World of X

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FTE - Possession (1)

von Jenna Tooms

Kapitel 1

Besitz / Possession







Die Nacht ist mein Begleiter und Beschützer mein Führer – werde ich für immer

hier verbleiben und nicht zufrieden sein?



1.



Als ich eintrete in den Shakesphere‘s Pub, ist sie schon an einem Tisch, wartend auf mich. Ich verweile für einen Moment und schaue sie an – die spätnachmittagliche Sonne trifft sie genau, setzt goldene Glanzpunkte auf ihr Haar und ihre Haut. Sie liest eine Akte, ihre Augenbrauen in Konzentration zusammengezogen, jeden Zentimeter eine Agentin von ihrer gerahmten Brille bis zu ihren niedrigen Schuhen.



Sie ist so wunderschön, das es wehtut. Wenn ich sie so sehe wie jetzt, will ich sie in meine Arme nehmen und sie von all dem Übel und den Gefahren dieser Welt schützen. Aber ihre Zerbrechlichkeit ist trügerisch. Sie ist stärker als ich. Sie ist meine Stärke. Und wenn ich sie so anschaue, verliebe ich mich wieder ganz und gar in sie, zum wahrscheinlich tausendsten Mal.



Sie schaut hoch und sieht mich, und lächelt und legt den Fall zur Seite. Wir haben eine unausgesprochene Vereinbarung, das die Arbeit an der Tür von Shakesphere’s Pub endet.

Alle anderen Plätze sind in Ordnung. Ich mache mich auf den Weg zu ihrem Tisch und widerstehe dem Drang, sie auf die Wange zu küssen, als wenn wir ein Ehepaar wären, die sich auf einen Drink treffen, bevor sie zusammen nach Hause gehen. Ich weiß nicht, was sie tun würde, wenn ich sie hier küssen würde. Die Zeiten in denen ich sie geküsst habe, waren von aufwühlender Emotionalität, und völlig privat.



Dass sie mich gefragt hat, ob wir uns hier treffen, erzählt mir, dass dies hier ebenso aufwühlend werden dürfte. Wir hatten keinen Drink zusammen, seit Pendrell erschossen wurde - seit er die Kugel auffing, die für sie bestimmt war. Die Dinge wurden anders zwischen uns, seit ihr Krebs sich zurückgebildet hat - nicht angespannt oder belastet, nur anders. Manchmal fühle ich mich ,als ob sie auf etwas wartet. Ich weiß nicht auf was - oder wen - sie wartet. Ich habe Angst zu fragen.



Eine Kellerin kommt und nimmt meine Bestellung auf. Scully hat ein halbleeres Glas Weißwein, welches mehr ist, als ich sie bisher trinken gesehen habe. Keiner von uns trinkt viel - keine Zeit, kein Verlangen, kein Bedürfnis. Sie lächelt mich wieder an, nervös. Wir haben nicht mehr gesagt als Hallo. Ich frage mich, was in ihrem Kopf vorgeht, und die schlimmst möglichen Szenarien blitzen durch meinen Kopf: Ihr Krebs fängt wieder an zu wachsen, sie hat Krychek oder den Krebskanditanten gesehen, Frohike hat die Linie überschritten von Verehrung zu Belästigung. Ich platze heraus, aus reiner Nervosität "So, was ist auf Deiner Weihnachtsliste, Scully?"



"Oh, die üblichen Dinge, Bücher, Filme, CD's. Zeug, mit dem ich den Rest des Tages verbringen werde, um es irgendwo einzukaufen. Was ist auf Deiner?"



Du, denke ich hilflos und bekomme ein geistige Vorstellung von Scully in einem dieser sexy Elfenkostüme, grinsend und sie sagt "Nun, warst Du ein guter Junge, Mulder, oder ein sehr böser?" Oh Mann. Ich muss mehr herauskommen. "Nichts", sage ich. "Ich bin jüdisch, erinnerst Du Dich?"



"Auf deiner Chanukah-Liste dann. Ich denke, ich kann wieder acht Geschenke für Dich besorgen dieses Jahr." Sie lächelt mich über den Rand ihres Weinglases an und nimmt einen Schluck.



"Uhm, Urlaub. Ich denke, dass ist, was ich am meisten von allen mag dieses Jahr."



"Du? Einen richtigen Urlaub? Wow." sie fügt trübsinnig hinzu. "Meine Mutter geht nach San Diego dieses Jahr, um meinen Bruder Bill zu besuchen. Sie wollen, dass ich auch komme, aber..."



"Aber?"



"Also, es ist irgendwie albern von mir."



"Erzähl es mir."



Sie seufzt und reibt mit ihrem Finger über den Rand ihres Glases. "Meine Schwägerin erwartet ein Baby. Ihr erstes. Tatsache ist, dass es jeden Tag soweit sein kann. Ich freue mich auch für sie und ich liebe es Tante zu sein - Charlies Kinder sind goldig - aber ich will mich nicht gerade jetzt damit auseinandersetzen. Ich habe...andere Dinge zu erledigen." Sie wirft mir einen schnellen Blick zu und schaut dann wieder zurück auf ihr Weinglas, ihren Kopf auf ihre Hand gestützt.



Zeit um das Thema beim Schopf zu packen, denke ich. "So was liegt Dir auf der Seele?", sage ich, mein Magen ballt sich vor Furcht zusammen.



"Ich muss Dich um einen Gefallen bitten."



Einen Gefallen. Das hört sich viel versprechend an. "Natürlich, was willst Du?"



Sie schüttelt den Kopf, nimmt einen Schluck von ihrem Glas. "Du wirst mehr wissen müssen, bevor Du Dir eine Meinung bildest!"



"Dann erzähl es mir!"



"Nicht hier. Zuerst muss ich Dich mitnehmen,damit Du Dich mit jemanden triffst." Sie nimmt einen anderen Drink und sagt in ihr Glas, "Meinen Therapeuten."



"Ich wusste nicht, dass Du in Therapie bist."



"Für die vergangenen zwei Jahre, bei diesem. Er ist ein...Spezialist. Ich war davor bei einem normalen Therapeuten. Schau" sie nimmt einen tiefen Atemzug,"es ist kompliziert und ein bißchen peinlich, und definitiv nichts worüber ich in der Öffentlichkeit reden will."



"Okay, sicher, ja. Wann dann?"



"Ich habe einen Termin heute Abend um acht. Kann ich Dich um sieben Uhr dreißig abholen?"



"Sicher", die Kellnerin bringt endlich meinen Drink und ich lächele sie dankbar an. Ich sage zu Scully, "So wann finde ich heraus, worum es überhaupt geht?"



"Mein Therapeut wird es Dir erzählen." Aus irgendeinem Grund wird sie rot. Sie steht mit den Worten auf, "Entschuldige mich", und geht zu den Toiletten.



Da ist ein Lippenstift-Abdruck auf ihrem Weinglas. Ich schaue mich flüchtig um, um sicher zu gehen, dass niemand herschaut - obwohl es scheint, dass es immer jemand tut - und nehme ihr Glas auf. Ich nehme einen Schluck ihres Weines, meinen Mund da, wo ihrer war. Yep, Leute, Fox Mulder ist ein verliebter Mann. Und wenn irgendjemand herschauen sollte, sieht es nur so aus, als ob ich ihren Wein probiere.



Das ist das fünfte Mal, dass ich das mache. Zwei Sodas und zwei Tassen Kaffee waren die anderen Male. Sie mag Cherry Coke und eine Sahne in ihrem Kaffee. Der Wein ist süß. Wenn ich sie küsse - und eines Tages werde ich das tun - wird sie wie das schmecken. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht wird sie nach etwas völlig anderem schmecken, nach etwas das grundlegend Scully ist, nach etwas, das keinen Namen hat, außer Scully.



Sie kommt aus der Toilette und schließt sich mir wieder am Tisch an. Ihre Röte ist verschwunden. Wenn sie bemerkt hat, dass der Pegel ihres Drinks gefallen ist, sagt sie es nicht. Sie nimmt einen Fünfer aus ihrem Geldbeutel und sagt, "Ich habe noch einige Dinge zu erledigen vor heute Abend, wirst Du meine Rechnung bezahlen?"



"Werde ich. Geh' ruhig."



"Mulder -"



"Streite nicht mit mir," sage ich, lächelnd. Ist die Rechnung übernehmen eine romantische Geste? Wenn sie es ist, bin ich ihr König.



"Du und deine unmoderne Ritterlichkeit," beginnt sie, aber ihre Stimme wird schleppend und sie beugt sich herüber und gibt mir einen Kuss auf meine Wange. "Manchmal ist es sehr liebenswert," sagt sie in mein Ohr und geht.



Oh, ja. Ich liebe diese Frau. Wenn ich es nicht schon davor getan hätte, dann würde ich es jetzt tun.



2.



Sie klopft an meine Apartmenttür um genau 19.30Uhr, und ich öffne die Tür, während ich noch mein Shirt in meine Hose stopfe. Wir beide haben uns für Freizeitkleidung entschieden, obwohl sie immer noch modisch genug aussieht, um eine Seite in irgendeinem Modemagazin zu zieren. Gut, ich denke so, ist auch egal. Wenn ich modisch bin, dann nur durch unterlassen.



Sie wartet im Flur, während ich meine Schuhe anziehe und meine Jacke schnappe. Ihre Unterlippe ist rot, als wenn sie darauf herumgebissen hätte, und ihre Hände sind in ihren Manteltaschen vergraben. Sie nimmt meinen Arm, als wir hinausgehen, dass ist neu, und ich denke, was kann ihr an mir solche Angst einjagen, das ich darüber mit ihrem Therapeuten reden muss? Sie hat mit meinem geredet. Sie *ist* meiner gewesen, ein oder zwei...duzend Mal.



Wir steigen in ihr Auto ein und beginnen die Fahrt. Da ist etwas unvereinbares zwischen Scully und ihrem Auto. Es ist ein Ford Explorer, er ist um einiges größer, wie sie ihn braucht, ein Auto um kleine Sportteams und Pfadfinder-Truppen zu befördern. Es ist schwieriger zu analysieren, als etwas phallisches, wie einen Porsche oder ein Prowler, und ich weiß nicht ganz, wie ich es deuten soll.



Wir fahren schweigend, ausgenommen das Radio. Sie hat es auf eine Klassik-Rock-Station eingestellt, vielmehr ein Zugeständnis an meinen Geschmack als an ihren, und sie gibt mir nicht ihr gewöhnliches Augenrollen, als ich beginne mitzusingen. Ich fange an mich zu wundern, was genau dieser Gefallen, um den sie mich bat, zur Folge haben wird. Sie ist fast zu nett.



Wir halten vor einem zurückhaltenden Bürogebäude an. Scully macht keine Bewegung, um auszusteigen, nur das automatische Ausmachen des Motors, dann sitzt sie ruhig, ins Nichts starrend. Ich schaue sie an, wartend.



Letztendlich sagt sie sanft, "Ich versuche mir vorzustellen, wie das Morgen wird, Mulder, und es ängstigt mich"



"Scully, auch dein tiefstes, dunkelstes Geheimnis würde nichts daran ändern, wie ich über Dich denke."



Als sie mich anschaut sind ihre gewöhnlich klaren, glänzenden Augen undeutbar. "Einige meiner Geheimnisse sind ziemlich dunkel, Mulder," sagt sie ruhig und steigt aus dem Auto aus.



Die Praxis ist auf der fünften Etage, mit einem einfachen Namensschild. Terence Sherman, Ph. D. Würde, in kleinen Lettern geschrieben, "Sexuelle Beratung"



"Sexuelle?" sage ich. "Er ist ein Paartherapeut?"



"Er berät Paare," sagt Scully ausweichend, die Türe aufdrückend.



"Bin ich in Schwierigkeiten?" sage ich, und erhalte endlich ein Lächeln von ihr.



"Dass steht Dir zur Auswahl. Hi, Janine," sagt sie zur Sekretärin.



"Hi, Dana. Nimm Platz." Sie drückt die Gegensprechanlage und sagt, "Dana ist hier, Doktor."



Die Praxistür öffnet sich und der Doktor kommt heraus. Er ist vielleicht fünfzig, mit silbergrauen Haaren und scharfsinnigen Augen. Er begrüßt Scully mit zweihändigem Händeschütteln, dann streckt er eine Hand zu mir aus.



"Sie müssen Mulder sein," sagt er sanft, und schüttelt meine Hand. Fest. Dass ist gut. "Ich habe schon viel über Sie gehört."



"Nichts Gutes, hoffe ich," sage ich, und er lacht.



"Ich verstehe," sagt er zu Scully, die meine Hand drückt und lächelt. "So," er geht uns beiden voran, "wenn sie nicht ihre Meinung geändert haben, Dana," sie schüttelt ihren Kopf, drückt meine Hand nochmals und lässt mich gehen, und ich folge dem Doktor in sein Büro.



"Doktor," beginne ich.



"Bitte nennen Sie mich Terence."



"Okay. Terence. Ich habe keine Ahnung, was hier los ist. Ich habe nicht mal gewusst, dass Scully in Therapie ist bis heute."



"Gut, Teil von Danas Problem ist eine -- nein, ich sollte mit dem Anfang beginnen. Dana ist in Therapie wegen Frigidität."



Ich starre ihn für einen Moment an, bevor ich sprechen kann, "Scully? Frigide? Sie machen Witze."



"Ich berate sie jetzt seit zwei Jahren, Mulder. Und davor war sie in einer normalen Therapie für drei Jahre. Sie ist eine sehr geplagte junge Frau."



"Aber sie ist so -- so --" Er zieht seine Augenbrauen hoch, als ich nach dem Wort suche, und letztendlich sage, "Leidenschaftlich. Sie ist so leidenschaftlich."



"Bei ihrer Arbeit, ja. Sie kanalisiert einen großen Teil ihrer Energie in ihre Arbeit. Dana erzählte mir, dass sie Psychologie studiert haben, so werde ich mich kurz fassen. Danas erste sexuelle Erfahrung war eine Vergewaltigung bei einem Date."



"Shit," sage ich leise.



"Welche sie vor jedermann versteckt hat, einschließlich Ihrer Eltern und ihrem ersten Therapeuten bis nahe zum Ende ihrer Zusammenarbeit. Sie hatte drei Liebhaber, seit der Zeit als sie zwanzig war bis jetzt, und keiner von ihnen war fähig, sie zum Orgasmus zu bringen. Dana betrachtet sich selbst, als unfähig Sex zu genießen. Sie erzählte mir, dass sie in den unschuldigsten romantischsten Situationen, Flashbacks hätte -- nicht nur von ihrer

Vergewaltigung, sondern auch von Dingen, die sie zusammen bei ihrer Arbeit erlebt haben.“



"Donnie Pfaster," sage ich nach einem Moment.



"Diese Fälle waren nicht heilsam für ihre Psyche."



Ich hatte mich auf die Couch fallen lassen, und jetzt lehnte ich mich vor. "Scully sagte, dass sie mich um einen Gefallen bitten möchte."



"Gefallen," lächelt er, "das ist eine interessante Art es zu nennen. Dana und ich fühlen, dass sie einen Punkt erreicht hat, wo sie bereit ist, es nochmals zu versuchen, mit jemanden, den sie gern hat und dem sie vertraut. Bei unseren gemeinsamen Unterhaltungen hat sich für mich herauskristallisiert, dass diese Person Sie sind."



Es ist beinahe so, als ob er mir Scully auf dem Silbertablett präsentiert, trotz der Ernsthaftigkeit dieser Offenbarung, grinse ich. Ich kann mir wenigstens drei Männer denken, die ihren rechten Arm für diese Möglichkeit geben würden.



Terence hebt eine Hand. "Mulder, versuchen und verstehen sie es. Das ist keine Frage ihrer sexuellen Potenz. Es geht um Danas Vertrauen in sie. Was sie von Ihnen braucht, ist Geduld, Zärtlichkeit und Bereitschaft sich in ihrem Tempo zu bewegen."



"Ich weiß," sage ich, aber ich kann nicht aufhören zu grinsen.



"Sie sind sehr enthusiastisch," bemerkt er.



"Yeah. Die Sache ist, ich liebe sie.



Er lächelt und nickt. "So ist es natürlich um einiges besser. Erzählen sie ihr das. Soll ich sie reinbringen?"



"Ich bin bereit," ich wische meine Hände an meiner Jeans ab, als er in das Wartezimmer geht. Er und Scully reden mit gedämpften Stimmen für einen Moment, und dann kommen sie in das Büro, seine Hand auf ihrer Schulter.



Mein Grinsen verschwindet, als ich ihr Gesicht sehe. Sie ist knallrot, erinnert mich an die Farbe von Wein auf Porzellan, und es sieht so aus, als ob sie auch geweint hätte. Sie setzt sich neben mir nieder, aber sie schaut mich nicht an, und sie faltet ihre Hände fest in ihrem Schoß.



Terence sagt weich, "Mulder und ich haben ein wenig geredet, Dana. Er will Dir helfen." sie nickt und er sagt ermutigend, "So was möchtest Du ihm erzählen?"



"Mir ist das so peinlich," stöhnt sie und bedeckt ihr Gesicht mit ihren Händen.



"Dana, das sollte nichts sein, was in Dir Verlegenheit hervor ruft. Du hast zu hart und zu lang gearbeitet, um diesen Punkt zu erreichen. Hast Du Angst?"



"Ja," sagt sie scharf, ihr Kopf geht ruckartig hoch. "Dieser Mann -" sie zeigt auf mich, aber spricht mit Terence - "war meine Unterstützung und mein Halt in den fünf Jahren und jetzt springe ich ihn damit an und es fühlt sich einfach - es fühlt sich -"



"Wenn es sich falsch anfühlt, sag es so," sagt Terence, und ich verstehe plötzlich diese Wendung, 'das Herz ist eines jeden Kehle/Hals'
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