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The X-Files: Lost Investigations (Season 4)

von meiko

Kapitel 6: Imipramine Symphony

The X-Files: Lost Investigantions 4.6 - Imipramine Symphony

by meiko



Blue Ridge Mountains,
Virginia
1:33 a.m.

Kurze Zeit später saßen die drei Agenten und Assistant Director Skinner wieder in ihrem Wagen und mühten das ächzende Fahrzeug den schmalen Waldweg hinauf.
„Haben Sie die Medien noch anrufen können?“, fragte Scully.
Skinner warf ihr einen kurzen Blick zu und auf seinen Lippen formte sich ein leises Lächeln. „Habe ich“, sagte er knapp und zwinkerte ihr zu. „Das ist ein Brocken, an dem die sich erst einmal die Zähne ausbeißen können. Was die Presse sich erst einmal einverleibt hat, gibt sie bestimmt nicht so schnell wieder heraus.“
Die frische Luft schien Doggett tatsächlich gut zu tun – zumindest verbesserte sich sein Zustand von Minute zu Minute.
„Ihre Therapie schlägt an“, sagte Walter und warf der Ärztin einen aufmunternden Blick zu.
Scully lächelte schwach zurück. „Ohne korrekte Diagnostik hätten wir ihm kaum helfen können.“
Monica hatte mit John auf den Rücksitzen Platz genommen. Langsam strich sie über Johns verschwitztes Haar. Nun, da es ihm besser ging, spürte sie, wie sich ihre Anspannung etwas löste. Ihre Nackenmuskulatur pochte wild und stöhnend fuhr sie mit der Hand über den Hals.
John setzte sich auf und sah sich um. „Wir... sind wieder unterwegs?“, fragte er.
Monica nickte. „Wir konnten dort nicht länger bleiben. Agent Scully hat Ihnen ein Mittel gegen die Auswirkungen von T01 gegeben. Wie fühlen Sie sich jetzt?“
„Danke. Mir war schon mal besser zumute, aber das wird wieder. Haben wir etwas zu trinken?“
Scully reichte die Flasche nach hinten. „Schön, dass Sie wieder unter uns sind“, lächelte sie ihm zu.
Der Tee tat John gut und dankbar gab er die Feldflasche wieder zurück.
„Ich hatte Angst“, sagte Monica leise. „Als Sie...“
„Ich habe halluziniert?“
Sie nickte. „Und Sie haben Luke erwähnt.“ Sie zögerte und fragte sich, ob sie weiter in ihn dringen sollte. „Was haben Sie gesehen?“
John sah sie lange an. Endlich wandte er den Blick ab und starrte schweigend in die Nacht hinaus.


[Opening Credits]



Blue Ridge Mountains,
Mount Mitchell Observation Centre

Samantha?
Es dauerte einen Moment, doch dann war er wach. Mulder richtete sich auf seiner Liege auf, sorgfältig darauf bedacht, keine allzu schnelle Bewegung auszuführen. Er musste nun auf sich aufpassen, denn das, was die seinem Körper in den vergangenen Tagen angetan hatten, hatte ihn schwach gemacht.
Nein, Samantha würde er hier nicht finden, das war ihm nun klar. Sie hatten ihn nur das sehen lassen, was er sehen sollte.
Ein bitteres Gefühl stieg in Mulder auf, als er daran dachte, wie sie seine Erinnerung und seine Gedankenwelt für ihre Zwecke missbraucht hatten. Er fühlte sich benutzt und beschmutzt, doch er würde es nicht mehr zulassen.
Samantha war tot. Die Erinnerung an seine Schwester gehörte nur ihm allein.
Mulders Blick fiel auf das Tablett auf dem Tisch. In einer kleinen Schale lagen zwei Tabletten, seine morgendliche Dosis. Es war so einfach. Er musste nur kooperieren und seine Medizin nehmen, dann würden sie für ihn sorgen. Falls nicht...
Geräusche hinter der Tür. Sie kommen, dachte er. So wie jeden Morgen, für ihre ‚Gespräche’.
Auf seinem Gesicht erschien ein eigenartiger Ausdruck. Mit einer geübten Bewegung wischte Mulder die Tabletten vom Tisch und zertrat sie auf dem Betonfußboden zu Staub.


Blue Ridge Mountains,
Mount Mitchell Observation Centre
8:31 a.m.

„Verdammt!“, entfuhr es Doggett. „Wie sollen wir denn hier hineingelangen?“
Sie hatten ihren Wagen weiter unten am Berghang geparkt, wo sie sich vor neugierigen Blicken vorerst sicher fühlten. Der sanft geschwungene Hügel bildete hier oben einen scharfen Knick und ragte in den letzten Metern steil in die Höhe.
Drohend erhob sich das Bergmassiv vor ihnen – dunkel und wuchtig schien es den Himmel auszufüllen und das Tageslicht absorbieren zu wollen.
Noch etwas anderes bereitete ihnen Kopfzerbrechen: Die Doppelwachposten am Gittertor. Der Mount Mitchell bildete direkt vor ihnen einen Absatz, auf dem sich Gebäude und Forschungseinrichtungen befanden. Unterhalb des Absatzes öffnete sich der Fels und gab den Blick ins Innere frei: Eine Zufahrtsstraße und mehrere Tunnelsysteme.
„Ich schlage vor, wir trennen uns und erkunden die Kuppe in östlicher und westlicher Richtung. In... sagen wir...“ Walter sah auf die Uhr. „Dreißig Minuten treffen wir uns wieder hier. In Ordnung? Dann los!“

***

Monica blieb bei John und gab Scully ein Zeichen, mit Skinner die westliche Route zu erkunden.
Doggett sah sie an und zum ersten Mal seit vielen Stunden erhellte ein schwaches Lächeln seine Züge. "Danke", sagte er nur. Monica drückte schweigend seine Hand. Worte waren nicht nötig - sie wusste auch so, dass er für ihre Zurückhaltung im Auto dankbar war.

Sie waren noch nicht weit gekommen, da versperrte ihnen ein Hindernis den Weg: Über die gesamte Breite der Bergkuppe und noch ein großes Stück den Hang hinab zog sich ein mannshoher Gitterzaun.
"Was nun?", fragte Monica ratlos.
John sah sich prüfend um. "Etwas Gutes hat die Sache für uns doch", sagte er. "Offenbar vertrauen die ihrem Zaun so sehr, dass sie auf weitere Wachen verzichtet haben."
"Ich ahne, weshalb", stöhnte Monica und deutete mit dem Zeigefinger auf ein gelbes Schild am oberen Rand der Absperrung. Unübersehbar prangte dort ein Warnschild mit einem grinsenden Totenschädel. "Starkstrom", vermutete sie.
"Runter!", zischte Doggett plötzlich und drückte sie in die Böschung am Wegesrand.
Keine Sekunde zu früh, denn gleich darauf näherten sich Geräusche von der anderen Seite des Zauns. Monica hielt den Atem an und hoffte inständig, dass sie mit John noch rechtzeitig in den Büschen verschwunden war. Laut pochte das Herz in ihrer Kehle und als sie ihren Partner ansah, erschrak sie über die Blässe in seinem Gesicht.
Die Person, zu der die Schritte gehörten, war stehen geblieben. Offenbar stand sie nun direkt hinter der Absperrung - vielleicht fünf Meter von ihnen entfernt - und beobachtete die Umgebung. Sah sie zu ihnen hinüber?
Als Monicas Herz so laut in ihrer Kehle schlug, dass sie glaubte, es nicht mehr länger aushalten zu können, erklang eine Stimme, die sie erstarren ließ.
"Seien Sie ganz leise", flüsterte die Fremde. "Und kommen Sie schnell heraus!"



Blue Ridge Mountains,
Mount Mitchell Observation Centre
Conference Room

„Nun, Fox, wie geht es Ihnen heute?“ Der ältere Herr am anderen Ende des langen Tisches lächelte freundlich und beugte sich erwartungsvoll vor.
Mulder schloss resigniert die Augen. „Mulder“, murmelte er.
„Bitte?“
„Nicht Fox, nur Mulder!“
Das Lächeln des älteren Mannes wuchs noch ein wenig mehr in die Breite. „Also gut, Mulder. Muss ich meine Frage wiederholen?“
Mulder schüttelte den Kopf. „Nein, es geht mir gut.“
„Das freut mich“, rief der andere aus und warf den erwartungsvoll im Halbdunkel Wartenden einen aufmunternden Blick zu. „Sie hatten viel Zeit in den letzten Tagen, Zeit zum Nachdenken, um in sich zu gehen... Ich hoffe doch, Sie haben nicht vergessen, was Ihre Schwester Ihnen über die Stimmen in Ihrem Inneren erzählt hat. Haben Sie darauf geachtet?“
Mulder nickte. „Ich höre sie nicht mehr“, sagte er langsam und suchte den Blick des älteren Mannes.
Der andere nickte. „Das ist gut. Und haben Sie auch schon darüber nachgedacht, was Ihre Schwester Ihnen über das... Vertrauen erzählt hat?“
Mulder blinzelte ihn unsicher an. „Ich verstehe nicht.“
Der Ältere beugte sich noch ein wenig weiter vor. „Ich rede davon, dass Sie lernen sollten, uns und Ihren Mitmenschen zu vertrauen!“
Mulder runzelte die Stirn. „Ich verstehe Ihre Frage noch immer nicht. Wenn ich lernen muss, jemandem zu vertrauen, dann implizieren Sie damit doch, dass es vorher Misstrauen gegeben haben muss! Aber...“
„Ja?“ Der andere sah ihn lauernd an. Auch die schwarzen Anzüge traten unwillkürlich einen Schritt aus dem Schatten hervor.
„Ich kann mich aber gar nicht daran erinnern, Ihnen jemals misstraut zu haben“, rief Mulder, und es gelang ihm nicht, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. „Ich... stimmt etwas mit mir nicht?“
Nun warf der Ältere einen triumphierenden Blick zu den wartenden Männern und Frauen hinüber. „Doch, Mr. Mulder, es ist alles in Ordnung!“

***

Sie führten ihn einen endlosen Tunnel entlang, zwei Mann in militärischer Ausrüstung. Auf ihrem Weg kamen sie an mehreren Labors voller Glasröhrchen und Kühlkammern vorüber und als Mulder einen Blick in einen dieser Räume warf, glaubte er, die vertrauten Umrisse seiner Schwester zu sehen.
„Samantha?“, rief er wider besseren Wissens und weigerte sich weiter zu gehen.
Die junge Frau drehte sich zu ihm um, und nun konnte er sehen, dass sie zwar vage Ähnlichkeiten mit seiner Schwester hatte – oder vielmehr mit ihrer geclonten Variante – dass es sich aber ganz eindeutig um eine andere Person handelte. War das die Frau, die ihn während seiner Halluzinationen mehrmals in der Zelle besucht hatte?
„Nein“, sagte sie kühl. „Mit Ihrer Schwester habe ich nichts zu tun. Es tut mir leid, aber ich mache hier nur meinen Job.“
Einer der Posten stieß ihm unsanft in den Rücken und zwang ihn zum Weitergehen.
Am Ende des Ganges erwartete sie eine Frau in Laborkleidung.
„Danke“, rief sie den Wachen zu. „Ich übernehme ihn ab hier.“
Einer der Posten zog eine Chipkarte durch einen Scanner, dann öffnete sich zischend eine Verbindungstür und Mulder wurde von der Wissenschaftlerin in den nächsten Gang geschoben.
Sie waren allein. Schon überlegte Mulder, ob er ihr einfach den Ellbogen in den Magen rammen und auf eigene Faust versuchen sollte, den Ausgang zu finden, da lächelte sie ihn plötzlich an und nahm seine Hand. Hatte sie seine Gedanken erraten?
„Das schaffen Sie nicht allein“, sagte sie, wie als Antwort auf seine ungestellte Frage. „Der Komplex ist nur von verhältnismäßig wenigen Personen gesichert. Dafür wären Sie aber von so vielen elektronischen Sperren aufgehalten worden, dass man Sie wieder eingesammelt hätte, bevor Sie auch nur das Tageslicht erblickt hätten!“
Mulder sah sie erstaunt an. „Wer sind Sie?“, fragte er.
Die Frau schüttelte den Kopf und ihre blonden Haare wippten keck auf und nieder.
„Allein hätte ich keine Chance gehabt, Sie hier herauszuholen, aber wenn die Informationen, die ich Ihrer Partnerin vor einigen Tagen in Washington gegeben habe, ausreichend waren, dann müssten Sie eigentlich draußen von Ihren Freunden erwartet werden. Sie erhalten jetzt von mir eine Chipkarte und wir fingieren, dass Sie mich niedergeschlagen haben. Ihre Medizin haben Sie in den letzten Stunden nicht mehr genommen, nehme ich an?“
Mulder schüttelte den Kopf. „Wer sind Sie?“, wiederholte er drängend.
Ein Schatten legte sich über ihre Augen. „Noch arbeite ich für die Regierung, aber wer weiß, wie lange noch?“ Sie zuckte zusammen und sah ihn fest an. „Mich kennen Sie nicht, aber meine Schwester wird Ihnen sicher bekannt sein!“



Blue Ridge Mountains,
Mount Mitchell Observation Centre
8:46 a.m.

„Marita Covarrubias?“ Dana sah die junge Frau verblüfft an und schüttelte den Kopf. „Alles hätte ich erwartet, aber nicht, Sie hier zu treffen!“
„Dann haben Sie meine kleine Schwester in Washington also nicht erkannt?“, fragte Marita lächelnd. „Das ist gut. Aber kommen Sie, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“
Scully winkte den anderen, ihr zu folgen. Kurze Zeit später standen sie vor einer ausgefransten Öffnung im Zaun. Ein großes Loch klaffte hier und gab den Weg in die Anlage frei.
„Wie kommen wir zu ihm?“, fragte Skinner, doch Marita hob nur die Hand. Lauschend sah sie sich um.
„Wir sollten hier warten“, sagte sie dann und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Rossana müsste dafür gesorgt haben, dass er den Rest allein schafft.“
Eine Bewegung am Ende des abgesperrten Feldes, doch noch war die Sicht auf die Ereignisse durch hoch gewachsenes Gestrüpp verdeckt. Eilige Schritte näherten sich, dann teilte sich das Gras und die vertraute Gestalt von Fox Mulder wurde sichtbar.
Dana hielt den Atem an, so sehr ging ihr sein Anblick ans Herz. Wie müde er aussah, wie unendlich erschöpft. Ein Mann, dessen Illusionen in den letzten Stunden wie Seifenblasen im Wind zerplatzt waren.
Mulder erreichte die Absperrung, dann zwängte er sich vorsichtig durch das Loch und machte ein paar unsichere Schritte auf die Freunde zu.
Skinner warf Scully einen beschwörenden Blick zu. „Nicht jetzt“, raunte er, doch in diesem Moment war ihr beinahe alles egal. Sie riss sich los und Sekunden später lag sie an Mulders Brust. Tränen benetzten sein dünnes, viel zu dünnes Shirt, doch sie achtete nicht darauf, strich nur immer wieder über sein Gesicht und flüsterte seinen Namen.
Auch John und Monica brachten es nicht über sich, bei diesem Anblick ruhig im Hintergrund zu bleiben.
„Willkommen zurück“, sagte John. „Sie sehen übrigens entsetzlich aus.“
Mulder riss sich von Danas Anblick los und grinste den Agenten an. Aller Streit zwischen ihnen schien vergessen zu sein. „Es ist nichts ernstes“, sagte er. „Mir fehlt nur meine Adult-Videosammlung!“

***

„Bitte nicht“, drängte nun auch Marita. Entschlossen packte sie Mulder am Arm und drängte ihn den Weg zurück, zu den parkenden Autos.
Als sie die Weggabelung erreichten, drehte sie sich noch einmal um und sah in Gedanken Rossanas Gesicht vor sich.
„Warum tun Sie das?“, fragte Mulder. „Es kann gefährlich für Sie werden, und noch viel mehr für Ihre Schwester.“
Das Licht in Maritas Augen erlosch und machte einer Leere Platz, die sie in diesem Moment auch in ihrem Herzen verspürte. „Wir wussten beide, was auf dem Spiel steht. Doch wenn wir nicht jetzt und hier beginnen, dagegen anzukämpfen... Verstehen Sie, eine zweite Chance könnte es nicht mehr geben!“
Mulder dachte über diese Worte nach, dann schüttelte er langsam den Kopf. „Wer weiß?“, sagte er schlicht.
Sie hatten die Wagen erreicht, und keinen Moment zu früh, denn nun drang von der Hügelkuppe wütendes Rufen zu ihnen hinab – und über dieses Durcheinander erhob sich das klagende Geräusch einer Alarmsirene.
„Wir können nicht länger warten, oder alles war umsonst“, rief Marita.
Scully nahm Mulders Hände in die ihren und suchte seinen Blick. „Muss ich dich schon wieder verlieren?“, fragte sie verzagt. Da war noch so viel, was sie ihm zu sagen hatte. Ihre Gefühle, ihr Sohn...
Er nickte, versuchte ein aufmunterndes Lächeln, aber Scully hatte es gelernt, hinter seine Fassade zu schauen. „Nicht für lange, da bin ich ganz sicher“, sagte er, so dass nur sie es hören konnte.
„Wohin gehst du?“
Er verzog das Gesicht. „Sie werden mich im Norden vermuten, also gehe ich wahrscheinlich nach Texas. Oder nach New Mexico. Ich schreibe mal eine Karte.“
Sie lachte und wischte sich eine Träne fort. „Spinner“, flüsterte sie.
Eine letzte Umarmung, dann wurde er von Skinner in Maritas Auto geschoben. Mit quietschenden Reifen verschwand der Ford hinter den Kurven des Bergmassivs.
Monica seufzte und berührte Dana sachte am Arm. „Wir auch“, sagte sie. „Wir nehmen die andere Ausfallstraße. Wenn sie zwei Wagen verfolgen müssen, erschwert das ihre Suche!“

***

Das Brausen in Rossanas Ohren wurde immer stärker. Schließlich verwehte auch das letzte Motorengeräusch und Ruhe kehrte auf dem Plateau ein – wenn man von der noch immer heulenden Sirene einmal absah.
„Miss Covarrubias?“
Der Befehlston der Stimme ließ keinen Zweifel daran, wem sie gehörte und was sie nun erwartete.
Als sie sich resigniert umdrehte, sah sie direkt in die Mündung eines Maschinengewehrs.



Covington, Virginia
8:05 p.m.

Fred Marston hatte es sich in seinem Ohrensessel bequem gemacht. Bier und Chips standen griffbereit – sie würden ihm wie an jedem Tag den wohlverdienten Feierabend versüßen.
Das Klappern des Geschirrs drang aus der Küche zu ihm, doch inzwischen hatte er die Fähigkeit erworben, diese Geräuschkulisse als notweniges Übel seiner Ehe einfach auszublenden. Er wusste, dass sie es nicht böse meinte, wenn sie ihn zu so später Stunde noch mit Küchenlärm belästigte.
Sein Blick fiel auf das Asthmaspray.
Unwillig verzog er das Gesicht. Die versicherten zwar, dass es unbedingt notwendig sei, die Therapie nach Verordnung durchzuführen, aber ein wenig albern kam er sich schon dabei vor. Immerhin war er ein kerngesunder Bürger!
Egal, die würden schon wissen, was sie da taten. Also: Später, entschied er. Erst würde er die Nachrichten zu Ende schauen, dann den Abendfilm, und dann blieb schließlich immer noch Zeit, diese staatlich verordnete Medizin einzunehmen.
Bisher war er den Nachrichten nur mit halbem Ohr gefolgt, doch nun ließ ihn etwas aufschrecken, das seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte.
„Sally!“ rief er aufgeregt. „Sally, komm doch mal her und sieh dir das an!“
Seine Frau warf das Handtuch in die Spüle und nahm vor dem Fernseher Platz. Dort verlas der Nachrichtensprecher gerade eine neue Meldung.

„Wie wir soeben informiert wurden, hat die lokale Gesundheitsbehörde die Dauermedikation der Bevölkerung von Covington in Virginia mit sofortiger Wirkung gestoppt. In regierungsinternen Kreisen ist unseren Quellen zufolge das Gerücht verbreitet worden, dass das bereits an die Bevölkerung verteilte neue Asthmamittel nicht die erhoffte Wirkung, stattdessen aber eine Reihe unerwünschter oder gar gefährlicher Nebenwirkungen...“

Fred sah seine Frau mit großen, staunenden Augen an. Dann wanderten ihre beiden Blicke langsam zur Kommode, wo die beiden Aerosolsprays bereits darauf warteten, ihnen die nächste Dosis zu verabreichen...



Washington D.C.
FBI Headquarters
8:32 a.m.

Ein weiterer trüber Morgen, der sich alle Mühe gab, sich der Stimmung des Deputy Directors anzugleichen.
Soeben beendete er sein Telefonat, und obwohl sein Gesprächspartner längst aufgelegt hatte, hielt Kersh noch immer den Hörer in der Hand und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster.
„Und?“, fragte AD Brad Follmer schließlich, der es leid war, mit halben Sätzen abgespeist zu werden und endlos auf die Beendigung unfertiger Satzfragmente zu warten.
Kersh zuckte zusammen und nun legte auch er den Hörer auf den Apparat zurück. „Ja?“ Er sah Follmer an, als wäre er gerade eben aus einem Traum erwacht, und seinem Gesicht nach zu urteilen, war es kein sehr erfreulicher Traum.
„Was haben sie gesagt?“, hakte Follmer nach.
Kersh zuckte kaum merklich zusammen und sackte schwer in seinem Sessel zusammen. „Sie haben gesagt, dass die Zeit der Schonung vorüber wäre. Agent Mulder hat den Bogen überspannt. Ich denke, man wird ihm einen Köder auslegen – irgendetwas, dem er nicht widerstehen kann. Und dann werden sie ihm den Prozess machen, ein für alle mal.“
„Was ist mit dieser UN-Frau? Carrabaras?“
„Covarrubias“, verbesserte Kersh mit tonloser Stimme. „Vermutlich wird man sie in Ruhe lassen, möchte wohl keinen größeren Wirbel bei der UN verursachen. Aber wenn sie ihre Chance nicht nutzt, wird man auch sie... stilllegen.“
„Wie bedauerlich“, sagte Brad Follmer und seine Mundwinkel wanderten unwillkürlich ein Stück nach oben.



Ende.





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