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The X-Files: Lost Investigations (Season 4)

von meiko

Kapitel 4: In Tenebris

The X-Files: Lost Investigantions 4.4 - In Tenebris

by meiko



Washington D.C.
FBI Headquarters
11:41 a.m.

Deputy Director Alvin Kersh donnerte den Telefonhörer auf den Apparat und sprang wutentbrannt auf.
AD Brad Follmer lehnte sich in Kershs weichen Sitzmöbeln zurück und fixierte seinen Vorgesetzten aus zusammengekniffenen Augen.
"Was haben Sie vor?", fragte er lauernd.

Kersh schnaubte und trat ans Fenster, wo er seine teure Brille abnahm und sie geistesabwesend putzte. Sein Blick wanderte über die Silhouette der Stadt ohne irgendetwas Bestimmtes wahrzunehmen.

Schließlich drehte er sich um. "Ich habe keine Lust, mir weitere Beschwerden über meine Agenten anzuhören, Follmer. Es ist nicht nur, dass sie sich in Angelegenheiten einmischen, bei denen das FBI kein Mitspracherecht hat, es ist vor allen Dingen die Art und Weise, wie sie ihre Ermittlungen durchführen."
"Kein Mitspracherecht?" In Follmers Stimme schwang eine gehörige Portion Sarkasmus mit. "Und ich dachte, das FBI hätte den Auftrag ganz offiziell von der Polizei in Virginia bekommen?"

Kersh stöhnte, ließ sich an seinem Schreibtisch nieder und vergrub den Kopf in den Händen. Es gab nur wenige Personen innerhalb der Behörde, die ihn je so gesehen hatten. "Natürlich", sagte er. "Und diesen Fall für sich genommen, hätte es sicher auch keine Probleme gegeben. Aber es ist nicht nur dieser Leichenfund in Virginia, es ist auch diese höchst unangenehme Ermittlung in einem Forschungszentrum der Regierung."
"Und nun sieht man Verbindungen, wo keine Verbindungen existieren, richtig?"

Kersh sah seinen jungen Kollegen durchdringend an. "Sie haben ja keine Ahnung, Brad. Sie haben ja keine Ahnung..."



[Opening Credits]



Blue Ridge Mountains,
Mount Mitchell Observation Centre

"Samantha?"
Die junge Frau drehte sich um, den Blick fragend auf ihn gerichtet. "Du solltest schlafen, das weißt du doch."
Fox Mulder blinzelte ins Licht. Allmählich begann er seine Umgebung deutlicher zu erkennen. Die unscharfen Umrisse verschwanden und machten klaren, festen Linien Platz, die Sicherheit und Kraft gaben. Er fühlte sich schwach und müde, doch gleichzeitig war ihm klar, dass er nicht wieder einschlafen wollte. Alles, nur das nicht, nur nicht wieder in jenes Halbdunkel, jene Dämmerstunde des Todes zurückfallen!
"Ich weiß", sagte er leise. "Aber es gibt Dinge, die mir keine Ruhe lassen."
Samantha lächelte und strich zärtlich über seinen Arm. "So wie ich, zum Beispiel?"
"Ja". Mulder gab das Lächeln zu ihr zurück und richtete sich auf den Ellbogen auf. "Ja. Und noch mehr. Wohin hat man mich gebracht? Und warum spüre ich diese... Leere in mir?"
Keine Dämmerung, kein Halbdunkel mehr...
Samantha sah ihn nachsichtig an. "Es ist keine Leere, sondern die Stille. Möchtest du sie denn nicht mehr spüren? Ist es nicht das, wonach du all die Jahre über gesucht hast, seit sie mich von euch weggebracht haben?"
Keine Dämmerung, kein Dunkel mehr...
"Doch", sagte Mulder schließlich und brachte ein Lächeln fertig.
Keine Dämmerung, keine Nacht...
"Du musst wieder lernen, Vertrauen zu haben, Fox. Wenn du so weit bist, werden wir uns wieder sehen."
Dann war sie wieder fort, und lautlos schloss sich die schwere Stahltür hinter ihr.



Washington D.C.
FBI Headquarters
10:22 a.m.

AD Walter Skinner verließ den Aufzug und durchquerte eilig die Tiefgarage. Laut und hohl hallten seine Schritte durch die nackten Betonfluchten, bis sich der Schall mehrmals an den blanken Karosserien teurer Limousinen brach.
Eine Frau trat aus dem Schatten einer Stützsäule hervor und stellte sich Skinner in den Weg. Das graue Halbdunkel verschluckte die Konturen ihres Gesichts, doch Walter brauchte kein Licht um seine Verbindungsperson zu erkennen.
"Sie werden nicht weit kommen", sagte sie leise.
Skinner nickte. "Haben Sie die Daten mitgebracht?"
Die Frau im Schatten nickte und reichte Skinner eine CD. "Diese Disc enthält auch die Daten des Einsatzbefehls sowie alle von Director Kersh angeordneten Straßensperren."
Walter nahm den Datenträger entgegen und nickte seiner Kontaktperson zu. "Danke."
Der Schatten nickte, und Walter hätte schwören können, den Hauch eines Lächelns in ihrer Stimme hören zu können. "Grüßen Sie sie von mir", sagte sie, drehte sich um und verschwand zwischen den parkenden Autos.
Walter sah ihr lange nach. Dann stieg auch er in seinen Wagen und verließ die Tiefgarage.



Covington, Virginia
11:09 a.m.

Skinners Wagen stoppte in einer ländlichen Gegend, allem Anschein nach eine sehr typische amerikanische Vorstadtsiedlung. Reihenhäuser flankierten die saubere Straße. Jeder Weg, jeder gepflanzte Baum machte den Eindruck langweiliger Uniformität.

Nur nicht aus der Reihe fallen, dachte Skinner grimmig. Er stellte den Motor ab und kramte in seiner Aktentasche nach der Wasserflasche. Die lange Fahrt hatte ihn stärker ermüdet, als er gedacht hätte, doch aus verschiedenen Gründen hatte er davon Abstand genommen, ein Flugzeug zu buchen. Die Rückverfolgbarkeit seiner Kreditkartenbenutzung war einer dieser Gründe.

Plötzlich stutzte Skinner. Mehrere ungekennzeichnete Wagen rollten langsam die Straße hinauf und kamen endlich vor den ersten Häusern zum Stehen. Gleich darauf schwärmten mehrere Männer und Frauen in hellblauen Kitteln aus und klingelten an den Wohnungstüren.
Skinner presste sich tief in seinen Autositz und ließ das Seitenfenster so weit hinunter, dass er den Gesprächen vor den Haustüren folgen konnte.

"Guten Morgen, Mrs McGregor. Wir haben Sie ja bereits brieflich über unser bedauerliches Allergenproblem informiert." Die alte Dame an der Tür erwiderte etwas, das Skinner nicht hören konnte.
"Aber nein, Mrs McGregor, keine Angst. Sie erhalten einfach ein neues Spray, das Sie bitte täglich zwei Mal einnehmen." Die Stimme des Blaukittels schwang sich zu einem jovialen Lachen auf. "Natürlich wird Sie die Behandlung finanziell nicht belasten, denn alle Kosten werden im ganzen Stadtgebiet von Ihrer Sozialkasse getragen."
Offensichtlich war dies das Zauberwort, das Haus und Tor öffnete, das lokale Sesam: Öffne dich!, denn nun ging die Tür weit auf und Mrs McGregor bat ihre Besucherin herein.

Skinner kroch noch etwas tiefer in die Polster seines Sitzes. Auch wenn er die Worte nicht überall verstehen konnte - an jeder Tür der Straße waren nun ähnliche Szenen zu beobachten.
Sein Blick fiel auf die durcheinander gewirbelten Computerausdrucke auf dem Beifahrersitz - Blätter aus Akten, die ihm seine Kontaktperson in DC besorgt hatte. Ein markiertes Wort fiel ihm ins Auge.

Eine dunkle Ahnung stieg in ihm auf. Er wartete, bis die Blaukittel in den Häusern verschwunden waren, dann startete er den Wagen und ließ die unwirkliche Szene hinter sich.
Mit der Linken lenkend, zog er mit der anderen Hand das Telefon aus der Innentasche und wählte eine Nummer.
"27-A6-BC-00-FA" zitierte er nach kurzer Zeit seinen eingeprägten Code. "Was können Sie mir über Roehm II erzählen?"



Roanoke Regional Airport,
Virginia
2:54 p.m.

Ungeduldig ließ Alvin Kersh die Sicherheitskontrolle am Flughafen über sich ergehen. Als man endlich mit ihm fertig war, ließ er den FBI-Ausweis resigniert in die Tasche gleiten, denn auch dieses Stück Papier hatte nicht verhindern können, dass man ihm wie allen anderen Passagieren erst einmal terroristische Absichten unterstellte. Zumindest schien es ihm so.

Schlecht gelaunt verließ er die Empfangshalle des Flughafens und bestieg eine der wartenden schwarzen Limousinen.
"Deputy Director," grüßte ihn eine verhaltene Stimme im Inneren des Wagens. Ein Mann in schlecht sitzendem Anzug drehte sich zu Kersh um und sah ihn prüfend an. "Haben Sie Ihr Problem inzwischen im Griff?"
Alles in Kersh revoltierte. Sein Problem sollte das sein? Allmählich begann er sich zu fragen, welche Macht im Hintergrund eigentlich die Prioritäten festlegte. Er nickte finster. "Die Straßensperren sollten sie aufhalten. Und dann werde ich persönlich dort sein, um sie einzusammeln und heimzubringen."

"Gut", sagte der Mann mit der leisen Stimme. "Das werden meine Partner gern hören." Er öffnete die Tür der Limousine und ließ Kersh allein. Doch dann drehte er sich noch einmal um und beugte sich zum geöffneten Fenster hinunter. "Vergessen Sie nicht, Deputy Director: Sie werden am Erfolg dieses Projektes gemessen!"



Western Lake Motel,
Virginia
5:44 p.m.

"Zimmerservice!"
Ein schlicht gedeckter Wagen bugsierte durch den schmalen Türbereich, an den Mänteln von Doggett und Reyes vorbei und in das kleine Zimmer hinein.
"Danke", sagte John und gab dem Angestellten ein Trinkgeld. "Lassen Sie uns noch etwas essen, bevor wir aufbrechen, Monica. Ich sterbe vor Hunger!"



Western Lake Motel,
Virginia
6:14 p.m.

Regen tröpfelte an der Fensterscheibe ihres Motelzimmers herunter und sammelte sich in schnell wachsenden Pfützen auf dem Sims.
Wenn die Blätter fallen, geht das Herz auf lange Reise, zitierte Scully in Gedanken aus einem Buch. Plötzlich sehnte sie sich nach ihrem Zuhause, auch wenn sie in diesem Moment nicht wirklich sagen konnte, wo und was diese Heimat genau war.
Ein Gefühl der Verlorenheit umschlang sie und nahm ihr für einen Augenblick den Atem. Und wieder - wie schon vor einem Jahr, als sie geglaubt hatte, Mulder aus den Augenwinkeln gesehen zu haben - sah sie das vertraute Gesicht ihres Partners vor sich. Gespiegelt auf der Fensterscheibe, doch Dana wusste: Wenn sie die Augen abwandte und Mulders Bild ein weiteres mal suchte, würde sie ihn nicht mehr sehen. Seine vertrauten Züge nicht mehr in sich aufnehmen, und auch nicht mehr in seine traurigen Augen blicken. Es gab so viel, das sie mit ihm teilen wollte. Unausgesprochene Gedanken, Erinnerungen und Ängste und vor allen Dingen William.

Es klingelte an der Tür. Scully schrak zusammen und blickte sich um. Sie war hier, und alles was jetzt zählte, war das Heute, ohne das sie Mulder vielleicht niemals würde helfen können.

Sie lief zum Eingang und sah dabei noch einmal zum Fenster zurück. Keine Gesichter, nur die nie enden wollenden Regenbäche. Scully seufzte und öffnete. Alles hatte seine Ordnung.

Monica und John warteten draußen, reisefertig. "Sind Sie soweit, Dana?", fragte Reyes.
Scully nickte und schulterte ihre Reisetasche. "Wir sollten uns besser beeilen. Ich bin nicht sicher, wie lange Skinner uns decken kann."



Virginia State Route 984
7:11 p.m.

"Mulder wird von denen festgehalten?" Doggett blickte entrüstet von der Akte auf und fixierte Scully mit einem zweifelnden Blick. "Wer auch immer die sind, damit kommen die nicht durch!"
Monica schüttelte den Kopf, die Augen konzentriert auf die Straße gerichtet. "Da wäre ich nicht so sicher. Nur mal angenommen, es handelt sich hierbei um die gleichen Kräfte, die auch für diese Supersoldaten verantwortlich sind..." Nun wandte sie den Blick doch von der feuchten Fahrbahn ab. "Nach allem, was wir bisher erfahren haben, dürften die sich von moralischen Bedenken kaum aufhalten lassen!"
„Woher haben Sie diese Informationen?“, fragte Doggett misstrauisch.
Scully seufzte. „Ich bin nicht sicher. Möglicherweise ist dies jemand, der Mulder noch der alten Zeiten wegen einen Gefallen schuldet. Es gab da Verbindungen bis ins Kapitol, über die er selbst mir gegenüber immer Stillschweigen bewahrt hat.“
„Und Sie haben keine Ahnung, wie vertrauenswürdig diese Quelle ist?“
Dana zögerte, doch dann entschied sie sich, Skinners Wagnis im Büro des Deputy Directors besser nicht zu erwähnen. „Nein“, sagte sie. „Wir können nur unsere eigenen Schlüsse...“
"Monica, da vorn!"

Agent Reyes drückte mit aller Kraft das Bremspedal durch und stotternd kam der Wagen zum Stehen. Scully hatte Monicas Schulter gepackt und deutete zwischen den beiden Agenten hindurch auf die Straße.
Blaulicht blitzte zwischen den Bäumen auf. Am Ende des Waldtunnels zeichnete sich sehr deutlich eine Straßensperre ab.
"Verdammt", zischte Doggett. "Hier kommen wir nicht weiter!"

Eine Faust krachte an die Scheibe auf der Fahrerseite. Monica fuhr zusammen und umklammerte mit weißen Knöcheln das Lenkrad.
Eine Gestalt in schwarzer Lederjacke riss die Wagentür auf und beugte sich zu den Agenten hinunter.
"Skinner!", entfuhr es Scully.
Kluge Augen glänzten hinter bespritzten Brillengläsern. "Ende des Weges!", sagte der AD leise. "Ist hier vielleicht noch ein Platz frei?"

Skinner ließ sich auf die Sitzbank neben Scully gleiten, dann wurde der Rückwärtsgang eingelegt und der Wagen verschwand rumpelnd auf einem unscheinbaren Waldweg in der grünen Nacht.




Fortsetzung folgt...


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