World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Jetzt oder nie!

von XFilerN

1/1

„Warum bist du nur immer so zurückhaltend, John?“. Sie sah ihn von der Seite an, wartete auf eine Antwort, obgleich sie wusste, dass diese unbefriedigend sein würde.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was genau du damit meinst“, sagte er schließlich, sich dessen bewusst, dass sie wusste, dass er versuchte zu schwindeln – und das noch nicht mal sehr gut. Er wagte es nicht sie anzusehen, hielt den Blick auf den Boden gesenkt.

Der Fahrstuhl fuhr ins unterste Stockwerk, wo sich die Tiefgarage des J. Edgar Hoover Buildings befand. Es kam Doggett vor wie eine Ewigkeit.

Seit einigen Wochen versuchte Reyes immer wieder, sich mit ihm zu verabreden, doch aus einem Grund, der ihm selbst fremd war, hatte er immer abgelehnt. Sie waren dort schon einmal gewesen. Sie hatten eine kurze Affäre gehabt. Kurz nachdem er sich von Barbara hatte scheiden lassen oder besser gesagt, sie sich von ihm. Und es hatte damals nicht funktioniert. Wieso sollte es jetzt funktionieren?

Offenbar war Reyes anderer Ansicht, denn sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn wollte. Das hatte sie noch nie getan. Sie war ein offener und direkter Mensch und normalerweise schätzte er das an ihr. In letzter Zeit jedoch wünschte er sich, dass sie zurückhaltender wäre. Ihm den Freiraum ließe, den er brauchte.

Seit der Schließung der X-Akten hatte sich so vieles verändert. Sie arbeiteten nicht mehr zusammen, sondern in verschiedenen Abteilungen. Und es fehlte ihm mit ihr zu arbeiten. Sie fehlte ihm. Aber er wusste nicht, ob es klug wäre, wieder aufzugreifen, was einmal zwischen ihnen gewesen war.

Er hatte die Erfahrung gemacht, dass man eine einmal gescheiterte Beziehung nicht wieder aufwärmen sollte. Dass es manchmal besser war, einfach nur befreundet zu bleiben, doch sie schien anderer Ansicht.

„Warum weist du mich immer wieder ab?“. Sie sah ihn erneut von der Seite an und für einen flüchtigen Moment erwiderte er ihren Blick, ehe er wieder hinab auf seine Schuhspitzen sah. „Ich weiß, dass du immer noch etwas für mich empfindest, John.“ Sie machte eine kurze Pause und stellte sich direkt vor ihn, in der Hoffnung, dass er sie ansehen würde, doch er tat es nicht. „Und ich empfinde immer noch etwas für dich. Das habe ich immer schon getan. Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich aufhören sollte mir zu wünschen, dass etwas zwischen uns wäre, weil ich mir damit nur selbst wehtue. Und vielleicht hat sie Recht, aber ich kann diese Gedanken nicht abstellen. Ich kann nichts dafür, dass kein anderer Mann so begehrenswert für mich ist wie du, John.“ Sie seufzte und stoppte den Fahrstuhl, kurz bevor er sein Ziel erreichte. Schließlich blickte Doggett zu ihr auf. „Kannst du mir in die Augen sehen und dabei ehrlich sagen, dass du nichts für mich empfindest?“.

Er wandte den Blick ab, versuchte seine tief verwurzelte Verzweiflung zu verstecken, die sie in seinen Augen gesehen hätte, wenn sie sich auch nur einen Moment länger angesehen hätten.

„Verdammt, John!“. Sie stützte links und rechts von seinem Kopf die Hände auf das kalte Metall des Fahrstuhlgehäuses. „Du bist nicht immer so gewesen.“

„Ich… kann es dir nicht sagen.“ Sein Blick wanderte langsam zurück zu ihr und traf schließlich auf ihre warmen braunen Augen.

„Was?“, fragte sie sanft und suchte in seinen Augen nach der Antwort.

„Dass ich nichts für dich empfinde.“ Er schluckte schwer. „Aber ich bin nicht sicher, ob es gut ist, wenn wieder aufgreifen, was damals zwischen uns war.“

„Damals hatten wir eine Affäre, John. Wir beide haben uns damals etwas gegeben, das mit Liebe wenig zu tun hatte, sondern vielmehr mit Sehnsucht und Verlangen. Das hier ist anders. Wir sind inzwischen anders.“

„Vielleicht hast du Recht“, erwiderte er nachdenklich. „Aber…“

Noch ehe er den Satz weitersprechen konnte, fühlte er warme, weiche Lippen auf seinen. Zuerst war er so überrascht, dass er den Kuss nicht erwiderte, doch als sie keine Anstalten machte damit aufzuhören ihn zu küssen, erwiderte John den Kuss. Zunächst zurückhaltend, doch dann leidenschaftlicher und schließlich drängte alles in ihm danach den Kuss noch weiter zu vertiefen. Monica gewährte seiner Zunge gerne Einlass und öffnete ihre Lippen. Ein intensives Kribbeln entstand in ihrem Bauch und breitete sich schließlich über ihren gesamten Körper aus. Sie vergaß vollkommen, dass sie sich immer noch im Fahrstuhl befanden, bis dieser mit einem plötzlichen Ruckeln seine Fahrt nach unten fortsetzte. Ein wenig überrascht fuhren die Beiden auseinander und schließlich lächelten sie sich an.

Der Fahrstuhl kam zum stehen und als sich die Tür öffnete, nahm Doggett Reyes bei der Hand. Wenigstens für den Moment wollte er nicht darüber nachdenken, was sein würde, wenn es wieder nicht zwischen ihnen klappte. Aber vielleicht hatte Monica ja Recht und es würde diesmal völlig anders sein, weil ihre Ausgangsbasis eine gänzlich andere war.

Sie würden es auf sich zukommen lassen.

Hand in Hand gingen sie zu seinem Jeep.

John musste sich schließlich eingestehen, dass dies die beste Weihnachtsfeier gewesen war, auf der er bisher gewesen war. Oder zumindest die mit dem schönsten Ausklang.





~fin
Rezensionen