World of X

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More Than Eyes Can See

von Azar Suerte

Kapitel 1

“Sie brauchen mich nicht!" Die Unzulänglichkeit, die Scully gefühlt hatte seit Diana Fowley wieder in Mulders Leben marschiert war, sprudelte in diesem Ausruf hervor. Wenn sie weitermachte, dann mit der Hilflosigkeit von jemandem, der bereits aufgegeben hatte.
“Sie haben es nie getan. Alles was ich getan habe, war Sie zurückzuhalten."

Sie drehte sich in Richtung Eingang, um zu gehen, ließ ihn wie gelähmt zurück, in einem Moment des Schocks.

Glaubte sie wirklich, dass er sie nicht brauchte? Was in den fünf langen Jahren konnte er jemals gesagt haben, um sie so weit von der richtigen Spur zu schmeißen?

Wenn jemand Mulder fragen würde, wann sich seine Prioritäten geändert haben, wann Scully wichtiger wurde als Samantha, hätte er ihm nicht antworten können. Vielleicht war es der Tag, da sie ihm sagte, sie würde an Krebs sterben, der den wundervollsten Teil ihrer wunderbaren Persönlichkeit angriff – ihren Verstand. Oder davor, einer der unzähligen Momente, die der eine am Krankenbett des anderen verbracht hatte, oder in Augenblicken um Augenblicken stillen Mitleids für ein anderes Leben, das für diese verwirrende Sache verblichen war.
Vielleicht reichte es auch bis zu jenem Tag zurück, als er ihre rasende Stimme auf seinem Anrufbeantworter gehört hatte, nach seiner Hilfe rufend, als es zu spät war zu antworten ... oder sogar noch früher, als sie das erste Mal das Büro betrat, dass jetzt als Ruine im Keller des J. Edgar Hoover Buildings lag. Das wann war nicht wichtig. Sie war alles was zählte.

Wenn sie ihn jetzt verließ, würde er keinen Grund haben, weiterzumachen. Ohne Scully, würde sein Herz nicht mehr bei der Sache sein, denn sie war sein Herz.

Wie konnte sie dort stehen und sagen, dass er sie nicht brauchte? Und wie konnte er beginnen, ihr begreiflich zu machen, dass niemand – nicht einmal Diana, die Frau die er geliebt und sieben Jahre zuvor verloren hatte – sein Überleben jemals mehr kräftigen würde als Dana Scully?

“Sie können sich selbst einreden, dass Sie ihr Gewissen auslöschen, indem Sie gehen, wenn Sie das wollen", sagte er ihr wütend, hinter ihr in den Korridor laufend, von der Angst getrieben, sie für immer zu verlieren, wenn sie das Gebäude jetzt verließ.
“Aber Sie irren sich!"

Scully drehte sich ihm entgegen, ihre Augen brodelnd von einem ärgerlichen Feuer erhellt, das er dort schon viele Male zuvor hatte brennen sehen, nur dieses Mal richtete es sich nach innen.
“Warum wurde ich Ihnen zugewiesen?", fragte sie rhetorisch. “Um Ihre Arbeit zu entlarven. Um Sie im Zaum zu halten. Um Sie lahm zu legen!"

“Aber Se haben mich gerettet!" Die Worte wurden mit all der dringenden Verzweiflung gesprochen, die ihre mögliche Trennung in ihm erweckt hatte. Sie trafen auf einen leisen Unglauben, irgendwie anders als die Skepsis, die er vorher in ihren Augen gesehen hatte: ein Unglaube, der verzweifelt als falsch bewiesen werden wollte, durchzogen mit der ohnmächtigen Hoffnung, dass er gerade das tun könnte.

“So schwierig und frustrierend es auch manchmal gewesen ist, Gott -Ihr verdammter konsequenter Rationalismus und Ihre Wissenschaft haben mich gerettet – hundertmal, tausendmal."
Er schüttete sein Herz aus, und er konnte sehen, dass Scully in jedem seiner Worte wie ein Süchtiger ertrank, Worte, nach denen sie so lange Zeit gedürstet hatte.

“Sie haben mir die Ehrlichkeit bewahrt", gab er mit gebrochener Stimme zu. “Sie machten mich zu einem ganzen Menschen."

Sie weinte, eine offene Darlegung ihrer Emotionen, so untypisch für ihre Partnerschaft, für die Nähe, die sie so wild bewahrten und doch selten äußerten.

Er trat näher auf sie zu, alles was er für diese bemerkenswerte Frau empfand in seine Worte legend. “Ich schulde Ihnen so viel. Und Sie schulden mir gar nichts."

Ihm gegenüber starrte ihn Scully in einer schweigenden Verwirrung aus Trauer und Glück an.

Aber diese Worte wollten noch immer nicht hervorbrechen. Egal, wie sehr sie auch wusste, dass sie ausgesprochen werden mussten, konnte sie doch das Heiligtum, das er ihr gegeben hatte, bei dem schamlosen Versuch es zurückzunehmen, nicht verletzen.

Als sie nichts sagte, fuhr Mulder fort, seine Stimme noch einmal von sanfter Trauer überdeckt. “Ich will das hier nicht alleine durchstehen. Ich weiß nicht einmal, ob ich es kann." Er hob seine Augen um die ihren zu treffen, um sie die Notwendigkeit sehen zu lassen. “Und wenn ich jetzt aufgebe, gewinnen die."

Überwältigt schritt sie in seine Umarmung, sich so stark an ihm festhaltend, wie sie es ein Jahr zuvor auf dem Gang des Allentown-Bethlehem Medical Center getan hatte. Nur dieses Mal machte ihr Partner nicht den Versuch, eine Säule, eine Kraftquelle zu sein, an Stelle dessen stützte er seinen Kopf müde auf ihre Schulter und hielt sich daran fest, als wäre sie die Einzige, die ihn davor bewahren könnte durch den Boden in die Erde zu sinken.

Für einen Moment verweilten sie nur in der Stille, aber eine Erinnerung an die verfrühte Umarmung keimte in ihr auf, die eine Geste wiederholend, die so viel ihrer Kraft mit einer einzigen Berührung wiederhergestellt hatte. Sich ein wenig von ihm zurückziehend, legte sie eine Hand zart an seinen Hinterkopf und zog seinen Kopf langsam zu sich herunter, ihre Lippen unbeugsam in Dankbarkeit und Versicherung auf seine Stirn drückend.



Als sie ihn freigab, schlossen sich ihre Augen für einen Moment der stillen Kommunikation, die zu ihrem Markenzeichen geworden war. Der Feuersturm von Gefühlen, der sich bei seinen ersten Worten im Flur entzündet hatte, flammte noch strahlender auf, und sie las eine Frage in seinen Augen, die ihren Pulse flackern ließ. Auf die eine oder andere Art und Weise, war es eine Frage, die seit Jahren in der Luft hing, in ihren Augen ebenso wie in seinen, doch jedes Mal zuvor wurde es verschleiert und beide hatten mit 'nein' geantwortet. Jetzt, da der Schleier gelüftet war und die unausgesprochene Möglichkeit vor ihnen gähnte, ein Abgrund, aus dem sie beide sich niemals würden ziehen können, es sei denn sie würden sich entschließen, sich fallen zu lassen.

Aber, oh, wenn sie sich einmal fallen gelassen hatten, würden sie dem dann noch entkommen wollen?

Er suchte, las, war offensichtlich hungrig nach einer Zustimmung, die sie zum ersten Mal zu geben bereit war. Die X-Akten waren geschlossen. Das Bureau hatte ihre kostbare Partnerschaft auseinander gerissen, legte eine Distanz zwischen sie, die unmöglich durch einen anderen Weg zu brechen war. Fünf Jahre Vorsicht hatten vor einem besonderen Feuer kapituliert.
Es gab nichts mehr zu verlieren.

Sie zitterten beide, als Mulder seine Hände hob, um ihr Gesicht einzurahmen, die Intensität dieses sehnsuchtsvollen Moments durchschüttelte sie beide mit der Kraft seiner bevorstehenden Freilassung. Sein Gesicht beugte sich ihrem entgegen, und sie konnte die Luft zwischen ihnen hinfort gleiten fühlen, als sie ihre Augen schloss. Für eine Sekunde, als seine Lippen begannen, die ihren flüchtig zu berühren, schien die bevorstehende Explosion nicht zu stoppen zu sein, ein für alle Mal unausweichlich.

Der stechende Schmerz in ihrem Nacken war die schrecklichste Art von Unterbrechung, ein ungewollter Rückzug, der ihren Kopf mit einem überraschten Schrei weggleiten ließ.

Mulder zog sich plötzlich in Erwiderung zurück. Mit dem eingefleischten Instinkt eines praktizierenden Selbsthassers nahm er seine Hände von ihr, als wäre diese Berührung giftig. “Es tut mir leid", murmelte er sanft, und der Moment war dahin, würde vielleicht niemals wiederkommen.

“Nein, ich glaube etwas hat mich gestochen", beeilte sie sich zu erklären, Enttäuschung durchbohrte sie mehr noch als der Stich. Sie hob die Hand mir einer Honigbiene in ihr, die bei ihrer Bewegung hinein gefallen sein musste.

“Sie muss in ihr Shirt gekrabbelt sein", antwortete er, während er ihren Kragen nach weiteren ungewollten Eindringlingen absuchte.

Wie auch immer, Scully bemerkte schnell, dass der Schmerz, den sie fühlte nicht nur Enttäuschung über die zerstörte Gelegenheit war.

Sie konnte fühlen, wie sich ihr Körper verlangsamte, all ihre Systeme gerieten leise außer Kontrolle, und ihre nächsten Worte spiegelten ihre Angst wieder. “Mulder... irgendetwas stimmt nicht."

Ihr diagnostischer Verstand spulte die Symptome herunter wie es ihr gelehrt wurde, sogar in dem Moment, da er ebenfalls weg zu driften begann, und übertrugen sie zu Mulder mit einer mehr und mehr versagenden Stimme.
“Ich habe einen stechenden Schmerz in meinem Brustkorb... meine Funktionen sind angegriffen..."

Sie schaukelte vorwärts, plötzlich die Kraft verlierend, ihr eigenes Gewicht zu halten. Ihr Partner fing sie auf, der gelegentliche, gleichgültige Blick, den er Panik nannte, schwebte über seinem Gesicht und seine Augen waren von ernsthaftem Schrecken ergriffen, vitaler als das ausdruckstärkste Gesicht

“Mein Puls rast... Ich habe einen seltsamen Geschmack hinten im Hals..."

Ihre Muskeln wurden weiterhin schwächer, und Mulder ließ sich mit ihr fallen, bis sie auf dem Boden lag, mit ihm über sich gebeugt.
Ihr Körper war in eine Position verdreht, die sie niemals angenommen hätte, hätte sie noch die Kraft aufbringen können, sich zu bewegen.

“Ich glaube, Sie haben einen anaphylaktischen Schock", riet er verzweifelt, trotz der wachsenden Angst und der Gewissheit, dass diese Biene zu jenen gehörte, denen sie erst vor Kurzem knapp entronnen waren.

“Nein...", schaffte sie es ihrer Stimme zu entlocken, die sich mehr und mehr ihrer Kontrolle entzog. “Ich habe keine Allergien..."

Nun in einem Zustand quälender Verzweiflung, die begann, sich sogar auf seinem Gesicht auszubreiten, sprang Mulder auf die Füße und sauste von ihr weg in Richtung seines Apartments um die 911 anzurufen.

. schrien ihre Gedanken ihm hinterher an Stelle ihrer Stimme, die versagt hatte, doch er hörte es nicht.

Es war das Letzte, an die sie sich für lange Zeit erinnern können würde...

~fin

Ihr habt den Film gesehen, ihr wisst, wie es weitergeht. (Abgesehen von ihrem mysteriösen Weg zur Antarktis und wieder zurück ... tun wir es als unerklärbares Phänomen ab!)
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