World of X

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First Kiss

von Jenna Tooms

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Sie küssen sich.



Sie küssen sich, als wären sie zwei Ertrinkende, die verzweifelt nach dem rettenden Seil greifen. Sie küssen sich wie Hungernde, die sich nach einem prächtigen Mahl sehnen. Sie küssen sich, als würde jeden Moment eine feindliche Armee einfallen, die sie für immer trennte. Sie küssen sich, als hätten sie die Ewigkeit für sich, um die Geschmäcker, die Konturen, die Gerüche und die Veränderungen in sich aufzunehmen.



Sie ist die Erste, die den Kuss unterbricht. Zitternd und nach Luft schnappend klammert sie sich an ihn, tief in seiner Umarmung versinkend, unfähig ihm in die Augen zu sehen.



Die Zukunft steht in ihnen, und das erschreckt sie.



Sie war keine Frau, die leicht zu erschrecken ist. Und das ist ihr auch bewusst. Aber die Gewissheit, dass es nun keine Entscheidungen mehr zu treffen gibt, verunsichert sie.



Er wartet geduldig während er zart mit seiner Hand über ihr Haar streicht. Er war ihr Beispiel für die dünne Linie zwischen Torheit und Mut. Im Moment löste sein Mut ein seltsames Gefühl ihn ihr aus.



Er war furchtlos, denn er hatte mehr Zeit gehabt, all die Möglichkeiten zu überdenken, zu überlegen was richtig war.

Er gehörte viel länger ihr, als sie ihm gehörte...

Manchmal war sie eifersüchtig auf dieses Gefühl gewesen, und wünschte sich, es ändern zu können.



Sie immer noch fest an sich gedrückt wartet er.



Sein Körper ist stark und warm, und er riecht nach Aftershave und Kaffee. Sie reibt ihre Wange an dem Stoff seines Hemdes, und beginnt seinen Geruch in sich aufzunehmen. Sie denkt daran, wie oft sie sich Sorgen um ihn gemacht hatte, wie oft sie um ihn fürchtete. Sie weiß, obwohl er nichts sagt, dass er sich Gedanken über sie macht. Sie weiß, dass er glaubt, sie würde ohne ihn viel besser zurecht kommen, als er ohne sie. Doch im Moment war sie sich nicht mehr sicher, ob dies der Wahrheit entsprach...



Es ist mehr als Liebe!, hallt es durch ihren Kopf.



Es ist nicht die Art von Liebe, die in einem Liebeslied beschrieben wird. Es ist nicht die Art von Liebe, die wächst und wächst. Es ist die Art von Liebe, die sie verzehrt, die sich abnützen wird.



Sie glaubt, dass es vielleicht besser so ist. Das es besser ist, dass ihre gemeinsame Zukunft nur kurz sein würde, um sich dann klar zu machen, dass dies hier auf keinen Fall richtig sein konnte.

Seine Küsse sind zart und unaufdringlich. Er lässt ihr Zeit, um über all das, was hier geschieht, nachzudenken. Er weiß, dass sie nicht die Art von Frau ist, die man so einfach zu etwas zwingen kann... Und er will es auch nicht. Er hat alles in seiner Macht stehende getan, um sie zu überzeugen. Nun liegt es an ihr.



Sie empfand es schon immer für schwierig zuzugeben, dass sie Hilfe brauchte. Sie wurde so erzogen, ihre eigenen Schwächen zu vernachlässigen und den Schwächeren um sich herum zu helfen. Sie mag das Gefühl nicht, von jemandem abhängig zu sein. Doch nun kommt die Zeit, in der sie Hilfe braucht. In der sie jemanden braucht. Nicht um Tag aus Tag ein glücklich zu sein. Nicht um das Glück eines anderen zu schützen. Das Gefühl ist einfach da, und es wäre falsch und grausam dieses Gefühl zu verleugnen.



Irgend etwas in ihrem Inneren entfaltet sich, wie eine aufblühende Rose, und sie lächelt.

Sie werden sich nacheinander verzehren; sie werden einander halten; sie werden füreinander kämpfen, wie sie es immer getan haben, doch jetzt mit anderen Waffen, die ihnen nun zur Verfügung stehen; und da werden Tage sein, an denen sie den Anblick des anderen meiden werden, so wie immer.



Immer noch fest an ihn geschmiegt, versinkt sie noch tiefer in ihren Gedanken.

Er ist nun meine Nahrung. Er wird mir das zehnfache von dem zurück geben, was er sich nimmt. Wir werden einander verlassen, um Raum zum Atmen zu finden, um dann wieder herbei zueilen und unseren Atem wieder zu finden.



Sie beginnt zu lachen, und er dreht seinen Kopf so, dass er ihr in die Augen sehen kann.

„Was ist?“



„Ich habe nur gedacht“, antwortet sie, während sie in die gold-grünen Tiefen seiner Augen blickt, „wie schön es doch wäre, dich jeden Morgen neben mir zu sehen, wenn ich aufwache.“



Er ist auf seine Art schön, und sein Lächeln macht ihn noch attraktiver. Da er das nicht sehr oft tat, schätzte sie es, wie eine kostbare Perle.

„Ja“, antwortet er lächelnd „ist es das was du willst?“.



„Ja“, das war, was sie wollte. Sie zweifelte nicht einen Moment mehr daran, dass sie es wollte.

Zukunft, mach was du willst! Sie hatte gefunden, was sie brauchte, um wieder zu leben. Was sie brauchte, um zu leben. „Das ist was ich will.“



Er hebt seine Hände und umfasst ihr Gesicht. Im Moment der Berührung schließt sie die Augen, genießend wie den ersten Schluck des Weines. Etwas war sicher: das Verlangen nach seiner Haut auf der ihren würde niemals erlöschen.



Wieder finden ihre Lippen den Weg zueinander und sie küssen sich.






THE END
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