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Die Biographie des William Mulder

von SpookyJul

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Hi! Mein Name ist William. William Mulder. Früher hieß ich mal William Mulder-Scully, aber zum Glück hat Dana, meine Mom, dann doch den Namen von Dad angenommen! Mulder allein ist ja schon beknackt genug!



Ich glaube, ich stelle mich erst mal vor. Wie schon gesagt ist mein Name William. Ich wurde ausgerechnet mit diesem spießigen Namen gestraft, weil ich „etwas ganz Besonderes bin“. Na ja. Auf jeden Fall hat so gut wie jedes männliche Familienmitglied in unsrer Linie irgendwo den Namen William enthalten. Echt belastend so was, aber zum Glück nennen mich meine Freunde nur Liam oder Big M (M von Mulder und Big, weil ich ironischer Weise der kleinste aus meinem Freundeskreis bin). Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.



Ich bin 12 Jahre alt und gehe in die sechste Klasse. Die Schule, die ich besuche, ist mindestens zehn Kilometer von zu Hause entfernt. Das ist echt toll, weil mein Dad mich früh immer mitnimmt und ich nicht, wie die anderen, mit dem Fahrrad oder dem Bus fahren muss.



Mein Lieblingsfach ist Geschichte, aber das ist mein Geheimnis. Soll doch niemand wissen, dass ich auf das langweiligste Fach abfahre. Aber Sport ist auch okay. Früher haben Dad und ich immer zusammen Basketball gespielt, und vielleicht, wenn ich weiter fleissig übe, werde ich sogar in die Schulmannschaft

aufgenommen.



Meinen Dad nenne ich eigentlich immer Dad, weil sich Fox echt beschränkt anhört, aber meine Mom nenne ich auch ab und zu Dana. Der Name ist eigentlich ganz schön und in Gegenwart meiner Kumpels ist es ja auch etwas peinlich seine Mutter „Mom“ zu rufen. Da kommt der richtige Vorname einfach cooler.



Früher glaubte ich immer, dass der schlimmste Tag in meinem Leben der Tag war, an dem meine Schwester Melissa geboren wurde (das hat sich jetzt aber geändert, mehr dazu später).



Damals war ich vier Jahre alt. Mit zweitem Namen nannte man sie Samantha. Melissa war der Name meiner Tante Nummer 1, der Schwester meiner Mom, und Samantha war der Name meiner Tante Nummer 2, der Schwester meines Dads. Beide sind schon lange tot. Ich nenne Melissa immer Mel oder einfach Lisa.



Für manche mag das ungewöhnlich klingen, aber Melissa hat es echt drauf! Sie ist jetzt zwar erst acht, aber dafür echt schlau und clever, deswegen hat sie mich an Lisa Simpson erinnert. Ihr wisst schon, die kleine Streberin mit dem orangen Kleid aus „Amerikas beliebtester Zeichentricksendung“!



Na ja, auf jeden Fall haben Mom und Dad sich anfangs fasst nur ausschließlich um Lisa-Mel gekümmert, was mich ziemlich angekotzt hat und was ich ihnen, wenn ich wütend bin, auch heute noch manchmal übel nehme (ist aber eher selten der Fall). Irgendwann, als ich sechs war, habe ich dann aus Protest

die Vorhänge im Wohnzimmer „gekürzt“ und das Waschbecken überlaufen lassen, und da hat meine Mom mich auf den Schoß genommen und mir erzählt, dass sie mich nie, nie, niemals vernachlässigen oder benachteiligen würde. Sie hat mir erzählt, dass sie sich damals schon lange ein Kind gewünscht hatte, aber sie eigentlich keine Kinder bekommen konnte (das hat einen medizinischen Grund, da bin ich mir sicher). Als sie dann mit mir schwanger war, war es für sie „der Himmel auf Erden“. Sie meinte, dass sie jeden Tag genossen

habe. Außerdem bin ich, nach ihren Berichten, bei meiner Geburt sogar in Gefahr gewesen, warum, weiß ich immer noch nicht so ganz („Dafür bist du noch zu jung, Schatz.“ ) Pha!



Seit dem Tag finde ich Lisa ganz okay.



Manchmal war sie echt cool drauf. Zum Beispiel hat sie letztens eine Maus mit nach Hause gebracht, obwohl es Dana ihr und mir strengstens verboten hat, irgendwann mal ein Tier anzuschleppen. Sie hat sie auf dem Dachboden versteckt gehalten. Ich habe ihr versprochen, unseren Eltern nichts zu verraten und im Gegenzug muss sie mir dafür ein Drittel ihrer Süßigkeiten abgeben. Wir leben sozusagen symbolisch.



Auf jeden Fall hat sie eines Tages ne weitere Maus an Land gezogen. Leider, wie sich herausstellte, waren die beiden, Snowball und Bender getauft, nicht gleichgeschlechtlich und so waren sie nach ein paar Wochen zu acht. Wir ließen die Familie dann in ein größeres „Haus“ umziehen. Als wir dann eines Tages nach der Schule zu Hause ankamen, erwartete Mom uns schon. Sie sagte nichts, sondern holte hinter ihrem Rücken einen kleinen Karton in die Höhe. Lisa und ich wusste schon, was uns erwartet. Dana öffnete den Karton und darin war Gustav, die kleinste Maus von allen. Ich schluckte, und Mann, ich hatte verdammt Bammel. Ich konnte mir also Fernsehen, Computer, die Nachmittage mit meinen Kumpels und Kumpelinnen abschminken. Aber Lisa war irgendwie ganz gelassen (aber ich glaube, sie hatte auch Angst, nur sie kann es sehr gut verstecken, wie ich schon oft bemerkt habe); sie klimperte nur unschuldig mit ihren Wimpern und hauchte irgendwelche Ausflüchte und Entschuldigungen.



Ich hatte schon befürchtet, dass Mom nicht weich werden würde und nahm an, dass Lisa mich jeden Moment verpfeifen würde.



Aber das tat sie nicht und nahm alle Schuld auf sich!



Tja, ich mag meine Schwester eigentlich doch. Nur zu Info, wen's interessiert: Mom hat uns beiden trotzdem Internet-, Fernseh- und Haus-Verlass-Verbot gegeben, Lisa bekam zwei Wochen und ich drei, weil Dana meinte, dass ich der ältere bin und die Verantwortung hätte übernehmen müssen! Mist!



Das ist auch der Grund, warum ich sozusagen meine Biographie schreibe. Ich sitze auf meinem Zimmer und falle vor Langeweile fast vom Stuhl. Dad hat mir dann eines Abends ein Buch gebracht, aber als ich anfangen wollte zu lesen, stellte ich mit Schrecken fest, dass die Seite alle leer waren.



Also habe ich angefangen mein Leben aufzuzeichnen. Man könnte auch sagen, ich schreibe Tagebuch, aber das klingt schwul, schließlich machen das ja nur Mädchen.



Wo wir schon beim Thema sind. Ich dachte immer, dass mein bester Freund Karl auch mein bester Freund IST. Aber dem war nicht so. Dieser Verräter. Wir haben uns bei Lagerfeuer im Garten, Marshmellows aus der Tüte und der neusten Ausgabe von Superman Comics geschworen, nie etwas mit einer Frau anzufangen. Und dann, eines entsetzlichen Tages (ich glaube, dass war der Zweit-Schrecklichste-Tag in meinem Leben) sah ich Karl mit einem Mädchen. HAND IN HAND!



Furchtbar.



Sie heißt Elena, kommt aus Deutschland und ist sozusagen Exotin in unserer Klasse. Ihr Englisch ist scheiße, aber ihre Haare sind schön (Karl sagt immer: „Und ihre Haare! Hast du mal an ihren Haare geschnuppert? Sie benutzt deutsches Shampoo und sie riechen immer nach roten Gummibärchen!“). Aber das ist noch lange kein Grund, gleich mit ihr Händchen zu halten! Seitdem ist mit Karl nix mehr los und er denkt nur noch an SIE.



Mein Dad hat gelacht und gesagt, dass ich auch einmal so handeln werde. Er muss sich irren, denn ich werde mich weiterhin an den Schwur halten (ICH schon!). Mein Dad hat auch gesagt, dass Mädchen gar nicht so übel sind, wenn man sie näher betrachtet. Er meint, dass Mom das Beste ist, was ihm passieren konnte. Und schließlich ist sie ja auch eine weibliche Person. Und dann ist er wieder ins Schwärmen verfallen, und ich hab mich verdrückt!



Langsam kann ich es nicht mehr mitanhören! Sie benehmen sich, als wären sie immer noch frisch verliebt! Besonders in der Öffentlichkeit kennen sie keine Privatsphäre. Sie knutschen und kuscheln an den unmöglichsten Plätzen. Ich laufe dann immer drei bis sechs (kommt darauf an, wie sie sich benehmen) Meter hinter ihnen und tue so, als gehöre ich nicht zu dieser Familie.



Meine Eltern kenne sich schon echt lang, aber verheiratet sind sie erst, seit ich zwei bin. Ich bin sozusagen unehelich! Cooooool!



Früher waren sie Partner beim FBI! Schon wieder: Cooooool! Ich habe immer etwas zu angeben. Nicht das gewöhnliche Gelaber: „Mein Daddy arbeitet im Atomkraftwerk“ oder „Meine Mommy ist Krankenschwester in einem ganz großen Krankenhaus“, sondern „Meine Eltern sind Bundesagenten und wenn du mich nicht in Ruhe lässt, legen sie eine neue Akte an!“. Mann, das verleiht echt Respekt!



Noch früher war meine Mom Ärztin. Das ist auch cool. Einmal habe ich mit ihr eine Arztserie geschaut, irgend so ein billiger Abklatsch von „Emergency Room“ auf einem Sender, der gaaanz weit hinten auf der Programmliste steht, und dort haben sie gerade einen Patienten mit Schusswunden behandelt. Aber es war nicht sehr entspannend, denn Mom hat die ganze Zeit versucht, den Ärzten Tipps zu geben und regte sich ständig auf, dass sie immer das Falsche machten und dass man doch mal an die Macher würde. Am Ende hat der Patient doch überlebt und meine Mom ist fast an die Decke gegangen.

Normalerweise regt sie sich nie so auf. Sie ist immer die Ruhe in Person.

Lisa hat das wahrscheinlich geerbt, denn letzten Sommer ist sie aus dem ersten Stock in die hohe Hecke neben unserem Haus gefallen. Jeder hat den Atem angehalten und ich hatte, ja ich geb's ja zu, megamäßig Schiss. Aber was macht Lisa? Sie kämpfte sich aus dem Geäst, sagte einmal „Autsch“ und spielte weiter Ball.

Wo war ich stehen geblieben?



Ach ja, bei der Charakterisierung von Mom. Wie schon gesagt: Sie ist ruhig, ausgeglichen und extrem schlagfertig. Jede Diskussion, ist sie auch noch so trivial (das Wort habe ich aus dem Fremdwörterbuch von ihr), ist sinnlos, wenn man gegen sie antritt. Ich mag meine Mom, aber wenn sie sich komisch benimmt, dann mache ich mir Sorgen, auch wenn ich es nicht zugeben will. Sie ist in drei Fällen komisch (jedenfalls habe ich diese drei Fälle schon erlebt).



1. Wenn jemand das Thema Paranormales anschneidet. Dann wird sie immer so nachdenklich und redet dann auch manchmal mit Dad so leise und mit so vielen komplexen (auch aus dem Wörterbuch) Wörtern, dass man meint, sie sprechen Französisch. Dann mag ich sie nicht. Sie verheimlichen mir etwas und schließen mich aus! Das ist eine Verschwörung!



2. Ich weiß, dass meine Mom Krebs hatte. Letztens waren wir im Krankenhaus, weil Mom häufiger Nasenbluten und Kopfschmerzen hatte. Sie war die ganze Zeit völlig fertig und aufgelöst und manchmal, wenn ich von der Schule kam, lag sie einfach nur auf der Couch und war zu kaputt, um Essen zu machen. Da habe ich mir echt Sorgen gemacht. Aber zum Glück war alles in Ordnung und die Symptome waren nur stressbedingt (ich schnappe so ziemlich jedes Wort auf, dass nicht in den umgangssprachlichen Bereich gehört). Mann, ich war vielleicht froh! Und Dad erst! Danach sind wir sogar auf Dads Wunsch zu McDonalds gegangen.



3. Ich mag Dana nicht, wenn sie mit Dad so rumturtelt. Manchmal nennen sie sich aus Scherz oder auch vielleicht aus Gewohnheit beim Nachnamen – also Mulder oder Scully. Dann lachen sie immer wie blöd und kitzeln und kabbeln sich und das ist nun wirklich mehr als unangenehm. Ich dachte immer, dass meine Eltern ziemlich cool und gelassen sind, aber wenn sie sich wie Teenager aufführen, dann fühle ich mich sehr suspekt.



Früher sind sie häufiger dann auch im Schlafzimmer verschwunden und ich dachte immer, sie wollen heimlich fernsehen und mich nicht dabei haben. Aber heute weiß ich es besser und – mein Gott – mir ist es zu peinlich um weiter darüber zu schreiben. Auf jeden Fall muss ich dann immer zu Karl oder früher ins Bett.



Aber der Vorteil hat die ganze Geschichte auch: denn, am „Morgen danach“ (uah, mich schaudert) sind sie super drauf und ich kann Mom dazu überreden, mir Schokocreme aufs Brot zu machen (normalerweise ist mit ihr darüber nicht zu sprechen, denn sie steht mehr so auf gesundes Biozeugs – Salat, Gurken, Gemüseaufstrich, Vollkornbrot und für "den kleinen Snack zwischendurch": Dinkelcracker. Dad hat zum Glück immer ein paar Dollar locker).



So. Da ich ja noch nicht so alt bin, gibt es nicht mehr wirklich viel über mich zu erzählen. Schließlich will ich die Nachwelt ja nicht mit meinen Geschichten langweilen. Und außerdem ist Mom gerade mit Lisa einkaufen gefahren und wenn sie Lisa mitnimmt, dauert das Stunden. Dad sitzt unten und schaut Football.



Mmm, mal sehen, er hat ja nichts von Verboten gesagt... ich denke, ich werde mich zu ihm setzen, oder mein neues Computerspiel ausprobieren.


Maybe to be continued…
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