World of X

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Cookies Ankunft

von BigBlue

Kapitel 1

Die Sonne brannte vom Himmel auf den trockenen Sand der Wüste. Als wollte sie etwas verbrennen, was schon so oft verbrannt wurde. Jeden Tag.
Irgendwo in dieser Wüste stand, etwas abseits von einer Tankstelle und ein paar Häusern eine schäbige Kneipe.
Abgesehen von diesen Gebäuden, ein paar einzelnen Kakteen und den Menschen, die beschlossen hatten, hier zu leben, gab es nichts mehr.
Viel Sand.
Und die Sonne, die erbarmungslos jeden Tag auf all das brannte.
Die Kneipe trug den - an der Leuchtschrift nur noch teilweise erhaltenen - Namen "Elvis' Diner Place".

"Mulder?"
"Hmm."
"Würde es dir was ausmachen, mir noch einen Kaffee zu holen?"
"Wieso holst du dir nicht selbst einen?"
"Weil du so aussiehst als wolltest du gerade aufstehen, da könntest du mir doch gleich einen mitbringen."
Mulder nickte leicht. "Schon unterwegs."

Ein paar Stunden früher...

Scully hielt kurz an und schaute zum Himmel. Sie sah genau das, was sie erwartet hatte. Eine große helle Sonne, die heiß auf sie herabbrannte.
Als Mulder merkte, dass sie stehengeblieben war, hielt er auch an. "Willst du schon schlapp machen?"
Scully schüttelte leicht ihren Kopf.
Sie gingen die Straße in Richtung Kneipe weiter, dieTankstelle hinter sich lassend.
"Mir gefällt der Gedanke nicht, dass wir die Nacht *dort* verbringen." Sie zeigte mit dem Finger auf das verfallende Gebäude.
Mulder lächelte schwach. "Die Alternative dazu ist sandiger Boden, umgeben von der unendlich scheinenden Weite der Wüste, über uns die unendliche Weite des Alls, die Stacheln eines Kaktus im Rücken..."
Auf Scullys Gesicht erschien ein kleines Lächeln.
"...ein bisschen Ungeziefer, das dir die Beine hochläuft während du schläfst und im Hinterkopf immer der quälende Gedanke, warum zur Hölle wir nicht in diese Kneipe gegangen sind."
Scullys Lächeln wurde breiter.
"Komm. Ist nicht mehr weit in die rettenden Kühle." Er streckte ihr eine Hand entgegen, die sie bereitwillig akzeptierte.

Doch als sie die Kneipe betraten, mussten sie feststellen, dass es darin nicht viel kühler war als draußen.Vielleicht würde die Nacht etwas kälter werden.

In der Luft hing ein wenig Rauch und der Geruch von Kaffee.
Es waren keine Gäste da.
Wie sollten hier auch Gäste sein? dachte Scully. Die Leute, die ihren Abend in einer Kneipe verbringen wollten, waren sicher über 20 km entfernt.

Hinter der Theke saß ein junger Mann, vielleicht 19 oder 20, mit schulterlangem roten Haar, das er zu einem Zopf zusammengebunden hatte.
Als seine - für diesen Abend wahrscheinlich einzigen - Gäste eintraten, schaute er von der Zeitschrift auf, die er gerade las, legte sie dann schließlich weg, stand auf und lächelte.
"Hi, ich bin Darren. Was kann ich für Sie tun?"
Mulder gab ihm ein kurzes müdes Lächeln zurück. "Hi, Darren. Wir dachten, wir könnten hier vielleicht die Nacht verbringen."
Darren hob eine Augenbraue. "Wir haben aber keine Zimmer zu vermieten." Er zeigte vorsichtig mit der Hand in der Bar herum. "Das ist 'ne Kneipe und kein Motel."
Als er keine Reaktion bekam, lächelte er und fügte hinzu:
"Sie können aber trotzdem gerne hier bleiben, auf irgendeiner Bank schlafen oder einfach nur dasitzen, was trinken und reden. Wir schließen eh nicht vor morgen früh."
"Gut. Können wir einen Kaffee haben?"
"Sicher."

Die Sonne beschloß, die Herrschaft des Mondes über den Himmel für ein paar Stunden zu akzeptieren. Es wurde dunkler und die Kneipe machte die Lichter und die Leuchtschrift an dem Schild, dass an der Straße stand, an. In einiger Entfernung war das Bellen eines Hundes zu hören.

Darren brachte ihnen den Kaffee.
"Sie sind nicht von hier. Wo kommen Sie her?"
"Washington, D.C."
"Wirklich? Langer Weg. Was machen Sie hier? Ferien?"
Der Gedanke amüsierte ihn.
Bevor Mulder antworten konnte, sagte Scully: "Wir sind nur auf der Durchreise. Hatten in Utah ein bisschen Arbeit zu erledigen und waren gerade auf dem Weg zurück."
Sie mussten ja nicht jedem erzählen, dass sie bloß hier waren, weil Mulder - da sie gerade mal hier waren - in Roswell vorbeischauen wollte.
"Aha. Und warum haben Sie sich entschieden, ihre Nacht gerade hier zu verbringen? Wenn Sie die Straße noch ein Stück weiter gefahren wären, hätten Sie sicher ein Motel oder sowas gefunden."
"Naja, Autopanne."
"Achso. Verstehe. Haben Sie das Auto zur Tankstelle gebracht? Die reparieren auch, wenn's nötig ist."
Scully nickte. "Das dauert bis morgen früh."

Eine ganze Weile saßen Mulder und Scully einfach nur da, tranken den billigen Kaffee, den Darren ihnen gebracht hatte, und schwiegen. Sie hingen ihren Gedanken nach, umgeben von
einer angenehmen Stille.
Als Mulder seine Tasse ausgetrunken hatte, lehnte er sich zurück und beobachtete Scully. Sie war erschöpft, wie er. Sie hatten einen langen anstrengenden Tag hinter sich.
Nach einer Weile schaute sie auf. "Mulder, was soll das?"
"Was soll was?"
"Du starrst mich die ganze Zeit an."
Mulder nickte leicht, ließ seinen Blick aber nicht woandershin schweifen.
Scully seufzte.
"Ich hol mir noch einen Kaffee." Mulder stand auf und ging zur Theke.

Wieder verging eine lange Zeit, ohne dass einer von ihnen sprach. Darren hatte beschlossen, sie in Ruhe zu lassen. Wenn sie nicht reden wollten, würden sie halt alle schweigen.

Scully schaute auf und betrachtete Mulder. Er starrte konzentriert in seine Tasse. Er spürte Scullys Blick auf sich ruhen. "Es gibt Leute, die aus dem Kaffeesatz die Zukunft vorhersagen können."
"Klar."
Mulder schaute sie lächelnd an.
"Und das versuchst du gerade, nicht wahr?"
"Du glaubst gar nicht, wie interessant so ein Kaffeesatz sein kann."

Es war Nacht geworden. Der Himmel war schwarz und sternenklar. Langsam senkte sich eine erfrischende Kühle über die Wüste.

Plötzlich wurde es sehr still. Es war, als wäre alles angehalten worden.
Ein bisschen wie der ruhige Moment vor dem Sturm.
Nur, dass kein Sturm folgte.
Am Horizont erschien eine kleine Figur. Stand still da und schaute leblos über den Sand.
Langsam fing sie an, loszulaufen. Geradewegs auf die Kneipe zu.
Dunkelheit und Ruhe waren ihre Begleiter durch die Nacht. Wo sie ging, schien die Zeit still zu stehen.

Mulder und Scully hatten aufgehört, die Tassen Kaffee zu zählen.
"Bist du müde?"
"Nein."
"Wieso nicht? Es ist schon um 2."
"Erst? Ich dachte, es wäre schon 3."

"Sag mal Darren, habt ihr eigentlich ab und zu mal Gäste hier?"
Darren lächelte. "Ab und zu. Scott Darwin kommt oft vorbei. Er arbeitet bei der Highway Patrol. Er macht hier immer einen Stop auf dem Weg nach Hause."
Mulder schaute sich um. "Reicht das, um den Laden am Leben zu halten?"
"Wir halten uns über Wasser. Es ist schon ziemlich komisch, so mitten in der Wüste. Mein Dad hat erzählt, dass der Laden schon sehr alt ist. Ist sowas wie eine Tradition geworden. Die Leute hier scheinen ein stummes Einverständnis zu haben, ihn nicht aufzugeben. Er gehört irgendwie zum Ort."

Irgendwann begann Darren, die Kneipe zu dekorieren. Mulder starrte wieder - oder immer noch - seinen Kaffeesatz an.
Scully beobachtete Darren neugierig.
Ohne gefragt zu werden, antwortete er: "Ist ein großer Tag heute."
"Wieso?"
"Heute kommt Cookie."
Scully hob eine Augenbraue. "Wer ist Cookie?"
Darren überlegte eine Weile, was er sagen sollte, oder besser wie er es sagen sollte, betrachtete seine Gäste skeptisch und beschloß dann, es einfach so zu erzählen, wie es war.
"Cookie ist ein kleiner Junge. Ein Phänomen. Naja, er kommt einmal im Jahr. Hierher. Sitzt einfach da, trinkt etwas und geht wieder. Ohne ein Wort zu sagen. Cookie bringt Heilung für die, die in dieser Nacht zu Hause sind. Über die, die sich draußen befinden, kommt
Unheil und... Tod." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Dann verschwindet wieder für ein Jahr."
Mulder schaute auf. Das hatte sein Interesse geweckt.
"Wo kommt er her?"
Darren zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Aus der Wüste."
"Interessiert sich niemand dafür?", fragte Scully. "Er muß doch ein zu Hause haben, zu irgendeiner Familie gehören."
"Keine Ahnung. Wahrscheinlich nicht."
"Hat denn noch nie jemand die Polizei gerufen?"
Darren lachte. "Warum? Er ist so eine Art Ritual. Er heilt den Schmerz der Leute, die klug genug sind, in dieser Nacht zu Hause zu bleiben. Cookie ist ein Wunder. Er genießt großen Respekt hier. Niemand will ihn verjagen."
"Ich verstehe nicht, dass sich keiner so richtig dafür interessiert. Hat nie jemand mit ihm gesprochen?"
"Wenn man seine Identität aufdeckt... nun ja, wir glauben, dass er dann nicht mehr kommt. Keiner will das. Deswegen sprechen wir ihn nicht an."
Mulder schaute erst auf die Dekoration, dann auf Darren. "Er kommt heute Nacht?"
Darren nickte. "Und Sie sprechen besser nicht mit ihm. Ich glaube, er ist sehr sensibel. Wenn er hier ist, spricht niemand. Wir respektieren seinen Willen. Er sagt nichts, also ist es ruhig."
Mulder und Scully nickten.
Dann fing Darren an, weiter zu schmücken.

Scully seufzte leise. Wo waren sie hier wieder reingeraten? Ein abgelegenes Nest mitten in der Wüste, in dem die Leute einen kleinen Jungen wegen seiner angeblich übernatürlichen Kräfte verehrten. Mulder jonglierte wahrscheinlich gerade mit Theorien.

Als Mulder und Scully das nächste mal an der Theke waren, um sich noch einen Kaffee zu holen, fiel ihr Blick auf ein Foto von einem jungen hübschen Mädchen. Sie hatte langes dunkles Haar, lächelte und winkte dem Fotographen zu.
"Wer ist das?" fragte Scully, auf das Bild zeigend.
"Das ist Natalie. Sie war meine Freundin."
"Sieht hübsch aus."
"Ja." Darren zögerte einen Augenblick. "Sie ist letzten Sommer gestorben."
Es entstand eine Pause betretenen Schweigens. "Sie war draußen, als Cookie kam."

Eine Weile später fing Darren an, etwas mehr über Cookie zu erzählen.
"Naja, es begann - ich weiß nicht genau - vor vier Jahren. Am späten Abend, es war schon dunkel. Zwei Arbeiter standen draußen vor der Kneipe und tranken ihr Bier, da kam ein kleiner Junge." Darren zögerte kurz. "Sie machten sich über ihn lustig, was ein Knirps wie er denn hier zu suchen habe und ob er nicht schon längst im Bett sein müsse und lauter solche Sachen. Er ignorierte sie, kam einfach hier rein und bestellte sich was zu trinken, wie alle anderen auch. Alle lachten ihn aus und rissen Witze. Er schien etwas Angst zu haben, wurde aber irgendwann ziemlich wütend, glaub ich. Jedenfalls stand er auf und hatte so einen toternsten Gesichstsausdruck, dass es erst einmal ganz ruhig wurde. Ohne jemanden direkt anzusehen, sagte er: 'Ihr haltet euch besser nicht draußen auf, wenn ich noch einmal
komme.' "
Darren machte eine Pause. Bis Scully schließlich fragte: "Und dann?"
"Dann ist er gegangen."

Als der kleine Junge langsamen Schrittes auf die Kneipe zuging, war niemand draußen. Er begegnete nicht einmal einem knurrenden Hund.

"Es hat von da an keiner mehr über ihn gelacht, weil es den Leuten schon unheimlich war. Trotzdem hat ihn niemand ernst genommen. Er war sogar fast vergessen, als er plötzlich genau ein Jahr später wieder kam."
Mulder schaute Darren fasziniert an. "Er hat Ernst gemacht."
"Ja."
Scully hob eine Augenbraue. "Wie?"
"Es wurde hinter vorgehaltener Hand viel diskutiert. Als man ein paar Tage später festgestellt hatte, dass genau denen etwas schlimmes passiert war, die in dieser Nacht draußen gewesen waren. Und umgekehrt genauso. Peggy, die lange Zeit sehr krank gewesen war, wurde über Nacht gesund."
Mulder schaute kurz zu Scully. Sie erwiderte seinen Blick mit einem Das-hat-noch-gar-nichts-zu-bedeuten-Ausdruck in ihren Augen.
"Wir haben in der nächsten Zeit sehr viel über Cookie geredet. Und sind immer bloß zu einer Schlussfolgerung gekommen: Cookie kommt einmal im Jahr, in dieser Nacht bleibt man drin, egal ob man an seine Kräfte glaubt oder nicht. Und damit war es in Ordnung. Seitdem
bringt uns Cookie einmal im Jahr Segen."

Mulder schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Er betrachtete die Sterne am Himmel und dachte nach. Plötzlich konzentrierte sich sein Blick auf einen Punkt.
"Hey, Darren."
"Hm?"
"Ist er das?"
Darren und Scully gingen zum Fenster.
Auf dem Hügel am Horizont erschien eine kleine Figur.
Darren nickte. "Er kommt immer von dort."
"Was ist hinter dem Hügel?"
"Na ja, ziemlich weit entfernt eine winzige Siedlung. Greenville. Nur ein paar Häuser, nichts weswegen man denen einen Besuch abstatten würde."
"Kann es sein, dass er von dort kommt?"
"Schon möglich."
Mulder zeigte auf die Figur. "Wieso bleibt er dort stehen?"
Darren zuckte mit den Schultern. "Macht er halt immer." Er ging zurück zur Theke. "Wahrscheinlich ist das seine schweigende Art, sich anzukündigen."
Mulder nickte. "Eine Warnung. 'Ich komme.- Geht alle rein.'"

Der Junge stand auf dem Hügel und schaute auf die Häuser, die Tankstelle und auf die Kneipe.

"Hi, Danny, ich bin's, Mulder. Tu mir mal bitte einen Gefallen."
Während Mulder in einer Ecke telefonierte, betrachtet Darren in Gedanken versunken das Foto seiner Freundin. Scully kam auf ihn zu. "Wieso war sie draußen als Cookie kam? Ich denke, jeder bleibt in dieser Nacht im Haus."
Darren schaute auf. "Es war ein Versehen."
Als Scully ihn fragend anschaute, sagte er nur: "Ich will nicht darüber reden."
Scully nickte. "Tut mir leid."
"Ist schon in Ordnung."

Mulder beendete sein Gespräch und ging zu Scully und Darren.
"In dieser Siedlung dahinten, Greenville, da gab es einen kleinen Jungen."
Scully blickte ihn wartend an. "Und? Das hat ja an sich noch nichts zu heißen."
"Es gab nur einen kleinen Jungen unter den Kindern dort. Und - jetzt wird's interessant - er ist seit drei Jahren tot."
Darren war irritiert. "Moment mal. Woher wissen Sie das?"
"Ehm..." Mulder warf Scully einen kurzen Blick zu. "Wir sind vom FBI und..."
"Sie sind FBI-Agenten?"
"Ja."
Darren nickte verstehend.
Mulder unterbrach die Stille und sprach weiter. "Wie ich sagte, nur ein kleiner Junge und der ist seit genau drei Jahren tot."
Darren blickte ihn etwas ungläubig an. "Sie wollen sagen, dass das eventuell Cookie ist?"
"Wäre möglich."
Scully wusste, was jetzt kam. Mulder hatte gerade erst begonnen, seine Theorie zu entwerfen.
"Mulder, ich denke er ist seit drei Jahren tot."
Mulder warf ihr einen Das-hat-noch-gar-nichts-zu-bedeuten-Ausdruck zurück. Sie seufzte.
"Kann er nicht auch von woanders kommen?"
Darren überlegte kurz. "Wenn er von einem anderen Dorf oder einer anderen Stadt kommt, würde er einen Umweg über den Hügel machen. Es sei denn er kommt von irgendwo noch weiter weg als Greenville. Aber das ist dann schon wirklich weit zu laufen. Vor allem
für einen kleinen Jungen."

Ein schwacher Wind wehte etwas Sand auf, der langsam durch die Luft schwebte.
Der kleine Junge blinzelte.
Für einen Moment war es, als würde der Sand durch ihn durch fliegen, als wäre er gar nicht da.

Nachdem sie alle eine Weile über das Gesagte nachgedacht hatten, war es Mulder, der erzählte, was er dachte. "Also, dieser Junge ist aus irgendeinem Grund hierhergekommen in dieser Nacht. Von zu Hause weggelaufen oder unterwegs verlaufen, verlorengegangen,
was auch immer. Er ist verunsichert, hat etwas Angst und da Nacht ist, beschließt er, hier drin Schutz zu suchen. Er wird ausgelacht von allen und wird schließlich so wütend, dass er das sagt, was er gesagt hat." Er machte eine Pause, um sicher zu gehen, dass ihm alle folgen.
"Er geht, will zum Beispiel zurück nach Hause gehen. Aber irgendwas passiert. Er stirbt."
"Mulder, jetzt kommt doch nicht etwa, dass er als Geist oder sowas jedes Jahr diesen Ort hier aufsucht?"
"Er hat sich im Innern Rache geschworen. Er stirbt. Und jetzt ist er in dieser Verpflichtung gefangen."
Darren lachte. "Das ist doch verrückt, Mann."
"Woher sollte er sonst die Fähigkeit haben, über das Schicksal der Leute hier zu bestimmen?"

Scully stand am Fenster und betrachtete die Figur, die jetzt langsam auf die Kneipe zulief.
Obwohl sie Mulders Theorie nicht zustimmte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
Er würde hierherkommen.
Und obwohl es nicht den geringsten Grund gab, sich deswegen Sorgen zu machen, fühlte sie sich hier mit einem mal unwohl.

Dann war die Zeit gekommen. Cookie's Ankunft.

Es klopfte, die Tür ging auf und ein kleiner Junge kam herein.
Er schaute keinen von ihnen an, setzte sich einfach nur hin.
Darren brachte ihm etwas, das aussah wie Kiba, lächelte schüchtern und ließ ihn dann wieder alleine.
Der Junge trank langsam.

Mulder und Scully ließen ihn nicht aus den Augen, fasziniert davon, wie viel Macht er über die Leute hier hatte, wie sehr sie an diesen Jungen glaubten. Sie sahen ihn an, als würde das allein ihnen die Antwort preisgeben, wer er wirklich war.

Nach einer Weile setzte sich Darren zu ihnen. Mit einer kurzen Geste erinnerte er sie daran, nichts zu sagen.

Und dann passierte etwas Unerwartetes. Cookie schaute auf, in ihre Richtung und ihre Augen trafen sich.
Es war unheimlich.
Es war etwas undefinierbares in seinen Augen.
Wie ein Feuer, das tief in ihm brannte und ihn zu verzehren schien.
Als würde etwas sehr Böses in ihm schlummern.
Und als wäre er nicht von dieser Welt.
Gleichzeitig sah er aber auch leer aus. Tot.
Nie zuvor hatten sie solche Augen gesehen.

Plötzlich erschien ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf seinem Gesicht.
Er stand auf, wurde wieder ernst und verließ die Kneipe. Genauso wie er hinein gekommen war.

Ein paar Minuten blieben sie sitzen. Keiner wagte es, sich zu bewegen. Es war absolut ruhig.
Ein Hund bellte.
Nach einer Weile ließ Darren seinen Atem entweichen, als hätte er ihn die ganze Zeit über angehalten. Er seufzte, atmete tief durch und ging zur Theke zurück.
Mulder schaute Scully an, um sicher zu gehen, dass sie das alles gesehen hatte.
Darren war derjenige, der die unangenehme Stille brach. "Er hat gelächelte. Kaum erkennbar, aber es war eindeutig ein Lächeln." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Hoffentlich ist das ein gutes Zeichen."

Frieden lag über der Gegend...

Mulder und Scully waren früh an der Tankstelle, um ihren Wagen abzuholen
und nach Hause zu fahren.
Bevor er einstieg, schaute Mulder zum Horizont.
Scully wusste, was er jetzt dachte.
"Mulder, wir fahren jetzt nach Hause. Wir werden Cookie nicht suchen. Dass er ein Geist ist, der in seiner Rache gefangen ist, ist Unsinn. Er ist wahrscheinlich nur ein kleiner Junge von irgendwoher, der Spaß daran hat, einmal im Jahr herzukommen und den Leuten hier einen Streich zu spielen. Ich denke, sie brauchen einfach etwas, an das sie glauben können. Und dieser kleine Junge, der - Gott weiß warum - einmal im Jahr kommt, ist genau richtig. Cookie ist Aberglaube."
Ohne seine Augen vom der Wüste zu nehmen, sagte er: "Hast du seine Augen gesehen? Das war kein Junge, der Scherze macht."
Scully öffnete die Autotür. "Das ist keine X-Akte und wir fahren jetzt nach Hause, klar?"
Jetzt schaute er sie an. "Ja. Sicher."
Als sie im Auto saßen, fragte sie: "Wir haben die ganze Nacht nicht geschlafen. Bist du sicher, dass du nicht zu müde zum Fahren bist?"
"Nach all dem Kaffee? Unmöglich."


- ENDE -


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