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Nikotin II

von Martina

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"Ich komm gleich nach", krächzte Mulder Scully nach, die jetzt auf den Weg in Skinners Büro war.

Er saß auf seinem Schreibtisch und starrte über den Rand in den Mülleimer auf die Packung Morleys. Eine könnte er doch noch schnell rauchen. Er hatte so viel bekommen, dass er sich das Nikotin bestimmt erst abgewöhnen musste.

Insgeheim wusste Mulder, dass er sich etwas vormachte, doch er ließ es sich selbst nicht anmerken, griff nach der Packung und nahm eine Zigarette heraus. Vorsichtshalber ließ er die Packung wieder in den Papierkorb fallen, falls Scully ihn oberflächlich kontrollieren wollte. Bei einem prüfenden Blick würde die Packung durch den Verlust der Folie durchfallen und er auffliegen. Er rauchte die Zigarette schnell zu ende. Eine große Wirkung des Nikotins merkte er nicht. Vermutlich war zu wenig davon darin enthalten. Die Kippe warf er in eine leere Schublade und ging zu Skinner.

Scully hatte gleich mit der Stirn gerunzelt als er an ihr vorbei ging. Sie musste eine wirklich feine Nase haben. Nach der Besprechung ging sie in Richtung seines Büros. Er folgte ihr. Sie trat ein, warf einen kurzen Blick in den Papierkorb und ging auf ihn zu.

"Was?", fragte Mulder scheinheilig.

"Kommen Sie mal her", sagte Scully provozierend und schritt weiter auf ihn zu. Mulder blieb tapfer stehen und wich nicht zurück. Sie hatte ihn sowieso schon erwischt. Scully stand unmittelbar vor ihm, trat aber noch näher und stellte sich einwenig auf ihre Zehenspitzen.

"Mulder?", fragte sie das Gesicht verziehend und schnupperte weiter an seinem Gesicht. Mulder schaute ihr direkt in die Augen und lächelte. Als sich ihre Blicke trafen, wurde von beiden der Puls höher, doch Scully ließ sich nicht beirren und unterdrückte diese aufkommende Spannung.

"Mulder, haben Sie doch geraucht?", fragte sie, trat zwei Schritte von ihm weg und betrachtete ihn prüfend.

Mulder rieb sich den Nacken und suchte fieberhaft nach eine Ausrede.

"Nun ja..." Widerstand war zwecklos. "Nur eine. Ich wollte nur mal sehen, wie die Wirkung ist."

Ungläubig schaute Scully zu ihm, auf so etwas fielen nur Teenager unter dem Gesichtspunkt "cool-sein" herein.

"Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst?"

"Was soll ich sagen?" Mulder zuckte die Schultern.

"Mulder, ich verbiete Ihnen zu rauchen. Sie sind sehr suchtgefährdet und nur diese eine Zigarette könnte Sie schon beeinflusst haben."

~*~

Mulder saß auf seiner Couch und schaute fern. Er atmete tief ein, jetzt nach der dritten Zigarette spürte er endlich das Nikotin durch seine Adern fließen. Sterben muss man früher oder später, dachte er sich.

Er verdrängte sein Gewissen, dass antwortete: "Typische Ausflüchte von einem Süchtigen!"

~*~

Es war Freitagmorgen. Mulder schaute in Scullys Büro vorbei.

"Schauen Sie mal, ich hab Post von Morleys!", begrüßte er sie und winkte mit einem Briefumschlag. Es war ein einfacher Vorwand um sie zu besuchen. Scully saß an ihrem Schreibtisch und erledigte den üblichen Papierkram. Mulder und sie sollten jeder noch einen einzelnen Bericht des Morley-Falls schreiben. Sie hatte noch nicht angefangen und sie bezweifelte stark, dass Mulder schon begonnen hatte.

"Haben Sie schon angefangen...", Scully unterbrach sich. Mulder war weiter zu ihrem Schreibtisch gekommen und es roch stark nach Zigarette. Sie stand auf und näherte sich ihm. Einen Schritt vor ihm blieb sie stehen und rümpfte die Nase.

"Mulder, Sie haben geraucht", sagte sie bestimmt.

Mulder schluckte. Scully mochte keine Raucher. Er nickte.

"Sie stinken drei Meilen gegen den Wind. Rauchen Sie jetzt auch schon in Ihrem Büro?"

Mulder wusste, dass er nur die falsche Antwort parat hatte.

"Ähm..."

"Sagen Sie bitte, dass das nicht wahr ist."

"Bitte, dass das nicht wahr ist", witzelte Mulder. Er sah keinen anderen Ausweg.

"Ich meine es ernst, Mulder." Und der Ausweg entpuppte sich auch als Sackgasse. "Es scheint als wären Sie schon abhängig."

"Ich finde das gar nicht mehr so schlimm."

"Ich schon."

"Ist aber mein Leben."

"Ach so, dass war quasi das Versprechen, dass Sie in meiner Gegenwart, in meinem Leben nicht rauchen oder was?", fragte sie scharf.

"Ich weiß Ihnen gefällt das nicht, aber das ist nur so eine Phase."

Sie lachte abfällig. "Klar!"

"Scully, nun nehmen Sie mir das doch nicht so übel."

"Sie wissen was ich vom Rauchen halte."

"Nicht viel."

"Genau. Und vor allem halte ich nichts davon, wenn es genau in meiner unmittelbaren Umgebung geschieht."

"Dann werde ich nicht in Ihrer Gegenwart rauchen."

"Sie riechen trotzdem danach."

"Dann werde ich mich ständig total einparfümieren, wenn ich zu Ihnen komme", grinsend verließ er ihr Büro. Sie warf ihm ein angeekeltes Lächeln zu.

~*~

Sie saßen im Auto. Nachdem sie zwei Stunden in einer Besprechung gebrütet hatten, wurden sie auf den Weg zu einer spontanen Inspektion eines alten Bauernhofs geschickt. Jetzt waren sie auf den Rückweg. Sechs Stunden waren seit Ende der Besprechung vergangen. Es war kurz nach neunzehn Uhr. Mulder fuhr. Er sah auf seine Uhr. Seit zehn Stunden hatte er seine Zigaretten nicht angerührt. Er hatte nicht gewusst, wie hart es sein würde das Versprechen gegenüber Scully zu halten. Er verbrachte viel Zeit mit ihr. Er konnte die Zigaretten in seinem Jackett förmlich riechen. Sein Herz schlug gegen die Brusttasche. Er versuchte tief durchzuatmen. Sie waren schon in Washington.

Plötzlich musste er hart bremsen, weil ein Idiot vor ihm sich zu spät für eine Abfahrt entschieden hatte. Es war nichts passiert, außer das eine Zigarettenpackung in einem Fach des Wagens zum Vorschein kam. Mulder schluckte. Er hielt das nicht aus. Scully würde es ja nicht lang aushalten müssen. Er griff zur Packung und zog eine Zigarette heraus und legte sie zwischen seine Lippen.

"Mulder, Sie wollen doch wohl nicht rauchen?"

"Sie müssen es ja nicht lange aushalten."

"Wenn Sie die anzünden, steig ich aus."

"Scully", bettelte Mulder doch ihr Blick war unmissverständlich. Er behielt die Zigarette in der Hand.

~*~

Zwölf Minuten später stieg Scully aus. Mulder zündete sich sobald die Tür zu war die Zigarette an. Scully sah es und stieg sofort wieder ein.

"Okay, ich komm noch auf ein Bier mit zu Ihnen", grinste sie. Sie wollte testen wie viel ihm das Rauchen bedeutete. "Würden Sie bitte den Qualmstengel ausmachen?"

"Ich hab Sie gar nicht eingeladen, Scully." Er nahm einen Zug und warf den Glimmstengel widerwillig aus dem Fenster. Ein Zug reichte nicht, dass machte ihn nur noch kribbeliger. "Heute passt es mir gar nicht gut."

"Okay", sagte Scully und stieg aus. "Dann bis morgen."

"Bis morgen", brummte Mulder. Eine Zigarette weggeworfen, verschwendet, nur wegen ihr. Er fuhr erst von der Auffahrt und nahm dann die nächste Zigarette. Er bemerkte nicht, dass Scully nicht ins Apartmenthaus ging, sondern draußen stehen blieb. Als er von der Auffahrt fuhr, hielt sie sich ein Taxi an.

~*~

"Rauchen? Mulder? Niemals!"

"Langly, er wurde schon süchtig, als wir ihm Nikotin als Gegenmaßnahme spritzten. Und durch die viele Werbung etc. konnte er der Versuchung nicht widerstehen", antwortete Scully. "Er kann im Prinzip nichts dafür."

"Und darum schlagen Sie die Extreme vor? Zwei Tage ohne Nikotin?", fragte Frohike.

"Nein, ich werde Nikotin-Pflaster besorgen, zwei Tage ohne eine Zigarette zu rauchen."

"Ich find’s gut", schloss Byers.

Die anderen zwei der Lone Gunmen nickten zustimmend.

~*~

Die Lone Gunmen standen vor Mulders Apartmenttür. Es war sieben Uhr dreißig. Frohike klopfte. "Mulder aufstehen!", rief Langly, der ein Reisetasche trug.

"Was?", fragte Mulder und stand in der Tür. Er hatte sich bereits angezogen und hielt eine Zigarette und seine Krawatte in seiner Hand.

"Wir müssen dir unbedingt was zeigen", verriet Byers geheimnisvoll. Die Drei drängten in sein Apartment. Es roch nach Zigaretten. Auf dem Tisch sahen sie einen vollen Aschenbecher.

"Denkst du nicht, dass du zu viel rauchst?", fragte Byers.

Frohike kam Mulder mit der Antwort zuvor: "Lass ihn doch. Erst mal die Sache."

"Was für eine Sache?", fragte Mulder.

Langly, der in die Küche gegangen war, kam ohne die Tasche, aber mit einem Stuhl zurück und stellte ihn neben dem Tisch.

"Setz dich", forderte Byers Mulder auf.

"Wieso?", fragte Mulder.

"Wir wollen dir was zeigen. Unser neustes Projekt", grinste Froike.

Mulder setzte sich. Alle drei holten extrem reißfestes Isolierklebeband und fingen an Mulder an den Handgelenken und Knöcheln an den Holzstuhl zu binden.

"Hey..."

"Das gehört dazu", sagte Langly und drückte ihn zurück auf den Stuhl.

Mulder zuckte die Schultern. "Wenn’s nicht so lange dauert."

Byers band seinen letzten freien Arm an den Stuhl, Langly betrachtete ihn schmunzelnd und Frohike ging in den Flur hinaus. "Fertig!", rief er.

Mulder wartete gespannt. Frohike betrat mit Scully den Raum.

"Scully? Sagt mal Jungs, was ist euer neues Projekt?", fragte Mulder zweifelnd.

"Entzug", sagte Langly.

"Scully, dass können Sie nicht machen", knurrte Mulder.

~*~

Die Lone Gunmen hatten sich um halb neun Uhr verdrückt.

Scully ging durch seine Wohnung und suchte überall nach Zigaretten und Feuerzeugen. Mulder hatte sich geweigert ihr zu sagen, wo er alles versteckte.

Es klopfte an der Außentür. Scully öffnete. Es war Frohike, der Scully irgend etwas gab. "Das waren die Stärksten."

"Danke, Frohike." Der kleine, dickere Mann grinste und verschwand.

Scully drehte sich um und zeigte Mulder ein Päckchen. "Ihr Nikotin zum Abgewöhnen, Mulder."

"Nikotin Pflaster?", fragte Mulder.

"Mulder, es ist nur zu Ihrem Besten", sagte Scully fast verzweifelt und las die Packungsbeilage schnell durch.

"Klar!", sagte er ironisch. "Was stört Sie denn so ungemein am Rauchen, wenn ich nicht in Ihrer Nähe rauche."

Scully sah auf, sie hatte das Wichtigste gelesen und kam auf ihn zu.

"Rauchen ist ungesund. Krebs ist nicht witzig", sagte sie matt, ohne Wut in der Stimme, aber gefüllt mit Enttäuschung. "Außerdem stinken Sie danach", antwortete sie.

"Dann müssen Sie nicht immer so nah bei mir sein!", erwiderte er böse.

Scully stoppte. Sie sah ihm direkt in die Augen. Der Kommentar hatte weh getan. Sie ließ die Packung sinken. Er wollte, dass sie wegging. Raus aus dem Apartment, aus seiner Nähe. Aus seinem Leben?, fragte sie sich.

Mulder merkte, dass er sie verletzt hatte. Er konnte auch nur immer alles falsch machen. Aber er war wütend, er kochte förmlich. Doch es zerriss ihm das Herz, sie so zu sehen.

"Scheiße Scully!", rief er zwischen Wut und schlechtem Gewissen. "Sie wissen, dass ich das nicht sagen wollte!", entschuldigte er sich.

Scully atmete tief durch. Okay, dass war eine Entschuldigung, sie nahm sie wortlos an, kam auf ihn zu und knöpfte sein Hemd auf.

"Es ist kalt. Können Sie nicht wenigstens die Fenster schließen?"

"Erst wenn dieser Gestank draußen ist."

Eine Gänsehaut bildete sich auf Mulders Brust, die sich durch das herunter ziehen des Hemdes an seiner rechten Schulter noch verstärkte. Scully klebte ihm ein großes, rundes Pflaster auf seinem Oberarm. Beide unterdrückten den Gedanken, wie es gewesen wäre ohne diese verärgerte Spannung zwischen ihnen. Scully knöpfte sein Hemd zu und warf ihm eine Decke über die Schultern.

"Das waren die Stärksten die Frohike bekommen konnte. Damit werden Sie es hoffentlich schaffen." Scully setzte sich ihm gegenüber ins Sofa.

"Was ist, wenn ich es gar nicht schaffen will?", fragte er verbissen.

Doch Scully schaute ihn nur betrübt an, ohne zu antworten. Mulder war sauer. Er war gefesselt. Sie nahm ihm die Freiheit und das nicht nur unter dem Aspekt des Rauchens. Warum mischte sie sich überhaupt ein?

Er wusste, dass es nicht so weiter gehen konnte. Außerdem drückte seine Blase. Ein Frühstück hatte er demonstrativ verweigert. Sein Magen knurrte. Nun saß er schon viereinhalb Stunden auf diesem Stuhl. Scully hatte ihm den Fernseher angestellt.

"Wann haben Sie eigentlich vor, mich mal loszubinden?", fragte Mulder bissig.

"Wenn es nötig ist", antwortete Scully. Sie saß auf seinem Sofa und arbeitete einen kleinen Stapel Papierkram durch. Mulder merkte, dass sie versuchte ihre Stimme normal klingen zu lassen, doch er hörte heraus, dass ihr diese Situation auch nicht gefiel.

"Und wann ist es nötig?"

"Zum Frühstück wäre es nötig gewesen."

Mulder fühlte sich verarscht. Das hieß, dass sie ihn losgebunden hätte beim Frühstück.

"Jetzt ist es auch nötig, Scully", erklärte er gereizt.

Scully stand auf, holte ein Taschenmesser aus ihrer Jackentasche und schnitt das Klebeband durch. Ohne ein Wort zu sagen.

Mulder stand ebenfalls schweigend auf und ging aus dem Zimmer. Scully hatte sich wieder ihren Papieren zugewandt. Fünf Minuten später kam Mulder mit einem Apfel in der Hand wieder. Scully sah auf. Er ließ sich erleichtert in den Sessel fallen. Scully schob ihm einen Stapel Papiere zu.

"Zeit zu arbeiten." Mulder blickte auf die Formulare. Es war tatsächlich Arbeit aus seinem Büro.

Mulder blickte von seinem Antragsformular zu Scully auf. Senkte aber wieder den Blick. Schüttelte einmal leicht seinen Kopf und guckte wieder hoch. Scully schaute auch auf, ihm direkt in die Augen.

"Wann bekomm ich denn wieder eine Dosis? Ich glaub, dass Pflaster hat aufgegeben", fragte er. Es kribbelte in ihm, er war in irgendeiner Art nervös. Er hatte große Lust auf eine Zigarette.

"Normalerweise hält ein Pflaster mindestens sechs Stunden." Beide blickten auf die Uhr. Es war ein Uhr, viereinhalb Stunden waren vergangen.

"Dann nehme ich mir ein Neues", beschloss Mulder und knöpfte sein Hemd auf. Scully beugte sich kurz über ihre Papiere, blickte dann aber wieder hoch und sah Mulder mit aufgeknöpftem Hemd an seinem rechten Arm herumfummeln.

"Mulder, ich hab Hunger. Wollen wir nicht gleich was essen gehen?", fragte Scully.

Mulders Blick wanderte von seinem Oberarm zu Scully. "Die Therapie ist also so, dass Sie mich die ganze Zeit überwachen?"

"Ja."

Eine kurze Pause entstand.

"Das muss aber nichts an meiner Einstellung ändern", spekulierte Mulder.

Scully antwortete nicht. Mulder war irritiert, dass sie ihm nicht antwortete war viel schlimmer als mit ihr zu streiten.

"Essen ist aber eine sehr gute Idee."

"Ich komm gleich wieder", sagte Scully und stand vom Tisch auf. Mulder schaute ihr nach.

~*~

Sie waren in eine Pizzeria gegangen. Am Nebentisch saß ein Raucher. Mulder schaute zu ihm rüber. Seine Zigarettenschachtel lag auf dem Tisch.

"Entschuldigen Sie, aber hätten Sie eine Zigarette für mich?", fragte Mulder höflich. Der Mann im mittleren Alter reagierte, schaute ihn an, beschloss das Mulder seriös wirkte und gab ihm eine Zigarette.

"Bitte sehr."

"Dankeschön. Ich werde nämlich gerade auf Entzug gestellt", erklärte Mulder und steckte die Zigarette in sein Jackett.

"Verstehe", erwiderte der Mann.

Mulder aß weiter an seiner Pizza. Ein paar Minuten später kam Scully wieder an den Tisch.

Als Mulder sein Mittagessen aufgegessen hatte entschuldigte er sich und verschwand auf die Toilette.

Er holte mit fast zitternden Händen die Zigarette aus seiner Tasche. Dann fiel ihm auf, dass er kein Feuerzeug hatte. "Shit!" Seine Sehnsucht diese Zigarette zu rauchen wurde unheimlich stark. Dann öffnete sich die Tür zur Herrentoilette und der Zigarettenspender kam herein.

"Haben Sie Feuer?", fragte Mulder sofort.

Der Mann grinste, griff in seine Hosentasche und warf Mulder ein Feuerzeug zu. Mulder öffnete ein Fenster und rauchte dort schnell seine Zigarette. Eigentlich wusste er, dass das Nikotin Pflaster ihn beruhigte, nicht diese eine lächerliche Zigarette, eigentlich...

Als er gehen wollte steckte ihm der Mann noch eine Zigarette zu.

"Aber verscherzen Sie es sich nicht bei Ihrer Tischnachbarin", grinste er.

Gemeinsam verließen sie die Toilette.

Mulder bemühte sich nicht all zu stark zu atmen, damit Scully bloß nicht von der Zigarette erfuhr. Steif setzte er sich wieder an den Tisch und rückte unauffällig seinen Stuhl noch ein wenig weiter weg von Scully.

Sie hatte es tatsächlich geschafft, er hatte fast Angst davor, dass sie vom Rauchen erfahren konnte. Aber Mulder wollte sich auch nicht vorstellen, was passieren würde, wenn sie es raus bekäme.

Scully hatte ihr Pizza auch aufgegessen.

Sie tranken beide ihre Getränke leer und Mulder bezahlte. Scully war wirklich überrascht, als Mulder dem Kellner sagte, dass er alles zusammen bezahlte. Als der Mann in schwarzweiß sich zur Kasse verkrümelte, grinste sie ihn an: "Dankeschön, Mulder. Womit hab ich das denn verdient? Ich dachte, ich strafe Sie und Sie würden mir das für ewig übel nehmen."

"Das werde ich als Geschäftsessen von der Steuer absetzten", witzelte Mulder. Er kam aber selbst ins Grübeln. Hatte er bezahlt, weil er ein schlechtes Gewissen hatte oder weil es sich gehörte, dass der Mann bezahlt?

Mulder und Scully verließen das Restaurant und nahmen ein Taxi zurück zu Mulders Wohnung.

~*~

Angekommen machten sie sich wieder an den Stapel aus Anträgen und Papieren, der sonst noch Wochen in ihren Büros verstaubt wäre.

"Ich hasse diesen Papierkram!", beschwerte sich Mulder und lehnte sich demonstrativ in seinen Sessel zurück. Jetzt eine Zigarette. Dann hatte er eine Ausrede, einen Grund, warum er sich fünf Minuten zurücklehnen durfte.

Er schaute auf seine Uhr: Es war kurz vor halb sechs. Vier Stunden trug er das Pflaster, er könnte ja die Wirkung ein wenig aufpushen mit der Zigarette, die immer noch in seinem Jackett seelenruhig schlummerte. Aber Scully würde es merken, wenn er begann in seinem Jackett, das er über den Sessel geworfen hatte, herum zu wühlen. Doch wie auf Kommando lehnte Scully sich auch zurück, atmete einmal tief durch, fuhr sich mit den Händen durch die Haare und stand auf: "Ich hol was zu trinken. Was möchten Sie?"

"Ist mir egal, irgend etwas." Scullys Stimmung war besser geworden, vermutlich weil er nicht mehr sauer auf sie war und sie dachte, dass er nicht mehr geraucht hatte. Der erste Punkt stimmte aber wirklich.

Als sie außer Sichtweite war, kramte er schnell die Zigarette aus seinem Jackett, versuchte sein Jackett wie zuvor auf den Sessel zu legen und steckte die Zigarette ...Er sah an sich rauf und runter, dann steckte er die Zigarette schnell in seine Socke und setzte sich abrupt auf. Er hörte Scully den Flur entlang gehen und im nächsten Moment stand sie im Wohnzimmer. Mulder versuchte sich wieder genervt in den Sessel zurückzulehnen. Er nahm ein Glas Orangensaft von ihr entgegen.

"Danke."

Die nächste Frage die er sich stellte: Wann sollte er die Zigarette rauchen und wo? Er nahm einen großen Schluck Saft und schaute zu Scully. Sie hatte sich auch zurückgelehnt und genoss den kalten Saft. Sie schaute auf die Uhr, es war viertel vor sechs Uhr.

"Keine anderthalb Stunden mehr, dann haben wir Feierabend."

Mulder seufzte. Noch anderthalb Stunden durch die Papiere durchackern?

"Hab ich schon erwähnt, wie sehr ich diesen Papierkram hasse?", kommentierte er fragend ihre Feststellung. Scully lächelte. Als er ihr in die Augen sah, schoss ihm eine Frage durch den Kopf; wie lange würde sie noch bleiben, ihn noch überwachen? Denn der Abend und die Nacht näherten sich.

"Stellen Sie sich nicht so an, Mulder. Das gehört zu unserem Job", antwortete sie.

Mulder nickte und trank sein Glas leer. Er beugte sich wieder über die Formalien. Die Frage ließ ihn aber nicht los.

"Scully, wann ist das Projekt "Entzug" denn abgeschlossen?", fragte er sie unbestimmter als er es vorgehabt hatte.

Sie blickte von ihren Papieren auf.

"Wenn Sie von den Zigaretten runter sind."

"So lange wollen Sie Tag und Nacht bei mir bleiben?", Ups, dass war jetzt aber doch sehr direkt, dachte er, aber was soll’s, es war ja eine berechtigte Frage.

"Ich denke, wenn Sie es zwei Tage ohne eine einzige Zigarette geschafft haben, dann kommen Sie mit den Pflastern klar. Die werde ich dann aber kontrollieren", erklärte sie den Plan.

Sie hat die Nacht ausgelassen, schoss es Mulder durch den Kopf. "Was ist mit heute Nacht, Scully, wie wollen Sie mich da überprüfen?" Mulder blieb direkt. Aber er konnte seine Augenbrauen und seine Lippen nicht kontrollieren, unwillkürlich zuckten seine Augenbrauen und seine Lippen formten ein Grinsen, dass schelmisch wirkte, weil er es versuchte zu unterdrücken. Scully musste bei dem Anblick lachen, schaute kurz zur Seite und dann wieder zu ihm.

"Heute Nacht werde ich hier bleiben und Sie auf die Couch verbannen. Damit Sie auch ja nicht auf die Idee kommen, sich Zigaretten zu kaufen."

Mulder dachte, er hätte einen logischen Fehler entdeckt. "Und wo sind Ihre Sachen?"

"In der Küche", antwortete Scully.

Mulder runzelte die Stirn, er hatte sie nicht mit einem Koffer oder einer Reisetasche... "Langly?", fragte Mulder. Ganz klar, sie hatten ihn überlistet.

Scully nickte.

Beide widmeten sich wieder ihren Formularen. Die alte Frage tauchte wieder auf. Wann und wo sollte er die Zigarette rauchen? Mulder versuchte sich auf seinen Urlaubsantrag zu konzentrieren. Sinnlos. Er wurde immer kribbeliger bei dem Gedanken, dass er eine Zigarette in der unmittelbaren Nähe hatte. Obwohl es ihm zu wenig erschien. Er fing an mit dem rechten Bein zu wackeln. Ohne es zu merken, hielt er seinen Kugelschreiber wie eine Zigarette. Scully sah auf und machte ein besorgtes Gesicht. Nicht einmal das merkte er. Als er dann den Kuli in den Mund steckte, einatmete und in einem Ordner kramte, schaute Scully zur Uhr: Sechs Uhr. Mulder trug das Pflaster seit viereinhalb Stunden. Sie stand auf, holte die Packung vom Aquarium, setzte sich wieder und hielt sie Mulder unter die Nase. Irritiert sah er auf.

"Ich kann das nicht mehr mit ansehen. Nehmen Sie ein Pflaster", sagte sie.

Mulder wurde bewusst, wie er seinen Stift hielt und wie sein Bein wackelte, nur weil er die ganze Zeit überlegte wo und wann er am besten die Zigarette rauchen konnte. Mulder zwang sich zu einem Lächeln, nahm die Packung entgegen und knöpfte sein Hemd auf. Er hatte ein schlechtes Gewissen, während er überlegt hatte, wie er sie überlisten könnte, hatte sie sich Sorgen gemacht.

Scully versuchte sich wieder zu konzentrieren. Als Mulder das Pflaster auf seinem Oberarm geklebt hatte und das alte weggeschmissen hatte, merkte er wie das Nikotin wieder in seine Blutbahnen floss. Er lehnte sich entspannt im Sessel zurück und schloss die Augen.

Scully sah ein, dass ihre Konzentration geschwunden, beziehungsweise verschwunden war und packte ihre Sachen zusammen. Sie sah zu Mulder auf und hielt kurz inne. Wie er da so saß, entspannt, die Augen geschlossen; ihre Sorgen stiegen, gleichzeitig musste sie aber lächeln, da er seit... neun Stunden keine Zigarette geraucht hatte. Neun Stunden waren sie schon zusammen. Bei diesem Gedanken fing sie schnell wieder an ihre Sachen weiter zusammen zu packen.

"Mulder, ich mach jetzt Feierabend. Ich muss Ihnen Recht geben, dass hier ist echt der letzte Dreck!"

Mulder öffnete die Augen und lächelte.

"Ich geh mich duschen, wenn Sie nichts dagegen haben."

Mulder verneinte und schaute ihr nach. Ein Gefühl der Zufriedenheit stieg in ihm auf. Das Verlangen nach der Zigarette war so gut wie weg, aber jetzt wo Scully duschen war; unwillkürlich machte die Szene von Scully unter der Dusche sich in seinem Kopf breit. Mulder schluckte, schüttelte sie ab und erinnerte sich. Jetzt, wo Scully kurz weg war könnte er die Zigarette rauchen. Er sah zum Fenster, überlegte kurz, dann stand er auf und ging darauf zu. Mulder öffnete das Fenster. Der Wind stand gut. Er hatte das Gefühl in dieser Situation grinsen zu müssen, aber irgend etwas hinderte ihn. Scully. Er schüttelte leicht den Kopf und lächelte. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Aber diese verdammte Zigarette wollte geraucht werden, musste geraucht werden. Mulder ging in die Küche, um sich Streichhölzer zu holen, die Scully nicht konfisziert hatte.

Dann stand er wieder am Fenster und atmete ein. Er bückte sich und zog die Zigarette aus seiner Socke. Das war wirklich ein gutes Versteck, die Zigarette hatte keinen Schaden genommen. Die Zigarette zwischen den Lippen, entfachte er ein Streichholz und zündete sie an. Nach dem ersten Zug merkte er, was er schon angenommen hatte, als er nur die Zigarette in seinen Mund steckte: Die Sucht. Sie war ihm bewusst. Sie war ihm schon gleich nach ihrem Beginn bewusst gewesen, aber diesmal zehrte etwas an ihm. Ein schlechtes Gewissen? Ein kleines schlechtes Gewissen. Aber Mulder hielt an der Sucht fest und rauchte die Zigarette schnell zu Ende, bevor sich das Gewissen die Konsequenzen, wenn Scully es erfahren würde, ausmalen konnte. Er warf die Kippe aus dem Fenster und schloss es. Beweis A vernichtet, sagte er sich. Die Vermutung, dass es seine Letzte gewesen war machte sich unbewusst in ihm breit. Mulder ging in die Küche und aß ein paar Chips, um seinen Mundgeruch zu neutralisieren oder auch nur zu verbessern.

~*~

Eine halbe Stunde später kam Scully aus dem Bad. Mulder hatte die Papiere in einer Ecke des Wohnzimmers verstaut und sich vor den Fernseher gelegt. Scully hatte sich andere Kleidung angezogen, statt ihrer weißen Bluse und der schwarzen, feinen Hose mit den hochhackigen Schuhen, trug sie jetzt eine Bluejeans und einen weißes, dünnes Shirt mit langen Ärmeln und dazu dicke Socken. Mulder wandte sich vom Fernseher ab zu ihr und schluckte. Eine Dusche wäre jetzt nicht schlecht, dachte er, und zwar nicht nur eine warme.

Scully fühlte sich schon viel wohler, jetzt nach der Dusche. Sie hatte sich bequeme Klamotten angezogen und ging ins Wohnzimmer. Mulder hatte aufgeräumt. Und er lag auf dem Sofa. Sie lächelte. Dann schaute er sie an. Für einen kurzen Moment schien alles stehen zu bleiben. Dann richtete sich Mulder auf.

"Ich geh mich auch mal duschen", sagte er und stand auf.

Jetzt erst merkte Scully, dass der Raum viel kälter war, als vorher. Sie blieb auf ihrem Weg zum Sessel stehen und kräuselte die Stirn.

"Hatten Sie das Fenster auf?", fragte sie.

Mulder schaute sie an. Erwischt, dachte er.

"Ja."

"Und warum?"

Mulder entschied sich für die halbe Wahrheit:

"Weil ich aus dem Fenster gesehen habe." Er zuckte mit den Schultern.

Scully ließ die Antwort durchgehen und Mulder vorbeigehen auf seinem Weg zum Badezimmer. Jetzt hatte sie wenigstens das Sofa für sich. Im Vorübergehen hoffte Mulder, dass der Wind wirklich richtig gestanden hatte und er den Qualm nicht abbekommen hatte. Er versuchte flach zu atmen, aber er musste tief einatmen. Scully roch gut.

Als er das Badezimmer betrat roch alles nach ihr, nach ihrem Shampoo und ihrer Bodylotion. Und es roch verdammt gut.

~*~

Es war jetzt halb acht. Mulder kam aus dem Bad. Er hatte sich auch eine Jeans angezogen, dazu ein schwarzes T-Shirt. Als er ins Wohnzimmer kam blieb er verdutzt in der Tür stehen.

"Scully, wollen Sie mich heiraten?", fragte er in verblüffender Ernsthaftigkeit.

Scully, die auf dem Sofa vor dem gedeckten Abendbrottisch saß und Nachrichten sah, fing an zu lachen.

Ja, sie war schnell zum Bäcker gefahren, hatte alle Reste, die zum Abendbrot geeignet waren aus Mulders Kühlschrank geholt und hatte Kaffee gemacht. Als Gegenleistung hatte er sie ja bereits zum Essen eingeladen.

Mulder fing auch an zu lachen. Wieder kam diese Zufriedenheit in ihm hoch, er wurde sogar glücklich. Was ein Lachen von Scully alles bewirken konnte. Er liebte es, wenn sie lachte. Das tat sie viel zu selten. Die letzten Jahre waren aber auch schwer für sie gewesen. Der Tod ihres Vaters, ihrer Schwester, von Emily, die Unfruchtbarkeit... so vieles Schlimmes war geschehen. Mulder wurde wieder ernst und sah Scully an. Er erinnerte sich, wie besorgt und traurig sie heute morgen noch ausgesehen hatte. Sein Gewissen trat hervor. Seit er das Essen bezahlt hatte, musste sie denken, er hatte sich beruhigt und ihre Taten verstanden und akzeptiert; was er auch durchaus tat. Gerade in diesem Moment wäre der Gedanke eine Zigarette rauchen zu wollen völlig absurd für ihn. Aber was sie auch dachte, war, dass er seit heute morgen nicht mehr geraucht hatte.

"Was ist, Mulder?", fragte sie.

Mulder schreckte aus seinen Gedanken.

"Nichts." Er lächelte, "Abendbrot find ich gut."

~*~

Neun Uhr. Seid einer halben Stunde guckten sie jetzt das Video, dass Scully mitgebracht hatte. "From Dusk Till Dawn". Mulder hatte das zuerst überrascht, dann wurde ihm jedoch klar, warum Scully den Film doch nicht so ungern sah, nicht nur wegen dem Kult, sondern auch, vielleicht sogar vielmehr der Besetzung wegen. Er hatte sich das Cover angeguckt und dann skeptisch "George Clooney?" gefragt. Als Antwort hatte sie mit der Zunge geschnalzt und konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

Ja ja ja, dachte Mulder, als er Scully von der Seite betrachtete, so hat jeder seine Schwächen. Er lächelte.

Beide saßen auf dem Sofa, vor ihnen ein Six Pack Bier. Als er sie so ansah, wurde ihm bewusst wie viel sie ihm bedeutete: Alles. Nein, viel mehr als Alles. Die X- Akten zu verlieren, wäre nicht so schlimm, wie sie zu verlieren, denn dann könnte er mit ihr um die Akten kämpfen, wie sie es schon so oft zusammen getan hatten. Wenn er also behauptete die X-Akten wären sein Leben, folgerte er, was war dann Scully für ihn? Was gab es mehr als sein Leben? Seine Seele? All seine Ängste, sein Leid, seine Liebe? Plötzlich bemerkte er, wie Scully ihn forschend direkt anschaute.

"Sie müssen auch zum Film sehen, Mulder, sonst kriegen Sie ja gar nichts mit!", sagte sie in einem meckernden Befehlston, als sie merkte, dass er aus seinen Gedanken zurück war.

"Tsch ...kay", antwortete er. Fast hätte er sich wie ein Trottel entschuldigt. Er schaute zum Fernseher und versuchte sich auf den Film zu konzentrieren.

Scullys Blick blieb aber noch an ihm hängen. Sie kräuselte die Stirn. Sie merkte, dass sie froh war. Einfach froh und zufrieden, so als ob ihr Leben genau in diesem Moment perfekt wäre. Sie lächelte. Ihr Blick ging tiefer, er sackte Zentimeter um Zentimeter an ihm hinunter. Imaginär schlug sie sich auf die Hände und auf ihr Herz, das sich beruhigen sollte, als sie seinen durchtrainierten Oberkörper bewunderte, der sich unter dem T-Shirt abzeichnete.

Böse Dana, böse Dana! Das ist dein Partner und bester Freund. Sie setzte ein Gleichheitszeichen = Tabu. Freundschaft war das Beste was es gab. Liebe zerstörte nur alles.

Von der anderen Seite ihres Ichs hörte sie: Liebe ist die tiefste Freundschaft, die es gibt. Es ist die Perfektion. Es ist das Höchste und Größte.

Sie schluckte, ihr Herz schlug schneller. Die zweite These erschien verdammt logisch. Sie wandte sich von seinem Gesicht zum Fernseher ab. George Clooney, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, saß gerade im Führerhaus des Wohnmobils und quetschte den Fahrer, Harvey Keitel, über sein Leben aus. Bald würden sie beim "Titty Twister" ankommen. Es war genau der richtig Film für Mulder und sie.

Um zehn Uhr, als George Clooney gerade mit Harvey Keitel und Juliette Lewis mitten im Gemetzel mit den Vampiren war, fing das Licht im Wohnzimmer an zu flackern und das Bild des Fernsehers verschlechterte sich zunehmend.

"Was..", begann Mulder, dann hörten sie ein kurzes Surren und saßen im Dunkeln.

"Klasse, ein Stromausfall!", kommentierte Mulder die Situation ironisch. Er sah zu Scully, nahm aber nur die schwache Silhouette ihrer Gestalt wahr. Er spürte, dass sie ihn auch ansah. Sein Herz fing an zu pochen. Weit saßen sie nicht auseinander.

"Und jetzt?", unterbrach Scully die Stille.

"Ich hab noch ein paar Kerzen", überlegte Mulder. Ihm kam gleich in den Sinn, was Kerzen für eine Atmosphäre bringen würde, "Dann können wir wenigstens was sehen.", fügte er hinzu. "Den Hausmeister anrufen wäre auch keine schlechte Idee."

Mulder stand auf. Scully griff zu ihrem Bier. Kerzen, dachte sie. Sie lehnte sich zurück, die Situation zu retten wollte sie Mulder überlassen, sie fragte sich aber gleichzeitig, was gerettet werden musste, als sie seine Gestalt, die sich durchs Zimmer tastete, mit ihren Blicken verfolgte. Er kam am Fenster an und fand eine Packung Streichhölzer. Da fiel Scully ein, dass sie heute morgen überall nach Feuerzeugen gesucht hatte, Streichhölzer hätte sie auch mit eingesammelt, falls sie welche gefunden hätte, damit Mulder nicht hinter ihrem Rücken rauchen würde. Die Schachtel, die offen auf der Fensterbank lag, hätte sie aber garantiert nicht übersehen.

Hatte sich Mulder die geholt? Als sie duschen war? Da hatte er aus dem Fenster geguckt. Warum? Um Eine zu Rauchen?

Sie fing an zu zweifeln. Hatte Mulder das wirklich getan? Sie nahm einen Schluck Bier. Mulder raschelte irgendwo in einem anderen Raum. Sie würde ihn fragen.

Mulder suchte weiter in seinem Abstellraum. Wo hatte er nur die Kerzen. Er beeilte sich, er wollte Scully nicht lange alleine lassen, im Dunkeln. Endlich, Mulder hatte den Karton gefunden und nahm ihn mit ins Wohnzimmer. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, er konnte ohne irgend etwas an- oder umzustoßen zum Sofa laufen. Er setzte sich wieder zu Scully und nahm die größte Kerze, die sogar einen Ständer hatte, aus dem Karton, stellte sie auf den Tisch und entzündete ein Streichholz.

Scully sah beim Entfachen des Streichholzes sein weiches Gesicht, das konzentrierte Züge zeigte. Als die Kerze brannte, drehte er sich zu ihr und lächelte. Das Kerzenlicht spielte auf seinem Gesicht und ließ es noch wärmer, noch ehrlicher, noch verletzlicher aussehen. Doch Scully konzentrierte sich wieder, sie wollte sich nicht ablenken lassen, sie musste ihn fragen und hoffte, sie würde falsch liegen.

Mulder lächelte Scully an. Das Kerzenlicht warf ein warmes Licht auf ihre porzellanfarbene Haut. Sie sah wunderschön aus. In solchen Augenblicken wünschte Mulder sich eine andere Persönlichkeit, die sich traute, die Hand auszustrecken und ihre Wangen zu berühren. Er hatte nicht den Mut dazu, er hatte viel zu viel Angst davor sie zu verletzten, etwas falsch zu machen, sie zu verlieren. Sie hatte sich schon immer gut vor ihm verschlossen und eine Mauer um sich gezogen, so wie er selbst auch. Doch er wusste, er konnte durch die Mauer hindurch sehen, so wie sie durch seine, nur der letzte Zweifel, der letzte Wall erschien ihm eine unüberwindliche Hürde.

Scully sah ihn ernst an.

"Mulder, was haben Sie am Fenster gemacht?", fragte sie.

Mulder schluckte. Wie konnte sie etwas ahnen? Lügen würde er nicht können, vor allem nicht in dieser Lage, er war ihr hilflos ausgeliefert.

"Wieso?"

"Die Streichhölzer, ich hätte sie heute morgen gesehen, wenn sie dort gelegen hätten."

"Denken Sie, ich habe geraucht?", fragte Mulder. Er sah keinen Ausweg und hoffte, seine Ehrlichkeit würden ihn retten.

"Ich möchte es nicht", antwortete Scully ehrlich. Sie wusste, es wäre jetzt sicherer sich auf eine Enttäuschung einzustellen, dass er geraucht hatte, aber sie konnte nicht, sie wollte nicht.

Das Licht ließ ihr Gesicht verletzlich erscheinen, fand Mulder. Sie macht es ihm nicht gerade leicht, aber eine Lüge wäre nicht gut, er hatte sie noch nie angelogen.

Es entstand eine Pause.

"Haben Sie?", fragte Scully. Sie sah wie Mulder seinen Blick senkte, das Lächeln war verschwunden. Sie wusste die Antwort. Wollte es aber nicht. Nicht jetzt.

Mulder sah wieder hoch und nickte. Scullys Gesichtsausdruck verwandelte sich in den am Morgen. Besorgt, traurig, enttäuscht. Mulder hatte das Gefühl er könne das Wort Enttäuschung in ihren Augen lesen.

Scully konnte es nicht fassen. Die Atmosphäre, die verblasste Hoffnung ließen aber keine Wut zu, nur Enttäuschung.

"Wieso?", fragte sie leise.

"Im Restaurant", begann er genauso leise, "Da hat mir der Raucher vom Nebentisch eine gegeben." Mulder entschied, die ganze Wahrheit zu erzählen, "Eine auf der Toilette und eine für zu Hause." Er machte eine Pause, es zerriss ihm das Herz, ihr Gesichtsausdruck, ihr Schweigen.

"Es tut mir leid, Scully. Die Zigarette am Fenster hat mir überhaupt nichts gebracht, aber ich hatte das Gefühl, sie rauchen zu müssen."

Nichts tat sich in ihrem Gesicht. Er hatte es vermasselt. Scully stand wortlos auf. Sie wusste nicht was sie denken sollte. Sie wusste nicht, ob sie ihm verzeihen sollte, wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte.

Mulder hatte das Gefühl sie zu verlieren. Er stand auch auf und hielt sie an der Hand fest. Sie wandte sich zu ihm, in ihrem Gesicht war etwas Verlorenes, ihre Augen waren feucht. Mulder fühlte sich noch schlechter, verzweifelte noch mehr, wenn sie jetzt ging, würde sie dann wieder kommen? Tränen stiegen in seine Augen. "Es tut mir leid, Scully. Es tut mir so leid."

Scully wandte sich von Mulder ab, eine Träne rollte an ihrer Wange herunter. Sie löste ihre Hand aus seiner und ging ins Schlafzimmer. Er blieb regungslos stehen.

Mulder setzte sich wieder auf die Couch und vergrub seinen Kopf in seine Hände. Eine einzelne Träne rollte an seiner Wange hinunter. Die verdammten Zigaretten waren ihm überhaupt nichts mehr wert, er würde lieber barfuss über Glasscherben gehen, als eine Zigarette zu rauchen. Er wünschte, er könnte alles rückgängig machen. Er wünschte, er könnte jetzt sofort zu Scully und sich entschuldigen. Aber das wäre falsch, sie musste das erst verarbeiten. Er hatte sie hintergangen. Mulder fühlte sich schlecht. Wie schön es doch gewesen war, als der Film noch lief.

Ob sie heute Abend noch heraus kam oder sich schlafen legte?

Scully saß auf Mulders Wasserbett. Sie wischte sich wieder eine Träne von der Wange, die letzte. Was war nur los? Gerade war sie noch so froh gewesen und jetzt. Warum nahm es sie so mit, wenn Mulder rauchte?

Er hat dich schon irgendwie hintergangen, tönte es aus ihren Gedanken.

Aber er hat sich entschuldigt, ehrlich entschuldigt, kam es aus von der anderen Seite ihrer Gedanken.

Was sie am Rauchen störte war die Sucht, dass man ihn damit erpressen konnte, er war abhängig. Sie erinnerte sich an die überfüllten Aschenbecher. Gegen hin und wieder eine Zigarette rauchen, hatte sie nicht wirklich viel. Es stieß sie nur ab, dieser Gestank.

Scully wurde klar, dass dieser Zigarettenqualm Mulders eigentlichen Duft übertönte und dass es das war, was sie ganz gewaltig störte, denn sie liebte es nah bei ihm zu stehen, wenn sie zum Beispiel gemeinsam in eine Akte sahen und ihn einfach nur durch seinen Geruch wahrzunehmen. Sie fühlte sich einsam. Sie wollte am Liebsten wieder zurück zu Mulder aufs Sofa vor den Fernseher. Aber was sollte sie ihm sagen, wenn sie wieder ins Wohnzimmer ging?

Mulder hatte den Hausmeister angerufen, anscheinend war im ganzen Haus der Strom ausgefallen. Der Hausmeister sagte, er bräuchte nur eine halbe Stunde, wenn nicht dauernd sein Telefon klingeln würde. Jetzt saß er wieder auf der Couch, den Kopf in seinen Händen. Er dachte nicht, er erinnerte sich. Er erinnerte sich an alle schönen Momente mit Scully. In seinem Kopf war ein einziges Bild von ihr – sonst nichts. Vielleicht sollte er sich schlafen legen, aber dann könnte er es verpassen, wenn Scully aus dem Schlafzimmer kam. Mulder blieb weiterhin so sitzen.

Scully hatte sich auf das Bett gelegt. Die Augen geschlossen. Sie versuchte nachzudenken über Mulder, über ihre Beziehung. Beste Freunde waren sie auf jeden Fall. Aber die Tränen sagten ihr, dass sie mehr als das waren. Das Gefühl der Einsamkeit sagte ihr, dass sie mehr als das waren. Es waren schon viele Momente in den sieben Jahren da gewesen, in denen der Begriff Freundschaft nicht so weit gedehnt werden konnte, in denen er nicht mehr reichte. Aber sie hatten sich nie berührt, nie geküsst. Scully musste lächeln, als sie ihren Gedanken widersprach, am 1. Januar dieses Jahres mitten in der Nacht hatten sie sich geküsst. "Die Welt ist nicht untergegangen", hatte Mulder gesagt. Ihr Herz begann schneller zu schlagen.

Mulder konnte nicht mehr denken. Er konnte nur sich und die Zigaretten verfluchen und Scully ... lieben. Wenn sie mehr als alles war, mehr als sein Leben, dann musste er sie lieben. Und er wusste, sie hatten schon immer eine Beziehung zueinander die über Freundschaft hinausging: Sex without touching.

Mulder hörte eine Tür aufgehen und langsam Schritte näher kommen. Er schaute erst auf, als er keine Bewegung mehr wahrnahm. Scully lehnte sich in ihrem bequemen Outfit an den Innenpfosten der Tür und schaute ihn an. Er schaute zurück. Einen Augenblick später stand er auf und ging zwei Schritte auf sie zu.

"Scully, ich hab es jetzt geschnallt, ich hab es gecheckt, wie viel Ihnen daran liegt, dass ich nicht rauche.", sagte er in einem flehenden Ton.

Er ging wieder zwei Schritte auf sie zu, in dem Dämmerlicht konnte er ihre Augen nicht erkennen, er konnte nicht erahnen was sie dachte oder fühlte.

"Und ich werde es nicht mehr tun. Versprochen." Er spürte den Kloß im Hals und ging noch zwei Schritte auf sie zu, ein Meter trennte sie noch, aber ihre Blicke waren verbunden.

"Die Zigaretten sind mir nichts wert", erklärte er mit leiser Stimme, schaute kurz zu seinen Füßen und ihr dann wieder direkt in die Augen, "Sie sind mir alles wert, Scully. Ich will Sie nicht verletzten."

Scully war ohne Plan ins Wohnzimmer gegangen. Sie hatte nicht gewusst, was sie sagen oder tun sollte, aber das hatte sich im ersten Augenblick auch erledigt. Sie wollte nur wieder zu ihm und die Sache klären. Jetzt stand er vor ihr und sie wusste, dass er es ernst meinte.

Mulder hob drei Finger und lächelte. "Ehrenwort: Keine Zigarette!" Er wollte noch sagen, dass sie hier bleiben sollte, dass er sie brauchte, dass er es nicht ohne sie schaffen könne, dass er nichts ohne sie schaffen könne, aber sie wurde jetzt aktiv. Sie lächelte und rollte damit den Mount Everest von Mulders Herz. Dann ging sie einen Schritt auf ihn zu und ließ sein Herz schneller schlagen. Ihre Hand streifte seine Wange. Küssen, er wollte sie küssen, doch er rührte sich nicht.

Scully musste bei seinem Ehrenwort lächeln, sie konnte den schelmischen Gesichtsausdruck und das Kind in ihm erkennen, obwohl es unter einer Schicht Betrübnis, Traurigkeit, Schuld und Angst lag. Ihr wurde bewusst, was sie auf dem Sofa als frohe Zufriedenheit analysiert, aber nicht weiter interpretiert oder vertieft hatte:

Sie brauchte ihn. Sie wollte ihr Leben mit ihm verbringen. Sie wollte in seiner Nähe sein.

Dann versank sie in seinen haselnussbraunen Augen, so viele andere Bezeichnungen und Worte konnte sie erahnen, was er ihr noch alles bedeutete. Aus den Gedanken folgte die Tat. Sie wollte ihn berühren. Zeigen, dass sie ihm verziehen hatte und dass sie ihn brauchte. Scully tat den Schritt auf ihn zu und stand nah bei ihm. Sie hob ihre linke Hand und strich über seine Wange. Tränen stiegen in ihr auf, all das lang verdrängte wollte raus. Nah war noch nicht nah genug. Scully hob die andere Hand, ging noch näher zu ihm und schlang die Arme um seinen Hals, sie umarmte ihn.

Mulder genoss die Umarmung, die Nähe. Er umfasste ihre Taille mit dem rechten Arm und ihr Becken mit dem linken. Er spürte nackte Haut unter den Fingern seiner linken Hand. Ihr Shirt war ein wenig hoch gerutscht.

Scully vergrub ihr Gesicht in seinem Hals. Sie konnte nichts gegen die Träne tun, so sehr sie auch wollte. Mulder sollte nicht denken, dass sie traurig war, denn das war sie nicht, mit jeder Sekunde wurde sie glücklicher. Doch die Träne rollte aus ihrem Auge an ihrer Wange hinunter an seinen Hals. Sie drückte ihn noch fester an sich, sie wollte ihn nie mehr los lassen. Dabei geriet Mulders halbe Hand auf ihren nackten Rücken. Dann merkte er die Träne an seinem Hals. So ungern er seine Hände von ihr nahm, aber er wollte wissen was los war. Mulder löste die Umarmung und sie schauten sich direkt ins Gesicht. Mulder sah sie fragend an. Sie war kurz vorm Weinen, innerlich tat sie es womöglich schon, was hatte er getan?

"Scully?", fragte er. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht ... "

Scully legte ihren Zeigerfinger auf seine Lippen. "Nicht entschuldigen. Es ...", jetzt kam die Wahrheit, eine Träne rannte wieder an ihrer Wange hinunter. Bevor sie etwas sagen oder tun konnte, hob er seine Hand und wischte vorsichtig die Träne weg. "Es ist nur so schwer die Gefühle zu unterdrücken, all die Jahre lang...", erklärte sie mit erstickter Stimme. Mulders Hand lag immer noch warm auf ihrer Wange. Auch seine Augen wurden jetzt glasiger. "Ich weiß wie schwer es ist." antwortete er, beugte sich zu ihr runter und küsste sie zärtlich auf die Wange. Ohne das einer der beiden ein Wort sagte, sahen sie einander noch einen Moment lang an. Zögernd streckte Scully die Hände nach seinem Gesicht aus und zog es vorsichtig zu ihr herunter. Ihre Lippen bewegten sich zitternd auf seine zu. So viele Gründe schossen durch ihren Kopf dies nicht zu tun. Gründe, die sie daran zweifeln ließen, ob das was hier geschehen würde richtig war.

Aber all dies verblasste als sie die Wärme seiner Lippen auf ihren fühlte. Ein starkes Kribbeln schoss durch ihren Körper. Seine Hände wanderten über ihr Shirt auf ihren Rücken. Beide erforschten Millimeter um Millimeter die Lippen des anderen, erst vorsichtig, dann immer besitzergreifender. Scully öffnete leicht ihren Mund und gewährte Mulders Zunge Einlass. Eine Ewigkeit küssten sie sich.

Beide wussten, was diesem Kuss folgen würde.

Scullys Hände rutschten von seinem Nacken an seinem Oberkörper hinunter. Sie ertastete seine Bauchmuskeln. Mulders Hände glitten unter ihr Shirt und zeichneten die Konturen ihres Rückens. Nach scheinbar vielen Stunden lösten sich Scullys Lippen von den seinen. Sie lächelte ihn an. Ihre Fingerspitzen bahnten sich ihren Weg unter sein T-Shirt.

Plötzlich erhellte sich der Raum und die Stille wurde durchbrochen. Der Strom war wieder da, die Lampen an, der Fernseher tobte. Mulder und Scully zuckten zusammen und sahen zum Fernseher. Aber nicht lange. Zuerst starrten sie sich mit dem erschrockenen, überraschten Blick an.

Scully fing zuerst an zu lächeln, dann zu grinsen.

Es ist mir scheiß egal, ob der Fernseher läuft, ich werde dich nicht gehen lassen, dachte sie, ihre Hände immer noch am Saum seines T-Shirts. Mulder grinste zurück. Scully schob ihm sein T-Shirt über den Kopf. Ihre Augenbraue zuckte bei dem Anblick, Mulder grinste noch breiter. Sie verschmolzen wieder in einem Kuss, der zunehmend wilder wurde. Mulders Hände schoben ihr Shirt hoch. Scully hob die Arme, damit er es besser ausziehen konnte.

Immer noch wurden im Hintergrund Vampire mit Armbrüsten und Weihwasserspritzpistolen zerstört. Wieder küssten sie sich, als Scullys Shirt zu Boden fiel. Doch Mulder löste sich schnell von Scully und schaute ihr in tief in die Augen.

"Ich liebe dich, Dana!"

Scully war, als ob der größte Findling auf ihrem Herzen, der einzige Stein außer ein paar Kieselsteinen, sich in nichts auflöste und die Sonne aufging. Wärme und Licht durchfluteten sie.

"Ich liebe dich auch", sie hielt kurz inne, "Fox!"

Der darauf folgende Kuss und die Berührungen waren vorsichtig und zärtlich. Mulder hob Scully hoch. Ihre Beine schlangen sich um sein Becken. Sie hörte nicht auf ihn zu küssen. Er schwankte in Richtung Schlafzimmer, nicht das sie schwer war, aber er sah nicht wo er hin lief. Scully musste lachen.

In Mulder wurde durch das Lachen jeglicher Zweifel ausgemerzt, hier war nichts Falsches, er machte sie glücklich und dass war es was er wollte.

In der Dunkelheit des Zimmers legte er sie vorsichtig auf das Wasserbett und glitt mit seinen Küssen an ihren Wangen, an ihrem Kinn und ihrem Hals hinunter zu den Schultern. Er küsste die Naht ihres BHs entlang, machte aber keine Anstalten ihn auszuziehen, er wanderte weiter über ihren Bauch zu ihrer Jeans, öffnete sie und zog sie ihr mit den Socken aus. Scully streckte die Hände nach Mulder aus und zog ihn auf sich. Sie küssten sich. Scully drehte sich geschickt auf seinen Bauch, nun lag er auf dem Rücken und sie zog ihn bis auf seine Boxershorts aus. Wieder küssten sie sich innig. Mulder machte Anstalten ihren BH zu öffnen, musste aber mit seinen Küssen auf ihre Schulter ausweichen, um zu sehen, was er tat. Scully musste lachen.

"Hey, ich hab so was schon lange nicht mehr gemacht." verteidigte er sich.

Als er es geschafft hatte und mehr seine Küsse, denn seine Hände den BH auszuziehen schienen, drehte er sich wieder auf sie. Die Bettkante kam immer näher auf ihrem Feldzug durch das schaukelnde Wasserbett.

Mulder küsste ihre Brüste vorsichtig und langsam. Nach einer Ewigkeit wanderten seine Lippen konzentriert und feucht tiefer. Seine Hände streichelten gleichzeitig ihre Taille, schienen mit seinen Lippen zu ihrem Becken zu schweben. Scullys Becken hob sich seinen Küssen entgegen. Mulder streifte ihren Slip ab und liebkoste gleichzeitig die Innenseite ihrer Schenkel.

Ich kann es noch, schoss es ihm durch den Kopf als Scully leise aufstöhnte.

Dann beugte sich ihr Körper seiner Zunge entgegen, die endlich gefunden hatte wonach sie Scullys Körper so lange und ausgiebig abgesucht hatte. Mulder begann Kreise in das zarte weiche Fleisch zu zeichnen.

Scully atmete schneller, tiefer und lauter. Ihre Erregung steigerte sich immer mehr, bald würde sie sich nicht mehr beherrschen können. Ihre Hände erfassten seinen Kopf und sie zog ihn vorsichtig zu sich hoch. Scully drückte sich an ihn, küsste ihn verlangend und drehte sich auf ihn.

Ihre Lippen begannen über seinen Oberkörper zu seinen Bauchmuskeln zu pilgern. Ihre Hände glitten in seine Boxershorts und ertasteten den Inhalt. Ihre Küsse näherten sich ihren Händen. Mulder hob sein Becken, damit sie ihn von der Bedrängnis der Shorts befreite. Ihre Lippen küssten seine Leiste an seinem Glied vorbei zu seinen Hoden. Ihre Zunge spielte mit dem gespannten Ursprung seiner Männlichkeit. Dann wanderten ihre Lippen hoch zu seinem Glied. Mulder schloss die Augen. Sie nahm ihn ganz in seinen Mund. Mulder brachte seine ganze Konzentration auf, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Ein Seufzer entrann seiner Kehle und diesmal zog er sie hoch. Lange konnte er nicht mehr warten. Mulder rollte sich auf sie. Sie sahen sich tief in die Augen. Ein Kuss als Bestätigung. Vorsichtig drang er in sie ein. Mulder verharrte, er musste sich erst einmal beruhigen. Sie küssten sich. Langsam fing er an sich zu bewegen. Er atmete ihr in den Nacken. Scully stöhnte immer wieder leise auf. Ihre Hände glitten von seinen Schultern zu seinem Hintern. Sie wollte mehr. Sie beugte ihm ihr Becken entgegen, er drang noch tiefer in sie ein. Scully bewegte sich jetzt mit. Mulder versuchte sich zurück zu halten, noch wollte er keinen Orgasmus. Ihre Beine umschlungen die seinen. Er merkte wie sie enger wurde. Scullys Hände griffen nach seiner Schulter und pressten ihn auf sie. Ihr Stöhnen wurde lauter. Mulders Anstrengung den Orgasmus noch länger hinauszuzögern schlugen fehl. Jetzt stöhnte er auch auf. Scully spürte die zuckenden Bewegungen in sich, sie spürte wie er kam. Ihre Fingernägel bohrten sich tief in seine Schulter. Sie beugte sich ihm ganz entgegen und erreichte das Maximum ihrer Erregung. Ihr wurde leicht schwindelig.

"Fox!"

"Oh Dana", flüsterte Mulder zurück.

Sie befanden sich jenseits von Zeit und Raum, nur noch das hier und jetzt, dieser Moment der innigen Liebe, der Leidenschaft, schien zu existieren. Die nackte Haut, die nackte Haut berührte, die winzigen Schweißperlen, das Einzige was sie trennte und doch verband, die Wärme, die alles Kalte schmelzen ließ, das Licht, dass alle Schatten vertrieb. Der Moment, diese neu entdeckte Welt, es gehörte ihnen beiden ganz allein.

Er bewegte sich weiter. Ihre Hände lösten den Druck auf seinen Schulterblättern. Sie küsste sein Schlüsselbein hinauf zu seinem Hals. Seine Bewegung versiegte und er blickte ihr tief in die Augen. Beide atmeten schnell. Sie küssten sich zärtlich. Scullys Hände streichelten seinen Rücken. Eine Gänsehaut breitete sich darauf aus. Die erfrischende Kälte aus dem Zimmer legte sich auf ihre Körper. Ihre Lippen lösten sich. Mulder zog sich aus ihr zurück, griff nach der Bettdecke und deckte sie über Scully und sich. Ihr Kopf lag auf seinen Schultern und Brustkorb. Mulder schlang beide Arme um sie und streichelte ihren Rücken und ihren Arm. Sie strich über seine Brust und spielte mit seinen Brusthaaren.

Sie lagen in der Dunkelheit des Zimmers, unter der Tür strahlte schwach das Licht aus dem Flur und dem Wohnzimmer, das Getöse aus dem Fernseher war verstummt, dass Video wurde vermutlich gerade automatisch zurückgespult. Scully schmiegte sich an Mulder.

"Du musst für immer bei mir bleiben, Dana", flüsterte er ihr zu, "Ohne dich bin ich verloren."

Scully reckte ihren Hals und küsste ihn auf die Wange.

"Das werde ich auch."

"Ich liebe dich, Fox." fügte sie hinzu, als sie sich an ihn kuschelte.

Mulder zweifelte nicht. Er strich über ihr Haar.

"Danke", hauchte er und schloss die Augen. Es wurde noch dunkler um ihn zu, aber er wusste, er war nicht allein. Mulder fiel in einen tiefen, von allen Sorgen befreiten Schlaf.

Auch Scully schloss die Augen. Erschöpft, entspannt, mehr als zufrieden und aus ihrem tiefsten Inneren froh, schlief sie mit seinem Geruch in der Nase ein.







----------------------------------------------- ENDE -------------------------------------------------

Ich muss mich bei Isa für die Inspiration bedanken – ich hätte sonst eher aufgehört zu schreiben *g*
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