World of X

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Happy Birthday, Mulder!

von Shada

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Dana Scully schlang ihre Arme um den Hals ihres Partners. "Ich habe schon so lange darauf gewartet...", flüsterte sie. "Worauf?", fragte Mulder, und seine Stimme war vor Aufregung ganz heiser. Scully lächelte verführerisch. Langsam näherten sich ihre Lippen seinem Mund, als...

...als ein Klopfen Mulder aus seinen Träumen riss. Jemand war an der Tür.
"Niemand zuhause", rief Mulder schlaftrunken. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. Dann stand er seufzend auf und schlurfte in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank, der allerdings nicht mehr als eine halbvolle Tüte Sonnenblumenkerne, eine Packung vergammelten Toasts und eine Dose Eistee enthielt. Er entschied sich, sein Frühstück auf später zu verschieben.
Er wollte sich gerade ins Bad begeben, als sein Blick zufällig auf seine Uhr fiel. "Oh scheiße!", entfuhr es ihm. 10:47 h.
Er lief in sein Schlafzimmer, schlüpfte in seinen Anzug, hielt sein Gesicht ein paar Sekunden unter den Wasserhahn und machte sich dann schnellstens auf den Weg ins Büro.



WASHINGTON, D.C.
FBI HAUPTQUARTIER
7 Stunden später


"Das wär’s." Schwungvoll knallte Dana Scully einen Stapel Akten auf Mulder’s Schreibtisch.
"Hmmm", machte Mulder und warf einen flüchtigen Blick auf den Bericht, den sie gerade fertig gestellt hatten. "Ich bring’ ihn dann gleich hoch zu Skin..." Er stockte und sah Scully , die aufgestanden und in ihren Mantel geschlüpft war, mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Was?", fragte sie. "Was ist denn?"
Mulder zuckte die Achseln. "Ach nichts, ich...ich hab mich nur gerade gefragt, warum Sie es wohl so eilig haben? Wollen Sie einfach nur so schnell wie möglich weg von Ihrem völlig paranoiden und verrückten Partner oder haben Sie ein Date?" Er lächelte spitzbübisch. Scully sah ihn nun ihrerseits mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Ehrlich gesagt, Mulder- keins von beidem. Ich freue mich ganz einfach auf meinen freien Tag."
Mulder nickte. "Und, was haben Sie Schönes vor?"
"Also", fing Scully an, und nahm ihre Aktentasche vom Tisch auf, "wahrscheinlich werde ich zu meinem Bruder Bill und seiner Familie fahren. Oder ich werde mich einfach auf meine Couch setzen und ein gutes Buch lesen. Vielleicht auch beides."
Mulder nickte und lächelte wieder, aber sein Lächeln war nun irgendwie traurig. "Dann viel Spaß mit Ihrer Familie", meinte er leise und fing an, seine Sachen zusammenzuräumen. Scully sah ihn besorgt an.
"Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Mulder?", fragte sie und stellte ihre Aktentasche wieder auf den Tisch.
"Sicher, Scully."
Scully ließ nicht locker. "Ich merke doch, dass mit Ihnen irgend etwas nicht stimmt, Mulder"
Mulder seufzte. "Wissen Sie, welcher Tag heute ist, Scully?"
Scully sah ihn verwirrt an. "Samstag"
Mulder schüttelte den Kopf. "Nein, nein, Scully, das Datum."
Scully war sich zwar nicht ganz im Klaren darüber, was das damit zu tun hatte, dass es ihm nicht gut ging, beantwortete seine Frage aber trotzdem. "Der 11. Oktober...nein, der 12. Der 12. Oktober."
Mulder nickte. "Genau. Und wissen Sie auch, welcher Tag morgen ist, Scully?"
Scully begann ärgerlich zu werden. "Mulder, wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen... der 13. natürlich."
Mulder nickte wieder. "Genau. Der 13. Der 13. Oktober."
Scully funkelte ihn noch einen Moment verärgert an, dann erhellte sich ihre Miene. "Wie konnte ich das vergessen! Ihr..."
"Geburtstag", beendete Mulder ihren Satz und starrte missmutig die Wand an.
"Aber das ist doch kein Grund, Trübsal zu blasen, Mulder! Freuen Sie sich doch!"
Mulder sah sie an. "Oh, sicher, ich freue mich wahnsinnig darauf, den ganzen Tag alleine in meiner Wohnung rumzuhängen, um darauf zu warten, dass es Abend wird, damit ich mich in mein Stammlokal begeben kann, um mich zu betrinken. Das ist nämlich die Art, wie ich meinen Geburtstag feiere, alleine. Meine Familie ist tot, und die Ausmaße meines Freundeskreises sind auch nicht besonders gewaltig, wenn ich mal Sie, die Lone Gunmen und einige UFO-gläubige Fans von mir nicht mitzähle. Also feiere ich alleine. Nicht, dass mir das was ausmachen würde, also warum erzähle ich Ihnen das überhaupt?! Ich will Ihnen ja nicht auch noch die gute Laune verderben." Er stand abrupt auf, nahm seine Jacke und eilte zur Tür. "Viel Spaß bei Ihrer Familie. Bestellen Sie meinem Freund Bill einen schönen Gruß."
Er verschwand nach draußen, und Scully, die ihn die ganze Zeit über schweigend angesehen hatte, sprang auf und rannte zur Tür. "Mulder!" Die Türen des Fahrstuhls schlossen sich hinter ihm.



21:07 h


Scully saß auf ihrem Sofa und versuchte, sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Aber irgendwie wollte ihr das nicht so recht gelingen. Sie hatte ein Bad genommen und sich etwas zu essen gekocht. Und die ganze Zeit über hatte sie Mulder’s trauriges Gesicht vor Augen. Immer wieder dachte sie über das nach, was er gesagt hatte. Er tat ihr unglaublich leid.
"Hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Er ist nur dein Partner. Du bist nicht dafür zuständig, dass es ihm gut geht", sagte sie sich immer wieder. Aber gleichzeitig wusste sie, dass das nicht stimmte. Er war nicht nur ihr Partner. Er war... Ja, was war er eigentlich? Sie sah ihn vor sich, wie er morgen mutterseelenallein in seiner Wohnung sitzen würde und sich fragen würde: "Warum bin ich allein?" Sie dachte lange nach, dann fasste sie einen Entschluss. Sie stand auf, ging zum Telefon und wählte die Nummer ihres Bruders.



13. Oktober


Zum x-ten Mal warf Mulder einen Blick auf seine Uhr. 19:47 h. Er saß auf seiner Couch und sah sich einen alten Schwarz-Weiß-Film an. Scully hatte nicht einmal angerufen. Wahrscheinlich hatte sie schon wieder vergessen, dass er heute Geburtstag hatte. Wieder sah Mulder auf seine Uhr. 19:49 h. Um acht Uhr dreißig würde er sich auf den Weg zu seiner Stammkneipe machen und alleine seinen Geburtstag feiern. 19:50 h. Er dachte an seinen 10. Geburtstag, als sein Vater zu spät zu seiner Geburtstagsfeier gekommen war, weil er so lange hatte arbeiten müssen. Mulder lächelte wehmütig. Heute wusste er, was das für eine Arbeit gewesen war. Er seufzte, dann runzelte er die Stirn. Warum war er heute eigentlich so wehleidig? Das war doch sonst nicht seine Art! Daran, dass er alleine war, konnte er nichts ändern. Und er wollte es auch gar nicht. Oder doch? Abrupt stand er auf, schaltete den Fernseher aus, ging ins Bad und nahm eine Dusche. Anschließend schlüpfte er in seine Jeans und zog sich ein weißes Hemd über, dessen obere Knöpfe er aufließ. Pünktlich um 20:30 h verließ er seine Wohnung und nahm sich ein Taxi.



INNENSTADT VON WASHINGTON, D.C.
20:43 h


Mulder schlenderte die Straße entlang. Er hatte sich von seinem Taxi ein paar Ecken vor seinem Zielort absetzen lassen. Ein bisschen frische Luft tat ihm gut. Er fröstelte. Es war schon recht kalt für diese Jahreszeit. Etwa hundert Meter weiter kam das Lokal in Sicht. Er ging gerne dorthin. Es war nicht besonders groß, gemütlich eingerichtet und nicht so verqualmt wie die meisten Pubs. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, öffnete die Tür und...
"Happy Birthday to you!"
Er blieb wie gelähmt stehen.
"Happy Birthday to you!"
Lachende Gesichter sahen ihm entgegen, einige, die er kannte, viele, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Aber alle lächelten sie ihn an.
"Happy Birthday, dear Mulder!"
Er schüttelte verwirrt den Kopf. Der Raum war bunt geschmückt, es spielte Musik, neben der Bar war ein Buffet aufgebaut.
"Happy Birthday to you!"
Der Gesang verstummte und nun wurde er von allen Seiten mit Begrüßungen und Glückwünschen bestürmt. Mulder, immer noch nicht fähig, zu sprechen, stand da und wusste nicht, was er tun sollte.
"Wer...?", gelang es ihm schließlich mit krächzender Stimme zu fragen.
"Ich", antwortete eine Stimme hinter ihm.
Mulder fuhr herum. Scully stand vor ihm, in einem enganliegenden, schulterfreien, dunkelblauen Kleid, das fantastisch zu ihrem Haar und ihren Augen passte.
Mulder starrte sie an. "Aber...aber ich dachte, Sie wollten zu ihrem Bruder!"
Scully lächelte. "Also Mulder, glauben Sie wirklich, ich trinke gemütlich mit meiner Familie Kaffee, während Sie hier mutterseelenallein Geburtstag feiern? Ich habe meinen Bruder angerufen und ihm abgesagt. Ich glaube, er hasst Sie jetzt noch mehr als zuvor, Mulder..."
Sie grinste. "Und ähm... Naja, ich dachte, allein mit den Lone Gunmen und mir zu feiern wäre ein bisschen langweilig geworden, also habe ich ein paar Freunde von mir eingeladen - sie waren schon furchtbar gespannt, Sie kennenzulernen, Mulder."
Endlich breitete sich ein strahlendes Lächeln auf Mulders Gesicht aus.
"Wissen Sie was, Scully?"
"Nein, verraten Sie’s mir, Mulder."
"Mit dieser Aktion haben Sie meine letzten Zweifel beseitigt. Ich werde Ihnen morgen über den Lautsprecher des FBI-Gebäudes einen Heiratsantrag machen."
Scully sah ihn entsetzt an. "Vielleicht sollte ich doch lieber zu meiner Familie fahren!"
Mulder grinste. "Ooooch, Scully, wissen Sie eigentlich, wie schmerzvoll unerwiderte Liebe sein kann?"
Scully grinste zurück. "Nein. Aber jetzt werde ich Ihnen mal was verraten."
"Ja?", fragte Mulder erwartungsvoll und beugte sich zu ihr.
"Tja, also die Sache ist- ich habe Hunger, Mulder. Und Sie haben heute wahrscheinlich auch noch nichts zu sich genommen - außer ein paar Tüten Sonnenblumenkerne vielleicht. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo das Buffet ist."
In dieser Nacht wurde noch viel gegessen, getrunken, getanzt, geredet und gelacht. Und als Mulder früh am nächsten Morgen in sein Bett fiel, konnte er sich nicht an das letzte Mal erinnern, an dem er so glücklich gewesen war.



WASHINGTON, D.C.
FBI HAUPTQUARTIER
11:39 h


Am nächsten Morgen kam Mulder natürlich viel zu spät ins Büro. Scully war auch noch nicht da. Er ließ sich in seinen Stuhl fallen, legte die Füße auf seinen Schreibtisch und dachte über die letzte Nacht nach. Um 11:42 h wurde die Tür geöffnet und Scully trat ein. Sie sah genauso müde und blass aus, wie er - aber auch nicht weniger gut gelaunt.
"Guten Morgen!", rief sie fröhlich und stellte ihre Aktentasche auf den Schreibtisch. Mulder nahm die Füße runter und lächelte sie an.
"Guten Morgen!"

Scully setzte sich hin und begann, in einer Akte zu blättern.
Mulder betrachtete sie. Nach einer Weile räusperte er sich.
"Ähm, Scully... Ich wollte Ihnen noch etwas sagen."
Scully schaute überrascht auf. "Ja?"
"Danke."
Scully sah ihn an. "Wofür?"
Mulder zuckte die Achseln. "Sie wissen schon. Für alles. Und, ähm... Ich bin froh, dass Sie meine Partnerin sind."
Scully lächelte. "Schon okay, Mulder. Ich habe Sie auch sehr gern."
Mulder seufzte. "Gut." Er stand abrupt auf, ging zur Tür, öffnete sie und betrat den Flur.
Scully sah ihm verwirrt nach. "Ähm... Mulder?"
Sie eilte zur Tür. "Mulder, wo wollen Sie denn hin?", rief sie ihm nach. Mulder drehte sich um.
"Naja, Scully, wissen Sie das denn nicht mehr? Ich hatte Ihnen doch versprochen, Ihnen über den Lautsprecher einen Heiratsantrag zu machen!"
Er grinste ihr zu und stieg in den Fahrstuhl.
"Mulder!", rief Scully. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. "Dieser Mann macht mich noch wahnsinnig!", sagte sie laut zu sich selbst. Aber ein Lächeln konnte sie sich nicht verkneifen.


ENDE
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