World of X

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Decision

von Bugs

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Eisiger Wind fegt durch die Straßen von Washington. Der Schnee, der auf die Erde rieselt, wird von den Windböen nur so umher gewirbelt. Es ist ein Dezembermorgen. Ich weiß nicht wie spät es ist, als ich das letzte Mal auf die Uhr gesehen habe, war es drei Uhr morgens. Vielleicht ist schon eine Stunde vergangen, vielleicht aber auch schon zwei... Ich laufe eine mir unbekannte Straße entlang. Meine Hände sind tief in den Jackentaschen vergraben. Der Wind und die Kälte lassen mich zittern. Immer wieder erinnere ich mich an die letzten Stunden....

Ich kam, wie jeden Abend, erschöpft aus dem Büro, warf meine Schlüssel in der Küche auf den Tisch und suchte im Kühlschrank nach etwas, was mein Abendessen sein würde. Ich fand noch etwas von dem Gemüseauflauf, den ich gestern für Dana und mich gemacht hatte. Zusätzlich nahm ich auch noch die angefangene Milchtüte heraus. Den Auflauf schob ich für einige Minuten in die Mikrowelle und von der Milch nahm ich einen kräftigen Schluck direkt aus der Verpackung. Die Milch schmeckte schon säuerlich und ich entschied, daß es besser wäre sie wegzuschütten.
Einige Zeit später saß ich an meinem Küchentisch und ließ mir die Überreste des gestrigen Abendessens schmecken. Ich stellte jedoch fest, daß der Auflauf bei weitem nicht mehr so gut schmeckte. Nach dem Essen wollte ich nocheinmal in Ruhe eine Fall-Akte durchgehen, die ich aus dem Büro mitgenommen hatte. Auf dem Weg zum Flur, auf dessen Schrank ich die Akte gelegt hatte, fiel mein Blick auf die rote blinkende Anzeige meines ABs. Ich wunderte mich, daß ich das nicht schon beim reinkommen bemerkt hatte. Ich betätigte die Play-Taste.
"John? Ich bin's, Dana. Ich muss dringend mit dir reden. Es ist wichtig. Ich bin im Pauls'..." Ein kurzer Piep-Ton. Dann informierte mich die elektronische Stimme des Anrufbeantworters: "20:36 Uhr. Keine weiteren Anrufe." Wieder ein Piep-Ton. Diesmal länger.
Ich sah auf meine Uhr. 21:02 Uhr. Wenn ich jetzt losfahren würde, wäre ich in etwa einer Viertelstunde da. Aber was ist so wichtig, daß es nicht bis morgen warten kann? Und warum kommt sie nicht einfach vorbei, wie sie es sonst immer getan hat? Warum fragt sie nicht, ob ich vorbeikommen könne?
Es musste also etwas wirklich wichtiges sein. Die Akte war schnell vergessen, ich hatte meine Schlüssel und meine Jacke geschnappt...
Die ganze Fahrt über machte ich mir Gedanken über den Anruf. Ihre Stimme klang ein wenig unsicher, aber dennoch schienen ihre Worte entschlossen... und das machte mir Angst.
Wir waren in unsere Mittagspausen oft zusammen im Pauls' gewesen und haben Kaffee getrunken oder etwas gegessen. Manchmal waren wir auch schon zum frühstücken da. Das Pauls' war ein nettes Café, welches rund um die Uhr offen hat. Man kann dort zu den unmöglichsten Zeiten auftauchen und man bekommt immer einen frisch aufgebrühten Kaffee.

Ich laufe weiter und erkenne in einigen Metern Entfernung das blaue Neonschild von Pauls', welches den Vorübergehenden mitteilte, daß es 24 Stunden geöffnet hat. Mein Wagen stand direkt davor. Ich entschließe mich zu meinem Auto zu gehen und nach Hause zu fahren...., aber immer wenn ich vor dem Wagen stehe, ändere ich meine Meinung und beschließe noch ein Stück zu laufen. Das Ganze habe ich diese Nacht schon drei oder viermal gemacht.
Das Geschehene ist immer noch nicht bis in meinen Verstand vorgedrungen. Meine Gedanken schweifen wieder ab. Zu den vergangenen Stunden in denen ich noch nicht ahnte, was auf mich zu kam.

Ich parkte meinen Wagen, ungeachtet von dem Parkverbot, genau vor dem Café, stieg so schnell es ging aus und ging eiligen Schrittes auf die Eingangstür zu. Ein, am Abend, grausam hell klingendes Läuten eines Glöckchens, begleitete mein Eintreten. Meine Augen wanderten unruhig suchend durch den großen Raum, über viele leere Tische und Stühle - bis meine Augen an einem hängen blieben. Besorgnis durchlief mich als ich Dana an einem der Tische sitzen sah. Ich war kaum an dem Tisch angekommen, als es auch schon aus mir herausschoß.
"Dana, was ist los? Warum rufst du mich an und bestellst mich hierhin?"
Während das aus mir raussprudelte, ließ ich mich auf dem gegenüberliegendem Stuhl nieder und sah sie eindringlich an. Sie antwortete nicht, sondern sah mich nur an. Ihre Augen waren leer. Ich konnte nichts darin lesen ... weder Angst oder Sorge noch Freude oder Ruhe. In diesem Moment überspülte mich eine Welle der Bestürzung. Ich ahnte das schlimmste, wobei ich nicht mal wußte, was das Schlimmste überhaupt sein mochte.
"Ich muss dir was sagen..." Ihre Stimme gefiel mir nicht. Sie war bedrückt und ernst ... todernst. Ich konnte in ihren Augen erkennen, daß sie mit sich kämpfte. Sollte sie es mir sagen oder nicht?
"Was? Was musst du mir sagen?", fragte ich sie und langte mit meiner rechten Hand über die Tischplatte, um die ihre zu greifen. Ich wollte ihr Mut machen ... wollte ihr zeigen, daß sie mir alles sagen kann, was sie auf dem Herzen hat. Dana schwieg und blickte auf unsere Hände, die miteinander verschlungen waren.

Ich stehe vor meinem Auto und die Gedanken rasen durch meinen Kopf. Ich bin kaum in der Lage einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Und wieder entschließe ich mich noch ein Stückchen zu laufen ... noch nicht nach Hause zu fahren. Ich gehe ein paar Schritte, bleibe dann aber vor Pauls' stehen und spähe durch die riesigen Glasscheiben. Niemand, absolut niemand, befindet sich in dem Café. Mir schießt die Idee durch den Kopf, daß ich selbst reingehen und noch einen Kaffee trinken sollte, jedoch verwerfe ich den Einfall ... ich könnte unmöglich ruhig dasitzen. Also laufe ich einfach weiter ... eine neue Runde ... vielleicht die letzte...

Es kam mir vor als vergingen Stunden bis sie endlich wieder aufsah. Ihre Augen erfassten jeden noch so kleinen Teil des Raumes und dessen Ausstattung, aber nie meine Augen. Warum sah sie mich nicht an? Hatte sie Angst, daß ich ihr etwas ansah? Daß ich 'es' schon in ihren Augen sehe, bevor sie überhaupt erst angefangen hat es mir zu erklären? Ich drückte noch einmal aufmunternd ihre Hand.
"Also, was ist los? Warum bist du nicht einfach vorbeigekommen oder hast mich gebeten bei dir vorbeizuschauen?"
Ich beginne ihre Schweigsamkeit unerträglich zu finden. Sie will mir etwas sagen. Warum rückt sie nicht damit raus? So schlimm kann es doch nicht sein, oder etwa doch?! Wir sind seit fast vier Jahren Partner und gute Freunde. Warum quält sie sich so sehr damit, mir etwas sagen zu wollen?
Plötzlich durchfuhr mich ein schrecklicher Gedanke und ich zuckte innerlich zusammen.
"Ist etwas mit Will?", fragte ich und machte mir augenblicklich noch mehr Sorgen.
Doch zu meiner Erleichterung schüttelte sie den Kopf.
"Nein, ihm geht es gut."
Erleichtert ließ ich die Luft aus meinen Lungen weichen. Puh, dem Kleinen ging es also gut. Ich hatte ihn in den letzten Jahren wirklich liebgewonnen. Öfters schon hatte ich Dana angeboten auf ihn aufzupassen und nach anfänglicher Scheu überließ sie ihn mir, wenn sie mal wieder viel im Büro zu tun hatte. Manchmal fuhr ich einfach bei Dana vorbei, um mit ihr und Will ein wenig Zeit zu verbringen. Ich erinnerte mich an einen Nachmittag im Sommer, als wir im Park saßen und Will mich 'Daddy' nannte. Ich war damals geschockt und erfreut zugleich. Geschockt, weil ich gar nicht wollte, daß er mich für seinen Daddy hielt. Er hatte doch einen ... irgendwo ... auch wenn keiner wußte, wo sich dieses 'irgendwo' befand. Erfreut, weil er mir anscheinend so sehr vertraute und ich so viel Zeit mit ihm verbracht hatte, daß er mich für seinen Daddy hielt. Dana hatte ihren Sprössling nur überrascht angeschaut und dann leise zu mir gesagt: "Du kommst einem Vater nun mal am nähsten."

Meine jetzige Runde unterscheidet sich kaum von den vorherigen ... genau wie meine Gedanken. Sie kreisen immer noch um den heutigen Abend. Ich laufe und laufe und laufe ... bis ich wieder gedankenverloren vor meinem Auto stehe. Doch diesmal entscheide ich mich dafür keine weitere Runde zu drehen. Also krame ich den Schlüssel aus meiner Tasche und steige in den Wagen. Meine Fahrt nach Hause dauert eine knappe Viertelstunde. Kein Wunder die Straßen sind menschenleer. Während der Fahrt versuche ich nicht an das Geschehene zu denken, sondern konzentriere mich voll und ganz auf den nicht vorhandenen Gegenverkehr. Zu Hause habe ich schließlich noch genug Zeit, um in meinen Gedanken zu versinken.
Meine Schlüssel landen nach dem Eintreten routiniert auf den kleinen Schrank im Flur und ich begebe mich auf direkten Weg ins Schlafzimmer. Noch auf dem Weg ziehe ich mich bis auf das T-Shirt und die Boxershorts aus. Meine Laken sind angenehm kühl, doch heute empfinde ich das sonst so erfrischende Gefühl als abstoßend und kalt. Ich drehe mich auf die Seite und schließe meine Augen ... schlafen kann ich jedoch nicht ...

"Was ist es dann? Was willst du mir sagen?", wollte ich wissen, als ich mich von meinen Gedanken über William gelöst hatte.
Für einen winzigen Moment schaute sie mir in die Augen, doch ihr Blick hielt meinem nicht stand und ihr Augenmerk richtete sich auf ihre Hände, die mittlerweile von meinen gelöst, zusammengefaltet auf dem Tisch lagen. Ihr unangerühter Kaffee hatte, wie es schien, vor geraumer Zeit schon aufgehört zu dampfen.
"Ich ... ich ...", sie lachte kurz gequält auf um ihre Unsicherheit zu überspielen. "Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll."
Ich griff wieder, diesmal mit beiden Händen, über den Tisch und nahm ihre Hände in meine.
"Dana,", begann ich und versuchte ihre Augen zu erhaschen - erfolglos. "wir kennen uns seit vier, fast fünf, Jahren, was kann so schlimm sein, daß du es mir nicht sagen kannst?"
Sie zuckte mit ihren Schulter und sah mir dann doch in die Augen.
"Du weißt, daß du mit mir über alles reden kannst!?", fragte ich sie, um ihre auch noch die letzten Zweifel zu nehmen.
Sie nickte. Natürlich nickte sie. Wir hatten uns bisher alles gesagt - naja, wahrscheinlich doch nicht ausnahmslos alles.
Sie holte nochmal tief Luft und fing dann, mit leiser und unsicherer Stimme, zu sprechen an.

Meine Augen fliegen auf, als ich mich an ihre und auch meine Worte erinnere. Ich bleibe einen Moment liegen, doch in mir wütet es zu sehr, als dass ich hier noch länger ruhig liegen bleiben könnte. Ich gebe mir einen Ruck und schwinge meine Beine über den Bettrand.
Meine Füsse berühren den kalten Boden als ich in die Küche trete und mir ein Glas Wasser hole. Obwohl ich kein wirkliches Gefühle des Dursts verspüre, kippe ich die kalte Flüssigkeit hinunter. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was ich jetzt tun soll. Es dürfte jetzt fünf, viellicht sechs, sein. Meine Gedanken drehen sich um die Idee eine Runde joggen zu gehen. Frische Luft und Bewegung würde mir gut tun. Noch bevor ich mich wirklich dafür entschieden habe, stecke ich schon in ein paar Hosen und einem Sweatshirt.
Als ich ins Freie trete, schlägt mir eine eisige Schneeböe entgegen. Ich schaudere kurz und fange zu laufen an. Der Wind in meinem Gesicht schmerzt, aber er lässt mich gleichzeitig wissen, daß ich lebe.
Nach einigen Minuten habe ich mein gewöhnliches Tempo gefunden und meine Gedanken beginnen sich wieder um Dana's Worte zu drehen.

"Kurz nachdem du heute gegangen warst, kam ein Brief per Kurier ...", erzählte sie mir und versuchte mir dabei ehrlich in die Augen zu sehen. Ich versuchte meine Neugierde zurück zu halten, um sie nicht zu drängen. Ein kurzer Blick auf unsere Hände und sie sprach weiter.
"Sie haben mir angeboten wieder nach Quantico zurückzugehen und dort zu unterrichten.", sie hatte schnell gesprochen und bei den letzten Worten sah sie wieder auf den Tisch. Das war es also gewesen, was sie mir unbedingt sagen wollte. Ich ließ diese Neuigkeit erstmal bis in meinen Verstand vordringen. Sie würde also von hier fortgehen, um in Quantico einen neuen Job anzunehmen. Ich war für einen Moment sprachlos.
"Das ... ist ein interessantes Angebot.", sagte ich, ohne dass ich auch nur kurz über meine Worte nachgedacht hatte.
Dana schwieg. Ich sah es in ihrem Gesicht, daß sie erleichtert war es endlich gesagt zu haben.
"Was hältst du von diesem Angebot?", wollte ich nach einer Weile des Schweigens wissen.
"Es ist gut ... sehr gut sogar.", antwortete sie. Ich bemerkte es in ihren Augen, daß sie nicht log. "Aber ich will nicht. Ich arbeite hier ...", fuhr sie mit trotziger Stimme fort, doch ehe sie weitersprechen und sich dabei etwas vormachen konnte, fiel ich ihr ins Wort.
"Dana,", ich drückte ihre Hände. "wenn du dieses Angebot annehmen willst, dann tu es." Ich sah wie sie den Kopf schüttelte und mir widersprechen wollte, aber ich ließ sie nicht zu Wort kommen. "Wenn du glaubst, daß der Job hier zu gefährlich ist oder zu stressig, dann nimm das Angebot an und gehe nach Quantico. Denke dabei auch an Will."
Für einige Augenblicke war ich still und sah sie an. "Ich arbeite gerne mit dir zusammen und wir sind gute Freunde, aber ich würde dich zu keiner Entscheidung drängen, die du nicht wirklich willst. Wenn du eine Entscheidung triffst, dann triff sie für dich und deinen Sohn ... und nicht zum Vorteil anderer."
Als ich meinen Satz beendet hatte, sah sie mir in die Augen und schüttelte wieder leicht des Kopf.
"Aber wir haben vier Jahre zusammengearbeitet. Ich könnte nicht einfach gehen.", widersprach sie mir.
"Denke nicht an andere bei deiner Entscheidung. Nur an dich. Egal wie sie ausfällt, ich werde dich dabei unterstützen und mich für dich freuen.", redete ich auf sie ein. Auch auf die Gefahr hin, daß sie gehen würde. Aber es war ihre Wahl - die von niemand anderem. Ich wollte wirklich, daß sie das tat, was sie für richtig hielt und auch wollte. Ich würde sie nicht zum bleiben überreden, wenn sie gehen wollte. Sie sollte entscheiden ohne Rücksicht - auf mich.
Dana schwieg und starrte auf unsere einander festhaltenden Hände.
"Du bist nicht tausende von Meilen entfernt, wenn du nach Quantico gehst.", meinte ich und erkannte ein kleines Lächeln, welches ihre Mundwinkel umspielte.
"Und", begann sie und sah mich etwas unsicher an. "du wärst nicht enttäuscht oder böse, wenn ich gehen würde?"
Ich atmete tief ein und überlegte eine Moment lang. Böse? Wie könnte ich böse sein? Auch enttäuscht wäre nicht der richtige Ausdruck. Traurig. Doch ich schüttelte den Kopf.
"Wie sollte ich böse oder enttäuscht sein? Du tust das, was dich am glücklichsten macht.", erklärte ich ihr mit warmer Stimme. "Und wenn das bedeutet, daß du weg gehst, dann freue ich mich, weil ich weiß, daß dich diese Entscheidung glücklich macht."
Dana blickte durch das Fenster zu ihrer linken nach draußen und meinte: "Dir scheint es nicht viel auszumachen, wenn ich gehen würde!? Bin ich denn so ein grausamer Partner?"
Meine Augen wurden weit und ich sah sie entsetzt an. Wie konnte sie so etwas auch nur im Ansatz denken?
"Du bist ... die beste Partnerin, die ... man sich vorstellen kann.", stammelte ich und das erste Mal seit ich hier war, fehlten mir fast die Worte. "Besser noch. Und wenn du glaubst, daß es mir nichts ausmacht, wenn du gehst, dann ... dann liegst du völlig falsch. Aber ich sehe lieber eine glückliche Dana in Quantico als eine, die zwar in Washington ist, aber sich ständig fragt, ob sie nicht doch hätte gehen sollen."
Puh, soviel Wahrheit und Aufrichtigkeit an einem Abend war für mich neu.
"Tut mir leid.", sagte sie leise und sah mich entschuldigend an. "Tut mir leid, daß ich sowas gedacht habe."
Eine ganze Weile saßen wir noch schweigend da. Sie schien alles gesagt zu haben. Ich für meinen Teil hatte zwar nicht alles gesagt, was mir auf dem Herzen lag, aber es gab Dinge, die behielt ich doch lieber für mich. Doch etwas musste ich unbedingt noch wissen.
"Bis wann musst du dich entschieden haben?"
"Montag. Montag soll ich anfangen.", antwortete Dana.
Montag schon?!, schoß es mir durch den Kopf. Das würde ja bedeuten, daß sie Montag schon gar nicht mehr im Büro sein würde. So schnell?!
Ich schwieg. Sie sagte ebenfalls nichts.Nach einiger Zeit zog Dana ihre Hände zurück, um einen Schluck von ihrem Kaffee zu nehmen. Doch kaum hatte sie den ersten Schluck hinuntergeschlickt, verzog sie das Gesicht. Ich musste lachen.
"Wollen wir uns noch einen Kaffee bestelllen?", fragte ich sie. Als Antwort erhielt ich jedoch nur ein Kopfschütteln.
"Lass uns lieber gehen.", schlug sie vor und stand zeitgleich auf. Gemeinsam verließen wir nur Augenblicke später das Café.

Ich stoppe vor meiner Tür und krame den Schlüssel aus der Tasche. Ich bin eine dreiviertel Stunde gelaufen und ziemlich ausgepowert, aber das war auch kein Wunder, ich hatte schließlich kein Auge in den letzten 24 Stunden zu gemacht.
Die ganze Zeit über lief das Gespräch zwischen Dana und mir in meinem Kopf wie ein entlobend ab. Und ich frage mich, ob sie ihre Entscheidung schon getroffen hatte, als wir das Café verließen.

Der kalte und eisige Wind, der in dieser Nacht mein Begleiter werden sollte, blies uns heftig ins Gesicht. Wir blieben vor Dana's Auto stehen.
"Danke.", murmelte sie und zupfte leicht an meinem Mantel.
Ich lächelte und trat einen Schritt näher. "Immer wieder gern."
"Du rufst mich an, wenn du deine Entscheidung getroffen hast!?", es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Und ihre Antwort war mehr als ich erwartet hatte. Sie legte mir ihre Hände auf die Schulter und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange.
"Du bist der erste, der es erfährt.", flüsterte sie in mein Ohr und mir lief es, trotz warmen Mantels, eiskalt den Rücken hinunter.
Das waren ihr letzten Wort bevor sie in ihr Auto stieg und davon fuhr. Ich blickte dem Auto so lange hinterher bis die roten Rücklichter gänzlich in der Dunkelheit verschwunden waren.
Dann begann ich zu laufen ...

Ich trete in meine Flur und sofort erhaschen meine Augen die kleine rotblinkende Lampe des ABs. Schnell schließe ich die Tür und trete an das Schränkchen, auf welchem der Anrufbeantworter stand, heran. Ich zögere. Meine Augen fixieren den kleinen rot blinkenden Punkt und ich atme nocheinmal tief durch. Mein Finger berührt die Play-Taste und sofort wird die Kassette im Inneren startklar gemacht. Wenig Augenblicke später läuft das Band ab.
"Hey John, ich bin's. Wo steckst du um diese Zeit? Mh...ich hatte eigentlich nicht vor mit deinem AB zu sprechen... . Ich wollte dir sagen, daß ich eine Entscheidung getroffen habe. Im Grunde hatte ich sie schon viel früher getroffen."
Ein langen Schweigen und ich dachte schon, daß sie aufgelegt hatte.
"Wir sehen uns Montag im Büro."

THE END
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