World of X

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After that, everything will change

von Nina

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Jetzt sitze ich hier neben Agent Doggett im Flugzeug. Ich hatte nur das Allernötigste mit ihm gesprochen, seit wir das Krankenhaus verlassen haben. Seine bloße Anwesenheit macht mich schon wieder darauf aufmerksam, dass ich mich bei ihm entschuldigen musste, entschuldigen dafür, dass ich ihm nicht gesagt habe, wohin ich gehe und was für einen Fall ich bearbeite. Das Entschuldigen war eine Anordnung von Skinner- er hatte sie zwar nicht offensichtlich ausgesprochen, aber trotzdem mehr als deutlich gemacht, dass ICH mich zu entschuldigen hätte. Wahrscheinlich hält er sich jetzt für meinen Helden, der mich retten musste. Okay, ich bin ihm dankbar, dass er mich gerettet hat, sonst wäre ich jetzt tot, dennoch stört mich die Tatsache, dass er derjenige war, der mich gerettet hat. Wo bist du Mulder? Sonst hast immer du mich gerettet und beschützt, warum konnte ich nicht das gleiche für dich tun?

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht gemerkt hatte das Doggett etwas gesagt hatte.



„Was haben Sie gesagt?“

Er schaute mich kurz irritiert an: "Ich habe gefragt, wie es Ihnen geht?"

„Mir geht es gut!“, antwortete ich so kalt wie es nur ging. Ich wollte meine Ruhe haben, nicht weiter gestört werden.



Ich stellte mich schlafend, erst als die Aufforderung zum Anschnallen kam, „wachte“ ich wieder auf.



Doggett hatte anscheinend gemerkt, dass ich in Ruhe gelassen werden wollte, er fragte mich nichts mehr.

Ich hatte mein Auto am Flughafen abgestellt, was bedeutete, dass ich nicht mit Doggett heimfahren musste. Ich verabschiedete mich mit einem kurzen „Auf Wiedersehen“ und ging davon ohne auf eine Antwort zu warten.



Ich fuhr nach Hause und verfluchte jede Ampel, die rot war. Ich wollte nur nach Hause. Zuhause, was ist das eigentlich? Sollte man sich dort nicht sicher und geborgen fühlen? Spätestens seit Donnie Pfaster wusste ich, dass ich niemals sicher sein würde, nicht so lange ich an den X-Akten arbeitete.

Und trotzdem wollte ich im Moment nur nach Hause, ein entspannendes Bad nehmen und die letzten Tage einfach vergessen, vergessen, dass ich dem Tod wieder sehr nahe war.

Ich hatte mich und das Baby in Gefahr gebracht und in dem Moment als mir klar wurde, dass sie mir dieses „Ding“ einpflanzen wollten, hatte ich schreckliche Angst. Angst um das Baby. Ich habe keine Ahnung was das war, aber mittlerweile will ich es auch nicht mehr wissen. Wäre Doggett nicht gekommen, hätte es mich umgebracht, so wie es die anderen umgebracht hatte.



Ich parkte mein Auto. Stieg aus. Blickte hoch zu meinen Fenstern, sie waren dunkel. Kein warmes Licht erleuchtete sie, so wie manche anderen Fenster. Sie wirkten düster, einsam. Einsam so wie ich. Halt, nicht einsam, verlassen. Schließlich würde ich die nächste Zeit ganz sicher nirgendwo allein sein, mein Baby war immer da.



Ich ging in meine Wohnung und legte zu aller erst meine Sachen ab. Ich ging ins Bad und ließ die Wanne mit schönem, warmen Wasser volllaufen, dazu schüttete ich noch reichlich Badeöl dazu. Genau das brauche ich jetzt um mich zu entspannen. Aus dem Wohnzimmer holte ich noch ein paar Duftkerzen, sie dufteten nach Rosen. Ich stellte sie alle ins Bad und legte mir alles zurecht, schön ordentlich, alles an seinem Platz. Wie immer. Dann zog ich mich aus. Ohne Eile, jetzt hatte ich ja Zeit. Das Telefon hatte ich auf stumm geschaltet, egal wer anrief, es konnte warten. Vollkommen nackt stand ich jetzt vor dem Spiegel, betrachtete mich. Zuerst begutachtete ich die Wunde an meinem Nacken, möglicherweise würde eine kleine Narbe zurückbleiben. Dann wanderte mein Blick weiter zu meinem Bauch, noch war nichts zu sehen, eine ganz kleine Wölbung, die man nur dann sah, wenn man genau hinsah und wusste, dass ich schwanger war. Bis jetzt wussten es nur Skinner und meine Mutter, vorerst wollte ich das auch nicht ändern, ich sah keinen Grund dazu. Doggett würde nur Fragen stellen und mich wie Porzellan behandeln, außerdem konnte ich weitere Gerüchte um mich und Mulder nicht gebrauchen. Und die würden zweifellos kommen, wenn jemand erfahren würde, dass ich schwanger bin. Nun ja, allzu lange, konnte ich es wohl auch nicht mehr geheim halten, spätestens in zwei bis drei Monaten, würde es sich nicht mehr verstecken lassen.



Doch darüber wollte ich mir jetzt, in diesem Moment, keine Sorgen machen. Ich wollte mich entspannen und solche Gedanken trugen bestimmt nicht dazu bei.



Ich drehte das Wasser ab, die Wanne war voll. Ich zündete die Kerzen an, die ich zuvor auf den Rand der Badewanne gestellt hatte. Langsam ließ ich mich in die Wanne gleiten, sofort wurde ich von angenehmen warmen Wasser umhüllt.



Das Licht hatte ich ausgemacht, so dass nur das Licht der Kerzen den Raum erhellte. Es war ein angenehmes Licht, so warm und irgendwie auch beruhigend.



Wieder musste ich an Mulder denken, er fehlte mir. Wo bist du Mulder? Warum bist du gegangen? Und warum konnte ich es nicht verhindern?





Jeden Tag, denke ich darüber nach,
ob es meine Schuld war,
dass du nicht mehr da bist!

Am Anfang, war ich mir
dessen sicher.
Aber jetzt ist mir jedoch klar geworden,
dass ich immer versucht habe,
dir eine gute Freundin zu sein.

Ich weiß, dass das nicht
immer geklappt hat,
aber dennoch die meiste Zeit.

Du hast mir das auch mehr
als einmal klargemacht.
Wir waren die besten Freunde.
Jeder Zeit bereit, dem
anderen zu helfen.

Jetzt bist du nicht mehr da
und erst jetzt weiß ich,
was ich an dir hatte!
Ich kann nun mit niemanden mehr reden.

Und mir fehlt die Zeit mit dir.
Kannst du mir bitte sagen,
warum du gehen musstest?
Warum nur? Wieso ausgerechnet du?







Was würdest du über meinen neuen Partner Doggett denken? Er ist so ganz anders als du Mulder. Wärst du da, würde er dich bestimmt an mich erinnern, ganz am Anfang als ich dir zugeteilt wurde. Als ich noch alles wissenschaftlich erklären wollte, alles streng logisch betrachtete. Doggett ist genauso, er glaubt nicht an diese paranormalen Dinge wie du, Mulder. Ich tue es mittlerweile. Es ist als hätte ich deinen Platz des Gläubigen eingenommen, Doggett den meinen als Skeptiker. Ich könnte mir vorstellen, dass du, wärest du hier, dich nicht sonderlich gut mit Doggett verstehen würdest. Er ist der typische FBI Agent, absolut pflichtbewusst, genau wie ich damals, als ich dir zugeteilt wurde. Damals sollte ich dich bespitzeln, ich glaube Doggett hat die selbe Aufgabe bei mir. Ich mache ihm das Leben ziemlich schwer, bin abweisend, ich will nicht ihn als Partner. Mulder, du bist mein einziger Partner. Du wirst immer mein Partner bleiben. Doggett wird dich niemals ersetzen, auch nicht, wenn du niemals zurückkehren solltest.



Ich konnte es nicht verhindern, ich musste einfach immer an Mulder denken, ich sprach in Gedanken mit ihm, fragte mich, was er tun würde, was er zu meiner Schwangerschaft gesagt hätte. Ich kann nur hoffen, dass ich es erfahren werde, dann, wenn er wieder da ist, wenn DIE ihn zurückbringen.

Ich versuchte jetzt alle Gedanken abzuschalten, konzentrierte mich nur auf das wohltuende Wasser um mich herum, den rosigen Duft, der von den Kerzen verbreitet wurde und auf die Ruhe.



Ich weiß nicht wie lange ich einfach dagelegen bin und an so ziemlich nichts gedacht habe, aber das Wasser wurde langsam etwas kühl und so beschloss ich, dass es besser wäre aus der Wanne zu steigen.

Ich trocknete mich ab, zog mir ein hellblaues Nachthemd aus Seide an, putzte mir die Zähne und machte mich auf den Weg ins Bett. Hunger hatte ich keinen, ich hatte im Flugzeug etwas gegessen. Gegenüber dem Essen im Flugzeug, war das Krankenhausessen geradezu ein Festmahl gewesen. Im Flugzeug war immer alles Tiefkühlkost mäßig, manchmal waren die Brötchen, die man serviert bekam, sogar noch kalt.

Nichtsdestotrotz, zog ich das Essen meiner Mutter jedoch allem anderen vor. Bei ihr schmeckte es einfach am Besten.



Ich ging ins Bett, hatte ich doch morgen einen langen Arbeitstag vor mir, wahrscheinlich mussten wir zwar nur den Papierkram des letzten Falles bearbeiten, doch selbst das war sehr anstrengend, besonders bei dieser Hitze.

Es hatte aber doch Vorteile das Büro im Keller zu haben.



Ich kuschelte mich in mein Bett, legte meine Hand schützend auf meinen Bauch, und flüsterte ein leises „Schlaf schön“. Es war eine Art Ritual geworden, seit ich erfahren hatte, dass ich schwanger bin. Genauso war es ein Ritual, dass scheinbar mein letzter Gedanke Mulder galt.

Ich schlief ein, ich träumte, träumte von Mulder.



Er lag auf einem kalten Operationstisch, die Hände und Füße gefesselt, nur mit einem Tuch bedeckt. Schmerz stand in seinen Augen, Narben waren auf seinem unbedeckten Oberkörper zu sehen. Er machte den Mund auf, um zu schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Dann versuchte er es noch mal, das Einzige, was er schrie, war „SCULLY!“. Ich wollte ihm helfen, ihn beruhigen, ihn beschützen, aber ich konnte mich nicht bewegen, konnte nur zusehen, zusehen wie er weitergequält wurde.



Mit einen „NEIN!“ saß ich aufrecht im Bett, schweiß ran meine Schläfen hinab, mein Herz pochte, ich atmete heftig, zu sehr erinnerte mich dieser Traum an die vagen Erinnerungen meiner eigenen Entführung. Musste Mulder das gleiche durchmachen wie ich? Warum konnte ich ihm nicht helfen?

Ich warf einen Blick auf meinen Wecker. 5.07 Uhr zeigten die roten Ziffern. Eigentlich zu früh um aufzustehen, doch würde ich diese Nacht keinen Schlaf mehr finden.

Müde rieb ich mir über die Augen, ich träumte fast jede Nacht etwas von Mulder, aber noch nie war es so schlimm, so intensiv, gewesen.

Langsam stand ich auf, schließlich brauchte ich mich ja nicht zu beeilen. Zuerst wollte ich mir einen Tee machen, ich brauchte jetzt etwas, das mich von Innen heraus wärmen würde. Also kochte ich mir eine Kanne Kamillentee, vielleicht würde er mich sogar etwas ruhiger werden lassen.

Gemächlich setzte ich mich aufs Sofa, ich hatte eine meiner CDs eingelegt, so dass jetzt eine ruhige, sanfte Stimme sang. Halb liegend, halb sitzend machte ich es mir auf der Couch bequem, die Tasse mit dem dampfenden Tee in der Hand.

Wieder schweiften meine Gedanken ab, diesmal zu Skinner, er war der einzige im FBI, der mein kleines Geheimnis kannte. Er hatte seine Kariere für mich aufs Spiel gesetzt und für Mulder.



Meine Tasse Tee war leer, sodass ich aufstand und alles in die Spüle räumte. Langsam sollte ich mich mal fertig machen, sonst kam ich womöglich noch zu spät, obwohl ich schon so früh wach gewesen war.



Ich holte meine Kleidung, die ich heute anziehen wollte und machte mich damit auf den Weg ins Bad.

Ich zog mich an, doch zuvor hatte ich mich wieder im Spiegel gemustert, als hätte ich erwartet, dass mein Bauch über Nacht gewachsen war. Machen das alle schwangeren Frauen?

Jetzt war ich angezogen und fing an mich zu schminken, ich schaute in den Spiegel.





Die Frau mir gegenüber steht reglos da.
Ihre Augen wirken traurig und leer.
Früher konnte man sie lachen sehen.
Sie steht reglos da,
ihre Haut ist blass.
Sie schaut mich an und plötzlich,
rinnt eine Träne über ihre Wange.
Ich strecke meine Hand nach ihr aus,
um sie zu trösten.
Doch das einzige, was ich berühre,
ist ein kalter Spiegel...







Als alles fertig war, ging ich in die Küche und frühstückte. Ich aß nur ein Brot, ich hatte eigentlich gar keinen Hunger, aber ich musste was essen, für das Baby.

Nachdem ich aufgeräumt hatte, nahm ich meinen Ausweis und meine Waffe und machte mich auf den Weg zum Auto. Ich fuhr ins Büro. Und wieder einmal geriet ich dabei in einen Stau, jeden Morgen das gleiche!

Endlich angekommen und ein wenig gestresst, ging ich in den Keller zum Büro. Doggett würde wahrscheinlich schon da sein, seinen Bericht schreibend.

Ich trat ein und tatsächlich, ich hatte Recht, Doggett war schon da, verfasste seinen Bericht.

„Guten Morgen“, sagte ich etwas mürrisch.

„Morgen“, kam es zurück, allerdings freundlicher.



Ich setzte mich in Mulders Sessel, gegenüber Doggett, da er noch keinen eigenen Schreibtisch hatte.

„Geht’s Ihnen gut?“, fragte er, wahrscheinlich hatte er die Augenringe bemerkt, ich hatte sie wohl doch nicht so gut überschminkt, wie ich dachte.

„Mir geht es gut“, antwortete ich, so wie ich auch Mulder immer diese Antwort gegeben hatte. Ich vertraute Doggett noch nicht, er musste sich das Vertrauen erst verdienen, vielleicht würde ich ihm dann sagen, wie es mir geht. Plötzlich erkannte ich, dass ich auch Mulder nie gesagt hatte wie es mir wirklich ging, nur in sehr wenigen Momenten.

Hatte ich Mulder doch nicht so vertraut, wie ich es die ganze Zeit annahm?


ENDE
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