World of X

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A miracle of God

von Jule1985

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Sie fühlte sich leer, so leer, dass es wehtat. Mulder saß hier, saß hier bei ihr und hielt ihre Hand.

Doch die Stille, die die beiden seit einiger Zeit umgab, wurde immer lauter.

Noch vor ein paar Stunden lachten sie zusammen... Und jetzt?

Jetzt saßen sie hier, still, traurig, mit Tränen in den Augen.

„Warum ich?“, dachte Scully sich immer wieder.

„Ich dachte, es wäre ein Geschenk Gottes“. Scully wusste nicht, ob sie noch immer still für sich in ihren Gedanken versunken war oder ihren Gedanken jetzt laut preisgegeben hatte.

„Gottes Wege sind unergründlich“, sprach Mulder leise. Sie hatte es also laut gesagt. Das was niemand wahr haben wollte. Sie hatte ihr gemeinsames Kind verloren und machte sich Vorwürfe...

Wieder Stille, dann stand Mulder auf, löste seine Hand aus ihrer und ging. Einfach so.

Erst ging er, dann fing er an zu laufen, immer schneller, soweit ihn seine Beine trugen. Er lief durch die Straßen Washingtons und es störte ihn nicht, dass er durch den einsetzenden Regen bis auf die Knochen nass wurde. Er dachte nichts, er fühlte nichts.

Noch immer lag sie hier allein. Sie spürte den Schmerz, tief in ihrem Innersten. Als sie aus dem Fenster sah, war ihr, als würde der Himmel weinen.



Keiner von ihnen wusste, wie es weitergehen sollte. Niemand wusste, ob es noch Hoffnung für sie gab....





Die letzten Wochen waren hart, für beide. Keiner von ihnen, weder Mulder noch Scully

konnte mit dem Schmerz umgehen. Vor allem Scully nicht. Schon als kleines Kind träumte sie davon Mutter zu werden. Und nun?

Nun hatte sie alles verloren.

Der Schmerz und die Trauer machten sie kaputt. Zusammen wollten sie diese Zeit durchstehen, so wie sie es sich einst geschworen hatten, doch jetzt, jetzt drohte ihre Freundschaft zu zerbrechen.

Niemand konnte den anderen leiden sehen und doch machten sie sich Vorwürfe. Vielleicht um es zu verarbeiten und obwohl beide wussten, dass es falsch war, endeten ihre Gespräche immer wieder in Streitigkeiten. Jeder Versuch das Geschehene zu verarbeiten scheiterte.



Wie oft saß Scully in ihrer Wohnung und weinte. Wie oft wünschte sie sich die Zeit zurückdrehen zu können und alles anders machen zu können.

Vergeblich. Sie liebte Mulder, daran hatte sie keinen Zweifel, doch in den letzten Wochen war einfach zu viel passiert. Etwas hatte sich verändert.

Im Gegensatz zu Scully hatte er nichts mehr. Keinen Job, keine Hoffnung. Talkshows waren seine neue Leidenschaft geworden. Manchmal dachte er sogar daran sich auch dort zu melden, um jemanden zu haben, mit dem er reden konnte.

Was passiert war konnte er, wollte er nicht wahr haben. Er liebte Scully, daran hatte er keinen Zweifel, doch in den letzten Wochen war einfach zu viel passiert. Etwas hatte sich verändert...





Er hielt es einfach nicht mehr aus. Er war es leid. Wie gerne hätte er Scully gesagt, was er für sie empfand, aber inmitten der Selbstzweifel, Trauer und Angst waren seine Gefühle begraben.

Nie hätte er gedacht, dass es einmal so weit kommen würde. Dass ihre Freundschaft zu zerbrechen drohte.

Er verstand einfach nicht, warum ihre Gespräche immer wieder im Streit endeten.

Vielleicht waren sie doch zu verschieden, vielleicht sollten auch ihre Wege verschieden sein...

Vielleicht sollte es so sein...



Scully wünschte sich, dass Mulder bei ihr wäre. Sie hatte nachgedacht. Über ihre Freundschaft, über das Baby, einfach über alles.

Wie gerne hätte sie ihm gesagt, dass es ihr leid tat, dass sie ihn nicht verlieren wollte, nicht so.

Sie wollte noch mal von vorn beginnen… mit ihm.



Jetzt saß sie hier. Mit dem Telefonhörer in der Hand. Es klingelte mehrmals, doch Mulder ging nicht ran. Dann klopfte es. Scully stand auf, ging zur Tür und öffnete. Vor ihr stand Mulder.

Erstaunt, froh und traurig zugleich schaute Scully ihn an. Ein verwundertes „Mulder“ war alles, was sie heraus brachte.

„Hi“, sagte er leise. „Dana, ich...“

Scully war verwundert. Noch nie hatte Mulder sie beim Vornamen genannt. War das ein Zeichen, oder machte sie sich nur falsche Hoffnungen? Auf einen neuen Anfang?

„Dana, es tut mir leid. Was in den letzten Tagen passiert ist, hätte nie passieren dürfen. Es war falsch. Aber mir ist einiges klar geworden. Dana, ich liebe dich.“

Scully weinte. „Fox, ich... Lass uns noch mal von vorne anfangen. Wir haben beide Fehler gemacht...Ich habe dich immer geliebt...“

Mulder nahm ihren Kopf in seine Hände. Scully lächelte, berührte Mulders Kopf ebenfalls mit den Händen.

Ein leidenschaftlicher Kuss besiegelte ihre Liebe.

In diesem Moment konnte Mulder sich selbst nicht verstehen. Wollte er sie wirklich verlassen? Die Frau, die er liebte? Hatte er wirklich gezweifelt?

Als Mulder Scully in die Augen sah, wusste er, dass er nur mit ihr zusammen sein wollte. Beide waren sich sicher, dass sie es schaffen würden. Vergessen war alles, was in den letzten Tagen passiert war. Er war hier. Und sie war glücklich. Nie hatten sie sich aufgegeben. Gemeinsam schliefen sie in dieser Nacht ein...







Das Einzige, was die beiden noch an ihr gemeinsames Kind erinnerte, war ein gerahmtes Ultraschallbild in Scullys Wohnung, versehen mit den Worten:

„Gottes Wege sind unergründlich...“



THE END
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