World of X

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Theater muss sein

von XS

Chapter 1

„Aaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhh! Ich hasse das. Was soll dieser Scheiß?!“

Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf den Boden, dreht sich einmal um die eigene Achse, bei der sie den Zettel, den sie in der Hand hielt mit aller Kraft auseinander riss, wütend auf den Boden schleuderte, aufhörte sich zu drehen und schließlich auch noch auf den Zettel trampelte.

„Was ist denn hier los?“

Erschreckt drehte sie sich zur Stimme um, und natürlich stand er in der Tür, weil er genau dann auftauchen musste, wenn sie gerade einen Wutanfall hatte.

„Scully, geht es Ihnen nicht gut?“ Mit einem Grinsen in seinem Gesicht, in das sie am Liebsten schlagen würde, kam er auf sie zu.

Wütend blies sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich nach ihrem Wutanfall dorthin verirrt hatte.

„Nein, Mulder, mir geht es nicht gut“, antwortete sie eiskalt und starrte ihn böse funkelnd an, bis sein Grinsen aus seinem Gesicht verschwand und er betroffen wirkte. Erst dann wandte sie sich ab, um sich nach dem Zettel zu bücken, der mittlerweile sehr mitgenommen aussah. Betont behutsam strich sie das Papier glatt, was ihr jedoch nicht wirklich gelang, vor allem durch den großen Riss, der das Papier beinahe vollständig zerteilt hatte. Ein Schuhabdruck war ebenfalls zu erkennen.

„Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?“, fragte Mulder nun mit deutlich hilfsbereiter und nicht mehr so schadenfroh klingender Stimme.

Einen kurzen Moment sagte Scully nichts und es sah so aus, als wollte sie ihm eine andere zynische Bemerkung an den Kopf werfen. Doch dann wandte sie sich ihm beinahe freundlich zu und sagte: „Wissen Sie was, Mulder? Das können Sie in der Tat. Ich gehe jetzt nach Hause und bringe das wieder in Ordnung, was nicht in Ordnung ist und Sie übernehmen dafür meinen ganzen Papierkram!“

Mulder war etwas überrumpelt davon, dass sie tatsächlich seine Hilfe annahm, wenn auch auf eine Weise, die er so nicht nur nicht geplant hatte, sondern die ihm vor allen Dingen auch gar nicht gefiel.

Aus diesem Grund war er auch erst wieder fähig eine schlagfertige Antwort zu geben, nachdem Scully bereits ihren Mantel und ihre Tasche ergriffen hatte und an der Tür angekommen war.

„Aber Sie müssen mir dann auch erzählen, was Sie in Ordnung bringen mussten!“, rief er ihr noch hinterher. Scully drehte sich nicht einmal um, winkte nur mit der freien linken Hand und verschwand um die Ecke und damit aus seinem Blickfeld.

*Seltsam*, dachte Mulder, *so hat Scully sich noch nie benommen. Ein Grund mehr herauszufinden, was es damit auf sich hatte.*

Er grinste schon wieder ein wenig, da die ganze Geschichte sicherlich noch sehr amüsant werden konnte. Erst als er sich zu seinem Schreibtisch umdrehte verschwand das Grinsen wieder, da er die Stapel an Akten vor sich sah, die Scullys Papierkram darstellten. *Erst die Arbeit, dann das Vergnügen*, stöhnte Mulder und setzte sich an den Schreibtisch.

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Scully beeilte sich aus dem FBI-Gebäude herauszukommen. Nicht, dass ihr jetzt Skinner oder noch schlimmer Kersh über den Weg lief und fragte, was sie gerade tat. Glücklicherweise traf sie jedoch auf niemanden, der sie näher kannte und sie kam ungesehen in die Tiefgarage, in der sie an diesem Morgen ihren Wagen abgestellt hatte.

Erleichtert ausatmend schloss sie die Tür hinter sich, startete den Wagen und lenkte ihn dann auf dem kürzesten Weg aus der Tiefgarage heraus.

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Auch wenn Mulder sich vorgenommen hatte, wirklich fleißig zu sein, vor allem um Scully damit erpressen zu können, ihm ihr seltsames Verhalten zu erklären, so hatte er sich nicht wirklich aufraffen können. Er war für solche Arbeit einfach nicht geschaffen und so war es ein Leichtes für ihn völlig nutzlose Tätigkeiten zu finden, die ihn von seiner Arbeit ablenkten. So hatte er die erste halbe Stunde damit zugebracht die mindestens drei Dutzend Bleistifte mit seinem elektrischen Bleistiftspitzer zu spitzen. Nachdem er diese dann sorgfältig in seine Schublade verstaut hatte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und starrte an die Decke. Bei dem Anblick konnte er einfach nicht anders als die Stifte wieder herauszuholen und sich erneut darin zu versuchen, die Decke möglichst gleichmäßig mit den Stiften zu dekorieren. Und das ganze natürlich im Sitzen und nur mit einem guten Zielvermögen.

Schließlich hatte er sich dann aber doch dazu aufgerafft zumindest einige Akten durchzuarbeiten, damit er sein Gewissen beruhigen konnte. Nachdem er die vierte Akte auf den Stapel legte, der die bearbeiteten Akten enthielt, welcher lächerlich klein wirkte im Vergleich zu dem Stapel, der noch bearbeitet werden musste, seufzte er tief. Er warf einen Blick auf seine Uhr und fand es angemessen, heute einmal früher Schluss zu machen. Ein dringender Fall stand nicht an und den Papierkram konnte Scully sowieso viel besser als er. Wahrscheinlich würde sie seine Arbeit noch einmal durchgehen, um ihm dann an den Kopf werfen zu können, wie miserabel er die Arbeit doch gemacht habe, und dass sie jetzt alles noch einmal überarbeiten müsse. Der Gesichtsausdruck, den sich Mulder dabei vorstellte heiterte ihn sofort wieder auf. Und dass er jetzt früher Schluss machte, natürlich nur, um bei Scully vorbeizufahren und ihr helfen zu können, trug auch dazu bei, seine Stimmung zu heben. Er griff also nach seinem Jackett und ging zur Tür, an der er kurz innehielt, den Lichtschalter zu betätigen und anschließend die Tür hinter sich zu schließen. Dann beeilte er sich, das Gebäude zu verlassen, denn ähnlich wie Scully wollte er auf keinen Fall Skinner oder Kersh begegnen, die ihm sicherlich unangenehme Fragen zu den Berichten stellen würden, die er schon längst hätte abgeben sollen. Und auch Mulder hatte Glück und kam ungesehen bis in die Tiefgarage und auch von dort ungesehen hinaus auf die Straße.

Auf dem Weg zu Scullys Wohnung hatte Mulder schließlich Gewissensbisse. Was, wenn Scully wirklich ernsthafte Probleme hatte und er ihr mit jämmerlichen vier bearbeiteten Akten geholfen hatte? Vielleicht sollte er doch zurückfahren, um noch einige Akten abhaken zu können. Nach kurzem Überlegen schüttelte Mulder jedoch den Kopf. Ihm war etwas Besseres eingefallen. Nicht nur würde es Scully freuen, sondern es bedeutete auch weniger unangenehme Arbeit für ihn. Zwei Fliegen mit einer Klappe also. Er grinste schon wieder. Das Leben konnte manchmal auch sehr angenehm sein. Von dem ganzen Schlamassel, in dem er sonst regelmäßig saß, einmal abgesehen. Er bog also an der nächsten Kreuzung nicht rechts ab, was ihn direkt zu Scullys Wohnung geführt hätte, sondern fuhr weiter geradeaus, um zum nächsten Einkaufszentrum zu gelangen.

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40 Minuten später

Es klingelte an der Tür. Scully seufzte und wickelte sich eng in ihren Bademantel ein. Es klingelte noch einmal. Scully stand auf und wunderte sich beim dritten Klingeln, das ebenfalls sofort folgte nicht mehr. Denn das konnte eigentlich nur eins bedeuten. Sie sah durch den kleinen Spion in ihrer Tür, wofür sie sich immer leicht auf die Zehenspitzen stellen musste: Mulder! Natürlich. Es überraschte sie, dass es sie nicht mehr überraschte. Sie hatte eigentlich schon vor einer guten halben Stunde mit ihm gerechnet. Sie seufzte noch einmal, diesmal tiefer, zog ihren Bademantel noch etwas enger und öffnete dann die Tür.

„Hallo Scully“, grinste sie das wohlbekannte Gesicht an. „Ich hoffe, Sie konnten alles klären.“

Ohne abzuwarten, drängte sich Mulder an Scully vorbei in ihre Wohnung. Scully schloss hinter ihm die Tür und drehte sich abwartend zu ihm um. Mulder musste man nicht bitten, sein Anliegen zu erläutern und tatsächlich begann er auch gleich.

„Ich habe Ihnen zur Aufmunterung etwas mitgebracht“, freudestrahlend streckte er ihr ein Paket entgegen, das er mehr oder weniger erfolgreich bis jetzt hinter seinem Rücken verborgen hatte.

Scully griff gerade nach dem Paket, als Mulder schon fortfuhr.

„Warum haben Sie einen Bademantel an? Fühlen Sie sich nicht gut? Sie sehen ein bisschen blass um die Nase aus. Soll ich Ihnen eine heiße Suppe machen? Möchten Sie sich lieber ins Bett legen? Soll ich Sie für morgen krank melden? Oder soll ich Sie alleine lassen, damit Sie schlafen können?“ Mulder holte kurz Luft und Scully ergriff ihre Chance.

„Mulder, mir geht es gut.“

Er zog eine Augenbraue nach oben. *Das erklärte noch lange nicht, warum sie so blass wirkte und wieso sie ihren Bademantel trug… So einfach konnte sie ihn nicht abspeisen. Er kannte sie schon zu lange, als dass sie ihm etwas vormachen konnte.*

„Danke für das Geschenk.“

„Aber Sie wissen doch noch gar nicht, was drin ist!“ Er strahlte sie an.

„Ich denke, ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon“, antwortete Scully und setzte sich auf das Sofa. Mulder folgte ihr.

„Na, machen Sie schon auf!“ Er wirkte so ungeduldig wie ein Kind am Weihnachtsmorgen.

Vorsichtig begann Scully also das Geschenkpapier zu entfernen und sie merkte, wie sie durch ihre vorsichtige Art und Weise Mulder zum Wahnsinn trieb, was sie dazu veranlasste noch langsamer und behutsamer zu werden.

Schließlich hielt sie jedoch den ausgepackten Gegenstand in der Hand.

„Mulder…“

„Ja?“, erwartungsvoll, und dennoch freudig strahlend erwiderte er ihren Blick.

„Sie schenken mir eine…“

„…eine Gesichtsmaske! Genau. Naja, eigentlich ein ganzes Paket mit Masken und Wellness- und Beautyzeug.“

„Sie bekommen mit, dass ich ernsthafte Probleme habe und Sie gehen los und kaufen mir Schönheitsprodukte?!“ Scully klang sichtlich fassungslos.

Mulders Stimmung sank rapide ab.

„Ich… es tut… ich dachte…“

„Das ist genau Ihr Problem, Mulder! Sie denken zu viel an sich! Haben Sie schon einmal daran gedacht, wie ich mich bei Ihren ständigen Sticheleien fühle?!“

Scullys Stimme klang jetzt nicht mehr nur wütend sondern es klang außerdem so, als würde sie gleich anfangen ein paar Tränen zu vergießen. Abrupt sprang Scully auf, warf die Beautyprodukte auf den Tisch uns stapfte wütend aus dem Zimmer.

Mulder war völlig perplex und starrte ihr einige Sekunden hinterher, dann wieder auf die Dinge auf dem Tisch und dann wieder auf die Schlafzimmertür, hinter der Scully verschwunden war. Nach einigen Minuten, in denen nichts geschah stand er schließlich auf. Er war nahe dran, einfach zu gehen, um Scully Zeit zu geben, sich zu beruhigen, aber schließlich überlegte er es sich anders. Er konnte Schwierigkeiten mit Scully nicht einfach so aus dem Weg gehen. Sie war schließlich nicht nur einfach seine Partnerin sondern auch eine gute Freundin. Und er musste ihr auch einmal ein guter Freund sein. Er ging also auf die Schlafzimmertür zu, lehnte sich mit einem Ohr näher an die Tür und hob eine Hand, um anzuklopfen. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Auf der anderen Seite der Tür konnte er ein unterdrücktes Schluchzen hören.

*Mulder, du Arschloch! Was hast du da schon wieder angestellt!*, schalt er sich selbst.

Aber wie hätte er auch ahnen können, dass sie so etwas so mitnehmen würde? Oder handelte es sich bei dem, was sie in Ordnung bringen musste, um mehr als nur eine falsche Buchung der Bank oder dergleichen? Er seufzte. Er fühlte sich so hilflos, dabei wusste er doch sonst immer auf alles eine Antwort.

Er senkte die Hand und klopfte. Im Schlafzimmer wurde es ganz still und einige Sekunden vergingen, ohne dass etwas geschah. Schließlich hörte er ein leises „Ja“ von Scully. Etwas erleichtert öffnete er langsam die Tür. Sein Blick fiel direkt auf Scully, die ihn aus großen Augen ansah. Er konnte sehen, dass ihre Wimperntusche leicht verschmiert war und sie geweint hatte. *Du Vollidiot! Jetzt bring das gefälligst wieder in Ordnung!*

„Scully… Es tut mir leid. Ich wollte Sie wirklich nicht verletzen. Ich dachte nur nicht, dass Sie mit so ernsten Problemen zu kämpfen haben.“

Scully nickte nur stumm und presste die Lippen fest aufeinander.

„Kann ich irgendetwas für Sie tun? Egal was?“

Scully sagte nichts. Er wusste nicht, ob sie überlegte oder ob sie einfach darauf wartete, dass er fortfuhr.

„Und wenn es nur das ist, dass ich die ganzen Beauty-Produkte entsorge“, etwas schief brachte er ein kleines Lächeln zustande… und sein Herz blieb für einen Augenblick stehen, aber sie erwiderte es zaghaft.

„Mulder…“, begann sie in dieser Art und Weise, in der sie schon so unglaublich viele Unterhaltungen begonnen hatte.

Aufmerksam sah er sie an. Sie sollte nicht das Gefühl bekommen, dass sie ihm nicht am Herzen lag und dass er sich nicht um sie sorgte.

„Sie haben nicht die geringste Ahnung, nicht wahr?“, fragte sie ihn geradeheraus.

Mulder konnte nur nicken. Leugnen wäre auch zwecklos gewesen. Außerdem rückte sie so vielleicht endlich mit dem heraus, was sie beschäftigte.

„Mulder, mir geht es gut…“ Sie sah seinen zweifelnden Blick und fügte hinzu, „Ehrlich. Sie müssen sich keine Sorgen machen…“

Er sah sie noch immer zweifelnd an und sie seufzte.

„Mulder, wenn ich Ihnen jetzt alles erzähle, versprechen Sie mir dann, nicht auszuflippen?“

*Oh mein Gott. Wie schrecklich konnte diese Sache denn sein?*

Mulder schluckte und versuchte den Kloß, den er im Hals spürte damit zu beseitigen.

„Mulder…“, begann sie und schien für einige Augenblicke nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich habe sie angelogen.“

Mulder riss die Augen auf.

„Um ehrlich zu sein, habe ich Sie nicht nur einfach angelogen…“

*Es wurde scheinbar noch schlimmer.*

„Ich habe gar kein schwerwiegendes Problem, Mulder.“

*Hatte Sie nicht? Aber was…?*

„Was Sie heute Morgen beobachtet haben, war ein Teil aus einem Theaterstück…“

Mulder sah sie mit leerem Blick an und schien nicht ganz zu verstehen.

„Ich habe geprobt, verstehen Sie?“ Sie sah ihn schief an, als befürchte sie, dass er sich gar nicht mehr rühren würde.

„…Ich… Sie…“, stammelte er und machte eine Pause. „Was?“

„Wir haben in einigen Wochen ein Familientreffen“, begann Scully zu erklären und machte einen Schritt auf Mulder zu. „… und meine Nichte hatte diese unglaublich furchtbare Idee ein Theaterstück aufzuführen, dass sie selbst geschrieben hat. Und beinahe jeder muss eine Rolle in dem Stück übernehmen.“

Mulder setzte sich etwas unbeholfen auf den Stuhl, der direkt neben der Tür stand.

Scully machte noch einen Schritt auf ihn zu und sah ihn schuldbewusst an.

„Mulder, es tut mir leid. Ich dachte, es sei ein guter Scherz, um mich einmal an Ihnen für die ganzen Sticheleien zu rächen, aber dann hat sich das ganze verselbständigt. Es tut mir ehrlich leid.“

Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und Mulder sah zu ihr hoch.

„Aber… Sie haben doch eben geweint?!“

Scully schüttelte den Kopf.

„Ich fühle mich richtig mies, aber ich habe versucht mein Lachen zu unterdrücken, dass muss für Sie wohl so geklungen haben, als würde ich…

„…als würden Sie sich die Augen aus dem Kopf weinen!“

Mulders Stimme klang jetzt etwas wütender, so das Scully ihre Hand von seiner Schulter nahm und instinktiv einen Schritt zurücktrat.

„Es tut mir leid, Mulder…“, begann sie erneut, konnte jedoch nichts weiter hinzufügen, da Mulder plötzlich aufsprang. Er machte einen gewaltigen Schritt auf sie zu und fasste sie an den Schultern.

„Das sollte es auch! Und es wird Ihnen noch viel mehr leid tun!“

Scully wusste diese Worte nicht ganz zu deuten, denn auch wenn Mulder so tat, als wäre er ein Psychopath, so kannte sie ihn zu genau, um etwas von ihm befürchten zu müssen.

Mulder vollendete die Bewegung indem er den Schwung seines Schrittes nutzte und Scully auf das Bett warf.

„Das werden Sie bereuen, Scully!“, sagte er, diesmal mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

Dann begann er sie auszukitzeln, so dass Scully anfing zu lachen. Zunächst durch die Erleichterung, dass Mulder nicht wirklich böse war. Doch nach kurzer Zeit merkte sie, dass es Mulder nicht wirklich gelang, sie durch den dicken Stoff ihres Bademantels zu kitzeln, so dass sie eher lachen musste, weil ihm seine Rache nicht richtig gelang. Mulder merkte jedoch ziemlich schnell, dass er so keinen Erfolg hatte, zog die sich prustende und wehrende Scully vom Bett und zur Tür.

„Nein, Mulder, was haben Sie vor? Das reicht! Ich habe meine Lektion gelernt.“

Doch Mulder schien das nicht so zu sehen, denn er zog sie weiter. An der Tür stemmte Scully sich aber gegen den Türrahmen und wehrte sich noch heftiger.

„Muss ich Sie erst daran erinnern, dass ich bewaffnet bin?“, bemerkte Mulder scherzhaft, hätte aber beim besten Willen nicht nach seiner Waffe greifen können.

Nach einigen Rangeleien, griff er Scully so, dass er sie sich wie einen Sack über die Schulter werfen konnte. Das war zwar nicht besonders schmeichelhaft für Scully, erfüllte aber seinen Zweck, da sie sich so nicht mehr richtig wehren konnte. Schnurstracks, so weit das mit einer wild strampelnden Frau auf der Schulter möglich war, steuerte Mulder das Badezimmer an. Scully, die merkte, was sein Ziel war, begann noch wilder mit ihren Fäusten auf seinen Rücken zu trommeln. Doch sie hatte keine Chance. Mit wenigen Schritten erreichte Mulder das Badezimmer, öffnete die Tür und bugsierte Scully in die Dusche.

„Nein, Mulder! Das wagen Sie nicht! Das werden Sie bereuen!“, meinte Scully ernst, ohne aufzuhören sich zu wehren.

Mulder grinste nur, auch wenn er wusste, dass sein Plan einen Haken hatte. Wenn er das durchziehen wollte, musste er ebenfalls in der Dusche stehen bleiben, um Scully festzuhalten. Sein Grinsen wurde breiter, als er es geschafft hatte, Scullys Arme mit einer Hand festzuhalten, so dass er den kurzen Augenblick nutzen konnte das Wasser aufzudrehen.

Der größte Schwall des Wassers traf Scully, aber auch er bekam genug davon ab, dass er die eisige Kälte spürte. Erschrocken lockerte er den Griff, den er um ihre Arme gelegt hatte, so dass Scully sich befreien konnte. Da sie ohnehin schon völlig durchnässt war, versuchte sie gar nicht erst, an ihm vorbei aus der Dusche zu entkommen, sondern zog nun Mulder weiter in die Dusche. Auch er wurde jetzt von der vollen Wucht des Wassers getroffen und war in wenigen Momenten völlig durchnässt. Er prustete, da das Wasser immer noch scheußlich kalt war.

„Scully, duschen Sie immer so kalt?“

„Was beschweren Sie sich Mulder? Das war doch Ihre Idee!“

„Ich beschwere mich auch gar nicht. Ich habe es mir nur etwas anders vorgestellt, wenn wir das erste Mal gemeinsam unter der Dusche stehen!“ Grinsend sah er sie an.

Da war er wieder. Der alte Mulder, den nichts erschüttern konnte. Scully sah ihn nur an und grinste ebenfalls. Sie war froh, dass das Ganze nicht schlimmer ausgegangen war. Außer der Tatsache, dass sie bis auf die Haut durchnässt und ihr bitterkalt war.

Erst jetzt nach einigen Minuten wurde das Wasser warm, was jedoch nicht viel brachte, da der schwere Bademantel so von kaltem Wasser vollgesogen war und schwer auf ihrer Haut klebte.

Mulder stellte das Wasser wieder ab und sah dann zu Scully.

„Haben Sie vielleicht ein Handtuch für mich?“

„Sie glauben doch nicht, dass Sie nach dieser Aktion ein Handtuch verdient haben?“

„Dafür werde ich Sie auch nicht die nächsten Wochen damit nerven, dass Sie mir Ihre Rolle aus dem Theaterstück vorspielen müssen.“

Das war ein Argument.

„Versprochen?“

„Versprochen!“

„Also gut. Jetzt lassen Sie mich erst einmal aus der Dusche. Und tropfen Sie nicht das ganze Bad voll! Das ist nämlich meine Wohnung, die sie einsauen.“

Brav stellte sich Mulder direkt vor die Dusche und bewegte sich nicht. Scully ließ ihren Bademantel in die Dusche gleiten, damit sie nicht das gesamte Bad überschwemmte. Ihr Pyjama, den sie darunter trug, reichte auch, um noch genug Schaden anzurichten.

Scully ging zu dem kleinen Schrank im Badezimmer und holte zwei große Handtücher heraus. Eins reichte sie Mulder und bemerkte: „Sie sollten erst die nasse Kleidung loswerden.“

„Nach Ihnen“, antwortet Mulder einfach und griff nach dem Handtuch.

Scully schnitt eine Grimasse und sagte nichts.

„Warum tragen Sie überhaupt einen Bademantel und einen Pyjama?“, fragte Mulder dann sichtlich interessiert. „Es ist schließlich erst kurz nach 16 Uhr.“

Scully sah ihn an und grinste dann.

„Ich wollte die freie Zeit, die mir meine Theatervorstellung eingebracht hat für einen Beauty- und Wellnesstag nutzen…“

Mulder sah sie einen Moment lang an und dann mussten beide lauthals lachen.

- Ende -

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