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The Legend of Jack o' Lantern - A Halloween Fairytale

von Mona

Kapitel 2

Mulders Apartment; Alexandria, Washington DC



„Hey, Scully, kommen Sie rein!“, begrüßte Mulder sie.

„Wow, wo haben Sie den denn aufgetrieben?“, fügte er mit einem Blick auf den Riesenkürbis unter Scullys Arm hinzu.



„Ach, das ist eine lange Geschichte. Aber können Sie mir den vielleicht mal abnehmen? Langsam wird’s schwer“, gab Scully zurück und drückte Mulder den Kürbis in die Arme, nur um sich einen Moment später aufs Sofa fallen zu lassen.



„Ehrlich, Mulder“, sagte sie dann seufzend, „ich hätte nicht gedacht, auf was für seltsame Gestallten man beim Kauf eines Halloweenkürbis treffen kann.



„So? Was war denn los?“, fragte Mulder und setzte sich neben ihr auf die Couch.



„Tja, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass mir ein Toter diesen Kürbis verkauft hat“, sagte sie und deutete auf den hell leuchtenden Kürbis vor sich auf dem Tisch.



Mulder sah sie fragend an.



„Ein Toter, Scully? Und das aus Ihrem Mund?“



„Ich weiß, es klingt völlig lächerlich, aber es hätte mich weniger überrascht den Typ vor mir auf dem Seziertisch zu haben, als ihn vor mir stehen zu sehen.“



„Muss ja dann ne schöne Erscheinung gewesen sein, ihr Frankenstein“, witzelte Mulder.



„Jack. . . er hieß Jack. Mulder, ich hätte wetten können, dass er tot war. Ich meine, er hatte eine fahle Haut, rotunterlaufene Augen und dunkle Flecken in der Haut, die Todesflecken waren . . . und er war mir einfach nur unheimlich.“



„In wie fern?“



„Er schien mit seinem Blick in mich hineinzusehen, . . . mich auszusaugen und er sprach einfach nur in Rätseln. Er hat nicht einmal Geld genommen für den Kürbis. Er sagte: das, was Sie mir geben werden, ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.“

„Verstehen Sie das vielleicht?“



Mulder schüttelte den Kopf.

„Scheint wirklich ein seltsamer Vogel gewesen zu sein“, sagte er dann nachdenklich.



„Ja, und was das Beste war: als ich mich ein paar Sekunden, nachdem ich den Kürbis mitgenommen hatte, umdrehte, war er verschwunden. Nicht weggegangen, sondern einfach weg. Und niemand außer mir, scheint ihn gesehen zu haben.“



„Seltsam. Aber vielleicht haben Sie ja tatsächlich ein Gespenst gesehen“, sagte Mulder dann und grinste Scully frech an.



„Vielleicht. Ein Gespenst, das mit den leuchtendsten Kürbissen der Welt an Halloween durch die Nacht wandert“, sagte sie dann ironisch.



In diesem Moment änderte sich Mulders Gesichtsausdruck, als wäre ihm urplötzlich etwas eingefallen. Er sah Scully in die Augen und schmunzelte.



„Was ist?“, fragte diese irritiert.



„Vielleicht stimmt es ja wirklich“, vermutete Mulder, sprang auf und zog ein Buch aus dem Regal.



„Was? Was stimmt, Mulder?“, fragte Scully verständnislos.



„Dass Sie einem Geist begegnet sind“, entgegnete er, blätterte wild in dem Buch, bis er eine bestimmte Seite gefunden hatte und legte es dann vor Scully auf den Tisch.



„Die Legende von Jack o’ Latern“, las sie leise vor.



Mulder nickte.



„Kennen Sie die Geschichte?“, fragte er dann.



Scully schüttelte den Kopf.



„Nein, aber Sie werden sie mir bestimmt gleich erzählen.“



„Es ist die Geschichte, wie es zu dem Brauch kam an Halloween Kürbisse auszuhöhlen und zu beleuchten“, begann Mulder.

„Irgendwann vor vielen Tausend Jahren soll es in Irland einen geizigen, egoistischen Schmied namens Jack o’ Latern gegeben haben. An einem Abend vor Allerheiligen saß Jack in einer Kneipe. Ihm erschien der Teufel und wollte ihn mit hinabnehmen in sein Reich. Jack bot ihm seine Seele an für einen letzten Drink. Der Teufel stimmte zu und verwandelte sich selbst in eine Sixpence-Münze, um den Wirt zu bezahlen. Jack aber steckte die Münze schnell in seinen Geldbeutel und verschloss ihn fest. Und weil er im Geldbeutel ein silbernes Kreuz bei sich trug, konnte der Teufel sich nicht zurückverwandeln. Jack handelte mit dem Teufel: Er ließ ihn frei und der Teufel versprach, dass Jacks Seele noch 10 Jahre frei sein solle. Nach 10 Jahren, in der Nacht vor Allerheiligen, kam der Teufel zurück und wollte Jack mit sich nehmen. Jack bat ihn um einen letzten Gefallen: Seine Henkersmahlzeit solle ein Apfel sein, den der Teufel ihm pflückte. Der Teufel tat ihm den Gefallen und kletterte auf einen Apfelbaum. Jack zog blitzschnell sein Messer und schnitzte ein Kreuz in die Rinde des Baumes; der Teufel war auf dem Baum gefangen - außer Stande, Jack mit sich zu nehmen. Jack handelte abermals mit dem Teufel: Er entfernte das Kreuz und der Teufel versprach, dass er niemals Jacks Seele holen werde. Als Jack Jahre später starb, wurde ihm an der Himmelspforte der Zutritt verwehrt, weil er sein Leben lang geizig, falsch und hinterlistig gewesen war. Er wurde zu den Höllentoren geschickt. Aber auch dort wurde ihm der Eintritt verwehrt, weil der Teufel ja sein Versprechen gegeben hatte, niemals Jacks Seele zu holen. Der Teufel schickte ihn zurück woher er gekommen war - und weil es so dunkel, kalt und windig und der Weg so weit war, bekam Jack ein Stück Kohle direkt aus dem Höllenfeuer mit auf den Weg.“

„Und die legte er dann in einen ausgehöhlten Kürbis?“

„Ja, damit sie der Wind nicht ausblies. Und seitdem wandelt seine verdammte Seele mit der Laterne am Vorabend von Allerheiligen durch die Dunkelheit. Er soll noch ein paar Mal bei Petrus an der Himmelspforte um Gnade gefleht haben, bis er ihm eine Aufgabe stellte: Wenn er das Licht der Hölle, welches in seinem Kürbis brennt, zu einem Licht des Himmels macht, soll er hereingelassen werden. Ansonsten soll er bis zum Tag des jüngsten Gerichts an Halloween durch die Nacht wandern...“

„Und wie soll er dieses . . . Licht der Hölle zu einem Licht des Himmels machen?“

„Der Legende nach, funktioniert das nur durch wahre Liebe“, beendete Mulder verträumt und geheimnisvoll.

„Wahre Liebe“, flüsterte Scully ebenso verträumt vor sich hin. „Also, das ist wirklich eine schöne Geschichte, Mulder, . . . aber es ist nun mal nur eine Legende.“

„Woher wollen Sie das wissen? Vielleicht hat Ihnen ja tatsächlich Jack o’ Latern den Kürbis geschenkt.“

Scully zog die Augenbraue nach oben.

„Kommen Sie, Mulder! Das ist doch nicht ihr Ernst!“

„Warum? Sie sagten selbst, dass Ihnen der Typ seltsam vorkam und wenn Ihnen schon mal jemand seltsam vorkommt, dann muss das wirklich ein komischer Vogel gewesen sein und der Kürbis ist ja wohl wirklich außergewöhnlich schön. Allein schon das Feuer, das in ihm zu brennen scheint. Ich meine, ein normales Teelicht, kann nie so ein glutrotes Licht verursachen.“

„Mulder, . . . das ist aber nur eine Legende. Abgesehen davon, woher wollen Sie wissen, dass da ein Teelicht und nicht irgendetwas Elektrisches drin ist?“

Mulder sah sie fragend an.

„Haben Sie nicht reingesehen?“, fragte er dann.

„Nein, Mulder habe ich nicht. Weil es nämlich gar nicht möglich ist. Man kann den Kürbis nicht öffnen.“

Mulder runzelte die Stirn.

„Wie stellen Sie sich dann vor, dass man ihn ausgehöhlt und das Licht da rein gebracht hat?“

Scully zuckte mit den Schultern.

„Das habe ich mich auch schon gefragt. Aber ich nehme an, dass es mittlerweile Maschinen für so etwas gibt. Sie öffnen die Kürbisse, höhlen sie aus, fügen die Lampen ein und kleben dann das Endstück wieder so perfekt drauf, dass man kaum etwas sieht. Der Kürbis sieht dann besser aus, hält länger und das Licht ist vollkommend windgeschützt.“

„Oder, es war ein Geist, der durch die Außenwand hindurchfassen kann.“

Scullys Augenbraue rutschte wieder nach oben.

„Er hat aber nicht hindurchgefasst, Mulder. Er hat mir den Kürbis ganz normal in die Hand gegeben.“

„Er war heute auch auf der Erde, und nicht im Jenseits. Vielleicht herrschen da andere Gesetze“, mutmaßte Mulder.

„Mulder, . . . das ist . . . , selbst wenn es so war. Warum sollte er mir, seinen Kürbis schenken? Ich meine, mit wahrer Liebe ist bei mir wohl nicht viel zu holen.“

„Wer weiß das schon, Scully“, sagte Mulder und starrte auf den Kürbis vor sich, der ihn mit unheimlichem Grinsen anblickte. „Aber, egal, ob das jetzt der Kürbis von Jack o’ Latern ist, oder irgendein anderer: Danke, dass Sie ihn mir besorgt haben“, fügte er nach kurzem Schweigen hinzu. „Sie sind wirklich ein Schatz.“

„Bin ich das wirklich?“, fragte Scully nach einer kurzen Pause.

Mulder drehte sich langsam zu ihr um und sah ihr eine Weile nur in die Augen.

„Ja, das sind Sie wirklich“, flüsterte er dann bestätigend und strich Scully eine Strähne tizianroten Haares aus dem Gesicht, das im Schein des Kürbisses glänzte, wie das Rot eines Sonnenuntergangs.

Dann beugte er sich langsam zu ihr vor und ließ seine Blicke über ihr hübsches Gesicht schweifen. Diese intelligenten, klaren, blauen Augen. Diese glatte, seidige Haut mit den kleinen Sommersprossen und diese sinnlichen roten Lippen, die nur darauf warteten geküsst zu werden. Langsam näherte sich sein Mund dem ihren. Dann schlossen beide ihre Augen und spürten nur noch die weichen, warmen Lippen des Anderen und das Kribbeln in ihren Bäuchern. Dabei bemerkten sie gar nicht, wie der Kürbis neben ihnen auf dem Tisch das Glühen und das Leuchten anfing und weiße Lichtfunken nach außen zu sprühen schien, bis der ganze Raum – und wahrscheinlich auch die nähere Umgebung im hellsten, himmlischen Licht leuchteten.





Im Himmel:

Petrus betrachtete gerade durch sein großes Fernrohr das Treiben unten auf der Erde, als ihm plötzlich ein heller Lichtschimmer ins Auge fiel. Es war wie ein Feuerwerk. Leuchtend und hell. Ein Licht, wie es es nur im Himmel gab. Langsam zoomte er das Bild näher heran, bis er erkannte, dass all das viele Licht von einem einzigen Halloweenkürbis ausging, der auf einem Tisch stand und zwei Menschen dabei zuzusehen schien, wie sie sich zärtlich küssten und anlächelten, als sich ihr Lippen wieder voneinander gelöst hatten.

„Was ist eigentlich mit der Party, Mulder?“, fragte die Frau mit den tizianroten Haaren.

„Welche Party?“, lautete die Gegenfrage ihres Gegenübers.

„Die FBI interne Halloweenparty.“

„Ach so, . . . die gibt’s gar nicht.“

„Die gibt’s nicht, . . . Mulder?“

„Ich hab’s nur gesagt, dass Sie vorbeikommen, um mit mir eine private Halloweenparty zu veranstalten. Sonst wären Sie ja doch nicht gekommen. Und da gehört ja schließlich ein Kürbis dazu.“

„Mulder . . . “, begann die Frau, doch ihr Partner legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen und küsste sie erneut.

„Hat sich doch gelohnt“, flüsterte er dann.

*Er hat es tatsächlich geschafft*, schoss es Petrus durch den Kopf, als plötzlich ein lautes Klopfen am Himmelstor ertönte.

„Petrus, lasst mich ein. Ich habe es geschafft. Nach vielen tausend Jahren der Suche, habe ich es geschafft. Ich habe die wahre Liebe gefunden!“, schrie Jack, als wolle er den ganzen Himmel aufwecken.

Petrus ging zur goldenen Pforte und öffnete sie.

„Ja, Ihr habt es geschafft. Ihr habt die wahre Liebe gefunden und das Licht der Hölle zu einem Licht des Himmels gemacht. Ich hoffe, Euch ist dabei klar geworden, wie schwer sie heute auf der Erde zu finden ist – die wahre Liebe. Schließlich musstest Ihr mehrer tausend Jahre suchen.“

Jack o’ Latern nickte.

„Ja, großer Petrus. Ich weiß jetzt, dass es da unten, auf der Erde, viel zu viel Hass und viel zu wenig Liebe gibt und dass die Menschen nicht so sein sollten, wie ich damals war: egoistisch und geizig, sondern vielmehr so, wie diese Beiden: immer für einander da, sich respektierend und aufeinander vertrauend.“

Mit diesen Worten öffnete Petrus Jack das Himmelstor und schloss es hinter sich. Jack o’ Latern hatte gelernt und er hatte bewiesen, dass er jetzt, nach Jahren des Umherwanderns, würdig ist in das Reich Gottes aufgenommen zu werden.



The End!
Hoffe, mein Halloweenmärchen hat euch gefallen!

Feedback immer erwünscht!



Note 2: Na ja, das passt jetzt nicht so ganz in die Chronologie der Serie; da war ja der Millenium – Kuss der erste Kuss. Aber wer, weiß, ob sich M&S nicht schon vorher mal geküsst hatten, oder nachher. Von daher könnt ihr Euch aussuchen, wann die Geschichte spielen soll. J Und noch was: Das Siezen: ich weiß, spätestens nach dem Kuss hätten sie sich duzen müssen, aber erstens klingt das für mich irgendwie ungewohnt und zweitens haben sie sich in der Serie zu dieser Zeit, in der die story spielt auch nicht geduzt. Mal sehen, ob sie das zumindest in „The Truth“ tun. Hoffe, ihr könnt mir das verzeihen!

Mfg Mona
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