World of X

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When everything's made...

von mel

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WHEN EVERYTHING'S MADE TO BE BROKEN

I JUST WANT YOU TO KNOW WHO I AM





Ein lautes Geräusch von weither ließ mich erwachen. Es ist erst kurz vor vier, obwohl mein Kopf mir sagt, dass es schon wesentlich später sein müsste. Noch immer prasselt dichter Regen laut gegen mein Fenster. Ich stehe auf und werfe einen Blick ins Schlafzimmer, wo Fox friedlich in meinem Bett schläft. Wenigstens schläft er endlich. Vor zwei Stunden noch hörte ich, während ich mühsam versuchte auf der unbequemen Couch einzuschlafen, wie er sich unruhig im Bett hin und her wälzte.

Es war eine harte Nacht gewesen, für uns beide.

Während ich so dastehe, erinnere ich mich daran, wie sehr ich es geliebt habe, ihn anzuschauen und auch jetzt kann ich meine Augen nicht von ihm wenden. Es wirkt so verletzlich, die Art wie er wie ein kleines Kind zusammengerollt da liegt, die Beine fest an den Körper gezogen, so schutzbedürftig. Wenn ich doch nur diejenige wäre, die ihm diesen Schutz und all die Liebe, die er braucht, geben könnte. Ich wollte es immer schon sein, seit wir uns das erste Mal getroffen haben, doch ich konnte es nicht sein.

Leise schließe ich die Schlafzimmertür und gehe zum Fenster um es zu öffnen. Frische Luft würde mir sicher gut tun und helfen, die Ereignisse der letzten Tage in mein Gedächtnis zurückzurufen. Es ist noch immer sehr warm draußen, obwohl es schon die ganze Nacht lang geregnet haben muss. Kein Geräusch ist mehr zu hören, nur der Regen, der sich jetzt sanft seinen Weg durch die Blätter der Bäume auf den nassen, glänzenden Asphalt sucht.



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Ich glaube, es hat alles damit angefangen, als Fox von diesem Fall in Kalifornien hörte. Ein kleines Mädchen, die kleine Amber Lynn LaPierre, war spurlos verschwunden nachdem der Vater sie in einer grausamen Vision schon tot sah. Niemand hatte etwas gesehen oder auch nur gehört. Natürlich war Fox gleich an Ort und Stelle. Ob sich jemals etwas ändern würde?



Schon als ich das Wohnzimmer der LaPierres betrete, weiß ich instinktiv, dass er da ist. Ich spüre es, auch wenn ich ihn noch gar nicht sehe, so wie ich es immer gespürt habe. Nichts hatte sich in all den Jahren geändert. Es war schon immer so gewesen und würde wohl auch immer so sein. Schon damals, als ich ihn das erste Mal sah, wußte ich, er ist etwas Besonderes. Jedesmal wenn ich in seine wahnsinnig tiefen, grünen Augen sah, war es, als ob ich die ganze Welt sehen würde, zusammengefasst in nur einem einzigen Wort. Ich ertappte mich oft dabei, wie ich mich in seinen Augen verlor, drohte darin zu ertrinken. Das war, als ob ich endlich zu Hause war.

Ich hoffte, es würde niemals anders sein.



Doch Fox sieht mich gar nicht. Viel zu sehr ist er mit dem Fall und mit den Eltern der kleinen Amber Lynn beschäftigt. Ich bemerke nur noch, wie er das Haus verläßt ohne mich auch nur registriert zu haben.



Erst Tage später sehe ich ihn wieder.

Er steht draußen auf dem Parkplatz ans Auto gelehnt und es kommt mir so vor, als ob er auf irgendetwas warten würde, als ob er eine Frage gestellt hätte und nun hofft, dass irgendjemand die Antwort wüßte. Doch die Antwort kennt er schon, so wie er sie sein ganzes Leben schon gekannt hat. Und als hätte ihn jemand gerufen, erhebt er sich und geht dieser Stimme folgend den Hügel hinauf.

Erst jetzt bemerke ich, dass Arbutus Ray Besuch an der Tür empfangen hat. Wie ich später erkannte, handelt es sich um die Partnerin von Fox, Dana Scully. Sie ist gekommen um etwas über Samantha, Fox' Schwester, zu erfahren.

Als ich wieder aus dem Fenster blicke, sehe ich Fox und diese Scully vor ihrem Auto stehen, beide durch die alle-Farben-verschlingende-Dunkelheit in den mit Sternenlicht übersäten schwarzen Nachthimmel starrend.



Er tut es also immer noch.

Schon damals, während unserer gemeinsamen Zeit an der Universität, hat er es gemacht. Zum Anfang beneidete ich ihn dafür. Es kam mir so vor, als ob er alles stehen und liegen lassen könnte nur um zum Himmel hinaufzusehen. Dabei schien er immer so wachsam zu sein, als ob er etwas suchen würde.



Waren es Antworten? Antworten auf all die Fragen, die ihn quälten oder waren es nur Hinweise oder Möglichkeiten, die er abzuwägen suchte in der unendlichen Ewigkeit des Universums?



Eines Abends blieb er plötzlich stehen und deutete zum Himmel ohne ein Wort zu sagen. Schweigend folgte ich seinem Blick und in diesem Moment spürte ich, was er die ganze Zeit spüren musste. Es war ein unerklärliches Verlangen wie eine unstillbare Sehnsucht, als ob dort das Ende unser aller Leben wäre und wir es nur nicht erwarten könnten. Es war, als ob mit einem Mal die Welt stehen geblieben wäre, als ob sich nichts mehr bewegt hätte aus Ehrfurcht vor diesem Moment und alles auf uns herabgeblickt und auf unseren nächsten Schritt gewartet hätte.



Als ich meine Augen wieder vom sanften Licht des Sternenhimmels abwandte, wanderte mein Blick wie immer sein Gesicht entlang. Das fahle Licht des Mondes tauchte es in ein leicht schimmerndes Blau. Seine Augen, die jetzt tiefschwarz glänzten, schienen alles in sich aufnehmen zu wollen. Ich liebte diesen Ausdruck in ihnen und konnte Stunden damit verbringen, ihn mit aller Sorgfalt, Neugier und Liebe zu betrachten.



Ich habe immer geglaubt, ich könnte nicht ohne ihn leben. Immer gehofft, ihm würde es genauso ergehen. Ich habe geglaubt, er könnte mich lieben, so wie ich ihn liebte. Doch ich merkte bald, dass es zur damaligen Zeit wohl nicht möglich war. Der Schmerz und die Schuld wegen Samantha waren noch zu groß, beschäftigten ihn zu sehr. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass es ihm eines Tages besser gehen würde, dass er eines Tages die Wahrheit finden und die Verantwortung für ihr spurloses Verschwinden nicht mehr auf seinen Schultern ruhen würde.



Ich hatte ihn damals losgelassen, ihn nicht davon abgehalten nach Quantico zu gehen. Ich habe es nicht übers Herz gebracht ihn bei mir zu halten, ihm zu sagen, was ich für ihn empfinde, wie wichtig er mir ist. Und nun habe ich eine zweite Chance. Etliche Jahre sind inzwischen vergangen und jetzt kann ich alles wieder gut machen, all die Dinge, die ich versäumt habe, nachholen. Ich muss sie nutzen, bevor er wieder aus meinem Leben verschwindet, ohne mich auch nur bemerkt zu haben.

Als ich hinaustrete, kommt mir eine sanfte Brise entgegen. Es ist noch warm, doch nicht mehr so unerträglich wie am Tag. Nachdem ich einige Schritte zögernd auf sie zugegangen bin, wendet Fox seinen Blick vom Himmel und sieht direkt in meine Richtung. Ich weiß nicht, ob er mich gleich erkannte, doch als ich endlich vor ihm stehe, liegt ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen, das nur mir gilt.



Wie sehr habe ich diesen Augenblick herbeigesehnt, wie sehr mir gewünscht ihn eines Tages wiederzusehen. Ich habe die Hoffnung fast aufgegeben nach dieser langen Zeit, die ich nichts von ihm gehört habe. Doch nun ist es soweit und all die Jahre, die zwischen uns liegen, scheinen wie weggeblasen, als ob er mich nie verlassen hätte.

Das einzige, das sich verändert hat, war der Ausdruck in seinen Augen. Sie zeugen von all den Dingen, die er gesehen hat, von all dem Schmerz, der ihm zugefügt worden ist. Sie haben die ganze Welt gesehen, die Grausamkeit, den Tod, die Hölle, doch über dem ganzen liegt ein Ausdruck von Hoffnung und Vertrauen, dass alles irgendwann besser werden würde. Als er ging, waren seine Augen auf eine seltsame Art leer und neugierig. Er konnte es kaum erwarten, die Welt in sie aufzunehmen. Aber der Schmerz, die Trauer und die Schuld überschatteten es. Mir fiel auf, dass dies jetzt verschwunden ist, dass sie nun rein sind und unschuldig, wie sie bei einem Mann nur sein können.



Sobald ich Kraft genug habe, meiner Stimme Klang zu geben, begrüße ich ihn. Er ist so überrascht mich zu treffen, obwohl er mich doch nie vergessen konnte. Ich könnte schwören, er könne mein Herz sehen, so sehr schlägt es bei diesen Worten.

Nachdem er mich Scully vorgestellt hat, vereinbaren wir, uns wieder hier zu treffen um in aller Ruhe zu reden. Doch zuvor wolle er sie zum Flughafen bringen, soviel ist er ihr schuldig.



Ich kann es kaum erwarten ihn hier zu haben, ihn in meiner Nähe zu wissen. Ich bin so aufgeregt wie ein kleines Kind vor dem ersten Schultag. Ich ziehe mich 1000Mal um, bevor ich letztendlich doch wieder das trage, was ich zum Anfang schon anhatte. Ich versuche mich abzulenken, indem ich aufräume, muss aber feststellen, dass alles noch sauber ist. Dann kommt Fox endlich. Ich öffne die Tür und fühle mich dabei, als ob es mein erstes Date wäre. Ich glaube, wir wissen beide kaum, wie wir uns verhalten sollen und so entschließe ich mich erstmal Kaffee zu machen.



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Wir sitzen jetzt beide nebeneinander auf der Couch, ich im Schneidersitz und ihm halb zugewandt, beide die Kaffeetassen fest umklammernd. Es ist so wie früher, nur dass sich keiner traut, die Stille zu durchbrechen. Schließlich mache ich den ersten Schritt, frage ihn, was ihn hierher getrieben hätte. Er erzählt, dass er als FBI-Agent arbeiten würde und er wegen eines Falles hier wäre. Das ist alles, mehr sagt er nicht.

Ist das immer noch der Fox Mulder, den ich mal kannte? Ich habe schon Angst, dass wir diese Vertrautheit verloren hätten, die die damalige Zeit prägte. Doch sie kommt wieder.

Ich berichte ihm, dass Arbutus meine Patentante ist, die ich leider nur selten sehe, dass ich als Polizei-Psychologin sehr anerkannt und erfolgreich bin und selbst gerade an diesem Fall arbeite. Dass ich ihn ein bisschen vermisst habe. Ich verschweige jedoch, wie sehr ich anfangs gelitten habe unter seiner Abwesenheit, wie oft ich nachts wachlag und mir Vorwürfe machte, wie oft ich schon das Telefon in der Hand hatte um ihn anzurufen, seine Stimme zu hören, hören, ob es ihm gutgeht, was er gerade macht, ob er mich auch so vermisst wie ich ihn.

Das alles legte sich mit den Jahren und ich begann mich meinem Leben zu widmen. Ich habe bis jetzt so viele Menschen getroffen und auch kennengelernt, doch niemals wieder war es so wie mit ihm. Auch das behalte ich für mich. Ich will keine Schwäche zeigen, nicht zugeben, was er mir alles genommen hat, als er fortging.



Jetzt beginnt er endlich zu erzählen. Erst stockend, dann ohne Pause. Es ist, als ob alles, was sich in der ganzen Zeit bei ihm aufgestaut hat, jetzt über mich hereinbricht. Eine Flut von Ereignissen und Gefühlen.

Er erzählt von seinen Aufstiegschancen beim FBI durch hervorragende Arbeit bei der Verhaltensforschung bei Gewaltverbrechen, von den ungelösten Fällen, den

X-Akten, die er fand, von seiner Besessenheit, sie zu bearbeiten. Einer Besessenheit, die so groß war, dass er den Namen Spooky verpasst bekommen hat. Spooky! Spooky!

Von der anfänglichen Hoffnung das Verschwinden seiner Schwester so aufklären zu können. Von der Verschwörung in Regierungskreisen, von den vielen kuriosen Fällen, die er schon bearbeitet hat, von seiner Mutter und von Samantha und zum Schluß von Dana Scully. Die Person, die ihm all die letzten sieben Jahre hindurch beistand, ihm geholfen hat, ihn wieder aufbaute, wenn er nicht weiterwußte.



Ich erinnere mich noch an den Tag als meine Mutter starb. Es war kurz bevor er nach Quantico ging. Sie erlag dem Krebs und Fox war der einzige Mensch, der mir zur Seite stand, der mich tröstete, mit dem ich über alles reden konnte. Damals sagte er selbst, er könnte den Schmerz nicht fühlen, den ich fühlte. Er wüßte nicht, was es heißt, jemals ohne seine Mutter zu sein, er könnte es nicht einmal erahnen. Und jetzt ist er selbst betroffen. Ich wünschte, ich könnte ihm all den Schmerz ersparen. Ich weiß, wie er sich fühlt, auch wenn ich meine Mom wohl nicht auf die Art geliebt habe, wie er es immer tat.



In seiner Stimme schwingt so viel Liebe mit und Trauer und Schmerz. Er gibt sich die Schuld an ihrem Tod. Er sagt, er war nicht da, als sie ihn brauchte, ihm etwas sagen wollte. Er würde es so gerne verhindern. Sie wußte die Wahrheit über seine Schwester. Sie hat sie immer gewusst.

Dass es Besucher waren. Alte Seelen auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Sie holten Samantha um ihre Seele vor dem großen Schaden zu bewahren, den sie im Leben erlitten hätte. Denn sie sind die Beschützer der Kinder und leben im Sternenlicht.

Er hat Samantha gesehen, oben auf dem Hügel. Sie wirkte so glücklich, und es beruhigte ihn ungemein zu wissen, dass es ihr gut ging, dass ihr nichts und niemand mehr etwas anhaben konnte. Mit einem Mal war alle Trauer, Sorge und Schuld von seinem Herzen gewichen, mit einem Mal war alles so klar. Er hatte seine Schwester wieder und wußte, dass sie über ihn wachen würde. Sein Leben und die X-Akten verloren an Bedeutung, endlich hatte Fox gefunden, wonach er all die Jahre gesucht hatte.



Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. Das ist der Fox, den ich kenne, der immer bereit ist zu erzählen, der sich selten darum kümmert, was andere über ihn denken. Sicher, er ist nicht mehr der gleiche und doch erkenne ich ihn wieder. Manche Dinge ändern sich nie. Er ist reifer geworden und doch ist sein Lächeln noch genauso wie damals in Oxford. Wie sehr habe ich es vermisst. Ich habe nie wieder jemanden getroffen, dessen Lächeln mich so sehr durcheinander brachte wie seins. Es macht mich traurig, dass er so selten lächelt. Dieses Lächeln ist es wert von der Welt gesehen zu werden. Früher hat er es öfter getan und seine Augen glänzten dabei so unvergesslich.

Als ich ihn daraufhin anspreche, kann er es selbst nicht erklären. Die Zeit hat es wohl mit sich gebracht und die einzige Person, die ihm jetzt noch dieses wundervolle Lächeln entlocken kann, ist Dana. Und ich, wie er hinzufügt und auch gleich bestätigt.



Da ist es wieder dieses Gefühl, dass es bei mir auslöst, wie ein kalter Schauer, der meinen Rücken runter läuft, ein angenehmer Schauer.

Ich würde mich in dem Moment am liebsten ganz sachte an ihn schmiegen und all das, was ich für ihn empfinde in diesen Augenblick legen, ihm sagen, wie sehr ich ihn brauche, dass es unvorstellbar ist, weiter ohne ihn zu leben. Dass ich ihn nicht wieder gehen lassen möchte. Aber ich tue es nicht, ich weiß nicht warum, aber irgendetwas, das in seinem Blick liegt, sagt mir, dass er es nicht verstehen würde, nicht erwidern würde.



Mit einem Mal stürzt der Himmel über mir ein und ich werde in ein großes schwarzes Loch gezogen. Es ist so deutlich ohne ein einzig gesagtes Wort. Ich habe ihn verloren.

Verloren. Für immer???



Er scheint nicht mal zu ahnen, dass meine kleine Welt gerade untergegangen ist. Ich selbst weiß es. Ich weiß es, wegen der leeren Stellen, die sich in meinem Leben ausbreiten, wie Flecken auf einer verhedderten Filmrolle und wegen der Stadt, die mit einem Mal vollkommen still geworden ist. Weil es so scheint, als wären mit einem Mal alle Sterne vom Himmel gefallen.

Es geht alles so schnell. Ich falle immer tiefer und tiefer, während mein ganzes Leben an mir vorbeirauscht.



Plötzlich spüre ich eine sanfte Berührung einer Hand auf meinem Arm. Seiner Hand auf meinem Arm.

Wieder einmal rettet er mich. Besorgnis liegt in seinem Blick. Ich hätte so ausgesehen, als ob mein Herz jeden Moment stehengeblieben wäre.

Wovon redet er da? Mein Herz hat aufgehört zu schlagen, mein Leben ist vorbei. Sinnlos. Ohne ihn. Ohne die Hoffnung, ich könnte eines Tages doch noch mein Leben mit ihm verbringen. Leer. Tot?



Langsam schlage ich meine Augen wieder auf, versinke in seinen sanften. Noch immer liegt dieser Ausdruck in ihnen.

Ich würde stark genug sein. Ich muss. Ich muss mir selbst beweisen, dass ich es schaffen würde, ohne ihn. Nicht mehr so wie die letzten Jahre, nicht mehr mit dieser Hoffnung. Nein, ich würde wohl noch mal von vorne anfangen. Ein neues Leben beginnen. Mein Leben. Ohne ihn.

Ich würde es schaffen.



Der Ausdruck in seinen Augen wechselt. Mit einem Mal wird er ganz traurig, als habe er diese Worte gehört, doch das ist es nicht. Unwillkürlich muss er an seine Partnerin denken. Was sie wohl in diesem Augenblick tut?

Ich weiß nicht, aber irgendetwas sagt mir, dass er es wirklich wissen will, dass er bei ihr sein will. Er braucht mich nicht so, wie ich ihn brauche. Nein, das tut er nicht und hat es wohl noch nie.



Er fängt an, mir von ihr zu erzählen. Wie sie sich kennenlernten, wie sie ihm beistand, ihm half bei der Suche nach der Wahrheit, seiner Suche.

Wie sie sich mit der Zeit veränderten, sich näher kamen, zu einer Einheit wurden. Wie sie sich gegenseitig ergänzten und da waren, wenn einer in Schwierigkeiten steckte.

Wie sie ihm wieder Mut gab, wenn er am Boden zerstört war, ihm aufhalf und vorantrieb, wenn er nicht mehr weiter wußte und wie sie ihn mahnte, auf sich aufzupassen, sich nicht zu sehr hineinzusteigern.



In diesem Moment fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das ist es also, was vorhin in seinem Blick lag. Diese Art, wie er mich ansah, als würde er durch mich hindurch an die Wand starren mit ihrem Bild vor seinen Augen. Sie muss ihm so viel bedeuten. Wahrscheinlich empfindet er das Gleiche für sie wie ich immer für ihn.

Ob Dana das auch weiß?

Ob ihr klar ist, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen, wenn sie seine Liebe nicht erwidern würde?

Ob er weiß, dass er es ihr sagen muss, dass er nicht zu lange warten darf, dass die Zeit viel zu schnell vergeht und der beste Teil des Lebens vorbei ist, bevor man es selbst überhaupt weiß?

Ob ihm bewusst ist, dass man nur einmal im Leben die Person findet, die zu einem gehört?



Ich frage ihn, was er für sie empfindet. Ich will diese Worte aus seinem Mund hören, auch wenn ich die Antwort schon längst kenne.

Zuerst hört Fox mich gar nicht. So sehr ist er in seinen Gedanken versunken, dann starrt er mich an, als ob ich ihm gesagt hätte, dass ich ihm gleich eine Kugel in den Kopf jagen würde. Mühsam und stotternd bringt er die Worte „Ich liebe sie!“ hervor.

Soviel Schmerz klingt in seiner Stimme. Ich verstehe es nicht. Es ist doch die schönste Sache der Welt.

Ob er weiß, was sie für ihn fühlt?



Und jetzt verstehe ich es. Er weiß es nicht. So scheint es zumindest. Als ich ihn darauf anspreche, bestätigt er nur, was ich denke. Auf jeden Fall ist er sich nicht sicher.

Oh mein Gott. Ich weiß nur zu gut, wovon er spricht. Ob ich ihm da helfen kann? Was soll ich sagen? Ich weiß nur, dass ich ihm helfen muss. Um meinetwillen.

Ich will doch nur, dass wenigstens er glücklich ist. Mein Schicksal dränge ich in den Hintergrund, es würde schon irgendwie werden.



Dana bedeutet ihm mehr als sein eigenes verdammtes, erbärmliches Leben, mehr als er jemals gedacht hatte, für jemanden überhaupt empfinden zu können. Doch nein, er könnte es ihr nicht sagen. Es geht nicht. Er würde nur alles zerstören, was er bis jetzt in ihrem Leben noch nicht zerstört hat. Er kann es nicht tun. Nein. Dazu bedeutet sie ihm viel zu viel.

So verzweifelt wie er in diesem Moment ist, habe ich ihn noch nie zuvor erlebt.

Es zerreißt mir mein Herz zu sehen, wie er sich quält. Wie versteinert sitzt er da. Selbst als ich näher rutsche und ihn zärtlich in meine Arme nehme, rührt er sich nicht.



Ob er es überhaupt bemerkt, dass ich ihn trösten will?

Sanft streiche ich mit meiner Hand über seinen Rücken. Oh Gott, wie gern hätte ich das früher wohl gemacht.

Ich muss mich zusammenreißen um nicht in Tränen auszubrechen, als ich plötzlich spüre, wie meine Schulter an der Stelle, wo sein Kopf sie berührt, feucht wird. Er weint wie ein kleiner Junge, der hingefallen ist.

Wie sehr es ihn doch mitnimmt. Es wäre ein Fehler, Dana nicht zu sagen, was er für sie empfindet, so viel wie sie ihm bedeutet.



Dieser Augenblick erinnert mich an früher, wenn ich nachts nicht schlafen konnte und mir vorstellte bei ihm zu sein, ihn zu spüren und ihm all meine Liebe zu geben. Regelmäßig ertränkte ich mein Kissen in Tränen, die sich ihren Weg wegen ihm über mein Gesicht bahnten.



Nachdem seine Tränen versiegt sind, schiebe ich ihn vorsichtig von mir weg, packe ihn bei seinen starken Schultern und sehe in seine grünen Augen.



„Fox, hör mir zu! Was hast du denn zu verlieren, wenn du es ihr sagst?“

Stille.

„Meinst du, sie wird dir an die Gurgel springen oder dich eiskalt erschießen?“

Noch immer sieht er mich schweigend an.

„Glaubst du das wirklich?“

„Ich....ich könnte....sie dadurch verlieren...“



Ich widerspreche, auch wenn es wohl wahr ist. All die Jahre hab ich das Gleiche geglaubt. Habe es als Grund genutzt, eine Mauer um mein Herz zu bauen, niemanden außer Fox hereinzulassen und meine Gefühle für mich zu behalten.

Doch hier und jetzt weiß ich, dass es nicht so sein würde. Ich fühle es.



„Nein Fox, das ist nicht wahr!“

Seine Augen scheinen sich in meine zu bohren. Er wartet darauf, dass ich weiterspreche, ihn überzeuge.

„Ich weiß, dass es nicht wahr ist. Und du weißt es auch. Du spürst es doch, oder? Du musst es spüren, weil ich es nur allein durch deine Worte schon gefühlt habe. Du musst es fühlen!“



Minuten vergehen, ehe er sich von mir abwendet und fragt, ob er sich irgendwo hinlegen könnte. Er sei plötzlich so müde, außerdem habe er einen langen, anstrengenden Tag hinter sich.

Ich führe ihn ins Schlafzimmer, da ich merke, dass jeglicher Widerstand zwecklos ist.



Doch ich weiß, dass ich gesiegt habe, dass meine Worte ihn erreicht haben.

Er würde es ihr sagen, dessen bin ich mir verdammt sicher.



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Er würde es schaffen.

Wir würden es beide schaffen.

Wir sind stark genug.

Wir können beide wieder glauben.



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Ich habe ihn mal gefragt, wie weit es bis ans Ende dieser Welt ist und ob ich es jemals sehen werde.

Er meinte nur, dass ich eines Tages wahrscheinlich dort ankommen würde, wenn ich nur gewillt genug sei.

Ich war bereit ihm dorthin zu folgen, ohne zu wissen, was mich dann erwartete.

Nun bin ich da und vor mir öffnet sich eine neue Tür.

Was dahinter liegt, weiß ich nicht, doch ich werde es annehmen, so wie es ist.





~~END~~
SCULLY: Mulder, where did you go?

MULDER: End of the road.



SCULLY: Mulder, what happened? Are you sure you're all right?

MULDER: I'm fine.

(Mulder looks up at the starry sky, and sighs.)

MULDER: I'm free.

"CLOSURE"



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Tja, ich sagte doch nur, sie verbringen eine Nacht miteinander und das haben sie, oder???*g*

Danke fürs Lesen und FB würde mir natürlich gut tun. Ich vertrage auch vernichtende Kritik, sonst schreib ich weiter Stories, die nur halbwegs gelungen sind. Und wer will das schon???*g*
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