World of X

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Vorbei

von Anna

Kapitel 1

Scullys Apartment, 22:15

Es war ein Tag wie jeder andere. Scully war pünktlich aufgestanden, zur Arbeit gegangen,
hatte Berichte geschrieben, einen Fall weiter bearbeitet und war nach einem anstrengendem Tag nach Hause gekommen. Und doch war es anders gewesen. Da war eine deutliche Spannung gewesen, zwischen Mulder und ihr. Nicht so eine, wie sie es zwar selten, aber schon erlebt hatte. Nicht so eine, wo die Gefühle der Beiden zu einander mehr als deutlich spürbar waren und sie sich beherrschen mussten, sich nicht über die FBI-Regeln hinwegzusetzen und sich einfach zu küssen. Nein, solch eine Spannung war es nicht gewesen. Solche Spannungen liebte Scully, obwohl sie auch unangenehm waren. Aber diese heute war etwas ganz anderes gewesen. Um es genau zu sagen, das komplette Gegenteil der anderen. Es war fast wie ein Hass aufeinander gewesen. Scully konnte sich nicht erklären, woher er kam, aber er war da. Sie hatten sich gegenseitig als lästig empfunden und das dem anderen auch gezeigt, ohne Rücksicht. Wäre diese Hass-Spannung plötzlich gekommen, hätte Scully es vielleicht noch als unerklärlich und außergewöhnlich abgestempelt. Vielleicht als Nebenwirkung besonderer Strahlen... oder durch Einfluss Außerirdischer. OK, zugegeben, Scully glaubte nicht an Außerirdische, aber wenn sie Mulder ganz plötzlich hassen würde, obwohl sie ihn doch einmal so geliebt hatte, würde sie an jede Theorie glauben. Doch dieser Hass war nicht plötzlich gekommen. Seit etwa einem Monat war er da. Am Anfang war er nur schwach und leicht zu verstecken gewesen, aber inzwischen.... - Wir arbeiten schon zu lange zusammen, war Scullys letzter Gedanke, ehe sie in einen unruhigen Schlaf fiel.


Mulders Apartment 22:30

Ring, ring.
Das Telefon klingelte. Mit einem leichten Seufzer erhob sich Mulder aus dem Bett, um ranzugehen. Scully, schoss es ihm durch den Kopf. Aber konnte es wirklich Scully
sein, die anrief? Wie lange war es her, dass sie ihn außerhalb des Dienstes angerufen hatte?
Mulder wusste nicht genau, ob er jetzt hoffte, dass es Scully war, oder hoffte, dass sie es nicht war. Er hatte sich früher immer irgendwie gefreut, wenn sie anrief. Er hatte sie sogar manchmal selbst angerufen, und aufgelegt, nachdem sie sich gemeldet hatte, nur um ihre Stimme zu hören. Aber jetzt...
Ring, ring, machte es noch einmal, und riss Mulder aus seinen Gedanken. „Ist ja gut, ich komme ja schon!" Dann nahm er ab.
„Mulder."
„Hallo, Fox, ich bin's, Diana."
„Oh, hallo, Diana. Was gibt's?"
„Hab' ich dich geweckt? Sorry, das wollte ich nicht."
„Nein, du hast mich nicht geweckt. Also, warum rufst du an?"
„Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, hierher zu kommen. Ich könnte für uns kochen."
„Klar, komme ich. Ich kann sowieso nicht schlafen."
„Wieso nicht?"
„Ein Fall spuckt mir die ganze Zeit im Kopf herum", der Fall „Scully und ich", fügte er in Gedanken hinzu.
„OK. Dann bis gleich, Fox."
„Bis gleich."
Fröhlich ging Mulder ins Bad, um zu duschen. Er freute sich darauf, Diana zu sehen.


Fowleys Apartment 23:30 Uhr

Mit einem Strauß Blumen in der Hand, klopfte Mulder an die Tür.
„Es ist offen", hörte er Dianas Stimme von drinnen.
Mulder öffnete die Tür und sah in das dahinter liegende Wohnzimmer. Sie hatte überall Kerzen aufgestellt, die dem Ganzem eine gewisse Romantik gaben. Auf dem Tisch stand ein chinesisches Gericht, eines von der Sorte, wie Mulder es liebte. Daneben eine Flasche guter Wein mit zwei Gläsern. Dann sah er Diana aus ihrem Schlafzimmer kommen.
„Wow!", stammelte Mulder, als er an ihr herunter schaute. Sie hatte ein enges schwarzes Samtkleid an. Die Haare waren hochgesteckt. Sie sah einfach traumhaft aus. In diesem Moment gab es für Mulder nur noch sie...
Das Essen war phantastisch, der Wein köstlich und die Atmosphäre entspannt und doch irgendwie geheimnisvoll und neu. Neu, aber keinesfalls unangenehm.
„Möchtest du noch etwas Wein?", fragte ihn Diana.
„Ja, bitte"
Fowley goss die beide Gläser voll und reichte eines Mulder. Beim Trinken schauten sie sich über die Gläser hinweg tief in die Augen.
*Wie schön sie ist*, dachte Mulder. Auf einmal nahm Diana ihm sein Glas aus der Hand und stellte es neben ihres auf den Tisch. Dann zog sie ihn langsam zu sich heran.
Mulder spürte, wie ihre Lippen die seinen fanden und wie sie miteinander verschmolzen.
Sie küssten sich erst zaghaft, dann immer leidenschaftlicher. Ohne von ihr abzulassen, hob Mulder sie schließlich hoch und trug sie in ihr Schlafzimmer.


Scullys Apartment; 2:32

Schweißgebadet wachte Scully auf. Sie hatte mal wieder einen Alptraum gehabt. Doch dieser handelte nicht von irgendeinem Fall, oder von ihrer Entführung, oder davon, wie Mulder stirbt. Sie hatte geträumt, dass es an der Tür klingelt und Mulder vor ihr steht, mit einem bösen und unheimlichen Ausdruck in den Augen. Dann hatte er seine Waffe gezogen, auf sie gezielt und abgedrückt.
*Mensch, Dana. Krieg dich wieder ein. So etwas würde er nie tun.*
Aber es war so verdammt real....

Plötzlich klingelte es an der Tür. Scully warf ein Blick auf die Uhr und ging dann zur Tür.
Sie schaute durch den Türspion und sah... Mulder!
*Oh, Gott*, dachte sie. Hieß es nicht, Träume werden war?

Mulder klingelte noch einmal. Er wusste, sie war da. Sie musste einfach da sein. Nachdem er und Diana in ihrem Bett gelandet waren, musste er auf einmal an Scully denken. Wie konnte er sich nur mit Diana eingelassen haben? Sie bedeutete ihm doch nichts. Im Gegensatz zu Scully. Hatte sie ihm nicht einmal die Welt bedeutet? Das konnte sich doch nicht so einfach geändert haben. Er wollte jedenfalls mit ihr reden. Sich endlich mal mit ihr aussprechen. Er wollte, dass wieder alles so war, wie früher.

Scully hatte sich inzwischen wieder einigermaßen gefangen und öffnete die Tür.
„Hallo, Scully. Darf ich reinkommen?"
Sie trat ein Stück zur Seite, um ihn eintreten zulassen. Dann schloss sie hinter ihm die Tür.
„Also, Mulder, warum sind Sie mitten in der Nacht hierher gefahren?"
„Ich... Ich wollte mit Ihnen reden, Scully."
„Reden? Worüber?"
„Über die letzte Zeit. Darüber, weshalb wir uns nur noch auf die Nerven gehen."
Sie schwieg. Sie wusste die Antwort einfach nicht. Sie hatte sich diese Frage in den letzten paar Wochen selbst so oft gestellt.
Als Mulder merkte, dass sie darauf nichts sagen wollte oder konnte, fuhr er fort.
„Warum lassen Sie sich nicht mehr von mir bei irgendetwas helfen? Warum schließen Sie mich so aus?"
Das war zu viel, für Scully. Wütend schrie sie ihn an:
„Ich schließe Sie aus?! Und was machen Sie bitte schön? Ständig wollen Sie mich aus dem Weg haben. Schalten Ihr Handy ab, damit ich Sie nicht erreichen kann. Wollen Sie wirklich wissen, warum ich mir nicht von Ihnen helfen lasse, Mulder? Verdammt, weil ich Ihre Hilfe nicht brauche. Ich brauche nichts und niemanden. Ich komme ohne Sie klar! Ich brauche Sie nicht, Mulder! Ich habe Sie noch nie gebraucht!"
Ungläubig starrte Mulder sie an.
„Dass Sie mich im Moment nicht brauchen habe ich gemerkt! Aber haben Sie denn alles vergessen, was davor war? Haben Sie vergessen, wie oft wir füreinander da gewesen sind? Wie oft wir uns gegenseitig das Leben gerettet haben? Ohne mich wären Sie tot, Scully!"
„Nein, Mulder. Nein, dass stimmt nicht! Ohne Sie wäre ich gar nicht hier. Ohne Sie wäre ich nie in Gefahr gewesen. Ohne Sie würde ich nicht an diesen beschissenen X-Akten arbeiten!"
„Wenn Sie die Arbeit so sehr hassen, Scully, warum arbeiten Sie dann noch daran?"
„Tu ich bald auch gar nicht mehr. Ich habe vorhin meine Kündigung geschrieben und werde sie morgen einreichen."
„Das hatten wir schon einmal, Scully. Sie wollten auch damals kündigen. Doch Sie konnten es nicht! Wissen Sie noch? Die Biene? Was wäre ohne die Biene gewesen?"
„Ich... ich weiß es nicht. Ich hätte Sie wahrscheinlich geküsst."
„Sie hätten mich also geküsst. Obwohl ich Ihnen gar nichts bedeute? Obwohl Sie mich hassen?"
„Ich hasse Sie nicht, verdammt! Ich habe Sie damals nicht gehasst! Ich hätte Sie geküsst, weil ich Sie geliebt habe!"
„Und jetzt, Scully? Lieben Sie mich nicht mehr? Soll ich Ihnen was sagen, Scully? Ich habe Sie auch geliebt. Und ich weiß gar nicht, wann ich aufgehört habe, Sie zu lieben. Sie waren einfach alles für mich! Ich hatte sonst niemanden! Bevor Sie kamen, war ich allein! Und jetzt bin ich es wieder!"
Scully zögerte einen Moment. Auf einmal kehrten alle Gefühle für ihn wieder zurück.
Oh, wie sehr sie ihn liebte.
„Mulder, ich..."
„Wissen Sie was, Scully? Vergessen Sie alles, was zwischen uns war! Vergessen Sie all die Jahre! Streichen Sie sie mich, die X-Akten und alles andere, was uns verbindet, aus Ihrem Leben! Es ist aus, Scully! Leben Sie wohl!"
Damit drehte Mulder sich um und verließ ihre Wohnung - und ihr Leben.
Zurück blieb eine Scully, die wohl nie wieder glücklich werden würde. Eine Scully, die ihren einzigen Freund verloren hatte. Eine Scully, die ihr eigenes Leben zerstört hatte.
Es war vorbei!


- ENDE -
PS: Wer sich wundert, oder glaubt, ich sei kein Shipper, hat sich getäuscht. Ich wollte einfach mal was anders schreiben und ich fühlte mich gerade ziemlich mies (also in richtiger Stimmung für diese Geschichte).
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