World of X

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Only the Pure in Heart

von Jenna Tooms

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Sie hatte noch spät gearbeitet. Ja, dass würde es erklären. Sie arbeitete bis spät und war müde und der ganze Kaffee, den sie getrunken hatte, musste sie irgendwie beeinflusst haben. Zu viel Zucker. Sie halluzinierte. Das musste es sein.



Oder vielleicht war das ein praktischer Scherz. Jemand musste mitbekommen haben, wie sie darüber gescherzt hatte, dass man nach einer bestimmten Dauer von Enthaltsamkeit seine Unschuld zurückbekommen würde, und hat sich dann schließlich dazu entschlossen, ihr diesen zugegebenermaßen unheimlichen und irgendwie auch grausamen Streich zu spielen.



Egal, welche Begründung sie auch finden würde, wie immer, würde es trotzdem nicht die Tatsache erklären, dass dort, mitten auf dem Flur im sechsten Stock des J. Edgar Hoover Building, ein Einhorn war.



Es war klein, ein gutes Stück kürzer als ein Araber aber größer als ein Pony und auch zierlicher. Sein Hals und seine Beine waren gut bemuskelt, aber seine Hufe wirkten fast zu schwer für seine gebrechlichen Knöchel. Seine Mähne war weiß und Silber, gelockt bis über seine Rücken und in seine klaren, silber schimmernden Augen fallend. Es gab keine Zeichen von einem Sattel auf seinem schneeweißen Rücken.



Das Horn war mitten auf seiner Stirn plaziert, gerade über seinen Augen. Es war lichtdurchlässig und weiß wie Milch, gewellt wie der Schwanz einer Schlange. Die Spitze wirkte scharf und gefährlich.



Das Einhorn sah Scully durch seine Mähne hindurch an und nickte sanft. Es stand neben ihrem Schreibtisch, zwischen einem Aktenschrank und einem Garderobenständer, und in dem dunklen Büro schien es so, als ob das ganze Licht bloß von der Spitze seines Hornes käme. Und nicht einmal ein gewöhnliches Licht, sondern glitzernd und fast schon strukturell.



"Das ist nicht witzig", sagte Scully mit einer viel sanfteren und mehr zitternden Stimme als ihr lieb war.



Das Einhorn warf seinen strahlenden Kopf hin und her, samtblaues und silbernes Licht in dem düsteren Büro verbreitend.



"Das kann nicht wahr sein", flüsterte Scully, den vergessenen Kaffeebecher in ihrer Hand umklammernd, sie schloss ihre Augen und sagte mit zusammengepressten Zähnen, "Ich ... sehe ... das ... nicht."



Sie öffnete ihre Augen. Das Einhorn war immer noch da, klein und hübsch und zerbrechlich und verwundbar und vielleicht...vielleicht...echt...?



Scully schritt auf das Einhorn zu und es tänzelte mit seinen panzerartigen Hufen, doch es wich nicht zurück. Sie stellte ihren Kaffeebecher auf den Schreibtisch und ging einen weiteren Schritt auf es zu. Es sah sie an und hob den Kopf.



Sie berührte vorsichtig seine samtweichen Nüstern. Das Einhorn schnaubte in ihre Hand und sie streichelte seine Stirn und seinen starken Hals, seine gelockte Mähne und seinen weichen Rücken. Sein Fell war weicher als alles, was sie sich vorstellen konnte und duftete nach Rosen.



Mutiger jetzt, vergrub Scully ihren Kopf in seine Mähne und atmete den Duft ein. Sie küsste es auf seine Nüstern und kraulte es unter seinem Maul. Sie flüsterte, "Wer bist du? Woher bist du gekommen? Das ist so verrückt." Das Einhorn rieb seine Nüstern gegen ihre Seite als wolle es antworten.



Zögernd, nur mit ihrer Fingerspitze, berührte Scully das Horn. Es war kalt und hart, wie Marmor und ebenfalls so geädert wie dieses, dünne blaue und goldene Spinnweben auf dem weiß. Die Spitze schnitt ihren Finger und ein purpurroter Tropfen Blut trat hervor.



"Das wird mir hoffentlich eine Lehre sein", flüsterte Scully und leckte das Blut von ihrem Finger. "Oh, bist du schön. Du bist so wunderschön." Sie streichelte und küsste es weiter, seinen reinen wundervollen Duft riechend und es schnaubte in ihr Gesicht und an ihre Seiten und sanfter den je, gegen ihre Brüste.



Scully hörte Schritte den Gang entlang näher kommen und sie sah besorgt zur Tür. Drei Leute gingen vorbei, sich über das Spiel der Jets unterhaltend und als sie gegangen waren sah sie zurück zu dem Einhorn.



Aber das Einhorn war fort.



*^*^*^*



Sie sagte zu Mulder, "Es war einfach zu real um bloß ein Traum gewesen zu sein." Sie war auf seiner Couch und er hatte eine Decke um sie gelegt als sie zitternd und bleich vor einer halben Stunde aufgetaucht war. Es war schwer gewesen, ihm die Geschichte zu erzählen, aber schließlich hatte sie es doch getan, ihre Augen geschlossen gegen seine unvermeidliche Skepsis und ihre Arme unter der Decke um sich selbst geschlungen.



Er kam aus der Küche mit der versprochenen Tasse heißer Schokolade und sagte, "Vielleicht war es ja gar kein Traum."



"Aber ein Einhorn, Mulder? Also bitte. Danke schön", sagte sie als er ihr die Tasse reichte.



"Hattest du Angst?"



"Nein...nein. Keine Angst. Bloß...Ich weiß nicht." Sie nippte an dem Kakao. "Verwirrt. Wenn es echt war, warum ein Einhorn? Warum heute Nacht? Warum ich? Nach den Sagen her erscheinen Einhörner doch nur Jungfrauen, oder?"



"Nun, das wollte ich eigentlich nicht fragen Scully", sagte Mulder und Scully war ein wenig amüsiert bei der Ansicht von einem errötendem Mulder. "aber man kann Einhörner nicht mehr symbolisch für das halten, was es einmal bedeutet hat. Manchmal bedeutet "Jungfrau" bloß ein junges Mädchen, manchmal bloß, dass jemand "rein" ist, ob man nun physikalisch gesehen eine Jungfrau ist oder nicht. Vielleicht erscheinen Einhörner nur zu der Unschuld des Herzens", beendete er sanft mit einem Ausdruck, den Scully's Geist nicht im geringsten Zweifeln ließ, in welcher Hinsicht sie, nach ihm gesehen, stand.



Sie sagte, sich weiter in die Decke kauernd, "Ich verstehe immer noch nicht, warum das ausgerechnet mir passierte. Oder warum gerade jetzt."



"Nun, das ist schwieriger", sagte Mulder. "Aber denke mal an das, was das Einhorn repräsentiert, o.k.? Angenommen, das Horn hat all diese magischen Kräfte: einen Liebeszauber, ein Heilmittel gegen alle Arten von Krankheiten, es könnte Dingen auf den Grund gehen und Gift in Essen umwandeln..."



"Also ist es ein Heiler."



"Uh-huh. Dort ist also seine symbolische Konnotation."



Sie hob eine Augenbraue zu ihm und wartete.



"Du weißt schon, ein Symbol für Christus als das Schwert Gottes."



"Ein Heiler *und* ein Kämpfer."



"Diese Hörner könnten ganz schön was anrichten." Seufzte er. "ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Scully. Ich weiß nicht, warum es dich gewählt hat - genau so wenig - warum es dich gerade jetzt gewählt hat."



Sie presste ihre Hände auf ihre Seite, wo sie vor kurzem verletzt worden war, so schlimm, dass sie gedacht hatte, sie müsste sterben. Sie sagte, " Es rieb die ganze Zeit sein Horn gegen meine Seite."



"Wie geht's eigentlich, wo wir schon dabei sind?"



"Gut, ganz gut. Es tut fast nicht mehr weh." Sie warf ihm einen Blick zu und sagte, "Du denkst nicht dass..."



"Scully, Ich denke nicht das, was du denkst. Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Ich denke, es ist eins von diesen Dingen, nach denen man lieber nicht zu sehr fragt. Also sehe dich einfach als gesegnet an."



"Gesegnet?"



"Yeah."



"Ich bin überrascht das du diese genaue Fachsprache benutzt."



"Ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll. Du bist gesegnet worden, Scully. Nenne es einfach so und belasse es dabei."



Sie nippte an ihrem Kakao und seufzte. "Also gut. Ich werde es nicht in Frage stellen. Ich werde es einfach akzeptieren. Ein Segen."



"Willst du heute nacht hier bleiben? Du kannst das Bett haben."



"Nein, es ist okay. Mir geht es gut. Ich werde nach Hause gehen." Sie gab ihm die nun leere Tasse. "Danke für den Kakao."



"Kein Problem. Gute Nacht, Scully." Er begleitete sie zur Tür, die Decke, die sie um sich hatte um seinen Arm hängend.



Sie blieb in der Tür stehen als sie ihren Mantel anzog. "Mulder?"



"Ja?" Er lehnte sich ein bisschen vor, seine Augen ihr Gesicht beobachtend.



"Glaubst du an Magie?"



Er lächelte. "Ja. Ja, das tue ich. Ab und zu mehr als andere, aber, ja."



"Hm. Gute Nacht Mulder."



"Gute Nacht Scully." Er wartete bis sie im Fahrstuhl war und schloss dann die Tür.




Ende
Ich denke, da ist mehr in dieser Geschichte, aber ich bin mir nicht sicher was.
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