World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Blind Date

von Mona

1/1

*Mein Gott, wie konnte ich das nur tun*, fragte ich mich immer wieder, als ich auf dem Weg von der Partnervermittlungsagentur ins Büro war.

Da hatte ich gerade mein komplettes Seelen - und Gefühlsleben vor einer Frau ausgebreitet, die bestimmt 10 Jahre jünger war als ich. Wenn ich vorher gewusst hätte, das so etwas einem Seelenstrip gleichkommt, hätte ich mich von meiner Mum nie dazu überreden lassen! Eine Partnervermittlung!!!!! Mein Gott! Meine Mum war in der letzten Zeit der Meinung, dass ich mir unbedingt doch einen Mann suchen sollte. Sie meinte, diese Einsamkeit würde mir überhaupt nicht gut tun. Sogar mit Mulder wollte sie mich schon verkuppeln. Nur gut, dass er nichts davon wusste. Mulder und ich waren zwar Partner und auch sehr gute Freunde, aber sonst war da nichts. Und nachdem ich das meiner Mutter in zwei nervenaufreibenden Gesprächen erklärt hatte, meinte sie trocken: Da bleibt dann wohl nur noch eine Partnervermittlung. Ich sah meine Mutter dann wohl an, als wäre sie von einem anderen Stern, ja, so wie ich Mulder immer ansah, wenn er mit einer seiner Theorien bei mir ankam. Wie lange hatte ich versucht ihr das auszureden, sie zu überzeugen, dass ich keinen Mann brauchte und auch sehr gut alleine klar kam, aber letztenendes ging mir meine Mum so damit auf die Nerven, dass ich einfach einwilligen musste, um einen Nervenzusammenbruch zu vermeiden. Und so bin ich dann hier gelandet. Zuerst wurde mir das ganze Prozedere erklärt. Die Agentur würde einen möglichst genauen Steckbrief von mir erstellen und der Computer würde dann den passenden Partner dazu auswählen. Der möglichst genaue Steckbrief sah dann so aus:



Name: Dana Scully

Größe: 1,62

Geburtsdatum: 23.2.1964

Beruf: FBI - Agentin

Augenfarbe: blau

Haarfarbe: rot

Hobbies: Wissenschaftliche Zeitschriften, Joggen

Traummann: - (keine speziellen Vorstellungen)



Dazu kamen noch private Informationen, wie, ob ich schon mal verheiratet war, oder wie viele feste Beziehungen ich schon geführt hatte. Bei jeder Antwort musterte mich die Angestellte mit einem Blick, der mir das Gefühl gab, dass sie voll verstand, warum ich keinen Man fand. Na ja, eigentlich war ich ja auch gar nicht auf der Suche...., aber was sollte es!

Ich war so froh, als ich wieder aus der Agentur draußen war. Ich hatte sogar eine dunkle Sonnenbrille auf, nur um sicher zu gehen, dass mich niemand erkannte. Das wäre wohl das peinlichste, was jetzt noch passieren könnte. Wenn mir Skinner oder Mulder begegnen würden! Gott sei Dank, war das nicht der Fall.

Ich machte mich also auf den Weg ins Büro. Es war heute verdammt heiß und im Keller hatte sich diese Hitze noch mehr angestaut. Mulder saß vor seinem Schreibtisch, hatte die Füße auf dem Tisch liegen und hielt sich einen kleinen Handventilator vor’s Gesicht.



„Hey, Scully“, begrüßte er mich freundlich.

„Sie haben mir nicht zufällig ein Eis mitgebracht?“



„Hey, Mulder“, gab ich ebenso flapsig zurück.

„Nein, ich habe kein Eis mitgebracht. Ich fürchte das hätte den Weg hierher nicht überlebt!“



Mulder grinste mich an.



„Was ist?“, fragte ich.

„Haben wir heute gar nichts zu tun?“



„Nein“, antwortet Mulder und strich sich eine Strähne seines Haares aus dem Gesicht, die sich dort festgeklebt hatte.

„Den Außerirdischen scheint es zu heiß zu sein!“



„Nicht nur den Außerirdischen“, sagte ich leise vor mich hin, als ich mich in meinen Schreibtischstuhl fallen lies.



Eine Zeitlang schwiegen wir vor uns hin. Ich merkte, wie sich langsam kleine Schweißtropfen auf meiner Stirn und meinem Rücken bildeten. Dann brach Mulder plötzlich das Schweigen.



„Scully?“



„Mmmh?“, sagte mein Mund, doch mit den Gedanken war ich ganz woanders: Ein kühler Pool, ein Cocktail...



„Darf ich Sie mal was fragen?“



„Tun Sie doch schon“, gab ich geistesabwesend zurück.



„Würden Sie zu einer Partnervermittlung gehen?“



Schlagartig war ich wieder in der Realität. Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Zunge und konnte gerade noch einen Hustenanfall verhindern.



„Wie?“, keuchte ich.



„Na ja, nicht, dass Sie das jetzt falsch verstehen. Also, es geht hier nicht um mich, aber ein Freund von der Uni hat mich angerufen und wollte da meinen Rat!“, sagte Mulder schnell, um die Gedanken, von denen er dachte, dass ich sie mir gerade machte, möglichst schnell wieder aus meinem Kopf zu vertreiben.

„Wie er da gerade auf mich kommt, weis ich da allerdings auch nicht“, fügte Mulder noch hinzu, als ich nicht sofort antwortete.



Langsam hatte ich mich wieder etwas gefasst.

*Jetzt bloß ganz cool bleibe, Dana*, redete ich mir immer wieder zu.



„Na ja, wie alt ist Ihr Freund denn?“



„Er war mit mir auf der Uni, hat also mein Alter.“



„Und keine Freundin?“



„Na ja, nicht so richtig“, druckste Mulder herum.



„Was meine Sie mit nicht so richtig?“



„Es gäbe da schon jemanden....“



Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, als er nicht weitersprach.



„... aber, die scheint nicht so an ihm interessiert zu sein.“



„Mhhh. Wie lange kennt er sie denn schon?“



„Na ja, so einige Jahre.“



„Und da ist noch nie was gelaufen?“



„Na ja, nie so richtig. Sie sieht ihn mehr als einen.... Freund“, antwortete Mulder.



„Und Ihr Freund meint, dass da nicht mehr draus werden könnte?“



„Sagen wir, langsam gibt er die Hoffnung auf.“



„Hat sie denn einen Freund?“



„Nicht dass ich wüsste“, entgegnete Mulder.



Ich dachte kurz nach. Was sollte ich am besten darauf antworten?



„Na ja, dann sollte er es mal bei einer Partnervermittlung versuchen“, sagte ich dann.



„Meinen Sie das ernst? Ich meine, den meisten Leuten ist das doch peinlich“, fragte Mulder und spielte mit seinem Handventilator herum.



„Bevor er sein ganzes Leben einer Frau nachtrauert, die eh nichts von ihm wissen will und dann als alte Jungfer stirbt, sollte er es zumindest mal probieren“, entgegnete ich.



Mulder sah mich an und schien nachzudenken.



„Ja, vielleicht habe Sie recht“, sagte er dann.

„Ich werde ihn heute Abend gleich anrufen.“



Puh, das ist ja gerade noch mal gutgegangen! Ich dachte schon, Mulder hätte mich vielleicht doch gesehen. Warum musste er ausgerechnet heute mit dem Thema ankommen??!!



Der Rest des Tages verlief ruhig. Wir hatten nicht viel zu tun und holten uns ein paar alte Akten zum bearbeiten. Kurz nach zwei war dann auch das erledigt und da wir nichts weiter machen konnten, machten wir Feierabend.

Auch die nächsten fünf Tage verliefen so. Es war immer noch verdammt heiß und die abgestandene Luft war überhaupt nicht mehr aus dem Kellerbüro herauszubekommen!

Am Samstag früh, klingelte dann mein Telefon.



„Scully“, meldete ich mich und nahm an, dass es Mulder war. Langsam hoffte ich, dass endlich mal wieder irgendwas passieren würde, damit ich nicht mehr in dieses Büro musste.



„Dana Scully?“, sagte eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung.



„Ja?“



„Hier ist die Hot - Date Partnervermittlung. Der Computer hat ihre Angaben ausgewertet und eine passende Person gefunden. Das Treffen findet heute Abend um 20.00 statt. Ich hoffe, Sie haben noch nichts vor.“



„Wwwwiiiie?“, stotterte ich.

„Treffen?“



„Ja, das ist bei uns immer so, dass wir sofort ein Treffen vereinbaren. Ein Blind Date.“



Na, großartig. Ein Blind Date. Ich kam mir vor, wie in einem verdammt schlechten Teeniefilm. *Komm schon Dana, Augen zu und durch*, sagte mir meine innere Stimme. Vielleicht triffst du ja tatsächlich deinen Traummann.



„Sind Sie noch da?“, krächzte die Stimme, als ich nicht sofort antwortete.



„Ähh, ja. Wann sagten Sie, soll das Treffen sein?“



„Heute um 20.00 im Rossini.“



Rossini, na gut, dass klang ja schon mal nicht schlecht. Ein ziemlich gutes italienisches Restaurant. Mulder und ich gingen da manchmal in der Mittagspause hin.



„Okay“, sagte ich dann und dachte eigentlich *Oh Gott!*



„Gut, Sie werden ihn an einer roten Rose erkennen. Sie sollen eine Ausgabe der Times auf ihrem Tisch liegen haben.“



*Eine Rote Rose, wie originell*, dachte ich.



„Okay, ich werde da sein.“



„Gut, dann wünsche ich Ihnen viel Glück!“



„Danke und auf Wiedersehen!“



Ich legte den Hörer auf die Gabel und schlug die Hände vors Gesicht! Warum konnte ich bei solchen Dingen nie so ruhig bleiben wie sonst. Normalerweise konnte mich eigentlich nichts so schnell aus der Fassung bringen.

*Okay, Dana, du machst das jetzt. Schließlich hast du dafür gezahlt*, redete ich mir immer wieder ein.

Was sollte auch schon passieren. Und das ist NUR ein Essen. Wenn er mir nicht gefällt, muss ich ihn ja nicht wiedertreffen.



Mit solchen Gedanken im Kopf, duschte ich, machte meine Haare zurecht, schminkte mich ein wenig - nicht zu sehr, eben so wie immer - und zog mein kleines Schwarzes an. Damit hatte ich damals eine gute Wahl getroffen. Es war nicht allzu kurz und er Ausschnitt nicht allzu groß. Daher konnte man es auch fast zu allen Anlässen tragen.



Da ich in meiner Nervosität das Herumsitzen zu Hause einfach nicht mehr aushielt, saß ich schon eine halbe Stunde zu früh im Rossini. Ich beobachtete die Menschen die ein und aus gingen, hatte die Times auf den Tisch gelegt und sah ungefähr alle zwei Minuten auf die Uhr. Dann wieder zur Tür und wieder auf die Uhr, wieder zur Tür-



und dann stockte mir der Atem. Mulder stand auf einmal an der Tür. Mir wurde es abwechselnd heiß und kalt und wieder heiß und wieder kalt. Meine sowieso schon feuchten Finger schienen jetzt nur so vor Nässe zu triefen. Warum musste der ausgerechnet heute Essen gehen und warum ausgerechnet hier. Er dürfte mich auf keinen Fall sehen! Ich rutschte um den Tisch herum, so dass ich mit dem Rücken zu ihm saß und hoffte, dass er mich nicht erkennen würde. Diese Position hatte den Nachteil, dass ich auch nicht sah, was er machte.



*Das war wieder ne tolle Idee, Dana*, sagte ich zu mir.



Plötzlich hielt mir von der Seite jemand eine rote Rose vor’s Gesicht und eine wohlbekannte Stimme sagte:



„Frauen, die die Times lesen, sollen sehr intelligent sein.“



Ich dachte gleichzeitig: verdammte Zeitung und so eine dumme Anmache kann wirklich nur von Mulder stammen, und drehte langsam mein Gesicht zu ihm.



„Hey, Mulder! Was machen Sie denn hier?“, sagte ich lächelnd, obwohl mir eigentlich zum Heulen zumute war.



Mulder sah mich mit seinem Dackelblick völlig perplex an und sagte eine Weile erst mal gar nichts. Doch er fasste sich wesentlich schneller wieder als ich.



*Typisch Psychologen*, dachte ich, *die haben sofort wieder alles im Griff*.



„Scully, sagen Sie bloß, Sie waren auch bei der Partnervermittlung?“



Ich lies meinen Blick ein paar Sekunden durch die Luft schweifen und sagte dann:



„Ja. Sie auch?“



Mulder hatte sich inzwischen neben mich gesetzt und sah mich von der Seite an.



„Anscheinend hat uns der Computer vermittelt“, sagte er und beantwortete damit eigentlich gar nicht meine Frage.



Inzwischen hatte ich mich wieder beruhigt. Mir war weder heiß noch kalt und meine Hände waren auch nicht mehr feucht. Ich kannte Mulder schon so lange, dass es eigentlich mehr komisch als peinlich war, was uns passiert war.



„Aber ich dachte ihr Freund suchte nach....“.



Ich brach mitten im Satz ab. Mulders Freund? In meinem Gehirn arbeitete es wie in einem Uhrwerk.



„Mulder?“



„Mhmm?“



„Es ging gar nicht um Ihren Freund, oder?“



Mulder sah mir in die Augen. Langsam begriff ich alles und da fing es wieder an: Heiß, kalt, heiß, kalt....Dabei war ich aber unfähig den Blick von Mulders Augen abzuwenden.



„Scully, ich wollte Ihnen das schon lange sagen, aber da war nie der richtige Moment und wenn ich es Ihnen sagte, nahmen Sie mich nicht ernst.“



Ich musste an die Szene im Krankenhaus denken. Und an einige andere Dinge. Unsere vergangene Zeit rauschte wie im Zeitraffer durch meinen Kopf. Und dann wurde mir es schlagartig klar. Ich hatte nach keinem Mann gesucht, weil ich den richtigen schon längst gefunden hatte. Ich hatte ich genau vor meiner Nase. Und ich hatte es einfach nicht gemerkt, oder wollte es vielleicht nicht merken.



„Scully...-“ wollte Mulder weitersprechen, doch ich unterbrach ihn.



Ich legte meinen Zeigefinger auf seine Lippen und strich mit der anderen Hand durch sein haselnussbraunes Haar. Wir sahen uns immer noch in die Augen. Dann kamen unsere Lippen näher und näher. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut fühlen, meine Augen schlossen sich und unsere Lippen berührten sich. Wie oft hatte er schon versucht mich zu küssen? Nie hatte ich es zugelassen. Warum eigentlich nicht? Zunächst erkundeten sich unsere Lippen vorsichtig, doch dann wurden unsere Küsse immer leidenschaftlicher und wir vergaßen fast, wo wir waren.







The End



Bitte um Feedback!
Rezensionen