World of X

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Samstagmorgen

von Fee

Kapitel 1

(aber nicht irgendein Samstag Morgen)

Wieder einmal eine kleine Romanze zwischen unseren beiden Lieblingen.









Samstagmorgen. Scully erwachte wie immer sehr früh. Sie ging nur im Pyjama ins Badezimmer und zog sich ihren Bademantel über, da sie ein wenig fröstelte. Es war schon Mitte Herbst, die Tage wurden immer kürzer und der Himmel immer dunkler. Die Sonne musste dem Regen weichen. Diese Jahreszeit unterstütze ihr momentan so depressives Gemüt in hohem Maße.

Sie setzte Kaffee auf und drehte die Heizung ein wenig höher. Heute hätte sie endlich einmal wieder Zeit die Zeitungen zu lesen, die sich die Woche über bei ihr anstauten. Keine Arbeit, kein Stress. Kein Mulder. Dieser letzte Aspekt war der einzige der ihr an den Wochenenden nicht so ganz passen wollte. Sie schüttelte bei dem Gedanken an ihn wieder ihren Kopf - er sollte in ihrem Kopf nichts verloren haben, sie waren Kollegen und es war gerade nun mal arbeitsfreie Zeit! Ihr war immer noch sehr kalt. Sie ging zur Heizung und legte ihre Hand darauf.

„Na prima, eiskalt!“ In diesem Haus schien in letzter Zeit wirklich alles defekt zu sein!

Letzte Woche musste sie schon an ihrer Spüle rumschrauben, aber sie hatte es prima gemeistert. Das gab ihr wieder dieses gute Gefühl, nicht der typischen Männerwelt unterlegen zu sein, nein, auch sie leistete handwerkliche Arbeit ohne sich, wie so manch eine Dame, über den dadurch entstehenden Dreck zu beschweren... ! Typische Männerwelt? Na, sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie Mulder bei dem Versuch kläglich versagt hatte, einer Frau beim Reparieren des Abflussrohres zu helfen. Wie er später so nass unter der Spüle verwirrt drein guckte... richtig goldig war das. Aber Mulder war auch nicht gerade der Mann den man als typischen Mann bezeichnen konnte... bis auf seine Porno- und Playboysammelleidenschaft natürlich.

Meine Güte, war sie denn zu nichts anderem mehr in der Lage als an ihn zu denken? Wie armselig! Es gab noch Zeiten, so meinte sie sich zu entsinnen, da hatte sie auch noch eine Art Privatleben. Doch ihre einzig gute Freundin, Sheila, war momentan auf Hawaii- in ihren Flitterwochen! Ja, Scully war Brautjungfer, wie schon so oft in ihrem Leben. Sie wünschte sich nichts mehr als endlich irgendwann selber mal das schöne Kleid tragen zu dürfen, nicht die extra kitschig hässlichen pastellfarbenen Kleidchen mit riesigen Blumen daran, nur um die eh schon um ihr Glück zu beneidende Braut noch atemberaubender aussehen zu lassen! Doch wie es momentan aussah, würde sie den Weg zum Altar nie schaffen! Sie ging unaufhörlich auf die 40 zu! Als sie klein war konnte sie sich gar nichts anderes vorstellen, als dass Leute mit 40 verheiratet waren und Kinder hatten.

Doch als sie die Entscheidung zu treffen hatte, entschied sie sich ihre Prioritäten anders zu setzen, den Job an erste Stelle zu stellen. Nicht die Karriere, nein, den Job. Denn ihre Karriere hatte sie wohl gleichzeitig aufgegeben indem sie Mulder vertraute und seine Freundin wurde. Doch was war schon die Karriere gegen diese wundervolle Freundschaft zu Mulder? Nichts, richtig! Und doch fehlte ihr so einiges in ihrem Leben.



Andere Gedanken! Forderte Scully sich selber auf. Bei ihrem Blick durch die Küche fiel ihr auf, dass sie nicht gerade viel für ein langes Frühstück zu bieten hatte. Sie hatte aber nicht die geringste Lust einkaufen zu gehen! Sie kannte es nur all zu gut, wie voll die Geschäfte samstags waren. Und sie wollte sich nicht anziehen um in diese Kälte da draußen zu gehen!



Unentschlossen streifte sie durch ihre Wohnung, wobei ihr Blick erst auf den Kalender fiel- ja, das hatte sie fast schon wieder vergessen: Heute war Missy´s Todestag. Das machte diesen Tag nicht gerade schöner. Sie fühlte sich unsagbar allein auf dieser Welt! Sie ging zum Fenster und schob die Vorhänge zur Seite. Draußen war es- wie die letzte Woche eigentlich durchgehend, bewölkt. Es nieselte leicht und die meisten Leute hetzten von der einen Straßenseite zur anderen.

Sie ging wieder in die Küche, goss sich einen Kaffee ein und nahm die Zeitung mit in ihr Wohnzimmer. Dort schaltete sie das Radio ein.

„...Serienkiller im Großraum Washington DC...“ hörte sie nur. Sie konnte in diesem Moment gar nicht anders als weinen, als sie sich den 13 jährigen Jungen vorstellte, der unwissend, unschuldig gerade auf dem Heimweg von der Schule war und von irgend so einem kranken Psychopath erschossen wurde, nur weil er gerade auch da war! Sie konnte manchmal einfach nicht fassen wie grausam die Welt war, wieso so viel Schreckliches passieren musste, so viel Leid! Ja, sie war wirklich sehr melancholisch, aber bei solchen Nachrichten zu Tagesbeginn konnte man ihr das nicht verübeln. Nein, in diese Welt da draußen wollte sie wirklich nicht mehr! Zumindest nicht heute! Und alleine wollte sie heute eigentlich auch nicht sein. Sie ging wieder in die Küche zurück um die Kaffeemaschine auszuschalten und zu schauen was für ein dürftiges Frühstück sie sich vielleicht auch ohne Einkauf zaubern könnte. Da fiel ihr Blick auf das Telefon.

Sollte sie Mulder anrufen? Sie hätte eine Ausrede. Wenn er kommen könnte, wäre ihr Tag schon fast wieder gerettet, denn ein kleiner Lichtstrahl der die finstere Welt durchdringt ist besser als keiner. Und da die Sonne auf natürlicher Weise ihr Leben heute wohl nicht erhellen würde, so musste sie ihrem Glück wohl ein wenig auf die Sprünge helfen. Sie schnappte sich den Hörer und setzte ihren Weg in die Küche fort. Blind tippte sie Mulders Nummer ein und goss den Kaffee, während sie den Hörer zwischen Kopf und Schulter klemmte, in die Thermoskanne.

„Hmmmulder“ kam verschlafen aus dem Hörer. Scully musste lächeln- es war ja erst 10 Uhr- nicht jeder war so früh wach wie sie.

„Mulder, hab ich Sie geweckt?“ fragte sie unschuldig.

„Scully?“ kam es nur von der anderen Seite.

„Jap, richtig! Die Scully die Sie jetzt und sofort zum Frühstück einlädt!“ sagte sie geschwind. Sie wollte seine Verschlafenheit ausnutzen, indem sie ihn überrumpelte.

Doch Mulder musste natürlich gar nicht überrumpelt werden- sofort war er putzmunter und wach- Scully wollte ihn zum Frühstück einladen?

„Frühstück bei Scully?“ fragte er, „sofort?“

„Geeenau, sofort!“ stellte Scully im Befehlston fest.

„Darf ich mir noch was anziehen?“ fragte Mulder gespielt eingeschüchtert.

„Wenn´s denn sein muss“ seufzte Scully zurück in den Hörer.

„Gut, dann bin ich in 15 Minuten da!“

„Wie wollen Sie denn das schaffen Mulder?“

„Naja, Sie wissen doch, ich bin so ein ganz fixer Fox...“ grinste Mulder in den Hörer.

„Mulder, wissen Sie wie lang die Schlangen im Supermarkt heute sind?“ fragte sie, sich innerlich total freuend ihr letztes As so lange im Ärmel gelassen zu haben... .

„Ach!“

„Ja Mulder, heute ist doch Samstag- waren Sie samstags noch nie einkaufen?“ fragte Scully im normalsten Ton der ihr möglich war, da sie ein Prusten kaum unterdrücken konnte.

„SO sehen also Ihre Einladungen aus? Dass ICH einkaufen gehen darf?“

„Das ist bei uns so üblich“ antwortete sie unschuldig.

„Ah! Na gut, was kann ich Ihnen besonders gutes tun?“

„Hmm, da wüsste ich viel“ sagte Scully lauter als gewollt. Schnell fügte sie hinzu „Ich vertraue da aber vollkommen Ihren Fähigkeiten Mulder, suchen Sie aus was Sie wollen.“

Natürlich hatte Mulder ihren zweideutigen Kommentar entzückt wahrgenommen, ging aber nicht weiter darauf ein als durch ein kleines Schmunzeln.

„Gut gut, ich muss aber vorher noch kurz zur Bank, dann kann ich mich um die Frühstücksgüter kümmern, okay?“

„Jap, aber Mulder?“

„Hmm?“

„Seinen Sie wirklich ein fixer Fox ja?“ grinste sie in den Hörer und legte auf.

„Ein fixer Fox? Na klar, er war schließlich auf den Weg zu seiner Scully- zu der Scully die ihn freiwillig angerufen hatte um ihren freien Tag mit ihm zu verbringen.... Fröhlich pfeifend packte er sein Portemonnaie und seine Autoschlüssel in seine Lederjacke und – nein, das Handy würde er dalassen, es war schließlich Wochenende, da müsste er nicht erreichbar sein! Also verließ er die Wohnung und machte sich auf den Weg.



Scully blickte sich in ihrer Wohnung um- da lag die leere Chipstüte von gestern Abend und das tränenrührende Eposdrama „Gone with the wind“. Na prima, in so ein Klischeeumfeld sollte Mulder nun wirklich nicht taumeln. Wie verzweifelt musste sie wirken? Chips, ein Uraltschinken- und das ganz alleine! Aber in dieser Hinsicht musste sie sich bei Mulder sicher keine Sorgen machen, er stand ihr da in nichts nach, oder? Nein, er war eigentlich immer alleine, wie sie.

Nachdem sie die letzten verräterischen Chipskrümel durch die Hilfe des Staubsaugers beseitigt hatte, fiel ihr ein, dass sie keine Eier mehr hatte- die brauchte sie unbedingt! Sie wollte noch einen Kuchen backen um sich bei ihren Nachbarn zu bedanken, da diese ihr beim Aufbauen des Riesenschranks geholfen hatten.....

Sie wählte Mulders Handynummer, denn er dachte sicherlich nicht von sich aus an obligatorische Frühstückseier. Sein Frühstück wäre sicher eher... spooky.... Sie grinste leicht als sie sich sein verquert zusammengestelltes Frühstück vorstellte.



Komisch, wieso geht er denn nicht ran? Agent Fox Mulder würde doch nicht sein Handy zu Hause liegen lassen! Nie! Wenn er doch zufällig doch noch – auch am Wochenende – eine X Akte erhaschen könnte.... Ach, er wollte vorher noch zur Post- wahrscheinlich lag es im Auto.



Scully schaltete wieder das Radio ein. „...wir unterbrechen das Programm für eine aktuelle Meldung. Der Serienkiller hat gerade schon wieder zugeschlagen. Vor der Citybank in Maryland wurde ein Mann erschossen. Vom Täter fehlt auch hier jede Spur, die Polizei warnt...“ Scully riss erschrocken die Augen auf. Citybank? Mulders Bank! Oh mein Gott, nein, es könnte jeder sein.... Sie schaltete das Fernsehen ein, natürlich überall aktuelle vor Ort Krisenberichte.... Die Bilder vor der Bank... man sah gerade noch wie die Sanitäter einen Mann in ihren Krankenwagen schoben.

Er sah aus wie- NEIN, das konnte nicht sein! MULDER! Panik überkam sie- das konnte nicht Mulder sein! Sie hatte gerade noch mit ihm telefoniert...! Sie wählte erneut seine Nummer. Immer noch nichts! Mulder, gehen Sie schon ran!!! Je länger Scully diesen Bericht verfolgte, desto größer wurde ihre Panik! Immer und immer wieder wählte sie seine Nummer. Nichts. Tränen strömten ihre Wangen herunter. Nein, nicht Mulder!



Es klingelte. Scully stürmte zur Tür, riss sie auf. Da stand Mulder mit Einkaufstüten. Unversehrt. Mit Tränen überströmten Gesicht fiel sie ihm schluchzend in die Arme. Mulder ließ die Tüten fallen.

„Scully, was ist passiert?“ Sie schluchzte nur weiter. Mulder schob sie sanft in die Wohnung und schloss die Tür. Er sah auf die Bilder im Fernsehen.

„Ich dachte Sie...“ brachte Scully nur hervor- „Das war vor Ihrer Bank, ich dachte...“ wieder weinte sie. Aber er war bei ihr!

„Shh, Scully, ist ja wieder gut, ich bin doch hier!“

„Sie sind nicht ans Telefon und...“

Sie zitterte immer noch. Mulder nahm sie auf seine Arme und brachte sie in ihr Schlafzimmer. Dort legte er sie sanft auf ihr Bett und deckte sie zu.

„Scully, mir geht es gut, ich bin hier bei Ihnen!“ er legte sich neben sie und hielt sie im Arm.

Sie blickte ihn mit ihren rot verweinten Augen an.
„Heute ist Melissas Todestag, ich bin wohl etwas überempfindlich, aber ich dachte jetzt hätte man Sie mir auch noch genommen Mulder...“

Sie fühlte sich müde, war erschöpft vor lauter Angst und Sorge um Mulder. Mulder wiegte sie hin und her, es wirkte so beruhigend auf sie. Sie schmiegte sich an ihn heran, so nah es ging. Sie spürte ihn, roch ihn, nun konnte sie sicher sein, dass er da war, sie nicht verlassen hatte. Sie schlief in seinen Armen ein. Mulder strich ihr zärtlich über ihren Kopf, streichelte ihren Rücken.

Er betrachtete sie noch eine Weile, dann schlief er selber ein, sie immer noch fest in seinen Armen haltend.



Als Scully nach schier unendlich langer Zeit aufwachte fühlte sie Mulders sicheren Griff um ihre Taille. Er war immer noch da, hatte sie nicht alleine gelassen. Sie war so glücklich darüber, dass sie nur fröhlich lächelte und ihn lange begutachtete. Wie gut er aussah! Und wie gut es war, dass er hier war, bei ihr. In ihrem Bett lag. Sie konnte sich in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen, als den Gedanken daran Mulder öfter hier in ihrem Bett liegen zu haben. Was hieß hier öfter? Immer! Es musste ja auch gar nicht mehr passieren als das heute der Fall war, einfach in seinen Armen einschlafen würde ihr genügen- ja, sie war ein genügsamer Mensch. Sie würde neben ihm aufwachen, könnte sich sicher fühlen, Frühstück für ihn machen.... Frühstück! Da fiel ihr ein, dass sie immer noch nicht gefrühstückt hatten. Und langsam fing es in ihrer Magengegend auch an zu grummeln. Langsam schlängelte sie sich aus Mulders Umarmung um ihn nicht zu wecken. Sie stand neben dem Bett und deckte ihn zu. Dann strich sie ihm ganz sanft über seine Haare und schlich aus dem Schlafzimmer.



Die Tüten lagen immer noch auf dem Boden, da wo Mulder sie hatte fallen lassen als sie ihm um den Hals gefallen war. Eigentlich hatte sie das Gefühl dass sie sich für ihren Auftritt vorhin schämen müsste, doch sie fühlte nichts dergleichen. Sie hatte solche Angst um ihn gehabt, da war diese übertriebene Geste schon zu rechtfertigen. Aber vor Mulder müsste sie sich nicht rechtfertigen, das wusste sie. Er verstand sie immer, würde nie sagen, dass sie überreagiert hatte.

Sie hob die Tüten auf und ging in die Küche. Mulder hatte an alles gedacht! Sogar die Eier waren dabei! Sie musste lächeln. Sie sah auf die Uhr- 17 Uhr schon! Für ein Frühstück war es dann wohl schon ein wenig spät! Also zauberte sie schnell Spaghetti Bolognese mit einem italienischen Salat daher. Eigentlich hatte sie sich ein kreativeres Mahl erhofft, denn so hätte sie Mulder wenigstens beweisen können, dass nicht nur die Kochkünste ihrer Mutter hervorragend waren. Doch nicht einmal für einen Schwarzwaldbecher als Nachtisch wollten ihre Vorräte reichen, so musste sie sich mit Fertigpulver für Schokopudding begnügen.

Sie deckte den Tisch und befand, dass es an der Zeit war Mulder zu wecken.



Leise öffnete sie die Schlafzimmertür. Er lag immer noch seelenruhig in ihrem Bett und schlief tief und fest. Er hatte sich quer gedreht und nahm so den ganzen Platz ihres großen Bettes ein. Wieder huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, als sie sich vorstellte wie Mulder das häufiger täte, wenn sie daneben lag. „Er würde mir also all meinen Platz und wohl auch noch meine Decke streitig machen“ dachte sie. Doch das würde sie ihm ohne weiteres verzeihen, wäre er nur bei ihr.

Sie setzte sich zu ihm aufs Bett und flüsterte „Mulder?“ Keine Reaktion.

Ein wenig lauter „hey, Mulder?“ Er bewegte sich ein wenig, wachte aber nicht auf.

„Mulder, Essen ist fertig“ sagte sie wieder. Er grummelte nur ein wenig vor sich hin. Scully lachte leise.

Sie legte sich neben ihn und sagte direkt in sein Ohr „Hey, Agent Mulder, Ihr Typ wird verlangt!“

Mulder hob seinen Arm und legte ihn über Scully. Dann wurde sein Griff fester und er rollte sich an sie heran.

Scully strich mit ihrem Zeigefinger über seine Wange und vernahm einen leichten Stoppelansatz.

„Mulder, das Essen wird kalt“ wagte sie noch einen Versuch.

„Hmm?“ war Mulders verschlafene Antwort. Die Augen noch geschlossen. Scully musste wieder lachen.

„Ich habe uns was zu Essen gemacht Mulder“

Er schlug seine Augen auf und blickte direkt in Scullys Augen. So lag er ohne etwas zu sagen. Der letzte Satz brauchte noch eine Weile um sein müdes Hirn zu erreichen. Nach ein paar Sekunden antwortete er.

„Oh, Scully, Sie sind schon wach?“
Scully stand auf. „Ja, und ich habe mich schon an die Arbeit gemacht“

„Arbeit?“ fragte Mulder immer noch schläfrig.

„Das Essen ist fertig, aber mittlerweile sicher schon wieder eiskalt. Ich wusste ja nicht wie schwer es ist einen müden Mulder zu wecken“ lächelte sie.

„Oh, tut mir leid. Sie hätten rütteln müssen!“

„Ach, es ging auch sanfter“ lachte Scully und ging aus dem Zimmer. „Was ist, kommen Sie nun oder soll ich das hier alleine verdrücken?“ rief sie ihm aus dem Wohnzimmer zu.

„Komm schon!“ antwortete Mulder geschwind und schwang sich aus dem Bett. Als er den gedeckten Tisch sah lachte er „Na kommen Sie schon Scully, als ob Sie das alleine verputzen könnten!!!“

„Oh, da kennen Sie mich aber schlecht Mulder! Ich komme aus einer großen Familie, da war Futterneid an der Tagesordnung... bei mir müssen Sie um Ihren Anteil bangen!“ sagte sie und häufte die Teller.

Mulder setzte sich.

„Wow, auch noch mein Lieblingsgericht! Woher Sie das immer wissen Scully!“

Scully lachte. „Das lag nur daran, dass ich nichts anderes mehr im Haus hatte, Mulder, nicht an meinen übernatürlichen Vorahnungen! Obwohl ich mir das bei Ihnen glatt hätte denken können!“

„Warum?“ fragte Mulder entsetzt.

„Na ich nehme mal an Spaghetti sind das einzige was Sie auch alleine noch gebacken bekommen, oder?“

„Hey Scully, jetzt muss ich Sie aber enttäuschen, ich kann weit mehr als nur Spaghetti kochen!“

Scully nickte nur nach dem Motto „Klar Mulder!“

„Nein wirklich!“ verteidigte er sich. „Demnächst werde ich Ihnen mal ein Menü zaubern, um es Ihnen zu beweisen!“

„Abgemacht!“ sagte Scully „das nächste Mal bekochen Sie mich, aber jetzt sollten wir erst mal unsere leeren Mägen füllen, oder???“

Mulder nickte nur als Antwort und drehte sich so viele Spaghetti wie möglich auf die Gabel und schob sie sich in den Mund. „Hmmm“ entkam es ihm „Klasse Scully!“

Scully schaute ihn mit großen Augen an.

Ein fragender Blick von Mulders Seite folgte.

„Was Sie sich da eben mit einem Bissen in den Mund geschoben haben, dafür bräuchte ich mindestens drei Anläufe!“ lachte sie.



Nachdem Mulders Teller leer war und er sich zurücklehnte und auf seinen Bauch klopfte stand Scully auf.
„Sagen Sie nicht Sie sind schon satt! Da kommt noch ein exquisites Dessert!“

Als sie mit den zwei Schüsseln voller Pudding wiederkam grinste Mulder nur: „Scully, Sie sind echt die Beste! Sie wissen genau was ich will, hmm?“

„Ich bin die Beste? Na, wenn Sie das sagen Mulder.... . Ich... ich wollte mich übrigens bei Ihnen bedanken Mulder.“ brachte Scully leise und unsicher hervor.

„Scully, wofür denn? Alleine zu frühstücken macht doch nur halb so viel Spaß wie mit Ihnen...“

„Ich meinte dass Sie bei mir geblieben sind.“

„Na ich hab doch gemerkt dass meine Scully mich braucht. Und was wäre ich für ein Partner, wenn ich Sie einfach so alleine gelassen hätte? Wo ich doch weiß was für ein Tag heute ist“ fügte er leise hinzu.

Scully war gerührt, traurig, beides zugleich ließ ihr wieder die Tränen in die Augen steigen. Bevor sie die Wange herunterpurzeln konnten, stand sie auf „Ich hole noch etwas Sahne, wenn schon sündig, dann doch so richtig, oder?“

Mulder hatte die wässerigen Augen natürlich trotzdem gesehen, aber so war seine Scully- sie hatte ihm heute schon ein mal Gefühle, Schwäche gezeigt- und mehr als ein mal, nein, das wäre zu viel!



Scully kam wieder und sprühte Mulder viel Sahne auf seinen Pudding. Er eignete sich die Sprühdose an und sagte „Sam und ich haben früher immer wenn es Sahne zu etwas gab damit geschrieben oder gemalt...“ und er stand auf und malte einen Smiley auf Scullys Pudding.

„Soso, mit Essen gespielt?“ fragte sie tadelnd.

„Was heißt hier gespielt? Wir haben die Sahne ja auch immer weggeputzt.“

„Ich hab mit meinem Kartoffelbrei immer Häuser gebaut- na zumindest sollte es welche darstellen, aber mit Kartoffelbrei kann man ja nicht wirklich einwandfrei modellieren...“ lachte Scully

„Aha, sind Sie also nun endlich auch geständig?“

Sie witzelten so eine ganze Weile rum, erzählten Kindheits- und Jugendgeschichten. Bis Scully aufstand.
„Ich spüle jetzt besser mal ab, bevor alles eintrocknet!“

„Sie spülen? Scully, ich dachte nicht dass Sie SO altmodisch sind...“

„Haha! Hier im Haus funktioniert momentan einfach nichts! Ein Fluch scheint darauf zu liegen! Die Heizung, das Abflussrohr war verstopft, die Spülmaschine kaputt....“

„So gern ich Ihnen da helfen würde Scully, das ist nicht mein Fachbereich“ gestand Mulder.

„Ich weiß“ lachte Scully nur.

„Aber beim Spülen helfe ich nur all zu gern!“

Scully warf ihm das Handtuch zu, während sie Wasser in das Spülbecken laufen ließ. Der Schaumberg auf dem Wasser wuchs und wuchs. Scully legte das Geschirr ins Wasser.

„Scully?“

„Hmm?“

„Grad als Sie mir von Ben aus der Highschool erzählt haben...“
„Ja?“

„Da fiel mir etwas ein, das ich immer noch klarstellen wollte... “
„Als da wäre?“

„Wissen Sie, als wir letztens in der Schule die Kids verhört haben... und der eine gesagt hat Sie wären sicher mal ne scharfe Schnitte gewesen...“
„Ich weiß es noch genau Mulder, Sie betonten ausdrücklich dass er die Vergangenheitsform benutzte- danke noch ein mal“ grinste sie ihn an.

„Ja, und genau da wollte ich, dass Sie wissen dass das natürlich überhaupt nicht so gemeint war! Aber das wissen Sie bestimmt, Sie kennen mich und meine Sprüche ja“ gab Mulder kleinlaut zu Wort.

„Mulder, wie kommen Sie da jetzt drauf?“ fragte Scully und wedelte einmal mit der Hand durch den Spülschaum, da er viel zu hoch war um ordentlich abwaschen zu können.

„Ich dachte nur, dass es mal an der Zeit wäre Ihnen zu sagen, dass Sie immer noch eine Schnitte sind!“ grinste Mulder sie frech an.

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute sie zu ihm auf. „Ach ja?“ fragte sie in ihrem skeptischen Ton.

„Mhmm, ja“ war Mulders einfache Antwort als er ihr den Schaum der auf ihrer Nasenspitze lag mit seinem Daumen wegwischte als sei das Kompliment das er ihr gerade gemacht hatte völlig natürlich, alltäglich und nebensächlich. Mit seiner rechten Hand umfasste er ihr Gesicht. Beide sagten sie immer noch nichts, sondern schauten sich nur an.

Er beugte sich tief zu ihr herunter und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund.

„Oh Gott!“ war Scullys einziger Gedanke. Im selben Moment klopfte es an der Tür. Sie löste sich schnell von Mulder und ging zur Tür.

„Ah, Miss Scully, ich hätte eine riesige Bitte! Sie haben doch letztens Probleme mit Ihrer Spüle gehabt, richtig? Nun, ich habe jetzt genau das gleiche Problem, aber ich kann es nicht beheben, und da wollte ich fragen ob Sie mir vielleicht helfen könnten?“

Scully war unsagbar froh, dass die Nachbarin sie jetzt gerade hier wegholen wollte. Schließlich hatte ihr Partner sie gerade geküsst! Nach so langer Zeit! Und sie wusste nicht was sie tun sollte! Natürlich wollte sie es, aber es war nicht immer das richtig was man gerade wollte... .

„Natürlich“ antwortete sie also schnell und bereitete somit ihren Rückzug vor.

„Oder meinen Sie Ihr Freund sollte vielleicht besser helfen? Männer haben das ja fast schon im Blut, dann würde es ja ganz schnell gehen“ redete Scullys Nachbarin weiter.
„Nein nein, bei mir nicht, glauben Sie mir, da sind Sie bei ihr schon eher an der richtigen Adresse“ rief Mulder, der in der Küchentür lehnte.



Nachdem Scully ihrer Nachbarin also erfolgreich geholfen hatte, machte sie sich wieder auf den Weg in ihre Wohnung. Mulder hatte genug Zeit es sich zu überlegen. Wäre das vorhin nur ein Ausrutscher gewesen, etwas belangloses, dann wäre er sicher nicht mehr da, sondern wäre unter irgendeinem Vorwand verschwunden und hätte einen Zettel hinterlassen.
Scully öffnete also die Tür und ließ ihren Blick spähend durch die Wohnung gleiten. Mulder saß auf der Couch. „Mulder, Sie hätten doch nicht warten müssen...“ fing Scully an.

„Sie?“ dachte Mulder- er hatte sie geküsst und sie wollte einfach darüber hinweggehen, gut, wenn sie es so wollte müsste er wohl mitziehen.

„Ich denke ich gehe jetzt auch besser, ist ja schon spät...“

Er erhob sich und ging in Richtung Tür. In Scullys Kopf schwirrten viele wirre Gedanken auf einmal durcheinander. Sie folgte ihm und ganz automatisch kam ein „nein“ aus ihrem Mund geschossen.

Mulder drehte sich fragend um.
„Nein Mulder, gehen Sie nicht“ bat sie ihn. Scully schaltete ihren Verstand aus und sah Mulder, den Mann neben dem sie jeden Morgen aufwachen wollte, lange und intensiv an, bevor sie sich auf die Zehenspitzen stellte, ihre Arme um seinen Hals schlang und ihn sanft, ziemlich zurückhaltend küsste.

Aus diesem zurückhaltenden Kuss wurde jedoch sehr schnell der leidenschaftlichste Kuss, den man sich überhaupt nur vorstellen kann, als Mulder sie voller Liebe zurückküsste.

Sie torkelten in Richtung Sofa.
„Ich liebe dich Mulder“ hauchte sie zwischen seinen Küssen.

Er löste sich kurz von ihr und schaute sie verzückt an.
„Wissen Sie eigentlich, Agent Scully, wie lange ich nun schon auf diese Worte warte?“

„Zu lange!“ stellte Scully fest.

„Ich liebe dich über alles Dana.“ sagte Mulder bevor er sie wieder küsste.
Sie fielen mehr oder weniger auf das Sofa.

„Bleib heute Nacht hier, bei mir“ flüsterte Scully ihre leise Bitte in Mulders Ohr.

„Ich bleibe immer bei dir, ich verlass dich nie wieder, darauf kannst du Gift nehmen!“ lachte Mulder, bei einem unendlich langen Kuss, Scully in den Mund.

Eng umschlungen wachten beide am nächsten Morgen auf der Couch auf (auf der nichts weiter passiert war als leidenschaftliches, unendlich langes Küssen! Ha, da habt ihr´s von!)

„Morgen HASE!“ lächelte Scully Mulder an. Testend wie dieser wohl auf Kosenamen reagieren würde. Denn sie hatte sich vorgenommen ihm so viele süße Namen wie möglich zu geben.

„So eine Begrüßung hab ich gern“ war Mulders Antwort „so kannst du mich immer wecken, mein kleiner Liebling“ und er küsste sie sanft.



Es klopfte an der Tür. „Dana?“ Scully hob ihren Kopf „Mom?“

Dann hörte sie schon wie der Schlüssel sich im Schloss umdrehte und ihre Mutter eintrat. Scully kuschelte sich demonstrativ noch enger an Mulder heran, legte ihren Kopf auf seine Brust und strahlte ihre Mutter an.

„Morgen Maggie“ kam es von einem bis über beide Ohren grinsenden Mulder.

„Fox, Dana?“ sie zeigte mit ihrem Finger erst auf Mulder dann auf Scully und setzte dabei ihren ratlosesten Gesichtsausdruck auf. „Und wann hattet ihr beiden vor mir das zu erzählen? Muss ich euch erst überraschen um es zu erfahren?“ tat Maggie entsetzt. „Seit wann... “ fing sie an.

„Es begann an einem kalten Samstag morgen“ lächelte Scully glücklich und zufrieden ihre Mutter an. Durch die Vorhänge im Wohnzimmer schien die Sonne mit einer Kraft, die man an einem solchen Herbsttag nicht von ihr erwartet hätte.....









È la finale!
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