World of X

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Consequenzes

von Suzanne Schramm

Kapitel 1

Ich gebe dem Verkehr die Schuld.

Eigentlich, anders als gewählte Beamte, kann ich Verantwortung für meine Handlungen übernehmen, ohne dabei in eine Ecke getrieben zu werden. Ich bleibe bei dieser Meinung. Es lag am Verkehr.

Wenn wir nicht im Verkehr stecken geblieben wären, hätten wir diese Unterhaltung nie gehabt. Es war unvermeidbar, dass wir eines Tages hätten darüber diskutieren müssen, aber man muss schon über die Ironie lachen, dass ein Stau die Verzögerung vermindert hat.

Mulder und ich waren auf dem Beltway hängen geblieben, waren untätig mit 10 Meilen in der Stunde, als es passierte. Mulder spielte sein liebstes im Stau feststecken Spiel, eine Art wissenschaftliches Experiment, dass schiefging. Er nannte es "Traffic fluid dynamics" und es ging ungefähr so:

Autos auf dem Freeway sind wirklich wie große Wassermoleküle, also ist Verkehr im Allgemeinen ein Wasserlauf. Wenn ein Auto anhält, oder sich verlangsamt, löst es hinter sich eine Welle aus, gesichert durch all die anderen Moleküle.
Sogar wenn das erste Auto endlich beginnt sich wieder zu bewegen, stauen sich all die anderen Moleküle hinter ihm. Neue Moleküle fahren damit fort sich in den Fluss der schon stoppenden Autos einzugliedern.

Seine Theorie ist, dass Staus durch das Fahren mit einer konstanten niedrigen Geschwindigkeit vermieden werden können, so beseitigt man den Stop and Go Verkehr, der das Freeway System blockiert. Die meisten Probleme auf der Straße werden nicht durch Unfälle verursacht, sondern durch Leute, die einander unterbrechen, alle hinter sich dazu zwingen ihre Bremsen durchzutreten, wie ein gigantisches Spiel, wie "Schnapp den Schneebesen".

Er benutzt die meiste Zeit der Rush Hour um wissenschaftliche Daten zu sammeln. Um das zu tun, fährt er ungleichmäßig und katalogisiert die Verwüstung, die er in seinem Kielwasser hinterlässt. Es gibt Tage, da denke ich, alle im Umkreis von D.C. helfen ihm bei diesem Experiment.

"Sehen sie, wenn der Verkehr stark ist, gibt es keinen Grund für die Welle anzuhalten. Stellen sie es sich als eine Verdichtung vor, die schneller verläuft als Verdunstung. Eine kleine Welle kann wachsen und wachsen, wie ein winziger, gesetzter Kristall, der in eine gesättigt Lösung fällt. Wenn nun Verkehr stark und instabil ist, könnte ein einziger Fahrer den Verkehr dazu bringen zu einem riesigen Eiskristall zu werden."

Mulder erklärt mir dies, als er plötzlich in die entfernte linke Spur ausweicht. Es ist circa 7:00 Uhr, aber der Verkehr in D.C. folgt für gewöhnlich nicht den Regeln der Rush Hour.

Ich bin müde. Es war ein langer, heißer Tag, die Rache des Indischen Sommers, und ich komme nicht dagegen an, ihm einen verbalen Stoß zu geben.

"Mulder, ist ihnen schon einmal die Idee gekommen, dass sie Gott mit den Leben all dieser Menschen spielen?"

"In dem großen Plan der Dinge, Scully, beeinflusst das niemanden wirklich besonders. Sie können ihr Leben bis ins letzte Detail durch planen, aber sie sind noch immer unter dem Einfluss der Unberechenbarkeit von Zufall und Schicksal."

"Stimmt. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Zufall und geplantem Unglück. Wie würden sie es nennen, wenn ihr freier Wille jemand anderen zu Nichte macht?"

"Sie sehen über den Unterschied zwischen dem eigenen Willen und jemand anderen seinen Willen aufzwingen herüber hinweg. Nur das Letzte ist unmoralisch."

"Nein. Der Unterschied ist fest. Wenn sie absichtlich die Bremsen durchtreten, um zu sehen, ob sie den Verkehr für Meilen unterbrechen können, ist das freier Wille, zugegeben, aber sie zwingen ihn dem anderen auf."

"Sicher, Scully, wollen sie mir jetzt nicht erzählen, dass sie noch nie die Grenzen von Antrieb und Reaktionen in einem wissenschaftlichen Weg getestet haben?"

"Natürlich habe ich das – unter kontrollierten Umständen."

"Das ist kontrolliert."

Er tritt die Bremse, obwohl er weiß, das wir mehr als eine Autolänge von dem anderen Auto vor uns entfernt sind. Er kontrolliert den Rückspiegel, beobachtet die Verlangsamung hinter uns und kehrt dann zu einem langsamen voran Kriechen zurück.

"Sie sollten es einmal mit Spontanität versuchen."

Mein unterer Rücken brennt, wie immer, wenn ich erwäge ein wenig tollkühn zu werden.

"Mulder, ich denke sie bringen genug Spontanität in mein Leben. Ich brauche den Thrill kaum woanders suchen."

"Den Thrill? Scully, ich meinte das nur als eine akademische Frage, kein Eingriff in ihr privates Leben."

Plötzlich führt dieses Gespräch in eine andere Richtung. Mulder hat diesen stichelnden Ton in seiner Stimme und meine Sinne werden aufmerksam. Ich bin still, betrachte das Auto neben uns.

"Nun," zieht er die Worte in die Länge. "Wenn sie die Wahl hätten, etwas absichtlich anzutreiben...."

"Mulder," warne ich ihn.

"Was würde es sein?" Er beendet dies, indem er mir einen Seitenblick zuwirft.

Ich schüttel meinen Kopf. Das ist nicht die Art von Unterhaltung, die ich führen möchte. Wie kommt es, dass immer, wenn ich ihm die Dummheit seiner Handlung vor Augen halte, es damit endet, dass er mir meine zeigt?

"Haben sie nie ihre Grenzen getestet, einfach um zu sehen, was passiert?" provoziert er.

Warum ist er so hartnäckig?

"Mulder, ich habe schon vor langer Zeit gelernt, jede Handlung hat ..."

"Eine identische und eine gegenteilige Reaktion?"

"Nein. Konsequenzen."

Mulder beginnt zwei Spuren zu überqueren, versucht sich seinen Weg zu einer Mittelspur zu quetschen. Das Auto, welches er schneidet hupt und Mulder gibt ihm ein freundliches Zeichen, als er sich vor ihn geschoben hat.

Yeah, Kumpel, danke für das Spiel.

"Wirklich, Scully, Konsequenzen? Das klingt so kirchlich."

Ich erinnere mich, das eines meiner College Lehrbücher eine Abhandlung über Verkehrsmuster beinhaltete.

"Wissen sie, Mulder, ich denke, ich habe ein Physikbuch mit einem Kapitel über ihre "Traffic fluid dynamics""

"Was?" Er ist verstört, kontrolliert seinen toten Winkel um noch eine Spur zu überqueren.

"Ich kann es ihnen morgen mitbringen, wenn sie möchten."

Mulder saust nach rechts, schafft knapp unseren Ausgang. Es sieht nach schlechter Planung seiner Aktion für all die anderen glücklichen Leute aus, die nun hinter uns auf ihre Bremsen knallen, aber ich weiß, er hat es absichtlich getan. Wir schieben uns die Rampe zum George Washington Parkway herauf und plötzlich scheint es, als wäre der Verkehr verschwunden. Mulder schießt den Wagen vorwärts. Für ungefähr zwanzig Sekunden rasen wir dahin, bis wir eine Kurve zu einem See von Schlusslichtern hinter uns bringen, Er muss auf die Bremsen treten und wir halten so schnell, dass ich das Gefühl habe, ich müsse meine Arme gegen den Wurf spannen, der Sicherheitsgurt strafft sich um mich.

"Sehen sie sich das an, Scully. Wir geraten von einem Organismus in den anderen." Er trommelt mit seinen Fingern ungeduldig auf das Lenkrad.
Offensichtlich ist das keine Befriedigung, wenn es jemand anderes tut, während man im Verkehr steckt.

Wir schleichen dahin, sagen nichts und ich überlege mir, dass er vielleicht beschlossen hat, den Fall ruhen zu lassen. Ich hätte es besser wissen müssen. Die Autos vor uns beschleunigen und 30 mph geben einem bereits das Gefühl zu fliegen, als er wieder davon anfängt.

"Soll ich ihnen etwas sagen, Scully, ich nehme die Key Bridge und schmeiße sie zu Hause raus, wenn sie mir von einem Beispiel erzählen, bei dem sie die bekannte Wissenschaft ignoriert haben, um einer radikalen Theorie zu verfolgen."

Ich lache. Macht er Scherze?

"Wie ist es mit dem März 1992 auf einem Friedhof in Oregon?"

Mulder erwidert das Lachen und checkt erneut seinen toten Winkel. Er tippt auf die Bremsen und bereitet sich darauf vor, in die nächste Spur vorzustoßen.

"Was ist mit dieser Nacht?" fragt er.

Ich bin verwirrt. Diese Nacht? Gott, bitte lass ihn nicht zu der Stelle zurückdenken, als ich meinen Bademantel vor ihm fallen ließ. Ich war so eingeholt von seiner Theorie und gestraft mit ihm ( das stimmt, mehr darüber später ), dass ich Warnungen und den gesunden Menschenverstand in den Wind geschossen hatte. Schon lange bereute ich diese voreilige Aktion.

"Es hat sich herausgestellt, dass es Moskitobisse waren." Sagte ich.

Er vollendete seinen Spurwechsel und der Fahrer, der früher hinter uns gewesen war, gab Schimpfwörter über Mulders Herkunft ab, als er uns passierte. Er hat unrecht ( es sei denn Mulders Verdacht über den Krebskandidaten, stellt sich als wahr heraus ), aber ich gebe ihm Punkte für Kreativität. Ich hatte bei Gelegenheit ähnliche Dinge erwogen.

"Nein, nicht diese Nacht. Diese Nacht. Die Nacht, in der sie die Biene gestochen hat."

Oh. Diese Nacht.

"Was ist damit?" frage ich.

Das Auto vor uns, hat seinen Blinker angelassen und ich bin beinahe hypnotisiert davon ihn zu beobachten.

"Wollten sie mich küssen? Die Theorie testen, dass Partner nicht mehr als Freunde sein sollten?"

Blink, blink. Blink, blink.

"Mulder, sie zu küssen macht uns nicht notwendigerweise zu mehr als Freunden."

Blink, blink.

"Das war nicht meine Frage."

"Bitte was?" Ich werfe ihm einen Blick zu, einen von der Sorte, der ihm für gewöhnlich zeigen soll, dass er sein Glück herausfordert.

Er ignoriert ihn.

"Ich habe gefragt, ob sie mich küssen wollten."

Blink, blink. Gott, warum stellen sie nicht einfach das verdammte Ding ab?
Können sie es denn nicht klicken hören?

Ich kläre meine Kehle.

"Ich habe nicht, es ... es war eine seltsame Nacht."

Eine unbequeme Stille zieht sich über uns. Die Luft im Auto dick und repressiv. Ich kurbele das Fenster herunter und lasse meine Hand aus dem Auto hängen.

Meine Abfahrt erscheint und Mulder nimmt sie pflichtbewusst. Das Auto vor uns bleibt auf dem Parkway, blinkt sich seinen Weg nach Osten. Wir fahren schweigend mehrere Blöcke.

"Sie könnten nicht mit den Konsequenzen umgehen." Seine Stimme erschreckt mich.

"Was?"

"Sie haben mich gehört."

"Welche Konsequenzen?"

"Uns." Seine Stimme ist fest und ich realisiere, dass er mehr als nur ein wenig böse ist. Ich rege mich auch über die Empörung auf.

"Sie denken, ich könnte sie nicht küssen und noch immer mit ihnen zusammenarbeiten?" Ich suche nach Worten. Ich erröte. Ich erröte und ich hasse ihn dafür. Er sieht mich nicht an, er konzentriert sich auf die Straße, aber ich weiß, meine Röte entgeht nicht seiner Notiz.

Konsequenzen.

Mein Verstand rennt mit den möglichen Konsequenzen dieser Nacht. Vor langer Zeit, bevor unsere Beziehung fester wurde, habe ich mich öfter gefragt, wie es sein würde, Mulder zu küssen. Und mehr. Aber Zeit verging und wir fielen in diese gemütliche Freundschaft, die wir heute haben. Ich habe aufgehört über ihn zu phantasieren.

Nicht wirklich.

Und ich gehe davon aus, dass das o.k. ist und ich will nicht mehr von ihm, solange nicht etwas passiert, was mich aus dieser Gemütlichkeit schüttelt. Neuerdings Diana Fowley. Ich hasse es, dass ich eifersüchtig bin. Ich hasse es, dass ich ihn auf diese Art und Weise will. Ich hasse es, dass er immer so ruhig bleibt und unberührt von der Chemie zwischen uns. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht mehr in unserer Beziehung sehe, als vorhanden ist, dass meine Gefühle tiefer sind als seine. Weil er in all seinen beiläufigen Bemerkungen nie wirklich einen Schritt auf mich zu macht.

Bis zu dieser Nacht. Mit nur wenigen Worten und beinahe einem Kuss, drehte er meine Welt um ihre Achse. Seitdem zerreiße ich mich für die bekannten Gefilde. Hoffe auf diese Unterhaltung, doch befürchte sie auch. Ich will nicht, dass sich etwas ändert.

Und jetzt, oh Gott, er bringt es auf den Punkt. Er will darüber reden und ich kann nicht. Da gab es eine bestimmte Sicherheit niemals diese Anziehungskraft einzugestehen, niemals darüber zu sprechen.

Ich erröte für nur eine Millisekunde, in der ich es erwäge. Mulders Lippen auf meinen. Mulders Hände auf mir.

Wir halten an einer Ampel und er dreht sich um, um mich anzusehen. Obwohl ich glühe und nervös errötet bin, weiß ich, er fühlt, dass ich defensiv bin, ihn nicht wegschiebe. Meine Kehle schnürt sich zu.

"Scully..."

Ich gucke geradeaus, will, dass sich das Licht ändert.

"Hey Scully, sehen sie mich an. Bitte?"

"Das Licht ist grün."

"Hmmm?"

"Das Licht ist grün." Ich drehe mich schließlich, um ihn anzusehen, als ich das sage und ich bin irritiert zu sehen, wie fröhlich er ist. Verfluche ihn. Das ist ernst.

"Ich wollte nicht, dass sie sich durch meine Fragen unwohl fühlen. Ich habe mich nur gefragt, wie sie darüber denken."

Fast zu Hause.

"Ich habe nicht wirklich viel darüber nachgedacht." Lügnerin. "So vieles ist seitdem passiert. Ich dachte, sie wollten das vergessen."

Wir halten vor meinem Gebäude an. Mulder sitz, still, und nun vermeidet er es, meine Augen zu treffen. Ich weiß, dass ich ihn verletzt habe.

"Mulder, was sie mir in dieser Nacht gesagt haben, hat mir viel bedeutet. Ich würde nie, werde nie, vergessen, was sie gesagt haben." Ich reiche rüber und drücke seine Hand. Er widmet mir ein ernstes Nicken, seine Augen suchen die meinen.

Ich schaue weg.

"Gute Nacht, Mulder."

"Gute Nacht."

Ich steige aus dem Auto und gehe zu meinem Appartement, ohne mich umzusehen.

Innen werfe ich meinen Mantel und meine Schuhe beiseite, während mein AB verkündet "Keine Nachrichten" Ich bin müde. Ich trete mich selbst mental dafür je diese Unterhaltung begonnen zu haben, obwohl ich nicht herausfinden kann, wann sie von mir geglitten ist. Ich knipse meine Eingangsbeleuchtung an und wäge ab, ob ich ein Bad nehmen, oder einfach ins Bett springen soll.

Es klopft an meiner Tür. Ich schließe meine Augen und atme tief ein. Weniger als fünf Minuten sind vergangen, es konnte niemand anders sein.

Trotzdem checke ich den Spion. Er ist es.

Ich öffne die Tür und er bahnt sich sacht seinen Weg nach innen, schließt die Tür hinter sich. Für einen Moment spricht keiner von uns.

Er beginnt. "Ich habe darüber nachgedacht, worüber wir gesprochen haben."

"Ich hätte ihnen das Buch auch morgen mitgebracht."

Er schüttelt seinen Kopf.

"Wollten sie mich küssen, Scully?" Sein Tonfall ist irreführend fröhlich.

Ich blinzele zu ihm herauf. Bis jetzt hatte ich nie wirklich unseren Größenunterschied bemerkt. Natürlich, normalerweise trage ich diese schweren Absätze. Ohne meine Schuhe, ist er um einiges größer.

"Mulder, unsere Partnerschaft hat sich verteilt. Wir haben seit 48 Stunden nicht geschlafen. Wir ..."

"Wollten sie mich küssen?" unterbricht er mich.

Ich versuche eine andere Taktik.

"Es ist spät. Wir sind beide müde. Sie sollten einfach nach Hause gehen und wir können morgen über das alles reden. Lassen sie mich ihnen das Buch geben und sie können gehen."

Ich haste in mein Schlafzimmer und finde das Buch, zwinge meine Hände nicht zu zittern. Es ist nur Mulder.

Ich stoppe, kurz bevor ich in meinen Flur zurückkehre. Es ist nur Mulder und er steht gerade jetzt in meinem Eingang. Er versperrt mich. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ist amüsiert, aber seine Augen sind ernst.

"Antworten sie auf die Frage, Scully."

Mein Mund wird trocken. Ich schlucke um ihn zu befeuchten und meine Stimme wieder klar zu kriegen. Mulders Augen verfolgen die Bewegung meiner Kehle und mein Mund bleibt trocken.

"Da." rasple ich und halte ihm das Buch entgegen.

Mulder tritt dichter und nimmt das Buch von mir. Er schenkt ihm einen flüchtigen Blick und schmeißt es dann hinter sich. Der Bums, als es zu Boden geht, echot in meinem Kopf.

Ruhig. Bleib' ruhig. Ich versuche gelassen zu bleiben, als ich zu ihm aufblicke.

"Beantworten sie die Frage. Wollten sie mich in dieser Nacht küssen?"

O.k.. Panik.

Ich senke meine Augen. "Mulder, das ist keine gute Zeit dafür."

"Wann wird die sein?"

Ich schlucke erneut. Er ist so nah, ich kann die Wärme seines Körpers spüren. Ich kann die schwache Spur seines Aftershaves riechen.

"Es ist eine einfache Frage – ja oder nein?"

Erschreckt springe ich auf, als seine Hand meine Schulter berührt. Mulder erkennt mein Unbehagen und nimmt seine Hand weg, tritt jedoch nicht zurück.

Ich vermisse die Wärme seiner Hand auf mir. Ich erinnere mich daran in seinem Flur zu stehen, als er auf mich zukam um mich zu küssen. Ich kann ihn nicht anlügen. Ich wollte diesen Kuss. Er würde nicht hier stehen, wäre er sich dieser Antwort nicht bewusst.

Aber was war dann. Alles was in dieser Nacht passierte war unerwartet. Meine Kündigung. Sein naher Kuss. Die Biene.

Der Unterschied heute Nacht ist gespannt. Davor war es nicht geplant, ein Impuls auf den Moment. Ich musste nicht nachdenken, es passierte einfach. Es war so spontan, wie unerwartet.

Heute Nacht ist es absichtlich.

Ich versuche gleichmäßig zu atmen, aber ich bekomme keine Luft durch meinen ausgetrockneten Hals. Es macht mich schwindelig. Ich bin mir sicher, ich muss auf meinen Füßen wanken. Nur dieses eine Mal ist Mulder, der Mann mit tausend nervösen Muskelzuckungen, ruhig. Sogar seine Atmung ist stetig, obwohl ich die Spannung fühlen kann, die von ihm ausgeht, sie spiegelt meine eigene Anstrengung wieder.

"Mulder..." Meine Stimme klingt heiser und seine Augen flattern. Ich finde kein Argument. Er will nur eine einfache Antwort. Ich lecke mir über die Lippen, bereite mich darauf vor zu lügen, ihm nein zu sagen.

"Ja."

Es ist ein Flüstern und ich will es zurücknehmen, sobald ich es ausgesprochen habe. Dieses eine Wort steht für eine unwiederbringliche Änderung unserer Partnerschaft. Ich habe plötzlich Angst, alles zu ruinieren.

Seine Hand kehrt zu meiner Schulter zurück und drückt sie sanft. Es macht keinen Unterschied zu jedem andern Mal, da er mich so in Versicherung berührte. Ich realisiere, dass sich nichts geändert hat. Nichts wird sich ändern. Wir sind uns bereits so nahe, dass körperliche Vertraulichkeiten fast nur ein weiterer Gedanke sind.

Fast?

Ich verbessere das zu "noch nicht einmal in der Richtung" als sich seine Hand bewegt um mein Gesicht zu berühren. Sein Daumen streicht leicht über mein Ohr und ich werde unerwartet an die Nacht erinnert, da Penny Northern starb und die Art, wie Mulder mich draußen auf dem Flur vor ihrem Zimmer hielt.

Was hat das nur mit uns und Korridoren auf sich?

Zumindest ist es diesmal ein privater Flur.

"Scully."

Seine Stimme ist vergnügt und ich bemerke, dass ich seinen Mund anstarre. Ich erröte zum zweiten Mal für heute.

Mulder gluckst, doch stoppt, als ich eine Augenbraue als Warnung hebe.

"Letzte Chance." Er ist so nah, ich kann die Worte jetzt eher fühlen als hören.

"Ja." Ich wiederhole es, und in diesem Moment ist all meine Unschlüssigkeit verflogen.

Ich schließe meine Augen und er kommt näher. Unsere Lippen berühren sich, der geringste Kontakt, doch ich zittere noch immer. Ich spüre Mulders Lippen, die sich zu einem Lächeln formen und für eine Sekunde überlege ich zurückzutreten und diesen Unsinn zu stoppen.

Doch nur für eine Sekunde. Nur bis seine Lippen die meinen erneut streifen, energievoller dieses Mal und ich erwidere die Druck instinktiv. Meine Hände gleiten nach oben an seine Brust.

Als seine Zähne leicht gegen meine Unterlippe schaben, kann ich ein Keuchen nicht unterdrücken. Meine Finger straffen sich um seine Schultern um zu versuchen ihn umzuadressieren, bevor seine Lippen zurückweichen, weg von meinen.

Ich öffne meine Augen und er sieht mich an. Seine Augen sind tief und zärtlich und mein Herz stottert, als mir klar wird, dass ich ein Leben lang darauf gewartet habe, jemanden zu haben, der mich so ansieht.

Oder hatte er es von Anfang an getan und ich hatte es nur nicht bemerkt?

Mulder nickt mir zaghaft zu, als würde er meine Gedanken lesen können.
Wer weiß? Vielleicht kann er es.

Stumm ziehe ich seinen Kopf herunter und küsse ihn. Es ist nun meine Entscheidung. Meine Konsequenzen.

Unsere Lippen necken einander. Entzündend und lindernd zur gleichen Zeit. Mit jedem Ausatmen kann ich seinen heißen Atem in meinem Mund spüren, aber er macht keine Anstalten den Kuss zu vertiefen.

So rasple ich mit meinen unteren Zähnen gegen seine Oberlippe, beschwichtige sie dann mit meiner Zunge.

Für die Spanne von ein paar rasenden Herzschlägen, bleibt Mulder absolut bewegungslos.

Dann erschauert er.

Wie eine gierige Zuschauermenge, die eine Welle macht, erschauert mein Körper als Antwort.

Unsere Lippen berührten sich noch immer, als er endlich diese drei kleinen Worte sprach. Ich gestehe, Worte, von denen ich geträumt hatte, dass er sie sagen würde.
Besonders in diesem zerzausten Flüstern, dass er jetzt nutzte.

"Oh Gott, Scully."

Konsequenzen.

Ich habe mein Bett gemacht und ich könnte sterben um in ihm zu liegen.
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