World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Paradise Island

von Spooky

1/1

„Sumatra, Mulder?“, fragte Scully entsetzt. „Bitte sagen sie mir, dass das nur ein Scherz von ihnen ist!“ Scully blickte ihren Partner hoffnungsvoll an, aber in seinen Augen blitzte nur dieses Glitzern, das ihr verriet, dass Mulder höchstwahrscheinlich wieder auf eine X-Akte gestoßen war. Sein Spezialgebiet sozusagen, neben vielen anderen Dingen. Nein, Mulder machte keine Scherze, wenn es um eine X- Akte ging.

„Hören sie mir doch erst mal zu, bevor sie mich gleich standrechtlich erschießen lassen wollen, Scully. Das wird ein toller Ausflug! Sonne, Strand und Meer. Wissen sie eigentlich, dass die meisten Schreibtischagenten uns beneiden?“

„Ach, ja? Vielleicht sollten die mal einen Ausflug mit ihnen machen. Erinnern sie sich noch an das letzte Mal, als sie einen kleinen, netten, unkompliziertren Ausflug vorschlugen? Soweit ich mich erinnern kann, brachte er uns dann vier Wochen Quarantäne ein!“, erwiderte Dana standhaft, aber Mulder hatte mal wieder gleich drei Schritte vorausgeplant und mit ihrem Sträuben wahrscheinlich gerechnet. Schüchtern hielt er zwei Flugtickets hoch.

„Scully, dieses Mal wird es anders. Skinner hat sogar ein paar Dollar mehr locker gemacht und die habe ich in ein vernünftiges Hotel investiert. Wir werden dort auch nicht im Dschungel herumkriechen. Okay? Großes Indianerehrenwort!“ Mulder lächelte liebevoll und zeigte Dana ein Prospekt vom Hotel, dass sie ihm unwirsch aus der Hand zog. Bis jetzt hatte er es noch immer geschafft, sie in den letzten Schuppen unterzubringen und Danas Augen wunderten sich nicht schlecht über den Anblick des Hotels.

„Na, hab ich vielleicht zuviel versprochen?“ Mulder setzte sein strahlendste Lächeln auf und entschied sich das mal öfter zu benutzten, als Dana es erwiderte.

„Okay, lassen sie mich ihnen erklären, worum es geht bei unserem neuen Fall.

Eigentlich ist es gar keine richtige X- Akte, aber Skinner möchte persönlich, dass wir diesem Fall nachgehen. Das wird sozusagen ein Kinderspiel, denn wir sollen gar nicht richtig ermitteln, sondern nur mit jemandem sprechen, der in einen ziemlich verzwickten Fall verwickelt ist und der über entscheidende Informationen verfügt. Das wird sozusagen ein kurzer Urlaub, denn Skinner hat uns eine Woche gegeben und die werden wir auf keinen Fall brauchen!

Bin ich gut, oder bin ich gut, Scully? Hab ich ihnen nicht immer versprochen, dass sie mit mir noch mal ferne Länder entdecken werden?“ Ihr Partner grinste sie frech an und als Dana keine Einwände mehr hatte, wusste Mulder, dass sie es auch gar nicht mehr so schlimm fand. Wahrscheinlich lag das einfach nur an der Aussicht eine Woche in diesem Hotel sein zu können, den Strand und das Meer zu genießen und das auch noch auf Staatskosten! Dieses Mal erschien das Hotel ja auch wirklich verlockend!

„Okay, Mulder! Wann geht es los?“

„Tja, wie soll ich’s sagen, ähm, heute Abend um 22.00Uhr!“, entgegnete Mulder schüchtern, auf den nächsten Wutanfall von Dana vorbereitet, aber sie lächelte nur und meinte, dass sie sich dann aber besser mit der Arbeit beeilen sollten, denn das Kofferpacken würde immer schrecklich lange bei ihr dauern.





Mulder hatte sich bereiterklärt Scully auf dem Weg zum Flughafen abzuholen und sie war sogar schon fertig mit allem, als er ankam, was für seine Partnerin eher untypisch war. Für gewöhnlich brauchte sie etwas länger, wenn es um Reisvorbereitungen ging.

Scully machte es sich im Flieger so gemütlich wie eben möglich. Es würde ein langer Flug werden und am Besten würde es sein etwas zu schlafen.

Jedenfalls gelang ihr das, im Gegensatz zu Mulder, sehr gut. Er hasste es mit Touristengruppen zu reisen, die entweder die ganze Zeit über lauthals irgendwelche Liedchen anstimmten oder andauernd über Scherze lachten, die Mulder ganz und gar nicht lustig fand. Sobald das Flugzeug seine Flughöhe erreicht hatte, wusste er, dass das hier wahrscheinlich der längste Flug seines Lebens werden sollte. Schlimmer konnte es nicht werden, aber es gab immer eine Steigerung und die trat ein, als die Stewardess Mulder mitteilte, dass sich noch jemand neben ihn setzten würde. Dieser Passagier hätte Schwierigkeiten mit der Reisegruppe und Mulder nickte gottergeben. Toll, ganz toll! Eigentlich hatte er den freien Platz neben sich sehr genossen, denn so konnte er seine Beine mal von Zeit zu Zeit etwas strecken, aber meistens kommt es eben anders, als man denkt. Scully hatte da ja weniger Probleme bei ihrer Größe und sie lächelte amüsiert, als Mulder später mitleidig zu ihr herüberschaute. Jetzt konnte er verstehen, warum dieser Kerl Probleme mit seinen Mitreisenden hatte, denn er redete wie ein Wasserfall und wenn Mulder nicht seine Waffe im Handgepäck verstaut hätte, dann wäre er schon in Versuchung gekommen. Scully grinste über Mulders Gesichtsausdruck und rückte sich in ihrem Sitz zurecht. Manchmal war Mulder so süß, dachte sie lächelnd und wenn sie ihn auch für den verständnisvollsten Menschen hielt, der ihr jemals begegnet war, solche kleinen Dinge brachten ihn auf die Palme.

Mulder schloss seine Augen, in der Hoffnung, dass dann der Redeschwall dieses Mannes wohl abbrechen würde, aber er dauerte noch eine Weile an, bis das Essen kam. Nur gut, dass dieser Kerl hungrig war, schoss es Mulder durch den Kopf, denn jetzt war er wenigstens für eine Weile ruhig.

Mulder warf einen Blick zur Seite und sah, dass Dana bereits fest schlummerte. Wie schön sie ist, dachte Mulder und lächelte. Sie war die schönste Frau, die Mulder in seinem Leben begegnet war. Dana sah nicht nur umwerfend aus, sondern war auch ein wundervoller Mensch. Er bewunderte Scully für ihre Stärke und für ihren Willen. Wie viel hatte sie in den vergangenen Jahren einstecken müssen und war dennoch wieder und wieder auf die Beine gekommen, wie ein Stehaufmännchen. Sie war eben eine Kämpfernatur und hatte doch das bezauberndste Lächeln, das er sich nur vorstellen konnte.

Je länger der Flug dauert, desto steifer wurden Mulders Glieder, aber er wagte es nicht sich zu strecken, denn mittlerweile ruhte Danas Kopf an seiner Schulter und er wollte sie auf keinen Fall wecken, denn er genoss es Dana dort so nah zu spüren. Tief atmete er ihren Duft ein.

Wenn man sich nicht besonders viel bewegte, war die Klimaanlage doch ganz schön kühl und besorgt deckte Mulder Scully mit einer Decke zu, die ihm eine Stewardess gereicht hatte. Dana kuschelte sich näher an Mulder heran, genoss seine Fürsorge, aber gab ihm auf keinen Fall zu erkennen, dass sie wach war, weil sie sich dort, wo sie gerade lag, sehr wohl und geborgen fühlte.



Nach 16 Stunden Flug landete die Maschine in Colombo/ Sri Lanka und Mulder und Scully trotteten müde und erschöpft in die Eingangshalle, wo unendlich viele Menschen herumwuselten und ihnen viele fremde Stimmen und Gerüche entgegenschlugen. Normalerweise lies er Scully ihr Gepäck immer selber tragen, aber sie sah so müde und erschlagen aus, dass Mulder spontan nach ihrer Tasche griff und Dana sträubte sich dieses Mal auch nicht dagegen. Es war ihr ganz recht und nach einem Moment hatten sie ihren Anschlussflieger nach Singapur gefunden, so dass es zügig weiter ging. Die Maschine war proppen voll und Dana wünschte sich einfach nur noch heim oder wenigstens festen Boden unter ihren Füßen. Mulder schlief eine Weile neben ihr, bis eine alte Dame hinter ihm anfing lautstark mit ihrem Nebenmann zu streiten und als sie dann endlich in Singapur landeten, machte Mulder drei Kreuze.

„Oh Gott, ich dachte schon, dieser Flug endet nie, Scully! Erschießen sie mich, wenn ich sie jemals wieder an dieses Ende der Welt entführen möchte, okay?“



Sobald sie ein Taxi gefunden hatten fuhren sie hinaus zum Charterflughafen, um das letzte kleine Stück ihrer Reise hinter sich zu bringen, aber als sie dort ankamen, stockte Dana fast der Atem, angesichts dieser Maschinen.

„Haben sie den Verstand verloren, Mulder? Ich hänge an meinem Leben. In diese Dinger werde ich auf keinen Fall einsteigen!“, fauchte sie entgeistert, aber Mulder beachtete ihr Nörgeln nicht weiter und begab sich auf die Suche nach einem Menschen, der ihnen Auskunft geben konnte, was nicht besonders lange dauerte und er kam mit einem Mann zurück, der ihre Sprache sprach, und sich als Landsmann erwies.

„Keine Panik, Ma’am. Die Maschinen sehen nur so alt aus! Sie sind in einem perfekten Zustand, glauben sie mir!“, sagte der Fremde zu Dana, um sie zu beruhigen, aber so leicht ging das nicht, denn Dana war einfach von Natur aus misstrauisch. Sie schlug einen anderen Flug vor, aber wenn sie nach Sumatra kommen wollten, gab es nur diese Fluglinie.

„Toll, Mulder! Sie wussten, dass ich in so ein Ding steigen muss, nicht wahr? Sie wussten es, aber sie haben mich dennoch hergeschleppt, oder?“

„Dana, ich werde doch auch in diese Maschine steigen. Glauben sie, der Pilot würde uns fliegen, wenn er denkt, dass etwas mit der Maschine nicht stimmt?“, fragte Mulder, um Dana etwas zu beruhigen, aber sobald die Maschine den Boden verlies, bereute Dana ihre Entscheidung gleich wieder. Sie hasste eben diese Charterflüge und wähnte schon dem Ende entgegen.

Das Wetter war relativ stürmisch und gewittrig, so dass die kleine Maschine kräftig durchgeschüttelt wurde und Dana erwähnte erstmals etwas gegen ihre Nervosität einzunehmen, als Mulder dies bemerkte und grinsend versuchte Dana irgendwie zu beruhigen.

„Kommen sie schon, Scully, das ist doch auch nicht viel schlimmer als Karussell fahren, oder?“

„Karussell fahren? Ich hasse Karussell fahren! Hab ich das jemals erwähnt? Und habe ich jemals erwähnt, dass sie einen scheiß Humor haben, Mulder?“ Scully versuchte es mit tiefem ein- und ausatmen, aber als das wenig Erfolg hatte, griff sie dann doch nach den Tabletten gegen Flugangst, d.h. ein mildes Beruhigungsmittel, bis Mulder ihre Hand festhielt.

„Scully, Dana! Sie brauchen dass doch nicht wirklich. Sie haben einfach nur Angst. Es geht uns doch gut. Sehen sie doch. Es schaukelt nur etwas, aber wir sind absolut in Sicherheit. Die Angst hat nur Auswirkungen auf ihren Körper. Sie Steigern sich da rein! Vertrauen sie mir, atmen sie doch mal tief und lange ein!“

Dana funkelte ihn biestig an „Verschonen sie mich bloß mit diesem Psychomist, Dr. Freud, sonst vergesse ich meine gute Erziehung und zeig ihnen mal, zu was Menschen unter extremen Angsteinfluss fähig sind!“, schnaubte Scully und Mulder lächelte sie liebevoll, bis im selben Moment der Motor mit einem lauter Geräusch seinen Geist aufgab und die Maschine rasch an Höhe verlor.

„Was machen sie denn da?“, schrie Dana den Piloten an, der verzweifelt wieder versuchte seine Maschine in Gang zu bekommen.

„Ich weiß auch nicht, was los ist. Kann sein, dass wir von einem Blitz getroffen worden sind. Ich werde landen müssen“, entgegnete er ihr, während er gleichzeitig einen Notruf an den Tower sendete, um ihre Position durchzugeben.

„Landen?“, kreischte Scully beinahe. „Wo wollen sie denn hier landen? Ich will hier nicht landen, verdammt tun sie irgendetwas, sie sind der Pilot!“

Mulder hatte nicht weniger Angst als Dana, aber er zog sie zurück auf ihren Sitz, denn sie würde sich anschnallen müssen.

„Toll Mulder! Wissen sie, was ich noch alles machen wollte? Wenn wir jetzt sterben, dann möchte ich nur, dass sie wissen, dass das dann nur ihre Schuld war! Ich hab ja gleich gesagt, dass die Maschine seltsam aussieht!“

Der Pilot wies sie an, sich festzuhalten, Mulder zog Dana in seine Arme und drückte sie eng an sich, als könne er sie irgendwie beschützen, aber es hatte immerhin die Auswirkung, dass Dana plötzlich ganz ruhig war und sich nur noch an ihn klammerte. Sie hasste es ihre Angst zu zeigen, aber im Angesicht des Todes war ihr das völlig egal. Mulder flüsterte noch, dass sie es schon schaffen würden, als die Maschine unsanft auf den Boden schlug, durch die Gegend schlitterte, sich drehte und dann nach einem heftigen Aufprall liegen blieb in der Dunkelheit der Nacht.



Das Rauschen des Meeres drang langsam, aber zunehmend an sein Ohr. Erst weit entfernt, wie in einem wunderschönen Traum, dann wurde es immer deutlicher und Mulder kam endlich zu sich! Sein Kopf hämmerte und er blinzelte in die Sonne, die durch eine Scheibe direkt über seinem Kopf fiel. Das hier war definitiv nicht seine Wohnung und langsam hob er den Kopf, um das Pochen in seinem Schädel nicht noch weiter zu entfachen, als schlagartig seine Erinnerung zurückkam und Mulder schneller hochfuhr, als es gut war. Das Flugzeug, sie waren abgestürzt! Scully! Hastig krabbelte er in ihre Richtung und zog ein paar Gepäckstücke von ihr herunter, tastete nach ihrem Puls. Gott sei Dank, sie lebte! So vorsichtig es eben ging, drehte er sie auf den Rücken und stellte erfreut fest, dass sie offensichtlich auch nur einen kleinen blauen Fleck an der Stirn hatte. Ihr Herz schlug regelmäßig und kräftig und es war sicher auch nur noch eine Frage der Zeit, bis sie wieder zu sich kommen würde.

Dem Piloten der Maschine ging es weniger gut. An der Art, wie sein Kopf über dem Armaturenbrett hing, konnte Mulder definitiv erkennen, dass sein Genick gebrochen war. Das Tasten nach seinem Puls bestätigte seine Vermutung! Wie auch immer sie hier wegkommen wollten, sie würden es alleine schaffen müssen und vor allem ohne Flugzeug. Vor allem aber wollte Mulder erst mal aus diesem Wrack heraus. Die Tür hatte sich etwas verzogen, aber nach einigen heftigen Tritten dagegen, gab sie endlich nach und Mulder kletterte hinaus. Der Pilot musste die Maschine wohl auf einem Strand notgelandet haben, jedenfalls befanden sie sich an einem Strandabschnitt, direkt am Meer, umsäumt mit Palmen, den man unter anderen Umständen sicherlich als äußerst romantisch beschrieben hätte, an dem man Wochen hätte verbringen wollen. Mulders Gedanken kreisten allerdings eher um eine Möglichkeit, wie sie möglichst schnell wieder von dort wegkommen würden.

Erst mal holte er Scully aus dem Wrack der Maschine und legte sie vorsichtig in den weichen Sand in den Schatten, so lange sie noch bewusstlos war und machte sich dann daran ihr Gepäck aus der Maschine zu holen und sich im Frachtraum umzusehen. Möglicherweise gab es da ja etwas, dass ihnen weiterhelfen würde. Er schleppte alles an den Strand und wühlte neugierig in einer Kiste, als ihm auffiel, das Scully langsam zu sich kam. Sie hustete etwas und behutsam streichelte er über ihre Wange, und drückte sie sanft in den Sand, als sie sich gleich aufrichten wollte. Erst wollte er sicher gehen, dass es ihr gut ging.

„Sind wir schon da?“, flüsterte Scully leise, ohne ihre Augen zu öffnen und Mulder konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Offensichtlich hatte Dana den Absturz leicht verdrängt.

„Na, ja. Sozusagen jedenfalls, Scully!“, entgegnete Mulder und Dana schlug ihre Augen auf, fuhr sich über die Stirn und richtete sich im nächsten Moment ruckartig auf.

„Oh, mein Gott, Mulder!“, plötzlich schien sie alles auf einmal wahrzunehmen und ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. „Schon da? Wir, wir sind abgestürzt! Dieser verdammte Vogel ist vom Himmel gefallen. Oh Gott, oh mein Gott, wenn wir in der nächsten Stadt sind, werde ich diesen Piloten verklagen. Von wegen, ich soll mir keine Gedanken um dieses Flugzeug machen, jetzt sehen sie ja, wie weit wir gekommen sind!“, fauchte Dana wütend. „Er hätte uns bald umgebracht!“

„Alles ist okay, Scully! Es geht uns gut! Wir leben!“, Mulder ging zu ihr und hielt sie an ihren Armen fest, denn Dana schien noch leicht unter Schock zu stehen und fuchtelte wild mit ihren Armen in der Luft herum, bis Mulder sie sanft in seine Arme zog. „Schht, ist ja okay, Scully“, seine sanfte Stimme beruhigte sie schnell und erst als Dana unbedingt den Piloten sprechen wollte und ihn tot vorfand, registrierte sie, in welch verzwickten Lage sie sich befanden und entlud ihren Frust auf Mulder.

„Ganz prima! Wirklich toll, Mulder! Wie schaffen sie es nur immer wieder uns in solche Lagen zu bringen, hä?“

„Scully, ich,...“

„Ach, hören sie schon auf! Wessen Schuld ist es denn dann, dass wir hier festsitzen? Wollte ich unbedingt diesen Flieger nehmen? Nein! Aber hören sie jemals auf mich? Nein! Agent Fox William Mulder muss nämlich immer seinen Kopf durchsetzen, dass kennen wir ja schon! Und was haben wir mal wieder davon? Wir sitzen fest auf Sumatra und ich sehe irgendwie keine Hilfe heraneilen, Mulder!“ Scully war total außer sich wegen des Absturzes, so dass Mulder ihr diese Schimpftirade auch nicht übel nahm! Sie würde sich schon beruhigen. Mulder nahm ihren Koffer und legte ihn Dana vor die Füße.

„Hier, Scully, suchen sie sich etwas Bequemes heraus, das werden sie sicher brauchen“, aber Scully verstand nicht so ganz, was er von ihr wollte. „Wieso sollte ich mich umziehen? Hä? Meine Klamotten, die ich anhabe sind völlig okay!“, entgegnete sie verständnislos, dass Mulder langsam die Geduld verlor. Er öffnete Danas Koffer und wühlte darin nach geeigneten Klamotten für diese Situation, bis Dana ihn wütend davon abhalten wollte. „Was fällt ihnen ein, Mulder, in meinen Klamotten zu wühlen! Hören sie sofort auf damit, verstanden? Nehmen sie ihre Griffel aus meinem Koffer!“, aber Mulder entwand sich schnell ihrem Griff und hielt seinerseits ihre Hände mit seinen fest. „Jetzt hören sie mir mal gut zu, Scully! Wir sind hier abgestürzt! Wer weiß wo! Wahrscheinlich ist das hier gar nicht mal Sumatra, denn wir waren noch viel zu weit, zeitmäßig, davon entfernt! Unser Pilot ist tot, die Maschine mit samt Funk ist hinüber und wir haben weder Trinkwasser, noch etwas zu essen, außer einem Müsliriegel von ihnen! Egal, ob sie es wollen oder nicht, wir müssen uns hier mal etwas auf der Insel umsehen und so sexy sie auch aussehen in den Klamotten, die sie gerade tragen, sie sind völlig unbrauchbar für einen Fußmarsch! Also, hören sie jetzt auf zu quengeln und ziehen sich bitte um, damit wir noch etwas von der Insel sehen, bevor es dunkel wird, ja? Bitte“. Wutschnaubend, riss Scully eine kurze beigefarbene Hose, dazu ein enges durchgeknöpftes Shirt, Slip ,BH und ihre bequemen Schuhe aus ihrem Koffer heraus, warf Mulder einen vernichtenden Blick zu und verschwand hinter dem Flugzeugwrack. Was bildete er sich eigentlich ein? Er hatte noch nie so mit ihr gesprochen! Dieser elende Machoarsch! Sie war doch kein kleines Mädchen mehr, das man herumkommandieren konnte. „Und wagen sie es ja nicht herzukommen!“, fauchte Dana von hinter dem Flieger, dass Mulder amüsiert grinste. Er würde das niemals wagen, jedenfalls nicht in diesem Moment, da er sie gerade auf 180 gebracht hatte. Er wusste, dass Scully es ganz und gar nicht schätzte, wenn man so mit ihr sprach, aber sie konnte manchmal so furchtbar kompliziert und bockig sein und es war einfach wichtig, dass sie loskamen und Wasser fanden! Mulder hatte sich ebenfalls umgezogen und band sich gerade seine Schuhe zu, als zwei wirklich wohlgeformte Waden seinen Blick auf sich zogen und er langsam an Danas Beinen heraufschielte. Er hatte selten schönere Beine gesehen und ihre Form machte die mangelnde Länge völlig wett.

„Ich habe ein paar Dinge in einen Rucksack gepackt, den ich gefunden habe, Scully. Kompass, einen Wasserkanister, Feuerzeug, einen Schlafsack, eine Decke, ein Messer. Vielleicht gehen wir einfach mal ins Landesinnere und sehen, wohin es uns führt, okay? Vielleicht ist die Insel ja auch bewohnt, mit etwas Glück, was denken sie?“

„Ei, ei, Sir!“, entgegnete Dana knapp, ging an Mulder vorbei, lies demonstrativ den Rucksack stehen und gab ihm so auf ihre Weise zu verstehen, dass sie die Art, wie er sie herumkommandiert hatte, nicht gefallen hatte. Mulder schulterte den Rucksack, schüttelte grinsend den Kopf und folgte Dana in den Dschungel.



Es dauerte nicht lange und sie hatten das Gefühl, dass jeder Atemzug ihnen schwerer und schwerer fiel! Das feuchte Klima und die Hitze machten es ihnen nicht gerade leicht voran zu kommen, weil sie es einfach noch nicht gewohnt waren, aber Mulder hatte nicht ganz die selben Schwierigkeiten, wie Scully. Ihr Kreislauf spielte etwas verrückt, ihr Blutdruck war einfach nur im Keller, sie hatte Durst, ihre Kehle brannte und Mulder machte keine Anstalten sein Tempo zu verringern, seit er voran ging, aber Dana war zu stolz ihn zu bitten etwas langsamer zu gehen, schon gar nicht, seit er sie so herablassend vor einigen Stunden behandelt hatte.

Genauer gesagt hatte sie seit dem kein Wort mehr mit ihm gesprochen und so waren sie die ganze Zeit nur nebeneinander hergetrottet. Sie hatten die ganze Zeit nichts und niemanden gesehen, was sie auch nur im Entferntesten an Zivilisation erinnern würde und langsam verlor Dana ihre Hoffnung, als sie eine Anhöhe erklommen hatten, von wo aus man die gesamte Insel überblicken konnte, denn es gab dort einfach nur Dschungel, Berge und den Pazifik.

„Das glaub ich nicht!“, war das erste, das seit Stunden wieder über ihre Lippen kam und Mulder konnte sich seinen Kommentar nicht verkneifen. „Was hätten sie auch anderes sagen sollen, Scully?“ entgegnete er ihr, worauf Dana ihm wieder mal einen giftigen Blick zuwarf. Wann hatte er sich in so ein Ekel verwandelt? Hatte er sich beim Absturz den Kopf verletzt? Sonst war er immer der Gentleman in Person zu ihr. Enttäuscht und erschöpft machte Dana sich wieder an den Abstieg, denn sie Hatten noch immer kein Wasser gefunden und das Gewicht des Rucksacks zerrte wie Blei an ihren Schultern. Sie hatten sich entschieden sich beim Tragen abzuwechseln, aber Scully konnte einfach nicht mehr! Sie nahm ihn ab und hielt ihn zuversichtlich Mulder hin, der allerdings ganz anders als Gentlemanlike reagierte: „Kommen sie schon, Scully! Ich hab ihn den Ganzen Berg hoch geschleppt. Sie bestehen doch sonst immer so auf Gleichberechtigung. Ein paar Minuten werden sie es ja wohl noch schaffen, oder?“ Ohne ein weiteres Wort ging er an ihr vorbei und Scullys Laune war endgültig ruiniert. Sah er denn nicht, dass er zu schwer war?

Nach einem Moment bekam Mulder ein schlechtes Gewissen. Er war sicher nicht erpicht darauf, dieses Teil wieder zu tragen, aber er hatte sich wie ein Arsch benommen. Wenn er ihm schon zu schwer war, wie würde Scully dann wohl empfinden? Er hatte seine Wut und den Frust hier im Nirgendwo zu sitzen an ihr ausgelassen, was nicht gerade fair war. Kommentarlos ging er etwas zurück, nahm Dana den Rucksack ab und entschuldigte sich: „Tut mir leid, Scully. Ich, ich hab nicht nachgedacht. Die Sonne grillt wohl langsam mein Hirn. Geben sie ihn her“. Mulder fiel auf, wie blass sie um die Nase war, trotz der Hitze und besorgt fragte er, ob alles okay sei, aber Dana war einfach nur verwirrt über seine plötzliche Freundlichkeit und so erhielt er ihre Standartantwort, dass alles in Ordnung sei. Es entsprach nicht der Wahrheit, aber das wusste Mulder auch so. Sie stiegen die Anhöhe wieder herunter, machten sich weiter auf die Suche nach Wasser, als sie irgendwann ein entferntes Rauschen hörten.

„Mulder? Hören sie, was ich höre? Wenn mein Verstand mich nicht täuscht, dann muss das Wasser sein!“ Sie beschleunigten ihre Schritte und blieben wie fasziniert vor einer wunderschönen Lagune stehen. Sie hatten einen kleinen Wasserfall gehört, der sich in die Lagune ergoss und ohne zu zögern, liefen sie ins Wasser, das angenehm kühl und ganz klar war. Es tat so gut sich abzukühlen, das frische Nass zu spüren und nachdem sie sich ausgiebig erfrischt hatten, füllte Mulder die zwei Wasserkanister mit Trinkwasser auf, was den Rucksack zwar noch schwerer machte, aber jetzt hatten sie wenigstens etwas zu trinken. Erfreut nahm Mulder wahr, dass Dana nicht mehr so blass aussah um die Nase, nachdem sie einige Schlucke Wasser getrunken hatte, vor allem aber hatte sich ihre Laune gebessert und sie lachte etwas mehr. Als sie den Dschungel verließen, wurde es langsam dunkel und sie mussten feststellen, dass sie offenbar etwas die Orientierung verloren hatten, denn sie kamen nicht an der Absturzstelle heraus, sondern an einem ganz anderen Strandabschnitt. Für einen Moment erwägte Mulder zur Absturzstelle zurückzugehen, aber Dana reagierte mit wenig Verständnis auf einen weiteren Fußmarsch und er hatte keine Lust schon wieder zu streiten.

„Suchen wir etwas Holz für ein Feuer, Scully. Es wird langsam frisch, finden sie nicht?“ Mulder lächelte und nahm den Stock, an dem er schon den ganzen Tag herumgeschnitzt hatte und der nun wie ein Speer aussah, in die Hand.

„Wen wollen sie denn damit erschrecken, Mulder?“, fragte Dana sarkastisch, aber Mulder hatte sich schon den halben Tag lang detaillierte Gedanken darum gemacht, was er damit anfangen wollte, denn dort am Strand hatte er morgens eine Menge Pfauen gesehen und da sie ja bekanntlich nicht fliegen können, müsste es ein Kinderspiel sein, einen davon zu erlegen, denn sein Magen hing total am Boden und überspielte somit seine Tierliebe.

„Ja, lachen sie nur Scully. Wir werden ja sehen! Der Mensch war mal Jäger und Sammler, da will ich mich doch mal auf meine Urinstinkte zurückbesinnen!“ Mulder lächelte und sah in Richtung der Pfauengruppe.

„Mulder, sie... sie wollen ja wohl nicht einen Pfau versuchen zu erwischen, oder? Ich meine, dass sind wunderschöne Geschöpfe!“ , setzte Dana entsetzt an.

„Ja, und ich hoffe, sie sind nicht allzu schnell. Scully, ich habe Hunger!“ Mulder schlich sich ohne weiteres Wort an die Pfauen heran, die ihn erst mal nicht bemerkten und Scully verschwand an den Strand. Sie musste nicht unbedingt zusehen, wie Mulder eines dieser Tiere um die Ecke brachte. Als sie, nach einer Stunde, mit einem Arm voller Holz zurückkam, hatte Mulder bereits einen der Flattermänner erwischt und gerupft, so dass er ihn auf einen Stock schieben konnte und Dana sah ihn angewidert an.

„Ich glaube einfach nicht, dass sie das getan haben, Mulder. Das ist ja total ekelig! Das arme Tier!“

„Das arme Tier? Fressen und gefressen werden, Scully! Ich hab ihn ja nicht aus Spaß gejagt, ich habe Hunger und wir müssen nun mal essen!“

„Glauben sie bloß nicht, dass ich einen Bissen davon anrühren werde! Essen sie ihn mal alleine“. Scully schichtete das Holz zu einem Lagerfeuer zusammen und genoss die Wärme, die das Feuer kurze Zeit später ausstrahlte. Es hatte sich empfindlich abgekühlt, und Dana zog ihre Beine an, um sich besser zu wärmen. Sie hätte besser an einen Pulli denken sollen.

„Scully? Hier, nehmen sie den. Es ist kalt geworden!“ Mulder hatte bemerkt, dass sie fror und gab ihr einen seiner zwei Pullis, die er umsichtiger weise eingesteckt hatte. „Er wird sie warm halten!“

Dana nahm ihn dankbar entgegen, zog ihn über und genoss für einen Moment den Duft, den sie wahrnahm. Er duftete nach Mulder. Nach einer Mischung aus seinem Waschmittel und Aftershave und Dana liebte diesen Duft.

Mulder lächelte, als er Scully in seinem Pulli sah. Er war ihr viel zu groß und schlabberte um ihren zierlichen Körper, was einfach nur total süß aussah.

„Lachen sie mich aus, Mulder?“, fragte Dana bissig und bekam ein liebes Lächeln zurück. „Scully, hab ich mich jemals über sie lustig gemacht?“

„Einmal? Ich könnte mindestens ein Duzend Beispiele nennen!“

„Kommen sie Scully, dass ist doch nicht ihr ernst! Ich habe sie allenfalls ein paar mal aufgezogen, aber ich würde mich niemals über sie lustig machen, dass wissen sie doch hoffentlich. Ich habe gelacht, weil sie so süß in meinem Pulli aussehen“.

Dana sah zur Seite. Sie war einfach schlecht drauf und nun ließ sie auch noch alles an Mulder aus. Sie hatte Angst, was passieren würde und sie wollte nur noch heim.

„Es tut mir leid, Mulder. Ich... ich mach mir einfach nur Gedanken, was jetzt passiert. Ich meine, wie wir hier wegkommen. Glauben sie, dass man nach uns sucht?“

„Ja, ganz sicher. Die Maschine ist ja nicht auf Sumatra angekommen und der Pilot hat doch auch an den Tower gefunkt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns finden werden. Ist nicht schlimm, wenn sie etwas Bammel haben, ich hab auch etwas Angst!“

Mulder hatte noch nie ihr gegenüber so direkt zugegeben, dass es Angst hatte. Meist behielt er das für sich!

„Angst, Mulder? Bitte nehmen sie mir das jetzt nicht übel, aber ich fände es besser, wenn sie keine Angst hätten!“

„Oh man, ich dachte Frauen stehen darauf, wenn Männer Gefühle zeigen, Scully. Ich dachte, sie hassen Machos!“ Mulder staunte nicht schlecht.

„Tja, eigentlich mögen wir ja auch keine Machos, aber hier auf einer einsamen Insel mitten im Pazifik, ist mir ein Macho dann schon irgendwie lieber, so lange er mich nur nicht so behandelt“. Mulder konnte sein Lachen nicht zurückhalten. Seine Partnerin, die durchaus immer darauf bestand, dass sie mit allem und jedem alleine zurecht kommt, ohne männliche Hilfe, gab nämlich gerade zu, dass sie es von Zeit zu Zeit dann doch wohl als ganz angenehm empfand sich beschützt zu fühlen von einem Mann. Mulder hörte erst auf zu lachen, als Scully ihn mit dem Schlafsack schlug und ihn als Schwein bezeichnete.

„Hey, schon gut, schon gut! Ich geb’ mich geschlagen!“, japste Mulder atemlos.

Er wusste ja, wie Dana es meinte, denn schließlich hatte er sie schon einige Male beschützend und tröstend in seinen Armen gehalten. Er hatte diese kurzen Momente so sehr genossen, denn er konnte es nicht ertragen, wenn es Dana schlecht ging, oder wenn sie Angst hatte. Was er nicht wusste war, dass Dana sich nur in seinen Armen geborgen fühlte, dass nur er es vermochte ihr diese Sicherheit zu geben. Es war nicht gut, dass sie immer alles in sich hineinfraß und versuchte es alleine zu lösen. Dana hatte Angst, als schwach und hilflos angesehen zu werden, aber das würde er niemals so sehen. Für Mulder war Dana die stärkste Frau, die er jemals kennen gelernt hatte und er bewunderte sie dafür.

Nach einer Weile duftete das Essen verführerisch, aber im Gegensatz zu Mulder, konnte Scully sich nicht überwinden etwas zu kosten, auch wenn er ihr mit vollem Mund verkündete, dass es herrlich schmeckte.

Eigentlich war sie auch nur zu stolz, um jetzt etwas davon zu nehmen, wo sie Mulder deswegen doch so beschimpft hatte und Scully versuchte verzweifelt gegen das Knurren in ihrem Bauch anzukämpfen. Sie drehte sich zur Seite und blickte in den klaren Sternenhimmel. Sie sahen so viel näher aus, als in Washington bei Nacht. Als könne man nach ihnen greifen, so klar schimmerten sie und Dana musste an ihren Vater denken, der die Sterne mindestens so geliebt hatte, wie Mulder. Als sie noch ein kleines Mädchen war, hatte sie oft mit ihm in den Sternenhimmel geblickt und ihr Vater hatte ihr die einzelnen Sternenbilder gezeigt und ihr ihre Namen genannt. Scully schluckte einen Kloß in ihrem Hals herunter, denn während sie diese alt vertrauten Sternenbilder betrachtete, fiel ihr auf, dass sie ihre Namen vergessen hatte. Wie konnte das nur passieren, wie konnte sie das nur vergessen haben? Es war als hätte sie einen Teil der Erinnerung an ihren Vater vergessen und dieses Gefühl zerriss ihr das Herz und Tränen liefen ihr über ihre Wangen, als sie plötzlich Mulder neben sich auftauchen sah, der sie fröhlich motivieren wollte, doch mal einen Happen zu probieren.

„Hhm, Scully, sie haben ja keine Ahnung, was sie da verpassen! Es ist sehr lecker und sie sollten wirklich etwas essen, sonst fallen sie mir noch vom Fleisch“ sagte Mulder und hielt ihr eine Keule vor die Nase, so dass ihr der Duft in die Nase stieg. Dana fuhr sich hastig mit der Hand übers Gesicht, aber es war nicht schnell genug gewesen, um ihre Tränen vor Mulder zu verbergen und etwas fassungslos starrte er sie an.

„Dana? Hey, alles okay? Geht es ihnen gut?“, fragte er leise und vergaß für einen Moment das Essen, aber Scully war nicht danach zu Mute ihm sein Herz auszuschütten und so griff sie nach der Keule und versuchte zu scherzen.

„Na, dann geben sie mal her, Mulder! Bevor ich hier verhungere, werde ich es vielleicht doch besser probieren!“ Sie nahm einen Bissen und verwundert musste Scully feststellen, dass es absolut herrlich schmeckte und wie viel Hunger sie hatte. Mulder lächelte, überlies Dana diese Keule und nahm sich ein Neues Teil. Wenn er nur wüsste, warum sie geweint hatte. Hoffentlich hatte er nichts schlimmes gesagt, dass diese Tränen hätte auslösen können, aber er konnte sich an keine konkrete Situation erinnern und Scully war offensichtlich nicht in der Stimmung darüber zu sprechen und er kannte sie gut genug, um sie nicht zu drängen!

Nach dem Essen war es sehr spät geworden, Zeit es sich im Schlafsack etwas gemütlich zu machen, aber dieser entpuppte sich als kleiner, als er vorher ausgesehen hatte.

„Machen sie sich doch nicht so dick, Mulder. Ich hab überhaupt keinen Platz hier!“, nörgelte Dana und so gut es ging versuchte er es etwas bequemer für sie zu machen, aber wirklich gut ging es erst, als Mulder seine Arme um Scully gelegt hatte und ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte.

So eng beieinander hatten sie niemals zuvor gelegen, aber dieses Gefühl berauschte ihn beinahe. Er sog Danas Duft tief in sich ein, das Gefühl sie zu halten würde er nie wieder vergessen und er genoss es, als Dana es sich noch etwas bequemer machte, ihren Kopf näher an seinen Hals schob und einen Arm um ihn legte.

„Mulder?“

„Hm?“

„Kennen sie sich eigentlich gut mit Sternbildern aus?“

„Mit Sternbildern, Scully? Meinen sie das jetzt astrologisch oder astronomisch?“, fragte Mulder etwas verwundert.

„Astronomisch. Dieses Abbild dort, ich weiß, dass es einen Namen hat, aber ich habe seine Bedeutung vergessen!“ Dana zeigte in eine Richtung und Mulder folgte ihrem Hinweis.

„Sie meinen den großen Wagen, Scully! Wow, ich wusste ja gar nicht, dass sie sich so für Sternenkunde interessieren. Scheint so, als hätten wir wenigstens eine Gemeinsamkeit, was?“ Dana ging nicht auf seinen kleinen Spaß ein, sondern zeigte auf ein anderes.

„Meine Güte, Scully, sie kennen sich ja gut aus. Cassiopea. Das sieht man nur ganz selten um diese Jahreszeit!“ Mulder zeigte ihr noch mehrere andere Sternenbilder und bemerkte irgendwann, dass Dana sanft an ihn gekuschelt eingeschlafen war. Na, ich bin wohl kein besonders interessanter Erzähler, was? Er lächelte, zog die Decke noch etwas höher und kuschelte sich ebenfalls ein. Danas Herz schlug ruhig und gleichmäßig gegen seine Brust und ihr Atem streifte leicht seine Wange. Ihre Hand war gegen seinen Hals gefallen und so dort mit Scully zu liegen war einfach nur überwältigend. Wenn er nur einmal diese Chance hätte, ohne so eine Zwangssituation mit Dana zusammen sein zu können. Schon seit langer Zeit wusste er, dass in seinem Herzen nur noch Platz für Scully war. Sie hatte es im Sturm erobert, was vorher noch keiner Frau gelungen war und er würde die Sterne vom Himmel holen für seine Prinzessin, wenn sie ihn nur ließe. Manchmal war er sich so unsicher, was Dana für ihn empfand. Er konnte Täterprofile erstellen ohne Probleme, meistens lag er völlig richtig damit, aber Dana war für ihn nur selten ein offenes Buch. Je näher sie sich kamen, desto breiter machte sie den Graben zwischen ihnen, als hätte sie Angst davor. Was aber, wenn sie keine Angst hatte, sondern einfach nur seine Gefühle nicht erwidern konnte? Mulder strich ihr eine widerspenstige Strähne aus den Augen, berührte für einen Augenblick Danas Wange und lächelte. Sie war die schönste Frau, die er jemals in seinen Armen gehalten hatte.

Seine letzten Gedanken galten seiner Prinzessin, bevor er ebenfalls erschöpft in einen tiefen Schlaf fiel.



Als Dana am Morgen durch die ersten Sonnenstrahlen aufwachte, brauchte sie einen Moment, um sich zu orientieren, denn schließlich wurde sie nicht jeden Tag mitten am Strand in einem Schlafsack mit Mulder wach, der sie in seinen Armen hielt. Für einen Augenblick lies sie ihren Blick auf Mulders Gesicht ruhen, um ihm etwas beim Schlafen zuzusehen. Er schlummerte friedlich vor sich hin und auf seinen Wangen zeigten sich erste dunkle Bartstoppeln, die Dana nur selten an ihm sah, aber sie musste zugeben, dass ihm das wohl stand. Unter anderen Umständen, wenn er nicht ihr Partner wäre, würde sie es sogar als sehr sexy bezeichnen, denn es stand Mulder einfach nur verdammt gut, aber es machte wenig Sinn solche Gefühle für Mulder zuzulassen, denn es würde alles verkomplizieren, alles würde sich verändern und Dana hatte Angst davor. Sie könnten keine Partner bleiben, Skinner würde einen von beiden versetzen müssen und sie wollte das Mulder einfach nicht antun. Dafür liebte er die X- Akten zu sehr. Sie waren sein Leben, er würde sie niemals aufgeben wollen und in der Wahl zwischen ihnen und ihr, hätte sie wahrscheinlich wenig Chancen, dachte Scully traurig. Was brachte es da schon ihm zu zeigen, was sie schon seit langem für ihn empfand?

Langsam und vorsichtig befreite Dana sich aus seiner Umarmung, um Mulder nicht aufzuwecken. Das Geräusch der Brandung hörte sich einfach zu verlockend an, als dass sie noch länger widerstehen konnte und solange Mulder friedlich schlummerte, war das mit dem Bad ja auch kein Problem.

Dana testete vorsichtig mit dem Fuß die Wassertemperatur und es war herrlich. Noch ein sicherer Blick in Mulders Richtung und sie konnte sich in Ruhe ausziehen.

Als sie später in die Decke gewickelt zum Lagerplatz zurückkam, reichte Mulder ihr Kaffe und eine Banane.

„Mulder? Woher....?“ platzte es aus ihr heraus und Mulde lächelte sie freudig an.

„Den Kaffee gab es im Flugzeug und die Bananen wachsen gleich hier um die Ecke“, mit seinem Finger zeigte er in die Richtung.



Weitere zwei Tage vergingen, ohne dass sie auch nur ein Suchflugzeug am Himmel sahen und langsam verlor Dana den Mut. Das Herumstreifen über die Insel hatte sie in den letzten Tagen total erschöpft, sie fühlte sich müde und einfach nur kaputt, ihre Stirn glühte und langsam drängte sich ihr der Verdacht auf, dass das nicht nur an der Hitze lag, denn sie fühlte sich irgendwie krank, was sie aber auf biegen und brechen vor Mulder geheim halten wollte, denn er machte sich schon genug Gedanken darüber, wie sie hier wegkommen könnten und sollte sich nicht noch Sorgen um sie machen.

Während sie am Morgen losgegangen waren, um wieder etwas Obst und Holz zusammenzubekommen, hatte sie sich schon die ganze Zeit sehr im Hintergrund gehalten. Scully konnte kaum noch mit Mulders Tempo Schritt halten, obwohl sie relativ langsam gingen in der Hitze, aber je länger der Fußmarsch dauerte, desto mehr verschwamm alles vor ihren Augen. Als Mulder sich umdrehte, um zu sehen, warum Dana so hinter ihm her trödelte, sah er, dass sie sich erschöpft an einen Baum gelehnt hatte und eilte besorgt zu ihr.

„Hey, Dana, alles in Ordnung? Was ist denn? Sollen wir eine Pause machen?“, fragte er voller Sorge um sie, aber Dana versuchte ihn zunächst zu beruhigen.

„Du siehst aber ganz und gar nicht aus, als sei alles in Ordnung. Du bist verdammt blass!“ Als Mulder nach ihrer Stirn tasten wollte, wehrte Dana seine Hand ab und ging an ihm vorbei. „Es geht mir gut, Mulder. Kein Grund zur Sorge! Machen sie nicht aus einer Mücken einen Elefanten, okay?“ fauchte sie gereizt und riss sich zusammen, um weitergehen zu können.

Ihr war so schwindelig, ihr Körper brannte wie Feuer und nach wenigen Schritten verlor sie die Kontrolle über ihren Körper. Mulder eilte zu ihr, als Dana vor seinen Augen zusammenbrach und beugte sich besorgt über sie, aber Scully war völlig weggetreten. So schnell es ging trug er sie zum Lagerplatz zurück, legte sie in den Schatten und fühlte sich so hilflos wie noch nie. Danas Körper glühte förmlich, sie musste definitiv Fieber haben, aber es gab so wenig, dass er für sie tun konnte, um ihr zu helfen. Das einzige, was er tun konnte, war ihren Körper zu kühlen mit kalten Umschlägen, aber er fürchtete, dass es in Anbetracht ihres Zustandes nur ein Tropfen auf den heißen Stein war. Gegen Abend kam Dana langsam zu sich, ohne dass Mulder es zunächst bemerkt hatte, bis er ihre leise Stimme seinen Namen sagen hörte.

„Dana? Oh Gott sei Dank, ich hatte solche Angst, du wachst nie mehr auf! Was ist denn nur los mit dir?“, fragte er besorgt.

„Mir ist so schlecht und mir ist so kalt!“, jammerte Scully und Mulder holte den Schlafsack, um sie zu wärmen.

„Besser? Dana, du hast Fieber. Ich weiß nicht wie hoch, aber es muss sehr hoch sein. Ich weiß nicht, was ich für dich tun kann. Bitte, du bist Ärztin, was kann das denn sein?“ Dana zittert noch immer trotz des Schlafsackes. Ihr wurde einfach nicht warm.

„Ich weiß nicht, was dass ist. Von den Symptomen her, würde ich sagen Malaria, aber ich bin dagegen geimpft. Es ist eigentlich nicht möglich“. Mulder sah sie besorgt an. Es ging ihr nicht gut. Wenn das Fieber steigen würde, müsste er hilflos zusehen, wie Dana stirbt und wenn es Malaria war, dann würde das Fieber steigen. Vorsichtig brachte er Scully dazu ein paar Schlucke Wasser zu trinken, aber gegen einen Happen Obst wehrte sie sich standhaft. Als die Nacht hereinbrach, schlüpfte Mulder mit in den Schlafsack, um Dana besser wärmen zu können, denn sie zitterte noch immer heftig. Er hatte Steine vom Lagerfeuer genommen und sie außen an den Stoff gelegt, damit es einfachwärmer wurde, aber gegen den Schüttelfrost hatte er keine Chance. Von Zeit zu Zeit schlummerte Dana kurz ein, aber die meiste Zeit lag sie wach in seinen Armen. Noch nie in seinem Leben hatte Mulder mehr Angst gehabt, weil er zuvor niemals so hilflos war. Er streichelte Danas Stirn, über ihre Wange und erschrak fast, als sie leise flüsterte, dass die Sterne wunderschön seien, denn ihre Stimme klang mehr als schwach.

Vorsichtig beugte er sich über Dana, um ihr besser in die Augen blicken zu können, aber dieses Mal waren sie so furchtbar glasig vom Fieber, als sei all das wunderschöne Blau verblasst.

„Ja, sie sind wunderschön, du hast Recht und du wirst sie noch viele Male sehen können, Dana! Du musst durchhalten, bitte. Bitte, ich brauche dich!“, flüsterte Mulder leise und Danas Hand glitt schwach herauf an seine Wange.

„Das hast du schon mal gesagt, aber es ist nicht wahr! Du schaffst das mit den X-Akten auch so, glaub mir!“, antwortete Dana und verlor sich in seinen Augen. Sie könnte Stunden lang in seine Augen sehen, die sie manchmal so liebevoll anblickten, so liebevoll wie in diesem Moment.

„Dana, du verstehst mich nicht! Die X-Akten waren lange Zeit das einzig Wichtige in meinem Leben, aber dann habe ich dich kennen gelernt. Ich habe dir die Pest an den Hals gewünscht in den ersten Stunden unserer Zusammenarbeit, aber du hast meinem Leben einen anderen Sinn gegeben. Ich brauche dich, weil ich mich schon vor langer Zeit in dich verliebt habe. Ich brauche dich mehr als alles andere, glaub mir!“ Dana lächelte mühsam, streichelte sanft über seine Wange, ließ seine Worte nachwirken und genoss es in seinen Armen zu liegen. Wenn es ihr schon so dreckig ging, dann wollte sie wenigstens in den Armen des Mannes liegen, für den ihr Herz so heftig schlug.

„Du musst durchhalten, Dana. Es gibt so viele Dinge, die ich mit dir erleben möchte. Ich liebe dich!“ Mulder beugte sich vorsichtig herunter, um Dana zu küssen, aber sie stemmte ihre Arme gegen seine Schultern und Mulder sah sie traurig an. Er sehnte sich so sehr danach sie zu küssen.

„Nicht! Bitte glaub mir, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass du mich küsst, aber ich... ich will dich nicht anstecken, für den Fall das es ansteckend ist. Ich will nicht Schuld daran sein, wenn es dir schlecht geht, denn dazu liebe ich dich viel zu sehr“. Mulder glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Er lächelte glücklich, streichelte Dana zärtlich und betete inständig, dass Hilfe käme. „Versuch zu schlafen, Prinzessin. Der Schlaf wird dir gut tun!“, flüsterte Mulder leise in ihr Ohr und Danas Antwort erschreckte ihn mehr als alles andere.

„Ich will nicht schlafen. Ich habe Angst, dass ich dich nie wieder ansehen kann, wenn ich jetzt meine Augen schließe!“, entgegnete Dana schwach.

„Du wirst mich noch so oft sehen, dass du bald die Nase voll von mir hast“, versuchte Mulder zu scherzen. „Vertrau mir, Dana!“ und langsam schloss sie ihre Augen, bis der Schlaf sie überkam und Dana ins Reich der Träume glitt.



Wunderschöne Träume! Sie waren perfekt! Sie träumte von Mulder und nur ungern wollte Dana damit aufhören, aber im Hintergrund wurde ein undefinierbares Geräusch immer lauter.



„Sprechen sie mit ihr. Sie wacht langsam auf. Noch ein bisschen und wir haben sie wieder, Mr. Mulder“, forderte Dr. Meyer und wieder und wieder flüsterte er Danas Namen. Er sagte all das, was ihm gerade in den Sinn kam, egal wer auch immer gerade zuhörte, denn er wollte nichts mehr, als dass Dana endlich aufwachte. Seit elf Tagen war sie nun schon bewusstlos und er war so nah dran, sie zurückzubekommen.

Danas Puls nahm langsam wieder etwas zu und das Geräusch, das sie hörte, war gar kein Geräusch. Es war ihr Name. Jemand sagte immer wieder ihren Namen und nach einem Moment erkannte sie sogar diese Stimme.

Dana hustete etwas und drehte ihren Kopf in die Richtung, woher diese vertraute Stimme kam. Sie war wieder wach und sich nun ganz sicher, wer mit ihr sprach, auch wenn sie ihre Augen noch nicht geöffnet hatte.

„Fox“. Danas Stimme war noch leise und schwach, aber Mulder hätte ihr auch von den Lippen ablesen können, so sehr wartete er auf eine Reaktion von ihr.

Sein Herz schlug Purzelbäume vor Freunde und sanft streichelte Dana über seine Hand, die ihre hielt und öffnete dann lächelnd ihre Augen. Mulder war vor Freunde völlig überwältigt und küsste Dana sanft auf den Mund, was die einzige Reaktion war, zu der er in diesem Moment fähig war.

„Ich liebe dich, Prinzessin“, flüsterte er leise, streichelte ihr Gesicht und Dana erwiderte seinen Kuss, schwach, aber sehr liebevoll!

„Ich hab von dir geträumt.“

„Ach ja? Und war es ein guter Traum?“, wollte Mulder wissen.

„Hhm, kann man wohl sagen“, flüsterte sie und streckte sich noch einmal ihm, seine Lippen suchend entgegen.

„Wie bin ich hierher gekommen, Fox?“ Dana wunderte sich etwas, denn das letzte, woran sie sich erinnern konnte, war dass sie auf dieser Insel festsaßen und es ihr miserabel ging.

„Das ist eine lange Geschichte. Wir hatten unheimliches Glück, aber du solltest dich jetzt erst mal ausruhen und wenn es dir besser geht, erzähle ich dir, wie wir heimkamen und du erzählst mir deinen Traum, ok?“ Mulder küsste Dana noch einmal zärtlich, denn erst mal brauchte sie viel Ruhe, damit sie wieder ganz gesund werden würde. Für alles andere hatten sie alle Zeit der Welt.





-ENDE-
Rezensionen