World of X

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The Final Frontier

von Mona

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Dunkel, alles um mich ist so dunkel. Wo bin ich? Was ist passiert? Ich bin wach, doch zugleich schlafe ich. Um mich herum ist es warm und weich. Bin ich etwa tot? Alles scheint so ruhig und friedlich.

Wie von weit her dringt ein konstantes Piepen an mein Ohr, ähnlich dem Ticken einer Uhr. Und das Geräusch, als ob man einen Luftballon aufbläst... dieses Rauschen, wenn die Luft an der Wand des immer größer werdenden Ballons entlang streift. Ich kenne diese Geräusche. Ich habe sie schon so oft gehört. Damals, bevor das hier alles passiert war. Plötzlich erinnere ich mich.

Ich muss in einem Krankenhaus sein. Ja, die Geräusche zeigen, dass ich noch lebe. Es sind mein Herzschlag und meine Atmung. Ich bin also nicht tot!? Doch warum kann ich meine Augen nicht öffnen? So sehr ich es auch versuche, es geht nicht! Dinge, an die man sonst nicht einmal einen winzigen Gedanken verschwendet, wie zum Beispiel dieses Öffnen der Augen, werden hier zu einem Ding des Unmöglichen. Mein Körper gehorcht mir einfach nicht. Genauso wenig wie er mir erlaubt, auch nur die kleinste Bewegung, das geringste Zucken mit dem Fingers auszuführen, um zu zeigen, dass ich nicht tot bin. Es ist, als wäre ich ein Marionettenspieler, der die Fäden seiner Puppe verloren hat. Als wäre ich nicht mehr eins mit meinem Körper. Als wäre er nur noch eine leere Hülle, ohne jeglichen Inhalt. Ich bin hier, doch gleichzeitig auch nicht. Wahrscheinlich liege ich im Koma und es ist tatsächlich so, dass man merkt, was alles um einen herum vorgeht, aber nicht darauf reagieren kann. Eine echt beschissene Lage, muss ich schon sagen.

Auf einmal fühle ich, wie ich mich immer weiter entferne. Meine Gedanken driften weg. Es ist, als ob man einschlafen würde. Man denkt nicht mehr, man merkt nichts mehr, man fühlt nichts mehr. Es wird wieder dunkel um mich. Doch ich bemerke es fast nicht. Ich bin zu schwach, um auf irgendetwas zu achten und verliere das Bewusstsein, das ich eigentlich noch gar nicht richtig erlangt habe. Doch ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Es ist, als wäre man kurz vor dem Einschlafen, obwohl man schon die ganze Zeit über einen wunderbaren Traum hat.

Und ich träume: ich fliege. Immer höher. In einem Tunnel werde ich nach oben gezogen. Ich spüre den Luftzug, der mir entgegenströmt. Doch er ist nicht kalt. Im Gegenteil er ist von der angenehmsten Wärme, die ich jemals gespürt habe. Nie hätte ich gedacht, dass man eine Temperatur als so perfekt empfinden kann. Es ist anders als früher. Da war es entweder zu kalt, oder zu warm, oder angenehm. Begriffe, die man so weit auslegen kann, die auf jeden Menschen individuell zutreffen. Aber die Temperatur, die ich hier spüre, ist das Perfekte, das das jedem Menschen angenehm sein musste. Sie ist nicht einfach nur „angenehm“, wie man das bezeichnet, sondern optimal.

Und plötzlich leuchtet ein Licht vor mir aus der Dunkelheit. Heller als das Sonnenlicht. Heller als jedes Licht der Erde. Ich komme ihm immer näher.

Da weiß ich es: Ich bin auf dem Weg in den Himmel. Nie hätte ich gedacht, dass es wirklich so ist. Die ganze Sache mit dem Tunnel und dem Licht und diesem unendlich friedlichem Gefühl, das sich in einem ausbreitet. Doch es ist war. Ebenso wie die Sache, dass das ganze Leben an einem vorbeirauscht. Ich sehe alles wie in einem Film vor mir: Meine Eltern, meine Schwester, meine Freunde an der High - School und an der Uni und . . . Scully. Sie lächelt mich an und winkt mir zu. Doch Tränen füllen ihre Augen. Und sie strahlt ein Gefühl aus... ein Gefühl, das ich nicht definieren kann. Es ist Wärme und Liebe, aber auch Angst. Unendliche Angst. Es ist die Angst, mich zu verlieren. Die Sorge, sich ihr ganzes Leben lang die Schuld an meinem Tod zu geben, da sie, eine Ärztin, nicht in der Lage war mir zu helfen. Der Ärger, mir noch etwas sagen zu müssen, etwas wichtiges, dass sie schon längst hätte sagen sollen.

Nein, ich kann nicht gehen. Ich kann sie nicht einfach zurücklassen. Ich muss dagegen ankämpfen. Ich bin noch nicht bereit zu sterben. Ich gehöre nicht in den Himmel. Noch nicht!



Would you know my name if I saw you in heaven
Would it be the same the same if I saw you in heaven?
I must be strong and carry on,
'Cause I know I don’t belong here in heaven .


Würdest du meinen Name kennen, wenn ich dir im Himmel begegnen würde?
Würde es dasselbe sein, wenn ich dir im Himmel begegnen würde?
Ich muss stark sein und weiter - machen.
Weil ich weiß, dass ich nicht in den Himmel gehöre.




Ich kann nicht ohne sie leben. Ich würde es vermissen, sie nicht jeden Tag zu sehen, ihre Stimme zu hören. Ich würde es vermissen, die Berührungen ihrer Hand nie wieder zu verspüren, wenn sie die meine flüchtig berührt, während sie mir eine Akte in die Hand gibt. Ich könnte es nicht ertragen von da oben zusehen zu müssen, wenn es ihr nicht gut ginge und nichts tun zu können. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie um mich trauern würde. Selbst unsere kleinen Streitigkeiten würde ich vermissen. Ihren skeptischen Blick, mit der nach oben gezogenen Augenbraue, wenn ich ihr wieder einmal eine meiner speziellen Theorien präsentiere.

Ich könnte es einfach nicht ertragen, sie nie mehr wieder zu sehen. Sie bedeutet mir viel zu viel. Und was sollte ich auch ohne sie machen? Wir brauchen uns gegenseitig. In den acht Jahren, die wir jetzt zusammenarbeiten, haben wir uns so an einander gewöhnt, dass wir nicht mehr fähig wären, ohne den anderen zu existieren. Wir brauchen uns, wie die Blume das Licht, die Menschen den Sauerstoff.

Niemand würde uns trennen können. Nicht einmal der da oben. War er nicht so für die Liebe?

Wie konnte er sie dann einfach zerstören?

Nein, ich würde es einfach nicht zulassen. Mich hatte noch nie gekümmert, was andere wollten und das würde es hier auch nicht tun.

Doch ich steige immer höher in die Luft. Das Licht ist jetzt schon ganz nahe. Ich krampfe alle Muskeln meines Körpers zusammen. Irgendwie muss man es doch aufhalten können! Ich werde es hier raus schaffen! Das muss ich einfach!




Would you hold my hand if I saw you in heaven?
Would you help me stand if I saw you in heaven?
I’ll find my way through night and day,
'Cause I know I just can’t stay here in heaven.


Würdest du meine Hand halten, wenn ich dir im Himmel begegnen würde?
Würdest du mir helfen, wenn ich dir im Himmel begegnen würde?
Ich werde meinen Weg finden durch den Tag und durch die Nacht,
weil ich weiß, dass ich hier im Himmel nicht bleiben kann.





Doch all meine Kraft reicht nicht aus, um es zu stoppen. Es geht einfach nicht. Es wird heller und heller und immer friedlicher. Ein Gefühl völliger Erfülltheit macht sich in mir breit. Ein Gefühl absoluter Zufriedenheit. Als hätte man einen hervorragenden Job gemacht, als wäre man erfolgreich gewesen im Leben. Als könnte man zufrieden auf sein Leben zurückblicken und mit voller Gewissheit sagen: Ja, ich habe etwas erreicht und jetzt kann ich beruhigt sterben.

Aber plötzlich laufen alle schlimmen Dinge, die mir auf Erden widerfahren sind, wie ein Film vor mir ab:

Die Entführung meiner Schwester; die Suche nach ihr, auf der ich mir immer wieder Hoffnung machte sie wieder zu finden und wie diese Hoffnung dann für immer zerstört wurde; die vielen Dinge, die ich zusammen mit Scully durchgemacht hatte. Die Angst, die ich um sie hatte, als sie fast an Krebs starb. Nein, ich halte das nicht aus. All diese schrecklichen Gefühle: Angst, Trauer, Verzweiflung, Enttäuschung… Ich will nur Frieden. Vielleicht wäre es nicht einmal schlecht, einfach nachzugeben. Im Himmel gibt es keine Tränen, keine Angst, nur Frieden!




Time can bring you down, time can bend your knees.
Time can break your heart, have you begging ...please.


Zeit kann dich kaputt machen, Zeit kann dich in die Knie zwingen
Zeit kann dein Herz brechen, dich um etwas bitten lassen.



Beyond the door, there’s peace I’m sure
And I know there’ll be no tears in heaven


Hinter dieser Tür ist Frieden, da bin ich mir sicher
Und ich weiß, dass es im Himmel keine weiteren Tränen geben wird.




Aber nein, was denke ich hier eigentlich? Machen die hier eine Gehirnwäsche mit jedem Neuankömmling? Ich hatte noch unerledigte Dinge auf der Erde. Wurde man nicht zum Geist, wenn man noch nicht alles da unten erledigt hatte?

Doch plötzlich verändert sich etwas. Das Licht ballt sich irgendwie zusammen. Es wird zu einem schmalen, leuchtendem Punkt, einem Stern. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Scully, in dem ich ihr sagte, dass die Sterne die Orte sind, wo alle Seelen zu Ruhe kommen. Ihr Licht reist durch die Zeit, viele tausend Jahre. Vielleicht ist es das einzige auf der Welt, das nie stirbt. Das hatte mir Sam damals erzählt. Sie war eines dieser Sternenkinder. Doch nach dem Treffen war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich mir nicht alles nur eingebildet hatte. Wahrscheinlich nicht! Ist das vielleicht mein Stern?

Aber er verwandelt sich weiter. Es ist wie eine Explosion. Wie ein Feuerwerk. Und plötzlich steht sie vor mir: Samantha. Sie ist von dem hellen Licht des Sternes umgeben. Um sie herum sprühen Funken und sie trägt ein langes weißes Gewand.



„Hey, Fox!“, sagt sie zu mir.


Nein, sie spricht nicht. Es ist mehr wie Telepathie. Ich kann sie hören, ohne dass sie etwas sagt. Ihre Worte sind einfach in meinem Kopf. Ich würde ihr auch gern etwas sagen, doch mir fehlen einfach die Worte. Noch nie hatte ich so etwas Schönes gesehen. Sie sah aus, wie ein Engel, den man aus den typischen Beschreibungen kennt.


„Du hättest nicht erwartet, mich hier wieder zu sehen, oder?“, fragt sie mit einem Lächeln im Gesicht, das wie das Strahlen der Sonne war.


Ich schüttelte den Kopf.


„Hör zu! Ich komme von unserem Boss.“, sagt sie und blickte nach oben.

„Er sagte mir, dass wir hier Ärger mit einem Neuankömmling hätten. Noch nie hätte er einen solchen Sturkopf hier gehabt. Spätestens nach dem Durchleben aller irdischen Qualen, wären die meisten Menschen gern gestorben. Aber du nicht. Er sagte, er hatte noch nie jemanden kennen gelernt, dem so viel an seinem Leben lag. Und damit hatte er auch noch nie jemanden getroffen, dem so viel an seinem Geschenk, dem Geschenk des Lebens lag. Und ich muss sagen, du hast ihn schwer beeindruckt. Und als er dann auch noch sah, dass auch anderen so viel an deinem Leben liegt, dass sie lieber selbst sterben würden, als dich sterben zu sehen, da konnte er nicht anders: Er sagte, ich soll dich sofort zurückschicken. Deine Zeit sei wirklich noch nicht gekommen. Da hat dich deine Sturheit wirklich einmal weitergebracht!“, sagt sie grinsend.



„Also, Bruder Herz, bis irgendwann dann. Und bitte vergiss nicht, deine unerledigten Dinge sofort zu erledigen, wenn du wieder da unten bist!“, fügt sie mit einem breiten Grinsen und mahnendem Finger hinzu und winkt mir zum Abschied.



Ich sehe sie immer noch staunend an. Doch ihr Bild verblasst mehr und mehr. Schließlich ist nur noch der kleine Stern zu sehen und ich falle tiefer und tiefer und dann ist alles um mich wieder dunkel. Erneut dringt das Piepen der Herzschlagüberwachungsmaschine und das monotone Blasen des Beatmungsgerätes an mein Ohr. Diesmal aber lauter als zuvor. Ich bin nicht mehr so weit davon entfernt. Ich bin wieder da. Fest in meinem Körper. Ich habe es geschafft. Die Ärzte nennen es wohl „über den Berg sein“.

Ich spüre eine warme Hand auf meiner liegen. Ich muss die Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass es Scullys ist. Sie muss wohl die ganze Zeit hier gesessen sein. Sam sagte, „es gibt da unten Menschen, die lieber selbst sterben würden, als dich sterben zu sehen“. Sie konnte nur Scully gemeint haben. Also hat sie mir wieder einmal das Leben gerettet. Auch wenn es ihr nicht bewusst ist.

Ich genieße es einfach ein paar Sekunden lang die Wärme ihrer Hand zu fühlen und das Gefühl, wenn sie mit ihrem Daumen über meine streicht.

Doch dann muss ich sie einfach ein Zeichen geben, dass ich wieder da war. Würde es diesmal funktionieren? Würde ich meine Hand bewegen können?

Ich konzentriere mich und . . .

es funktioniert. Ein sanfter Ruck geht durch meine Hand. Er wäre wahrscheinlich nicht aufgefallen, hätte Scully nicht ihre Hand auf der meinen ruhen lassen.

Sie schreckt hoch und sieht mich mit großen Augen an, als ich meinen Kopf etwas bewege und langsam die Augen öffne.



„Hi!“, begrüßt sie mich schluchzend.



Es ist ein unendlich schönes Gefühl in ihre Augen zu sehen. Es muss viel Zeit vergangen sein, seit wir damals nach Oregon fuhren. Das ist das letzte, an das ich mich erinnern kann. Ihre Haare sind ein ganzes Stück gewachsen. Unter ihren Augen verlaufen dunkle Ringe und überhaupt sieht sie ziemlich erschöpft aus. Sie muss sich wohl unendliche Sorgen gemacht haben. Tränen steigen in ihre Augen und laufen ihre Wangen hinunter. Es ist, als ob eine zentnerschwere Last von ihr abfällt. Doch ich kann nicht anders. Ich muss ihr einfach einen Streich spielen. So wie wir das öfters miteinander taten. So sage ich:



„Wer sind Sie?“



Sie sieht mich erschrocken an. Als würde ihr schlimmster Albtraum war. Doch als ich grinse, merkt sie, dass ich sie hereingelegt hatte.



„Oh mein Gott! Tun Sie mir das nicht an!“, sagt sie, legt ihren Kopf auf meine Brust und fängt fürchterlich zu weinen an.



Es ist alles wieder so wie früher!



Would you know my name if I saw you in heaven?
Would it be the same if I saw you in heaven?
I must be strong and carry on,
Cause I know I don’t belong here in heaven


Würdest du meinen Namen kennen,
wenn ich dir Im Himmel begegnen würde?
Würde es dasselbe sein,wenn ich Dir im Himmel begegnen würde?
Ich muss stark sein und weitermachen.
Weil ich weiß, dass ich nicht hier in den Himmel gehöre.






The End





So, ich hoffe, Euch hat die Story gefallen!
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