World of X

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Das Kind des Mörders

von Tangerine Krycek

Blindes Vertrauen und tiefe Verachtung

Wochen waren vergangen und es schien fast so, als hätten sich die Wogen wieder geglättet und Amber ein normales Leben ermöglicht. Dennoch verging kein Tag, an dem sie nicht an Alex dachte und jeder noch so kurze Anruf, jede Mitteilung seinerseits, beflügelte sie und ließ ihr Herz Sprünge machen.

So liebend wie er sich ihr gegenüber gab, war sie noch immer fest davon überzeugt, dass er es ehrlich mit ihr meinte und ihre Eltern sie belogen hatten.

Eiskalt und vorsetzlich.

Trotzdem bemühte sie sich in ihrer Zerrissenheit wieder Kontakt zu ihnen aufzunehmen, wobei sie sich selbst nicht im Klaren war, ob sie ihnen vergeben können würde. Amber erinnerte sich an die guten Zeiten. Es waren jene Zeiten, in denen nichts gesagt wurde. Und trotzdem wirkte das Schweigen nun wie eine Schlinge, die sich enger und enger um ihren Hals zu schnüren schien und ihr die Luft zum Atmen nahm.

Vielleicht könnte sie es schaffen, ihre Eltern vom Gegenteil zu überzeugen. Für Sekundenbruchteile dachte sie, sie besäße diese Kraft, dann wiederum fühlte sie sich zu schwach, um überzeugend wirken zu können.

An manchen Abenden, an denen sie sich entschieden hatte zu Hause zu übernachten, in der Hoffnung reden zu können, saß sie alleine in ihrem Zimmer und blickte stumm aus dem Fenster. So schön dieser Sommer begonnen hatte, so verregnet war er nun. Es war, als spiegelte er eine gewisse Disharmonie wieder.

Um den Schein des Friedens, der augenblicklich herrschte, zu wahren, folgte sie der Strategie ihrer Eltern und sagte nichts. Tag ein und Tag aus, ging Amber dennoch mit der gleichen Lustlosigkeit ihrer Arbeit in der Telefonvermittlung nach und es gab nur zwei Dinge, die dies für sich erträglich machten. Suris Humor und die heimlichen Treffen mit Alex in den vergangenen Wochen.

Je öfter sie sich sahen, desto intensiver wurden ihrer Begegnungen und desto mehr fühlte sie sich von ihm angezogen. Sie erinnerte sich an das letzte Treffen, als sie im strömenden Regen durch die Wohnsiedlung ging und sie minutenlang vor verschlossener Tür stand. Als die Hoffnung in ihr schwand und sie dachte er habe sie vergessen und als er sie dann, sich von hinten anschleichend, mit einer innigen Umarmung überraschte. Amber sah noch immer die romantischen Bilder vor ihrem geistigen Auge. Wie er durch ihr feuchtes Haar strich, ihre nackte, weiche Haut berührte und sie küsste. Ihr das gab, was sie brauchte und sie sich stundenlang mit zärtlich intensivem Sex verwöhnten.

Sie wusste, dass sie Alex verfallen war und sie wusste, dass sie ihn liebte. Deshalb brachte sie es nicht übers Herz, ihn nach seiner Vergangenheit zu fragen. Amber fürchtete sie könnte ihn damit verletzen oder ein Misstrauen in ihm erwecken, das seine Zuneigung zu ihr schwinden lassen und sie letzten Endes wieder alleine da stehen lassen würde.

Vielleicht würde er eines Tages von selbst anfangen darüber zu reden.

Auch wenn sie bereit war alles zu glauben, so glaubte sie keineswegs daran, dass an seinen Händen jemals Blut geklebt hatte.

Es schien, als wollte es ein ganz gewöhnlicher Morgen werden. Der Sommer hatte an jenem Tag seine sonnige Schönheit wieder erlangt und die ersten Sonnenstrahlen kitzelten Ambers Nase, während sie das heisere Schreien ihres Weckers aus dem Schlaf riss. Mit der linken Hand griff sie zum Nachttisch, schlug auf den Wecker, nahm ihn und warf ihn gegen die Wand. Sie wollte sich umdrehen, um sich noch ein paar Minuten Ruhe zu gönnen, doch fiel ihr ein, dass eine neue Woche begonnen hatte und sie nun, gegen ihren Willen, aufstehen müsse.

Amber setzte sich auf und blinzelte ins Licht. Ihr wurde leicht schwindelig. Mit schweren Schritten ging sie ins Badezimmer, um sich zu duschen. Nachdem sie einen Handtuchturban um ihr noch feuchtes Haar gewickelt hatte, verließ sie es wieder und ging in die Küche. Sie war zu Hause, doch niemand schien hier zu sein. Mit einem leichten Schulterzucken, ging sie zum Kühlschrank und holte eine Flasche Orangensaft aus diesem. Noch schläfrig goss sie sich davon etwas ins Glas ein und biss ein Stückchen von ihrem goldbraunen Toastbrot ab.

Irgendetwas war anders an diesem Morgen und so beschlich sie ein Gefühl des Unwohlseins.

Nichtsdestotrotz machte sie sich wenig später auf den Weg ins Headquarter.

In ihr flammte mehr und mehr ein Gefühl von schwerer Müdigkeit auf und dabei hatte sie doch, ihrer Ansicht nach, ausreichend geschlafen. Wie gewöhnlich, begrüßte sie, auf dem Weg ins Büro, keinen ihrer Kollegen und eilte fast fluchtartig durch die langen Flure.

Suri war bereits da und telefonierte und tippte nebenbei etwas in ihren Computer ein. Als sie Amber sah, winkte sie ihr zu. Diese lächelte leicht zurück und stützte ihre Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und atmete tief durch, während sie ihre Augen geschlossen hielt.

,Meine Güte, wie siehst du denn aus?' stellte Suri einerseits entsetzt, andererseits amüsiert fest.

,Was meinst du mit 'Wie siehst du aus'? wollte Amber wissen und fuhr mit gespreizten Fingern durch ihr Haar. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken und sie spürte, wie Übelkeit in ihr aufflammte, sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten und sich ihr Magen schmerzhaft zusammen zog.

,Na geht’s dir nicht gut? Du siehst aus, als hättest du mit einem Sargdeckel geflirtet... Oder hattest du Ärger mit jemandem?'

Amber schüttelte den Kopf. Ihr Herz fing an zu rasen und sie hatte das Gefühl jeden Moment ohnmächtig zu werden. Ohne ein weiteres Wort, eilte sie von ihrem Arbeitsplatz, über die endlos scheinenden Flure, zu den Toiletten.

Ausgerechnet jetzt musste sie mit ihrer Mutter zusammenstoßen, welche sie am Oberarm packte und ihr die selbe Frage stellte, wie Suri es wenige Minuten zuvor getan hatte.

,Mum, lass mich los!' flehte Amber, riss sich los und stieß die Tür auf.

Dana vernahm einen dumpfen Schlag und hörte, wie ihre Tochter lautstark zu würgen begann und sich mehrmals übergab.

Da sie sich eingestand vieles verkehrt gemacht zu haben und daran glaubte, dass die Beziehung zu Alex Krycek nur ein nichtiges Strohfeuer gewesen sei, nutzte sie diese bizarre Situation, um sich Amber wieder anzunähren. Um wenigstens den Versuch einer Annährung zu wagen.

Sie sah kurz an die Decke und seufzte, denn plötzlich schwelte ein ganz anderer, vielleicht absurder Gedanke in ihr. Dana wusste was ihre Tochter getan hatte. Sie erinnerte sich an Ambers Beichte und ihre damit anfänglich einhergehende Glückseligkeit. Bis zu jenem Bruch, als sie sie mit der Wahrheit konfrontierten.

Aufeinmal wusste sie instinktiv, dass sie gelogen hatte, als Amber gestand, dass Alex der Vergangenheit angehören würde. Sie hätte es wissen müssen. Sie hätte wissen müssen, dass, wenn man log, man keinerlei Ehrlichkeit als Lohn erwarten könne. Dana fühlte sich ohnmächtig und jede Vorstellung, die sie bezüglich Alex und Amber hatte, traf sie wie ein Stich in die Brust.

Doch sie wollte es wissen. Wollte wissen, ob die Vergangenheit eine maskierte Wahrheit war, die sie nun düster einzuholen drohte und in der sie sich in Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen zermürben würde. Sie öffnete die Tür, die zu den Toiletten führte. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft.

Kreidebleich trat Amber aus der Kabine hervor und sah mit geröteten Augen zu ihrer Mutter, für die sie jedoch nicht mehr als ein Augenrollen übrig hatte.

Sie begann mit kühlem Wasser ihren Mund auszuspülen und tupfte diesen anschließend mit einem Papierhandtuch ab.

Dana stand neben ihr und hatte die Arme vor dem Bauch verschränkt.

Amber stützte sich am Rand des Waschbeckens ab und sah in den Spiegel. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie ihrer Mutter keinen Moment ihren Blick von ihr ließ und sie versuchte auf alles gefasst zu sein, was nun kommen würde.

Dana trat noch näher an sie heran und beugte sich ein Stück nach vorn. Sie schwieg. Und dieses Schweigen schien ewig zu dauern und erdrückend zu sein, dann fragte sie Amber mit Nachdruck:

,Du bist schwanger, nicht wahr?'

Diese fuhr schauernd zusammen und richtete sich auf. Ihr Speiseröhre brannte und sie hatte noch immer den Geschmack von Erbrochenem im Mund.

Sie drehte sich um und sah Dana ins Gesicht, die auf eine Antwort ihrer Tochter wartete. Doch anstatt dies zu tun, ging sie an ihr vorbei.

,Es stimmt also?' wollte ihre Mutter wissen und griff im Vorbeigehen so heftig an Ambers Schulter, dass sie der damit verbundene Schmerz sofort durchzog und sie stehen blieb.

Dana fuhr fort.

,Ich hatte mal eine Tochter und diese würde ich gerne wieder haben.'

Ihre Stimme klang sanft und doch wehmütig.

,Amber, ich weiß, dass wir einen Fehler machten, indem wir nichts sagten. Aber es war nur zu deinem Besten. Jedenfalls dachten dein Vater und ich das. Gute Absichten scheinen mitunter einer der größten Fehler dieses Lebens zu sein, den ein Mensch begehen kann.'

Amber fühlte sich plötzlich berührt und wollte antworten, doch Dana ergänzte etwas, das all das vorher Gesagte wie eine Seifenblase zerplatzen ließ.

,Schlimm genug ist nun jedoch die Tatsache, dass du an Krycek geraten musstet. Weißt du wie es sich anfühlt, wenn ein Mensch, den man liebt, der einem nahe steht, das eigen Fleisch und Blut, mit jemandem zusammen ist, den man zutiefst hasst und verachtet, weil er Dinge tat, die durch nichts zu entschuldigen oder wieder gut zu machen wären? Ich weiß, dass du mir nicht glaubst. Aber so brauche ich mir nicht vorzuwerfen, dass ich dich hätte ins offene Messer laufen lassen.'

Amber sah nun zu Boden und in ihr flammten für Sekundenbruchteile Zweifel an dem was sie getan hatte auf, doch sie besann sich rasch wieder und antwortete mit eisiger Kälte:

,Mein Leben hat dich vorher auch nie interessiert. Ich habe alles falsch gemacht. Du hast mir nie zugehört, wenn ich es brauchte, sondern warst nur mit dir und deiner Arbeit beschäftigt. Weißt du wie froh ich war, dass ich wenigstens ab und zu mit Dad reden konnte? Weißt du überhaupt was in meiner vorherigen Beziehung geschehen ist? Nein, du weißt es nicht, weil du dich niemals ernsthaft für meine Gefühle interessiert hast. Weißt du Mum, dass ich lieber tausend Mal ins offene Messer laufe anstatt mir deine viel zu späten Wahrheiten anzuhören. Und selbst wenn es stimmt, dass Alex ein Mörder war, dann hatte er seine Gründe. Und jetzt lass mich einfach in Ruhe, okay?'

Amber riss sich von ihr los und eilte aus dem Raum. Dabei hörte sie nur noch wie Dana hinter ihr her rief, dass sie vollkommen durchgedreht, übergeschnappt und krank sei.

Sie lief so schnell über die Flure, dass alles ringsrum verschwamm. Dabei zischte sie immer wieder die Worte 'So ein Miststück' vor sich her.

Wieder in der Telefonvermittlung angekommen, die von stickiger Luft geschwängert war, ließ sie sich auf ihren Sitz fallen. Sie wollte weinen, doch sie konnte es nicht, denn die Wut und der Hass, ihrer eigenen Mutter gegenüber, überwogen.

,Geht's dir jetzt besser?' fragte Suri und zog beide Brauen nach oben.

,Ich gehe nach Hause. Wo auch immer das ist... ' entgegnete ihr Amber, nahm ihre Tasche und stand auf.

,Das kannst du nicht tun!' warnte sie ihre Freundin mit Fassungslosigkeit.

,Ich tue was ich will und mit noch einer Abmahnung werde ich meinem Ruf im FBI vielleicht endlich gerecht.'

,Du spinnst ja... ' erwiderte Suri nüchtern und ließ Amber an sich vorbei ziehen, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Sie erreichte die Fahrstühle und wollte einsteigen, als sie hinter sich eine Männerstimme mit strengem Ton vernahm, der sie zusammenfahren ließ:

,Mrs. Scully, kommen sie sofort in mein Büro!'

Amber sah kurz an die Decke, schluckte und drehte sich dann um. Es war Assistent Director Skinner, einer ihrer Vorgesetzten. Sie wusste, dass er früher mit ihren Eltern an den X-Akten gearbeitet hatte. Mehr jedoch nicht. Sie wusste nicht, was sich hinter ihrer damaligen Arbeit verbarg.

Sie drehte sich langsam um, kniff die Augen zusammen, ging in seine Richtung und folgte dem großen, muskulösen Mann mit Halbglatze und Brille.

In seinem großen Büroraum angekommen, bat er sie Platz zu nehmen. Langsam ließ sich Amber auf die bequemen, schwarzen Ledersitze sinken und verschränkte die Arme vor dem Bauch. Sie ahnte, was jetzt kommen würde. Einerseits spürte sie eine leichte Angst, andererseits wollte sie nur weg von hier und wieder zu Alex. Sie hatte ihn schon einige Zeit nicht mehr gesehen und sie musste mit ihm sprechen. Beinahe hatte Amber vergessen wie schlecht es ihr heute morgen ging, als ihr die Anspielung ihrer Mutter wieder einfiel.

Was würde geschehen, wenn sie Recht hatte und sie tatsächlich schwanger war? Hätte sie trotz allem einen solch ausgeprägten Mutterinstinkt, der sie auf eine derartige Vermutung stoßen ließ?

Rasch schob sie diesen Gedanken wieder von sich, denn sie waren doch vorsichtig.

Es war doch nur diese eine Nacht, in der sie sich sicher war, dass nichts passieren würde. Als sie ihn so nah an und in sich spüren wollte, wie es nur möglich war und er sich ohne zu zögern darauf einließ. Sie wollten es beide, denn sie liebten sich. Amber konnte nicht vergessen, als er ihr in jener Nacht zum ersten Mal ein inniges 'Ich liebe dich' ins Ohr hauchte. Es war, als wüsste sie in diesem Moment, dass ihre beiden Herzen für mehr bestimmt waren.

Manchmal fühlte sie sich ahnungslos und blind, dann wiederum verstanden, geachtet und geliebt. Und selbst wenn es in Alex Leben Geheimnisse gab, die sie bisher nur erahnen konnte, so würden sie die Wahrheiten, die sie später vielleicht von ihm erfahren würde, nicht kränken oder schockieren können. Dazu war das, was sie ihm gegenüber empfand, zu intensiv.

Es war still im Büro und Skinner lief, gleich einer Raubkatze, auf und ab, bis er stehen blieb und sie durch die Brillengläser mit durchdringendem Blick ansah.

,Was ist eigentlich in Sie gefahren?' brach es schließlich aus ihm hervor und es klang so, als müsse er sich beherrschen einen noch lauteren, aggressiveren Tonfall zu unterdrücken.

Amber fuhr erneut zusammen, doch versuchte sie so zu tun, als ob es sie kalt ließe. Sie stand auf und ging zum großen Fenster und sah durch die Jalousie auf die Wolkenkratzer. Sie blinzelte ins Sonnenlicht, bevor sie zu antworten begann:

,Was in mich gefahren ist wollen Sie wissen? Es ist dieser gottverdammte Job in der Telefonvermittlung, dem ich Tag ein und Tag aus nachgehe. Eine niedere Arbeit für die ich mich niemals wirklich beworben habe und die mir quasi zugespielt wurde. Wozu habe ich ein Medizinstudium absolviert und Nächte lang gelernt? Damit ich dort verfaule und mir das Gewimmer von irgendwelchen hirnverbrannten Idioten anhören kann? Wissen Sie... ', sie machte eine kurze Pause als sie ein Ziehen im Unterbauch spürte und biss sich kurz auf die Lippen, bevor sie fortfuhr: ,Ich denke es steckt mehr dahinter, dass man mich nicht an eine gewisse andere Arbeit heranlässt. Ich könnte vielleicht zu viel erfahren oder zu viele Wunden aufreißen, die man lieber tot schweigt, was im Übrigen nichts neues ist. Es gibt zwei Agenten, die das bisher auch perfekt konnten. Aber glauben sie mir, jede Lüge ist nicht mehr als eine maskierte Wahrheit.'

Amber fuhr sich mit beiden Händen durch ihr Haar, als sie spürte wie sie zu schwitzen anfing. Dann lief sie im Eilschritt am Assistent Director vorbei.

,Sie machen einen großen Fehler, wenn sie denken, dass Sie auf diese Weise das erreichen, was sie zu beabsichtigen versuchen, Mrs. Scully!' rief er ihr hinterher.

Sie drehte sich noch einmal um und sagte zischend:

,Und wenn schon. Dann ist es wenigstens mein Fehler!'

Nachdem sie Skinners Büro verlassen hatte, hatte Amber den Eindruck alle würden sie ansehen und tuscheln, doch es war ihr egal, denn sie wollte nur noch eins – weg von hier. Und sie wüsste auch schon zum wem sie gehen würde.

Sie trat aus der gläsernen Eingangstür des Headquarters hervor und blieb einen Augenblick stehen. Sah nach links, nach rechts, dann geradeaus über die Straße. Sie wühlte in ihrer Tasche und suchte ihr Handy sowie ihren Autoschlüssel. Eine milde Brise des Sommerwindes strich über ihr tizianrotes Haar. Mit zittrigen Händen wählte sie Alex Telefonnummer.

Was geschehen war, brannte ihr auf der Seele und sie musste die zahlreichen Ereignisse dieses Morgens mit jemandem teilen. Mit jemandem, der sie verstand.

Wenig später erreichte Amber ihren Wagen, den sie zwischen den Häuserschluchten unweit des FBIs geparkt hatte. Auf dem Weg dahin versuchte sie immer wieder Alex zu erreichen und ließ es deshalb lange klingeln, doch sie erreichte niemanden.

Sie riss die Autotür auf, warf ihr Tasche und das Telefon unsanft auf die Rückbank, lehnte sich über das Lenkrad und fing an zu schluchzen. Bittere Tränen rannen über ihr Gesicht und sie hatte das Gefühl, als würde ihr alles über den Kopf wachsen.

Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, fuhr sie los. Die vielen roten Ampelphasen störten sie an diesem Tag wenig, denn sie gaben ihr ausreichend Zeit zum Nachdenken. Und immer wieder kam dieser eine Gedanke in ihr hoch und das, was ihre Mutter gesagt hatte.

,Du bist schwanger nicht wahr?' flüsterte sie leise vor sich her und schüttelte dabei nur ungläubig den Kopf.

Und trotzdem wurde sie dieses seltsame Gefühl nicht los...
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