ?“
Sie sieht ihn an.
„Dort hinten in der Kommode ist ein silberner Kasten. Kannst du ihn mir bringen ?“
Er steht auf, öffnet das Schränkchen, holt die Kiste heraus und reicht sie ihr.
Scully folgt jeder seiner Bewegungen – nicht ohne eine gewisse Art von mütterlichem Stolz.
Ob er Familie hatte ?
Als habe er ihre Gedanken erraten, sagt er: „Meine Frau ist Kindergärtnerin, wir haben zwei Töchter und ein Haus mit Garten.“
Er grinst ob ihres verdutzten Gesichtsausdrucks.

Indes hat Scully einen Stapel von Fotos aus der Kiste herausgenommen und betrachtet sie.
Als ein Polaroidfoto in ihre Hände fällt, muss sie schmunzeln.
„Hier, ich denke, du meinst etwas in der Art, oder ?“
Er nimmt es ihr ab und fragt: „Wann wurde es aufgenommen ?“
„Es war der Abend meines 20 jährigen Highschoolabschlusses – ein verrückter Tag. Du triffst Leute, mit denen du noch nie was anfangen konntest und alle erzählen dir von ihren Erfolgen – den kleinen und den großen.“
„Dad war dabei. Wart ihr schon zusammen ?“
„Ja, er war dabei, ich musste ihn regelrecht hinzerren. Nein, damals waren wir noch nicht zusammen.“
Mulder und Privatleben – das gab es einfach nicht.

Sie erinnert sich. Als sie ihm einen ihrer Schulfreunde vorgestellt hatte, hatte er mit Eifersucht reagiert. Viel später dann hatten sie getanzt – jemand hatte dieses Bild von ihnen gemacht – und noch später waren sie sich dann endlich so nah gekommen, wie sie es sich immer gewünscht hatte.
Ihr erster Kuss.
Sie glaubt ihn zu spüren, in diesem Moment.

„Ihr wart glücklich ?“ „O ja, wir waren sehr glücklich.“
„Darf ich das Foto behalten ?“
„Natürlich.“
„Was ist mit Dad passiert ?“
„Er ist gestorben, bei einem Verkehrsunfall- ist schon lange her.“
„Vermisst du ihn ?“
„Ja, ich vermisse ihn, nach so vielen Jahren – immer noch.“
Er hatte sein Leben verloren und sie die Fähigkeit, zu laufen.

„Aber lass uns über dich sprechen. Erzähl mir von deiner Familie.“
Er war zu ihr gekommen, nach so vielen Jahren, sie hatte seine Jugend verpasst, an seiner Zukunft wollte sie teilhaben.
Ende

Rezensionen