World of X

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My Heart is broken

von Siera

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Ich saß auf einem unbequemen Stuhl neben ihrem Krankenbett. Noch einmal spielten sich die schrecklich Szenen der letzten vier Stunden ab:



Man hatte uns die X- Akten entzogen, Scully und mir... nun waren wir beauftragt bei einem wahrscheinlichen Banküberfallen zu ermitteln. Fast auf die Minute genau tauchte der Typ, der die Bank überfallen wollte auf. „Das hier ist ein Banküberfall! Alle auf den Boden!“, schrie er. Scully sah mich kurz an und ich bestätigte ihr Vorhaben mit einem kurzen Nicken. „Waffe fallen lassen, FBI!“, rief sie. Gleichzeitig richtete ich meine Waffe auf ihn. Ohne zu zögern schoss er zweimal auf sie. „WAFFE FALLEN LASSEN!“, schrie ich, wobei er auf mich schoss, ein Streifschuss, nichts weiter. Ich feuerte. Bis die Kugel ihr Ziel erreichte schienen Stunden zu vergehen, so kam es mir vor. Er fiel zu Boden. Ich starrte ihn an und rief: „Ruft einen Krankenwagen, schnell! Wir haben hier zwei schwer Verletze!“ Ich rannte zu Scully. Sie rührte sich nicht. „Scully..., los antworten Sie!“, bat ich sie. Keine Reaktion. Ich legte ihren Kopf auf meinen Schoß und sah, dass sie zwei Einschüsse hatte, einen In der Lunge und einen in der Herzgegend. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Es waren zwei gefährliche Einschüsse. Ich fühlte ihren Puls. Es gab einen Puls, einen langsamen, schwachen Puls, aber es gab ihn. Ich bat Gott, dass sie es schaffen würde. „Scully...“, meinte Stimme zitterte. Dann endlich hörte ich den Krankenwagen. Zwei Männer mit einer Trage kamen herein, danach noch mal zwei mit einer Trage. „Wo sind die Verletzten?“, fragte einer von ihnen. „Da“, sagte ich schwach und deutete auf den Bankräuber, „und hier...“. Eins der zwei Paare kam zu mir und Scully. Sie legten sie behutsam auf ihre Trage. „In welches Krankenhaus bringen Sie sie?“, fragte ich. „Hören Sie! Es ist mir wichtig, ich...“, ich schluckte schwer. „Kommen Sie! Sie können mitfahren!“, meinte einer der Ärzte zu mir. Ich nickte.

Später im Krankenwagen war Scully notdürftig an irgendwelche Schläuche gefesselt. Ich schloss für einen Moment die Augen. Dann öffnete ich sie wieder. Einer der Ärzte sah mich an. „Wissen Sie, wie hoch... Ich meine, ich...“, ich brachte so gut wie kein vernünftiges Wort heraus, doch der Arzt schien zu wissen was ich fragen wollte: „Wollen Sie das wirklich wissen?“, fragte er und ich bekam einen Kloß im Hals, dennoch nickte ich. „Ich denke Sie wissen, dass ein Schuss in die Lunge, in den meisten Fällen, tödlich ist und ein Schuss, wenn auch nur ein Streifschuss in die Herzgegend...“, meinte er. „Sagen sie mir einfach...“, meinte ich. „Ihre Überlebenschance liegt bei höchstens 11%,.. von 100%!“ „Oh mein Gott...“, wieder zitterte meine Stimme: „Scully, sie dürfen doch jetzt nicht sterben!“ Ich strich ihr sanft mit meiner Hand übers Gesicht und eine Träne lief über mein eigenes herunter. Der Krankenwagen hielt an. In Windesteile wurden die großen Türen aufgemacht und die Trage heraus geschoben. Langsam ging ich hinterher.

Aus irgendeiner Ecke bekam ich mit, dass Scully operiert wurde. Eine Krankenschwester kam zu mir und meinte: „ Hallo, ich bin Schwester Praise. Ihre Partnerin wird jetzt operiert, was haben Sie da an Ihrem Arm? Ein Streifschuss? Kommen Sie mit, ich werde das erst mal desinfizieren!“ Wie in Trance folgte ich der Schwester Praise. „Wie viel Erfahrung haben Sie, Schwester?“, fragte ich. die Schwester zuckte mit den Schultern. „Wie groß ist die Chance, dass ein Mensch mit einem Schuss in die Lunge und einem Streifschuss in der Herzkammer überleben kann?“ eigentlich wollte ich die Antwort gar nicht hören. Sie zog die Augenbrauen hoch und tupfte mir irgendeine Jottinktur auf meine Wunde. Ich zuckte kurz zusammen. „Ich denke nicht sehr groß...“ „So, fertig, setzen Sie sich jetzt bitte in den Aufenthaltsraum“, meinte sie. Also ging ich wieder zurück in den Wartesaal.

Ungefähr zwei Stunden starrte ich auf das Bild, das gegenüber von mir hing auf dem stand: „Das Leben ist erst vorbei, wenn du willst, dass es vorbei ist!“ Ich nickte und lächelte schwach. Plötzlich ertönte dieses Piepen, welches immer kommt, wenn ein Herz aussetzt. Ich schreckte auf. Voller Panik schaute ich zum OP- Raum. Es kam da heraus. Ich hörte hektische Stimme, einzelne Wortfetzen: „Schnell...macht schon“ War es jetzt entgültig vorbei? Doch da kam mir wieder der Spruch des Bildes vor Augen: „Das Leben ist erst vorbei, wenn du willst, dass es vorbei ist!“. Wollte Scully, dass ihr Leben vorbei ist? Aber sie hatte doch noch so viel vor... Wieder lief mir eine Träne übers Gesicht und aus einer wurden zwei und aus zwei wurden drei. Da kam ein Arzt aus dem OP zu mir gerannt. Das Piepen war verstummt. Wieso? Pure Angst ergriff mich. „Was ist los?“, fragte ich den Arzt. „Wie haben es geschafft! Wir konnten die Kugeln entfernen, aber...-“ Was aber? „Ein Streifschuss in der Herzgegend und ein Durchschuss in der Lunge, wissen Sie, wie gefährlich das ist?“ „Leider ja...“, antwortete ich. Da kam ein Haufen von Ärzten aus dem OP, sie schoben Scully in einem dieser Krankenbetten in ein freies Zimmer. Ich ging gleich hinterher.



Das war alles, was in den letzten Stunden passiert war.

Ich hielt ihre kalte, verkabelte Hand in meiner, strich ich durch ihr weiches Haar und flüsterte immer wieder: „Das Leben ist erst vorbei, wenn Sie wollen, dass es vorbei ist! Haben wir uns da verstanden Scully?“ Ich lächelte schwach.

Seit einer Stunde saß ich hier schon. Der Doktor kam herein und meinte: „Sie müssen jetzt gehen Mr. Mulder! Ich weiß, wie gerne Sie noch hier bleiben würden, aber die Besuchszeit ist schon seit einigen Stunden abgelaufen!“ Ich wollte Scully hier nicht alleine im Sterben liegen lassen, immer mit dem Tod im Nacken, doch auch mein FBI- Ausweis konnte den Arzt nicht überzeugen. Ich stand auf und beugte mich über sie. Eine Träne lief von meiner Wange auf ihre herunter. Ich strich ihr Haar aus dem Gesicht und meinte: „Ich bin immer für Sie da Scully, geben Sie nicht auf! Für mich...“ Dann musste ich gehen.



Scullys Gedanken:

Irgendwas ist jetzt anders. Irgendetwas fehlt. Mulder... er scheint gegangen zu sein. Er hat etwas zu mir gesagt: „Das Leben ist erst vorbei, wenn Sie wollen, dass es vorbei ist“ und „Ich bin immer für Sie da, geben Sie nicht auf! Für mich...“

Ich sitze wieder in meinem Boot. Wie damals... als ich Krebs hatte. Nur diesmal ist irgendwas anders, doch ich weiß nicht was. Ich glaube, es hat mit Mulder zu tun. Unser... Verhältnis ist anders als damals, ich weiß nicht wie anders, ich weiß nur das es einfach anders ist. In meiner Jugend hatte ich auch öfters so ein Gefühl... Ich vermute es ist Liebe. Ich hoffe, ahne, glaube, fürchte, weiß, dass es Liebe ist. Ich weiß auch, dass ich jetzt Jemanden brauche, der mir Halt und Kraft gibt, so wie damals. Damals war es auch Mulder. Mulder. Mulder ist mein Freund. Mulder ist mein Vertrauter. Mulder ist mein Halt im Leben. Mulder ist mein Wunsch, mein Traum, meine Fantasie. Mulder ist meine Hoffnung. Mulder ist meine Liebe und er ist alles was ich brauche. Er glaubt immer an mich. Ich glaube immer an ihn. In all den Jahren ist etwas ganz Besonderes zwischen uns entstanden: Liebe. eine ganz besondere Liebe. Sie ist einzigartig. Sie ist nicht so, wie die Liebe zwischen Mädchen und Junge. Sie ist die Liebe zwischen mir und Mulder. Noch einmal erinnere ich mich an viele emotionale und schöne aber auch schlimme Momente in unseren acht Jahren Partnerschaft=

Unsere erste Begegnung, unser erster Fall. Ich erinnere mich noch genau. Irgendwann kam dieser Neandertaler aus Jersey. Ich habe ihm kein Wort geglaubt...Ts. Dann ein Jahr später: Duane Barry. Meine Entführung. Doch ich bin wiedergekommen. Ein weiteres Jahr: Queequeg, das Seeungeheuer. Denken wir noch ein Jahr weiter: Mein Krebs, das Alienvirus. Die Antarktis, wo Mulder mir ein weiteres mal das Leben rettete. Was war im fünften Jahr unserer Partnerschaft? Emily! Meine Emily..., der Fall mit den Vampiren, meine erste Begegnung mit der inzwischen verstorbenen Diana Fowley, der Brand unseres Büros Ein Jahr später: Mulder behauptete fest, dass er auf der verschollenen Queen Ann war. Ich war auch da. und Skinner und der Raucher... Dann bekam Mulder eine Gehirnkrankheit. Seine Gehirnaktivität war enorm!. Siebtes Jahr: Ganz am Anfang: Immer noch Mulders abnormale Gehirnaktivität, ich in Westafrika an der Elfenbeinküste, Mulder entführt vom Raucher. Diana Fowley gab mir einen Hinweis, ich fand ihn und rettete ihn. Sein Leben? Unser erster richtiger Kuss, Silvester ´99/´00. Unsere gemeinsame Nacht... Mulders Verschwinden, oder seine Entführung und letztendlich auch meine Schwangerschaft. Das achte Jahr... jetzt. Mulder wurde gefunden, tot. Doch ich konnte ihm helfen, ich rettete ihm das Leben.



Ich sitze immer noch in meinem Boot. Es ist mit einem dünnen Faden an den Steg gebunden und treibt mit mir auf einem See herum. Ich schaue zum Steg, doch da steht niemand...



Damals gegenwärtig:

Ich schloss meine Apartment Tür auf. Ich war immer noch wie in Trance, wollte die letzten vier Stunden nicht wahr haben, wollte sie rückgängig machen. Wieso gerade Scully? Sie war mein ein und alles. Alles was ich brauchte und ohne das ich nicht leben könnte. Ohne nach zudenken schaltete ich den Fernseher ein und legte mich aufs Sofa. Es war erst 18:54 doch ich war irgendwie müde. Der Tag war anstrengend. Doch ich konnte nicht aufhören an Scully zu denken. Plötzlich klingelte das Telefon. Ich stand auf, nahm ab und sagte mit leiser Stimme: „Mulder?“ „Mulder, hier ist Skinner! Ich habe von Scully gehört. Ich konnte Sie nicht früher erreichen, Sie waren sicher im Krankenhaus“ Ich nickte, auch wenn Skinner das nicht hören konnte. „Bitte Mulder, nehmen Sie sich frei, so lange bis Scully wieder einigermaßen fit ist, oder wenigstens über den Berg“, meinte er fast bittend. Wieder nickte ich: „Ja Sir...Ich melde mich bei Ihnen, wenn es was neues gibt!“ „Okay“, antwortete er und ich legte auf. Danach stand ich noch einige Zeit vor dem Telefon und dachte nur nach. Dann legte ich mich wieder auf mein Sofa. Kaum hatte ich mich hingelegt, drangen die Ereignisse des heutigen Tages in meine Kopf. Immer und immer wieder hörte ich, wie der Bankräuber seinen ersten Schuss auf Scully abfeuerte. Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte es nicht hören. So konzentrierte ich mich aufs Fernsehen. Doch da es mich nicht besonders interessierte, schlief ich schnell ein. Ich träumte etwas: Ich träumte von Scully. Sie lag in ihrem Krankenbett. Und ich saß wieder neben ihr. Doch diesmal hatte sie die Augen geöffnet und sie sagte etwas: „Das Leben ist erst vorbei, wenn du willst, dass es vorbei ist!“ Dann kam plötzlich der Bankräuber herein geplatzt und erschoss mich. Dann befand ich mich im Himmel. Von irgendwoher ertönte Musik, beruhigende Musik:

Tonight I'm tangled in my blanket of clouds
dreaming aloud
Things just won't do without you
matter of fact

If you walk out on me
I'm walking after you

If you accept surrender
I'll give up some more
weren't you adored
I cannot be without you
matter of fact
I'm on your back

If you walk out on me
I'm walking after you

Another heart cracked
in two
I'm on your back

Ich sehe herunter auf die Erde und ich sehe Scully... meine Scully... Sie weint. sie steht an meinem Grab und weint. Langsam gleite ich auf die Erde herunter, nehme sie in den Arm und versuche sie zu trösten, doch sie bemerkt mich nicht. Schließlich bin ich ja auch tot. Doch ich will sie trösten: „Scully...Sie müssen nicht traurig sein, nicht weinen schhhhh...“ Dann dreht sich alles und wir befinden uns in meinem Apartment. Ich bin lebendig. So als wäre nie etwas passiert. Scully schaut mich an und meint: „Sie waren immer für mich da, Mulder! Doch nun ist es Zeit für mich zu gehen!“



Der Traum. Plötzlich klingelt das Telefon. „Mulder“, meldete ich mich wie immer. Es war Skinner. Scully war aus ihrem Koma erwacht, doch ihr Zustand hatte sich verschlechtert. Ich musste mich glücklicherweise nicht mehr anziehen, da ich ja mit Klamotten geschlafen hatte. Ich stellte den Fernseher aus und rannte aus meiner Wohnung. Ich hetzte zu meinem Auto und sprang hinein. Ich zündete den Motor und gab Vollgas, mir war jetzt alles egal.



Scullys Gedanken:

Es steht immer noch keiner am Steg. aber ich höre etwas. Piepsen und Stimmen. Aber nicht Mulders Stimme. Ich bin aus dem Koma erwacht. Äußerlich jedenfalls. Innerlich bin ich immer noch im Koma. Ich bin in einer Art Wachkoma. In gewisser Weise. Ich sitze in meinem Boot. Es treibt immer weiter ab. Inzwischen hat es ein Loch. Durch das Loch läuft Wasser. Das Wasser füllt mein Boot. Langsam aber sicher gehe ich unter. Noch immer steht niemand am Steg. Auch nicht Mulder. Meine Augen blicken hoffnungsvoll in der Gegend umher. Niemand, nur Piepsen und Stimmen, aber nicht Mulders Stimme...



Damals gegenwärtig:

Nur das Gepiepse der allgegenwärtigen Maschinen gaben das einzige Lebenszeichen von Scully bekannt. Ich rannte ins Zimmer. Dort standen schon Mrs. Scully und Skinner. Ich hielt inne. Skinner nickte Mrs. Scully zu und die beiden ließen mich mit ihr alleine. Ich stelle mich neben sie und drücke ihre Hand. Dann streiche ich ihr übers Gesicht: „Scully...?“



Scullys Gedanken:

Ich öffne meine geschlossenen Augen. Ich habe ihn gehört. Mulder. Ich schaue zum Steg. Da steht er. Er versucht mich mit seiner Hand zu erreichen. Ich bin schon fast ganz versunken. Mir ist kalt. Ich strecke mein Hand zu ihm aus. Es fehlt nicht viel und wir könnten uns berühren. Tränen laufen mir übers Gesicht. „Mulder“. flüstere ich. Ich höre, wie er zu mir spricht.



Damals gegenwärtig:

Ihre erste Reaktion. „Mulder“, flüsterte sie. „Ja“, antworte ich ihr. Wieder zittert meine Stimme. „Ich habe nicht mehr lange hier Mulder, mein Boot geht unter“, flüstert sie. Ich wollte nicht, dass sie das sagt. Ich wollte es nicht hören. „Nein!“, flüsterte ich entschieden zurück. „Doch und ich weiß, dass Sie das nicht wahr haben wollen, aber...“, sie brach ab. Ich bemerkte ihre kalte Hand. Ich schaute ihr tief in ihre wunderschönen blauen Augen. Was ich sah war Trauer, Angst? Ich konnte es nicht genau deuten. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen. Scully legte den Kopf schief und meinte: „Die ganzen Jahre über haben sie mir schon so oft das Leben gerettet, Mulder. Diesmal wäre es wahrscheinlich einmal zu viel. So wie es ist, ist es gut, so unglaubwürdig das nun auch klingen mag“ Ich nickte, es viel mir schwer, aber ich nickte. Langsam beugte ich mich zu ihr herunter und küsste sie. Lange und leidenschaftlich. Ein Gefühl durchzuckte mich. Ein schönes. Ich glaube das war Liebe. sie öffnete wieder die Augen und schenkte mir ihr bezauberndes Lächeln, ihr letztes...

Dann hörte ihr Herz auf zuschlagen. Das Piepsen setzte ein. Ich strich Scully ein letztes mal liebevoll durch ihr Haar. Ich ließ ihre Hand los. Nun kamen auch Skinner und Scullys Mutter herein. Ärzte kamen, schauten nach Scully und stellten die Geräte ab.

Ich denke es war Liebe...



*Ende*
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