World of X

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Nachts, halb drei...

von Shlaine Blaze

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Die Couch gab ein kaum hörbares Geräusch von sich, als Fox Mulder hin- und her rutschte, um es sich bequemer zu machen.

Er hatte die Beine auf den Tisch gelegt und es schien, als würde er mit konzentriertem Blick den ausgeschalteten Fernseher fixieren.

Er veränderte wieder ein bisschen seine Position, wandte seinen Blick aber nicht ab. Wenn man sich die ganze Sache näher betrachtete, schaute er gar nicht den Fernseher an, sondern starrte einfach nur Löcher in die Luft, während sein Geist anderweitig beschäftigt war.

Er hatte ein seltsames Gefühl.

Er hatte es noch nie gefühlt, jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern. Als er so dasaß, fragte er sich, was es war und was es wohl zu bedeuten hatte.

Um sich selbst anzuspornen, sagte er sich, dass er ein ausgebildeter Bundesagent war und so etwas leicht herausfinden können sollte.

Also machte er sich an die Arbeit und versuchte, das Gefühl zuallererst grob zu klassifizieren.

Einer Sache war er sich zu 99% sicher, nämlich, dass seine Empfindung positiv war. Es war eigentlich sehr angenehm, aber es war etwas beängstigend, nicht genau zu wissen, womit er es zu tun hatte.

Gut, positiv also...und es bewirkte, dass er hin und wieder einen tiefen Atemzug tat, als würde seine Brust sich erfreut heben und ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht ohne, dass er es verhindern konnte. Nicht, dass er es verhindern wollte, im Gegenteil, es fühlte sich...richtig an.

Eine unerklärliche Lust, irgendetwas Dummes zu tun, überfiel ihn.

Durch die Straßen rennen und laut singen, auf seiner Couch herumhüpfen wie ein kleines Kind oder so etwas in der Art.

Mit einem kleinen Gähnen legte er seinen Kopf in den Nacken und richtete seine Augen auf die weiße Decke.

Warum kam ihm heute Nacht bloß alles so wunderbar vor? Das Gefühl des ledernen Möbelstücks in seinem nackten Rücken, das Geräusch, der gelegentlich vorbeifahrenden Autos, selbst die Zimmerdecke.

Wieder atmete er tief ein und streckte seine Arme links und rechts von ihm aus, so als wolle er sich bereit dafür machen, die ganze Welt zu umarmen.

Und das Seltsame war, dass er nichts dagegen gehabt hätte.

Er hatte direkt Lust darauf.

Was war das bloß für ein Gefühl, das ihn so beschäftigte? Er fühlte sich großartig, so als könne er allen Problemen ins Gesicht sehen und sie ohne weiteres lösen. Wie als wäre ein großer, unsichtbarer Ballon in ihm aufgeblasen worden, der ihn nun einige Zentimeter über dem Boden schweben ließ. Als Kind hatte er sich immer gewünscht, fliegen zu können. Frei wie ein Vogel einfach die Flügel auszubreiten und vor Allem zu flüchten und auf den Schwingen davon zu segeln.

Jetzt kam es ihm so vor, als hatte er die Fähigkeit, genau das zu tun, nur dass er es gar nicht mehr wollte.

Nach einiger Zeit des Nachdenkens beugte er sich wieder vor und stützte seine Ellbogen auf seine Knie.

Schon wieder dieses unerklärliche Grinsen, kein sarkastisches oder verächtliches Verziehen der Mundwinkel, das man einem Menschen zukommen lässt, den man nicht mag, sondern einfach ein glückliches, breites Lächeln im eigentlichen Sinn.

Seine Gedanken nahmen andere Wege, als er vorgehabt hatte und er fing an, seine Hände zu betrachten.

Ja, man sah, dass er doch größtenteils mit seinem Kopf und nicht seinen Händen arbeitete. Verhältnismäßig glatte Hände, stark, aber trotzdem mit schlanken, langen Fingern.

Gedankenverloren fuhr er mit seinem rechten Zeigefinger die Linien in seiner linken Handfläche nach und wunderte sich, ob man aus einer Hand wirklich die Zukunft lesen konnte...oder wenigstens die Vergangenheit.

Das Vergangene, die Taten, die man schon vollbracht hatte, Entscheidungen, die man getroffen hatte, unwiederbringliche Zeit, die man genutzt oder verschwendet hatte.

Schließlich entschied er, dass man die Vergangenheit tatsächlich dort erkennen konnte. Nicht klar geschrieben, eher verschwommen und neblig, aber dennoch nicht ganz unsichtbar.

Während er langsam seine linke Hand zur Faust ballte und wieder öffnete, dachte er an die Dinge, die er mit diesen Händen ausgeführt hatte.

Manchmal, wenn er wegen Sam verärgert gewesen war, hatte er sich an sie herangeschlichen und sie an den Haaren gezogen. Danach hatte sie ihn immer fuchsteufelswild angeschrieen, ihm geschworen nie mehr ein Bild für ihn zu malen und kein Wort mehr mit ihm geredet. Zumindest für die nächsten fünf Minuten.

In der Nacht, als sie geholt wurde, waren diese Hände unbewegt gewesen und unfähig, etwas zu tun, um es zu verhindern.

Später, wenn er seine Eltern streiten hörte und wenn er sich so schuldig daran fühlte, hatten sich seine Finger fest in die Bettdecke gekrallt, hatten sie über seinen Kopf gezogen und damit versucht, die Welt auszusperren.

Während er in Oxford studierte, schrieben sie Briefe an seine Eltern, nichtsagende Worte auf weißem Papier, berührten zärtlich und manchmal zaghaft Phoebe’s Haut, um sie dazu zu bringen, ihn so zu lieben wie er sie liebte.

Glaubte sie zu lieben.

Und sie hatten getötet. Hatten Leben ausgelöscht.

Er schloss kurz die Augen, als diese Momente vor seinem inneren Auge auftauchten. Manchmal, dachte er sich, konnte ein photographisches Gedächtnis auch ein Fluch sein.

Selbst wenn er wusste, dass es manchmal einfach keine andere Lösung gab, den Abzug zu ziehen und ein Leben zu beenden, war nie leicht.

Es hatte keinen Sinn, danach darüber nachzudenken, dass man einem Menschen die Chance seiner weiteren Existenz mit Gewalt weggenommen hatte. Er bereute es jedes Mal, obwohl er sich bemühte, es zu vergessen.

Als er seine Augen wieder öffnete und die Schatten seiner Jalousien an der Decke studierte, fragte er sich, ob man wohl sehen konnte, dass Dana Scully seine Hand geschüttelt hatte, als sie an diesem Tag zum ersten Mal das Büro betreten hatte.

Gesetzt den Fall, dass es sie gebe, dann müsste die Scully-Linie seiner Hand sehr, sehr tief sein.

Und sollte die Tiefe dieser Linie adäquat zur Bedeutung Scullys in seinem Leben sein, dann war er wirklich froh, dass er keine erkennen konnte.

Das letzte was er brauchte, war eine gespaltene Hand.

Dieser Gedanke ließ ihn den Kopf schütteln. Es war wirklich komisch, was einem um halb drei morgens so durch den Kopf ging.

Plötzlich merkte er, wie kühl es in der Wohnung war und ihn fröstelte.

Er überlegte, ob er vielleicht einfach wieder in sein Bett gehen sollte. Yep, sein Bett. Nach einiger Zeit hatte er aufgehört, sich darüber zu wundern, woher es gekommen war und sich einfach mit der Tatsache abgefunden, ein großes, bequem aussehendes Wasserbett zu besitzen. Er konnte sich allerdings nicht erinnern, wann er das letzte Mal tatsächlich darin geschlafen hatte. Meistens lagen Akten darauf verstreut, die verstaubten und von denen er niesen musste, wenn er sie wieder brauchte und in den Stapeln danach wühlte. Diese Aufbewahrungsart war ziemlich typisch für ihn, denn er war bei Gott keine ordentliche Person.

Ganz im Gegenteil zu Dana Scully, seiner sprichwörtlichen besseren Hälfte, die sein Fels in der Brandung war. Egal, was passierte, wie dumm er sich auch benahm und wie oft er auch versuchte, sie nicht an sich herankommen zu lassen, er konnte sich darauf verlassen, dass sie immer da war.

Ihn auffing, ihn unterstützte. Hätte er daran geglaubt, dann hätte er gesagt, dass sie sein ganz persönlicher Schutzengel sei.

Oh, egal, er glaubte schließlich auch an Aliens und Geister. Warum nicht auch Engel?

Aber, fragte er sich, ob Engel auch so sexy waren? Jetzt wurde er wirklich absurd. Bevor er Gelegenheit hatte, sich Gedanken darüber zu machen, ertönte plötzlich sehr leise Musik.

Er hob den Kopf und versuchte herauszufinden, woher sie kam. Es war die Wohnung unter ihm. Wäre es nicht so still gewesen, hätte er die Töne höchstwahrscheinlich überhört, die gedämpft in sein Wohnzimmer hinauf klangen. Nachdem er ein paar Minuten gelauscht hatte, erkannte er das Stück. Es war die Klavierversion von `Fly me to the moon`.

Als sich kurze Zeit später Kontrabass und Schlagzeug in den musikalischen Hintergrund gesellten, tippten seine Finger in Takt dazu auf seinem Oberschenkel auf und ab. Das Leben inszenierte manchmal perfekte Situationen, philosophierte er, während er weiter die Musik mithörte.

Sich zurücklehnend dachte er an die vielen schlechten Filme, die er schon gesehen hatte. Es war komisch, aber soweit er zurückdachte, konnte er sich nicht daran erinnern, jemals einen dieser wirklichen Liebesfilme gesehen zu haben. Einen von denen, die in allen Frauenzeitschriften als ungewöhnlich und unbedingt sehenswert betitelt wurden. Die *Mann trifft Frau, Mann und Frau verlieben sich und laufen am Ende Hand in Hand in den Sonnenuntergang*-Version kannte natürlich auch er, aber solche Filme hatte er sich nur zu Gemüte geführt, weil er sie amüsant fand. Amüsant auf eine irgendwie deprimierende Art und Weise.

Er hätte niemals auch nur zu träumen gewagt, dass ihm so etwas passierte. Die große Liebe.

„Nicht die Vollkommenen sind es, die Liebe brauchen, sondern die Unvollkommenen“, hatte Oscar Wilde einmal gesagt und Mulder dachte darüber nach, wie Recht er doch hatte.

Wie oft hatte er sich unvollkommen gefühlt, hatte gemeint, dass ihm etwas fehlte. Bis Scully in seinem Leben aufgetaucht war, hatte er nicht gewusst, was es war, aber durch sie war er...ganz. Sie gab ihm das Gefühl, etwas wert zu sein. Ein kompletter Mensch.

Liebe war das Glück, jemanden zu finden, der dich durch kleine, unbedeutend erscheinende Dinge glücklich machen konnte und wollte.

Kaum hatte er diesen Satz gedacht, dämmerte es ihm langsam. Er fasste sich an den Kopf und fragte sich, warum er es nicht schon früher gesehen hatte.

Andererseits, grinste er, sagt man auch, dass Liebe blind macht.

Glücklich.



*+ *+ *+ *+ *+ *+ *+ *+ *+



Er war glücklich und er wusste ganz genau, an wem das lag.

Wie als hätte sie auf seine Erleuchtung gewartet, erschien leise Dana Scully im Türrahmen. Langsam schaute er auf, als er ihre Augen auf ihm fühlte und klopfte mit seiner Hand neben sich auf die Couch.

Sie legte den Kopf schief, sagte aber nichts, als sie auf nackten Füßen zu ihm tapste, sich neben ihn kuschelte und die Beine hochzog.

„Einen Penny für deine Gedanken“, murmelte sie.

Er schaute von der Decke auf ihre kupferfarbenen, vom Schlaf zerzausten Haare hinunter und grinste.

„Oh, ich hab nur gedacht, wie sexy du aussiehst, wenn du in meinem Hemd und im Mondlicht in der Tür stehst.“

Das brachte ihm ein leises, schläfriges Lachen ein. Er war immer noch erstaunt, wenn er sie lachen sah. Sie sah so jung aus, wenn sie es tat und er war froh, dass er sie dazu bringen konnte.

„Schmeicheleien bringen dir nichts“, erwiderte sie und bohrte nach.

„Warum sitzt du hier? Ich dachte eigentlich, dass du dich erholen müsstest.“

Eine Anspielung von Scully. Die Welt war voller Wunder, schoss ihm durch den Kopf.

„Darf ich um diesen Tanz bitten?“, lenkte er schließlich ab, stand auf und reichte ihr seine Hand.

„Fly me to the moon, Mulder? Ich hätte darauf gewettet, dass du dich eher für den Mars interessierst.”

„Eins nach dem anderen, Agent Scully. Geduld ist eine Tugend.“

Damit zog er sie schwungvoll von Sofa hoch, legte seine Arme um sie und verschlang seine Hände hinter ihrem Rücken.

„Oh, ich weiß nicht, ob man das tanzen nennen kann, *Agent* Mulder“, neckte sie, lehnte sich in seiner Umarmung zurück und blinzelte ihn an, „sollte meine linke Hand nicht auf deiner Schulter liegen und meine rechte in deiner linken?“

„Nicht bei diesem Tanz.“

Er dachte daran, wie perfekt sie doch zusammenpassten, als sie sich eng umarmt langsam zur Musik bewegten.

„Ich wollte nicht schlafen. Dazu haben wir zu wenig Zeit“, flüsterte er in ihr Haar.

Sie hatte ihr Gesicht in seiner Brust vergraben und trotzdem glaubte er sie lächeln zu fühlen. Diese Nacht war die einzige, die sie hatten.

Diese Nacht war Zuckerwatte.

Zuckersüße Liebe und das warme Gefühl zu wissen, dass sie da war. Dass, wenn er die Augen aufmachte, sie neben ihm lag und er ihrem Atmen zuhören konnte. So weich, dass man sich für immer darin einwickeln wollte.

Unschuldig, blind für alles, um das sie sich sonst Sorgen machten.

Diese Nacht war Leben im Moment. Sie verschwendeten keinen Gedanken an morgen. Morgen war nur ein abstrakter Begriff, der keine Bedeutung hatte in den Schatten, im Dämmerlicht, in dem sie tanzten.

Der nächste Tag brachte wieder all die Dämonen und Ängste, die sie verfolgten und sie würden keinen Gedanken mehr an diese Nacht verschwenden. Fest entschlossen, es nie wieder passieren zu lassen, würden sie es in ihren Herzen einschließen, diffuser als eine Erinnerung und doch um so vieles lebendiger. Keine Reue und die Gewissheit, dass alles so blieb, wie es vorher gewesen war. Sie würden nicht riskieren, getrennt zu werden oder noch mehr verletzliche Stellen zu offenbaren. Mit Mühe vertrieb er diese melancholischen Gedanken aus seinem Kopf und dachte an das Hier und Jetzt.

Er senkte seinen Kopf und seine Lippen trafen auf ihre. Ein zärtlicher, beinahe scheuer Kuss, der noch nichts mit Leidenschaft zu tun hatte.

Sie löste sich von ihm und schaute ihn aus ernsten, im Zwielicht dunkelblau scheinenden Augen an.

„Denkst du an morgen?“ So viele Fragen.

„Nein.“ Nur eine Antwort.

Sie zog eine Augenbraue hoch und schlang ihre Arme um seinen Hals.

„Gut“, wisperte sie und küsste ihn.

Diesmal war von einem schüchternen Kuss nicht die Rede. Im Gegenteil, sie überraschte ihn, als sie mit fast fiebriger Eile an seiner Unterlippe knabberte. Als sie ihre Zunge über seine gleiten ließ, war es mit seiner Selbstbeherrschung vorbei. An Sauerstoffmangel zu sterben, ist nicht das Schlimmste, philosophierte er, als ihre Hände über seinen Rücken strichen und seine Haut in Flammen setzten.

Sie war es, die als erste Luft holte und ihn mit schweren Lidern ansah. Seine Brust hob und senkte sich beinahe ebenso heftig wie ihre und er grinste sie schief an, bevor er ihr Schlüsselbein mit Schmetterlingsküssen attackierte. Mit einem Seufzen ließ sie ihren Kopf zurück fallen und schloss die Augen.

„Ich glaube...“, ein leichtes Saugen an ihrem Hals, „ich glaube, wir sollten ins...oh...ins Schlafzimmer gehen.“

Als er nicht reagierte, riss sie sich los und nahm seine Hand.

„Das sollte doch wohl kein Knutschfleck werden?“

„Deine Kombinationsgabe ist wie immer hervorragend“, neckte er und ließ sich von ihr ins Schlafzimmer ziehen.

Vor dem Bett blieb sie stehen, drehte sich zu ihm um und begann Knopf für Knopf ihr Hemd zu öffnen. Schließlich ließ sie es langsam über ihre Schultern rutschen und stand völlig ohne Kleidung vor ihm. Er sah sie lange aus dunklen Augen an und ruhig ließ sie ihm Zeit, wie sie es immer tat.

Ihre helle Haut schien vor den dunklen Wänden des Zimmers beinahe zu leuchten und sie kam ihm in diesem Moment sehr zerbrechlich vor. So zerbrechlich wie der Moment selbst.

Endlich hob er seine Hand und streichelte mit dem Daumen über ihre Wange, bevor er sie in seine Umarmung zog und küsste. Berauscht von ihrem Duft und ihren Berührungen ließ er seine Hände langsam abwärts über ihren Busen gleiten.

Die leisen Geräusche, die nicht Seufzen und nicht Stöhnen waren, sondern einfach nur Scully, machten ihn verrückt. Früher, wenn sie im Büro todlangweiligen Papierkram erledigt hatten, hatte er immer versucht, sich vorzustellen, wie sie klingen würde und jetzt musste er sich eingestehen, dass er keine Ahnung gehabt hätte.

„Du hast...“, ihre Zunge machte ihren Weg über seinen Hals bis zu seinem Bauchnabel und er merkte *wie* hart er eigentlich war, „...definitiv zu viele Kleidungsstücke an.“

Sein Lachen darüber, dass das Einzige, das er anhatte, eine Pyjamahose war, verging ihm schnell, als sie eben diese nicht gerade vorsichtig herunterzog. Er stieß seinen Atem durch zusammengebissene Zähne aus und flüsterte ihr ins Ohr, während er seine Hände auf ihre Hüften legte:

„Vorsicht oder liegt es in deiner Absicht, mir irgendwelchen Schaden zuzufügen?“

„Oh, du meinst...hier?“, antwortete sie harmlos, ließ ihre Finger seinen Bauch hinunter und weiter nach unten wandern, wo sie ihre Hand langsam auf und ab bewegte.

Er stöhnte überrascht auf und ein feiner Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn. Als er seinen Kopf nach hinten fallen ließ, versuchte er an etwas Anderes zu denken. Egal an was, Hauptsache, er dachte nicht an eine bestimmte, verdammt sexy Frau, mit Augen wie Meeren, die gerade so nah bei ihm stand, dass er ihre Wärme spüren konnte und er konnte nur hoffen, sich nicht zu verbrennen und...

„Scu...Scully, wenn du...“

Eugene Tooms, Zombies, Skinner, wenn er sehr, sehr schlechte Laune hatte...

Er brauchte Ablenkung, wenn er einen einigermaßen zusammenhängenden Satz fabrizieren wollte, dachte er. Konnte er überhaupt noch denken?

Frohike in Feinrippunterhosen. Ja, das war es.

„Wenn du...ogooott, wenn du auch noch Spaß haben...uhgn...willst, dann...“

Sie hatte tatsächlich den Nerv zu grinsen. Zwei können dieses Spiel spielen, dachte er, schlang seine Arme um sie und ließ sich auf das Bett fallen. Sie keuchte überrascht auf, bevor sie sich zurücklehnte, ihre Arme über den Kopf streckte und zu ihm aufschaute. Ihr warmer Atem traf sein Gesicht und er schloss kurz die Augen, um sich diesen Moment für immer einzuprägen. Er lag auf ihr und war fest entschlossen, sich diese Tatsache zu seinem Vorteil zu machen.

„Du findest das witzig?“ Er drückte einen Kuss auf ihre Nasenspitze und widmete sich dann ihrem Hals, wo – wenn er sich recht erinnerte – noch ein unvollendeter Knutschfleck auf ihn wartete.

„Am...“, fing sie an und versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken, als Mulder sich ihren Nippeln zuwandte, „...amüsant.“

Langsam, aber sicher wandte er sich Richtung Süden.

Plötzlich fragte er sich, wer sich eigentlich all diese Metaphern und Euphemismen ausgedacht hatte und dachte daran, was für ein Fluch ein überaktiver Geist auch sein konnte, besonders in Momenten wie diesem.

Als sie ihre Hände in seinen Haaren vergrub, blickte er fragend nach oben und hielt für eine Sekunde seinen Atem an.

Sie hatte die Augen geschlossen und den Kopf in den Kissen zurückgeworfen, so dass ihr Hals vollkommen entblößt war. Ihre Haare waren zerzaust und ihre Lippen waren leicht geöffnet. Ihr Atem ging schnell und bevor sie kam, war ihr gesamter Körper gespannt wie ein Bogen.

Sie bot ein perfektes Bild und er wunderte sich, ob sie es wohl zu pervers fand, jetzt ein paar Fotos zu machen.

„Wie wärs mit ein paar Fotos? Einwände?“, fragte er todernst, nachdem sich ihre Zungen wieder zu einem Duell getroffen hatten. Er hätte schwören können, dass sie knurrte.

Völlig überraschend und mit einer Stärke, die er ihr fast nicht zugetraut hatte, drehte sie ihn auf den Rücken und setzte sich rittlings auf seinen Bauch.

„Wie bitte?“, fragte sie zuckersüß, während sie sich unglaublich langsam nach unten bewegte und ihre Hände über seinen Oberkörper streicheln ließ.

An diesem Punkt, konnte er sich kaum mehr an seinen eigenen Namen, geschweige denn an die Bemerkung, die er gemacht hatte, erinnern.

„Sculliee!“

Mit einem – wie er hoffte flehenden - Blick sah er sie an und hoffte darauf, dass sie ihn erhören würde.

Sein Keuchen, als sie endlich eins waren, wurde schnell zu einem Stöhnen. Ihre Hand fand seine und ihre Finger verschlangen sich ineinander, als seine Welt ein Chaos aus explodierender, Wellen schlagender Energie wurde.



*+ *+ *+ *+ *+ *+ *+ *+ *+



Als er langsam aufwachte, fiel ihm zuerst auf, dass er sich an keinen Alptraum erinnern konnte, sondern so ruhig wie schon lange nicht geschlafen hatte. Er erinnerte sich an letzte Nacht und musste lächeln. Es war ein trauriges Lächeln, ein Lächeln des Abschieds, aber nichts desto trotz ein Lächeln. Mit einem Gähnen drehte er sich herum und tastete mit der Hand nach Scully. Die Laken waren noch warm, aber sie war nicht da. Nicht, dass er etwas anderes erwartet hätte.

Schließlich öffnete er die Augen, setzte sich auf und schaute auf seinen Digitalwecker. Ein rotes 5:49 leuchtete ihm entgegen.

Obwohl er absolut keine Lust hatte, schlug er die Decke zurück und stand auf, um ins Bad zu gehen. Das war es also, dachte er. So war es, aufzuwachen und nicht daran zu denken, dass es wieder ein Tag sein würde. Ein Tag, auf den man ebenso gut hätte verzichten können. Stattdessen war er aufgewacht und hatte sich tatsächlich glücklich gefühlt. Es war zu schön, um wahr zu sein...und das war es auch nicht.

Frisch geduscht und bereits in Hosen und Hemd betrat er die Küche, aus der ihm ein überwältigender Kaffeeduft entgegenschlug.

Sie saß korrekt wie immer am Tisch und nippte gerade vorsichtig an ihrer Tasse, aus der es noch dampfte. Als er sie ansah, dachte er an die Beziehung, die sie nie haben würden und er konnte nicht anders, als einen plötzlichen Schmerz zu fühlen. Er hatte gehofft, dass sie noch nicht in professioneller Kleidung und komplett frisiert und geschminkt hier sitzen würde. Sie hatten es zwar genauso vereinbart, aber er hatte es über Nacht zu bereitwillig vergessen. Hätte sie ihren Kaffee ohne Make-Up, verstrubbelt und in Pyjamas getrunken, dann hätte er sich diesen Anblick eingeprägt. Den Anblick einer Frau, die seine Liebe war und die bleiben würde. Vorzugsweise für immer.

„Morgen“, grüßte sie ihn und trank noch einen Schluck.

„Morgen“, erwiderte er und kam gleich zum Punkt, „du...Sie gehen jetzt?“

Selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme, als hoffe er verzweifelt auf das Gegenteil. Hoffnungen waren wie Blumen. Sobald sie ihre Blütenblätter entfaltet hatten, waren sie den äußeren Einflüssen ausgeliefert und verwelkten, aber bei der allernächsten Gelegenheit schossen sie sofort wieder aus dem Boden.

„Ja. Mulder, wir hatten es so ausgemacht.“

In ihren Augen erschien Angst, ein kleiner Funke, der ihm trotzdem nicht entging.

„Ich bereue nichts, Scully.“

Er holte sich seine eigene Tasse und goss sich Kaffee ein, dann lehnte er sich an den Tisch. Obwohl er seine Hände um die warme Keramik legte, wurden sie einfach nicht richtig warm. Sie tranken in Stille leer.

Es war keine unangenehme Stille und es kam ihm vor, als hätten sie sich darauf geeinigt. Es gab einfach nichts zu sagen, weil jedes Wort zu viel gewesen wäre...und unnötig.

Schließlich stand sie auf und holte ihren Mantel und ihre Tasche.

Er begleitete sie zur Tür, wo sie stehen blieb und sich zu ihm umdrehte.

Als sie in seine Augen sah, schien es ihm, dass sie in seiner Seele lesen konnte wie in einem offenen Buch. Er schluckte und bereitete sich mental auf das vor, was jetzt kommen würde.

„Ich liebe dich nicht, Mulder. Nicht auf diese Weise.“

Sie hatte ohne Zögern gesprochen und als er antwortete, war seine Stimme ebenfalls frei von Zittern oder Zweifeln.

„Genauso wenig, wie ich dich liebe.“

Als sie ihn weiter fixierte, sah es beinahe so aus, als würde sie ihn noch einmal...noch einmal, ein letztes Mal, ein erstes Mal...küssen, aber schließlich biss sie sich nur auf die Unterlippe und verließ die Wohnung.

Er lehnte sich gegen die geschlossene Tür, als sie gegangen war und holte tief Luft.

In ungefähr zwei Stunden würde er sie wiedersehen und sie würden Arbeitskollegen sein, Partner und Freunde, die viel zusammen durchgemacht hatten.

„Geht es uns gut?“, murmelte er und er wusste, dass es ihnen gut ging.

Dass es ihnen gut gehen würde.







~* ENDE *~
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Bitte alles an LeP0iSS0N@aol.com ;)
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