World of X

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I will remember you

von Agent Babsi, Agent Steffi

Kapitel 1

Ein verfallenes Haus am Stadtrand von Washington D.C.
17. Januar 2002, 23:17 Uhr

Das Licht einer einzigen Straßenlaterne fiel durch das eingeschlagene Fenster in das verfallene Haus und tauchte es in ein düsteres, unheimliches Licht. Trümmer, die einst die Einrichtung des Hauses gewesen sein mussten, lagen überall herum und verliehen dem Raum eine noch unheimlichere Stimmung, als bereits vorherrschte. Schutt und Gerümpel hatte sich im Laufe der Jahre angesammelt und aufwirbelnder Staub ließ den Raum stickig und nebelig erscheinen, obwohl es durch das Fehlen von Fenstern nicht an Frischluft mangelte. In der linken hinteren Ecke des Raumes befand sich ein altes wackeliges Bett mit einem kaputten Lattenrost und einer löchrigen Matratze. Es wirkte aber im Vergleich zu allen anderen Gegenständen, die sich in dem Raum befanden, sehr stabil.

Plötzlich wurden laute Stimmen und Schritte hörbar. Ein Mann schrie jemanden an. Es musste ein Mädchen oder ein kleiner Junge sein, denn gleich darauf konnte man ein Schluchzen hören. Es war tatsächlich ein Mädchen, das ungefähr 12 Jahre alt war. Es hatte schulterlange braune Haare und trug Latzjeans und ein weißes langärmeliges Shirt mit schwarzem Muster. Das Gesicht war angstverzerrt und mit Dreck beschmiert. Es wurde von dem Mann mit einem Revolver bedroht und in den Raum gestoßen, als es sich weigerte, hineinzugehen. Da das Mädchen solche Angst hatte, stolperte es und schnitt sich an einer Glasscherbe die Hand auf.

„Aua!“, schrie es. Aber zur Antwort bekam sie keine schonenden Worte, sondern wurde wieder auf die Beine gerissen und auf das Bett gestoßen. „Hör auf zu jammern, du kleines Miststück!“, schrie sie der Mann an, während er das Mädchen mit den Händen ans Bett fesselte. „Wieso tust du das? Was habe ich dir denn getan, dass du so böse auf mich bist?“, fragte das Mädchen unschuldig und verängstigt. „Jetzt hör’ mir mal genau zu, Kleine...“, gab er schroff zurück, wurde aber im gleichen Augenblick unterbrochen. „Ich heiße Julie“, sagte sie. „Wie auch immer. Wenn du jetzt ganz brav bist und zu jammern aufhörst passiert dir nichts. Schließlich brauche ich dich noch. Deine Mum hat dich sehr lieb, deshalb wird sie bestimmt die Kohle rüberwachsen lassen!“, sagte er heimtückisch. Er ließ die Hand mit der Waffe einen Moment lang sinken. Da trat Julie mit all ihrer noch vorhandenen Kraft gegen die Pistole, sodass diese dem Entführer aus der Hand fiel und einen Schuss ins Nichts abfeuerte. Dieser reagierte sofort und schlug Julie so fest quer übers Gesicht, dass sie ohnmächtig wurde. „Das hättest du dir lieber besser überlegen sollen, du kleines Miststück!“



FBI-Zentrale Washington D.C.
Skinner’s Büro

„...ich weiß, dass Sie nicht sehr begeistert davon sind, Mulder. Aber es geht um das Leben eines kleinen Mädchens. Ich erwarte Sie in 5 Minuten in meinem Büro.“ Skinner legte den Hörer wieder auf und seufzte. Er wusste, dass es eine anstrengende Nacht werden würde. Vor gut 10 Minuten hatte er einen Anruf erhalten, dass ein 12jähriges Mädchen namens Julie Stevenson von Sam Collins, einem Häftling der am Tag zuvor aus einem Gefängnis in Virginia ausgebrochen war, entführt worden war. Collins hatte eine Lösegeldforderung von 50.000 Dollar gestellt. Das Geld sollte bis spätestens 1:45 Uhr bei einem alten, verfallenen Haus am Rande einer Wohnsiedlung sein, da das Mädchen sonst in Gefahr sei. Er hatte Mulder daraufhin sofort angerufen, obwohl er gewusst hatte, dass es kein Leichtes sein würde ihn dazu zu bewegen, sich diesem Fall anzunehmen. Noch dazu weil es sich hierbei offensichtlich nicht um eine X-Akte handelte. Aber Sam’s Schwester Sarah war kurz nach seiner Festnahme spurlos verschwunden und Sam hatte sich geschworen, dass er sie suchen werde, wenn sie zu seinem 20 Geburtstag nicht wieder auftauchen würde. Und der war gestern. Da klopfte es an der Tür. Skinner stand auf und öffnete Mulder und Scully die Türe und ließ die beiden herein. Da sie keine Zeit zu verlieren hatten, kam er gleich zur Sache und beantwortete die Frage, die den beiden Agenten ins Gesicht geschrieben war, ohne darauf zu warten, dass sie diese stellten.

„Ich habe Sie beide hierher bestellt, weil ich meine fähigsten Agenten bei diesem Fall benötige.“, sagte er ernst. „Aber Sir. Es handelt sich hierbei doch um eine Entführung mit Geiselnahme, richtig?, fiel ihm Scully ins Wort. „Dafür sind Agent Mulder und ich nicht zuständig.“ Skinner nickte und fuhr fort: „Das stimmt. Aber es handelt sich hierbei um keinen ‚normalen’ Entführer. Es handelt sich um Sam Collins, der gestern aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Virginia ausgebrochen ist. Sagt Ihnen der Name etwas, Mulder?“ Mulders Miene verriet, dass er scharf nachdachte. Schließlich nickte er unsicher. „Sam Collins hat doch bei seiner Festnahme geschworen, dass er seine Schwester, die laut seiner Ansicht von Außerirdischen entführt wurde, suchen werde, wenn sie nicht bis zu seinem 20. Geburtstag wieder auftaucht.“ Skinner nickte wieder und antwortete: „Genau der. Und raten Sie mal, wieso er gestern aus dem Gefängnis ausgebrochen ist...“ Er machte hier absichtlich eine Pause und beobachtete, wie bei Mulder und Scully langsam ein Licht aufging. Mulder nickte langsam. „Lassen Sie uns fahren.“ Mit diesen Worten führte Skinner die beiden aus seinem Büro und sie gingen gemeinsam in Richtung Fahrstuhl.



Altes Haus
23:39 Uhr

„Wieso tun Sie das?“ Julie saß zusammengekauert auf dem Bett und blickte ihn jetzt fragend an. Sie sah im tief in die Augen. „Wegen des Geldes, Kleine. Nur wegen des Geldes.“

„Ich glaube Ihnen nicht.“ „Halt die Klappe! Halt endlich deine verdammte Klappe!“ Sam wurde rasend vor Wut. Er nahm einen Sessel und schleudert diesen gegen den nächst besten Gegenstand. Dies war leider ein alter Schrank, der diesen Zusammenstoß nicht stand hielt und auseinander brach.

Julie begann zu weinen. Ihr goldbraunes Haar fiel ihr ins Gesicht. „Es tut mir leid, Kleine. Komm schon, es tut mir leid. Hör auf zu weinen.“ Sie hob langsam ihren Kopf und sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Erzählen Sie mir dann wieso ich hier bin?“ „N...!“ Er war im Begriff nach dem nächsten Sessel zu greifen, als sie ihn erwartungsvoll mit ihren tiefblauen Augen ansah. Er konnte ihr nichts tun. Sie war so klein und zart. „Sarah“, flüsterte er. „Wer ist das?“. Fragend sah sie ihn an. „Ist das Ihre Frau?“ Über Sam’s Gesicht huschte ein Lächeln. „Nein, sie ist meine Schwester. Ich muss sie finden. Und dazu brauch ich das Geld deiner Mutter. Sie hat soviel, dass sie den Verlust gar nicht bemerken wird.“ Sam saß jetzt neben dem kleinen Mädchen auf dem Bett. „Wo ist sie denn jetzt?“

Er sah aus dem Fenster. „Irgendwo dort draußen.“ Julie folgte seinen Blicken. „Und ich werde sie finden.“ Julie nahm ihre kleine Hand und legte sie tröstend auf seine. „Ich glaube daran. Ich glaube daran, dass Sie sie finden werden.“ Sie lächelte.



Konferenzraum des FBI HQ
00:12 Uhr

„Wir haben jetzt den Aufenthaltsort von Sam Collins herausgefunden. Er hält sich in einem verlassenen Ort außerhalb der Stadt auf.“ Skinner’s Stimme klang erregt. „Hoffen wir, dass die Kleine noch am Leben ist.“ Er richtete seinen Blick auf die Agenten im Raum. „Sie werden in Teams da rein gehen. Ich möchte kein Risiko eingehen. Wir wissen nicht, ob und wie schwer er bewaffnet ist.“ Sein Blick schwankte zu Scully und Mulder. „Sie beide werden als erstes gehen. Mulder, versuchen Sie mit ihm zu reden. Scully, Sie geben ihm Rückendeckung.“ Er senkte kurz den Kopf. „Ok, es geht los.“

Die Agenten verließen den Raum. „Mulder, ist alles in Ordnung?“ Scully versuchte seinen Blick einzufangen. Erfolglos. „Scully, ich verstehe diesen Mann nur zu gut. Ich würde auch alles tun, um meine Schwester wieder zu finden.“ Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Mulder, dieser Mann hat ein unschuldiges Mädchen entführt.“ Sie blickte zu ihm auf. „Lassen Sie uns gehen.“ Ihre Hand glitt an seinem Arm hinunter bis sich ihre Finger um seine schlossen. Ihre Augen trafen sich für einen kurzen Augenblick. Dann ließ sie seine Hand los und ging. Mulder sah ihr nach und folgte ihr dann.



Autofahrt
Wagen von Mulder und Scully

Mulder und Scully waren auf dem Weg zu dem besagten Haus. Sie hatten von Skinner den Auftrag bekommen, Mrs. Stevenson, Julie’s Mutter, mitzunehmen. Er war in der FBI-Zentrale geblieben, um mögliche Anrufe, die mit dem Fall zu tun hatten, entgegenzunehmen.

Sie fuhren schon eine Weile schweigend durch die dunklen Straßen, da hörten die beiden Agenten ein Schluchzen vom Rücksitz. Scully drehte sich um und sah, dass Mrs. Stevenson weinte. „Ich kann verstehen wie Se sich fühlen. Aber haben Sie keine Angst, Mrs. Stevenson. Wir werden Julie finden und wir werden sie retten. Das verspreche ich!“ Sie lächelte der Mutter mitfühlend zu. Diese erwiderte das Lächeln zwar, doch sagte: „Sie haben keine Kinder oder?“ Scully schüttelte den Kopf. „Dann können Sie auch nicht fühlen, was ich fühle. So können Sie nur fühlen, wenn ihr Kind in Lebensgefahr ist und sie nichts für es tun können.“ Scully wandte ihren Blick ab und sah traurig zu Mulder. Mulder sah sie an und wusste genau, was sie in diesem Moment dachte. Sie dachte an Emily, ihre Tochter, die sie erst viel zu spät kennen gelernt hatte; die ihr dann durch das Schicksal auch gleich wieder genommen wurde. Mulder wusste, wie sehr Scully sich ein Kind wünschte und er würde den Menschen, der ihr diese Möglichkeit ohne sie zu fragen einfach genommen hatte, auf der Stelle töten, wenn er ihm begegnen würde. Er nahm seine Hand und umfasste ihre. Scully nahm diese Geste dankend an und drückte seine Hand, bevor sie sie wieder losließ. Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Scully starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit, Mrs. Stevenson schluchzte auf dem Rücksitz hin und wieder auf und Mulder konzentrierte sich auf die dunkle Straße.



Altes Haus
1:14 Uhr

Sam Collins war so in die Planung der Suche nach seiner Schwester Sarah vertieft, dass er alles um sich herum vergas. Er nahm nicht einmal Julie wahr, die noch immer gefesselt auf dem Bett lag und verzweifelt versuchte einige Male seine Aufmerksamkeit zu erregen. So bemerkte er auch nicht die Scheinwerfer und Motorengeräusche der drei Autos, die vor dem Haus hielten. Ein Streifenwagen, eine Ambulanz und der Wagen von Mulder und Scully. Die beiden Agenten blieben noch für einige Augenblicke im Wagen sitzen und erklärten Julie’s Mutter, dass sie den Wagen auf keinen Fall verlassen darf. Sie nickte nur widerwillig, aber sah ein, dass das zu gefährlich war.

Dann stiegen sie aus. Da die Straße durch Laternen beleuchtet wurde, war es für Mrs. Stevenson nicht allzu schwierig die Geschehnisse von ihrem Platz aus im Wagen zu erkennen. Skinner hatte den beiden Agenten im Fahrstuhl genaue Anweisungen gegeben, wie sie sich zur Sicherheit des Mädchens zu verhalten hatten. Mulder sollte mit ihm sprechen. „Sam Collins?“, rief er laut. Keine Antwort. Er näherte sich in langsamen, vorsichtigen Schritten dem Haus, die Waffe griffbereit. Scully blieb beim Wagen stehen. „Sam? Können Sie mich hören?“, rief Mulder diesmal lauter. Wieder keine Antwort. Er drehte sich um und sah zu Scully rüber. Sie nickte im zu, was soviel bedeutete wie „Gehen Sie rein, Mulder.“ Er erwiderte ihr Nicken, drehte sich um und ging auf die fast nicht mehr vorhandene Vordertür zu. Er holte tief Luft und betrat dann vorsichtig das Haus. Scully stand noch immer beim Auto, zog jedoch ihre Waffe und ging ebenfalls in Richtung Haus. Das war zwar mit Skinner nicht abgesprochen, aber sie wollte sicher gehen, dass sie Mulder helfen konnte so schnell es ging, falls irgendetwas schief gehen sollte.

Mulder betrat das Haus und wurde von düsterer staubiger Luft empfangen. Bis sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, tastete er sich vorsichtig an der Wand entlang. Er kam an eine Tür und drückte sich vorsichtig an die Wand. Er lauschte, ob er Stimmen oder andere Anzeichen hörte, die klar dafür sprachen, dass sich jemand im anderen Raum befand. Seine Waffe war entsichert und er hielt sie bereit, falls er von Collins überrascht werden sollte. Da er nach einiger Zeit nichts gehört hatte, beugte er sich vorsichtig vor, um um die Ecke zu spähen. Er sah, dass Collins in etwas vertieft war, dass Mulder von seinem Blickwinkel aus nicht erkennen konnte. Mulder ließ seinen Blick in die Ecken des Raumes schweifen und sah Julie an das Bett an der Wand gefesselt. Sie musste ihn gesehen haben, da sie ein erleichtertes Blitzen in den Augen hatte. Mulder deutete ihr still zu sein und sich nicht anmerken zu lassen, dass noch jemand im Haus war. Nach einem weiteren tiefen Atemzug betrat Mulder vorsichtig den Raum und sprach mit besänftigender Stimme: „Sam? Ich bin Special Agent Fox Mulder. Ich will versuchen Ihnen zu helfen.“ Sam reagierte nicht. Erst als Mulder es noch einmal etwas lauter versuchte, blickte er auf. „Was machen Sie hier? Verschwinden Sie, oder dem Mädchen passiert was!“, schrie Sam wutentbrannt. „Beruhigen Sie sich, Sam. Ich weiß, was Sie gerade durchmachen. Ich kann das nachempfinden.“ Mulder hatte große Schwierigkeiten, seine Stimme bei der Erinnerung an Samantha nicht zittern zu lassen. „Ich weiß, dass müsst ihr sagen. Ihr FBI-Typen seid doch alle gleich! Nichts wissen Sie, gar nichts!“ Sam ließ nicht locker. Mulde holte tief Luft und begann dann die Geschichte seiner Schwester zu erzählen: „Ich weiß, dass Sie sehr verletzt sind. Meine Schwester wurde auch entführt. Als ich 12 und sie 8 Jahre alt war. Und zwar auch von Außerirdischen. Ich habe sie bis heute noch nicht gefunden, aber meine Suche nach ihr habe ich nie aufgegeben. Glauben Sie mir, ich will Ihnen helfen.“ Das schien Sam zu denken zu geben. Er sah Mulder an und aus seinem Blick sprachen Verzweiflung, Hoffnung und Erschöpfung. „Was muss ich tun?“ war die einzige Antwort die er gab. „Lassen Sie das Mädchen gehen. Ihre Mutter macht sich schon große Sorgen.“ Sam überlegte sichtlich. Sein Blick schweifte durch den dunklen Raum. Plötzlich veränderte sich schlagartig sein Gesichtsausdruck. Er sprang auf rannte zu Julie und riss ihr die Fesseln herunter. Er zerrte sie auf die Beine und hielt seine Pistole an ihren Kopf. „Das habt ihr euch so gedacht! Aber nicht mit mir! Ich will mein Geld, sonst kriegt ihr die Kleine hier nie!!“, schrie er Mulder an. Dieser versuchte einen Schritt näher zu kommen um Sam zu beruhigen und die verängstigte Julie zu befreien. Doch Sam zögerte keine Sekunde lang und richtet die Waffe auf Mulder. „Stehen bleiben!“, schrie er. Und bevor Mulder etwas darauf erwidern konnte drückte Sam ab. Ein lauter Knall hallte durch das Haus. Mulder spürte einen stechenden Schmerz im Kopf als etwas warmes sein Gesicht hinabfloss. Sein Blut tropfte auf sein Hemd, als er versuchte noch ein paar Schritte zu gehen. Doch er brach kraftlos zusammen und sank auf den Boden.
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