World of X

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Leaving

von Annika

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Es war noch früh, gerade sieben Uhr an einem Mittwoch im September. Mulder stand am Bahnsteig, wartend auf den Zug, der ihn fort bringen würde. Fort von Washington, fort von seinem alten Leben und was am schlimmsten für ihn war – fort von Scully. Es brach ihm das Herz, aber er konnte sie nicht mitnehmen. Bis jetzt hatte Scully auf einer Bank gesessen und ihn nicht angesehen.

Mulder hob seinen schwarzen Rucksack auf, sein einziges Gepäckstück.

Babe I'm leaving
I must be on my way
The time is drawing near
Er drehte sich zu Scully um, die aufgestanden war. Heute schien sie völlig anders auszusehen als sonst. Sie sah auf. In ihren Augen standen Sätze geschrieben, die mit einer lautlosen Stimme durch seine Gedanken wanderten. Doch keine Stimme der Welt hätte in diesem Moment die Liebe aussprechen können, die aus diesen Augen sprach. „Ich...Der Zug fährt gleich.“, sagte er, sehend, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.

My train is going
I see it in your eyes
The love, the need, your tears

Die Türen des Zuges öffneten mit einem leisen Zischen. Nun gab es kein Zurück mehr. Ein Leben ohne sie schien ihm unmöglich.
But I'll be lonely without you
And I'll need your love to see me through

Er fischte eine feine Silberkette mit einem kleinen Herzanhänger aus der Hosentasche. „Gib mir deine Hand“ Scully streckte ihm die geöffnete rechte Hand entgegen. Er legte die Kette in ihre Handfläche. Sie glitzerte im schwachen Sonnenlicht, das durch die Deckenfenster der Bahnhofshalle fiel.

So please believe me
My heart is in your hands
I'll be missing you
„Damit du weißt, dass mein Herz bei dir bleibt.“ Sie schloss die Hand um die Kette und umarmte ihn ein letztes Mal. Mulder spürte ihre Tränen an seinem Hals, warm und feucht. Er hoffte inständig, dass sie ihn nicht küssen würde. Er würde zerspringen, wenn sie es täte. Sanft löste er sich von ihr um einzusteigen.


Er wusste, was und wen er jetzt hinter sich zurückließ. Das wusste er verdammt genau. Sein Herz schien aus seinem Körper zu weichen und am Bahnsteig bei Scully zurückzubleiben. Wer würde nun für ihn da sein? Wer würde ihm Kraft geben, wenn er am Boden lag? Wer würde verhindern, dass er irgendwann aufgab? Mulder kannte die Antwort nicht, weil es keine gab.
'Cause you know it's you babe
Whenever I get weary
And I've had enough
Feel like giving up
You know it's you babe
Giving me the courage
And the strength I need
Please believe that it's true
Babe, I love you


Er öffnete das Fenster des Abteils. Scully stand direkt davor. Zwei kleine Flüsse waren aus dem Meer ihrer Augen ausgebrochen, die sich ihren Weg über ihre Wangen machten. Sie schwollen an, als eine Stimme das Abfahren des Zuges ankündigte.
Babe, I'm leaving
I'll say it once again

„Weine nicht. Ich will dich nicht so in Erinnerung behalten“, forderte er, selbst mit den Tränen kämpfend. Nein, ihrer beiden Liebe war zu stark um diesen Abschied leicht erscheinen zu lassen. Er hatte ernsthaft versucht dies zu vergessen. Sie beide hatten es versucht. Scully zwang sich tapfer zu einem Lächeln, versuchte einen Moment die Tränenflüsse aufzuhalten.

And somehow try to smile
I know the feeling we were trying to forget
If only for a while

Der Zug ruckte beim Anfahren. „Ich werde dich vermissen!“, rief Mulder aus dem Fenster und zwang ein Lächeln in sein Gesicht.
'Cause I'll be lonely without you
And I'll need your love to see me through

Scullys Hand umschloss immer noch die Kette mit dem Herzanhänger. Sie ging neben dem anfahrenden Zug her, immer noch lächelnd, immer noch weinend. In ihren Händen hielt sie mehr als nur das kleine, silberfarbene Herz. Sie hatte sein Herz.

Please believe me
My heart is in your hands
'Cause I'll be missing you
Er sah, wie Scully anfing zu laufen. Der Zug wurde immer schneller, sie fiel zurück. Das Lächeln war verschwunden. Es war einem Hauch von Hoffnung gewichen, der Hoffnung, dass sie sich wiedersehen würden. Doch was wenn nicht, wenn sie sich nie wieder sehen würden? Er musste sagen, was er schon so oft gesagt hatte. Er musste es rufen, schreien. Und er schrie so laut es ging aus dem Fenster hinaus. Und sie schrie ein Echo zurück. Noch Stunden, Tage, Wochen, Jahre würde dieser Schrei in ihren Ohren klingen so laut und voller Emotionen wie an diesem Herbsttag.

Babe, I love you

„Ich liebe dich.“
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