World of X

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Alle Jahre wieder

von Fee

Kapitel 1

Morgen war es wieder so weit. Scully hatte Geburtstag. Ich freute mich wie lange nicht mehr. Es ist schwer zu erklären, vor Allem einen Grund dafür zu finden, aber in den letzten Jahren hatten wir so etwas wie eine stille Vereinbarung gefunden. Es hatte an meinem Geburtstag vor- ich glaube vier Jahren angefangen. Damals hatte sie tatsächlich meinen Geburtstag vergessen- glaube ich zumindest; vielleicht hatte sie auch alles geplant, bei meiner Scully bin ich mir da nie so sicher- ja, aber vor vier Jahren hatte es begonnen. Wir hatten damals zum ersten mal miteinander geschlafen. Meine Gedanken sind noch ein wenig wirr. Ich bin innerlich noch zu nervös- wegen morgen. Nun ja, Scully hatte mir diese unglaubliche Nacht geschenkt. Und bei dieser Nacht blieb es nicht. Auch an ihrem Geburtstag kam es wieder zu einer unserer unvergleichbar schönen Nächte, und an meinem Geburtstag folgte erneut eine Nacht voller- wie soll ich sagen- Ekstase. Und so war es seit dem an jedem unserer Geburtstage. Ein schöneres Geschenk könnte ich mir auch nicht vorstellen. Danach ist alles wie gewohnt. Ich weiß nicht wieso. Wir reden auch nie darüber. Wie gesagt, es ist eine stille Übereinkunft. Eine gute Übereinkunft. So habe ich meine Scully an diesen zwei besonderen Nächten im Jahr. Nicht oft genug, wie ich finde, aber daß es überhaupt geschieht, macht mich jedes mal zum glücklichsten Mann auf dieser Welt. Wie ist es damals dazu gekommen? Eigentlich muss ich nicht lange überlegen, ich erinnere mich an jeden Augenblick haargenau. Ich habe auch sonst ein exzellentes Gedächtnis, aber was unsere speziellen Nächte angeht- hier vergesse ich keine Sekunde, kein Bild zieht spurlos an mir vorüber.

Ich hatte damals meinen Geburtstag in der üblichen kleinen Runde mit den Lone Gunmen gefeiert. Ich halte nicht viel von Bekanntschaften, die einen plötzlich, nur weil man ein Jahr älter wird, aufsuchen und hoch feiern, nur weil man ein mal einen ausgibt. Also blieb ich der Runde treu. Ich vermisste Scully an diesem Abend. Doch sie war auf irgendeiner Familienfeier. Sie hatte meinen Geburtstag tatsächlich vergessen. Im Büro hatte sie nichts gesagt, sich wie üblich verabschiedet. Ich muss gestehen, meine Enttäuschung war größer als ich mir vorgestellt hatte. Ohne meine Scully war es einfach- nicht vollkommen. Aber das sollte sich ja noch ändern. Nun, ich war relativ früh wieder zu Hause. Ich fühlte mich nicht gut. Sagte ich zumindest den LGM. Eigentlich wollte ich mich zu Hause nur ein wenig in Selbstmitleid suhlen. Mir die üblichen Gedanken darüber machen, wie falsch mein Leben bis dato verlaufen war. Wieso Scully nicht an meiner Seite war. Genau in dem Moment also, als ich melancholisch (und solche Momente habe ich nicht all zu oft) auf meinem Sofa saß, klopfte es. Ich öffnete, und Scully stand vor meiner Tür. Sie sah müde aus. Ich bat sie herein, in der Hoffnung eine Entschuldigung zu hören, wie sie nur meinen Geburtstag vergessen könne und dergleichen. Aber sie setzte sich nur, und erzählte mir von dem Streit, den sie mit Bill hatte. Bei jedem anderen Menschen hätte ich mich geärgert- schließlich war es mein Geburtstag, und nicht an der Zeit andere Probleme als die meinen zu diskutieren. Aber nicht so bei Scully! Ich hörte geduldig zu, bot eine Flasche Wein an, und redete den ganzen Abend mit ihr. Das alleine war schon ein Geschenk des Himmels, kommt es schließlich genau so selten vor, dass ich mich mit Scully so privat unterhalte, wie ich meine melancholischen Phasen habe. Irgendwann sprach sie mich auf das Geschenk der LGM an, das noch halb in der Verpackung auf meinem Wohnzimmertisch lag. Ein Playboy, was sonst. Das obligatorische Abo lag darin, genau auf der Seite von Miss Juni.
„Sie wollen nicht wirklich einen Playboy verschenken?“ fragte sie mich, mit dem üblichen Skeptikerinnern- Blick. Als ich antwortete, dass ICH nie auf einen solch abstruse Idee käme. sondern die LGM, ging ihr ein Licht auf. „Oh mein Gott, Mulder, ich habe Ihren Geburtstag in all dem Stress der letzten Wochen total vergessen!“ begann ihre Entschuldigung. Ihr wahrhaftiges Entsetzen bereitete mir ein wenig Freude. Vor allem wenn ich daran dachte, wie oft ich ihren Geburtstag zu Anfang vergessen hatte. Sie war unglaublich niedlich. Und schön. Ich meine, sie war immer schön, aber an diesem Abend erschien sie mir noch schöner als sie je war, wenn ich sie sah.

„Mulder, jetzt habe ich gar kein Geschenk für Sie! War denn Ihr Geburtstag bis jetzt wenigstens schön?“ fragte sie mich. Nach den Ausführungen des bis dahin verlaufenen Abends blickte ich in mitleidvolle Augen. Sollte ich mich dafür schämen? Sie sollte doch daran gewöhnt sein.

„Ich kann Ihnen nur den Versuch eines noch schöneren Abends schenken“ sagte sie. „Ich verwöhne Sie heute mal so richtig“ stellte sie in den Raum, und ich war nervös wie ein Teenager. Mein Gott, von dieser Frau verwöhnt zu werden, was kann sich ein Mann schon besseres Vorstellen? Und dieses verheißungsvolle Lächeln dazu... im Inneren brüllte ich wie der Löwe aus der Lion Werbung *aaarrrr*

Sie schenkte unsere Weingläser nach.

Dann fasste sie mich an meinen Schultern an, was alleine einen angenehmen Schauder durch mich laufen ließ. Sie tastete mit ihren zarten Fingern über meinen Rücken und stellte fest „wir sollten mit einer Massage beginnen.“

Beginnen? Mein Hirn spielte verrückt. Ich malte mir den Abend so aus, wie er letztlich auch verlief- nur eigentlich hätte ich nicht ernsthaft damit rechnen können. Doch aus irgendeinem Grund verlief der Abend so. Und ich danke- ja wem danke ich dafür- auf jeden Fall kennt meine Dankbarkeit keine Grenzen.

Und sie fing an mich zu massieren. Ich seufzte glücklich auf. Es tat gut sie zu spüren. Nun ja, jeder, der diese Frau schon einmal gesehen, erlebt hat, kann sich meine Aufregung vorstellen. Es ging weiter, als sie mir mein Hemd ohne Vorwarnung über den Kopf zog, und meinen nackten Körper weiter mit ihren Händen verwöhnte. Wenn ich jetzt an den gesamten Abend zurückdenke, kann ich mich zwar an jede Sekunde erinnern, komme jedoch sofort zu dem Augenblick, in dem es für mich so richtig wichtig wurde. Und dieser Augenblick war der, als sie aufhörte ihre Hände über meinen Rücken wandern zu lassen und ich mich, innerlich ein wenig enttäuscht, zu ihr drehte. Sie blickte mich fragend an. Mit einem schelmischen Lächeln auf ihren bezaubernden Lippen. Bezaubernd. Ja, das war das Wort, das Scully an diesem Abend am besten beschreibt. Sie hatte mich verzaubert. Und das schone eine lange Zeit zuvor.

Und dann geschah es, sie kam mir näher. Langsam näherte sie sich meinem Gesicht. Es war ihre Initiative! Denn ich hätte mich im Leben nicht getraut! Ein Mann betet seine Göttin an, aber er erwartet nichts von ihr. Wie damals im Mittelalter die Minnesänger ihre Liebste ansangen, jedoch genau wußten, dass die Liebe unerfüllt bliebe. So war es mit Scully und mir. Doch sie änderte diese Situation. Sie beugte sich zu mir herüber, hauchte ein „Herzlichen Glückwunsch Mulder“ und küsste mich!

Von diesem Augenblick an ging alles ganz schnell. Ich konnte mich nicht kontrollieren, mich nicht zurückhalten. Wollte es nicht. Sah in ihren Augen, dass sie es wolle. Und so geschah es. Unromantischer als „so geschah es“ hätte man es nicht ausdrücken können, aber für mich geschah es, weil es so überraschend kam. Kein bisschen geplant. Nicht von meiner Seite her. Von ihrer? Ich weiß es nicht. Vielleicht frage ich sie morgen. Morgen. Ich muss leise seufzen, bei dem wundervollen Gedanken an den morgigen Tag.

Jetzt haue ich mich erst mal ins Bett. Bevor ich in die süße Traumwelt abschweife, fällt mein Blick auf das kleine Geschenk auf dem Nachttisch. Etwas so persönliches habe ich noch nie verschenkt. Ich hatte diese Geschichte mal als Teenager für ein Mädchen geschrieben, aber mich nie getraut sie ihr zu geben. Nun habe ich diese Geschichte binden lassen, und so wird sie nun Scully als Geburtstagsgeschenk dienen. Natürlich habe ich vorne rein geschrieben, wie diese Geschichte damals entstanden ist- unerfüllte Liebe blabla- nicht dass sie denkt ich hätte sie für sie geschrieben. Das wäre dann doch zu peinlich. Aber sie wird sich freuen, ja, ganz sicher. Und ich habe das Gefühl, dass es Scullys und meine Beziehung eine Ebene weiter bringen wird. Mehr Persönlichkeit. Ich will mehr. Jap. Vielleicht morgen...

Nächster morgen.

Wie? Oh nein, wieso heute??? Wieso musste dieser dumme Wecker gerade heute seinen Geist aufgeben? Na prima! Jetzt habe ich nicht mal mehr Zeit zum Duschen! Scheiße!!! Schnell also in die Klamotten hüpfen, und ab ins Büro. Na welch Freude, so sollte der Tag nicht beginnen.

Im Büro

Ich öffne die Tür. Nur eine halbe Stunde zu spät, das ist ja noch human. Da sitzt sie am Schreibtisch. Mit dem Rücken zu mir. Sie hat mich noch nicht gehört.

„Hey Scully“ Sie dreht sich um und lächelt.

„Morgen“

„Shit!“ Ich hab das Geschenk vergessen!!! Sie schaut mich fragend an. Habe ich das laut gesagt? Scheinbar... . „Ich- öhm, herzlichen Glückwunsch“ sage ich, als ich auf sie zugehe. Nein, ich gebe ihr nicht die Hand! Soll sie ja keine Anstalten machen mir diese entgegenzustrecken. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und umarme sie. Kurz verweilen wir so. Gutes Gefühl.

„Danke“ lächelt sie wieder „und was genau daran ist jetzt shit?“

Ich grinse. „Ich- ich habe Ihr Geschenk vergessen“
„Oh“ sagt sie nur.

„Nein, nur zu Hause“ erkläre ich.

Nun grinst sie wieder zufrieden „Na dann“ Sie hält es wohl für einen Trick, um sie heute Abend zu mir zu locken, denn das Grinsen ist verschmitzter als sonst. Aber hätte ich das nötig? Ich denke nicht. Ob wir nur zu ihr gehen, oder zu mir... ich würde ihr ihr Geschenk schon geben. Auch ich lächle verschmitzt, wie mir nur selber auffällt. Schöne Gedanken. Hier unten im dunklen Büro.

Wieso mussten wir heute nur arbeiten? Aber die Vorfreude ist ja die schönste Freude heißt es. Für mich nur gerade unerträglich. Ich bin gerade erst hier reingekommen, blicke aber schon auf die Uhr, wann wir denn endlich Feierabend haben. Am liebsten möchte ich sie küssen. Jetzt, hier, ist doch egal wer reinkommen könnte! Sie hat schließlich Geburtstag.

„Wir haben ein date mit Skinner“ unterbricht sie meine Gedanken.
Ach ja, Spesenabrechnung, das Übliche eben. Na gut, dann wird heute immerhin nicht mehr viel anliegen, daß unseren Abend noch ruinieren könnte.

Sie zieht sich ihr Jackett an und geht aus der Tür. Ich folge ihr. Wieder der Blick auf die Uhr. Wow, eine ganze Minute ist seit meinem letzten Blick vergangen. Na wenn das so weiter geht....
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