World of X

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Sending the devil back to hell...

von Kinona

Kapitel 1

**Prolog: Katastrophe Klassentreffen**



Klassentreffen! Nach Zahnarztbesuchen und Familienfesten, wohl die drittunbeliebteste Sache der Welt. Kein Mensch mag sie. Rein objektiv betrachtet, lässt sich auch kein vernünftiger Grund dafür finden sich stundenlang herauszuputzen und ein riesen Trara um das Treffen mit Leuten zu machen, die man schon während seiner High-School-Zeit nicht leiden konnte. Und doch bleibt einem, wie bei den ersten beiden Dingen, nichts anderes übrig, als sie einfach hinter sich zu bringen. So kam es also, dass sich meine Freundin Miranda in der vollkommen übertrieben dekorierten Sporthalle ihrer alten Schule wiederfand. Unnötig zu erwähnen das, es keine zehn Minuten dauerte bis sie anfing den Augenblick zu verfluchen, in dem sie die Entscheidung getroffen hatte ihren Freitagabend hier zu verbringen. Gerade als sie beschlossen hatte sich noch genau 15 Minuten mit der Bowle zu vergnügen und dann möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen, fiel ihr Blick plötzlich auf zwei Personen, die den Raum betraten.





~ 36 Stunden vorher:



"Sie wollen was?" Fox Mulder glaubte sich verhört zu haben.

Er hätte zwar niemals zu behaupten gewagt, dass das Verhalten seiner Partnerin vorhersagbar wäre, aber das hier schockte ihn wirklich. Das konnte sie doch nicht wirklich wollen.

"Ach kommen Sie schon Mulder. Das wird sicher lustig!", entgegnete Scully enthusiastisch und erntete dafür nur einen ungläubigen Blick ihres Partners.

"Klassentreffen sind NICHT lustig!", antwortete Mulder und lies sich unmotiviert in seinen Stuhl fallen. "Sie sind langweilig, steif und peinlich, aber sie sind nicht lustig!"

"Mulder, das ist nicht fair! Ich bitte Sie nun wirklich nicht oft um etwas", versuchte sie das letzte, was ihr einfiel.

Sie hätte niemals gedacht das sie zu solchen Mitteln greifen würde, doch es hatte sie so viel Überwindung gekostet Mulder zu fragen, ob er sie zu ihrem Klassentreffen begleiten würde, dass sie jetzt nicht einfach aufgeben konnte.

"Scully, ich geh noch nicht einmal zu meinen eigenen Klassentreffen!", versuchte er weiter sich herauszureden.

Dana atmete tief durch. Das hier war schwieriger als sie gedacht hatte. O.k. Es war Zeit die schweren Geschütze aufzufahren. Dekorativ beugte sie sich über den Schreibtisch und sah ihrem Partner mit flehendem Blick in die Augen:

"Biiiiiiiiiieeeeeeeettttttteeeeeee... Tun Sie es für mich!"

Scully konnte an Mulders Gesicht förmlich ablesen, wie er innerlich schwankte und schließlich zusammenbrach.

"O.k.!", gab er sich geschlagen.

"Ja!", mit einer triumphierenden Geste sprang Scully auf.

Der traurige Klein-Mädchen-Blick war plötzlich einem selbstzufriedenen Grinsen gewichen.

"Unser Flug geht morgen früh um 8 Uhr. Wir treffen uns bei mir. Und vergessen Sie Ihren Anzug nicht!", erklärte sie hektisch. "Ich muss jetzt zur Maniküre!"

Und noch bevor Mulder so recht darüber nachdenken konnte, worauf er sich da überhaupt eingelassen hatte, war sie verschwunden.

"Es war nie von einem Anzug die Rede!", schrie er ihr noch vergeblich hinterher.



Im nächsten Moment konnte Mulder miterleben, wie zwei hysterisch schreiende Frauen aufeinander zurannten und sich schließlich in die Arme fielen. Und irgendwie zweifelte er plötzlich daran, dass die kleinere von beiden tatsächlich seine langjährige Partnerin Dana Scully war. So stehengelassen, beim Anblick alle der fremden aufgebrezelten Menschen und in diesem verflucht unbequemen Anzug fühlte er sich auf einmal vollkommen fehl am Platz. Für Dana hingegen schien ein wundervoller Abend gerade eben erst begonnen zu haben.

"Miranda?! Oh, mein Gott, dass muss ja ewig her sein!", lächelte Scully.

"Dana, du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich mich freue dich zu sehen. Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben hier einen halbwegs normalen Menschen anzutreffen", entgegnete Miranda ehrlich erleichtert.

Erst als Fox Mulder mit einem leichten Räuspern auf sich aufmerksam machte, realisierten die beiden Frauen, dass sie nicht vollkommen alleine waren.

"Miranda, darf ich dir meinen Begleiter vorstellen: Special Agent Fox Mulder, mein Partner beim FBI. Mulder, Miranda Hobbs, meine High-School-Freundin."

"Sehr erfreut!" Mulder reichte Miranda die Hand.

Er hatte noch nie etwas von Scullys sogenannter High-School-Freundin gehört. Dennoch schien da eine ungewohnte Vertrautheit zwischen den beiden Frauen zu sein.

"Gleichfalls!", entgegnete Miranda.

"FBI?", fragte sie erstaunt. "Ich dachte immer, du wärst Ärztin geworden?"

"Bin ich auch!", antwortete Dana. "Und dann ging ich zum FBI."

"Nun ja, du hast ja schon immer gern etwas gefährlicher gelebt..."

Und während sich die beiden Frauen, wie zwei eingeschworene Teenager ihrem Lachanfall hingaben, fragte sich Mulder, ob diese Miranda da tatsächlich von seiner Scully sprach. Seine Scully und ein Faible für Gefahr? Das konnte nicht sein! Aber noch bevor er irgend etwas dazu sagen konnte, waren die beiden schon wieder ins Gespräch vertieft.

"Dana, findest du nicht auch, dass hier viel zu wenig los ist?", grinste Miranda.

Und mit einem wissenden Blick erwiderte Scully ihr Lächeln:

"Tun wir etwas dagegen!"





~ ca. 2 Stunden vorher:



Während Dana Scully unter der Dusche stand und das warme Wasser sanft an ihrem Körper hinab glitt, wurde sie langsam von ersten Zweifeln geplagt. Das ganze hier war doch lächerlich! Sie hatte gestern den halben Tag damit verschwendet Assistent Director Skinner dazu zu überreden Mulder und ihr den heutigen Tag freizugeben, die andere Hälfte hatte sie beim Friseur, bei der Maniküre und in sündhaft teuren Läden verbracht, um dass passende Kleid und die entsprechenden Schuhe für heute Abend aufzutreiben. Das alles nur wegen einem blöden Klassentreffen. Ehrlich gesagt konnte sie sich an die meisten der Leute mit denen sie den Abschluss gemacht hatte, gar nicht mehr erinnern. Sie wusste selber nicht, was für ein Teufel sie geritten hatte, die beiden Flüge nach NYC zu buchen. Aber als ihre Mutter sie angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass sie eine Einladung zum 20-jährigen Klassentreffen bekommen hatte, konnte sie plötzlich gar nicht anders. Und dann hatte sich Mulder ja auch noch bereit erklärt sie zu begleiten. Na gut, sie hatte ihn regelrecht dazu gezwungen... Aber das letzte was sie wollte, war zu diesem Treffen alleine aufzutauchen. Sie hatte eine bemerkenswerte Karriere gemacht, doch wenn sie ohne Mann an ihrer Seite auftauchte, würde diese Tatsache plötzlich zweitrangig werden. Die ganzen verheirateten Frauen mit ihren Babyfotos in der Handtasche würden sie mitleidig anschauen, sich fragen, warum um Himmels Willen diese Dana Kathrin Scully keinen Mann abbekommt, und für den Rest des Abends versuchen ihr Verabredungen mit irgendwelchen Freunden aufs Auge zu drücken. Und sie hatte weiß Gott genug damit zu tun, den Kuppelaktionen ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen. Während sie sich das Handtuch umband, betrachtete sich Dana im Spiegel. Warum um alles in der Welt tat sie sich das hier an? Am liebsten hätte sie jetzt Jeans und Sweatshirt angezogen, sich mit einer Tüte Chips ins Bett verkrochen und für den Rest des Abends die Wiederholungen im Fernsehen gekuckt. Doch jetzt war es zu spät. Sie waren in NYC und Mulder würde in einer halben Stunde an ihrer Tür klopfen um sie abzuholen. Ihr Blick fiel auf das dunkelgrüne Seidenkleid, das auf dem Bett lag. Zum Kneifen, war es jetzt definitiv zu spät! Sie würde diesen Abend mit Würde und Anstand hinter sich bringen, und sie würde dabei phantastisch aussehen. Und vielleicht, mit etwas Glück, würde sie das ganze auch noch ein bisschen genießen.



Zwei Stunden später hatte Special Agent Fox Mulder miterlebt, wie seine Partnerin und Miranda zu Königinnen der Nacht mutierten. Sie hatten zunächst erfolgreich ihr Territorium auf der Tanzfläche verteidigt und die Bewunderung sämtlicher Männer und den Neid aller Frauen auf sich gezogen. Nicht mal in seinen wildesten Träumen hätte er geglaubt, das sich Scully dermaßen sexy bewegen konnte. Daraufhin hatten sie erfolgreich die Bowle vernichtet und waren zur Bar übergegangen. An diesem Punkt war es ihm sogar gestattet gewesen, Miranda und Scully Gesellschaft zu leisten. Was allerdings auch bedeutete, das er mehrere Smalltalks mit irgendwelchen Fremden über sich ergehen lassen musste, von denen selbst Scully nicht mehr die Namen kannte. Außerdem hatte er erfahren, das Miranda Anwältin und zur High-School-Zeiten Scullys beste Freundin gewesen war. Die beiden waren der Schrecken aller Lehrer und Eltern und der Traum aller Männer gewesen: jung, hübsch, klug, neugierig, frech und zur jeder Schandtat bereit. Er hatte sogar erfahren, das Miranda eine heiße Affäre mit ihrem Literaturprofessor hatte und das Scully ihre Jungfräulichkeit im Alter von 14 Jahren auf dem Rücksitz eines Doggs verloren hatte. An einen Jungen namens John, den sie exakt drei Stunden gekannt hatte. Zwischen Miranda und ihr hatte es so eine Art geheimen Wettstreit gegeben: Wer von beiden es wagen würde wie weit zu gehen. Dabei waren sie nicht wirklich Konkurrentinnen gewesen, sondern eher zwei Spieler des selben Teams. Sie schafften es, sich gegenseitig aufzustacheln und zu motivieren. Kurz gesagt: Er hatte an diesem Abend mehr über Scully erfahren, als er jemals hatte erfahren wollen. Doch so langsam wurde ihm klar, weshalb Scully hier war und weshalb sie ihn gebeten hatte, sie zu begleiten. Sie wollte es all diesen Mädchen, die sich hinter ihrem Rücken den Mund über sie zerrissen hatten zeigen. Sie wollte ihnen zeigen, dass sie es auf ihre Art und Weise geschafft hatte. Ihnen keine Angriffsfläche bieten. Sie war Ärztin, hatte eine Karriere beim FBI gemacht. Das einzige was zu einem perfekten Leben fehlte, war ein Mann. Und hier kam er ins Spiel. Scully hatte ihn mitgebracht um ihn vorzuführen. Ihn als Vorzeigeobjekt zu benutzen. Eigentlich müsste er sich geschmeichelt fühlen, dass eine Frau wie Dana es als eine Art "Sieg" ansah, jemanden wie ihn zum Partner zu haben. Und es müsste ihn noch viel mehr für sie freuen, dass sie es offenbar auch ohne ihn geschafft hatte. Ihn jetzt doch nicht brauchte, weil Miranda und sie eine so perfekte Show lieferten, das es niemand auch nur wagen würde ihre Perfektion in Fragen zu stellen. Doch irgendwie fühlte er sich benutzt und abgeschoben. Während er sich noch einen Drink bestellte, sah er hinüber zur Tanzfläche. Scully sah einfach phantastisch aus in ihrem langen, enganliegenden, rückenfreien, dunkelgrünen Kleid, das atemberaubend schön zu ihrem tizianroten Haar passte. Die sonst so strenge Frisur bekam durch die paar Strähnen, die ihr nun wirr ins Gesicht fielen, eine unglaubliche Wirkung. Und Mulder fragte sich immer noch, wie sie, auf diesen wundervollen italienischen Stöckelschuhen, die den Traum jeder Männerphantasie darstellten, so ausgelassen tanzen konnte. Scully und Miranda sahen umwerfend aus. Es war nicht zu übersehen, dass sie die absoluten Gewinner dieses Abends waren und sich, dank der vielen Drinks, die sie bereits intus hatten, köstlich amüsierten. Plötzlich setzte sich eine blondgelockte Frau neben ihn.

"Cosmopolitan, bitte!", wandte sie sich an den Kellner, während sie sich suchend im Raum umsah.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie die beiden Frauen auf der Tanzfläche erblickte. Sie schien gefunden zu haben, was sie gesucht hatte.

"Kennen Sie sie?", fragte Mulder, froh endlich jemanden zu haben, mit dem er sich unterhalten konnte.

"Miranda?", erwiderte sie. "Ja, sie ist eine gute Freundin von mir. Sonst würde ich sie ja auch kaum zu einem so langweiligen Anlass begleiten."

Einen Moment lang amüsierte ihn die Ironie dieser Worte. Dieser Frau hier schien es offenbar nicht anders als ihm ergangen zu sein.

"Fox Mulder!", stellte er sich vor und reichte der Unbekannten die Hand. "Ich wurde dazu verdonnert die andere Rothaarige zu begleiten: Dana Scully. Offenbar eine alte High-School-Freundin von Miranda."

"Carry Bradshaw", entgegnete sie lächelnd. "Nett sie kennen zulernen."



Miranda fühlte sich in ihre Teenagerzeit zurückversetzt. Sie genoss die bewundernden Blicke, die Dana und sie auf der Tanzfläche einheimsten. Und obwohl Jahre vergangen waren, seit sie sich das letzte mal gesehen hatten, schien ihre Freundschaft immer noch die selbe zu sein. Es gab kein unangenehmes Schweigen, keine Fettnäpfchen in die man trat, keine Entfremdung. Dana und sie knöpften da an, wo sie beim Abschlussball der High-School aufgehört hatten. Und ganz unerwartet, schien der heutige Abend doch noch ein Erfolg zu werden. Und während sie so ausgelassen wie schon lange nicht mehr tanzte, machte sich langsam Neugierde breit.

"Sag mal, dieser Agent Fox Mulder und du, was läuft da?", grinste sie.

"Mulder und ich?", diese Frage schien Dana ernsthaft zu irritieren.

Was ein deutliches Zeichen dafür war, das sie sich selber nicht sicher darüber war, wie sie zu diesem Mann stand, oder zumindest erfolgreich verdrängt hatte, das sie irgendwann einmal eine Antwort darauf finden musste.

"Wir sind Partner..." versuchte sie auszuweichen.

"Ach komm schon Dana, du wirst mir doch wohl nicht erzählen wollen, das ihr noch nicht, na du weißt schon..." bohrte Miranda weiter.

"Nein!", entgegnete Dana entsetzt. "Wir arbeiten zusammen, und wir sind Freunde. Das ist alles!"

Skeptisch versuchte Miranda ihr in die Augen zu schauen.

"Das ist NICHT alles, Dana", stellte sie fest. "Ich kenne dich! Er ist verdammt attraktiv, auf eine verschrobene Art und Weise... Ihr verbringt mindestens acht Stunden täglich gemeinsam im Büro, seid befreundet und er begleitet dich zu einem Klassentreffen. Also sag mir nicht, dass das schon alles ist!"

"Nun ja, ich wollte hier nicht ohne Mann auftauchen. Das wäre doch ein gefundenes Fressen gewesen für all die Leute, die uns schon während der High-School-Zeit verachtet haben. Und er hat sich bereit erklärt mich zu begleiten... mehr oder weniger", versuchte sich Dana aus der Sache herauszuwinden.

"Dann macht es dir auch nichts aus, das er an der Bar gerade einen Flirt mit einer heißen Blondine anfängt", meinte Miranda.

"Was?", entsetzt drehte sich Dana zu ihrem Partner und wusste sofort, das sie in die Falle getreten war.

"Keine Angst, das ist nur eine Freundin von mir!", erklärte Miranda. "Carry Bradshaw. So ganz alleine wollte ich hier auch nicht auftauchen."

Für einen Moment überlegte Miranda, weshalb zwei erwachsene, erfolgreiche, selbstbewusste Frauen nicht stark genug waren, alleine zu einem Klassentreffen zu gehen. Oder zu sonstigen offiziellen Anlässen. War es heutzutage wirklich eine Schande keine Beziehung zu haben? Wurde das Singledasein tatsächlich als eine Art Unzulänglichkeit betrachtet? Sie selbst hatte mich ja auch so lange bearbeitet, bis sich ich mich bereiterklärt hatte nachzukommen, sobald ich mit meiner neuen Kolumne fertig war. Dann fiel ihr Blick wieder auf Dana, die immer noch zu Fox Mulder blickte. Und Miranda glaubte verletzten Stolz erkennen zu können. Egal wie sehr die Männer und Frauen um sie herum Dana Scully auch in diesem Moment beneideten, für wie perfekt sie sie auch halten mochten, es war unwichtig für sie. Denn der einzige Mensch, nach dessen Bewunderung sich Dana wirklich sehnte, unterhielt sich mit einer anderen.

"Lass uns an die Bar gehen!", entschied Miranda, und ihre Freundin folgte ihr ohne Gegenworte.

Dort angekommen begrüßte Miranda Carry und Dana schenkte Fox Mulder ihr bezaubernstes Lächeln, das dieser erwiderte.

"Wollen Sie tanzen?", flüsterte er ihr ins Ohr.

"Nur wenn Sie mir nicht auf die Füße treten", entgegnete Dana.

Und mit diesen Worten waren sie auf der Tanzfläche verschwunden. Einen Moment lang beobachtete Miranda die beiden. Die Vertrautheit, mit der er sie sanft an sich zog. Das Vertrauen, mit dem sie sich von ihm führen lies. Die zärtlichen, knisternden Berührungen, die beide schon gar nicht mehr wahrnahmen, weil sie eine Alltäglichkeit darstellten. Die Art und Weise, wie sie mit ihren Blicken kommunizierten, verriet, das sie einander in- und auswendig kannten. Sie tanzen und lachten, als ob es nichts anderes gebe auf der ganzen Welt. Und plötzlich begriff Miranda, wie viel mehr das war, als all die sexuellen Beziehungen, die sie und Dana früher gehabt hatten, die sie heute noch hatte. Die Beziehung, die Dana Scully und Fox Mulder hatten, war tiefer, auch wenn sich das keiner der beiden einzugestehen schien. Doch Dana hatte etwas gefunden, wonach jeder instinktiv suchte. Sie hatte einen Menschen gefunden, bei dem sie sich zu Hause fühlte.



Unbemerkt betrat ein Mann mit halblangen, blondgelockten Haaren den Raum. Mit grüngelben Augen blickte er sich um. Plötzlich trat ein schwarzgekleideter Mann mit langen, schwarzen Haaren und dunklen Augen hinter ihm aus den Schatten des Raumes.

"Es wäre mir lieber, wir träfen uns bei einem freudigeren Anlass!", begrüßte er ihn.

"Es ist leider nicht an uns, über den Anlass zu bestimmen!", antwortete der blonde Mann unberührt. "Wir haben eine Abmachung, und eine Aufgabe zu erfüllen. Alles andere liegt nun nicht mehr in unseren Händen!"

"Richtig!", entgegnete der andere Mann. "Ich werde mich an die Regeln halten, also lasst das Spiel beginnen. Sag, wen hast du zu deinem Schützling erwählt?"

Mit tiefdunklen Augen folgte er dem Blick des blondgelockten Mannes und landete bei der kleinen Rothaarigen.

"Eine gute Wahl!", lächelte er.



Vier Stunden und einige Drinks später, ging das Klassentreffen seinem endgültigen Ende entgegen. Doch Miranda weigerte sich, diesen wundervollen Abend jetzt schon enden zu lassen. Einem verrückten Einfall folgend, beschloss sie noch ein ganz persönliches Ritual mit ihrer High-School-Freundin erledigen zu müssen.

"Agent Mulder, es tut mir sehr leid, doch ich fürchte ich muss Ihre Partnerin noch ein letztes mal entführen", lächelte sie. "Carry, begleitest du Agent Mulder, bitte zu seinem Hotel?"

"Was hast du vor?", fragte Dana irritiert.

"Miranda ist eben voller Überraschungen!", grinste Carry, und nahm Fox Mulder an der Hand. "Jetzt zeige ich Ihnen, wie man in der Stadt, die niemals schläft, ein Taxi bekommt!"

Mit diesen Worten waren die beiden verschwunden, noch bevor Dana auch nur Zeit gefunden hatte, weitere Fragen zu stellen.

"Wir beide machen jetzt eine Reise in die Vergangenheit!", erklärte Miranda.

Kurze Zeit später, fand sich Dana auf dem Campus ihrer ehemaligen Schule wieder. Vor Jahren hatten Miranda und sie eine Art Zeitkapsel hier vergraben. So kam es, das sie mitten in der Nacht mit ihren frisch manikürten Nägeln in der Erde wühlte, und sich dabei so wohl fühlte, wie schon lange nicht mehr. All ihre Sorgen und Ängste, all die Masken und Mauern, die sich über Jahre hinweg angesammelt hatten, waren an diesem einen Abend vergessen. Sie war wieder das selbe neugierige, fröhliche Mädchen, wie vor 20 Jahren.

"Da ist es!", schrie Miranda.

So geschickt, wie es der Alkoholanteil im Blut zuließ, knieten sich die beiden Frauen auf den Boden und öffneten die kleine Holzschachtel.

"Oh mein Gott!", lächelte Dana. "Erinnerst du dich noch daran?"

Mit vielsagendem Blick wedelte sie mit einem roten Spitzentanga vor Mirandas Nase.

"Meine Das-Erste-Mal-Unterwäsche!", lachte diese, und riss Dana das Stück Stoff aus der Hand.

"Unser Tagebücher!", rief Scully.

"Unser Abschlussballfoto!", entdeckte Miranda und hob ein Bild von Dana und ihr hoch.

"Meine Güte, diese Kiste steckt voller Erinnerungen." Mit nostalgischen Blick betrachtete Scully das Foto.

Wie um alles auf der Welt hatte sie nur zulassen können, dass ihr Kontakt zu Miranda abbricht.

"Ich glaube das hier gehört dir!", grinste ihre Freundin, die bereits wieder in der Kiste kramte und eine kleine Plastiktüte entdeckte.

"Oh, nein!", verschämt schlug Dana sich ihre Hände vors Gesicht, als sie sie wiedererkannt hatte.

"Soweit ich mich erinnere, hast du hierin die Verpackung sämtlicher Kondome aufbewahrt, die du während deiner High-School-Zeit benutzt hast", lachte Miranda. "Und es sind nicht gerade wenig."

Peinlich berührt riss Dana ihr die Plastiktüte aus der Hand, und wandte sich wieder der Kiste zu.

"Hey, schau mal, was ich hier habe!", rief sie plötzlich erstaunt aus. "Unsere Freundschaftsringe..."

In stillschweigendem Einverständnis streiften sich die beiden Frauen die dünnen goldenen Ringe über. Es ähnelte beinahe einem andächtigen kleinen Ritual, das sie vollzogen. Miranda brach als erstes das Schweigen.

"Was hältst du davon, wenn wir zu mir gehen und uns eine Pizza bestellen?", grinste sie. "Wie in alten Tagen!"



Kichernd, wie zwei übermütige Teenager, verabschiedeten sich die beiden von dem Taxifahrer. Müde, aber zufrieden öffnete Miranda ihre Wohnungstür. Überrascht stellte sie fest, dass das Licht an war, und der Fernseher lief. Durch den Schleier des Alkohols hindurch, versuchte sie eine plausible Erklärung dafür zu finden.

"Lässt du den immer laufen, wenn du aus dem Haus gehst?", witzelte Dana.

In diesem Moment trat ein Mann mit einer Tüte Chips und Bier aus der Küche.

"Alex!", rief Miranda erleichtert. "Was machst du denn hier?"

Scully traute ihren Augen nicht.

"Krycek?!"
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