World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Ein Tag wie kein anderer

von Talli W

Kapitel 1

Dana Scully fuhr auf der Washington Memorial Highway Richtung Alexandria. Sie war unterwegs zu Mulders Wohnung. Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Autositz hin und her. Hatte sie auch wirklich die richtige Entscheidung getroffen?
Lange hatte sie überlegt, was sie Mulder zum Geburtstag schenken könnte. Sie wusste, er mochte Geburtstage nicht und würde wahrscheinlich seinen Ehrentag allein vor dem Fernseher verbringen.
Amüsiert dachte sie an den Apollo-11-Schlüsselanhänger, den Mulder ihr zum 33. gegeben hatte.
Er überraschte sie doch immer wieder von Neuem.
Aber heute war es an ihr, ihn zu überraschen …
Ungeduldig sah Scully auf die Uhr. Es war Sonntagabend und die Straßen waren überfüllt wie sonst nur zur Rushhour. Ihr kam es vor, als würde sie überhaupt nicht vorwärts kommen. Endlich erreichte sie Hegal Place. Vorsichtig parkte sie ihren Wagen, warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und ging zum Hauseingang.
Mulder lag missmutig auf seiner Couch und kaute an einem kalten Stück Pizza. Nicht einmal angerufen hatte sie. Vielleicht hatte sie einfach vergessen, dass heute sein Geburtstag war. Er hatte ja auch in den vergangenen Jahren nicht viel Aufhebens darum gemacht. Wahrscheinlich war Scully es einfach leid, dass er ihre Glückwünsche jedes Mal beschämt abwehrte. Das hatte er nun davon. Wieder ein Geburtstag, den er allein verbringen musste.
Er hätte zu seiner Mutter fahren können, aber nach ihrer letzten Auseinandersetzung hatten sie sich nicht mehr viel zu sagen. Da blieb er doch lieber allein zu Hause.
"Was für ein armseliges Leben", murmelte er vor sich hin. Selbst Frohike hatte das begriffen und ihm eine Flasche Schnaps und dieses Video geschenkt.
Am liebsten würde er sich jetzt sinnlos betrinken, um einmal alles um sich herum vergessen zu können. Aber Fox Mulder war kein Trinker. Außerdem wollte er Scully am nächsten Tag nicht mit einem Kater gegenübertreten.
"Was hat Frohike sich überhaupt dabei gedacht, mir solch ein Video zu kaufen?", fragte sich Mulder verärgert. Er kannte doch seinen Geschmack was Frauen betraf. Und rothaarige Frauen gehörten definitiv nicht zu seinen Favoriten.
Mulder seufzte. "Gut, wenn ich schon allein Geburtstag feiern muss, kann ich mir genauso gut das Video ansehen." Schnell holte er das Tape und legte es in den Recorder. Sofort begann sexy Virginia ihr aufregendes Treiben auf dem Bildschirm.
Scully schritt den Flur entlang bis zu Mulders Apartment und blieb dort erstarrt stehen. Aus Mulders Wohnung hörte sie gedämpftes Stöhnen. "Oh Gott, er ist nicht allein!" Fluchtartig wollte sie das Gebäude verlassen. Doch dann wurde ihr klar, dass es sich nur wieder um eines seiner Pornovideos handelte und sie klopfte leise an die Tür.
Fox Mulder war so vertieft in sexy Virginias erotische Abenteuer, dass er das Klopfen überhörte.
Scully klopfte energischer.
Erschrocken sprang Mulder vom Sofa und schaltete den Fernseher ab. "Immer, wenn es gerade spannend wird", stöhnte er und ging zur Tür. "Hoffentlich ist es nicht wieder Frohike, mit noch einem seiner verrückten Einfälle." Er lugte durch den Spion und sah Scully im Flur stehen.
Nein! Es gab keinen Weg ihr jetzt gegenüber zu treten.
Mulders Hirn arbeitete fieberhaft.
"Nun lass mich schon rein, Mulder. Ich möchte dir nur kurz zum Geburtstag gratulieren", sagte Scully von draußen.
Schnell öffnete Fox die Tür und rannte ins Badezimmer. Dort drehte er die Dusche an und rief: "Ich bin gleich fertig. Mach‘s dir inzwischen bequem."
Scully schüttelte den Kopf. "Männer!"
Dann ging sie ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa.
Jetzt konnte sie nur noch warten bis Mulder sich wieder heraus trauen würde. Ihr war ziemlich klar, warum ihr Partner so eilig verschwunden war.
Nach etwa 10 Minuten kam Fox aus dem Badezimmer und grinste sie etwas verlegen an.
"Hi Scully, welcher Tatsache verdanke ich die Ehre Deines Besuches? Hattest Du Sehnsucht nach dem alten Spooky?", scherzte er.
Dana Scully lächelte. "Happy Birthday, Mulder!"
Mulder lächelte zurück. "Und wo bleibt mein Geschenk, Scully? Wenigstens ein paar Blumen hätte ich schon erwartet ...", flachste er weiter.
"Mein Geschenk ist hier", antwortete Scully und öffnete ihren Mantel. Darunter trug sie ein schickes, schwarzes Kleid mit Spitze. Nicht gerade das Outfit, dass Dana Scully gewöhnlich bevorzugte.
Mulder schluckte. 'Ruhig bleiben!', warnte er sich selbst.
Scully bemerkte, in welche Richtung Mulders Gedanken gingen und fügte schnell hinzu: "Ich dachte, wir könnten heute Abend ausgehen. Ich lade dich in den Memphis-Club ein. Das ist ein neues Restaurant in Georgetown. Komm schon, du hast nur einmal im Jahr Geburtstag." Scully war selbst erstaunt, woher sie die Courage genommen hatte, ihn zu fragen. Schließlich war es für sie nicht gerade üblich, ihre Freizeit miteinander zu verbringen. Normalerweise ging jeder nach Dienstschluss seine eigenen Wege.
'Aber heute ist sein Geburtstag. Er verdient es nicht, an diesem Tag ganz allein zu sein', ermutigte sich Scully selbst.
Mulder war überrascht. So etwas hatte er am wenigsten erwartet. Es war selten genug, dass die kühle Dr. Dana Scully ihre Maske fallen ließ. Und nun wollte sie sogar mit ihm ausgehen. 'Warum auch nicht?', dachte er. 'Schließlich habe ich heute Geburtstag und wir kennen uns nun schon seit 5 Jahren. Sie ist mittlerweile nicht nur mein Partner, sondern auch ein guter Freund.'
"Okay Scully, ich ziehe mich nur schnell um", antwortete er ihr.
"Gut, ich warte dann unten."
Nachdem Dana Scully gegangen war, suchte Mulder nach einem geeigneten Outfit.
Gekleidet in einen schwarzen Smoking verließ er einige Zeit später die Wohnung.
Scully wartete bereits im Wagen.
"Soll ich nicht lieber fahren?", fragte er.
Scully warf ihm einen kurzen Blick zu und zog ihre Augenbraue missbilligend hoch. "Vergiss es!"
Ohne Widerspruch stieg Mulder ins Auto und Scully fuhr los.


Der Memphis-Club war ein elegantes Restaurant im Südstaaten-Stil. Die Tische waren in kleinen Nischen angeordnet und in der Mitte befand sich eine Tanzfläche.
Scully hatte vorreserviert und so wurden sie sofort an ihren Tisch geführt.
Mulder studierte die Speisekarte und sah zu Scully hinüber: "Ich hoffe, du weißt, worauf du dich eingelassen hast. Ich habe heute noch nicht viel gegessen."
"Ich werde schon nicht gleich verarmen, Mulder", konterte Scully. Nach längerem Überlegen entschied Mulder sich schließlich für Chicken "Bienville", während Scully eine Hühnerfleischpastete wählte. Ein Chardonnay rundete ihre Bestellung ab. Als sie auf ihr Essen warteten, versuchte Scully mehrmals ein Gespräch in Gang zu bringen. Doch nachdem sie immer nur einsilbige Antworten von Mulder erhielt, gab sie es schließlich auf. Verlegenheit machte sich zwischen ihnen breit und so saßen sie sich schweigend gegenüber.
'War diese Einladung ein Fehler gewesen?', fragte sich Scully. 'Vielleicht hatte Mulder ja ganz andere Pläne für seinen Geburtstag und hat nur zugesagt, um mich nicht zu enttäuschen.'
Mulder ärgerte sich über sich selbst. 'Wo ist meine übliche Selbstsicherheit?'
Keine witzige Bemerkung, kein interessantes Thema fiel ihm ein. Die Unterhaltung mit Scully hatte er abgewürgt, weil er ihr gar nicht richtig zugehört hatte und so nichts mehr als ja oder nein antworten konnte. Stattdessen war er damit beschäftigt, sie unentwegt zu beobachten. Nicht die kleinste Bewegung entging ihm. Die Art, wie sie ihren Kopf bewegte, um einige widerspenstige Haare zurück zu schütteln. Das sanfte Streichen ihrer Zunge über die Lippen, wenn sie nervös war. All diese Gewohnheiten waren ihm mit den Jahren so vertraut geworden. Ein feines Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.
'Lippen wie zum Küssen geschaffen', schoss es ihm durch den Kopf und ihm wurde heiß. Scully fühlte sich immer unbehaglicher in Mulders Gegenwart, der die ganze Zeit nur vor sich hin zu starren schien. Sie war erleichtert, als das Menü endlich serviert wurde und sie sich auf etwas anderes konzentrieren konnte.


Scully beobachtete staunend, wie viel Mulder vertragen konnte. Nach der Vorsuppe und seiner Riesenportion Hühnchen stopfte er nun schon das sechste Pekannuss-Törtchen in sich hinein. 'Er hat wirklich nicht übertrieben mit der Bemerkung über seinen großen Appetit.'
Mulder sah immer wieder zur Tanzfläche hinüber, auf der sich schon die ersten Paare bewegten. Er überlegte nun schon die ganze Zeit wie er Scully zum Tanzen auffordern könnte. Frustriert schob er sich ein weiteres Nusstörtchen in den Mund. "Scully" platzte er heraus "Ich hoffe, das ist ein Fulltime-Date?" Scully sah ihn fragend an. Sie hoffte, dass er nicht das meinte, was sie gerade dachte.
'Na toll, was Besseres konnte dir wohl nicht einfallen. Was soll Scully jetzt von mir halten.' "Ich möchte nur gern mit dir tanzen", sagte er laut. Scully lächelte erleichtert und erhob sich langsam von ihrem Platz. Mulder reichte ihr seinen Arm und führte sie behutsam zur Tanzfläche. Ein Blues erklang und sie begannen sich langsam in seinem Rhythmus zu bewegen.
'Das ist nett.' Langsam zog Mulder sie näher an sich, bis ihre Körper eng aneinander gepresst waren.
Scullys Kopf ruhte nun an seiner Brust und Mulder hatte seine Arme fest um ihre Taille gelegt.
So umschlungen verloren sie sich beide im Zauber der Musik.
Zwei Stunden später wurden sie durch ein dezentes Hüsteln gestört. Scully und Mulder erwachten abrupt aus ihrer Trance. Neben ihnen stand der Manager des Clubs. "Entschuldigen Sie meine Dame, mein Herr, aber wir schließen jetzt."
Scully blickte sich um. Der Club hatte sich schon geleert und sie waren die einzigen Personen auf der Tanzfläche. Beschämt schritt Scully aus Mulders Umarmung. "Bringen Sie uns bitte die Rechnung." Scully bezahlte und Minuten später verließen beide hastig das Gebäude.
Keiner sagte ein Wort bis sie den Wagen erreichten. Verlegen fragte Scully dann: "Mulder, was machen wir jetzt? Wir könnten noch irgendwo anders einkehren oder ..."
"Nein!", unterbrach Mulder sie bestimmt. "Ich würde jetzt lieber nach Hause fahren." Scully nickte und setzte sich hinters Steuer. Schweigend begaben sie sich auf die Heimfahrt.
Mulder sah immer wieder zu Scully hinüber. Er konnte noch ihren Körper gegen seinem spüren, als sie so eng zusammen getanzt hatten.
Sie fuhren bereits durch Alexandria. Gleich würden sie an seiner Wohnung ankommen und Scully würde ihn verlassen. Der Abend war so schön gewesen. Mulder wollte ihn noch nicht beenden.
Der Wagen hielt. Hegal Place! Sie waren da. 'Sag was!', forderte er sich selbst auf.
"Scully, würdest du", er schluckte "würdest du gern noch mit hochkommen? Auf eine Tasse Kaffee vielleicht?"
Scully warf ihm einen prüfenden Blick zu und Mulder bereitete sich schon auf ihre ablehnende Antwort vor. Doch Dana Scully überraschte ihn wieder einmal. "Ja gern", antwortete sie einfach.
Mulders Pulsschlag beschleunigte sich. Schnell stieg er aus dem Auto und atmete tief die frische Nachtluft ein. Dann schritt er hastig zum Hauseingang hinüber. Scully folgte ihm.

In der Wohnung angekommen, lief Mulder sofort in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Dort fiel sein Blick auf die Flasche Rotwein, die er sich zum Geburtstag gekauft hatte. 'Das ist besser als Kaffee', dachte er.
"Scully, wie wäre es mit einem Schluck Rotwein?", rief er ins Wohnzimmer.
"Mmh, hört sich gut an", kam ihre Erwiderung. Beladen mit zwei Gläsern und der Flasche Rotwein kam er ins Wohnzimmer zurück. Scully hatte es sich bereits auf der Couch bequem gemacht und war aus ihren Schuhen geschlüpft.
"Fühl dich ganz wie zu Hause", bemerkte Mulder mit einem ironischen Blick auf ihre Füße.
Scully war müde und ihre Füße schmerzten. So ignorierte sie einfach Mulders Bemerkung und lehnte sich weiter in der Couch zurück.
"Hier!" Vorsichtig reichte Mulder ihr ein Weinglas. Nachdem er ihr und sich selbst eingeschenkt hatte, ließ er sich erleichtert auf die Couch fallen. So saßen sie entspannt nebeneinander. Jeder nippte an seinem Weinglas und hing eigenen Gedanken nach. Bald zeigte der Alkohol seine Wirkung. Mulder wurde sentimental.
"Das war heute der schönste Geburtstag, seit Samantha ..." Ein Schluchzen stieg aus seiner Kehle auf und er war unfähig den Satz zu beenden.
Doch Scully verstand ihn auch ohne Worte. Sie lehnte sich zu ihm hinüber und umarmte ihn fest. Mulder begrub sein Gesicht in ihrem Haar. Lange saßen sie dort, sich einfach in den Armen haltend.
"Bleib heute Nacht bei mir", flüsterte er plötzlich.
"Auf dieser engen Couch?", kicherte Scully. Vom Alkohol berauscht und durch Scullys Nähe erregt, wurde Mulder leichtsinnig.
"Übereinander brauchen wir nicht viel Platz und notfalls haben wir immer noch den Fußboden", erwiderte er.
Mulder merkte, wie sich Scully langsam aus seiner Umarmung zurückzog. 'Shit! Jetzt hab ich alles versaut. Warum konnte ich nicht meinen Mund halten.'
"Scully, vergiss, was ich gesagt habe. Ich bin betrunken", versuchte er den Schaden zu reparieren.
"Aber ich hoffe nicht zu betrunken ..."
Mulder glaubte zu träumen. War das gerade Scully, die das gesagt hatte oder hatte ihm der Alkohol etwas vorgegaukelt. Scully sah ihn nur verschmitzt an, hob ihre Arme zu Mulders Brust und begann langsam den obersten Hemdenknopf zu lösen.
Mulder saß wie erstarrt und wagte kaum zu atmen, aus Angst den Zauber zu zerstören. Er schloss die Augen und öffnete sie wieder in der Erwartung, sich allein auf der Couch wiederzufinden. Doch es war kein Trugbild. Scully saß noch neben ihm und war gerade damit beschäftigt, seinen zweiten Hemdenknopf zu öffnen.
"Scully! Was machst du da?", krächzte Mulder.
Scully grinste. "Ich dachte, es ist offensichtlich, was ich tue. Ich versuche dich auszuziehen."
Mulder hörte ihre Worte nur noch durch eine Nebelwand. Alles begann sich um ihn zu drehen. Es dauerte einige Minuten bis er sich wieder gesammelt hatte.
"Ich dachte schon, du würdest ohnmächtig werden, Mulder. Dann hätte ich Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen müssen." Sie pausierte kurz. "Das wäre vielleicht gar keine so schlechte Idee …"
'Das ging zu weit. Das war nicht mehr seine Scully.' "Verdammter Alkohol!", fluchte er.
Natürlich begehrte er sie. Aber Sex unter der enthemmenden Wirkung von Alkohol war nicht seine Vorstellung von ihrer ersten Liebesnacht. Er seufzte und erhob sich langsam von der Couch.
"Wohin gehst du?", fragte Scully ihn verwirrt.
"Ich brühe uns Kaffee. Den können wir beide jetzt gebrauchen." Mit diesen Worten lief er zur Küche. 'Oh Gott! Du Idiot! Du verschenkst vielleicht die einzige Chance deines Lebens.' Aber er konnte Scully das nicht antun. Morgen würde sie es bitter bereuen und ihn dafür hassen.
Als er die Kaffeemaschine anstellte, hörte er ihre Schritte. Sie blieb hinter ihm stehen und sagte: "Ich bin nicht betrunken, Mulder."
"Ach nein?", fragte er sarkastisch. "Warum benimmst du dich dann so?"
"Wie benehme ich mich denn?"
"So ... So ..." Ihm fehlten die Worte.
Dana Scully lächelte ihn an: "Vielleicht habe ich es nur satt, immer meine Gefühle zu verstecken und will wenigstens einmal eine Nacht glücklich sein. Ist das zu viel verlangt?"
Mulder sah tief in ihre Augen. Er sah dort so viel Schmerz, dass es sein Herz zusammendrückte. Sie hatte so viel erlitten. Das Meiste durch die Arbeit an den X-Akten und wegen ihm. Wie viel leichter hätte ihr Leben sein können, wenn Scully ihn nie getroffen hätte. Scullys Stimme unterbrach seine düsteren Gedankengänge.
"Keine Vorwürfe, Mulder. Keine Reue. Nur Liebe", flüsterte sie. Dann schritt sie langsam auf ihn zu, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und zog seinen Kopf vorsichtig zu sich herunter. Sanft berührten sich ihre Lippen. Der erste Kuss war sanft, fast schüchtern tastend.
'Wundervoll. Das ist himmlisch', dachte Mulder. Er hatte sich noch nie so glücklich gefühlt wie in diesem Augenblick. 'Wenn man nur die Zeit anhalten könnte.'
Als ob Scully seine Gedanken gelesen hätte, sagte sie: "Wir haben alle Zeit der Welt. Ich lass dich jetzt nie mehr gehen."
"Ich gehöre ganz dir. Denn du bist die einzige, die mich haben will." Sein Kommentar erschütterte Dana Scully. Wie einsam musste er sich fühlen!
"Die kennen nur nicht deine Qualitäten, Mulder. Zum Glück! Sonst würden sie dir deine Wohnung einrennen und für mich wäre kein Platz mehr."
"Für dich ist immer ein Plätzchen frei bei mir."
"Auf der Couch?", fragte Scully humorvoll.
"Auf der Couch!", bestätigte Mulder, hob sie hoch und trug sie ins Wohnzimmer zurück. "Uff! Du bist ganz schön schwer." Mulder ließ Scully auf die Couch fallen.
"Qualität hat eben ihr Gewicht", konterte sie.
"Sicher." Damit sank Mulder auch auf die Couch.
Bald waren beide damit beschäftigt, sich zu küssen und einander vorsichtig zu berühren. Endlich konnten sie die Stellen erforschen, die solange tabu gewesen waren. Scully hatte recht. Es gab keinen Grund zur Eile. Sie hatten alle Zeit der Welt …


Kurze Zeit später schellte die Wohnungsklingel.
"Oh nein! Wer würde um diese Zeit noch stören?", stöhnte Mulder. Frustriert erhob er sich aus Scullys süßer Umarmung und ging zur Tür. 'Natürlich! Frohike!' er öffnete die Tür und sah Frohike ärgerlich an. "Was willst du?", knurrte er.
Frohike studierte überrascht Mulders Aussehen. Sein Hemd war zur Hälfte aufgeknöpft, das Haar zerzaust und seine Wangen gerötet. "Ääh, Mulder, das Video, dass ich dir geschenkt habe ...", druckste Frohike herum, "... also das war das Falsche." Mit diesen Worten hielt er Mulder eine Videokassette entgegen. "Hier, das ist deins. Könnte ich das andere Tape zurückbekommen?"
Fox Mulder starrte ihn verwirrt an. "Klar!", würgte er schließlich hervor. Mulder schnappte die Kassette und eilte zurück in die Wohnung. Dort warf er das Video achtlos auf den Tisch und entnahm das andere Band dem Videorecorder.
Scully sah ihn fragend an.
"Bin gleich zurück", entgegnete er und rannte wieder zur Tür. "Hier!" Damit drückte er Frohike die Kassette in die Hand und warf die Tür zu.
Perplex starrte Frohike auf die Wohnungstür. Dann hörte er eine Frauenstimme murmeln. Frohike feixte. "Da habe ich wohl ein heißes Date unterbrochen. So also feiert Mulder seinen Geburtstag."
Langsam ging er den Flur hinunter und vernahm noch Mulders Worte: "Wo waren wir stehen geblieben, Scully?"
"SCULLY!!!", schoss es Frohike durch den Kopf. "Scully in Mulders Wohnung, um 4 Uhr morgens!" 'Haben die beiden schließlich doch noch zusammen gefunden', dachte er. "Sollen sie doch. Es gibt genügend andere heiße Rothaarige da draußen. Und dann habe ich ja immer noch meine Videos." Er warf einen letzten Blick zu Mulders Wohnung hinauf, wo gerade das Licht erlosch.
Das Lied "Love is in the air" vor sich hin pfeifend, schritt Frohike in die Dunkelheit.


ENDE
Was haltet ihr von dieser Geschichte? Ob Lob oder Kritik, egal, jegliches Feedback ist willkommen.
Rezensionen