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The X-Conspiracy

von Dana

Kapitel 1

Logbucheintrag des Captains: Sternzeit 55092.6

Vor wenigen Stunden konnten wir aus einem Raumschiff der N'ahrahzuti zwei humanoide Überlebende bergen. Alle weiteren Besatzungsmitglieder des Schiffes sind aus bisher unbekannten Gründen vor schätzungsweise zwei Monaten umgekommen. Wir konnten keine Spuren eines Kampfes feststellen und erhoffen uns daher detailliertere Informationen von den Überlebenden, falls diese sich nicht zu jenem Zeitpunkt bereits in Stase befunden haben. Die Voyager wird in Warteposition vor dem Schiff verbleiben, bis wir neue Erkenntnisse über das Schicksal der N'ahrahzutis gewinnen können. Der Doktor hat mit seiner Therapie vor drei Stunden angefangen, und er erwartet in den nächsten 12 Stunden, dass seine Patienten ansprechbar sein werden.



Krankenstation:

Der dunkelhaarige Mann schlug plötzlich seine Augen auf und ließ seinen Blick irritiert durch den Raum wandern. Wo war er? Was war passiert? Die Umgebung erschien ihm fremd. Endlich schien er gefunden zu haben, wonach er suchte. "Scully", flüsterte er mit belegter Stimme und richtete sich auf. So schnell es ihm möglich war, stand er von seinem Bett auf und ging zu der Frau.
"Mein Gott, Scully!", sagte er leise. Seine Hand fuhr vorsichtig über ihr blasses Gesicht. "Und ich habe Ihnen einen wundervollen Ausflug versprochen..."
Er seufzte leise und betrachtete sie eingehend. Äußerlich wies sie zum Glück keine Verletzungen auf. Wie zum Teufel waren sie hierher gekommen?
"Wer hat Ihnen erlaubt das Bett zu verlassen?", ertönte eine mürrische Stimme hinter ihm.
Der Mann drehte sich erstaunt um und schaute in das Gesicht eines uniformierten Fremdens mit Halbglatze. "Wo sind wir hier? Was ist mit ihr passiert?", deutete er fragend auf die rothaarige Frau.
"Alles der Reihe nach, bitte! Was mit ihr geschehen ist werde ich sicherlich viel schneller herausfinden, wenn Sie mich nicht zusätzlich durch ihr Verhalten behindern würden, Sir. Bitte legen Sie sich wieder hin!", ordnete das MHN an. Weshalb war die Spezies Mensch nur immer so ungeduldig und unvernünftig? Der Doktor schüttelte leicht seinen Kopf über diese Verhaltensweisen, die sein neuer Patient ebenfalls besaß.
Widerwillig ließ sich der Patient zu dem anderen Biobett zurückdirigieren. "Sie haben mir meine Frage nicht beantwortet: Wo befinden wir uns? In welchem Krankenhaus wurden wir eingeliefert?" Er schaute sich weiter in dem Raum um und zweifelte beinahe selbst an der Bezeichnung Krankenhaus, die er soeben diesem Ort verliehen hatte. Es sah alles irgendwie seltsam aus - seltsam fortschrittlich; ebenso gut hätte es sich um eine Forschungsstation handeln können.
"Krankenhaus?", wiederholte der Doktor, runzelte seine Stirn und durchsuchte seine Datenbank nach einer Definition. "Sie befinden sich auf der Krankenstation der Voyager", lautete schließlich seine Antwort.
"Voyager? Davon habe ich noch nie gehört. An welchem Ort befinden wir uns?" Der Mann setzte sich auf eines der Einrichtungsgegenstände, welches für ihn wie ein Bett mit futuristischem Design aussah.
Der Doktor holte seinen Tricorder. "Sie meinen die Koordinaten, Sir? Ich werde mit Captain Janeway sprechen, ob Sie diese Informationen erhalten dürfen", antwortete er wichtig.
"Koordinaten? Captain? Sie möchten mir nicht als nächstes weismachen, dass wir uns auf einem Schiff befinden, oder?", fragte der Mann zynisch.
"Selbstverständlich befinden wir uns auf einem Schiff! Was haben Sie denn gedacht ist die Voyager?" Der Doktor schüttelte leicht genervt sein Haupt und überprüfte den Fremden mit seinem Tricorder.
Der Patient bekam große Augen, als der Doktor dieses seltsame Gerät in seine Richtung hielt. Wo waren Scully und er nur gelandet? "Nehmen Sie sofort dieses Ding weg!", versuchte er sich zu verteidigen und schlug dem MHN das Instrument aus der Hand.
"Ich möchte aber sehr bitten! Sollten Sie sich weiterhin meinen Behandlungen widersetzen, dann werde ich zu anderen Maßnahmen greifen müssen. Sicherlich brauche ich Sie nicht darauf hinzuweisen, dass diese sehr schmerzhaft für Sie sein werden, Sir!", sprach der Doktor theatralisch und bückte sich nach dem Tricorder. Menschen!
"Erstens: Hören Sie auf mich ‚Sir' zu nennen, mein Name ist Mulder. Zweitens: Wie Sie sehen, zittere ich bereits aus Angst vor Ihnen!", schauspielerte er.
Das Hologramm verdrehte seine Augen. "Wie mir scheint kann ich mir den medizinischen Scan bei Ihnen sparen, Mister Mulder...", meinte er genervt. Sollte sich dieser Mensch weiterhin so verhalten, dann würde er ihn für die nächsten Stunden ins Land der Träume schicken, damit er in Ruhe arbeiten könnte.
"Bitte nennen Sie mich einfach nur Mulder. ‚Mister Mulder' erinnert mich immer an meinen Vater", unterbrach er ihn.
"Mulder...", seufzte der Doktor, "Die Frau dort benötigt viel mehr meine ungeteilte Aufmerksamkeit..."
"Ihr Name ist Scully, einfach Scully."
Der Doktor wünschte sich dringend wieder einen Assistenten, oder besser noch eine Assistentin, die solche nervtötenden Patienten betreuen würde. "Scully", sagte der Doktor leicht gereizt.
"Was ist mit ihr, Doktor? Sie sind doch der Doktor, oder nicht?", fragte Mulder neugierig. Sein Blick wanderte zwischen Scully und dem Arzt hin und her.
"Befürchten Sie etwa, dass ich ein verkleideter Kazon bin?! Ich bin der Doktor!", erhob er seine Stimme. Weshalb musste er nur dieses Individuum, welches aber auch alles anzuzweifeln schien, behandeln? In Gedanken spielte er damit, vielleicht Lieutenant Paris mit diesem Spezialfall zu beauftragen.
Beschwichtigend hob Mulder seine Hände. "Ein Kazon? Nein, ich hatte gehofft Elvis hier zu treffen", griente er. Dieser Arzt, wenn er denn wirklich einer war, war eine seltsame Person. Fox überlegte, ob er zuvor bereits auf einen solchen Mediziner getroffen war.
Vor lauter Verzweiflung stöhnte das MHN laut auf und betätigte seinen Insignienkommunikator: "Krankenstation an Captain Janeway: Der männliche Humanoide ist aus der Stase erwacht und neigt zu einer regen Kommunikation. Ich würde es begrüßen, wenn Sie die Konversation mit ihm fortsetzen könnten, damit ich mich endlich meinen Aufgaben widmen kann!"
Mulder sah ihn verwundert an. "Männlicher Humanoide? Auf welchem Stern leben Sie, Doktor?"
"Ich bin gleich bei Ihnen. Danke, Doktor", ertönte eine Frauenstimme in der Krankenstation.
Erleichtert atmete der Doktor auf - nicht mehr lange, dann würde er vom Captain erlöst werden.
"Ein weiblicher Captain? Haben Sie Bedarf an einem weiteren Matrosen? Ich meine nur für den Fall, dass ich beim FBI suspendiert werden sollte", frotzelte Mulder. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er diesen Arzt etwas triezen musste, damit er möglichst viele Informationen bekommen würde.



"Endlich ein paar gute Nachrichten", sagte Kathryn Janeway strahlend und beugte sich leicht hinüber zu dem Sessel ihres Ersten Offiziers. "Mögen Sie mich begleiten, Commander?"
"Gerne, Captain", antwortete dieser erfreut über ein wenig Abwechslung, denn auf der Brücke gab es zur Zeit nicht viel zu tun.
Gemeinsam erhoben sie sich und machten sich auf dem Weg zum Turbolift.
"Tuvok, Sie haben das Kommando", richtete sie im Gehen ihr Wort an den Vulkanier.
"Aye, Captain!", entgegnete Tuvok. Er schloss mit wenigen Handgriffen die wissenschaftliche Arbeit an seiner Station ab, bevor er sich zum Sessel des Captains begab.
Die Türen des Liftes öffneten sich, und Chakotay und Janeway traten ein.
"Krankenstation", befahl sie dem Computer.
Es folgte ein kurzer Augenblick des Schweigens, bis sich die Türen schlossen und der Lift seine Reise antrat. "Ich bin sehr gespannt, was uns dieser geheimnisvolle Fremde zu berichten hat", sprach sie zu Chakotay. Sie spürte ein Kribbeln von Aufregung in sich, denn es war endlich der erste Schritt, der einen Erfolg zu versprechen schien.
Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, denn er fragte sich, weshalb sie ausgerechnet diesen Mann als geheimnisvoll betitelt hatte. "Geheimnisvoll? Zugegeben, ich würde es als Captain vielleicht interessant finden, mit diesem Menschen zu sprechen, aber ihn als 'geheimnisvoll' zu bezeichnen...", murrte er ein wenig und unterbrach seine weiteren Überlegungen.
"Chakotay", sie lächelte ihn an, "wenn Sie nicht mein Erster Offizier wären, dann würde ich auf Ihre Reaktion hin behaupten, dass Sie eifersüchtig sind."
"Ich bin Ihr Erster Offizier, Captain!", betonte er ernst. Sie haben nichts von mir befürchten, dachte er und hätte es beinahe hinzugefügt, aber das stand ihm nicht zu.
Janeway trat noch ein Stückchen näher und sah ihm lange in die Augen: Er wirkte verärgert. "Ja, Sie sind mein Erster Offizier", betonte sie ebenfalls ihre Aussage und überlegte einen Augenblick, ob sie glücklich mit dieser Feststellung war.
Erneut herrschte Schweigen im Lift - jeder von Ihnen schien seinen eigenen Gedanken nachzugehen, bis Chakotay schließlich die Stille brach. "Was halten Sie von der ‚geheimnisvollen' Frau, Captain?" Seine Betonung lag auf ‚geheimnisvoll' und er versuchte, seinen Augen einen verzauberten Ausdruck zu verleihen.
Jetzt war es Kathryn, die ihn mit einem verärgerten Blick bedachte. Schweigend hob sie die Augenbrauen und zuckte leicht mit den Schultern. Sie gab sich alle Mühe, uninteressiert und gleichgültig zu wirken.
"Sie müssen wissen, dass ich eine Schwäche für rothaarige Frauen habe", säuselte er ihr leise zu.
Sie drehte sich getroffen zur Seite, denn sie wusste nicht, dass er nur an einen ganz bestimmten Rot-Ton dachte, der nicht dieser Frau auf der Krankenstation gehörte.
"So? Wie mir scheint, haben wir hiermit alle notwendigen Punkte ausreichend erörtert!", beendete sie das Gespräch.



"Hey, Doc. So langsam verlange ich aber ein paar Antworten von Ihnen! Wie sind wir hierher gekommen?", fragte Mulder.
Das Hologramm verlor fast seine Geduld. "Sie können sicher sein, dass Captain Janeway Sie über alles unterrichten wird, sobald sie hier eingetroffen ist. Würden Sie sich bitte in Geduld fassen und mich nicht ständig von meiner Arbeit abhalten?!"
Aufs Stichwort öffneten sich die Türen zur Krankenstation. Freudestrahlend lief der Doktor Janeway und Chakotay entgegen. Endlich war er erlöst! "Captain, schön Sie zu sehen. Commander...", begrüßte sie das MHN überschwänglich.
"Doktor, eine solche Begrüßung bin ich überhaupt nicht von Ihnen gewohnt. Haben Sie einige Änderungen bei sich vorgenommen?", kam es mit einem Augenzwinkern von Janeway zurück.
Chakotay brachte nur ein knappes "Doktor" und ein Kopfnicken zur Begrüßung vor. Schweigend folgte er ihr zu ihrem Gast.
"Ich funktioniere innerhalb der normalen Parameter, Captain. Wenn Sie mich häufiger aufsuchen würden, zu Ihren Routineuntersuchungen regelmäßig erschienen wären ...", versuchte das Hologramm abzulenken. Nicht, dass sie auf die Idee kommen würde, er sollte sich später ausführlich um Mister Mulder kümmern - sein Programm war zur Genüge von den vielen Fragen strapaziert.
"Das diskutieren wir zu einem späteren Zeitpunkt, Doktor!", schnitt Janeway ihn in ihrem Befehlston das Wort ab. Sie trat vor Mulder und lächelte ihn zur Begrüßung an. "Guten Tag, darf ich vorstellen: Das ist Commander Chakotay", sagte sie dem Fremden zugewandt und zeigte auf ihren Ersten Offizier, "und ich bin Captain Janeway."
Mulder reichte den beiden die Hand und entgegnete: "Mulder, Fox Mulder. Bitte nennen Sie mich Mulder." Er betrachtete die beiden interessiert.
"Wie ich hörte, haben Sie den Doktor bereits prächtig unterhalten, Mulder. Es freut mich, dass Sie endlich ansprechbar sind. Wie geht es Ihnen?", wollte Janeway wissen. Sie spürte nicht die scharfen Blicke von Chakotay, die sich in ihren Rücken bohrten.
"Mir geht es gut, Captain Janeway. Wobei sich mir einige Fragen stellen: Wo sind wir hier? Wie sind wir hergekommen? Wer hat uns eingeliefert? Was ist das hier für ein Schiff?", sprudelte es aus Mulder heraus. Antworten - er brauchte endlich Antworten.
"Immer langsam, wir werden Ihnen gerne alle Fragen beantworten", sagte sie freundlich und warf einen Blick zu Chakotay.
"Ich fürchte, Sie werden dabei ohne mich auskommen müssen. Entschuldigen Sie mich bitte, ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen", äußerte der Commander, als sie ihn anschaute. Er war noch immer verärgert und dieser Gast sah ihm eine Spur zu gut aus, als dass er sich es antun musste, weiter in dieser Gesellschaft einen begeisterten Captain zu beobachten.
Janeway sah ihn erstaunt an. "Was haben Sie Wichtiges zu erledigen, Commander?", fragte sie verwundert.
"Ich möchte Sie nicht mit belanglosen Dingen aufhalten, Captain. Sie erhalten später meinen Bericht", antwortete er förmlich und wartete nur darauf, endlich gehen zu dürfen.
Janeway glaubte den wahren Grund zu kennen. "Entschuldigen Sie mich bitte kurz", sagte sie zu Mulder. "Commander", sie winkte Chakotay vor die Tür der Krankenstation.


"Ich erwarte eine Erklärung von Ihnen, Chakotay!", sagte sie scharf, nachdem sie sich alleine auf dem Korridor befanden.
"Ich denke, es erklärt sich von allein: Sie benötigen mich nicht bei Ihrer Unterredung. Ich werde die Zeit sinnvoller nutzen, denn die Informationen, die Sie erhalten werden, kann ich mir später vom Computer abrufen", antwortete er launisch.
"Sie ziehen die Daten aus einem Computer den Informationen eines persönlichen Gesprächs vor?" Kathryn baute sich vor ihm auf und stemmte ihre Hände in die Hüften.
"Ja", sagte er knapp und entschlossen, sich nicht von ihrer Gestik beeinflussen zu lassen.
"Sind Sie sich sicher, dass es sich nicht um einen anderen Grund als ‚wichtige Dinge erledigen' handelt, den Sie mir mitteilen möchten?" Langsam hob sie die Lautstärke ihrer Stimme an. Provozierend schaute sie ihn an.
Chakotay hatte das Gefühl, als würde ihr Blick bis ins Innere seiner Seele reichen, trotzdem brachte er nur ein kurzes "Ja" hervor.
Kathryn wandte ihren Blick nicht ab. "Ich erwarte Ihren Bericht in zwei Stunden, Commander. Wegtreten!", sagte sie leise.
Chakotay schwieg sie an. Er biss seine Zähne zusammen, um ja kein weiteres Wort zu verlieren, welches er später bereuen könnte. Deutlich sah man die Bewegungen seiner Wangenknochen.
Schließlich entschied er sich zum Gehen.
Sie schloss ihre Augen für wenige Sekunden und richtete ihr Gesicht gen Decke. Manche Tage sollte man besser aus dem persönlichen Logbuch streichen. Kathryn holte tief Luft, straffte ihre Gestalt und ging danach zurück in die Krankenstation.


"Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung, Mulder. Wo waren wir stehen geblieben?" Ihr Gesicht zeigte nicht ihre Betroffenheit über das Gespräch mit Chakotay. Lächelnd gesellte sie sich wieder zu ihrem Gast.
"Sie wollten mir ein paar Antworten geben, zum Beispiel wie wir hergekommen sind", griff er das Thema wieder auf und setzte sich in eine bequeme Position auf das Biobett.
Janeway hob beschwichtigend ihre Hand, um ihn ein wenig zu bremsen. "Selbstverständlich sollen Sie Ihre Antworten bekommen", lächelte sie über seine Ungeduld. "Wir haben Sie vom Schiff der N'ahrahzutis auf die Voyager geholt. Alle Besatzungsmitglieder waren tot, bis auf Sie und diese Frau. Sie haben sich beide in einer für uns neuartigen Form von Stasis befunden. Deshalb hat der Doktor auch so lange benötigt, bis Sie aufgewacht sind", erklärte sie in groben Zügen die Situation.
Mulder schien sichtlich verwirrt. "Nahrawas?", fragte er mit großen Augen.
"N'ahrahzutis", wiederholte sie die Bezeichnung der fremden Spezies.
Fox verzog weiterhin das Gesicht und strich sich ungläubig über den Kopf. "N'ahrahzutis, Schiff, Stasis, Voyager... Halten Sie mich bitte nicht für paranoid, Captain, aber das klingt alles nach Science Fiction. Was geht hier vor?"
Janeway schaute kurz zum Doktor, bevor sie sagte: "Ich glaube nicht, dass ich Sie für paranoid halte, Mulder. Woher kommen Sie? An was können Sie sich erinnern, bevor Sie hier bei uns aufgewacht sind?" Sie legte beruhigend ihre Hand auf seine Schulter.
"Scully und ich", er deutete auf die Frau beim Doktor, "wir fuhren abends mit dem Auto durch Arizona."
"Arizona", flüsterte Kathryn verblüfft und setzte sich auf den Rand des Biobettes.
"Es war bereits dunkel, als plötzlich gegen 23.35 Uhr ein helles Licht über uns auftauchte. Der Wagen reagierte nicht mehr, das Radio ging aus, die Batterie versagte. Ich schaute durch die Windschutzscheibe nach oben, konnte jedoch nichts erkennen. Wir wurden von dem grellen Licht geblendet. Das ist alles, woran ich mich erinnern kann. Was können Sie mir sagen? Hatten wir einen Unfall? Sind wir entführt wurden?" Er sah sie fragend an.
Janeway hatte es die Sprache verschlagen. Sie schluckte, dann erst konnte sie antworten: "Sie kommen von der Erde, Mr. Mulder?... Aus welchem Jahr kommen Sie?"
Fox musste lachen. "Jetzt klingen Sie fast wie ich, Captain. Wir schreiben heute das Jahr 2003." Kathryn rieb sich die Stirn. Er... sie waren aus der Vergangenheit gekommen. Wie sollte sie ihm es schonend beibringen, ohne von ihm für verrückt gehalten zu werden? Ein Terranier aus dem Jahre 2003... Sie erhob sich und lief nachdenkend auf und ab.
"Alles in Ordnung, Captain?", fragte das MHN besorgt.
Janeway nickte und drehte sich wieder zu Mulder um. "Sie haben nicht die geringste Vorstellung, wo Sie sich befinden, nicht wahr, Mulder?", sprach sie eigentlich zu sich selbst.
"Sie werden es mir bestimmt gleich verraten, nehme ich an?", entgegnete er hoffnungsvoll.
"Scully und Sie sind an Bord der U.S.S. Voyager", sie stockte und blieb stehen, " auf einem Raumschiff der Föderation der Vereinten Planeten. Wir befinden uns im Delta-Quadranten, Lichtjahre entfernt von der guten alten Erde. Heute ist der, lassen Sie es mich umrechnen..." Sie nahm ihre Bewegung wieder auf und rieb ihr Kinn. Mit diesen alten Bezeichnungen hatte sie lange nicht gearbeitet. "Wir haben den 2. Februar 2378", antwortete sie, nachdem sie ihre Berechnung abgeschlossen hatte.
"Das müssen Sie mir schon beweisen", sagte er lachend. Wenn der Captain ihn nicht weiterhin so ernst angesehen hätte, dann hätte er es für einen schlechten Scherz gehalten.
"Ich schließe aus Ihren Worten, dass Sie mir nicht glauben?", fragte Janeway.
"Ich möchte Ihnen gerne glauben, Captain, aber es klingt ziemlich unglaubwürdig." Mulder sah sich in diesem Raum um, ob er irgendwo einen Kalender oder einen anderen Hinweis entdecken könnte, der ihre Aussage bestätigen würde.
Kathryn beobachtete ihn und dachte nach, wie sie ihm schonend die Wahrheit beibringen könnte. "Haben Sie Hunger, Mister Mulder?", wollte sie wissen, denn ihr kam eine angemessene Vorgehensweise in den Sinn - sie würde ihm die Voyager zeigen.
Fox schaute skeptisch zum Captain und wunderte sich, dass er nicht sofort bereit war, der Fremden zu glauben. Er hatte eindeutig zu lange mit Scully zusammengearbeitet und ihr Verhalten färbte langsam auf ihn ab. "Gegen eine Mahlzeit hätte ich nichts einzuwenden, aber Sie möchten mir bestimmt nicht anhand von Gemüse die derzeitige Konstellation der Planeten erklären, oder?", scherzte er.
"Nein", sie lachte und drehte sich zum MHN. "Doktor, würde aus medizinischer Sicht etwas dagegensprechen, wenn ich Mister Mulder auf einen kleinen Rundgang durchs Schiff mitnehmen würde?"
Der Doktor überlegte die Vor- und Nachteile, die sich aus der Abwesenheit des Patienten ergeben würden und kam zu dem Entschluss, dass es für seine Arbeit nur von Vorteil wäre, wenn er nicht ständig von Mulder mit Fragen aufgehalten würde. "Nein, ich erhebe keine Einwände, wenn sich Mulder nach Ablauf von zwei Stunden für eine Nachuntersuchung hier wieder einfinden würde", sagte er großzügig.
"Was ist mit Scully?", fragte Mulder besorgt und warf einen Blick auf seine bewusstlose Partnerin.
"Keine Angst, sie ist in den besten Händen", beruhigte ihn Janeway.
"Ich erstatte Ihnen Bericht, Captain, sobald sie das Bewusstsein erlangt hat", bot das MHN an.
"Ja, vielen Dank, Doktor. Bitte folgen Sie mir, Mulder." Kathryn Janeway ging voraus, dicht gefolgt von Fox.


"2378?", fragte er sie knapp und erntete ein Kopfnicken von ihr. "Oh man, wenn ich das Scully erzähle..." Fox schlenderte an ihrer Seite durch den Korridor und schaute sich interessiert alles an. Er brannte darauf, alles Scully zu erzählen.
Vor dem Turbolift kamen sie zum Stehen.
"Wohin gehen wir?", wollte Mulder wissen.
"Zu meinem Bereitschaftsraum, Mister Mulder. Vorher müssen wir nur auf den Lift warten, Sie können einen kurzen Blick auf die Brücke werfen, und dann bekommen Sie das versprochene Abendessen. Bitte nach Ihnen", sie deutete auf den Turbolift, dessen Türen sich gerade geöffnet hatten.
Bereitschaftsraum, Brücke... Ihm brummte ein wenig der Kopf von den vielen neuen Eindrücken, die er erst verarbeiten musste. Bereitwillig betrat er vor dem Captain den Lift.
"Deck 1", befahl Janeway dem Computer. Die Türen schlossen sich mit einem leisen Zischen und der Lift setzte sich sanft in Bewegung.
Mulder staunte, als der Turbolift auf die Worte der Frau gehorchte. "Wie mir scheint, hört hier jeder auf das Wort des Captains - sogar dieser bessere Fahrstuhl", griente er. Wenn es so weitergehen würde, dann wäre er bereit fast alles zu glauben, was man ihm sagte. Oder sollte er sich lieber fragen, was er heute morgen zum Frühstück gegessen hatte, und welchen seltsamen Traum er gerade durchlebte?
Ihr Gast besaß einen gewissen Charme, die Dinge mit Humor zu betrachten und bewirkte bei ihr, dass sie ebenfalls diese Richtung der Konversation einschlug. "Ich habe alle, die sich meinen Befehlen bisher verweigert haben, einfach auf dem nächstbesten Planeten ausgesetzt. Sie sollten sich das gut merken, Mister Mulder!", sagte sie gespielt streng mit erhobenem Zeigefinger, obwohl sie sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen konnte.
Fox studierte ihre Mimik und Gestik genau. "Glauben Sie mir, Captain, ich bin für meine analytischen Fähigkeiten, Personen einzuschätzen, berüchtigt: Von Ihnen werde ich nicht ins Exil verbannt werden", sagte er selbstsicher.
"Fordern Sie ihr Glück nicht heraus", lächelte sie ihn an.
Der Lift war an seinem Ziel angelangt und gab den Weg auf die Brücke frei. Janeway ging vor und sprach ein "Weitermachen!" an ihre Crew, als einige von ihnen interessiert den neuen Gast beobachteten.
Fox war ihr gefolgt und blieb in der Mitte der Brücke stehen. Fasziniert blickte er auf den Hauptschirm, der einen traumhaften Anblick der Galaxie bot. "Das habe ich mir als kleiner Junge immer gewünscht: Einmal das Weltall zu sehen", schwärmte er.
Janeway lächelte ihn an. Seine Augen glänzten, als würde ihm ein ganz besonderer Schatz geboten. "Habe ich Sie jetzt überzeugt, dass die Voyager ein Raumschiff ist?", fragte sie ihn.
Er nickte ihr zu. "Es sei denn, über diesen Schirm läuft gleich die Werbung für den nächsten Star Wars-Film."
Zunächst schaute sie ihn nachdenklich an, aber dann eilten ihr die Studien über diese Thematik, mit der sie sich damals an der Akademie beschäftigt hatte, zurück ins Bewusstsein und sie schmunzelte. "Ich versichere Ihnen: Das ist hier eine absolut werbefreie Zone. Würden Sie mir bitte folgen, Mulder?"
Janeway führte ihn in den Bereitschaftsraum.


"Nehmen Sie bitte Platz, Mister Mulder", sagte Janeway und ging zum Replikator. "Was möchten Sie essen?"
Fox setzte sich auf die Couch und schaute sich in dem Raum um. Es dauerte einen Augenblick, bevor er ihrer Frage Aufmerksamkeit schenken konnte. "Einen Hamburger und eine Portion Pommes, bitte."
Sie verzog das Gesicht. "Ich werde mein Bestes versuchen. Computer: Einen Hamburger und eine Portion Pommes Frites", bestellte sie. Einen Augenblick später erschien zu ihrer Verwunderung die gewünschte Mahlzeit im Replikator. Sie hatte vermutet, dass diese ‚Spezialitäten' auf Grund ihres geringen Nährwertes nicht in dieser Datenbank verfügbar waren. Offensichtlich gab es Personen, die eine andere Meinung zu diesem Essen besaßen. Kathryn entnahm die Teller und ging hinüber zu Mulder.
"Guten Appetit", sagte sie nicht sehr überzeugt davon, dass es schmecken würde, und reichte ihm das Essen.
Mulder strahlte dem Essen entgegen. Erst jetzt bemerkte er, welchen Hunger er verspürte. "Danke. Ein solches Gerät", er deutete auf den Replikator, "würde sich in meiner Wohnung sehr nützlich machen. Wie nennen Sie es?"
"Das ist ein Replikator", antwortete sie.
Mulder biss herzhaft in den Hamburger. "Was muss ich tun, damit ich einen Replikator von Ihnen bekomme, Captain Janeway?", fragte er kauend.
"Selbst wenn ich Ihnen einen überlassen könnte, hätten Sie nicht die notwendige Technologie, um ihn zu betreiben. Möchten Sie etwas zu trinken?" Sie war bereits wieder auf halben Wege zum Replikator.
"Ja, bitte ein Wasser", rief er ihr hinterher.
"Ein Glas Wasser und einen Kaffee, schwarz", sprach sie beim Replikator angekommen, nahm die Getränke entgegen und schritt zurück zu ihrem Gast.
"Schmeckt es Ihnen?", fragte sie ihn zweifelnd und setzte sich zu ihm.
"Hm, ja, einfach köstlich. Möchten Sie mal probieren?", entgegnete er begeistert.
Janeway schüttelte angewidert den Kopf. "Nein, danke."
"Sie haben keine Vorstellung davon, was Ihnen gerade entgeht, Captain", sprach er. "Haben Sie je in Ihrem Leben einen Pommes gegessen?"
"Nein, keinen Bedarf", schüttelte sie erneut ihren Kopf.
"Ein Captain, der nicht weiß, wie ein Pommes schmeckt, wird nie im kulinarischen Himmel aufgenommen", forderte er sie auf.
"Dieses Ziel strebe ich nicht an", lachte sie und trank stattdessen lieber ihren Kaffee.
Fox stellte seine Überredungsversuche ein und aß genussvoll sein Mahl auf. "Glauben Sie an Vorherbestimmungen oder an Prophezeiungen, Captain?", fragte er nach einer Weile.
Janeway schaute ihn verwundert an. "Wie meinen Sie das?", fragte sie zurück.
"Nun, vor ein paar Tagen hat mir eine alte Frau aus der Hand gelesen", erzählte er, rückte näher zu ihr und zeigte ihr seine Handfläche, "und auf Grund dieser Linien mir verkündet, ich würde eine weite Reise antreten."
"Ich habe von dieser alten Tradition gehört, aber ich bin nicht näher mit den wissenschaftlichen Einzelheiten vertraut", brach sie schließlich die Stille.
"Wissenschaft?", er schüttelte seinen Kopf. "Das hat rein gar nichts mit Wissenschaft zu tun - das ist Schicksal!" Mulder streckte ihr seine Hand entgegen. Waren alle Frauen wie Scully und mussten bei solchen Dingen unbedingt auf die Wissenschaft bestehen? "Was hätte die alte Dame wohl aus Ihrer Hand gelesen? Was hält das Schicksal für Sie bereit? - Darf ich?", bat er sie um ihre Hand.
Zögernd legte sie ihre Hand in seine. "Das Schicksal hat mich bisher zumindest vor Ihren kulinarischen Köstlichkeiten verschont", schmunzelte der Captain, denn sie glaubte nicht an ein Schicksal, wo doch die Zeitreisen alles zu ändern vermochten.
Mulder ließ sich nicht von ihrer Bemerkung irritieren, denn er nahm die Gabe des Wahrsagens sehr ernst. Prüfend betrachtete er die vielen Linien auf ihrer Handfläche und hob sie näher zu seinem Gesicht. Er wollte gerade etwas über den Verlauf ihrer Lebenslinie erzählen und fuhr diese mit seinem Finger entlang, als sich die Türen zum Bereitschaftsraum ohne Vorankündigung öffneten.
"Captain, ich...", sagte Chakotay nur und erstarrte, als er Mulder Kathryns Hand halten sah.
Janeway zog umgehend ihre Hand von Mulder fort. Sie war so überrascht von seinem plötzlichen Auftauchen, dass sie Chakotay nicht einmal fragte, weshalb er nicht den Türsummer betätigen würde. Nach ihrem letzten Gespräch war sie sich sicher, dass er falsche Schlüsse aus der Situation ziehen würde. "Commander, was gibt es?"
Chakotays Gesicht hatte sich verfinstert. Er mahlte sich aus, was er wohl zu sehen bekommen hätte, wenn er ein paar Minuten später gekommen wäre. "Es hat sich bereits erledigt, Captain. Lassen Sie sich nicht weiter stören", sagte er zutiefst getroffen. Augenblicklich drehte er sich um und ging.
Kathryn stand wortlos auf. Wäre ihr Gast nicht anwesend, hätte sie den Commander auf der Stelle zurückgerufen, aber so waren ihr die Hände gebunden. Sie wandte sich von Mulder ab und rieb sich ihre Stirn. Gab es doch ein Schicksal, dass diese Situation für sie vorgesehen hatte?
Fox hatte das Gefühl, er wäre gerade eben von den Blicken des Commanders getötet worden. Er bemerkte, dass der Captain sich von ihm abgewandt hatte und inzwischen dabei war, sich einen neuen Kaffee zu holen. Die Spannung, die in der Luft lag, konnte er direkt fühlen. Wie hätte er sich verhalten, wenn er sein Büro betreten und dort Scully mit jemanden Hand in Hand gesehen hätte? - Er seufzte und fragte sich weiter, ob Janeway eine besondere Beziehung mit dem Commander verband, denn ihr Gesicht verriet ihm momentan nicht das kleinste Indiz für seine Vermutung.



Commander Chakotay erschien mit einem verärgerten Gesicht wieder auf der Brücke.
Ich muss weitere Informationen sammeln, damit wir unsere Gäste schnell wieder verabschieden können, überlegte er und ging auf den Vulkanier zu. "Lieutenant-Commander, ich werde das Schiff der N'ahrahzutis inspizieren. Vielleicht entdecke ich ein Detail im Puzzle, welches wir bisher übersehen haben. Was halten Sie von einer Außenmission, Tuvok?"
Dieser schaute ihn fragend an. "Darf ich daraus schließen, dass Sie meine Person als Begleitung wünschen?"
Chakotay nickte.
"Ich fürchte, dafür stehen die Optionen nicht günstig, Commander. Der Captain kommuniziert mit unserem Gast und ich..."
"Ja, unser Gast", unterbrach ihn Chakotay offensichtlich genervt.
Der Vulkanier hob eine Augenbraue leicht an. Er spürte die negative Ausstrahlung Chakotays, die sich während der Erwähnung des Gastes verstärkt hatte, enthielt sich aber einer Wertung.
"Dann gehe ich eben alleine. Bitte sorgen Sie dafür, dass der Transport in zwanzig Minuten stattfinden kann", fuhr der Commander fort.
"Warten Sie", erhob Tuvok einen Einwand. "Denken Sie bitte an die Risiken eines Alleinganges! Darf ich Sie daran erinnern, was Captain Janeway passierte, als sie ohne Begleitung das Raumschiff der Lycthars aufsuchte?"
Der Commander blieb auf halben Wege stehen und seufzte. "Bitte verschonen Sie mich damit, Tuvok!" Das war genau die Geschichte, an die er im Augenblick nicht denken wollte: Kathryns Gestalt wurde damals von dem fremden Wesen, einem Lycthar, angenommen, der daraufhin ihren Platz auf der Voyager einnahm. Aus Unwissenheit wurde sie von ihrer Crew auf dem anderen Raumschiff zurückgelassen. Wenn der Doktor nicht gewesen wäre... Chakotay wollte nicht länger an die Einzelheiten erinnert werden.
"Nehmen Sie an meiner Stelle Fähnrich Carter mit, Commander. Er ist ein strebsamer junger Mann, der Sie bestens bei Ihrer Mission zu unterstützen vermag", schlug der Vulkanier vor.
Chakotay schluckte seine Aggressionen hinunter - schließlich konnte er nicht mit jedem auf dem Schiff einen Streit anfangen; ihm reichten für heute die Gespräche mit dem Captain. "Schaden kann es sicherlich nicht. Bitte unterrichten Sie ihn davon, dass ich ihn in 15 Minuten im Transporterraum 1 erwarte, Tuvok", nahm er dankbar den Vorschlag an.
"Ja, Sir. Captain Janeway wurde über ihr Vorhaben in Kenntnis gesetzt? Oder soll ich sie über den geänderten Ablauf informieren?", fragte Tuvok gewissenhaft.
"Der Auftrag stammt direkt vom Captain", log Chakotay. "Ich habe ihn vorhin von ihr erhalten, Tuvok. Sie brauchen sich nicht bemühen, ich werde sie später selbst davon in Kenntnis setzen, dass Mister Carter mich begleitet." Mit diesen Worten verabschiedete er sich schnell von Tuvok und verließ die Brücke, um seine Ausrüstung zu packen.
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