World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Wir werden kämpfen

von sunshine

Kapitel 2

45 Minuten später

Bei Margaret Scully zu Hause



„Mulder, ich selber wollte Dana erst zu mir nehmen, doch ich habe lange mit dem Arzt gesprochen und es ist wirklich besser für sie…“

„Woher wollen Sie das wissen? Haben Sie sie mal gefragt?“ Ich bin so niedergeschlagen. Natürlich weiß ich, dass solche Einrichtungen wirklich hilfreich sind und das Personal sich wirklich um die Menschen kümmert, doch irgendetwas in mir sträubt sich dagegen.

„Fox…, ich liebe meine Tochter und ich versuche nur das Beste für sie zu tun. Sie wird bald nicht mehr in der Lage sein für sich selber zu entscheiden…“, in ihren Augen bilden sich Tränen „…der Arzt sagt… er sagt, sie hat nur noch wenige Wochen…“

„Nein!“, fahre ich entschieden dazwischen, „Die Ärzte irren sich! Das glaube ich nicht! Ich war heute bei ihr…“ Ich sehe betreten zu Boden. Vor zwei Wochen war sie doch nur wegen einem Schwächeanfall eingeliefert worden.

„Aber vor zwei Wochen ging es ihr doch noch gut… nichts schien darauf hinzudeuten, dass der Krebs zurück ist…“

Erinnerungsfetzen durchziehen meinen Geist…



Wir waren vor kurzem in Hollywood(…). Es war so schön mir ihr… Würde es helfen, wenn ich noch einmal Henry Weems aufsuchen würde? Konnte er ihr vielleicht ein bisschen Glück bringen? Wie schön war es, als wir Silvester zusammen verbracht haben… zwar nur im Krankenhaus, aber… ihre Lippen waren so zart… Der Abend, an dem ich ihr ihr „verspätetes“ Geburtstagsgeschenk schenkte… es brachte so viel Spaß mit ihr Baseball zu spielen…



Ich wünsche, ich könnte die Zeit zurück drehen.

„Ich… ich war vorhin…“

Ich merke wie meine Stimme brüchig wird, doch das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich muss das hier klären.

„Ich war vorhin bei ihr im Krankenhaus… sie wirkte zwar schwach, aber nicht… nicht SO…“

Ich bringe es nicht über die Lippen zu sagen, dass sie vielleicht in wenigen Wochen sterben würde. Man sieht es ihr wirklich nicht an, dass es ihr SO schlecht geht.

„Weiß sie, dass ihr nur noch wenig Zeit bleibt?“, frage ich leise.

Mrs. Scully nicke: „Sie weiß, dass ihre Werte sehr schlecht sind.“

„Weiß sie das mit dem Hospiz?“

„Nein“, flüstert sie, „Wir haben noch nicht über den weiteren Verlauf gesprochen. Sie weiß noch gar nicht, dass sie entlassen werden soll, weil die Ärzte nichts mehr tun können.“

Ich atme tief durch.

„Ich möchte mich um sie kümmern.“ Stille

„Oh, Fox..“

Die kleine Frau umarmt mich und fängt an zu schluchzen. Damit hat sie nicht gerechnet.

Ich flüstere in ihr Ohr:

„Ich möchte nicht, dass sie in ein Hospiz kommt… ich möchte ihr die letzte Zeit so schön wie möglich machen… natürlich nur, wenn Sie und Ihre Familie nichts dagegen haben…“ Bill hat bestimmt sehr viel dagegen…

Langsam löst sie sich aus der Umarmung.

„Dieses Angebot bedeutet mir sehr viel, Fox.“ Sie nimmt meine Hand, „Ich weiß wie viel Dana Ihnen bedeutet… Wissen Sie auch wirklich, wie viel da auf Sie zukommen wird?“

Ich weiß eigentlich gar nichts. Ich wusste ja bis eben noch nicht mal, dass ich mir meinen Kaffee vielleicht in 5 Wochen alleine aus der FBI Kantine holen muss… Mir wird schlecht. ALLEINE.

Dieses Wort hallt immer wieder durch meinen Kopf.

Mir steigen Tränen in die Augen. Ich würde mich nicht mehr über ihre Tofu-Essens-Gewohnheiten lustig machen können… Niemand würde mehr ‚Ich bin’s Mulder’ sagen…

„Mrs. Scully, ich möchte ihr die letzte Zeit so schön wie möglich machen…“ In meinem Kopf ist die Antwort jedoch ‚Ich möchte UNS die letzte Zeit so schön wie möglich machen’

Mrs. Scully lächelt. „Du hast mein Einverständnis, Fox, aber rede auch mit Dana darüber. Du weißt wie dickköpfig sie sein kann, wenn ihr jemand Hilfe anbietet.“





Ich fahre wieder nach Hause. Es ist jetzt früher Abend. Die Zeit vergeht so schnell… wieso vergeht die Zeit immer so schnell, wenn man sich wünscht mehr Zeit zu haben? Die Zeit vergeht nie, wenn bei den New York Knicks Halbzeit ist und ich voller Ungeduld vor dem Fernseher sitze. Wieder einmal wünsche ich mir, die Zeit anhalten zu können. Ich werde die nächsten Wochen keine Minute mehr vergeuden. Ich werde die Zeit, die mir mit Scully noch bleibt, genießen…

Ich bin schon fast zu Hause angekommen, als ich beschließe umzudrehen und zu ihr zu fahren. Ich werde JETZT mit ihr reden und nicht erst morgen… ich muss sie HEUTE noch sehen…





Ich öffne die Tür zu ihrem Zimmer.

In ihrem Zimmer ist es dunkel; nur die kleine Nachtischlampe leuchtet in einem warmen beruhigenden Licht. Draußen ist es auch dunkel. Um diese Jahreszeit, Ende November, wird es schon gegen 16 Uhr dunkel… jetzt ist es etwa 19 Uhr…

In meinem Inneren ist es auch dunkel. Wie kann meine Seele ohne die ihre überleben?

Ich setze mich auf einen Stuhl neben sie und beobachte sie eine Weile.

Sie schläft. Sie sieht so friedlich aus. So schön… und doch ist sie so krank.

Plötzlich öffnet sie ihre großen Augen und sieht mich an. Sie beginnt zu lächeln.

„Hi“, sage ich, nehme ihre Hand und küsse sie auf den Handrücken.

Das Lächeln wird größer.

„Hi“, sagt sie zurück. Ich genieße diesen Moment. Wie viele dieser Momente wird es noch geben? Wir schweigen eine Weile, sind froh, den Anderen bei sich zu haben. Scully ist die erste, die die Stille durchbricht.

„Sie wollten doch erst morgen wieder kommen“, sagt sie leise.

„Ich wollte Sie aber sehen…“

Sie schüttelt den Kopf. „Machen Sie sich nicht so viele Sorgen um mich, Mulder.“

Ich streiche ihr eine Haarsträne aus dem Gesicht und berühre dabei leicht ihre Wange.

„Wenn Sie wollen und es sich zutrauen können Sie das Krankenhaus verlassen, Scully. All die Medikamente, die Sie hier bekommen, können Sie auch zu Hause einnehmen. Ich habe mit dem Arzt gesprochen. Es würde vielleicht sogar eine Besserung Ihres Zustandes hervorrufen, wenn Sie sich in Ihrer vertrauten Umgebung aufhalten…“ Sie unterbricht mich.

„Wie soll das gehen, Mulder? Ich werde bald noch nicht mal mehr alleine einkaufen gehen können… das ist zu anstrengend für mich… jetzt mag es vielleicht gerade noch gehen, doch was ist mit nächster Woche, oder die Woche darauf? Mein Zustand kann sich von heute auf morgen rapide verschlechtern. Niemand kann sagen wie es mir in 3 Wochen geht… es könnte mir besser gehen… es könnte aber auch sein, dass ich dann schon…“ Ich lege meinen Finger auf ihren Mund und bringe sie zum Schweigen. Ich schüttele den Kopf.

„Ich habe doch gesagt, dass wir das zusammen schaffen werden, Scully.“ Ihre Augen füllen sich mit Tränen.

„Ich werde für Sie da sein. Wir werden füreinander da sein, hören Sie?! Ich habe mit Ihrer Mutter gesprochen. Ich… wir halten es für das beste, wenn Sie sich von uns helfen lassen, statt von… wildfremden Leuten…“ In ihren Augen sehe ich, dass sie versteht, was ich zu sagen versuche.

„Bitte lassen sie mich für Sie da sein…“

Sie zieht mich leicht an meiner Hand zu sich heran und ich folge der Aufforderung und umarme sie. Sie vergräbt ihren Kopf in meiner Schulter und ich merke, wie es an meinem Hemdausschnitt feucht wird. Es sind Tränen des Schmerzes, aber auch der Hoffnung und des Dankes. Sie haucht mir ein leises, kaum hörbares, Danke ins Ohr und ich ziehe sie noch ein wenig fester an mich heran.

„Ich werde Ihnen auch notfalls die Einkaufstüten tragen wenn es sein muss“, scherze ich leise in ihr Ohr. Sie lacht auf. Genau das wollte ich erreichen. Langsam löst sie sich von mir und streicht mir durch die Haare.

„Okay, Mulder. Fahren Sie jetzt aber nach Hause und schlafen Sie sich aus, Sie sehen schrecklich aus. Sie können mich morgen abholen.“ Sie grinst mich an.

„Oh Dankeschön, das ist die Scully, die ich kenne“, grinse ich zurück.

Ich gebe ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange und verabschiede mich damit.



Zu Hause angekommen lasse ich mich auf die Couch fallen.

Ich liebe diese Couch. Scully saß so oft hier neben mir. Letztes Jahr haben wir hier unsere Weihnachtsgeschenke zusammen ausgepackt. Wir tranken Bier und aßen zusammen Popcorn auf dieser Couch. Sie schlief hier neben mir ein… Sie tröstete mich hier, als ich meine Mutter verlor… und jetzt würde ich sie verlieren… die ganze Anspannung der letzten Stunden fällt von mir ab und ich beginne zu weinen… immer heftiger… Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, sie irgendwann nicht mehr bei mir zu haben. 7 Jahre arbeiten wir jetzt schon zusammen. 5 Tage in der Woche sehen wir uns, manchmal am Wochenende. Wir haben so viel gemeinsam durch gestanden: Ihre Entführung, die kranken Phantasien von Donald Pfaster, den Tod ihrer Schwester, ihre Krebserkrankung… wozu das alles? Nur um sie jetzt sterben zu sehen? Das ist so unfair! Wie kann Gott so etwas zulassen? Hörst du, Gott? Wie kannst du so etwas zulassen? Ich weiß, wir hatten nie ein besonderes Verhältnis zueinander, aber jetzt hasse ich dich! Ich hasse dich! Scully glaubt an dich… aber ich hasse dich! Wie kannst du ihr so etwas antun? Hat sie nicht schon genug gelitten? Warum? Warum tust du das? Ich liebe und brauche sie! Nimm sie mir nicht weg!

Ich schlage verzweifelt in die Kissen neben mir. Ich bin so verdammt wütend und gleichzeitig unendlich traurig… Draußen regnet es. Es scheint so, als wenn der Himmel mit mir weint.

Irgendwann schlafe ich erschöpft ein.



Am nächsten Morgen wache ich ausgeschlafen auf. Die Sonne scheint durch mein Fenster und irgendetwas hat sich geändert. Ich fühle mich stark. Wir werden die Zeit genießen, die uns noch bleibt. Wir werden uns nicht vom Tod unterkriegen lassen. Es wird schwer werden, es wird schwierige Momente geben, doch wir werden sie überstehen und die Zeit zu der schönsten machen, die wir je hatten.



Ich rufe Skinner an und bitte um Urlaub. Ich habe eh noch eine Menge Überstunden abzubummeln. Er weiß, dass Scully krank ist und nicht mehr zur Arbeit kommen wird und versteht, dass ich mich um sie kümmern will.



Ich ziehe mich an und fahre zu ihr. Die Sonne scheint immer noch und vertreibt die letzten gestrigen Regenwolken. Es wird ein guter Tag werden.



Ich klopfe an der Tür und trete ein.

Sie sitzt fertig angezogen auf ihrem Bett und lässt die Beine baumeln. Sie sieht gut aus. Gesund. Viel besser als gestern. Aber ich weiß es besser, sie ist ganz und gar nicht gesund.

„Hi, wie fühlen Sie sich?“, frage ich munter.

„Besser. Ich freue mich auf zu Hause…“ Ich nicke, strecke meine Hand aus und sie ergreift diese. Sie rutscht vom Bett und wagt nach zwei Wochen vorsichtig die ersten Schritte. Sie ist noch ein wenig wackelig auf den Beinen.

Ich nehme ihre Tasche, die neben dem Bett steht und wir gehen. Es ist neu für mich so langsam zu gehen. Sie kann nicht so schnell, es strengt sie zu sehr an. Ich merke, dass sie es selber stört, nicht so zu können, wie sie will. Ihre Seele ist so stark und motiviert, doch ihr Körper bremst sie. In der nächsten Zeit wird viel Neues auf uns zu kommen.



Als wir in Scullys Wohnung sind, muss sie sich erst einmal setzen, so sehr hat sie der Weg hierher angestrengt.

Ich stehe unschlüssig in ihrer Wohnung. Ich weiß nicht genau, was ich jetzt machen soll. Ich habe zwar gesagt, dass ich für sie da bin, aber wie meine ich das überhaupt? Soll ich Tag und Nacht bei ihr bleiben? Will sie das überhaupt? Sie braucht schließlich auch mal Zeit für sich. Momentan scheint es ihr gut zu gehen… soll ich heute Nacht bei ihr bleiben?

Scully merkt, dass etwas nicht stimmt.

„Was ist los, Mulder?“

Ich setze mich zu ihr.

„Es ist alles so neu… so anders…“

„Ich weiß…“ Sie sieht zu Boden. „Für mich ist es auch… ungewohnt… wir müssen jetzt beide lernen mit dieser Situation umzugehen… vor allem müssen wir ehrlich sein… Sie müssen mir versprechen, dass wenn Ihnen das alles zu viel wird mit mir, Sie mir das sagen. Ich kann das verstehen…“

Sie sieht immer noch zu Boden. Mit meiner Hand berühre ich zärtlich ihre Wange und fahre dann langsam bis zum Kinn hinab. Ich stupse es ein wenig hoch, so dass sie mich wieder ansieht. Ihre Augen sind so schön.

„Wie kann es mir mit Ihnen je zu viel werden? Ich brauche Sie so sehr… ich möchte einfach da sein für Sie… Sie sind schließlich auch immer für mich da gewesen…“

Sie nimmt meinen Kopf in ihre beiden zarten Hände und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, wie sie es schon oft getan hat. Langsam streicht sie mit ihrer rechten Hand hinab zu meiner Wange und lässt ihren Daumen über meinen Mund wandern. Ich küsse ihn sanft. Sie lächelt.



Wir reden noch eine ganze Weile. Sie hat sich noch nie so mir gegenüber geöffnet. Sie sagt, dass sie Angst habe, doch froh sei, diese Angst mit mir teilen zu können. Sie weiß, wie sehr sie sich auf mich verlassen kann.

Zwischendurch kaufe ich ein, denn sie hat weder Lebensmittel noch Getränke im Haus. Wir kochen zusammen… naja, ich stehe daneben und reiche ihr alles… und wir essen zusammen Mittag und reden weiter.

Sie will heute Nacht gerne alleine sein. Doch sie verspricht mir, mich sofort anzurufen, wenn sie Hilfe brauche oder irgendetwas nicht stimme. Sie will, so lange es noch geht, so unabhängig wie möglich sein.



Als ich abends zu Hause bin, lasse ich den Tag noch einmal Revue passieren. Es ist so schön gewesen.



Mitten in der Nacht werde ich plötzlich durch das Klingeln meines Telefons wach. Ich springe auf und laufe zum Telefon. War das Scully? Braucht sie meine Hilfe?



„Ja?“

„Mulder, ich bin’s.“

„Alles okay, Scully?“

„Ja… ich… ich wollte nur Ihre Stimme hören… es ist so still hier seit Sie weg sind…“

Ich atme hörbar tief aus. Es geht ihr gut. Sie vermisst mich. Mein Herz macht vor Freude einen Hüpfer.

„Ich komme vorbei“, sage ich nur und lege auf, so dass sie keinen Protest einlegen kann. Ich ziehe mir schnell meine blaue Jeans und mein Knicks-Shirt an und schon bin ich auf dem Weg zu ihr.



Ich schließe ihre Wohnungstür mit dem Ersatzschlüssel auf, den sie mir mal gegeben hat.

Sie sitzt in eine Decke gerollt auf ihrer Couch und schaut Fernsehen.



„Tut mir wirklich Leid, dass ich Sie geweckt habe… habe ich Sie geweckt? Natürlich habe ich Sie geweckt. Ich konnte einfach nicht einschlafen…“, sprudelt sie drauf los.

„Ist schon in Ordnung. Kommen Sie, gehen Sie ins Bett. Sie brauchen den Schlaf. Ich bleibe hier, wenn sie möchten.“

Sie geht vor mir ins Schlafzimmer. Meine Hand ruht auf ihrem Rücken. Sie legt sich hin und kuschelt sich unter die Decke. Ich krabbele von der anderen Seite ins Bett und lege mich zu ihr. Sie liegt mit dem Rücken zu mir gedreht. Ich will sie gerade umarmen als ich merke, dass ich vergessen habe das Licht aus zu machen. Ich drehe mich um und suche verzweifelt den Lichtschalter. Endlich habe ich ihn gefunden und knipse es aus.

„Nicht… machen Sie es bitte wieder an.“

Ich verrenke mir wieder den Arm und knipse die Nachtischlampe wieder an. Seit wann hat Scully Angst vor der Dunkelheit? Ich lege meinen Arm wieder um sie und sie ergreift vor ihrer Brust meine Hand.

„Seit ich weiß, dass ich sterben werde, habe ich Angst davor einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen… Wenn ich in der Nacht aufwache und ich irgendwo ein Licht sehe weiß ich, dass ich noch am Leben bin… Am Anfang hatte ich panische Angst als ich aufwachte und um mich herum war nur die Dunkelheit. Ich dachte ich wäre tot…“

Ich richte mich auf, ziehe mein Knicks-Shirt aus und lege es ihr in die Arme. Verwundert sieht sie mich an. Als ich es mir wieder neben ihr bequem gemacht habe, erkläre ich ihr was mein merkwürdiges Verhalten zu bedeuten hat.

„Wenn Sie das nächste Mal aufwachen und es ist dunkel, dann brauchen Sie keine Angst zu haben. Sie werden mein Shirt in ihren Händen fühlen und wissen, dass Sie noch am Leben sind. Ich werde Sie nie in der Dunkelheit alleine lassen. Ich werde immer da sein.“

Sie zieht mein Lieblings-Shirt dicht an sich heran.

Ich drehe mich wieder kurz um, schalte das Licht aus und diesmal gibt es keinen Protest ihrerseits.

Sie sucht unter der Decke meine Hand und unsere Finger verknoten sich ineinander. Ihr Atem wird immer ruhiger und irgendwann schlafen wir gemeinsam ein.

Seit diesem Abend schläft Scully immer mit meinem Knicks-Shirt im Arm ein.



Wir werden mit der Zeit ein eingespieltes Team.

Seit sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, sieht sie von Tag zu Tag besser aus oder bilde ich mir das nur ein? Nein, es scheint ihr wirklich besser zu gehen. Wir machen Spaziergänge in nahe gelegenen Parks und kaufen zusammen ein. Wir scherzen auf die altbekannte Art und genießen unser Zusammensein. Es fällt uns nicht mehr so schwer, offen miteinander zu reden. Ich sehe, wenn es ihr nicht so gut geht und ich helfe ihr wo ich kann. Wir vergessen fast, dass sie krank ist.



Eine Woche nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatte, wache ich morgens auf der Couch auf und sehe gerade noch, wie sie sich ins Badezimmer schleppt.

Sie sieht gar nicht gut aus. So schlimm hat sie noch nicht mal im Krankenhaus ausgesehen.

Ich springe auf und laufe hinter ihr her. Die Badezimmertür ist verschlossen. Von innen höre ich Würgegeräusche.



Ich versuche einen Blick durch das Schlüsselloch zu erhaschen, doch der Schlüssel steckt von innen, sodass ich nichts sehen kann. Vielleicht kann ich unter der Tür durchgucken? Ich lege mich flach auf den Boden.

Schemenhaft kann ich erkennen, dass sie vorn übergebeugt vor der Kloschüssel liegt und sich übergibt.

„Scully? Alles in Ordnung?“ Sie antwortet nicht. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.

Nachdem sie sich mehrere Male übergeben hat kommt ein klägliches „Nein, Mulder“ aus dem Bad. Sie kriecht zum Waschbecken, spült sich den Mund aus und spritzt sich ein wenig Wasser ins Gesicht. Die Wassertropfen vermischen sich mit ihren Tränen. Sie ist vollkommen erschöpft. Sie kriecht bis zur Tür doch sie schafft es nicht mehr den Schlüssel herum zu drehen, um mich herein zu lassen.

„Scully, machen Sie die Tür auf……… Bitte, Scully, lassen Sie mich rein und machen sie die verdammte Tür auf…“ Ich schreie vor Angst

„…Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie mir nicht aufmachen… Scully?“, ich halte das Ohr an die Tür und horche.

„Ich kann nicht. Mulder…“, höre ich sie leise sagen. Sie scheint direkt vor der Tür zu liegen.



Wie bekomme ich sie da bloß raus, wenn sie vor der Tür liegt? Mist. Mist verdammter.

„Geben Sie mir eine Minute…“, höre ich Scully erschöpft flüstern.

Es scheint Ewigkeiten zu dauern. Ich lege eine Handfläche an die Tür. Wir sind uns so nah und doch trennt uns diese verdammte Tür.

Scully sammelt ihre letzten Kräfte, hebt den Arm und dreht den Schlüssel um.



Endlich höre ich es klacken. Sie hat es endlich geschafft den Schlüssel zu drehen.

Hoffentlich liegt sie nicht mehr genau vor der Tür. Ich drücke die Klinke runter und öffne vorsichtig.

Sie sieht furchtbar aus. Ihr Gesicht ist so blass und in ihren Lippen ist auch kein einziges rotes Pigment mehr. Sie hat tiefe Augenringe. Was ist bloß über Nacht mit ihr geschehen? Wir haben den Abend davor ferngesehen und alles ist so „normal“ wie immer gewesen.

„Hey Scully…“, flüstere ich unsicher und gehe in die Knie. Ich muss sie unbedingt von den kalten Fliesen runter schaffen. Ich schiebe einen Arm unter ihren Beinen hindurch. Als sie merkt, dass ich sie wegtragen will, legt sie ihre Arme um meinen Hals. Ich hebe sie hoch und trage sie ins Schlafzimmer.

„Machen Sie sich keine Sorgen, Mulder. Das sind nur die Medikamente“, flüstert sie.

„Soll ich wirklich keinen Arzt rufen?“ Sie schüttelt den Kopf. Ich komme mir so hilflos vor. Sie leidet so sehr und ich kann nichts für sie tun.

„Scully, Sie müssen mir versprechen nie wieder eine Tür hinter sich abzuschließen!“ Ich sitze auf der Bettkante und streichele ihr über die Wange. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Geht es ihnen jetzt besser?“

„Ich bin so müde… und mir tut alles weh…“ Das Sprechen fällt ihr sichtlich schwer.

„Ich sollte doch lieber einen Arzt rufen.“ Ich stehe auf, doch sie hält mich zurück. Ihre Hand umklammert mein Handgelenk.

„Nein, keinen Arzt… es kann mir nicht immer so gut gehen wie in den letzten Tagen, Mulder.“ Sie sieht mir fest in die Augen. „Ich habe Krebs…“

„Aber…“

Sie schüttelt den Kopf.

Ich verstehe. Ein Arzt würde auch nicht helfen können. Sie hat Krebs und all die Medikamente haben schlimme Nebenwirkungen.

Jetzt bekomme ich den ersten Eindruck von dem, was auf uns zukommen wird.



Scully brauchte vier Tage um sich wieder einigermaßen zu erholen. In der Zeit schlief sie viel und redete kaum. Die Medikamente und Schmerzmittel ließen es nicht zu.

Ich hatte einen Tag später trotz ihrer Proteste ihren Arzt angerufen. Dieser hatte die Medikamentendosis kurzzeitig erhöht und versicherte mir, dass dieser Zusammenbruch eine ganz normale Reaktion ihres Körpers war.

Ich half ihr beim Umziehen und im Badezimmer. Als erstes sträubte sie sich ein wenig als ich ihr meine Hilfe anbot, doch sie sah schnell ein, dass sie in ihrer momentanen Verfassung diese Hilfe brauchte. Sie schämte sich, das konnte ich sehen. In jeder anderen Situation hätte ich mich gefreut, wenn ich ihr ihre Bluse hätte ausziehen dürfen, doch das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war, dass sie jetzt wieder zu Kräften kam.



Eine weitere Nebenwirkung der Medikamente war die Appetitlosigkeit.

Jedes Mal gab es einen Kampf ums Essen. Es machte mich fertig.

Ich musste jedes Mal mit Engelszungen auf sie einreden, damit sie wenigstens ein bisschen aß.

„Ich hab Ihnen was zu Essen gemacht.“

„Ich möchte nicht.“

„Scully, Sie müssen etwas essen“

„Ich habe keinen Hunger…“

„Wie wollen Sie dann wieder zu Kräften kommen, wenn Sie nichts essen? Bitte Scully, nur ein wenig“, flehte ich sie an. Manchmal konnte ich sie überzeugen etwas zu essen. Manchmal nicht.

Ich gab nicht auf und langsam erholte sie sich. Von Tag zu Tag besserte sich ihr Zustand wieder.



Es ist jetzt Anfang Dezember.

Eines Abends lasse ich mich erschöpft auf die Couch fallen und vergrabe den Kopf in meinen Händen. Es ist so schwer, immer stark zu sein.

Plötzlich spüre ich ihre zarte Hand auf meiner Schulter. Wieso ist sie nicht im Bett?

Schnell wische ich mir die Tränen weg, die leise über mein Gesicht gerollt sind und sehe zu ihr auf.

Eine weitere stumme Träne bahnt sich ihren Weg über meine Wange. Sie setzt sich neben mich und ihre Hand streicht über meine Wange und wischt die Träne fort. Sie sieht mir die ganze Zeit in die Augen.

„Ich weiß wie schwer es für Sie sein muss…“, sagt sie leise.

Ich beiße unsicher auf meine Lippe.

„Ich will Sie einfach nicht verlieren…“, meine Stimme bricht.

Sie nimmt mich in den Arm.

„Sie werden mich nie verlieren“, flüstert sie. „Ich werde immer hier sein.“ Sie hebt ihre Hand zwischen uns und hält sie auf meinen Brustkorb, dort wo auch mein Herz seinen Platz hat.

Jetzt. Jetzt war einer dieser Momente an denen man die Zeit anhalten sollte…

Eine ihrer Hände wandert meinen Rücken hinauf bis zu meinem Nacken und zieht mich ein bisschen dichter zu ihr hinunter. Sie küsst mich direkt auf die Lippen und verharrt dort einige Sekunden.

„Wir werden noch viele gemeinsame Tage zusammen verbringen!“

Ich nicke nur. Wenn sie daran glaubt, dann kann ich es auch. Ihre Berührungen geben mir Kraft und Hoffnung.



Ein paar Tage später scheint wieder die Sonne. Scully geht es wieder besser.

Ich habe eine Idee.

Ich ziehe mir dicke Socken über, denn es hat in der Nacht gefroren.

Scully schläft noch.

Ich mache Frühstück. Heute soll ein schöner Tag werden, ein Tag mit einem leckeren Frühstück und einer Überraschung für Scully. Es geht ihr wieder so gut, dass wir zusammen etwas unternehmen können.

Ich stelle gerade die zweite Tasse auf den Tisch, als ich sie hereinkommen höre.

„Der Kaffeeduft hat mich geweckt“, lächelt sie mich an.

„Schön. Sonst hätte ich sie eh gleich wach gemacht. Wir haben heute noch was vor!“

Sie schaut mich fragend an.

Ich schüttele den Kopf. „Nein, wird nicht verraten. Ziehen Sie sich nur warm an.“

„Mulder!“

„Keine Chance.“, lächele ich sie an.

Beleidigt aber doch mit einem Lächeln geht sie ins Bad und macht sich fertig.

Ich packe währenddessen noch eine Decke, Kaffee und ein paar Lebkuchen ein.



Als sie so weit ist, ziehen wir uns unsere Winterjacken an.

„Halt…“ Sie will schon aus der Tür raus. Ich nehme ein Schal von der Garderobe und schlinge ihn ihr um den Hals.

„So, jetzt können wir los.“



Wir fahren ans Meer.

Es ist windig und die Wellen schlagen an den Strand. Als wir aussteigen, ist sie überwältigt.

„Wow… Es ist wunderschön hier…“

Möwen fliegen über uns hinweg und kreischen. Es riecht nach Salz.

Ich hole noch schnell den Korb mit der Decke aus dem Kofferraum. Sie entfernt sich vom Auto und geht einen kleinen Pfad durchs hohe Gras zum Meer entlang.

Ohne sie aus den Augen zu lassen gehe ich ein wenig weiter nach rechts. Dort liegt ein riesengroßer Findling am Strand.

Sie ist ca. 200 Meter von mir entfernt. Ich klettere am Stein hoch, breite die Decke aus, lasse die Beine baumeln und beobachte sie von dort aus einige Zeit. Ich habe nicht geglaubt, dass sie sich nach ihrem Zusammenbruch noch einmal so erholen würde.

Ihr Haar flattert im Wind und sie saugt die frische Meeresluft in sich ein.

Langsam kommt sie auf mich zu. Ich biete ihr eine Hand an und helfe ihr hoch. Sie setzt sich zwischen meine Beine und ich schlinge meine Arme um sie. Sie lehnt sich zufrieden zurück.

„Es ist so schön hier…“

Ich ziehe sie noch ein wenig dichter an mich heran.

So verharren wir einige Zeit.

Wir beobachten die Schiffe am Horizont, essen Lebkuchen und trinken Kaffee.

Ein paar Möwen sehen uns gierig zu. Sie kreischen aus Protest, weil sie nichts bekommen und ziehen dann, als sie merken, dass sie nichts abbekommen werden von dannen.

Langsam wird es kalt.

„Wir sollten bald fahren, die Sonne wird gleich unter gehen.“

Ich löse meine Arme, die sie umschlungen halten und sie rutscht vorsichtig vom Stein hinab. Ich mache es ihr nach und lande hinter ihr. Sie dreht sich zu mir um und nimmt meine Hand. Sie sieht mich an und kommt noch ein wenig dichter. Sie hat ganz rote Wangen vom Wind. „Es war eine tolle Idee hierher zu kommen. Der Tag war wunderschön; ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß.“ Unsere Gesichter sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Sie streicht mir mit ihrer anderen Hand über meine Wange und küsst mich plötzlich.

So überraschend der Kuss kam, so schnell endet er auch. Ich sehe sie erstaunt an. Irgendwie war es anderes als sonst… doch ich kann nicht weiter darüber nachdenken. Ich spüre schon wieder ihre Lippen auf meinen, diesmal länger. Zart und schüchtern.

Sie nimmt auch meine andere Hand and unsere Finger verschlingen sich auch hier miteinander.

Langsam wird sie fordernd und beginnt, an meiner Unterlippe zu knabbern. Ich spüre ihre Zunge wie sie leicht über meine Oberlippe streicht. Langsam öffne ich meinen Mund und unsere Zungen treffen sich. Ihre Lippen sind ganz salzig. Es ist ein langer, zärtlicher, leidenschaftlicher Kuss und er wird immer länger und stürmischer. Sie kommt noch dichter und drückt mich leicht an den Stein hinter uns. Ich spüre den kalten Stein an meinem Rücken.

Unser Atem wird immer schneller.

Ich lasse meine Hände über ihren Rücken bis zur ihrer Taille wandern und ziehe sie noch dichter an mich heran.

Langsam lassen wir den Kuss ausklingen.

„Ich liebe dich“, bringe ich atemlos hervor und küsse sie erneut.

„Ich liebe DICH“, sagt sie genau so. „Lass uns nach Hause fahren.“

Ich nicke zufrieden. Hand in Hand schlendern wir zum Auto zurück. Die Sonne hinter uns geht langsam unter und taucht den Himmel in ein leuchtendes Orange.



Als wir ins Auto steigen und losfahren, fängt mein Gehirn wieder langsam an zu arbeiten und über die gerade geschehende Situation nachzudenken. Wie oft stand ich kurz davor ihr diese drei Worte zu sagen oder sie einfach zu küssen…? Ich konnte die Male nicht mehr zählen. Jedes Mal war ich zu feige gewesen oder etwas wie eine Biene kam mir dazwischen. Und jetzt? Sie hat mich geküsst und ich sagte, dass ich sie liebe… Der Moment läuft wie eine Endlosschleife in meinem Kopf ab. Ich habe es einfach getan und sie lief nicht weg, begann zu lachen, fing an zu kreischen oder schlimmer. Sie sagte nicht, dass sie mich nicht lieben würde. Sie sagte einfach „Ich liebe dich“ zurück. Ich kann es selber noch nicht fassen. Ich bin der glücklichste Mann der Welt.

Warum habe ich ihr nicht Monate vorher gestanden, dass ich sie liebe? Warum erst jetzt? Liegt es daran, dass wir beide wissen, dass uns nicht mehr lange Zeit miteinander bleibt? Wahrscheinlich… und ich war einfach zu feige es früher zu tun.

Ich bin froh, dass es jetzt raus ist. Ich habe mir schon einige Zeit darüber Gedanken gemacht, es ihr zu sagen. So oder so, ich hätte es ihr irgendwann sagen müssen. Hätte ich es nicht getan und sie wäre gestorben, hätte ich es mir nie verziehen.



Ich schaue zu ihr hinüber. Sie hat den Arm an der Tür angewinkelt, den Kopf in die Hand gestützt und schaut in die Dunkelheit. Sie hängt ihren eigenen Gedanken nach. Wahrscheinlich geht ihr gerade das Gleiche durch den Kopf. Unsere Blicke treffen sich in der Fensterscheibe und sie dreht den Kopf zu mir. Ich kann in ihren Augen lesen. Sie ist glücklich. Ich lächele zurück uns sehe wieder auf die Straße. Ich spüre ihre Hand auf meinem Oberschenkel.

Mich überkommt schon wieder das Verlangen sie zu küssen. Ich sollte zusehen, dass wir endlich nach Hause kommen.



Ich wache am nächsten Morgen auf und fühle ihre warme Haut. Sie liegt ganz nah bei mir und schläft noch. Ich lasse den Blick durch den Raum wandern und muss grinsen. Überall von der Haustür bis zum Bett liegt unsere Kleidung wild verstreut. Das Klingeln des Telefons reißt mich aus meinen Gedanken. Ich stehe auf, sammele auf dem Weg zum Telefon meine Shorts ein, hüpfe ungeschickt im Gehen hinein und nehme ab.

„Hallo?“

„Fox? Hi, hier ist Margaret Scully. Ich rufe an, weil ich euch Weihnachten zum Essen einladen wollte… geht es Dana gut?“

„Ja. Momentan geht es ihr gut. Die letzen Wochen waren ein bisschen schwer, aber jetzt ist sie wieder wohlauf… Ich denke Dana wird sich sicher über Ihre Einladung freuen. Wir kommen gerne.“

„Schön, dass freut mich… meinst du… ähm…“ Sie will definitiv noch etwas loswerden, weiß aber nicht genau wie sie es sagen soll.

„Ja?“

„Naja… du weißt schon was der Arzt gesagt hat… sie hätte nur noch wenige Wochen… es ist jetzt schon 3 Wochen her seit sie aus dem Krankenhaus raus ist…“

„Ja ich weiß… ich weiß aber auch wie es ihr momentan geht. Es geht ihr wirklich gut. Wir haben sogar gestern einen Ausflug ans Meer gemacht. Sie hätten sie sehen müssen. Sie ist praktisch nicht wieder zu erkennen. Vielleicht gibt es ja Wunder… vielleicht wird sie wieder ges… naja wir werden auf jeden Fall kommen!“

„Okay. Danke, dass Sie auf sie aufpassen…“ Ich nicke, natürlich konnte sie das nicht sehen.

„Bis dann.“ Ich lege auf. Vielleicht gab es ja wirklich Wunder. Ich hatte schon einige Fälle von plötzlicher Selbstheilung zu den X-Akten gelegt. Wenn man verliebt ist, werden Glückshormone ausgestoßen… die verstärken die Abwehrkräfte… vielleicht würde das den Krebs bezwingen… Ich schüttele den Kopf und denke daran was Scully sagen würde, wenn sie das gehört hätte. Sie hätte mich wie so oft als verrückt erklärt: „Mulder, dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis.“

Doch Glauben kann bekanntlich Berge versetzen. Wir müssen nur glauben… auch wenn es schwer fällt.



Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer schaue ich aus dem Fenster. Es hatte wieder gefroren. An der Scheibe sind Eisblumen und draußen schneit es leicht.

Ich lege mich wieder zurück ins Bett.

Glückshormone… gleich nachher werde ich Schokolade für Dana kaufen…

Ich merke gar nicht, dass sie schon wach ist. Sie kuschelt sich an mich.

„Hi.“

„Hi“, sage ich zurück und lächele.

„Ich dachte schon Du wärst einfach abgehauen… erst ne nette Nacht miteinander verbringen und dann still und heimlich weglaufen… tztztztzzt…“ neckt sie mich.

„Nett?! Du fandst die Nacht nur NETT?! Ich werde dir gleich mal zeigen was nett ist!“

Ich setze mich auf und beginne sie zu kitzeln. Sie windet sich unter meinen Berührungen und kichert.

„Nein… hihihi halt, Mulder… hihih… Stopp… neiiiiiiin, nicht da… hahahaha.“

Nach einiger Zeit lasse ich von ihr ab. Ich schnappe mir die Decke, die mittlerweile auf dem Boden liegt und decke uns zu. Aneinander gekuschelt beginne ich zu erzählen wo ich gewesen bin.

„Niemals würde ich einfach so abhauen… und vor allem nicht nach so einer Nacht!“, grinse ich sie an. Sie stupst ihren Ellenbogen in meine Rippen.

„Deine Mutter hat eben angerufen. Sie hat uns zum am 24ten zum Essen eingeladen.“

„Mehr hat sie nicht gesagt? Du sahst so nachdenklich aus, als du wiederkamst.“

„Ach…“ Ich schüttele den Kopf. „Wir sind beide froh, dass es dir gut geht…“ Ich streichele ihr über die Wange und gebe ihr einen Kuss. Glückshormone…

„Was hältst du davon, wenn wir heute einen Tannenbaum kaufen gehen? So richtig mit selber fällen und Glühweintrinken?“

„Nanu? Seit wann magst du Weihnachten?“

Ich zucke mit den Schultern. „Ich mag es nur nicht alleine feiern…“

„Ich muss dich aber leider zum Teil enttäuschen… ich hab noch was in der Stadt zu erledigen…“

Ich schaue sie fragend an, doch sie sagt mir nicht was sie vorhat. Eigentlich passt es mir ganz gut, denn so kann ich mich um ihr Weihnachtsgeschenk kümmern.



Wir bleiben noch eine ganze Weile im Bett und kuscheln. Es ist so schön mit ihr im warmen Bett zu liegen. Wie oft werden wir hier noch so zusammen liegen können? Draußen schneit es weiter.

Dana steht nach einer Weile auf, setzt sich aber sogleich wieder hin.

„Hui…“

„Alles okay?“

„Ich weiß nicht… mir war grad nur schwindelig.“

„Vielleicht solltest du heute doch nicht in die Stadt gehen. Du solltest deinem Körper nicht zuviel zumuten. Vielleicht war der Ausflug gestern auch zu viel oder…“

„Stopp, Mulder. Es geht schon wieder. Ich habe ein wenig Kopfweh, aber ich fühl mich sonst gut. Hör auf dir Sorgen zu machen!“

Sie steht auf und geht ins Bad.
Rezensionen