World of X

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Destiny

von MissingSam

Kapitel 1

Ich stand auf diesem Feld hinter dem Tempel der sieben Sterne und sah auf die beiden Bilder, die ich Melissa aus der Hand genommen hatte, und die uns wie aus dem Gesicht geschnitten waren.
Plötzlich kamen mir zwei Strophen aus Robert Browning's Gedicht „Paracelsus" in den Sinn, das ich vor einigen Jahren einmal gelesen hatte. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, oder nun zu tun hatte.
Kurz bevor die Sonne vollkommen untergegangen war, legte sich eine Hand von hinten auf meine Schulter. Ich drehte mich um und erblickte meine Partnerin Dana Scully, die sich wohl bis zu diesem Moment um den Abtransport der Toten gekümmert hatte.
„Kommen Sie Mulder, ich fahre uns zum Flughafen. Unser Flug geht in zwei Stunden."
Ich nickte und sah mich noch einmal um. Schließlich ließ ich mich von ihr zu Wagen führen.
Warum hatte ich Melissa getroffen? Warum hatte ich etwas über mein... über unser früheres Leben erfahren, über meines, Scullys und Melissas? Warum jetzt? Ich hatte auf keine dieser Fragen eine Antwort. Ob ich jemals eine Antwort finden würde? Noch eine offene Frage. Mein ganzes Leben schien nur aus Fragen zu bestehen. Nun waren noch einige hinzugekommen. Meine Welt stand Kopf, aber ich hatte mich an diesen Zustand gewöhnt. Sie hatte Kopf gestanden, seitdem meine Schwester verschwunden war. Aber an diesem Tag hatte sie sich wieder um 180 Grad gedreht.
Ich hatte gedacht, ich wüsste, zu wem ich gehörte. Sollte ich mich so geirrt haben?
„Alles in Ordnung Mulder?", brach Scully das Schweigen, das uns umgab.
„Ich weiß nicht", antwortete ich wahrheitsgemäß und zögerte kurz.
„Dana?"
Sie blicke zu mir hinüber, es passierte nicht oft, dass ich sie mit ihrem Vornamen anredete, das würde sich an diesem Abend ändern, zumindest hoffte ich das. Sie wandte den Blick wieder auf die Straße.
„Ja?"
„Glauben Sie an das Schicksal?"
Wieder warf sie mir einen Blick zu. „An das Schicksal?"
„Ja. Ich meine, ist es vorbestimmt, wen wir unserem Leben treffen, welchen Weg wir gehen? Oder ist es ganz einfach nur Zufall?"
Sie überlegte kurz. „Ich weiß nicht, Mulder. Als Wissenschaftlerin müsste ich wohl nein sagen, so etwas wie das Schicksal gibt es nicht, schließlich kann man es nicht beweisen. Aber wenn ich nach meinem Gefühl gehen soll...ich weiß es nicht, wirklich nicht."
„Können wir kurz anhalten und etwas spazieren gehen?"
Sie sah auf ihre Uhr. „Okay."
Danach fuhr sie an den Straßenrand und wir begannen, über ein Feld zu gehen, das dem, welches wir gerade verlassen hatten, sehr ähnlich sah.
Die Sonne war inzwischen vollkommen untergegangen und der Himmel hatte eine tiefblaue Farbe angenommen. Der abnehmende Mond war nur noch eine schmale Sichel am östlichen Horizont, und das Sternbild des Orion und die Venus strahlten so hell, wie es vor dem Jahr 2000 nicht mehr der Fall sein würde. Auch Sirius war deutlich auszumachen.
„Wissen Sie, Scully, dass Sie mir damals als Partnerin zugeteilt wurden, war ein wahrer Glücksfall. Nicht auszudenken, was mit jemandem wie Alex Krycek passiert wäre. Zumindest dachte ich das immer, aber heute...das war doch irgendwie... seltsam."
„Wie meinen Sie das?"
„Ich hege ernsthafte Zweifel."
„Zweifel? Woran, weswegen?"
Ich blieb stehen und nahm sie bei den Schultern. „Weil ich nicht glaube, dass Melissa Redell meine Seelenverwandte ist... war. Ich glaube, dass Sie...", ich zögerte, fuhr dann aber doch fort, „dass du es bist."
Sie sah mich mit großen, blauen Augen, die im Licht des Mondes und der Sterne funkelten, an. Hatte ich sie gerade tatsächlich geduzt? Ich wusste schon lange, was ich für sie empfand aber wie stand es um ihre Gefühle für mich? Ich wusste es nicht, aber ich hatte etwas angefangen, also musste ich es auch beenden... - Ich beugte mich zu ihr hinunter und streifte mit meinen Lippen ihre. Ich löste meine Hände von ihren Schultern und ging zurück zum Wagen.
Einige Minuten später öffnete sich die Tür und sie ließ sich auf den Fahrersitz neben mir gleiten. Sie sah mich an und näherte sich mit bebenden Lippen. Unsere Lippen trafen sich und lösten sich wenige Sekunden später wieder voneinander. Sie legte mir die Arme um den Hals und küsste mich wieder. Diesmal länger, intensiver. Ich brach den Kuss ab und sah ihr in die Augen.
„Und als was würdest du das jetzt bezeichnen?"
Sie lächelte und sagte dann entschieden: „Schicksal."
Ich nickte.
Schicksal...


ENDE
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