World of X

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Think about it…

von Lilu

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Scully kramte den Wohnungsschlüssel aus ihrer Manteltasche, schloss hastig die Tür auf und ließ sie hinter sich, mit einem lauten Knall, zurück ins Schloss fallen. Ihre kleine Reisetasche, die ihr, nach der langen Heimreise in dem stickigen Leihwagen, schwer wie Blei vorkam, stellte sie neben der Tür ab. Sie hatte keine Lust, sie heute noch auszupacken. Das konnte auch bis morgen warten. Sie ließ ihre Stöckelschuhe in die Ecke fliegen, ihren Mantel warf sie über die Stuhllehne. Dann streifte sie sich ihren Blazer von den verspannten Schultern und ließ ihn achtlos zu Boden fallen, bevor sie sich rückwärts auf die Couch fallen ließ. „Was für ein Tag!“, Scully schloss die Augen und strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht. Alles was sie wollte war ein wenig Ruhe. Ja, die hatte sie wirklich bitter nötig.



Die Ermittlungen in ihrem letzten Fall konnten endlich abgeschlossen werden und sie war nicht gerade traurig darüber. Um ehrlich zu sein, war sie sogar sehr froh, dass sie sich endlich in ihrer Wohnung verkriechen konnte. Für heute zumindest, wollte sie von der Außenwelt, nichts mehr sehen und hören. Das war wirklich einer der schrecklichsten Tage in ihrem Leben gewesen. Ja, ganz ohne Zweifel! Sie war einfach nur erleichtert, den Tag endlich hinter sich zu haben und sie schwor sich, nicht mehr über die Ereignisse des Tages nachzudenken. Aber wieso sich etwas vormachen? Sie konnte sich nicht selbst belügen. Jeder Versuch, die Geschehnisse zu verdrängen, würde kläglich scheitern. Dafür war heute einfach zuviel passiert. Diesmal konnte selbst die kühle Agent Dana Scully, die für gewöhnlich eine Meisterin im verstecken und verdrängen von Gefühlen war, nicht einfach alles von sich abprallen lassen. Nein, diesmal würde das nicht funktionieren.



Da waren sie wieder, die Visionen in ihrem Kopf, die sie schon den ganzen Abend quälten. Immer wieder drängte er sich in ihre Gedanken und sie hatte keine Chance, sie konnte sich nicht dagegen wehren. Mulder! Immer wieder tauchte er vor ihrem inneren Auge auf und sie war nicht fähig, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie war nicht im Stande, an irgendetwas anderes zu denken. Er hatte sie gefangen genommen und das gefiel ihr gar nicht.



Sie drehte sich auf die Seite und ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, um sich auf andere Gedanken zu bringen. „Verdammt noch mal!“, Scully fluchte leise vor sich hin. Nichts wäre in dieser Sekunde imstande gewesen, sie von den starken Emotionen, die wie ein Vulkan in ihrem Inneren brodelten, abzulenken und so versuchte sie es erst gar nicht. Vielleicht sollte sie sich einfach mit ihrem Gefühlschaos auseinander setzen und versuchen, eine Lösung für ihr Problem zu finden. Und ihr Problem war Mulder. Aber wie sollte sie nur mit ihren Gefühlen umgehen, die sie bis jetzt so wunderbar unterdrücken konnte? Gefühle, die sie sich bis heute ja kaum selbst eingestehen wollte! Sie wusste es nicht.



Natürlich war sie sich darüber im Klaren, dass Mulder im laufe der Jahre mehr für sie geworden war als ein Partner, mehr als ein Freund. Ja, ihre Gefühle für ihn hatten sich verändert. Das leugnete sie ja auch nicht. Und wenn sie ihm ihre Gefühle offenbaren würde?

Wenn sie ihm einfach sagen würde, wie viel er ihr bedeutet? Was würde dann geschehen? Sie hatte Angst! Angst, alles aufzugeben, was sich in den letzten Jahren zwischen ihnen entwickelt hatte. Die tiefe Freundschaft, das unendliche Vertrauen, die Gewissheit, sich immer aufeinander verlassen zu können. Das Risiko war einfach zu groß. Dafür war er ein zu wichtiger Teil ihres Lebens geworden. Vielleicht sogar ihr Ein und Alles.



Er war der einzige Mensch auf dieser verdammten Welt, der alles für sie tun würde. Der Einzige, der genau wusste, wenn es ihr schlecht ging. Ja, sie brauchten nicht einmal Worte. Ein Blick in die Augen genügte und sie wussten, was dem anderen fehlte. In ihrem bisherigen Leben war ihr eine so tiefe Verbundenheit zwischen zwei Menschen noch nicht widerfahren. Das Opfer wäre einfach zu groß, wenn sie ihre Gefühle zu lassen würde. Und das könnte sie noch weniger ertragen! Und so hatte sie bis heute geschwiegen!



Aber der letzte Fall hatte etwas in ihr verändert. Was war da bloß mit ihr passiert? Am Anfang war doch alles wie immer verlaufen. Das F.B.I. war von der örtlichen Polizei in einem Fall um Hilfe gebeten worden. Und so waren sie auf Skinners Anweisung nach Comity gefahren, um in einigen Todesfällen junger High School Teenager zu ermitteln. Angeblich sollte ein Satanskult seine Hände im Spiel haben. Sie war zwar von Anfang an der Meinung gewesen, dass die Leute zu viel in die Ereignisse interpretieren würden und dass sich eine solche Geschichte meisten als falsch heraus stellt, aber Mulder war natürlich gleich Feuer und Flamme. Typisch Mulder, immer und überall wittert er eine Verschwörung des Bösen. Scully konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ja, so war Mulder nun mal.



Aber damit hätte sie ja leben können. Sie hatte schließlich schon knapp 3 Jahre Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen. Aber diesmal war etwas passiert, womit sie sich in den letzten Jahren glücklicher Weise nicht auseinander setzen musste. Eine andere Frau. „Detective White!“, zischte Scully immer wieder vor sich hin. Bei diesem Namen drehte sich ihr der Magen um. Diese Frau war ihr wirklich von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen, aber sie ließ es sich anfänglich natürlich nicht anmerken. Dafür war sie viel zu professionell. Es hatte sie ja auch schließlich nicht zu kümmern, mit wem Mulder sich seine Zeit vertrieb. Aber in ihrem Inneren kochte die Wut. Ja, sie war regelrecht eifersüchtig gewesen. Aber das Schlimmste war, sie hatte es Mulder ganz deutlich spüren lassen. Scully legte sich die Hände über ihre Augen. Niemals in ihrem Leben war ihr etwas so peinlich gewesen. Was hatte sie da bloß geritten? Sie wusste es nicht. Aber sie war eben auch nur eine Frau und musste mit den gleichen Emotionen fertig werden, wie jeder andere Mensch auf diesem Planeten.



Wie ein Blitzschlag kam Scully die Situation in der Pathologie wieder vor Augen. Sie wollten nur einen kurzen Blick auf die Leiche eines der Opfer werfen, dessen Sarg auf der Trauerfeier in der Kirche, ohne ersichtlichen Grund, in Flammen aufgegangen war. In genau dieser Situation fing ihre Professionalität wohl zum ersten Mal an zu bröckeln. „Gehörntes Biest, das ich nicht lache!“, Scully schüttelte unmerklich den Kopf. Das war nun wirklich das Letzte, was auf der verbrannten Brust, dieses armen Jungen zu sehen gewesen war. Aber die Beiden waren sich ja schon längst einig gewesen und sie ersparte sich jeglichen weiteren Kommentar. Sie hatte in dem Moment ohnehin genug damit zu tun, die riesige Wut, in ihrem Bauch zu unterdrücken. Aber so ganz war ihr das dann wohl doch nicht gelungen und so hatte sie sich auch noch einen bissigen Kommentar von Mulder eingefangen und das war wirklich das Letzte, was sie hatte bezwecken wollen.



Scully richtete sich auf ihrem Sofa auf und sah sogleich die Fernbedienung auf dem Couchtisch liegen. Vielleicht würde sie der Fernseher ein bisschen auf andere Gedanken bringen. Sie zappte ziellos durch die Programme, aber es lief nicht wirklich etwas, dass ihre Aufmerksamkeit verdient hätte. Bis sie Kanal 12 erreichte. Dort lief gerade ein Werbespot über ein neues Parfüm auf dem Markt und Scullys Gedanken schweiften erneut ab.



Wie hatte sie sich nur so kindisch aufführen können? Sie hatte Mulder, im Flur des Polizeireviers, doch tatsächlich eine Szene gemacht. Sie wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. „Und das alles nur, wegen seinem dämlichen Kommentar über sein Lieblingsparfüm?“, Scullys Miene wurde traurig. Aber damit nicht genug. Sie hatte ihm doch tatsächlich vorgeworfen, dass er eine gewisse Sympathie für Detective White hegen würde und sie nur noch deswegen in der Stadt bleiben würden. Und das konnte sie einfach nicht ertragen und mit der Auskunft, sie würde am nächsten Morgen zurück nach Washington fliegen, hatte sie ihn dann einfach auf dem Flur stehen lassen. Und in ihrem Hotelzimmer war sie dann auf und ab getigert und wusste vor lauter Wut und Eifersucht gar nicht mehr wo ihr der Kopf stand. Und sie hatte etwas gemacht, was sie in ihrem Leben noch nie zuvor gemacht hatte. Sie hatte Eine geraucht. Und das war doch wirklich sehr aussagekräftig über ihren Gemütszustand und das, was Mulders Benehmen in ihr ausgelöst hatte. Aber das durfte einfach keine Rolle für sie spielen.



Scully stand von ihrer Couch auf und beschloss, erst mal eine heiße Dusche zu nehmen. Das würde ihr hoffentlich helfen, die unliebsamen Gedanken wegzuwaschen. Sie holte sich schnell noch frische Unterwäsche und ihren Schlafanzug aus dem Schlafzimmer, bevor sie im Badezimmer verschwand. Nach ca. 30 Minuten stand Scully frisch und frei vor dem Badezimmerspiegel und kämmte sich das Haar. Sie fühlte sich wieder besser. Anscheinend hatte die Dusche das bewirkt, was sie sich erhofft hatte. Sie nahm ihre schmutzige Wäsche auf den Arm und wollte sich gerade zur Nachtruhe in ihr Schlafzimmer zurückziehen, als das Telefon auf ihrer Kommode ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Alle guten Vorsätze waren über den Haufen geworfen – sie war wie hypnotisiert.



Es war jetzt keine 6 Stunden her, da hatte sie in ihrem Hotelzimmer einen Anruf der örtlichen Polizei entgegen genommen. Es hatte wieder ein Opfer gegeben. Ein junges Mädchen war auf einer Geburtstagsparty von herumfliegenden Splittern eines Spiegels getötet worden. Sie wollte natürlich gleich Mulder informieren und mit ihm zum Ort des Geschehens fahren, aber das Bild, was sich ihr in Mulders Hotelzimmer bot, war doch schwer zu verkraften gewesen. Mulder lag quer über sein Bett und die nette Detective White hatte es sich auf seinem Bauch bequem gemacht und war gerade dabei, ihn abzuknutschen. Die hat den Begriff „Ermittlungshilfe“ wohl auch ein wenig falsch verstanden. Alles was Scully in diesem Moment über die Lippen bringen konnte, war, dass es ein weiteres Opfer gegeben hatte. Sie konnte den Anblick einfach nicht länger ertragen und machte daher gleich auf dem Absatz kehrt, um möglichst einen großen Abstand zwischen sich und das Schauspiel zu bringen. Auf dem Weg zum Auto fühlte sie eine große Enttäuschung in sich aufsteigen und sie musste erst einmal hart schlucken, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. Sie zwang sich jedoch gleich wieder Ruhe zu bewahren. „Wir sind nur Partner, nicht mehr und nicht weniger!“, Scully versuchte, ihre Beherrschung wieder zu erlangen. Das klappte auch ganz gut, bis sie Mulders Stimme hinter sich vernahm. Es folgte ein heftiger Streit, für den sie sich auch jetzt noch schämte. Wie ein Kind, das nicht das bekommt, was es haben will, hatte sie sich aufgeführt. Sie wollte unbedingt das letzte Wort haben und hatte daher ein paar Dinge gesagt, die ihr jetzt schrecklich Leid taten. „Eigentlich bist du ja gar kein Big Macho Man“, ihre Lippen umspielte ein kleines Lächeln. Sie hoffte nur, dass er ihr die Sache nicht allzu übel nahm.



Scully stand noch immer wie angewurzelt vor ihrer Kommode und starrte das Telefon an, als sie vom Klopfen an der Tür in die Realität zurückgeholt wurde. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, wie spät es bereits war. Es gibt auf dieser Welt mit Sicherheit nur einen Menschen, der es wagen würde, zu dieser unchristlichen Zeit an ihre Tür zu klopfen. Ein Blick durch den Spion bestätigte ihre Vermutung und zauberte ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht. Aber was konnte Mulder um diese Zeit noch von ihr wollen? Sie hoffte nur, dass es nichts mit ihrem letzten Fall zu tun hatte.



„Mulder, was tun Sie denn hier? Ist alles in Ordnung?“ Scully konnte die Nervosität in ihrer Stimme kaum verbergen. „Klar. Ich wollte nur… ähm …darf ich vielleicht kurz reinkommen?“, war das Einzige, was Mulder entgegnen konnte. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, was ihrem scharfen Blick natürlich nicht entgangen war. Sie trat einen kleinen Schritt zur Seite, um ihn eintreten zu lassen. „Kommen Sie rein. Wollen Sie vielleicht was trinken?“ Mulder nickte kurz. Seinen schwarzen Mantel legte er auf einem Stuhl beim Esstisch ab. „Setzen Sie sich doch schon mal. Ich bin gleich wieder da.“ Sie ging in die Küche und kam mit einem Glas Wasser in der Hand ins Wohnzimmer zurück. Sie stellte das Glas vor ihm auf den Tisch, setze sich neben ihn auf die Couch und blickte ihn fragend an. Er hingegen versuchte krampfhaft, ihrem Blick auszuweichen. Es kam ihr fast so vor, als wäre ihre Nähe ihm unangenehm.



„Mulder, ist wirklich alles OK? Sie sehen gar nicht gut aus.“ Sie fühlte Unbehagen in sich aufsteigen. Mulder drehte seinen Kopf langsam zur Seite und ihre Blicke trafen sich. Sie konnte kaum fassen, was sein Blick in ihr auslöste. Ein unbeschreibliches Gefühl nahm ihren ganzen Körper in Besitz und sie fühlte eine wohlige Wärme in sich aufsteigen. „Na ja, die letzten Tage haben mich ganz schön geschafft!“ Sie glaubte, einen Hauch Unsicherheit in seiner Stimme zu spüren. Warum war er nur so verunsichert?



„Stimmt, ein wenig stressig war es schon!“ Sie nickte unmerklich mit dem Kopf. Sie hatte plötzlich das übermächtige Verlangen ihm irgendwie beizustehen. Sie wollte ihm Trost spenden und so nahm sie seine Hand in ihre und streichelte sanft mit dem Daumen über seine Handfläche. Sie konnte nicht ahnen, was für eine Welle der Gefühle sie damit in ihm auslöste. Hastig zog er seine Hand zurück und stand vom Sofa auf. Scully wusste nicht, wie sie mit seinem Reaktion umgehen sollte. Sie dachte, er hätte sich genauso sehr nach einer Berührung gesehnt, wie sie. Hatte sie sich so getäuscht?



„Tut mir leid. Ich wollte nicht…“, weiter kam sie nicht bevor sie von Mulder unterbrochen wurde. „Scully…, wie das in Comity zwischen uns gelaufen ist…ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht so meinte!“ Er schaute ihr nun tief in die Augen und konnte Verständnis und Mitgefühl darin erkennen. Sie warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu. „Mir ging es doch genau so. Ich habe mich Ihnen gegenüber unprofessionell verhalten und das tut mir aufrichtig leid.“ Sie senkte ihren Blick und fühlte sich plötzlich peinlich berührt. Es fiel ihr auch nach dieser langen Zeit, in der sie nun schon mit Mulder zusammen arbeitete, schwer, ihm gegenüber Gefühle zu offenbaren. Sie hatte immer versucht, die Menschen nicht zu nah an sich rankommen zu lassen. Sie hatte nicht umsonst den Spitznamen Ice Queen unter den Kollegen. Aber genau in dieser Sekunde fühlte sie sich ihm so nah wie nie zuvor.





Sie stand vom Sofa auf und ging langsam auf ihn zu. Sie hatte das unwiderstehliche Verlangen ihn in die Arme zu schließen. Sie sehnte sich nach seiner Berührung und diesmal konnte sie auch ihre verdammte Vernunft nicht davon abhalten, ihrer Sehnsucht nachzugeben.

Die knisternde Spannung im Raum elektrisierte jede einzelne Pore ihres Körpers und die Vereinigung ihrer Körper in einer zärtlichen Umarmung, würde für sie die Erlösung bedeuten.



Etwas unsicher überwand sie auch noch die letzte Distanz zwischen ihnen und schloss ihre Arme um seinen warmen Körper. Sie fühlte sich in diesem Moment vollkommen und hoffte, dass dieser Augenblick niemals enden würde. Sie schmiegte sich in seine starken Arme und fühlte seinen geschmeidigen Körper unter ihren Händen. Sie wäre nicht in der Lage gewesen, die starken Gefühle zu beschreiben, die ihr mit voller Wucht entgegen peitschten. Sie schloss ihre Augen und versuchte, die Situation mit allen Sinnen zu genießen. Es fühlte sich einfach nur gut an und sie vergrub ihr Gesicht noch tiefer in seiner Halsbeuge, um seinen männlichen Geruch tief in sich aufzunehmen.



Nach schier endlosen Minuten lösten sie sich wieder voneinander und eine beklemmende Stille erfüllte den Raum. Keiner der beiden fühlte sich in der Lage etwas zu sagen. Beide versuchten auf ihre Weise mit den verwirrenden Gefühlen umzugehen. Sie standen sich einfach gegenüber und sahen sich in die Augen bis Scully sich von ihm abwandte und einige Schritte Richtung Fenster ging, um Abstand zu schaffen.



„Es ist spät. Sie sollten jetzt lieber nach Hause fahren und ein wenig schlafen. Es war ein langer Tag.“ Scully konnte ihre Gefühle kaum noch zurückhalten. Sie fühlte sich so sehr zu Mulder hingezogen, aber sie konnte die letzte Barriere zwischen ihnen einfach nicht durchbrechen. Sie hatte sich doch geschworen, nichts zu tun, was ihre Freundschaft in irgendeiner Form gefährden könnte. Sie musste unbedingt Distanz schaffen, andernfalls konnte sie für nichts mehr garantieren. Sie nahm seinen Autoschlüssel vom Tisch, ging zu ihm rüber und hielt ihm die ausgestreckte Hand entgegen. Ein flüchtiger Blick streifte ihn.



War da etwa Traurigkeit in seinen Augen? Konnte es wirklich sein, dass er es sich genauso sehr wünschte wie sie, aber auch nicht in der Lage war, den ersten Schritt zu machen? Sollte sie vielleicht doch alles auf eine Karte setzen und endlich zu ihren Gefühlen stehen? `Nein, das ist Wunschdenken. Mach dir nichts vor, Dana.`, sie ermahnte sich, vernünftig zu sein und rational zu denken. Mulder und sie, was wäre das für eine Kombination. Das konnte doch einfach nicht gut gehen. Sie sollte sich nicht länger etwas vormachen.



Mulder ging langsam auf die Tür zu und ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er ihr Appartement. Sie fühlte sich furchtbar. War das vielleicht die Chance? Die Chance ihr Leben zu ändern und vielleicht endlich glücklich zu werden? Sie ging zu ihrer Couch und ließ sich auf die weichen Polster fallen. Die Hände vors Gesicht haltend, viel es ihr schwer, die Fassung zu bewahren. Sie kämpfte mit den Tränen, die sie auf keinen Fall zulassen wollte.



Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als das leise Klicken ihrer Eingangstür sie aufschauen ließ. Und da stand er, nervös von einem Bein aufs andere tretend und anscheinend nicht wissend, ob er bleiben oder doch lieber ganz schnell wieder verschwinden sollte. Sie lächelte ihn ermutigend an und sogleich trat er einen vorsichtigen Schritt auf sie zu.



Ohne den Augenkontakt abzubrechen, überwand er auch noch den letzten Abstand zwischen ihnen und nahm dann, etwas zögerlich, neben ihr auf der Couch platzt. „Ich muss Ihnen noch etwas sagen, Scully.“





The End
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