World of X

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Schicksal

von Sarah Boehmer

Kapitel 2

Samstag

10:25 Uhr

In den Straßen von D.C.



Ich kann mich nicht mehr länger zurückhalten und weine hemmungslos. Mein Kopf hängt schlaff auf dem Lenkrad und mein Körper wird geschüttelt von immer neuen Heulkrämpfen. Wieso hat er mir nie erzählt, dass er eine Freundin hat? Wieso, verdammt, konnte ich es je so weit kommen lassen ihm meine Gefühle zu gestehen? Ich werde wahnsinnig, die Schmerzen in meinem Herzen bringen mich um. Er liebt mich nicht. Er liebt mich nicht. Er liebt mich nicht. Immer wieder schluchze ich diesen Satz, weil ich noch immer nicht fassen kann, was geschehen ist. Ich bin nicht sein Typ. Er steht auf diese Playboyhäschen. Sowie die Frau, die in seinem T-Shirt in der Tür stand. Groß und blond. Wieder durchschüttelt mich ein Weinkrampf. Es ist so grausam. Ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten. Ich will einfach nur weg. Vor Tränen fast blind fahre ich los. Soll ich doch einen Unfall haben, soll ich doch sterben. Was macht das Leben jetzt noch für einen Sinn?



Montag

08:27 Uhr

Mulders Büro



Ich betrete mein Büro. Scully ist nicht da. Ich konnte sie das ganze Wochenende nicht erreichen und alles aufklären. Dass das ein Ausrutscher war, der im betrunkenen Zustand passiert ist und den ich am liebsten rückgängig machen würde.

Langsam beginne ich mir Sorgen zu machen. Ich habe mindestens 20 Nachrichten auf ihren Anrufbeantworter gesprochen, dass sie mich doch bitte zurückrufen soll. Nichts! Auf meinem Schreibtisch fällt mir ein rosa Umschlag ins Auge. Ich nehme ihn in die Hand und drehe ihn. Auf der Vorderseite stand in großen Buchstaben Mulder. Ich erkenne Scullys Schrift sofort. Mit einem Riss öffne ich den Brief und falte das Papier auseinander.



Lieber Mulder!



Es fällt mir nicht leicht dir diesen Brief zu schreiben. Was am Samstag vorgefallen ist, tut mir sehr leid. Hätte ich gewusst, dass du liiert bist, hätte ich es nie so weit kommen lassen. Bitte verzeih mir! Sicher verstehst du, dass es mir jetzt unmöglich ist weiter mit dir zu arbeiten. Es ist zu schmerzhaft. Ich muss weg und dich vergessen. Ich könnte es nicht ertragen dich jeden Tag zu sehen und mich jede Sekunde nach dir zu verzehren. Wenn du das liest, bin ich schon lange weg. Such nicht nach mir. Vergiss mich einfach!



In ewiger Liebe



Dana



Ich lese die Worte immer wieder, bis sie vor meinen Augen verschwimmen. Eine Träne läuft mir über die Wange. Dana denkt, ich würde sie nicht lieben! Und sie ist weg! Ich muss sie finden. Ich muss ihr alles erklären. Ich brauche und liebe meine kleine Scully doch so sehr. Ich schnappe meine Jacke und renne zu Skinners Büro. Ich stürme wortlos an seiner Sekretärin vorbei (die sich daran mittlerweile gewöhnt hat und gar nicht mehr versucht mich aufzuhalten J) und betrete den Raum. Skinner sieht mich mitleidig an und ich frage ihn etwas lauter als geplant: „Wo ist Scully?“ „Agent Mulder, setzen Sie sich.“, versucht er mich zu beschwichtigen. „Wo ist Scully?“, frage ich noch einmal etwas leiser, aber dafür umso schärfer. „Agent Scully hat heute Morgen ihre Kündigung eingereicht. Ich dachte, Sie wüssten davon!“ „Offensichtlich nicht! Wo ist sie hingegangen?“ Skinner sah mich noch mitleidiger an und antwortete schließlich: „Ich weiß es nicht, Agent Mulder. Es tut mir leid!“ In meine Augen treten wieder Tränen, doch ich schlucke sie herunter. Ich würde niemals vor Skinner weinen. Traurig und mit hängenden Schultern erhebe ich mich und verlasse wortlos das Büro. Skinner ruft mir hinterher: „Möchten Sie sich ein paar Tage frei nehmen?“ Ich nicke ohne mich umzudrehen und gehe zurück in mein Kellerbüro. Dort nehme ich den Telefonhörer in die Hand und tippe in rasender Geschwindigkeit die Nummer von Margaret Scully ein. Diese Nummer kann ich schon im Schlaf. Nachdem drei Mal das Freizeichen erklungen ist, meldet sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung: „Scully?!“ „Mrs. Scully, hier ist Fox Mulder! Ist Dana bei Ihnen?“ Nach einem, meiner Meinung nach ewig dauernden, Augenblick antwortet sie seufzend: „Nein, Fox, Dana ist nicht hier.“ „Wissen Sie, wo sie ist? Bitte, es ist sehr wichtig.“ „Es tut mir leid, Fox, aber das kann ich Ihnen nicht sagen. Dana braucht jetzt etwas Zeit für sich und möchte nicht mit Ihnen sprechen.“ In ihrer Stimme schwingt Bedauern mit. Ich spüre die Tränen wieder aufsteigen und flüstere: „Bitte!“ Es entsteht eine lange Pause und Maggie seufzt: „Es tut mir leid, Fox!“ Und fügt dann entschuldigend hinzu: „Dana ist meine Tochter, ich muss ihre Wünsche akzeptieren. Es tut mir wirklich leid.“ Mit zitternder Stimme bedanke ich mich für das Gespräch und lege auf. Ich kann die Tränen nicht länger zurückhalten und weine hemmungslos. Dana, meine kleine Dana. Sie liebt mich und ich kann ihr nie sagen, wie sehr auch ich sie liebe. Wieso läufst du vor mir davon? Wie konnte ich dir das nur je antun? Es war immer so schwer hinter deine Fassade zu sehen und jetzt, wo du dich mir endlich geöffnet hast, habe ich dich mit Kanonenkugeln bombardiert und dich so verletzt, dass du weggegangen bist. Es tut mir so leid. O Dana, vergib mir bitte.



Dienstag

16:06 Uhr

Scullys Apartment in Chicago



Gestern Nachmittag bin ich ein mein neues Apartment eingezogen. Überall stehen noch unausgepackte Kisten und Kartons. Heute Nacht habe ich auf einer Luftmatratze geschlafen. Nein, richtig geschlafen habe ich nicht. Meine Gedanken kreisten nur um Mulder, Mulder und seine Freundin. Wie es ihm wohl geht? Was hat er zu meinem Brief gesagt? War er traurig? Vermisst er mich vielleicht? Ich spüre eine Träne, die langsam und heiß meine Wange herunter läuft und eine nasse Spur hinter sich herzieht. Ich vermisse Mulder so wahnsinnig. Ich habe ihn seit Samstag nicht gesehen und mein Herz zieht sich bei jedem Gedanken an ihn zusammen und ich würde ihn am liebsten anrufen. Zum Glück ist mein Telefon noch nicht angeschlossen, sonst hätte ich vielleicht noch so eine Dummheit wie Samstag gemacht. Ich schließe meine Augen und versuche die Tränen zurückzuhalten, doch sie fließen einfach, unkontrollierbar. Mulder!



3 Monate später



Samstag

0:02 Uhr

In Scullys Apartment, Chicago



Schweißgebadet wache ich auf und lasse mich mit einem resignierten Stöhnen in die Kissen zurücksinken. Schon wieder hatte ich einen Alptraum von Mulder! Diese Träume verfolgten mich seit dem Tag, an dem ich ihm meine Liebe gestanden habe.

Nacht für Nacht immer dasselbe. Ich bereite gerade eine Autopsie vor und die Leiche, die sie mir bringen ist Mulder. Ein schrecklicher Traum! Manchmal habe ich deswegen richtige Angst, wenn sie mir wirklich eine Leiche bringen. Mittlerweile arbeite ich nämlich im Krankenhaus, in der Pathologie um genau zu sein. Ich schalte das Licht an und richte mich auf. Auf dem Nachttisch steht mein Telefon. Ich nehme den Hörer ab und wähle eine Nummer, die ich trotz der vergangenen Zeit noch im Schlaf könnte. Am anderen Ende der Leitung meldet sich ein verschlafenes „Mulder?!“. Diesmal lege ich nicht auf. Irgendwie wollen meine Finger nicht gehorchen. Es ist ein Ritual von mir geworden, Mulder nach jedem besonders grässlichen Alptraum anzurufen und nachdem er sich gemeldet hatte einfach aufzulegen. Nur um seine Stimme zu hören, zu wissen, dass es ihm gut geht. Doch diesmal ist es anders. Ich kann nicht auflegen. „Hallo?“ Mulder klingt genervt. „Hallo!“ Ich flüstere fast. „Scully?“ Mit einem Mal klingt er hellwach. „Ja!“ Gott, Dana leg auf. Was bringt es, was du da tust? So kannst du ihn nie vergessen. „Wie geht es dir? Wo bist du?“ „Es geht mir gut, Mulder.“ Meinen Aufenthaltsort nenne ich vorsichtshalber nicht. Auch wenn ein Teil von mir will, dass er kommt, so kann es ein anderer Teil in mir nicht verkraften ihn zu sehen.



Samstag

0:10 Uhr

Mulders Apartment, Washington D.C.



Ich kann kaum fassen, dass ich Scully am anderen Ende der Leitung habe. Nachts bekam ich die letzten Monate oft Anrufe, bei denen aber immer gleich aufgelegt wurde. Ich habe gedacht, dass es Scully sein könnte, habe es aber nicht zu hoffen gewagt. Und heute, nach den drei qualvollsten Monaten meines Lebens, höre ich endlich wieder ihre Stimme. Ich hab sie so intensiv vermisst, wie noch nie zuvor einen Menschen. Ich habe unendlich viele schlaflose Nächte hinter mir und bei jedem Gedanken an sie zieht sich mein Herz zusammen und Tränen steigen in mir auf. Ich brauche Dana so sehr, dass ich schon oft versucht habe mein sinnloses Leben zu beenden. Meine Waffe an die Schläfe pressend, stand ich vor dem Spiegel und konnte nicht abdrücken. Nicht so lange ich weiß, dass sie noch irgendwo da draußen ist. (Anmerkung der Autorin: „The Red is out there!“ *lol*) Ich klammerte mich immer wieder an die Hoffnung sie eines Tages wieder zu sehen. Ich brauche sie doch so sehr. Und jetzt sind meine Träume in Erfüllung gegangen. Sie hat angerufen. „Bist du noch da?“, schreckt Scully mich aus meinen Gedanken. „Ja!“ Zu mehr bin ich im Augenblick nicht fähig. Ich höre Danas Atem am Ende der Leitung und wie sie flüstert: „Um ehrlich zu sein, ich habe dich vermisst!“ O mein Gott! Sie hat mich vermisst. Mein Herz macht vor Freude einen Sprung. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebe. Jetzt oder nie. Ich setze mich auf und beschließe, während meines Geständnisses im Schlafzimmer auf und ab zu gehen. Als ich meine Beine mit voller Wucht aus dem Bett hieve, wackelt mein Wasserbett so stark, dass ich mein Gleichgewicht verliere und gegen meinen Nachttisch donnere. Vor Schreck lasse ich den Hörer fallen. Mein Nachttisch beginnt zu wanken und kracht zu Boden. Ich höre wie die Lampe klirrend zu Bruch geht und mein Telefon in zwei Teile bricht. Entsetzt starre ich auf das Chaos. Ich greife nach dem Hörer, doch die Leitung ist tot. Das darf nicht wahr sein. Ich bete inständig, Scully möge noch einmal anrufen und trete mit voller Wucht gegen mein Wasserbett. „Scheißteil!“, schreie ich und bemerke, wie Tränen über meine Wangen laufen. Verdammt!



Samstag

0:16 Uhr

Dana Scullys Apartment, Chicago



Ich kann es nicht fassen. Er hat aufgelegt. Einfach so. Ich hätte nicht sagen sollen, dass ich ihn vermisst habe. Ich hätte ihn nie anrufen sollen. In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß und ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er hatte mich nicht einmal vermisst! Nachdem sich seine Stimme anfangs regelrecht überstürzt hat und ich glaubte Freude darin zu vernehmen, dachte ich, ich hätte ihm gefehlt. Doch das habe ich nicht. Er braucht mich nicht! Er liebt mich nicht! Mein Herz ist gebrochen. Wieder einmal! Weinkrämpfe durchschütteln mich und ich will nur noch eins: Sterben!



Samstag

0:24 Uhr

Fox Mulders Apartment, Washington D.C.



Ich habe aufgehört in Selbstmitleid zu zerfließen und auf Scullys Rückruf zu warten. Sie denkt wahrscheinlich, ich hätte aufgelegt. Schon wieder so ein Missverständnis, das ich nicht aufklären kann. Verzweifelt rufe ich Scullys Mutter mit dem Telefon im Wohnzimmer an. „Scully?!“, meldet sich eine verschlafene Stimme nach langem Klingeln. „Mrs. Scully?! Hier ist Fox Mulder!“ „Fox! Ich habe lange nichts von Ihnen gehört.“ Maggie klingt freundlich. „Bitte sagen Sie mir, wo Dana ist!“ „Fox, ich sagte dir doch schon vor...3 oder vier Monaten..“ Ich unterbrach sie: „3 Monaten, 4 Tagen, 15 Stunden und ähhm....“, ich werfe einen Blick auf die Uhr: „54 Minuten, um genau zu sein.“ Am anderen Ende tritt eine kleine Pause ein. „Es tut mir leid, Fox. Es tut mir wirklich leid.“ „Mrs. Scully, bitte. Es ist so unglaublich wichtig! Ich muss Dana etwas sagen und wenn Sie mir nicht ihren Aufenthaltsort nennen, dann wird sie es womöglich nie erfahren und die Gewissheit, dass all die Missverständnisse zwischen uns niemals aufgeklärt werden würden, brächte mich um.“ Wieder eine Pause. Schließlich seufzt Margaret Scully und meint: „Sie ist in Chicago. Richard Nixon Street 164, Apartment 23.“ Ich kritzle es mir mit einem Kugelschreiber auf die Hand und bedanke mich. Dann lege ich auf. Ich würde sie finden, ich würde es schaffen. Und dann werde ich ihr alles sagen. In großer Eile steige ich in meinen Wagen und rase mit 180 durch die Nacht. Keine Polizei kann mich mehr stoppen!



Samstag

1:06 Uhr

Dana Scullys Apartment, Chicago



Mein Entschluss steht fest: Ich werde mich umbringen. Mein Leben macht keinen Sinn mehr. Ich liebe Mulder und ich brauche ihn so sehr, dass ich ohne ihn weder leben kann noch leben will. Es ist ein endgültiger, nicht mehr rückgängig zu machender Schritt, den ich nun tun werde, das ist mir klar. Das alles passt nicht zu einer rationalen Wissenschaftlerin: Selbstmord! Niemals würden Gefühle eine Wissenschaftlerin so beeinflussen, dass es keinen Ausweg mehr gibt. Aber ich gehe diesen Schritt nicht als Wissenschaftlerin sondern als Mensch. Als ein einsamer Mensch, der sich nach Liebe sehnt und dessen Gefühle nicht erwidert werden. Als ein Mensch, der seinen besten Freund und gleichzeitig seine große Liebe verloren hat. Nur als Mensch! Bald werde ich all diese Sorgen vergessen haben. Vielleicht hat Mulder Recht und ich werde zu Sternenlicht. So hatte er es einst ausgedrückt, nachdem wir das Geheimnis um seine Schwester aufgedeckt haben. Die Vorstellung ist tröstlich, zu wissen, dass mein Körper nicht einfach zu Staub zerfällt und mit den blasser werdenden Erinnerungen der Menschen an mich auch das letzte bisschen Dana Scully stirbt. Doch eigentlich habe ich keine Angst vor dem Tod. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Nur meine Mutter tut mir leid. Sie wird noch eine Tochter verlieren. Und Mulder wird sich daran die Schuld geben wie bei Melissa auch. Oder interessiert ihn das alles gar nicht mehr? Ich weiß es nicht und es ist mir egal. Ich setze mich hin und schreibe einen Abschiedsbrief an meine Mutter ... und an Mulder. Nur für den Fall der Fälle.



Liebe Mom!

Wenn du das hier liest, weile ich bereits nicht mehr unter den Lebenden. Es tut mir leid, dass ich dir mit dieser Entscheidung weh getan habe und du noch ein Kind verlierst. Aber mein Leben macht keinen Sinn mehr. Es ist leer und trostlos. Ich hab alles auf eine Karte gesetzt und alles verloren. Ich war nie ein Spieler und ich denke, ich hätte nie einer werden dürfen. Doch trotzdem bereue ich es nicht, denn es hat mir die Augen geöffnet. Ich hoffe, ich bin jetzt an einem besseren Ort, bei Dad und Melissa und ich bin mir sicher, dass wir uns eines Tages wieder sehen werden.

In Liebe

Dana



Skeptisch überfliege ich die Zeilen. Sie sind nicht wirklich ein Trost und an das Ende des Briefs glaube ich selbst nicht. Aber es ist alles, was ich dazu sagen kann! Der einzige Trost, den ich meiner Mutter geben kann. Es tut mir leid, Mom! Nun kommen wir zum schwierigeren Teil, den ich hoffentlich besser meistern kann!



Lieber Mulder!

Ich weiß, dass du diesen Brief irgendwann lesen wirst, weil ich trotz der letzten 3 Monate immer noch fest glaube, dass du mich als Freundin geschätzt hast. Umso mehr möchte ich deswegen klarstellen, dass du die Schuld für meinen Selbstmord nicht bei dir suchen sollst. Ein Sturz von meinem Apartmenthaus ist zwar nicht gerade die originellste Art zu sterben, aber sie hat nichts mit dir zu tun. Es liegt allein an mir. Mein Leben macht keinen Sinn mehr und mein Lebenswille ist dahin. Du sollst nur wissen, dass ich dich immer geliebt habe und wenn deine Theorie stimmt, dann wache ich im Sternenlicht über dich. Mach dir keine Vorwürfe. Ich bin jetzt an einem besseren Ort.

In ewiger Liebe

Dana



Schnulz, Schnulz! Aber wie soll ich ihm sonst klar machen, dass ich mich zwar wegen ihm ermordet habe, aber nicht will, dass er sich Vorwürfe macht?! Ich liebe ihn zu sehr, um ihm sein Leben zu versauen. Wow! Das Schreiben der Briefe hat über 2 Stunden gedauert. Aber jetzt bin ich einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis! Außerdem habe ich ja Zeit; soviel ich brauche, um es zu tun. Ich stecke die beiden Briefe in je einen weißen Umschlag und schreibe die Namen der zwei letzten Menschen auf dieser Welt, die Bedeutung für mich haben, darauf. Dann erhebe ich mich langsam und gehe aus meinem Apartment. Ich lasse die Tür offen, dass die Polizei sie nicht unnötig aufbrechen muss und steige die Feuertreppe hinauf.



Samstag

03:26 Uhr

Vor Dana Scullys Apartment



Ich bin da. Einmal tief durchatmen und auf geht’s. Ein Wunder, dass ich keinen Unfall hatte, so wie ich gerast bin. Aber nach all den Monaten ist mein Verlangen nach Scully so groß geworden, dass ich fast wahnsinnig werde. Gleich werde ich ihr Porzellangesicht wieder sehen. Ihre perfekten, roten Lippen, ihre diamantblauen Augen, die tief wie der Ozean zu sein scheinen und vielleicht schenkt sie mir ein bezauberndes Lächeln, das mein Herz schmelzen lässt. Voll freudiger Erregung suche ich die Apartmentnummer, die mir Mrs. Scully gegeben hat. Für einen kurzen Augenblick steigt Angst in mir auf, dass es eine falsche Adresse sein könnte, nur um mich abzuwimmeln. Doch als ich vor der Tür stehe, weiß ich, dass Scully hier ist. Ich kann sie fast spüren. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass die Tür offen ist und wieder beginnt mein Herz sich zusammenzukrampfen. Ihr wird doch nichts passiert sein, oder doch? Als ich ihre Wohnung betrete, raubt es mir den Atem. Das alles ist so unglaublich „Scully“. Ich kann sie sehen, wo immer ich auch hinschaue. Meine kleine Dana. Das ist ihr Heim. Hier lebt sie. Ich finde mich schnell zurecht und betrete das Wohnzimmer. Es sieht aus, wie es früher immer bei Scully aussah, obwohl die Möbel anders sind. Auf ihrem Schreibtisch brennt Licht, doch sie ist nicht zu sehen. Langsam trete ich näher und werfe einen kurzen Blick auf zwei Briefumschläge, die einsam daliegen. Ich will mich schon umwenden, um in ihr Schlafzimmer zu gehen, doch da sticht mir mein Name in Scullys zierlicher Handschrift ins Auge. Er stand auf einem der beiden Umschläge. Ich greife danach, reiße ihn auf und falte das Papier auseinander. Mit Entsetzen überfliege ich die Zeilen. Scully will sich umbringen? Nein, das darf nicht sein! Nein, nein, nein! Ich darf nicht zu spät kommen. Ich rase aus ihrer Wohnung und suche verzweifelt den Notausgang, der zur Feuertreppe führt. Durch den Tränenschleier über meinen Augen kann ich fast nichts mehr sehen. Als ich auf dem Dach ankomme, blicke ich mich voller Angst um und Verzweiflung steigt in mir auf. Gott, wenn es dich gibt, dann lass das alles hier nicht passieren. Lass mich aufwachen...in ihren Armen. Mit Erleichterung nehme ich eine zierliche Gestalt auf der gegenüberliegenden Seite wahr. Scully!



Samstag

03:39 Uhr

Auf dem Dach von Dana Scullys Apartmenthaus, Chicago



Spring, Dana, spring! Ich kann nicht. Ich traue mich nicht. Ich stehe hier und kann es nicht tun. Ich bin ein Feigling. Die Tränen laufen mir über meine Wangen und ich glaube zu verzweifeln. Schließlich atme ich einmal tief durch und breite meine Arme aus. Kurz bevor ich loslasse, höre ich eine ängstliche Stimme hinter mir. „Nicht, Scully, bitte!“ Entsetzt drehe ich mich um. Mulder?! O mein Gott. Er war da! Spring, Dana, spring, bevor er dich aufhalten kann. Aber meine Beine gehorchen mir nicht. Regungslos stehe ich da und starre ihn an. Schließlich finde ich meine Sprache wieder. „Mulder, bitte geh!“ Ich sehe ihn mit flehendem Blick an, doch er kommt nur noch näher. „Ich kann nicht, Scully. Bitte, komm her.“ Wut steigt in mir auf. ER wollte mich nicht. ER hat mich zu diesem Schritt getrieben und ich lasse mich nicht auch noch von IHM aufhalten. „Mulder, geh! Ich werde das hier tun und ich lasse mich nicht aufhalten! Du verstehst das nicht!“ „Ok!“ Seine Stimme wirkt ruhig und ich bin mir plötzlich sicher, dass es ihm egal ist. Diese Befürchtung wird auch gleich bestätigt: „Wenn du denkst, dass du das hier tun musst, dann tu es!“ Ich sehe ihn an und Tränen laufen über meine Wangen. Ich werde jetzt einfach loslassen.



Samstag

03:44 Uhr

Auf dem Dach von Dana Scullys Apartmenthaus, Chicago



„Warte!“ Mein Gott, sie wäre eben fast gesprungen. „Dana, hör mich nur an. Hör dir nur an, was ich dir sagen will und dann kannst du tun, was du willst!“ So Fox, jetzt sieh zu, dass du sie EINMAL von etwas überzeugen kannst. Alles liegt bei mir. Sie nickt kurz und sieht mich durchdringend an. In ihren Augen steht soviel Schmerz und ich würde sie so gerne in die Arme nehmen, um sie zu trösten. Ich versuche im Kopf ein paar Sätze zu formen, die ich dann mit überzeugender Stimmer vorbringen kann. Plötzlich habe ich Probleme alles in Worte zu fassen. Dana, an dem Morgen, an dem du mir deine Liebe gestanden hast, da... Nein! Gott! Lass dir was Gescheites einfallen. „Dana! Seit ich dir damals in Oregon die Geschichte meiner Schwester erzählt habe, bist du der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich vertraue dir blind und lange Jahre warst du meine einzige und beste Freundin. Das hat sich aber geändert. Ich weiß nicht genau wann, aber irgendwann haben sich meine Gefühle für dich geändert. Ich habe angefangen zu verzweifeln und bin abends durch D.C. gebraust nur um dich zu vergessen. Deine Augen, dein Gesicht, deine Lippen....“ Für einen Augenblick halte ich inne und sehe sie zärtlich an. Ich kann ihren Blick nur schwer deuten. In ihm ist Angst, Verzweiflung, Schmerz und Wut. Und noch etwas, das ich nicht einordnen kann. Schließlich fahre ich fort: „An einem dieser Abende ging ich in eine Bar und lies mich voll laufen. Dabei machte ich die Bekanntschaft einer jungen Frau.“ Ihr Blick schweift ab und ich sehe, dass sie ihre Tränen kaum noch zurückhalten kann. „Sie hieß Brandy und ich kann mich an nicht viel von diesem Abend erinnern. Nur an den Morgen danach. Ich bin aufgewacht und sie lag neben mir im Bett. Ich wusste nicht mal ihren Nachnamen. Dann standst du vor der Tür und hast mir etwas gesagt, das mir den Atem raubte. Du sagtest: Ich liebe dich! Nie hätte ich erwartet, dass du so für mich empfindest.“ Einen Augenblick zögere ich und füge schließlich leise hinzu: „ Nie hätte ich erwartet, dass du meine Gefühle erwiderst.“ Dieser Satz schlägt ein. Sie reißt ihren Kopf herum und sieht mich ungläubig an. Yap, Fox, du hast sie! SIEG! Ich lächle sie an und rede weiter: „Ich wollte alle Missverständnisse klären, doch du warst fort.“ In meinen Augen steht plötzlich wieder Schmerz, als ich an die schreckliche Zeit zurückdenke. „Weg! Einfach weg! Niemand sagte mir, wo du bist. Ich wäre fast gestorben. Es war eine grausame, einsame Zeit ohne dich. So viel, was ich sagen wollte und nicht konnte. Dann eines Nachts riefst du mich an und ich bin vor lauter Freude über meinen Nachttisch gefallen und hab das Telefon zertrümmert.“ Bei diesem Gedanken muss ich lachen. Es war so lächerlich. Auch Scullys Mundwinkel zucken. „Gott, Dana, dabei will ich dir doch nur schon seit einer Ewigkeit sagen, dass ich dich liebe. Dana, ICH LIEBE DICH! Ich brauche dich wie die Luft zum Atmen. Du bist meine große Liebe, meine beste Freundin, meine Vertraute, meine Konstante und der einzige Mensch, den ich auf der Welt habe. Ich will dich nicht verlieren. Ich will dich NIE wieder verlieren. Ich würde es nicht ertragen!“ Hiermit endet mein kleiner Vortrag und ich wische eine Träne weg, die meine Wange herunter läuft. Scully sieht mich an und lächelt. Sie lächelt ein warmes Lächeln und ihre Augen strahlen, als sie auf mich zukommt. Erst langsam, dann immer schneller, bis sie in meinen Armen liegt und sich fest an mich drückt. Tief atme ich den Duft ihres Haares ein und halte sie fest. So stehen wir lange da, bis sie zu mir aufsieht und sich meine Lippen den ihren nähren. Wir verschmelzen in einem langen, leidenschaftlich Kuss. Er scheint Ewigkeiten zu dauern und in ihm liegen alle aufgestauten Emotionen, alle Verschmähungen und alle Sehnsüchte, die wir so lange empfunden haben. Als sich unsere Lippen lösen, haucht sie „Ich liebe dich!“ und ich erwidere es mit einem weiteren Kuss. Wir sind füreinander bestimmt. Auch wenn das Schicksal uns viele Streiche gespielt hat, wir gehören zusammen. Für immer!



Ende
AUFWACHEN! Ihr könnt die Augen wieder öffnen, alles vorbei. Ich weiß, die Story ist schnulzig ohne Ende, aber ich musste sie jetzt einfach mal schreiben. Ich hoffe, sie hat euch wenigstens ein bisschen gefallen. Schreibt mir FEEDBACK! Reißt mir den Kopf ab, weil ich diesen Mist geschrieben habe oder was weiß ich, aber schreibt mir, wie ihr die Story fandet und ob ich noch eine schreiben oder es bei dieser einen belassen soll. Jane_Doe_002@yahoo.de
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