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The things we do for love

von Katharina

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Scully und Mulder saßen in der kleinen Propellermaschine, die sie auch schon 3 Tage zuvor nach Kroner gebracht hatte. Nun waren sie auf dem Weg zurück nach Washington D. C. Scully saß in dem winzigen Flugzeug vorne und betrachtete die Landschaft, die unter ihnen vorbei zog, doch eigentlich nahm sie kaum etwas davon war. Sie war mit ihren Gedanken in ihren letzten Fall vertieft. Dies war wirklich einer der absurdesten Aufträge gewesen, die sie je bearbeitet hatten, jedoch auch einer der romantischsten, musste sie sich eingestehen. Kein Wunder, dass Mulder bis zu ihrer Ankunft kaum ein Wort über die Begebenheit dieses Falles verloren hatte, sonst wäre sie gewiss nicht mit ihm gekommen. Das war wieder typisch für ihn, je grotesker etwas war, umso besser, solche Geschichten zogen ihn magisch an.

Auch wenn sie zu Beginn Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihres Auftrages gehabt hatte und auch jetzt noch nicht wirklich an Mulders Theorie so recht glauben mochte, so wollte sie diese Erfahrung, die sie gemacht hatte, nicht missen. Es war eine Abwechslung zu den üblichen Mordfällen und anderen Gewalttaten gewesen. Anstatt Gangster oder Aliens zu jagen, waren sie diesmal als Vermittler in Sachen Liebe tätig gewesen, auch wenn das keineswegs so geplant war.

Scully wurde durch ein kurzes Rumpeln der Maschine aus ihren Gedanken gerissen. Daraufhin drehte sie sich zu Mulder, der hinter ihr saß, um ein Gespräch mit ihm zu beginnen. Doch dann merkte sie, dass er, den Kopf gegen das Fenster gelehnt, zu schlafen schien. Schon bei ihrem ersten gemeinsamen Flug hatte sie festgestellt, dass Mulder turbulente Flüge nichts auszumachen schienen, während sie bei jeder Unregelmäßigkeit ihre Finger in die Sitzpolster krallte.

Wie friedlich er aussah mit diesem verschmitzten, zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Er war wirklich attraktiv, was sie nicht zum ersten mal bemerkte. Dunkle Haare, braune Augen, markante Gesichtszüge, ein starker Körper, genauso stellte sie sich ihren Traummann vor, schoss es ihr durch den Kopf. Sie musste lächeln, als sie an die Ankunft in Kroner dachte, man hatte sie tatsächlich für Mann und Frau gehalten, was ihnen schon öfter passiert war. Sie hatte mehrfach von außenstehenden Personen gehört, dass sie ein nettes Paar abgaben, aber wir sind nur Partner, dachte Scully, was auch stets ihre Antwort auf eine solche Feststellung war.

Sie erschrak, als Mulder plötzlich die Augen öffnete, sie musste ihn minutenlang angestarrt haben, hoffentlich hatte er nichts davon mitbekommen. „Was ist? Habe ich gesabbert, oder warum sehen Sie mich so an?“, meinte Mulder nun. Scully musste lachen, schnell ließ sie sich eine Antwort einfallen. „Nein, ich beneide Sie nur darum, dass sie bei solch einem Flug ruhig schlafen können.“ Damit hatte sie zumindest nicht gelogen.

Scully drehte sich wieder nach vorne und versuchte es sich mehr oder weniger bequem zu machen.



Mulder lächelte noch immer zufrieden, er hatte gerade von Scully geträumt und es war ein wunderschöner Traum gewesen. Seine Paranoia folgte ihm sogar bis in den Schlaf, er hatte sich beobachtet gefühlt, womit er ja auch recht gehabt hatte. Als er die Augen geöffnet und direkt in Scullys gesehen hatte, fühlte er sich wieder sicher. Doch ihr Blick war total abgeschweift, es lag ein besonderes Glitzern in ihren Augen, was er trotz seiner hervorragenden Menschenkenntnis zu diesem Zeitpunkt noch nicht deuten konnte. Er musste plötzlich lachen, als ihm der für ihn abwegige Gedanke kam, ob dieser Blick wohl unter die Kategorie „Anschmachten“ fiel. Holman Hardt hatte doch tatsächlich behauptet, er würde Scully regelrecht anschmachten, was Mulder hartnäckig bestritten hatte.

„Was ist denn so lustig?“, durchdrang nun Scully´s Stimme seinen Gedankenzug. Das musste wirklich idiotisch aussehen, dass er auf der Hinterbank einer Propellermaschine plötzlich ohne sichtbaren Grund zu lachen anfing. „Ähm...da war...ein ähm...Vogel.“ Innerlich schlug er sich für diese Antwort, was noch dämlicheres hätte ihm wirklich nicht einfallen können. „Und der sah so komisch aus?“

„Ja Scully, Sie hätten ihn sehen müssen!“



Als Mulder in seiner Wohnung ankam, hörte er als erstes den Anrufbeantworter ab. „Agent Mulder?! Hier ist Holman Hardt, ich wollte mich noch mal bei Ihnen bedanken. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich mich nie getraut meine Gefühle offen auszusprechen. Wer weiß, was noch für Naturkatastrophen auf uns zu gekommen wären. Ich soll Ihnen übrigens viele Grüße von Sheyla ausrichten. Also, machen Sie es gut!“

Er klingt sehr glücklich, dachte Mulder, er hatte es geschafft, Holman erfolgreich in Liebesdingen zu beraten und dabei hatte er selbst, wie Scully richtig vermutete, seit Ewigkeiten kein Rendezvous mehr gehabt. Die letzten Jahre hatte ihn keine Frau, die ihm begegnet war, ernsthaft interessiert. Warum bloß? Er streckte sich auf seinem Sofa aus, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Ja, er wusste die Antwort, weil er nur an sie denken konnte, an seine Scully, schon seit sie vor sechs Jahren das erste mal sein Kellerbüro betreten hatte. Holman gegenüber hatte Mulder versichert, dass er mit einer Freundschaft mit Agent Scully völlig zufrieden war. Doch das war er schon längst nicht mehr. Er dachte an seine selbst erteilten Ratschläge, „Sagen Sie ihr, was Sie empfinden!“. Warum befolgte es diesen Rat selber nicht? Er hatte Angst, dass er durch Worte alles zerstören könnten, ihre besondere Beziehung, die sie sich bisher gemeinsam aufgebaut hatten, ihre Freundschaft, auch wenn es schon sehr viel mehr als das war. Er befürchtete sie zu verlieren, wenn er das aussprach, was er empfand und das würde er nicht ertragen, ein Leben ohne sie, dann beließ er es lieber bei einer Freundschaft. Immerhin beeinflussten seine Gefühle nicht das Wetter von gesamt Washington D. C., also was machte es schon? Doch da war diese Leere in seinem Leben, diese Sehnsucht und dieser Schmerz.

Holman hatte ihn gefragt, ob er es nie bei Scully versucht hätte. Natürlich hatte er das, diese unzähligen kleine, romantische Momente, in denen sie sich schon so nahe gekommen waren, die ihre Beziehung zu einander gefestigt hatten und zu etwas ganz besonderem werden ließen.

Doch da war immer diese Grenze gewesen, von der er wusste, wenn sie sie jetzt überschreiten würden, gäbe es kein zurück mehr.

Er hatte gesehen, wie Holman und Sheyla am Abend des Klassenfestes gestrahlt hatten, wie glücklich sie waren, er wollte es auch endlich sein und er wusste, dass dazu nur Scully in Frage kam. Er dachte noch lange darüber nach, bis er tief in der Nacht endlich einschlief.



Scully lag in ihrem Bett und schaute aus dem Fenster, durch das der helle Mondschein in ihr Zimmer fiel.

Er hatte Sheyla geküsst, vielleicht hatte auch sie ihn geküsst, was ihr wahrscheinlicher vorkam, aber dennoch, sie hatten sich geküsst. Das war wieder einer dieser Augenblicke gewesen, die ihrem Herzen einen schmerzhaften Stich versetzten. Ja, sie war eifersüchtig, sich selbst konnte sie es ja eingestehen. Sie hasste es, Mulder in den Armen einer anderen Frau zu sehen, auch wenn das zum Glück nicht all zu oft geschah. Aber warum war sie eifersüchtig, wenn es um ihren Partner ging? Sie konnte doch nicht von ihm verlangen, ein Leben lang allein zu bleiben... so wie auch sie es bisher war.

Ihr gingen Sheylas Worte durch den Kopf, „Sie lieben ihn!“, konnte das wirklich sein? Sie hatte solche Gedanken immer verdrängt, das ganze würde viel zu kompliziert werden und sie wollte ihre Freundschaft nicht auf´s Spiel setzten. Doch sie hatte immer öfter dieses unglaubliche Gefühl, dieses Herzklopfen wenn sich ihre Blicke trafen oder sie sich, wenn auch nur zufällig, berührten. „Es kommt mir oft so vor, dass die besten Beziehungen, die die immer und ewig halten, die sind die auf der Basis von Freundschaft gegründet wurden.“ Hatte sie das nicht selbst behauptet? Das man einen Menschen ansieht und soviel mehr sieht, als noch am Abend zuvor und der Mensch, der vorher nur ein Freund war, ist dann der Einzige mit dem man sich vorstellen kann sein Leben zu verbringen. Genauso hatte sie es zu Sheyla gesagt. Über wen hatte sie da eigentlich gesprochen?, dachte Scully. Oh ja, Mulder war wirklich sehr viel mehr für sie als nur ein Freund. Sie erschrak, als ihr die eindeutigen Parallelen von ihrem Fall zu ihrem eigenen Leben klar wurden, die sie die ganze Zeit über einfach nicht sehen wollte. Auch sie fand in dieser Nacht kaum Schlaf.



Am nächsten Tag waren beide bei der Arbeit nur halb bei der Sache. Zum Glück mussten sie nur Büroarbeiten erledigen, sie arbeiteten schweigsam vor sich her. Diese Tatsache, die ihnen beiden gestern klar geworden war, stand nun unausgesprochen im Raum, doch keiner wusste so recht, was der andere dachte. Scully schaute immer wieder zu Mulder herüber, der gegenüber an seinem Schreibtisch saß und sah dann wieder verlegen auf den Papierstapel, der vor ihr lag, wenn Mulder aufsah. Sie kam sich dabei vor wie ein verliebter Teenager und trotzdem konnte sie es nicht lassen.

„Scully,“ Mulder brach nun endlich das Schweigen, „haben Sie heute Abend schon etwas vor? Ich würde Ihnen gern etwas zeigen.“ Nervös drehte er den Bleistift in seiner rechten Hand.

„Ähm...ich komme gerne mit. Verraten Sie mir, was Sie vorhaben?“

„Nein, das bleibt erst mal geheim!“

„Aber Sie haben nicht wieder vor einen Fall, wie den in Kroner zu bearbeiten?“

„Nein“ ...obwohl, wenn er länger darüber nachdachte, wollte er genau das tun. „Es hat nichts mit unserem Job zu tun.“



Scully stand Abends etwas ratlos vor ihrem Kleiderschrank, da sie nicht wusste, was Mulder geplant hatte. Entschied sich dann aber für eine weinrote, körperbetonte Bluse und einen schwarz gemusterten Rock, der nicht ganz so streng aussah, wie ihre üblichen „FBI-Röcke“.

Ein nervöses Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus. Was hatte Mulder bloß vor?

In dem Moment klopfte es an der Tür, es war Mulder, der sie abholen wollte. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, griff nach ihrer Handtasche und begrüßte ihn mit einem erwartungsvollen „Hallo“.



Etwa 30 Minuten später parkte Mulder in einer dunklen Straße.

„So, wir sind da.“ Sie stiegen aus dem Auto und Scully sah sich um, diese Gegend war ihr, zumindest bei Nacht, total fremd. Die Straße schien wie ausgestorben und nur wenige Häuser waren erleuchtet. Mulder führte sie zu einem der Gebäude und öffnete die Tür. „Voilà! Mein Lieblingsrestaurant!“ Scully war überrascht, von draußen sah dieses Haus absolut unscheinbar aus, aber hier im Lokal waren eine Menge Leute und es schien richtig gemütlich zu sein. „Oh, ein echter Geheimtipp!“ scherzte Scully und begutachtete sie komfortable Einrichtung.

„Sie haben also vor mit mir Essen zu gehen?“ Aus Scullys Mund hörte sich die Idee jetzt gar nicht mehr so einfallsreich an, wie Mulder sie eigentlich fand. Für einen kurzen Augenblick wurde er unsicher, Scully spürte dies und setzte sofort nach, „Netter Einfall Mulder!“ und schenkte ihm ein Lächeln.

Mulder fasste neuen Mut und als sie an einem der schönsten Tische Platz nahmen, sagte er: „Scully, Sie hatten recht, ich hatte schon seit einer Ewigkeit kein Rendezvous mehr und da dachte ich mir, wir machen uns einfach einen schönen Abend.“

Scullys Herz schlug schneller, dass bedeutete also, sie hatte ein Rendezvous mit Mulder. Unwillkürlich musste sie grinsen, die Idee war einfach süß!



Nachdem sie die Karte studiert hatten, bestellten sie und fingen an über alles mögliche zu reden. Bald wurde auch schon das Essen serviert, Mulder ließ seinen ganzen Charme spielen und das konnte er wirklich gut! Das ist so romantisch, dachte Scully, ein Tisch in einer Nische eines kleinen Restaurants, Kerzenschein, ein hervorragendes Essen, leise Musik im Hintergrund und er! Sie sah tief in seine dunklen Augen und hing nun wieder an seinen Lippen um jedem einzelnen Wort zu lauschen.



Sie war wirklich wunderschön. Ihr tizianrotes Haar schimmerte im Kerzenlicht, ihre Augen strahlten ihn an und ihre sinnlich geschwungenen Lippen formten gerade das Wort „Mulder“. Er nahm nun auch wieder ihre klare Stimme wahr. „Mulder, alles in Ordnung?“

„Ja, ich habe nur gerade gedacht, wie schön es doch ist hier mit Ihnen zu sitzen.“

In diesem Moment setzte „The things we do for love“ ein, das Lied zu dessen Melodie sie schon auf dem Klassentreffen Schulter an Schulter geschaukelt hatten.

Wow, war das ein Zufall, oder war es etwa Schicksal? „Tanzen Sie mit mir?“, fragte Mulder und legte unbewusst seinen Dackelblick auf, bei dem Scully ihm unmöglich etwas abschlagen konnte. Sie betraten die Tanzfläche, Scully legte ihre Hände auf seine Schultern und er die seinen um ihre Taille. In Scullys Körper stieg eine angenehme Wärme auf, sie verspürte ein unglaubliche Zufriedenheit. Sie schmiegte sich an Mulder, lehnte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen, um diesen Moment vollkommen zu genießen. Gemeinsam bewegten sie sich zur Musik und schienen fast zu schweben. In Mulders starken Armen fühlte sie sich sicher und geborgen, wollte ihn am liebsten nie wieder los lassen und für immer so in einer Zeitschleife feststecken.



Mulder spürte ihren unglaublich weichen Körper und sog den Geruch ihrer Haare in sich auf. Er hatte nun endlich eine Entscheidung getroffen, er hatte einfach keine andere Wahl.



Als die letzten Töne des Liedes erloschen, seufzte Scully kaum hörbar. Sie dachte dieser wunderbare Moment wäre nun vorbei, doch Mulder hielt sie immer noch in seinen Armen. Sie standen reglos mitten auf der Tanzfläche, Scully hob den Kopf und schaute Mulder in die Augen. Sie hatte das Gefühl direkt in seine Seele blicken zu können und sah nun einen ganz besonderen Ausdruck in seinen Augen, war das Liebe?



Mulder senkte seinen Kopf und kam ihr immer näher, er konnte ihren Atem spüren und hörte ihren Herzschlag, der mit seinem eins zu werden schien. Er schloss die Augen und küsste sie nun, spürte ihre zarten Lippen auf seinen und merkte, dass1 sie den Kuss erwiderte.

Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte sie, sie hatten endlich zueinander gefunden. Eine Ewigkeit standen sie eng umschlungen so da und Scully fragte sich, wer wem geholfen hatte die große Liebe zu finden, ob es nicht in Wirklichkeit Sheyla und Holman waren, die ihnen die Augen geöffnet hatten.






The End
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