World of X

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Sag doch!

von Netty

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Salt Lake City, Utah!



Eine Versetzung! Sie wollte sich tatsächlich versetzen lassen. Vielleicht sogar kündigen? Sie konnte mir keine Gründe nennen. Bin ich etwa der Grund?



Was habe ich falsch gemacht, dass sie mich nach so langer Zeit nun doch verlassen will? Ich weiß, dass meine Motive nicht unbedingt die reinsten waren. Motive? Was bin ich, ein Verbrecher? Ja, ich denke, das bin ich.



Ich habe mit ihr geschlafen, um ihren Körper zu besitzen, um sie an mich zu fesseln. Doch ich tat es nicht nur deswegen, ich liebe sie! Aber ich denke, ich hätte mich wohl niemals getraut, es ihr zu gestehen, wenn sie mir nicht gesagt hätte, dass sie kündigen wird.



Doch nun ist sie ja hier. Ein Lächeln zaubert sich auf meine Lippen und ich strecke meinen Arm aus, um sie zu umschlingen, ich möchte sie nie wieder gehen lassen. Meine Hand greift ins Leere.



Meine Augen fliegen auf. Nur noch eine verlassene Stelle - dort, wo noch vor kurzem ihr wunderschöner Körper gelegen hat. Meine Hand streicht über das Laken. Kalt! Wie lange ist sie schon weg?



Ich springe fast aus meinem Bett. Ihre Sachen liegen nicht mehr auf dem Boden verstreut. Vielleicht hat sie sich ja einfach nur angezogen und sitzt jetzt mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf meinem Sofa.



Jedoch weiß ich, dass das nicht der Fall sein wird. Denn ich kann nämlich weder Kaffee riechen noch höre ich die unmissverständlichen Geräusche, die ein Mensch unweigerlich macht, wenn er wach ist. Trotzdem betrete ich voller Hoffnung mein Wohnzimmer. Leer! So leer, wie schon das Bett neben mir war.



Sie ist weg! Gegangen! Sie hat mich verlassen!



Ich sprinte fast in die Küche, nur um auch hier die kalte Leere vorzufinden, die meine ganze Wohnung zu umschließen scheint. Sie ist gegangen und hat jegliche Wärme aus meinem Leben mit sich genommen.



Auch im Badezimmer ist sie nicht. Als ich gehen will, sticht mir ein Leuchten ins Auge. Auf dem Rand des Waschbeckens sehe ich meinen Rasierer, der im Schein des einfallenden Sonnenlichts schimmert. Aber ich habe ihn nicht dort hingelegt. Als ich näher komme, erkenne ich die Tropfen roten Blutes, die sich deutlich von dem schneeweißen Marmor hervorheben.



Sie hat sich an meinem Rasierer geschnitten. Ist das ein Zeichen? Ein Omen dafür, dass ich ihren Körper genauso verletzen würde wie dieser Rasierer? Werde ich sie schneiden, mit allem was ich tue?



Ich möchte sie doch nicht verletzen, das wollte ich nie! Aber ich kann einfach nicht ohne sie leben. Wie lebt man ohne Atem? Sie ist mein Lebenshauch und nun ist sie fort. Ist es meine Schuld? Hat sie durchschaut, wer ich bin - was ich wirklich bin? Ich bin ein Verlierer. Und nun will sie so weit weg von mir, wie es geht.



Ich kann es ihr nicht verübeln. Es ist besser für sie, von mir getrennt zu sein. Was habe ich aus ihrem Leben gemacht? Als sie zu mir kam, war sie eine junge, kerngesunde und wissbegierige Agentin. Und was ist sie nun? Eine Frau, die so viel Schmerz erleiden musste, die sogar gegen den Krebs und die Trauer ankämpfte, sowohl ihren Vater als auch ihre Schwester verloren zu haben.



Doch trotzdem schreit etwas in mir nach ihrer Nähe. Ich brauche sie, um ein vollständiger Mensch zu sein. Sie ist so rein; trotz allem, was ihr widerfahren ist, ist sie noch immer ein guter Mensch. Sie ist meine Seele, mein Gewissen!



Ich kann sie nicht gehen lassen!



Systematisch beginne ich, meine Wohnung nach meinen Schlüsseln zu durchforsten. Ich werde zu ihr fahren, sie in meine Arme schließen und nie mehr loslassen, denn solange ich sie festhalte, kann sie mich nicht verlassen.



Auf dem Tisch vor meiner Couch werde ich schließlich fündig. Ich will sie schon in die Tasche meiner Jacke, die über der Lehne meines Stuhls liegt, stecken, doch da bemerke ich plötzlich, dass ich noch immer so bin, wie Gott mich schuf. Gott? Kann es denn einen Gott geben, der mir das Liebste nimmt, was ich habe? Ich glaube nicht an Gott. Das tat ich nur, weil sie es tat, aber sie ist nicht mehr hier.



Irgendetwas bewegt mich dazu, mir mein Schlüsselbund genauer anzusehen. Ein Schock breitet sich in all meinen Gliedern aus, als ich feststelle, dass sich meine grausame Vorahnung bestätigt. Ihr Schlüssel ist weg!



Könnte ich ihn verloren haben? Ein Teil von mir möchte das zwar glauben, aber ich weiß, dass sie ihn hat. Sie hat ihn mitgenommen und mich somit jeder Möglichkeit beraubt, ihr Herz zurückzugewinnen. Ich brauche ihr Herz, denn sie besitzt meines!





Ende
Sag doch! Von Rosenstolz Bleib doch! Lass mich deine Wärme spüren. Geh nicht! Will dich noch einmal berühren. Lass mich noch schlafen und träumen von dir, Will nicht erwachend allein sein mit mir. Waren doch gemeinsam schwach, Lagen miteinander wach. Wo ist unsere Sehnsucht hin? Sag doch! Hab ich diese Welt zerstört? Nicht genügend zugehört? Oftmals nur an mich gedacht. Sag doch! Glaub mir! Könnte ich die Zeit verdrehen. Weiß ich! Vieles wäre nicht geschehen. Hilf mir und zeig mir die Brücke zu dir. Fall in die Tiefe. ertrinke an dir. Waren doch gemeinsam schwach, Lagen miteinander wach. Wo ist unsere Sehnsucht hin? Sag doch! Hab ich diese Welt zerstört? Nicht genügend zugehört? Oftmals nur an mich gedacht. Sag doch!
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